Nach Amerika Ein Reiseschauspiel entlang der dt tsch. Grenze Ausgabe vom 13. 26. August 2002


Moosbach, Asch und Klingenthal – was war anders?



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Moosbach, Asch und Klingenthal – was war anders?


Moosbach liegt in Bayern, Asch in Böhmen (Tschechien) und Klingenthal in Sachsen. Gibt es irgendwelche Unterschiede zwischen diesen Regionen?

Ja und nein! Wenn ich die Unterschiede zwischen den Sprachen oder Wetter weglasse, war der größte Unterschied zwischen den Atmosphären der Orte.

Moosbach war ein schöner, kleiner Kurort. Přivítal nás slunečně a vlídně. Lidé ze sportovního stadionu nám pomáhali stavět stan, dokonce nám svařili i tyče, protože stan nechtěl stát. Všechno prozařoval úsměv a dokonce i sluníčko na stanu rozpjalo paprsky do okolí, všichni se těšili na nastávající dny a byli plní energie. Malé klidné městečko, ale přece: dort fanden viele Feste statt – na ja, Moosbach liegt eben in Bayern! Eines von den Festen haben auch wir besucht – Oberpfälzisches Festival hieß es.


Mit dem richtigen bayerischen Bier, Bratwurst, Menschen und Schlagermusik! Aber die Menschen amüsierten sich nur auf diesem Festival, für das Theater interessierte sich fast niemand. Nur die Presse... Das Sitzen war angenehm, nur die Zuschauer fehlten. Vielleicht handelte es sich um eine schlechte Ortswahl, weil Moosbach ein Kurort ist und die alten Leute früh ins Bett gehen! Was unser Fall nicht war – wir amüsierten uns oft bis Mitternacht!!! Karl dagegen musste artig früh schlafen gehen wie die Alten Kurgäste, denn schließlich hatte er viel zu lernen am nächsten Tag beim Onkel, worin zu der Zeit seine einzige Aufgabe bestand. Wir standen aber ebenso zu einer beinah unmenschlich frühen Zeit auf, um den ersten Teil unseres Stückes zu erarbeiten; wir haben uns nicht nur mit Party machen die Nächte um die Ohren geschlagen.
Überfahrt, Heizer- und Kapitänsszene sowie das Gericht waren innerhalb der ersten Tage im Kasten, wir steckten halt noch voller Energie.

Asch war dafür wie geschaffen – wir gingen oft irgendwas feiern. Einen Grund fürs Feiern findet man immer! Essen und Trinken war so gut wie in Moosbach – nur die Männer waren glücklicher, weil es mehr Fleisch gab. Und natürlich auch Kofola und tschechisches Bier und Tischfussball. Das beste war, dass Dans Mutter dort wohnte – sie backte so gute Kuchen. Hmm, lecker! Die nächste Veränderung war der freie Nachmittag. An diesem sonnigen Tag unternahmen wir einen Ausflug zum See Amerika, wo wir badeten, ruderten und Fußballtennis spielten. Karl war als Liftjunge auch verhältnismäßig happy und verbrachte seine freien Nachmittage oft mit Therese, die er in die Stadt begleitete. Und war nicht die Oberköchin so etwas wie ein gutmütiger Mutterersatz für ihn, der sich um ihn mindestens so gut sorgte wie Dans Mum sich um uns? Všechno probíhalo jako na drátku, vzduchem se linula pohoda a měli jsme pocit, že je všechno možné, a taky skoro bylo. Zkoušeli jsme plní energie a nápadů, takže nic netrvalo moc dlouho a byl čas na jiné věci (hry). A vše se odrazilo i v představení...

Und die Zuschauer? Es kamen so viele Menschen (ca. 60), dass manche wirklich ihre Stühle mitbrachten (Dans Familie), um sitzen zu können. Die Vorstellung war die erfolgreichste vom ganzen Projekt. Wir hatten echt Spaß beim Spielen. Das Publikum amüsierte sich richtig und wir mit ihnen. Durch den eingefügten Weg nach Ramses und die wunderschönen angels and devils hatte unser Stück enorm an Humor gewonnen, der ja, wie man weiß, als Gegensatz zum Ernst einem Theaterstück die wichtige Spannung verleiht. Die Aufführung endete mit einem langen Applaus.
Klingenthal klingt vielleicht schön, mystisch, aber die ganze Mystik war daran, dass wir uns wie Karl Rossmann in Amerika fühlten. Keine freundlichen Leute, schlechtes Wetter, keine Lust zu arbeiten und dazu noch eine stumme Klasse, die uns besuchte! In Klingenthal herrschte ein für uns bis dahin unbekannte Krankheit – der Lagerkoller. Die zusammengedrängte, gefängnisartige Arbeitssituation, unter der Karl bei Brunelda zusammen mit Robinson wie ein Hund vor sich hin vegetierte, kann nicht schlimmer gewesen sein. Dieser Job war für Karl ja auch der Schlimmste von allen, so wie für uns die Arbeit an der Brunelda Szene (wie passend!). Únava s námi pěkně zamávala, nechtělo se nám ráno vstávat, pořád dokola zkoušet stejné věci a nejradši bychom se jako krtek zahrabali někam do země. Klingenthal war auch teilweise daran schuld, dass wir uns müde und ohne Laune fühlten. Die Klingenthaler sind irgendwie seltsam – als wir den Umzug machten, widmete uns niemand Aufmerksamkeit. Deshalb wurde auch die Vorstellung das Schlechteste, was die Zuschauer nur sehen konnten. Na ja – es kamen nicht so viele (ca. 8), aber seltsam waren auch sie – zum Beispiel drei Frauen sind nur aus dem Grund weggegangen, dass sie nicht tschechisch konnten! Bei der nächsten und auch letzten Vorstellung bemühten wir uns sehr, aber es war keine Stimmung da – die Zuschauer waren still, und es waren auch kamen nicht viele gekommen (ca. 10)!

