V. Session Sitzung am 30. November 1977



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Ich möchte aber auch nicht verschweigen, daß durch diese Reorganisation des Schulwesens auch von den Gemeinden eine große Leistung zu vollbringen war, weil diese als gesetzliche Schulerhalter den nötigen Schulraum und die Schuleinrichtungen schaffen mußten. Ich darf vielleicht hier anführen, daß es eben nicht richtig ist, wenn man davon spricht, daß der Schulbau abgeschlossen ist, weil an vielen Schulen die nötigen Funktionsräume fehlen. Ich denke nur daran, daß beim Turnunterricht an sehr vielen Schulen ein großer Mangel an Turnsälen und Gymnastikräumen herrscht. Wenn wir heute davon sprechen, daß wir genügend Klassen zur Verfügung gestellt haben oder daß die Schülerzahlen zurückgehen, dann könnten vielleicht freiwerdende Klassen oder Beträge aus dem Fonds zur Errichtung dieser Funktionsräume verwendet werden.

Ich darf mich auch der Personalfrage zuwenden. Es ist schon betont worden, während im Jahre 1965 4 Lehrer inklusive Religionslehrer und Arbeitslehrerinnen in die Klasse kamen, sind es heute 6 Lehrer. Man könnte indirekt auf die individuellere Betreuung der Schüler Rückschlüsse ziehen. Auch die Altersstruktur ist sehr günstig. Vielleicht darf ich auf eines hinweisen zur Genugtuung der Frauen. Der Lehrberuf ist eine Berufssparte, wo wir stark den Frauen den Vorzug geben, es stehen 33% Männern 67% Frauen gegenüber. Ich glaube, daß das auch ein Problem der Lehrerreserve aufwerfen könnte, weil durch Mutterschafts- und Karenzurlaube sicher eine höhere Lehrerreserve angebracht wäre. Also man wird dieser Tatsache, daß die Frauen hier dominierend sind, bei der Lehrerreserve Rechnung tragen müssen und wahrscheinlich mit einer 3 %igen Lehrerreserve nicht das Auslangen finden, sondern höhere Lehrerreserven ansetzen müssen. Ich möchte mich nicht auch auf Zahlen einlassen, wieviel in den nächsten Jahren; eines steht fest, wir bewegen uns darauf zu, daß es in Zukunft keinen Lehrermangel geben wird. Zu den Schulsprengeln, zu der Einteilung bezüglich Organisation, habe ich schon gesprochen. Ich möchte nur eines sagen: Der Herr Vorredner hat diese Konferenzen angeführt; ich habe dort immer ein sehr ungutes Gefühl gehabt, weil das manchmal etwas nach Schülerraub der einzelnen Schulsprengel ausgesehen hat. Ich kann mich noch erinnern, der Bürgermeister von Wieselburg hat dann hineingeschrien - ich möchte das bemerken -, er wüßte eine Lösung, mehr Kinder!

Also das ist so ausgeartet, daß man sich auf Grund des Aneignens von Schülern aus einem Bezirk die Schulorganisationsform der eigenen Schule sichern möchte. Ich darf aber noch einmal betonen, daß auf Grund der Vielzahl der Schulsprengel jene Gebiete, wo es zu Schwierigkeiten kommt, als sehr gering zu bezeichnen sind, es waren 3,1% der Fälle.

Vielleicht darf ich auch noch auf einige Fragen eingehen, die von meinem Vorredner angezogen wurden. Die Fünftagewoche haben wir in der Debatte der schulgesetzlichen Bestimmungen in diesem Hause bereits besprochen. Ich bin eigentlich jetzt froh und habe erkannt, daß wir hier einer Meinung sind. An der Volksschule, vor allem an den unteren Schulstufen, wird es keine Schwierigkeiten geben, in berufsbildenden Schulen und in der Hauptschule wird es eine gewisse Problematik bringen, wobei wir auch der Meinung sind, daß die „Entrümpelung der Lehrpläne" Voraussetzung sein wird, auch dort die Fünftagewoche einzuführen. Darf ich aber vielleicht auf etwas hinweisen: Ich habe das Gefühl, daß wir uns bei mancher Schuldebatte in Begriffsbestimmungen einzementieren und die Dinge nicht vom Inhalt her sehen. Ich möchte hier nur erwähnen, daß die Schulversuche bei den 10- bis 14jährigen im Gesetz unter dem Titel „Integrierte Gesamtschule" laufen, wo auch die Schulversuche der differenzierten Hauptschule mit drinnen stecken. Bei der Schule der 10- bis 14jährigen besteht aber heute bereits eine Möglichkeit, von dort auch umzusteigen in eine höhere Ausbildung, wobei ich an das musischpädagogische Gymnasium denke. Also wir haben hier eine breite Palette, vom Schulversuch der differenzierten Hauptschule. mit Leistungsgruppen in Englisch, Deutsch und Mathematik bis zu den Versuchen, die in der integrierten Gesamtschule laufen.

