Landtag von NÖ, XI



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Und vielleicht auch zu einem zweiten Thema neben diesem heiklen Problem. Ich bin eigentlich sehr froh, daß Zweidrittelmehrheiten gefunden werden müssen, weil ich doch noch hoffe, daß ein gemeinsamer Weg des österreichischen Schulwesens gefunden werden kann.

Vielleicht auch ein paar Worte zum Fragenkomplex Tagesheim- und Ganztagsschule, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist heute in den verschiedensten Bereichen, bei Selbständigen, bei Arbeitnehmern, bei Bauern, bei Arbeitern, leider Gottes der Fall, daß es Schlüsselkinder gibt. Ich möchte nicht mehr darauf eingehen, wieso es dazu kommt. Das sind Kinder, die sich selbst überlassen sind, die keine Stütze durch die Eltern haben können aus gewissen Gründen. Dort ist es sicher angebracht, daß die öffentliche Hand sich dieses Problembereiches annimmt. Das heißt, es ist sicher ein Bedarf gegeben, daß solche Kinder in der Schule nicht nur lernen, sondern die Schule auch zur Aufsicht und zum Bewahren dieser Kinder dienen muß. Ich frage mich aber, warum auch jene Familien, die intakt sind, für die dieses Problem überhaupt nicht existiert, weil die Eltern als primäre Erziehungsgemeinschaft diese Funktion erfüllen, ebenfalls in eine Ganztagsschule hineingebracht werden sollen. (Landesrat Grünzweig: Wer sagt denn das?) Herr Landesrat, darf ich ausreden? Ich bin sehr froh, daß der Minister vor kurzem festgestellt hat, daß man darüber reden kann, daß man den Bedarf wird feststellen müssen und daß die Freiwilligkeit gewahrt bleibt. Na, ich muß ja aus- reden, ich muß ja meine Gedanken entwickeln können. (Abg. Stangl: Es war ja noch nie anders, aber Ihr habt es anders gelesen!) Also, meine Damen und Herren, daß ich lesen auch nicht kann, das weiß ich nicht. Meine Damen und Herren, wenn wir uns im Bereich Tagesheimschule und Ganztagsschule bei dem treffen, was ich jetzt ausgeführt habe, dann steht sicher einer Einführung eins solchen Schultyps nichts im Wege. Ich darf daher noch einmal feststellen, wenn die Freiwilligkeit und das Elternrecht in diesem Bereich gewahrt bleiben, dann steht einer solchen Schulorganisationsform nichts im Wege. (Ruf bei der SPÖ: Bravo!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es wird heute sehr viel von der äußeren Schulreform gesprochen. Ich möchte darauf hinweisen, daß genauso wichtig auch eine innere Schulreform wäre. Wir haben schon immer davon gesprochen, daß die Durchforstung der Lehrpläne eine wichtige Sache wäre. Wenn heute so viel vom Schulstreß und der Schulangst gesprochen wird, dann ist es doch die übermäßige Stoffülle meines Erachtens, die heute vom Schüler nicht bewältigt wird. Da hinken auch die Vergleiche mit unserer Zeit, weil wir von der Umwelt her nicht so gestreßt waren wie der heutige Schüler. Und daher die große Bitte, auch dieser inneren Schulreform ein besonderes Augenmerk zu- zuwenden. Hier wäre auch zu erwähnen, daß vielfach die Schüler das Lernen erst lernen müssen. Meines Erachtens müßte man hier auch Unterweisungen geben, um den jungen Menschen zielführendes Lernen besser beizubringen. Ich möchte diese Forderungen der inneren Schulreform unter dem Begriff ,,Humanisierung des Schulalltages" zusammengefaßt haben.

Daß die Jugend vielfach mit den Problemen der Schule oder überhaupt mit den Problemen des Lebens nicht fertig wird, beweist die Flucht in den Alkoholismus, die Flucht in die Suchtgiftdelikte und beweisen die leider Gottes sehr traurig ansteigenden Selbstmorde von Jugendlichen. Hier glaube ich, meine Damen und Herren, müßten die Gebietskörperschaften mehr als bisher aktiv werden und den Jugendlichen eine Hilfestellung zukommen lassen. Ich darf daher zu dem Kapitel ,,Sorge um unsere Jugend" einen Resolutionsantrag einbringen.