Aber jeder Ort hatte seine eigene Atmosphäre, und es ist gut so. Wenn alles gleich wäre, wäre es langweilig gewesen! Es war ein tolles Projekt. Wir danken euch – Moosbacher, Ascher, Klingenthaler!


Pavel Krecek

Das Hochwasser

Der August ist bekannt für Sommer, Sonne pur, Badespaß und gute Laune im ganzen Land. Doch wie das so ist, kommt es immer anders. Unser Projekt startete Mitte August – eine Zeit, die zwei Länder, Tschechien und Deutschland, einander näher brachten. Das Projekt stand im Zeichen der Flut. Am Tag der Anreise von Michal, David und Pavel erreichte das Hochwasser Prag. Sie hatten Glück – sie fuhren mit dem letzten Zug nach Moosbach. Dann wurde der Bahnverkehr eingestellt. Diese drei Jungs konnten aus dem Zug die größte Katastrophe der jungen Tschechischen Republik sehen. Das Wasser war nur noch zwei Meter von den Bahnschienen entfernt. Das Wasser war tierisch wild – es nahm alles mit – die Autos, Bäume, Häuser, Brücken – einfach alles. Solche Wassermassen, wie man sie nur im Meer findet, – Karl Roßmann bei seiner Überfahrt nach Amerika hat sicherlich ähnlich gedacht – hatten die Jungs zuvor noch nicht gesehen. Es war ergreifend, nicht nur für die Jungs, sondern auch für die Tschechen aus Asch, die alles im Fernsehen sehen konnten!

Die Tschechen hatten Probleme, sich aufs Projekt zu konzentrieren, manche wären am liebsten zurück nach Hause gefahren, um dort mit ihren Landsleuten gegen die Flut zu kämpfen. Hatte dieses Projekt für sie eigentlich noch Sinn? Amerika – was sollte es ihnen zeigen? Was sollte es Karl Roßmann offenbaren? Womit hatte er wohl zu kämpfen? Welche Flut riss ihn mit sich? Können Schicksale Menschen prägen oder sogar vereinigen? Fragen, die uns Nacht für Nacht den Schlaf raubten.

Schnell zeigte sich, dass diese Katastrophe die Menschen, unsere beiden Nationen vereinigte. Bald erschien nämlich das Hochwasser in Deutschland – in Sachsen!


Die Tschechen erkannten, dass diese Katastrophe nicht nur sie betraf. Ähnlich wie der 11. September 2001, wo viele Menschen auf der ganzen weiten Welt sich als Amerikaner fühlten. Die Vereinigten Staaten von Amerika werden oft als Schmelztiegel bezeichnet. Menschen aus aller Herren Länder zieht es in das gelobte Land, und sie werden vielleicht nicht reich – werden aber auf jeden Fall zu Amerikanern. Auch Karl Roßmann, der von seinem Onkel Jakob aufgenommen wurde, ein Senator – eine nicht alltägliche Karriere für einen Einwanderer – hat ebenfalls den Traum nicht nur Amerikaner, sondern auch so zu werden wie er. Das Projekt und die Flut wirkten wie eben dieser Schmelztiegel, so dass in der Gruppe deutscher und tschechischer Jugendlicher die Erkenntnis reifen konnte, dass auch in schweren Zeiten, ein Projekt wie „Nach Amerika“ wichtig sein kann. Wir wollten ein Zeichen setzen, wollten darauf aufmerksam machen, dass das Leben weiter geht, auch wenn es noch so schwer ist, das Kämpfen lohnt sich. Wer nicht wagt zu kämpfen, hat bereits verloren! Dieses Motto machte sich auch Karl Roßmann zu eigen. Wenn er auch bittere Niederlagen einstecken musste, viele menschliche Enttäuschungen erlebte, so setzte er doch unbeirrt seinen Weg fort. Cesta je cilem. Wir konnten nachvollziehen, warum so wenige Zuschauer zu unseren Vorstellungen gekommen sind, auch jene Menschen,
die uns bei der Prozession in Asch anschrieen: „Proč blbnete a hrajete si na divadlo? Proč raději nejedete do jižních Čech nebo do Prahy pomáhat lidem?“

Bei den Szenen von Amerika-today mussten wir vorsichtig arbeiten, um nicht als antiamerikanische Agitatoren missverstanden zu werden. Das ist heutzutage ein allgemeines Problem – nicht die Kritik zu übertreiben!

Ebenso erging es uns bei unseren ausgewählten Liedern. Doch die Brisanz des Hochwassers ließ es nicht zu, diese auch wirklich zu singen, zu nah war die Verbindung zu der Flut.

Sehr diskutiert wurden folgende Lieder: „I´m sailing, I´m sailing, through the water, to the sea“, „My Bonnie is over the ocean“ sowie „Row, row, row the boat, gently down the stream“.


Ist schon merkwürdig, wie solche banalen Texte, die vor vielen Jahren geschrieben wurden, bedingt durch tragische Ereignisse, völlig neu interpretiert werden können. Und wie beeinflussten die Katastrophen Kafkas Karl Rossmann? Er entfloh wegen seiner Familie – wegen seiner eigener Katastrophe. Er musste nach Amerika. Wir nicht – wir entflohen nicht – wir haben einfach die Katastrophe durchgehalten – jemand leichter, jemand schwerer! Auf jeden Fall - es hat sich gelohnt!
Pavel, Michael und Claudia


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