Schleswig-Holstein Ministerium für Bildung


Auf dem Weg Dr. Ulrich Hase



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Auf dem Weg



Dr. Ulrich Hase


Die Inklusion in Schleswig-Holstein schreitet zunehmend voran. Sie rückt immer weiter in den gesellschaftlichen Fokus. Gerade der schulische Bildungsbereich nimmt in der politischen Diskussion einen zentralen Stellenwert ein. Neben der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen durch das Land Schleswig-Holstein sind die Schulen gefordert, ihre eigenen inklusiven Profile zu entwickeln, um so den Schülerinnen und Schülern mit Behinderung die bestmögliche Förderung zukommen zu lassen.

Das Landesförderzentrum Sehen hat sich seit langem auch auf den Weg gemacht, um schulische Inklusion für Kinder und Jugendliche mit Sehbeeinträchtigung zu gestalten. So wurde ein Konzept geschaffen, das für alle Beteiligten geeignet ist und bundesweit eine Vorreiterrolle einnimmt. Es entwickelte sich als eine Schule ohne Schüler und ermöglicht seiner Klientel so eine wohnortnahe Beschulung. Auch die Lehrkräfte sind über ganz Schleswig-Holstein verteilt und haben so die Möglichkeit, regional vor Ort eingesetzt zu werden. Trotz einer zunehmenden Einzelintegration von Schülerinnen und Schülern in die allgemeinen Schulen wird die Peergroup der sehbehinderten Kinder und Jugendlichen nicht außer Acht gelassen. Die Schülerinnen und Schüler mit Sehbeeinträchtigung haben regelmäßig die Chance, Kurse zu besuchen, in denen sie sich mit ihrer Peergroup über ihre Behinderungen austauschen und Alltagsprobleme diskutieren können. Dies ist für die Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen besonders wichtig, um ihre eigene Identität zu entwickeln und ihre Behinderungen zu akzeptieren. Dieser Aspekt wird in der politischen Diskussion über die schulische Inklusion leider zu wenig erkannt.

Josef Adrian begleitete mich in meiner Tätigkeit als Landesbeauftragter eine sehr lange Zeit. In der Diskussion um die bestmögliche Gestaltung der schulischen Inklusion sind Josef Adrian und ich nicht immer einer Meinung gewesen. Auch wenn sich unsere Positionen teilweise unterschieden, habe ich Herrn Adrian immer als kritischen, konstruktiven und sehr offenen Diskussionspartner erlebt. Er hat viel für die schulische Inklusion in Schleswig-Holstein getan. Es ist ihm und seinen Team gelungen, ein bundesweit inklusives Vorzeigemodell durch das Landesförderzentrum Sehen zu schaffen.

Kein Wunder, dass die Schule im Jahre 2015 mit dem Jacob-Muth-Preis ausgezeichnet wurde. Die Schule besitzt eine bundesweite Strahlkraft, die auch Josef Adrian zu verdanken ist.


Ich wünsche Josef Adrian für seine persönliche Zukunft alles Gute und bedanke mich ganz herzlich für die sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit in den vergangen Jahren.


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Für Josef Adrian zum Abschied aus dem aktiven Dienst



Dr. Angela Ehlers


Die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik kann auf eine über zweihundertjährige Geschichte zurückblicken, in der die besonderen Bedürfnisse blinder und sehbeeinträchtigter Menschen bei der Verwirklichung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und vor allem an Bildung und die daraus folgenden pädagogischen Angebote immer einen zentralen Platz eingenommen haben.

Über viele Jahrzehnte war für die allgemeine und berufsbildende Pädagogik eine qualitativ hochwertige Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit Sehschädigungen immer mit der Entscheidung für einen spezifischen, nicht inklusiven Schulort verbunden.

In den letzten drei bis vier Jahrzehnten öffnet sich die Diskussion immer stärker und konsequenter Fragen der Qualität der Teil habe blinder und sehbehinderter Kinder und Jugendliche an Bildung an allen Lernorten - auch dank des Rückenwinds aus der UN-Behindertenrechtskonvention.

Mit der international und national verankerten Leitidee einer inklusiven Schule geht die Debatte um Bildungsstandards an allen Schulformen und um die bestmöglichen aufsuchenden Unterstützungsformen für alle Menschen mit Blindheit und Sehschädigung einher und bereits seit Jahren hat sich erfolgreich die Idee der Dualen Curricula (expanded core curriculum) durchgesetzt, um unabhängig vom Lern- und Lebensort die Bedarfe an spezifischer Diagnostik und geeigneten Interventionen bereitzustellen.

