Dritter Präsident Rosenmaier: Zum Wort gelangt Herr Abgeordneter Ing. Hofbauer.
Abg. Ing. Hofbauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Landtag!
Die heute hier vorliegenden Anträge zum Bereich Atomenergie sind, auch wenn es von meinen Vorrednern manches Mal anders darzustellen versucht wurde, die logische Fortsetzung der Anti-Atompolitik der Österreichischen Volkspartei. Ich darf Ihnen in Erinnerung rufen: 1976 war es die klare Positionierung der ÖVP, gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf aufzutreten. Wir haben in der Folge vor Fertigstellung des Atomkraftwerkes Temelin uns auch klar gegen die Inbetriebnahme dieses Atomkraftwerkes ausgesprochen.
Und ich möchte den Grünen, ich habe das schon einmal gemacht, hier von diesem Platz aus noch einmal in das Stammbuch schreiben: In Tschechien waren 60 Prozent der Bevölkerung gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Temelin. Und es hat in Tschechien einen Meinungsschwenk gegeben zu 60 Prozent für die Atomenergie. Dieser Meinungsschwenk ist dadurch zustande gekommen, dass sich die Grünen Österreichs – und da sind sicherlich auch die Grünen aus Niederösterreich mit dabei gewesen – mit Grenzblockaden und anderen populistischen Aktionen so weit eingemischt haben, dass in Tschechien der Nationalismus wieder Oberhand bekommen hat und plötzlich in Tschechien eine klare Mehrheit für die Atomkraft war. Und mit dieser Grundlage der damalige sozialdemokratische Ministerpräsident Tschechiens, Zeman, diese Anlage in Betrieb genommen hat.
Und ich erinnere auch daran, dass wir auf allen Ebenen versuchen, das Atommüllendlager nicht in Grenznähe zu haben oder überhaupt wegzubringen. Das wird uns aber nicht damit gelingen, dass wir noch fünf populistische Anträge und Resolutionen schicken, ob das jetzt von den Freiheitlichen oder von den Grünen kommt, sondern das wird nur
möglich sein, wenn wir die grenzüberschreitenden Kontakte nützen und den Tschechen selbst vermitteln, wie gefährlich dieses Lager sein kann.
Und wenn hier der Herr Abgeordnete und Klubobmann Waldhäusl von sich aus behauptet, dass wir die grenzüberschreitenden Kontakte nützen sollten, dann frage ich die Freiheitlichen schon sehr klar: Man hat sich aus den überregionalen Organisationen wie der Europaplattform Waldviertel verabschiedet. In diesen Gremien wird mit den Tschechen sehr intensiv verhandelt. Damit wollt ihr Freiheitliche nichts zu tun haben? (Abg. Waldhäusl: Das ist ja für nichts!)
Ihr stellt euch populistisch hier her, schimpft alle Nachbarländer und wollt gleichzeitig eine gute Gesprächsbasis. Das ist freiheitlicher Populismus. (Beifall bei der ÖVP. – Unruhe bei der FPÖ.)
Ich habe heute sehr aufmerksam auch meinem Kollegen Antoni zugehört. Das war fast eine Vorlesung eines Geologieprofessors. Nur, am Schluss war mir nicht klar, bist jetzt für ein Atommülllager oder bist du dagegen? Du hast uns erklärt, es geht nicht im Granit, es geht nicht im Salzstollen, heraußen soll es auch nicht sein. Da bin ich auch deiner Meinung, weil wenn die abgebrannten Atomstäbe derzeit in der Halle in Temelin lagern, dann kann es bei Kühlproblemen sicherlich genauso ausschauen wie in Fukushima. Eine klare Aussage habe ich nicht gehört.
Ob uns eine Unterschriftenaktion jetzt helfen wird oder ob die Aussage von Herrn Dr. Leitner, dass man halt hier nicht das Florianiprinzip anwenden kann, ob uns das in dieser kritischen Phase helfen wird, das frage ich mich.