Resolutionsantrag

des Abg. Ing. Schober zu Gruppe 2 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1980, LT 12. ,,Mit den Problemen der Jugend, die in allen Lebensbereichen auftreten, befassen sich in dankenswerter Weise nicht nur die Gebietskörperschaften, sondern auch zahlreiche Institutionen. Diese Vielfalt der Wahrnehmung von Jugendinteressen erfordert es jedoch, eine umfassende Informa- tion über alle, der Jugend gebotenen Hilfeleistungen anzubieten.

Die Landesregierung wird ersucht, in Erwägung zu ziehen, im Sinne dieser Zielsetzung eine Jugendberatungsstelle innerhalb des Amtes der Landesregierung einzurichten." Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte im Zuge meiner Ausführungen nur ganz kurz anmerken, daß die Fünf- tagewoche bei den niederösterreichischen Pflichtschulen keine wesentlichen Probleme in der Durchführung gebracht hat. Eine negative Erscheinung dabei ist jedoch, daß die betroffenen Schüler größere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, das heißt, daß das Fahrschülerproblem akut geworden ist. Ich habe bei meinen Ausführungen im Vorjahr bereits darauf hingewiesen. Leider war kein positiver Erfolg beschieden und ich darf in diesem Zusammenhang bezüglich der Fahrschüler ebenfalls einen Antrag einbringen.

Resolutionsantrag

des Abg. Ing. Schober zu Gruppe 2 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1980, LT 12.

Die Landesregierung wird ersucht, die Erledigung der Beschlüsse des Landtages vom 29. Juni 1978 und 5. Dezember 1978, betreffend die Beaufsichtigung von Fahrschülern bei der Bundesregierung, insbesondere beim Bundesministerium für Unterricht und Kunst, zu erreichen."

Bevor ich zum Schluß komme, meine Damen und Herren, darf ich noch auf ein Problem hinweisen, das ist der schulärztliche Dienst. Ich bin eigentlich sehr glücklich, daß sich hier ein wesentlicher Wandel vollzogen hat. Außer der Feststellung der Größe und des Gewichtes und eventuell noch des Zustandes von Hals und Rachen (Zunge heraus) wird heute doch eine gewissenhafte Schulun-tersuchung vorgenommen. Sie befriedigt uns aber in der Form, wie sie gemacht wird, doch nicht ganz und es ist besorgniserregend, daß die Musterungsergebnisse gerade einen schlechten Gesundheitszustand der Jugend im ländlichen Raum gezeigt haben. Es wäre daher sehr wertvoll, wenn von den Schulen her schon prophylaktisch der Gesundheit der Jugend ein besseres Augenmerk zugewendet werden könnte. Ich darf daher im Zusammenhang mit dem schulärztlichen Dienst ebenfalls einen Resolutionsantrag stellen. (Abg. Lechner: Das ist eine Kostenfrage!) Sicher ist das eine Kostenfrage, Herr Kollege Lechner, aber die Gesundheit ist das Wertvollste, das ein Mensch besitzt, und es soll einem dafür - das hat es schon gegeben - nichts zu teuer sein.

Resolutionsantrag

des Abg. Ing. Schober zu Gruppe 2 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 1980, LT 12.

,,Der Landtag von Niederösterreich hat am 5. Dezember 1974 folgenden Beschluß gefaßt:

Die Landesregierung wird aufgefordert, bei der Bundesregierung und bei den zuständigen Bundesministerien dahin zu wirken, daß gesetzgeberische Maßnahmen, mit dem rechtspolitischen Ziel der einheitlichen Regelung des schulärztlichen Dienstes an den öffentlichen Pflichtschulen, getroffen werden.