Und zur Beruhigung: Wenn man heute in den Medien hört, wir beschließen das nicht oder wir beschließen das und machen das so, dann darf ich sagen, daß für solche Beschlüsse ja im Parlament qualifizierte Mehrheiten notwendig sind und daß daher wahrscheinlich in dieser Frage ein Konsens in irgendeiner Form gefunden werden muß. Nur eines können wir nicht verstehen und da liegt ja das Kriterium: Wir sind doch der Meinung, daß eine Möglichkeit des Besuches einer Unterstufe am Gymnasium erhalten bleiben soll. Dort scheiden sich - bitte, darf ich das sagen - die Geister, wenn man zum Beispiel die Diskussion in ZIB 2, Herr Stadtschulratspräsident Schnell - Steinbauer unsererseits miterlebt hat. Also dort liegt die Kernfrage, das Erhalten einer Möglichkeit, auch die Unterstufe an einem Gymnasium zu besuchen. Ich darf aber noch einmal feststellen, daß man hier viele Dinge vom Inhalt her sehen muß und nicht vom Begriff.

Die Frage der Ganztagsschule und Tagesheimstätte wurde angezogen. Ich bin eigentlich glücklich - darf ich das so auffassen -, daß wir hier einen Konsens gefunden haben und mein Herr Vorredner gesagt hat, man möge die Entscheidung der Eltern doch auch als Kriterium betrachten. Auch das ist für uns eine Kernfrage gewesen, daß man das Kind nicht verschult vom Kindergarten bis hinauf, (Abg. Stangl: Das war immer!) sondern daß die Entscheidung der Eltern gewahrt bleiben soll, meine Damen und Herren. Ich sehe nur eine große Problematik in folgender Entwicklung: Ich habe vor kurzem in einer Zeitung gelesen und ich bin auch dafür, daß man gewisse Erziehungsaufgaben nicht aus dem Elternhaus herausnehmen kann, nur ist das Problem der große Wandel des Elternhauses, darf ich sagen, denn wer nicht daheim ist, kann Erziehungsaufgaben sicher nicht übernehmen. Ich bemühe mich immer, diese Dinge sehr sachlich und real zu sehen, wobei ich mir auch zu sagen traue, daß regional eine große Verschiedenheit sein wird, daß die Anforderungen des Ballungsraumes sehr different vom ländlichen Raum sein werden. Also ich sehe, daß wir in manchen Bereichen dieser angezogenen Dinge, von der Fünftagewoche bis hinaus zur Schule der 10- bis 14jährigen sicher auch einen Konsens finden werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist heute auch viel davon gesprochen worden, wie sich unsere Jugend verhält, wenn sie den Rauchfang des Elternhauses nicht mehr sieht. Man weiß heute ja nicht – ich bin auch Vater von fünf Kindern – wenn man seinen Sohn zum Studium in die Fremde entläßt, welche angenehmen oder unangenehmen Überraschungen man erleben kann. Die Verantwortung der Elternschaft kann ja nur soweit gehen, als nicht gewisse Hilfserzieher starken Einfluß darauf ausüben. Ich habe mich so gefreut, daß heute hier davon gesprochen worden ist, daß gewisse Werte bedeutungsvoll für die Entwicklung der Menschen sind. Leistung, habe ich hier gehört, Verantwortungsbewußtsein; ich könnte jetzt hinzufügen Nächstenliebe oder Hilfsbereitschaft, wie Sie wollen. Und ich bedaure es so, daß im Fernsehen von gewissen Leuten, ich möchte das jetzt nicht namentlich wiederholen, diese Dinge negiert und in Frage gestellt werden.