Wir haben als Österreichische Volkspartei so konsequent wie wir gegen die Atomkraft sind, uns auch klar für die Erneuerbaren Energien ausgesprochen. Und wir können stolz darauf sein, dass wir heute in Niederösterreich 90 Prozent des Strombedarfes aus Erneuerbarer Energie beziehen. Wir liegen hier österreichweit und auch im Bereich der EU im Spitzenfeld. Und das Ziel, 2015 100 Prozent des Strombedarfes aus Erneuerbarer Energie zu gewinnen, ist erreichbar und wird sicherlich auch in dieser Zeit umsetzbar sein.
Notwendig um diesen Strombedarf auch abdecken zu können ist es, dass wir auch versuchen, das Bewusstsein in Richtung Strom sparen noch weiter zu verstärken. Und hier gibt es klare Aussagen, dass es möglich ist, bis zu 50 Prozent des Strombedarfes einzusparen.
Ich darf um diesem Einsparungspotenzial auch den notwendigen Rückhalt zu geben, folgenden Zusatzantrag einbringen (liest:)
„Zusatzantrag
der Abgeordneten Ing. Hofbauer, Mag. Leichtfried, Sulzberger, Mag. Schneeberger, Dr. Michalitsch, Mag. Hackl, Hauer und Ing. Schulz zum Antrag gemäß § 34 LGO der Abgeordneten Ing. Rennhofer, Findeis und Waldhäusl betreffend mehr Energie-Effizienz und Ausbau der Erneuerbaren Energie, LT-808/A-3/59 betreffend Energieeffizienz in Haushalten – Stopp den Stromfressern.
Der Stromverbrauch in Niederösterreich ist in den vergangenen 20 Jahren um fasst 40 % auf aktuell mehr als 10.200 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr gestiegen.
Kontinuierlich nimmt der Bedarf um knapp 2 % (rund 200 GWh) pro Jahr zu. Um der wachsenden Nachfrage in Niederösterreich nachzukommen, müsste jedes Jahr zumindest ein neuer Windpark mit 40 Windrädern in Betrieb gehen. Die Entwicklung beim Strom-Bedarf ist nicht zukunftsfähig und daher mit dem „Energiefahrplan Niederösterreichs“ unvereinbar.
Um die ambitionierten Energie- und Klimaziele des Landes erreichen zu können, muss die Eindämmung des Strom-Mehrverbrauchs sichergestellt werden. Im Bereich der Haushalte wurde bezüglich Energieeffizienz schon viel erreicht. Zu erwähnen sind die vorbildlichen Gerätetausch-Aktionen durch das Umweltforum Haushalt (UFH) in den vergangenen Jahren.
Nichtsdestotrotz schlummert großes Potenzial bei den privaten Elektrogeräten. Berechnungen zeigen, dass der flächendeckende Umstieg auf Elektrogeräte der höchsten Effizienzklasse den Stromverbrauch um mehr als 7 % verringern würde. Diese Maßnahme könnte in Niederösterreich zu einer Reduktion des Strombedarfs um rund 700 GWh pro Jahr führen. Für die Haushalte ergibt das ein Spar-Potenzial bei den Stromkosten von insgesamt mehr als 100 Mio. Euro pro Jahr.
Die Gefertigten stellen daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, sich bei der Bundesregierung unverzüglich und mit Nachdruck dafür einzusetzen, dass:
• Ausschließlich Elektrogeräte mit den besten Effizienzklassen in Verkehr gebracht werden dürfen;
• ausschließlich Elektrogeräte in Verkehr gebracht werden dürfen, die weniger als1 Watt Stand-by-Verlust oder keine Stand-by-Funktion haben;
• eine groß angelegte Gerätetausch-Aktion durch das Umweltforum Haushalt (UFH) gestartet wird – mit Anreizen für den Ankauf effizienter Geräte und die verpflichtende Entsorgung alter Elektrogeräte.