Bis nun hat die Bundesregierung auf den Beschluß des Landtages nicht reagiert, da der vom Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz versandte Gesetzentwurf, Z1. IV-50.904/1-1/79, über die gesundheitliche Betreuung der Schuljugend nicht die Regelung des schulärztlichen Dienstes an den öffentlichen Pflichtschulen, sondern die Einbeziehung der Schuljugend in den Bereich der Vorsorgemedizin zum Gegenstand hat.

Die Situation hinsichtlich des schulärztlichen Dienstes hat sich aber gegenüber dem Jahre 1974 noch dadurch verschärft, daß vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst ein Computerprogramm für die schulärztliche Tätigkeit aufgestellt wurde, welches von der Niederösterreichischen Ärztekammer als optimale Grundlage für eine zeitgemäße schulärztliche Betreuung bezeichnet wird, derzeit jedoch zwingend nur an den Bundesschulen in Verwendung steht.

Die Einführung dieses Computerprogrammes auch für den schulärztlichen Dienst an den Pflichtschulen in Niederösterreich scheiterte bisher an der Kostenfrage.

Dazu ist festzustellen, daß das Computerprogramm Untersuchungen vorsieht, die weit über die bisherige schulärztliche Tätigkeit hinausgehen und als Teil der Vorsorgemedizin betrachtet werden müssen. Diese stellt jedoch gemäß Art. 10 Abs. 1 Z. 12 B-VG eine Angelegenheit des Gesundheits-wesens dar und fällt in kompetenzrechtlicher Hinsicht daher in den Aufgabenbereich des Bundes. Da eine zufriedenstellende Lösung dieses Problems nur durch eine einheitliche Regelung des schul-ärztlichen Dienstes an den öffentlichen Pflichtschulen erfolgen kann, wird die Landesregierung aufgefordert, im Gegenstand neuerlich bei der Bundesregierung vorstellig zu werden, damit geeignete gesetzgeberische Maßnahmen mit dem rechtspolitischen Ziel der einheitlichen Regelung des schulärztlichen Dienstes an den öffentlichen Pflichtschulen, eingeleitet werden." Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich komme zum Schluß. Ich glaube, daß der Bildungsstand der Menschen in diesem Land eine wesentliche Vorausetzung ist, die Probleme der 80er Jahre gemeinsam zu bewältigen. Gehen wir auch gemeinsam einen Weg für die österreichische Schule, im Interesse unserer jungen Menschen in diesem Staate. Danke schön, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Stangl.
Abg. STANGL: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wäre jetzt sehr verlockend, sich mit einigen Punkten der Ausführungen meines geschätzten Vorredners auseinanderzusetzen. Ich werde versuchen, das sehr kurz zu machen. Es freut mich, daß zum erstenmal in der letzten Zeit eine Bemerkung des Herrn Unterrichtsministers hinsichtlich der Ganztagsschule zur Kenntnis genommen wurde. Ich werde mir dann noch erlauben, auch einige Aspekte zur Ganztagsschule zu sagen. In den bisherigen Ausführungen hat man ja die vorherigen Bemerkungen zur Ganztagsschule nie zur Kenntnis genommen. Ich darf daher hoffen, daß eine ge-wisse Geistesumkehr in diesem Punkt auch bei der Österreichischen Volkspartei eingetreten ist.

Herr Kollege Schober, ich bin auch der Meinung, daß wir, das sage ich jetzt auch als Mitglied des Kuratoriums des Schulbaufonds, zwar den Hauptteil, das Gerüst sozusagen, des Schulbaues in Niederösterreich - ich rede jetzt nur von den Pflichtschulen - hinter uns haben, daß es aber jetzt zur qualitativen Ausstattung der Schulen kommen muß und daß hier bereits im Budget 1980 vorzusorgen wäre. Aber es wäre halt gut, wenn auch andere Mitglieder des Kuratoriums das zur Kenntnis nehmen würden, denn wenn ich den Antrag Romeder zur Gruppe 0 betrachte, dann glaube ich, hat man diese qualitative Ausstattung der Schulen, ich denke hier vor allem an Turnsäle und dergleichen, noch gar nicht zur Kenntnis genommen. (Abg. Romeder: Bewußt im Antrag eingebaut, wenn man ihn genau liest!) Herr Kollege Romeder, Sie haben genau so wie ich die Finanzvorschau im Schulbaufonds bekommen und darum wissen Sie genau, daß wir überhaupt erst nach 1982 hinsichtlich 1983 reden können, ob wir dort irgendwelche Überschüsse haben. (Abg. Romeder: Wir sind uns einig, das ist in diesem Antrag berücksichtigt!) Na ja, nur werde ich Ihnen dann zitieren, was im Bauernbündler steht über diesen Antrag, vielleicht wird dort Ihr wahres Gesicht gezeigt.

