Schleswig-Holstein Ministerium für Bildung


Pädagoge mit Herz und Leidenschaft



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Pädagoge mit Herz und Leidenschaft



Dieter Feser


Wie soll man ihn beschreiben? Als einen Pädagogen von altem Schrot und Korn? Einen Herzblutpädagogen? Oder vielleicht besser einen Kämpfer für eine bessere Zukunft blinder und sehbehinderter Kinder?

Ich kenne Josef Adrian, seit ich 1996 zur Nikolauspflege gekommen bin. Das erste Mal habe ich ihn offiziell 1998 bei der VBS-Tagung der Schulleiterinnen und Schulleiter für Sehbehinderte in Wien getroffen. Seit dieser Zeit haben wir immer wieder unseren fachlichen und persönlichen Austausch, vor allem bei VBS-Tagungen, gepflegt. Dabei habe ich ihn schätzen gelernt als einen, für den der Beruf Berufung war, der sich leidenschaftlich eingesetzt hat für seine Ideale, und einen, der die Auseinandersetzung und das Ringen um die besten Mittel und Wege nicht gescheut hat.



Besuch der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen Frau Verena Bentele im September 2015 (v. I. n. r.: Mitarbeiterin von Frau Bentele, Frau Hölscher, Frau Spielberg (ehemalige Schülerin des LFS), Herr Adrian, Frau Bentele, Herr Wißmann, Herr Albrecht (Diplom-Pädagoge am LFS), Frau Nielsen (Verein zur Förderung sehgeschädigter Kinder und Jugendlicher in Schleswig-Holstein e. V.), Frau Borowy (Vorsitzende der Elternvertretung des LFS))



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In der Leitungsposition des Landesförderzentrums in Schleswig hatte Josef Adrian bereits einen engagierten, innovativen und erfahrenen Vorgänger: Ab 1983 leitete Dr. Peter Appelhans, der am 30. Januar 2002 in den Ruhestand verabschiedet wurde, das Schleswiger Förderzentrum und wurde dabei einige Jahre von der Konrektorin Christine Pluhar unterstützt, die nach langen Jahren als Referatsleiterin für Sonderpädagogik im Bildungsministerium am 31. Juli 2012 aus dem aktiven Dienst des Landes Schleswig-Holstein ausgeschieden ist.

Schon während meines Studiums hat mich der Modellversuch zur sogenannten integrativen Beschulung in Norddeutschland, die Beschulung von blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen an der Heinrich-Hertz- Schule in Hamburg auf Initiative von Dr. Peter Appelhans sehr angesprochen.

Das Landesförderzentrum Sehen in Schleswig als erste und wohl einzige „Schule ohne Kinder" war und ist eine Einrichtung, die unsere fachlich-inhaltliche Auseinandersetzung und unsere Reflexion über Möglichkeiten und Grenzen integrativer Beschulung sehr angeregt hat. Auf jeden Fall deutschlandweit, ich denke europaweit, vielleicht ist es nicht einmal übertrieben, wenn ich sage: das LFS hat weltweit einen ganz wesentlichen Beitrag zur integrativen bzw. heute inklusiven Beschulung blinder und sehbehinderter Schülerinnen und Schüler geleistet. Ich habe die Reichweite nicht nachgemessen, aber meine persönliche Vernetzung erlaubt mir wohl die Einschätzung, dass die Wirkung, die das LFS erzielt hat, sicherlich von internationaler Bedeutung ist.

Durch Josef Adrian wurde die Arbeit aus der Gründerzeit kontinuierlich und konstruktiv weiterentwickelt. Der gute Ruf, den das LFS heute im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus genießt, ist eng mit dem Namen Josef Adrian verbunden. Hoch engagiert und tief überzeugt von der inklusiven Beschulung aller Kinder hat er sich konstruktiv und streitbar in bildungspolitische Debatten im VBS, bei Tagungen und Fortbildungen eingebracht. Verbandskongresse hat er mit interessanten Vorträgen und Impulsen bereichert.

Adrian ist ein Pädagoge, der die Kinder mit Herzblut begleitet hat. Und der keinen geringeren Anspruch an Bildungsarbeit formulierte, als sie zu kritischen und mündigen Bürgern zu erziehen. Sie sollten sich im Zuge der persönlichen Begleitung durch das LFS zu mündigen Persönlichkeiten entfalten, die sich im sozialen Leben einbringen würden. Mit seinen Idealen hat er es sich und anderen nicht immer einfach gemacht. Und etwas geleistet, wovon die nachfolgende Generation bereits enorm profitiert hat und weiter profitieren wird.

Ich bin froh und dankbar für die vielen Jahre des gemeinsamen Weiterentwickelns schulischer und vermehrt auch beruflicher Bildungsangebote zum gemeinsamen Lernen mit Josef Adrian im Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik.

Lieber Josef,

was immer du in Zukunft auch machen wirst, ich wünsche dir für den neuen Lebensabschnitt Zeit und Muße für das, was dir wichtig ist, Gesundheit und alles Gute!


Sei herzlich gegrüßt im Namen des VBS und persönlich!


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35 Jahre LFZ Sehen, Schleswig und 26 Jahre Josef Adrian



Ingo Degner


Eine Liegenschaft, Lutherstraße 14 und Seminarweg 4, die von zwei Förderzentren genutzt wird, das kann Probleme nach sich ziehen, aber auch Synergieeffekte wecken.