Falls notwendig, wird die Bundesregierung ersucht, sich auf europäischer Ebene für diese Maßnahmen einzusetzen.“
Ich glaube, mit diesem Antrag kann es gelingen, weiter Strom einzusparen und auf der anderen Seite die Alternativen auszubauen. Und ich möchte hier nur ganz wenige Beispiele bringen: Photovoltaik. Wir haben bereits 8.000 Projekte abgeschlossen, 2.700 neue Anträge sind eingebracht. Das heißt, wir werden im heurigen Jahr 10.000 Photovoltaik-Anlagen in Niederösterreich haben. Das ist wesentlich mehr als alle anderen Bundesländer gemeinsam.
Wie schaut’s im Bundesland Wien aus? Nicht einmal 100 Anlagen! Oder wenn ich Salzburg hernehme mit 800, oder das Burgenland mit 500 Anlagen. Die Initiativen, die gesetzt wurden bei den Elektromobilen in den beiden Modellregionen, Wachau und jetzt bei der Landesausstellung in Carnuntum, sind weitere Beispiele dafür, dass wir die Bevölkerung einbinden und sie heranführen an die Notwendigkeit, mehr Energie einzusparen und mit Energie sorgsamer umzugehen.
Wir haben im Vorjahr mit öffentlichen Verkehrsmodellen, mit dem Buskonzept Waldviertel den Bewohnern ein neues Angebot, ein attraktives Angebot gemacht um umzusteigen auf den öffentlichen Verkehr. Wir bauen Kleinkraftwerke aus. Wir wollen die Wasserkraft weiter nutzen und wir werden auch mehr Windkrafträder noch brauchen. Ich hoffe, dass alle jene politischen Fraktionen, die heute hier vom Rednerpult aus verlangt haben, dass wir uns mehr in die Erneuerbare Energie begeben, dass die das auch gemeinsam mittragen.
Zum Atommülllager an der Grenze aus meiner Sicht noch ein paar Anmerkungen: Es wird notwendig sein, dass wir hier den bilateralen Kontakt – das wurde heute auch schon ausgesprochen – nützen.
Ich freue mich daher, dass unser Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll bei seinem kürzlichen Besuch mit dem südmährischen Kreishauptmann Hašek dieses Thema klar angesprochen hat. Soweit mir bekannt ist, ist Hašek der Vorsitzende der tschechischen Sozialdemokraten.
Ich habe in den letzten Wochen keine Gesprächsnotiz gelesen, dass Herr Leitner mit dem Herrn Hašek Kontakt gehalten hätte. Ich werde nächste Woche bei meinen grenzüberschreitenden Kontakten in Budweis sein und werde meinen Freunden meinen Standpunkt weiter darbringen.
Ich habe auch noch wenig gehört, dass der Herr Bundeskanzler Faymann mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Nečas Kontakte gehabt hat. Ich hoffe, dass es hier auf sozialdemokratischer Ebene auch die Kontakte gibt. Schließlich und endlich sind derzeit alle tschechischen Kreishauptleute Vertreter der tschechischen sozialdemokratischen Partei. Daher müsste es möglich sein, hier sehr enge Kontakte zu knüpfen. Weniger mit Unterschriftenaktion als mit tatsächlicher Umsetzung. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir als Vertreter der Österreichischen Volkspartei nehmen unsere Verantwortung wahr. Und daher führt das Land Niederösterreich in Zusammenarbeit mit dem Zivilschutzverband, mit der Bezirkshauptmannschaft, mit der Freiwilligen Feuerwehr, mit dem Roten Kreuz und vielen anderen Organisationen heute und morgen in Gmünd eine Katastrophenschutzübung durch. Eine Übung, die es in der Form vor einigen Jahren schon einmal gegeben hat.
Die Übung ist seit etwa einem Jahr vorbereitet. Auf Grund der hohen Aktualität durch Fukushima wird es dieses Mal an dieser Übung Beobachter geben, die aus der Bundesrepublik Deutschland, aus vielen österreichischen Bundesländern und anderen europäischen Ländern kommen. Wir werden hier Übungen durchführen, die uns in einem möglichen Katastrophenfall auch bereits die Chance geben, gezielt, richtig und konsequent vorzugehen. Die Informationssysteme mit Tschechien funktionieren. Ich hoffe, dass das bei dieser Übung auch entsprechend bestätigt werden kann.