Oder wenn man beispielsweise die Entwürfe, meine Damen und Herren, hier im Parteiprogramm zu Schulfragen sieht, könnte einem die Ganslhaut über den Rücken laufen. Ob das dann entschärft und anders formuliert wird, meine Damen und Herren, der beinharte Inhalt steckt dahinter! Wir gaukeln dort der Jugend Vorstellungen von der Ausbildung vor, die es nicht geben kann. (Landesrat Grünzweig: Was paßt Ihnen am gegenwärtigen Entwurf nicht?) Beim ersten Entwurf hat mir nicht gepaßt, daß man das Leistungsprinzip in der Ausbildung, meine Damen und Herren, das Leistungsprinzip an den Schulen restlos herausgenommen hat, daß man dort eigentlich der Jugend sagt, Du brauchst keine Prüfung machen, Du brauchst Dich da nicht sehr viel anstrengen. (Landesrat Grünzweig: Wo steht das?) In den Inhalten, was man dort alles abschaffen will, nicht wahr? (Landesrat Grünzweig: Wo steht das?) Ja, das haben Sie dann reguliert, Herr Landesrat. Ich habe den ersten Entwurf gelesen. Ich glaube, meine Damen und Herren, daß Ihnen selbst angst und bange vor Ihren Entwürfen geworden ist. (Beifall bei der ÖVP.) Wissen Sie, meine Damen und Herren ... (Abg. Stangl: Zeigen Sie mir den zweiten Entwurf, denn wir haben erst einen!)

Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen eines sagen, die größte Schwierigkeit Ihrer Richtung ist die, Ihre radikalen Strömungen der ganz starken Linken unter Kontrolle zu bringen. Das gilt für alle Bereiche, ob das das Schulwesen oder andere Dinge sind. (Beifall bei der ÖVP.) Sie können doch nicht leugen, daß in den ersten Entwürfen gewisse Abschaffungen von Kriterien an den Schulen enthalten waren. (Abg. Stangl: Wo sind denn diese? Zeigen Sie sie mir doch einmal. Sie reden vom zweiten Entwurf. ich habe erst den ersten!) Das tut mir leid, Herr Abgeordneter Stangl. Ich werde Ihnen das zukommen lassen, ich werden Ihnen das zeigen.

Meine Damen und Herren, passen Sie auf, ich werde Ihnen was sagen. Man versucht ja heute, über die verschiedensten Dinge parteiliche Propaganda einzuschleusen. Schauen Sie, ich habe da ein Arbeitsbuch in Deutsch fotokopiert, damit ich es nicht mitschleppen muß, da ist die Groß- und Kleinschreibung behandelt. Bitte, vielleicht ist der Lückentest unvollständig, daß man hier verabsäumt hat, noch weitere Begriffe anzuführen. Aber da heißt es: Groß- und Kleinschreibung. Adjektiva, die Teile eines Namens oder eines bestehenden Begriffes bilden, werden groß geschrieben. Die „Neue Welt", der „Große Wagen", das „Rote Meer". Vielleicht hat der Autor vom Roten Meer dann gleich zur Partei geschlossen. (Abg. Thomschitz: Es gibt ja ohnehin ein Schwarzes Meer auch!) Ich weiß, meine Herren, daß Sie da sehr allergisch sind, so etwas darf man nicht sagen. Aber dann gibt es nur mehr eine Sozialistische Partei da drinnen. (Abg. Dr. Brezovszky: Das ist ein Lehrer!) Bitte, Sie können das nehmen, wie sie wollen. Oder vom Niveau der Schulbücher her. (Abg. Wedl: Bitte komm doch zu etwas!) Ja, Niveau ist das Stichwort, ich komme gleich dazu. Ein Deutschbuch, wo eine Rechenstunde angezogen wird. Meine Damen und Herren, man soll doch nicht die Schulpflichtigen jener Institution, sprich Schule, die wir alle sehr schätzen, weil wir überzeugt sind, daß wir ein gutes Schulwesen haben, mit solchen Lückentests wie „In der Rechenstunde" beschäftigen. Bitte, nur eine kleine Geschmacksprobe, meine Damen und Herren: „Hochsommer, in der Schule drückende ...", da muß man einsetzen „Schwüle." „Zwei Dutzend Schulbuben langweilen sich in ihrer Klasse. Auf der Tafel steht eine Rechenaufgabe, sie steht dort schon seit vorgestern, ohne daß die Schüler jetzt mehr damit anzufangen wüßten." In dem Ton geht es weiter. Ich will das nicht als Fahnenfrage aufzeigen, aber ich möchte nur sagen, man soll sich doch bei Schulbüchern mehr bemühen. (Abg. Kaiser: Wer gestaltet denn die Schulbücher?) Ja, das frage ich mich und da würde ich bitten, daß auch das Ministerium bei der Approbation der Qualität der Schulbücher, meine Damen und Herren, mehr Aufmerksamkeit walten läßt. Das würde ich mir wünschen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich habe betont, ich würde mir wünschen, daß die Approbationskommission die Schulbücher mehr nach Qualität auswählt und approbiert. (Abg. Stangl: Reden Sie einmal mit dem Herrn Ministerialrat Schwarz vom Unterrichtsministerium!)