Nun zu einem Zwischenruf, meine sehr verehrten Damen und Herren. Es ist jetzt zweimal gesagt worden, daß Schulversuche eigentlich um die Wende dieses Dezenniums spruchreif geworden und eingeführt worden sind, daß der kurz in seinem Amt befindliche Unterrichtsminister damals diesem Verlangen, das schon im Jahre 1962 bei den Verhandlungen zu den Schulgesetzen ein Verlangen war, nur nicht Rechnung tragen konnte bis zum Jahr 1970, weil man eben auch hier wußte, daß das Geld kostet. Meine sehr verehrten Damen und Herren, daß es dann knapp vor den Nationalratswahlen gelungen ist, doch über die Schulversuche zu sprechen, war für uns alle, die wir im Lehrberuf und im Erziehungswesen tätig sind und auf eine echte Bildungsgrundlage der Schulen Wert legen, ein Auf-atmen. Nur vor einem warne ich: Man gebraucht heute schon wieder Schlagworte, die Schulversuche sind zu lang, jetzt wäre endlich Zeit, weg damit. Meine sehr verehrten Damen und Herren, erstens einmal werden sich diese Schlagwortdrescher einmal klarmachen müssen, welche Schulversuche wie lange laufen, denn sie haben ja nicht zum selben Zeitpunkt angefangen. Gewisse Arten der Schulversuche sind ja erst verhältnismäßig kurzfristig in Erprobung. Die das behaupten, müßten uns auch genau analysieren, wo die Schulversuche, auch wenn sie schon länger laufen, begonnen wurden.

Sie waren zum Teil nur im ländlichen, zum Teil nur im städtischen Bereich und erst in der letzten Zeit hat man dieses Handikap ausgewogen und hat jetzt, wo Hauptschulversuche im städtischen Bereich waren, solche im ländlichen Bereich angeschlossen und umgekehrt natürlich. Daher soll man nicht so allgemein sagen, aus jetzt mit den Schulversuchen, Ende, entweder ins Regelschulwesen oder weg damit. Und gestatten Sie mir noch ein Wort, ich weiß schon, daß das sehr persönlich jetzt ist. Alle - hier spreche ich auch die Damen und Herren der Österreichischen Volkspartei an - die mit dem Schulwesen verbunden sind, die mit dem Bildungswesen verbunden sind, glaube ich, werden sich einig sein, daß ein dienstliches Abschaffen der Schulversuche einen Stillstand beinhaltet; das soll aber nicht heißen, daß es nicht vielleicht einen kurzen Zeitraum gibt, wo wir die Ergebnisse beobachten, worauf dann wieder Schulversuche einsetzen müssen. Oder ob wir Formen, die uns durch die rasche Entwicklung der Technologie aufgezwungen werden, die wir heute haben, nicht in Schulversuchen in den verschiedensten Gebieten erproben sollen. Ich warne ja immer davor, weil man dann wirklich zu der Ansicht gelangt, das Schulwesen sei nur aus städtischer Sicht oder nur aus ländlicher Sicht zu betrachten, daß man derartige Schulversuche, die heute bereits eine Basis bilden, eben nur in gewissen Bereichen fortsetzt. Daher schließe ich mich nicht dem Ruf an, weg mit den Schulversuchen. Ich schließe mich dem Ruf an, die Schulversuche, die bis jetzt schon Erfolg gezeitigt haben, in das Regelschulwesen zu übernehmen und die Schulversuche, die noch ausbaufähig sind, weiterzuführen. Bei jenen, welche einen Mißerfolg gebracht haben, sollte man den Mißerfolg auch eingestehen und sie aufgeben.