Aber zunächst zurück an den Anfang. Nicht zum Gründungsdatum 1983, als das Landesförderzentrum Sehen seine Arbeit in Schleswig aufnahm und junge Menschen mit Sehschädigung in Schleswig-Holstein erstmals wieder ein spezifisches sonderpädagogisches Angebot erhielten. Nein, zurück bis 1788, als Georg- Wilhelm Pfingsten, der „Vater" der Hörgeschädigtenpädagogik in Schleswig-Holstein, in der Lübecker Johannisstraße ein Privat-Institut gründete, in dem er Taubstumme, aber auch ein blindes Kind unterrichtete. 1817 schrieb Pfingsten, inzwischen Schulleiter des Taubstummen Instituts in Schleswig, rückblickend auf seine Anfänge als Schulleiter:


„Auch mit Blinden ging ich gerne um. Bey diesen suchte ich ihren Gefühlsinn zu prüfen; reichte ihnen zu dem Ende allerley Sachen und Dinge, von verschiedenen Materialien, Gestalten und Formen zum Anfühlen, als: weiche und harte; rauhe und glatte; leichte und schwere; kalte und warme; biegsame und spröde; spitze, scharfe und stumpfe; Erhabenheiten und Tiefen auf Flächen, besonders Münzen u.s.f. und half ihnen, wenn sie sich im Betasten irrten, zurecht. Ich habe noch aus den Zeiten ein Manuscript von meiner Hand liegen, an welchem man auf den ersten Blick an der Farbe das Alter von ohngefähr 40 Jahren erkennen kann. Ich entwarf es in der Absicht: im nöthigen Falle zu einer Unterweisung bei Blinden zu gebrauchen. Dieser Fall ist nicht eingetreten. Nunmehr steht es derjenigen Anstalt für Blinde, die es zu haben wünscht, und sich zuerst meldet, unentgeldlich zu Diensten."

(Georg Wilhelm Pfingsten: Uber den Zustand der Taubstummen der älteren und jüngsten Zeit, Schleswig 1817, S. 41)


Ob es eine Nachfrage gab, lassen die Quellen offen. Belegt ist aber, dass 1983 Dr. Peter Appelhans mit sechs Sonderpädagoginnen und -pädagogen und einer Verwaltungskraft in unser Direktorenwohnhaus „einzogen", um von dort aus ihre Arbeit mit 46 sehbehinderten Kindern im Vorschulalter und Schülerinnen und Schülern verschiedener Altersstufen zu „starten". Dies war der Beginn einer Arbeit in einer schulischen Organisationsform, die damals einmalig war und bis heute vorbildlich ist.

Die besondere Arbeitsweise (Schule ohne Schüler, Systemische Beratung, Arbeit in Betrieben und Universitäten usw.) des LFS wurde das eine und andere Mal auch uns, dem Landesförderzentrum Hören und Kommunikation, als beispielhaft vorgehalten. Vieles haben wir annehmen können. Ich gebe aber mit Wilhelm Busch zu: „Wenn andere klüger sind als wir, das macht uns selten nur Pläsier."

Im Laufe der letzten 35 Jahre hat das LFS seine Arbeitsbereiche weiter ausgedehnt und ist fast auf 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen. Wir sind dadurch in der Lutherstraße 14, unserem Schulgebäude, und im Seminarweg 4, unserem Internat, noch dichter zusammen gerückt. Dies bringt gelegentlich Reibung mit sich. In der inhaltlichen pädagogischen Diskussion sind wir uns aber einig. Dies zeigt sich auch in einem gemeinsamen Theaterprojekt mit seh- und hörgeschädigten Schülerinnen und Schülern mit öffentlichen Aufführungen in unserer Aula. Auch das gemeinsam betriebene Medienzentrum ist ein besonders gutes Beispiel gelungener Zusammenarbeit. Hier versammeln beide Landesförderzentren ihre Materialien, verwalten sie gemeinsam, verleihen sie auch an den Nachbarn und teilen sich hierbei die Personalkosten. Hier werden wirklich Synergieeffekte „gehoben".

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Zwischen den jeweiligen Schulleitungen besteht bis heute eine kollegiale, verständnisvolle Zusammenarbeit. Josef Adrian habe ich gelegentlich in der Fachgruppe Sonderpädagogik der GEW getroffen und regelmäßig in den Gremiensitzungen des VDS, wo er als Landesfachgruppensprecher seiner Fachrichtung mitarbeitete. In allen Gremien erlebe ich Josef als sachkundigen, geschickt formulierenden und immer engagiert argumentierenden Vertreter der Sehgeschädigtenpädagogik und als vehementen Kämpfer für „sein" Landesförderzentrum.

Wenn Josef Adrian jetzt, zum 35-jährigen Jubiläum des LFS, als Rektor in den Ruhestand verabschiedet wird, dann lässt er ein mobil und dezentral arbeitendes För-derzentrum zurück, das mehrfach ausgezeichnet und in dieser Form einmalig in der bundesdeutschen Schullandschaft ist. Hierauf können das Kollegium und Josef, der einen großen Anteil an diesem Erfolg trägt, zu Recht stolz sein.

Als Nachbar und Mitstreiter wünschen wir dem Landesförderzentrum Sehen weiter viel Erfolg in seiner Arbeit und die Unterstützung, die es verdient. Zum Erfolg der Sonderpädagogik in Schleswig-Holstein gehören auch die selbstständigen Landesförderzentren: Hieran darf nicht gerüttelt werden und so werden wir dann auch 2053 den 70. Geburtstag des Landesförderzentrum Sehen, Schleswig, feiern.

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