Mit diesem Antrag werden wir auch mit voller Konsequenz in Europa dafür eintreten, dass es zu einem sukzessiven Ausstieg aus der Atomenergie kommt. Dass es die Stresstests gibt. Dass es einen Prioritätenplan für die Stilllegung und insbesondere klare Haftungsregelungen für die AKW-Betreiber gibt.
Und letztendlich auch klare, auf modernsten Erkenntnissen aufbauende Regelungen für mögliche Atomlager. In Niederösterreich haben wir die Energiewende geschafft und sind auf dem Weg dorthin. Ich hoffe, dass uns der Bund bei unseren Vorstellungen mit dem Ökostromgesetz die notwendige Hilfestellung gibt und dass wir hier auch unseren Weg weiter fortsetzen können.
Bevor ich schließe, möchte ich noch auf die Resolutionsanträge eingehen, die hier eingebracht wurden. Der Kollege Leichtfried hat den Antrag eingebracht „Weg von der Atomkraft – hin zur Forcierung erneuerbarer Energiequellen“. Ich möchte auf die Begründung weniger eingehen sondern nur auf die Anträge, die hier gestellt wurden, vermehrt atomfreien Ökostrom in Niederösterreich einzusetzen. Herr Klubobmann, ich habe in meiner Rede bereits ausgeführt, wie vielfältig der Einsatz des Ökostroms in Niederösterreich ist. Wir haben 65.000 Solaranlagen. Wir haben aktuell knapp 10.000 Photovoltaikanlagen, 540 Biomasse Nahwärme- und Kraftwärmekopplungen. Wir haben 500 Kleinwasserkraftwerke und wir haben 348 Windkraftanlagen, die bereits 11 Prozent des Strombedarfes decken und 84 Biogasanlagen. Und dass wir auch in Zukunft die öffentlichen Gebäude entsprechend ausstatten wollen, ist im Antrag bereits begründet. Daher finde ich nicht notwendig, dass wir diesem Antrag die Zustimmung geben.
Und ein weiterer Punkt: Die Vertreter im EVN-Aufsichtsrat sollen aufgefordert werden, sich einzubringen, dass der Gewinn oder die Ertragssituation dazu genützt wird um den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energie umzusetzen. Wir haben mit einer Kapitalerhöhung von 800 Millionen Euro die Grundlage dafür geschaffen, dass die EVN sehr umfassende Baumaßnahmen setzen kann im Bereich Erneuerbarer Energie.
Zum Antrag des Kollegen Sulzberger „Weg mit Schrottreaktoren und Atommüllendlagern in Grenznähe“. Zu diesem Antrag kann ich nur sagen, dass der in umfassender Form im Hauptantrag enthalten ist und daher obsolet geworden ist.
Und der weitere Antrag zur Direktförderung von Solar- und Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen. Auch hier gibt es in Niederösterreich bereits einen sehr hohen Wert. Es ist gelungen, seit 1990 trotz Anstieg der Wohnfläche den Energieverbrauch zu reduzieren. Und wir sind im Wohnbereich auch bereits dabei, die Kyoto-Ziele einzuhalten. Die Fördermöglichkeiten im Rahmen der Althaussanierung usw. sind hier gegeben. Und im Bereich der neuen Wohnbauförderung möchte ich nur auf ein Projekt hinweisen das derzeit in Groß Schönau umgesetzt wird, wo ein Kompetenzzentrum für Passivhausbauten errichtet wird, mit entsprechender Unterstützung von ECO PLUS und dem Land Niederösterreich. Wo wir allen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern anbieten, sich vor dem Hausbau entsprechend zu informieren um die modernsten Erkenntnisse auch bei sich selbst anwenden zu können.
Wir werden daher diese drei Resolutionsanträge ablehnen. (Beifall bei der ÖVP.)
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