Na, von Ihrer neuen Sprachregelung, Herr Kollege Schober, bin ich eigentlich ein bisserl konsterniert. Es gibt nach Ihrer Ansicht keine Schulversuche ,,Integrierte Gesamtschule." Ich habe hier einen Tätigkeitsbericht des Landesschulrates für Niederösterreich für den Berichtszeitraum 1. Jänner 1979 bis 31. Oktober 1979, datiert mit 12. November 1979. Wenn ich mir auf Seite 12 die Schulversuche in der allgemeinen Pflichtschule ansehe, dann ist unter Punkt 1.4 von der additiven Gesamtschule die Rede, gemäß Art. 2 § 4 Abs. 2 der 4. Schulorganisationsnovelle, die nur ein Schulversuch in Nieder-österreich ist mit einem Standort bzw. 11 Klassen, und unter 1.5 ist die integrierte Gesamtschule mit 31 Standorten und 264 Klassen im Schuljahr 1978/79 angeführt. Sie hat sich im Schuljahr 1979/80 um 2 Standorte erweitert (Abg. Ing. Schober: Aber kein spezieller Besuch der 10- bis 14jährigen!) und um fünf Klassen. Jetzt könnten wir darüber eine Diskussion abführen, wieweit wir diese integrierte Gesamtschule außer den drei Leistungsgruppen, die Sie genannt haben - in Deutsch, Englisch und Mathematik -, noch ausbauen können. Wenn Sie die Schulversuchsbeschreibungen und die Projekt-studien lesen, dann werden Sie ja draufkommen, daß wir die erste Leistungsgruppe gleichsetzen mit der Bildung der Untermittelschule. Ich muß Ihnen noch etwas sagen und es werden wahrscheinlich Zeugen hier sitzen, ich habe Gott sei Dank mit Kollegen noch sehr guten Kontakt. Reden Sie mit den Kollegen! Auch wo sie erst in der letzten Zeit eingeführt worden ist, ich denke hier an einen bestimmten Grenzort, sind nicht nur die Kollegen begeistert, es gehört kein einziger Kollege der Sozialistischen Partei an. (Abg. Ing. Schober: Differenzierte Hauptschulversuche!) Nein, im Schulgesetz, wo auch Ihre Herrschaften mitgestimmt haben, heißt es integrierte Gesamtschule. Sie reden von der neuen Hauptschule. Wissen Sie, was mir ein Schulfachmann von Ihnen einmal gesagt hat? Wenn Ihr Euch einen anderen Ausdruck einfallen ließet als eben Gesamtschule, dann könnte man auf längere Strecken gemeinsam gehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, manchesmal habe ich das Gefühl, daß jetzt eine gewisse Trotzstellung auf Seiten der Österreichischen Volkspartei eingekehrt ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir begeben uns mit diesem Budget in die 80er Jahre. Wir haben gerade im Schulwesen ein Dezennium abgeschlossen, was uns, glaube ich, berechtigt, etwas Rückblick zu halten, um eben die Beurteilung durchzuführen, ob es gut oder schlecht war, wobei wir auch die Möglichkeit haben, das Schlechte ad acta zu legen, das Gute aber fortzusetzen. Der Kollege Kalteis hat bereits in einigen Stellen seiner Ausführungen versucht, die Schulsituation im Schuljahr 1960/70 aufzuzeichnen. Ich darf sie kurz in Erinnerung rufen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir alle hatten damals das Gefühl, daß wir irgendwo anstehen. Ich war auch damals Mitglied des Landesschulrates und da