Ich darf, meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Schluß meiner Ausführungen kommen. Ich bin überzeugt, daß wir in Niederösterreich auf den richtigen Weg in unserem Pflichtschulwesen sind und daß auch im Budget 1978 die Gewähr gegeben ist, daß wir die an das Bildungswesen gestellten Aufgaben erfüllen können. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Wort gelangt Frau Abg. Jirkovsky.
Abg. JIRKOVSKY: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Vorredner hat schon erwähnt, daß jetzt Mittagszeit ist und es für Sie sicherlich angenehmer wäre, beim Mittagstisch zu sitzen, als mit knurrendem Magen Reden anzuhören. Aber der strenge Ablauf eines Budgetberatungstages kann auf angenehme Dinge keine Rücksicht nehmen.

Herr Abg. Kosler hat schon darauf hingewiesen, daß die Kinder- und Jugenderziehung in der heutigen Zeit ein sehr bedeutendes Problem ist. Es ist erfreulich, daß die Einrichtungen dafür im Rahmen der Budgetberatungen ausführlich behandelt werden. Dazu darf ich auch das Kindergartenwesen zählen. In den letzten Jahren wurden in Zusammenarbeit mit den Gemeinden wieder etliche Kindergärten gebaut. Mit Stichtag 31. Oktober 1977 gibt es in unserem Bundesland 668 Landeskindergärten mit 1.132 Gruppen. Wir stehen mit dieser Zahl an der Spitze aller Bundesländer. Bei allen Neubauten ist durch gesetzliche Bestimmungen eine praktische, zweckentsprechende Anordnung der Räume gewährleistet. Sie sorgen dafür, daß die größtmögliche Sicherheit der Kinder dadurch gegeben ist, daß nicht nur der Gruppenraum, sondern auch die Garderoben und die sanitären Bereiche von der Kindergärtnerin gut überschaubar sind. Hingegen muß man leider feststellen, daß die derzeit hergestellten Kindergartenmöbel nicht ganz dem Kleinkind angepaßt sind. Kantige und eckige Einrichtungsgegenstände sind gerade für den Kindergarten nicht gefahrlos. Vielleicht könnte man in den Orientierungshilfen, die für die bauliche Gestaltung und für die Einrichtung von der Abteilung VIII/6 herausgegeben werden, auch die Empfehlung aufnehmen, daß abgerundete Möbel vorteilhafter sind.

Werte Damen und Herren! Es gibt immer wieder Diskussionen darüber, in welcher vorschulischer Einrichtung das Kind am günstigsten gefördert werden kann. Letzte Untersuchungen auf internationaler Ebene besagen eindeutig, daß die Langzeitförderung durch Kindergärten die beste ist, das heißt, daß der dreijährige Besuch für ein Kind die optimalste Vorbereitung für die Schule ist. In Niederösterreich sind wir also auf dem richtigen Weg. Unser Ziel war es schon immer, Kindern ab drei Jahren die Möglichkeit zu geben, einen Kindergarten zu besuchen. Wiederholt haben wir uns auch mit der Problematik befaßt, wie man jenen Kindern helfen könnte, die in kleinen und kleinsten Gemeinden aufwachsen. Aber auch hier bessert sich die Situation von Jahr zu Jahr zugunsten dieser Kinder, weil sich immer mehr Gemeinden dazu entschließen, einen zentralen Kindergarten zu bauen und die Kinder dort hinzubringen.