Der Arbeitskreis der Leiterinnen und Leiter von Bildungseinrichtungen für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler hat hierzu unter anderem im Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) eine Vielzahl von Positionspapieren verabschiedet, in denen länderübergreifend für die Bundesrepublik Deutschland wesentliche Standards des Unterrichts mit blinden und sehbehinderten Schülerinnen und Schülern grundgelegt sind. An ihnen war Josef Adrian intensiv und richtungsweisend beteiligt und hat damit einen maßgeblichen Beitrag zu einem bundesweit einheitlichen spezifischen Curriculum geleistet, aus dem sich Bildungs-/Lehrpläne für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler in vielen Bundesländern ableiten ließen.

Dabei gilt es und galt es schon immer zu beachten und ist es auch bei Josef Adrian immer im Fokus, dass die Gruppe von blinden und sehbehinderten Menschen in Bezug auf ihre konkreten Sehleistungen und die dadurch zutage tretenden Barrieren für die Teilhabe an Bildung äußerst heterogen ist. Funktionsbeeinträchtigungen im Sinne der ICF schaffen erst im Zusammenwirken mit den Reaktionen der Gesellschaft spezifische Barrieren für Aktivität und Teilhabe auch im Rahmen schulischen Lernens.

Jedes Kind und jeder Jugendliche mit einer Sehbehinderung benötigt also neben seinem schulischen Curriculum immer auch ein spezifisches, ein adaptives und individualisiertes Curriculum.

Voraussetzung für die volle Entfaltung der Wirksamkeit des spezifischen Curriculums ist die Entwicklung der allgemeinen Schule hin zu einer inklusiven Schule, in der das Lernen für alle Menschenkinder so barrierefrei wie irgend möglich gestaltet wird. Eine Didaktik der Vielfalt und der Anerkennung von Heterogenität ist die Grundlage für jegliches gemeinsame und vorurteilsfreie Lernen mit so viel unterrichtsimmanenter Förderung wie möglich und so viel zusätzlichen Angeboten wie nötig. Dass diese qualitativ hochwertige schulische Bildung auch immer von Lehrkräften mit einer spezifischen Lehrbefähigung für den Förderschwerpunkt Sehen (Blinden- und Sehbehindertenpädagogik) realisiert wird, auch dafür hat Josef Adrian sich konsequent in seinem beruflichen Wirken und in seinem zivilgesellschaftlichen Engagement eingesetzt. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass das spezifische Curriculum regelmäßiger Überprüfung unterliegt

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Josef Adrian und Staatssekretär a.D. Dirk Loßack bei der Schlüsselübergabe für das neu gebaute Kurshaus, rechts daneben: Frau Hölscher und Frau Osterholz vom Kursteam des LFS (2013)



und immer wieder hinterfragt wird sowie dass die Eltern und Angehörigen im Sinne einer Partizipation auf Augenhöhe in die Bildungsprozesse eingebunden werden.

Der Verband Sonderpädagogik e.V. (vds) hat klare Positionen für den Förderschwerpunkt Sehen veröffentlicht, die mit dem jahrzehntelangen Wirken von Josef Adrian im Einklang stehen. Hierzu gehören insbesondere die Forderungen nach

- spezifischen Maßnahmen und Rahmenbedingungen einschließlich der Verwirklichung von individuellen Nachteilsausgleichen sowie der Adaption von Ausstattung und Medien

- dem Erhalt einer ausreichenden Anzahl von universitären Ausbildungsstätten für das Lehramt für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik

- der Sicherstellung von Weiterbildungsangeboten und berufsbegleitenden Studiengängen in den Fachrichtungen Blinden- und Sehbehindertenpädagogik

- dem Erhalt und Ausbau von Kompetenz-, Bildungs und Förderzentren für den Förderschwerpunkt Sehen zur Begleitung von blinden und sehbehinderten Menschen und deren Umfeld von der Geburt bis ins Erwachsenenalter

- der einfachen, sicheren und zeitnahen Bereitstellung von individuell notwendigen Ausstattungen und Medien

- Möglichkeiten des informellen und sozialen Austausches von Menschen mit Sehbehinderungen in Peergroups

- der Absicherung und ressourcenmäßigen Ausstattung aller Lernorte so, dass interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit gewährleistet werden.

Für den unermüdlichen Einsatz für die gleichberechtigte Bildungsteilhabe von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Förderbedarf im Förderschwerpunkt Sehen sind wir Josef Adrian zu großem Dank verpflichtet. Dass sein Einsatz immer auch den Menschenkindern gilt, die neben ihrer Sehbehinderung weiteren Förderbedarf an Erziehung, Bildung und Ausbildung in anderen Schwerpunkten haben und die unter Bedingungen eines intensiven Assistenzbedarfs leben, bedarf gar nicht der Erwähnung - das ist für Josef Adrian zu jedem Zeitpunkt selbstverständlich.

((56))




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