gab es keine sehr starren Grenzen zwischen den beiden Parteien im Landesschulratskollegium auch nicht zwischen den Fachleuten, die dort vertreten waren. Wir alle waren in dieser Zeit etwas unsicher und unglücklich. Lehrermangel, Schulraumnot, natürlich auch überfüllte Klassen, als Folge ein sehr krasses Bildungsgefälle - meine sehr verehrten Damen und Herren, erinnern Sie sich zurück - zwischen der Bevölkerung in den Ballungszentren und der Bevölkerung aus den ländlichen Gebieten. Das waren so die Hauptdiskussionsbereiche, die aber nicht nur von Menschen, die Interesse daran hatten, geführt wurden, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wurden. Dazu gab es noch eine besondere Erscheinung, daß auch die Dotierung im Unterrichtsbudget damals sehr unbefriedigend war. Nun stellt sich natürlich die Frage für uns alle, war diese Diskussion gerechtfertigt oder war sie es nicht? Darf ich hier jetzt einige Zahlen nennen. Damals hatten etwa 16,8% aller Schülerinnen und Schüler zwischen 10 und 14 Jahren, das waren immerhin 75.000 junge Menschen, nur die Möglichkeit eines Volksschulbesuches. Ich weiß schon, daß Sie mir jetzt sagen können, hier haben auch die Länder das ihre geleistet. Jawohl, ich bin nach wie vor der Meinung, es gibt nur ein Miteinander im Bildungs- und Schulwesen und nicht ein Gegeneinander, bei Achtung der gegenseitigen Standpunkte, die man dort hat. Das Fehlen von mittleren und höheren Schulen hat es auch wieder vor allem im ländlichen Bereich unmöglich gemacht, daß viele ähnliche Schulen besuchen konnten. Ich möchte jetzt nur daran denken, wie wir uns unterhalten haben über die erhöhten Klassenschülerzahlen. Damals lagen in Österreich 14,7% der AHS- Klassen über der gesetzlich festgelegten Höchstschülerzahl von 36. (Abg. Wallner: Überfüllte Klassen gibt es heute auch noch!) Rund 3% haben wir in ganz Österreich noch. Besonders bedauerlich war, daß auf Grund des Lehrermangels innerhalb der Ausbildung etwa 5% der Wochenstunden entfallen mußten. Kollegin Prokop, meine Wenigkeit und Kollege Buchinger waren vor einiger Zeit bei einer Sitzung, die sich mit den niederösterreichischen Sport zu beschäftigen hatte. Ich denke daran, daß 13,5% der Turnstunden gestrichen waren, weil a) die Lehrer nicht da waren und b) die Turnsäle nicht da waren. Ich gebe auch zu, daß es da auch heute noch Schwierigkeiten gibt. Besonders schwierig war es damals, das hat der Kollege Kalteis bereits gesagt, für die Mädchen vor allem in den ländlichen Gebieten. Rund ein Viertel der AHS-Schüler waren damals Mädchen und drei Viertel war männliche Jugend. Jetzt könnte man mir sagen, auf Grund der Schulgesetzwerke 1962/63 können solche Erscheinungen eintreten und es hat Schwierigkeiten gegeben. Na ja, aber das Schlechte der damaligen Zeit oder das Unbefriedigendste, nennen wir es so, war, daß sich keine Lösungsmöglichkeiten abzeichneten. Es dürfte daher kein Zufall sein, daß der damalige ÖVP-Unterrichtsminister bei der Nationalratswahl 1970 zurückgetreten ist.