Und es gibt auch immer wieder in der Kleinkindererziehung neue Erkenntnisse, denen wir uns keinesfalls verschließen dürfen. Immer mehr wird die individuelle Förderung verlangt. Sie ist die Voraussetzung für das Erziehungsziel, das vom ersten Tag an die Kindergartenarbeit bestimmt, die Schulfähigkeit. Schulfähig ist ein Kind, wenn es körperlich und seelisch so gestärkt ist, daß es mit einer gewissen personalen Sicherheit angstfrei in der Großorganisation Schule die Schülerrolle übernehmen kann. Es muß lebenstüchtig geworden sein. Um in unseren Kindergärten diesen Aufgaben gerecht zu werden, ist es notwendig, das Kindergartengesetz vom Jahre 1974 zu novellieren. Der § 4 Abs. 2 und 3 legt die Kinderzahl fest, die in einer Gruppe aufgenommen werden dürfen. Derzeit liegt die Höchstzahl bei 40 Kindern. Sie soll auf 30 gesenkt werden. Der Statistik ist zu entnehmen, daß der Großteil der bestehenden Gruppen nicht mehr als 30 Kinder aufweist. In manchen Gemeinden wird es aber trotzdem nicht möglich sein, diese Reduzierung von heute auf morgen zu machen; hier sind Übergangsbestimmungen bis 35 Kinder vorgesehen. Der zweite Punkt, der uns auch sehr am Herzen liegt, ist die Erweiterung der Förderung des Landes nach § 32 des Kindergartengesetzes auch auf die Gemeinden, denn es ist wirklich nicht zu verstehen, warum die Gemeinden nicht in der gleichen Weise gefördert werden sollen wie die Privatkindergärten.

Meine Damen und Herren! Wir können uns sicher glücklich schätzen, ein so gut ausgebautes Kindergartenwesen erreicht zu haben. Umso bedauerlicher ist es, daß wir vor allem von der personellen Seite her auf dem Gebiete der Heilpädagogik nicht weitergekommen sind. Für das ganze Land steht nur eine einzige, teilzeitbeschäftigte Logopädin zur Verfügung. Dabei haben wir ausgebildete Sprachheilkindergärtnerinnen, die jederzeit eingesetzt werden könnten. Und wir wissen, daß wir gerade den Sprachgestörten viel helfen könnten, wenn wir sie schon vor der Schulzeit einer Behandlung zuführen. Viel seelisches Leid könnte man ihnen dadurch ersparen. Leider ist die Situation im psychologischen Dienst dieselbe. Anstatt diesen auszubauen, ist hier das Gegenteil geschehen. Die einzige Psychologin, die wir hatten, wurde aus der Abteilung VIII/6 abgezogen.

Daß der Ausbau des Sonderkindergartenwesens notwendig ist, wurde hier in diesem Hause auch schon des öfteren festgestellt. Es gibt viele behinderte Kinder im Vorschulalter und noch mehr mit Teilleistungsstörungen. Die Bedeutung der heilpädagogischen Frühbehandlung ist leider in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt. Wir haben ein sehr gut ausgebautes Sonderschulwesen und es wäre wünschenswert, wenn wir dies auch auf dem Gebiete der Sonderkindergärten erreichen könnten. In diesem Zusammenhang wird eine genauere umfassendere Ausbildung der Sonderkindergärtnerinnen immer dringlicher. Man unternimmt sicher in den verschiedensten Ambulatorien viel, um in Zusammenarbeit mit den Eltern durch spezielle Übungsverfahren die Kinder zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr möglichst an die Normalität heranzuführen. Die Mütter werden durch Fachkräfte unterwiesen und führen die Übungen mit ihren Kindern zu Hause selbst durch. An keinem Ort aber kann dem behinderten Kind so viel für sein Weiterkommen geboten werden wie im Sonderkindergarten. Im Normalkindergarten fehlt der Kindergärtnerin die Zeit, sich mit dem einzelnen behinderten Kind zu befassen. Sie wird das Kind entweder zu wenig beachten oder sie wird sich übermäßig viel mit ihm beschäftigen. Beides schadet dem Betrieb im Kindergarten und auch dem behinderten Kind.