Wenn man sich die Budgetentwicklung anschaut, meine sehr verehrten Damen und Herren, war im Jahre 1969 das Unterrichtsbudget mit 7,9 Milliarden Schilling dotiert. Jetzt könnte man mir sagen, heute muß es ja höher sein, wir haben eine gewisse Preissteigerungsrate. Ja, es ist höher, mit 29,4 Milliarden Schilling im Jahre 1979 war in diesem Zeitraum eine Steigerung von 409% festzustellen. Ich glaube es kann niemand sagen, daß hier nur die Preissteigerungen abgegolten wurden. Diese finanziellen Betrachtungen illustrieren zwar, glaube ich, den Stellenwert der Bildungs- und Schulpolitik seit 1970 auf rein finanzieller Basis, aber erst die Tätigkeit, die im Rahmen dieser Summen entfaltet wurde, zeigt das Verantwortungsbewußtsein, wurde doch der Schulbau nach einem - das war nicht unter Mock - im Jahre 1969 erstellten Schulentwicklungsprogramm nach objektiven Gesichtspunkten durchgeführt, regionale Bedarfsanalysen wurden angestellt, auch Standortanalysen hinsichtlich der verschiedenen Strukturen. Und dieses Programm - das können Sie mir auch jetzt wieder sagen - wurde nicht allein vom Bund erlassen, sondern in Zusammenarbeit von Bund, Land und Gemeinden und natürlich Schulbehörden selbst erstellt. Der Ausbau der berufsbildenden Schulen, den wir heute so selbstverständlich hinnehmen, dann der Abbau des Bildungsgefälles zwischen Stadt und Land oder ländlichem Gebiet und Ballungszentren, die Schaffung von Ausbildungsplätzen an weiter-führenden Schulen, das waren die Schwerpunkte dieser Erstellung. Nach diesem Konzept wurden in den Jahren 1970 bis 1979 206 Bundesschulen neu errichtet. Das Konzept ist noch nicht abgeschlossen, weil es eine Laufzeit bis 1985 hat, und es sollen noch 108 weitere Schulen nach diesem Konzept fertiggestellt werden. Meine sehr verehrten Damen und Herren, dies ist eine Vermehrung der Ausbildungsplätze der österreichischen Jugend an den mittleren und höheren Lehr- anstalten um rund 150.000, wovon allein 18.043 auf Schulen in Niederösterreich entfallen. Mit Stand vom 31. Oktober 1979 besuchten nun in Niederösterreich ca. 74.800 Schüler weiterführende Schulen. Das geht ebenfalls aus dem Bericht des Landesschulrates hervor. Der Kollege Schober hat darauf hingewiesen, daß wir an Pflichtschulen durch den Geburtenrückgang gewisse Senkungen haben, während wir an den weiterführenden Schulen steigende Schülerzahlen zu bemerken haben, wo der Geburtenrückgang sich nicht derart auswirkt wie zum Beispiel bei den Pflichtschulen, weil eben das Angebot der weiterführenden Schulen größer geworden ist. Ich habe mir voriges Jahr erlaubt, hier im Hohen Haus die Standorte und die Bezeichnungen der Schulen aufzuzählen, die in diesem Zeitraum 1970 bis 1978, wenn ich das Vorjahr nehme, fertiggestellt wurden. Ich will das nicht wiederholen. Aber wir sollten uns doch zu Gemüte führen - ich habe erwähnt, daß dieser Ausbauplan der Bundesschulen bis 1985 läuft -, daß derzeit das Vergabeverfahren für den Neubau des Bundesrealgymnasiums Wiener Neustadt stattfindet, daß der Zubau in Klosterneuburg - Bundesgymnasium, die höheren Lehranstalten für wirtschaftliche Frauenberufe in St. Pölten und Amstetten, die Fachschule für wirtschaftliche Frauenberufe in St. Pölten - beide Schulen waren in einem Gebäude - in Planung sind; dazu gehört auch die HTL Waidhofen an der Ybbs. Baureif, meine sehr verehrten Damen und Herren, sind das Bundesgymnasiums Wieselburg, das Bundesoberstufenrealgymnasium Scheibbs, das Bundesschulzentrum Tulln, die Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule Zwettl und die Bundeshandelsakademie und höhere Lehranstalt für Fremdenverkehr in Krems. Es zeigt sich an diesem Nachtrag, wenn ich ihn so bezeichnen darf, die regionale, aber auch die ausbildungsmäßige Betreuung und bestätigt das, was ich zuerst über das Ausbauprogramm, das Schulentwicklungs- programm, sagen durfte.

Mit diesen Ausbauten und den Unterrichtserfordernissen ist natürlich der Sach- und Betriebsaufwand gestiegen, was natürlich auch im Budget einen Niederschlag finden muß. Und hier sind wir bereits bei der Qualität der Ausbildung in der Schule. Moderne Werkstätten, Labors, Lehrbehelfe, audivisuelle Lehrmittel, Turnsäle, erfordern natürlich auch höhere Mittel.


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