Ich habe auch schon einige Male vorgebracht, daß ärztliche Untersuchungen der Kinder bereits im Kindergarten notwendig wären. Umso mehr ist es nun zu begrüßen, daß in den Landeskindergärten Hör- und Sehtests durchgeführt werden sollen. Unerfreulich ist, daß noch keine Einigung dahingehend erzielt werden konnte, wer diese Tests vornehmen soll. Kindergärtnerinnen wären dazu am besten geeignet, weil sie mit der Mentalität der Kinder am besten vertraut sind. Und da ohnehin viele Kindergärtnerinnen auf eine Anstellung warten, müßte es doch möglich sein, daß sich welche dazu bereit erklären. Jeder Tag, der hier gewonnen wird, kann schon etliche Kinder vor größeren Schäden bewahren. Es sollte für uns alle oberste Verpflichtung sein, den Jüngsten unserer Gemeinschaft, die in körperlicher, geistiger, sprachlicher oder verhaltensmäßiger Hinsicht gestört sind, so rasch und so früh als möglich zu helfen. Sie sind ein Teil unserer Gemeinschaft und haben ein Recht darauf, so gefördert zu werden, daß sie imstande sind, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Frau Kollegin Prokop zitierte anläßlich der Beratungen zum Voranschlag 1976 Peter Roseggers Worte: „Auf dem Wege zum Lichte lasset niemand zurück.'' Nun, wir haben uns schon etwas vom Weg zum Licht entfernt und ich ersuche den Herrn Landeshauptmann - er ist leider jetzt nicht anwesend - als Personalreferent, die erforderlichen Fachkräfte einzustellen, um unseren geschädigten Kindern wirksam helfen zu können.

In unserer Zeit wird auch oft von der Vereinsamung der Menschen gesprochen. Denken wir daran, daß diese Vereinsamung schon in der frühesten Kindheit sowohl beim gesunden aber noch viel mehr beim kranken Kind beginnen kann. Diese Vereinsamung kann für manche Menschen der Beginn eines Verhaltens sein, dessen Auswirkungen heute in diesem Hause schon zu lebhaften Diskussionen geführt haben.

Ich möchte nun jenen Menschen in unserem Lande danken, die unsere jüngsten Bürger täglich nicht nur liebevoll betreuen, sondern ihnen auch das Rüstzeug geben, damit sie sich später leichter in der großen Gemeinschaft der Erwachsenen zurechtfinden. Bemühen wir uns alle, sehr geehrte Damen und Herren, das Richtige für unsere Jugend zu tun, und wir werden mit ihr eine gute Zukunft genießen können. (Beifall bei der SPÖ.)
DRITTER PRÄSIDENT REITER: Zum Worte gelangt der Abg. Dkfm. Höfinger.
Abg. Dkfm. HÖFINGER: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! In einer Zeit zunehmender wirtschaftlicher Schwierigkeiten, eines stagnierenden Wachstums der Wirtschaft und einer auf uns zukommenden Arbeitslosigkeit in verschiedenen Bereichen dieser Wirtschaft, die auf Sicht auch durch geschickte Kosmetiker der Arbeitsmarktstatistik nicht mehr wegretouschiert werden wird können, scheint es geboten, der Situation und den Problemen der Ausbildung unserer berufstätigen Jugend besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Die Gefahr der Jugendarbeitslosigkeit, die bisher - das kann nicht oft und nicht eindringlich genug gesagt werden - durch die erhöhten Anstrengungen gerade der Klein- und Mittelbetriebe unserer Wirtschaft gebannt werden konnte, droht in den kommenden Jahren aus zwei Gründen: (Abg. Kaiser: Der Skandal ist ausgeblieben!) Erstens werden in Österreich in den nächsten Jahren jährlich zwischen 20.000 und 30.000 mehr Jugendliche ins Erwerbsleben eintreten als im selben Zeitraum ausscheiden. Und zweitens versuchen manche Betriebe und hier die großen, Herr Kollege Kaiser, ihre Beschäftigungsprobleme durch einen Aufnahmestopp in den Griff zu bekommen. Außerdem ist die statistische Erfassung der Jugendarbeitslosigkeit sehr lückenhaft. Es gibt da eine gewisse Dunkelziffer, denn manche Eltern, die ihr Kind vielleicht in die eine oder andere Übergangslösung geschickt haben, hätten sie lieber untergebracht an einem Arbeitsplatz, wo sie tatsächlich zur Berufsausbildung noch Wesentliches lernen. Wenn wir zurückgehen in die vergangenen Jahre, so war 1971, soweit für uns feststellbar und soweit uns Statistiken zur Verfügung stehen, die Arbeitslosigkeit bei den 15- bis 19jährigen - das sind ja die, die hauptsächlich in der Berufsausbildung stehen - 0,67%, das war ungefähr halb so hoch wie der Durchschnitt aller Jahrgänge zusammen. 1975 war die Arbeitslosenquote in diesen Jahrgängen schon doppelt so hoch als 1971, nämlich 1,39%, und auch schon geringfügig höher wie jene der gesamten Bevölkerung. Nach einem kleinen Rückgang 1976 ist nun, 1977, ein Ansteigen der Zahl der arbeitslosen Jugendlichen zu verzeichnen gegenüber einer geringeren Arbeitslosengesamtzahl. Und für 1978, das ist eben schon eine Auswirkung dieser stärkeren Jahrgänge, die auf uns zukommen, wird schon ein Anstieg der Arbeitslosenquote allgemein von 1,8% auf 2,5%, sehr vorsichtig geschätzt, erwartet, wobei die Jugendarbeitslosigkeit eher überdurchschnittlich ansteigen dürfte.

Was nun zu tun ist, das habe ich schon gesagt. Es wird so wie bisher, das Versprechen kann ich Ihnen abgeben, alles getan werden von unserer Wirtschaft und von unserer mittelständischen Wirtschaft, daß die jungen Menschen, die eine gute Ausbildung haben wollen für ihren Beruf, in den Betrieben Aufnahme finden. Und es wird mehrerer Maßnahmen bedürfen, erleichternder Maßnahmen, ich denke an die Lehrlingshöchstziffern und so weiter, diese Anstrengungen entsprechend zu unterstützen.

Was auf dem Sektor der schulischen Ausbildung geschehen wird müssen und wird können, dem möchte ich mich jetzt zuwenden und möchte fragen, wie steht es in Niederösterreich bisher? Es liegt uns dazu ein interessanter Bericht über die Tätigkeit des Gewerblichen Berufsschulrates für Niederösterreich vor und zwar ein Bericht über das eben abgelaufene Schuljahr 1976/77, in dem insgesamt 29.387 Lehrlinge die niederösterreichischen Berufsschulen besucht haben. Im vorangegangenen Schuljahr waren es nur 27.800, sodaß ein Zuwachs, eine Erhöhung der Schülerzahl um ca. 5,7% festzustellen war. Dabei ist noch zu beachten, daß in diesen Ziffern der überhang durch den sehr großen Zustrom zu den Berufen Koch und Kellner nicht Berücksichtigung finden konnte. Insgesamt haben sich die Lehrlingsziffern von 1972 bis 1976 von 147.000 auf 177.000 erhöht. Der Zustrom, wie schon erwähnt, zum Beispiel bei den gastronomischen Berufen ist auch in anderen Berufen größer als allgemein. Und dem hat auch unsere Tätigkeit hier im Lande Rechnung zu tragen. Die Kfz-Mechaniker-Lehrlinge zum Beispiel, wo ein gewaltiger Überhang zu verzeichnen war, konnten einerseits durch restlose Auslastung der Stammschule in Stockerau, aber auch durch Unterbringung von Kfz-Mechaniker-Klassen in Amstetten, in einer Stockerauer Kaserne und in einem Provisorium in Eggenburg fast zur Gänze erfaßt und aufgefangen werden. Sie wissen alle, daß in Eggenburg im kommenden Jahr ein weiterer Fortschritt in baulicher Hinsicht erfolgen wird, der uns zur Hoffnung Anlaß gibt, daß dort auch die letzten Überhänge aufgefangen werden können.


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