Samstag, 08. November 2008
Meine Internetsitzung heute war sehr schön: Einerseits habe ich mit meinem Bruder Matthias ziemlich lange gequatscht und anschließend noch mit einer lieben Freundin aus meiner Heimat gechattet, letzteres ging so lange, bis der Akku meines Laptops aufgegeben hat. So habe ich wieder einiges Neues erfahren können. Anschließend war ich wieder in der Btschernaja - dieses Mal in der Fakultätskirche St. Nicolai. Sonst war heute wieder schönstes Wetter - bei Minusgraden. Die Kälte kommt mir aber längst nicht so kalt vor wie oft in Münster oder insbesondere in Ostfriesland. Die Luft ist viel trockener und so findet sich überhaupt kein Raureif auf den Dächern. Hier erkennt man den Frost daran, dass die Pfützen gefroren sind. Und nun fragen mich viele, ob ich es kalt finden würde: Bislang kann man es aber noch gut aushalten und ich will nicht klagen.
Sonntag, 09. November 2008
Dieser Sonntag hielt wieder einige Überraschungen bereit und ich konnte dennoch meinen geplanten Tagesablauf halbwegs einhalten, manchmal versuche ich das dann doch noch. Zunächst bin ich heute in die Heilige Messe gefahren. Dort angekommen, war es sehr voll. Der Grund war folgender: Ich bin wieder, ohne es zu wissen, in eine Bischofsmesse hineingeraten, die dann auch eine halbe Stunde länger gedauert hat. Meinen Plan, nach der Liturgie nach Hause zu fahren, etwas zu essen und dann in Elenas Gemeinde zu fahren, ist trotz der Verspätung noch aufgegangen - meinen Zug habe ich noch erwischt. So bin ich dann - und das war ein neuer Versuch - mit dem Zug bis in die Nähe von Elenas Gemeinde zum "Weißrussischen Bahnhof" gefahren. Dort habe ich noch ein paar Fotos gemacht, die Metrostation gesucht und bin dann zur Kirche gefahren. Dort ist ebenfalls ein Bahnhof und habe dort durch ein Eisentor auf den Bahnsteig fotografiert. Nun muss man dazusagen, dass das Fotografieren von Zügen in Russland an für sich kein Problem ist und habe dies auch schon das ein oder andere Mal im Beisein der Miliz gemacht, ohne dass die etwas dazu gesagt hätte. Heute war es anders: Ich musste alle Eisenbahnfotos auf dem Speicherchip löschen. Dieses Mal hatte ich aber einen strategischen Vorteil: Ich war nur durch das Eisentor für die Miliz erreichbar, eine Dokumentenkontrolle wäre kaum möglich gewesen, da ich in den Menschenmassen schneller verschwunden gewesen wäre, wie die überhaupt eine Möglichkeit gehabt haben hätten in meine Nähe jenseits des Tores zu kommen. Aber ich werde morgen in jedem Fall noch einmal in der Auslandsabteilung der Universität Druck machen, dass die mir langsam meine Registrierung geben. Und sollte die Miliz mich bis dahin dennoch anhalten, wäre das Problem auf der Seite der Universität, so zumindest die Meinung vieler Freunde und Mitbewohner hier unabhängig voneinander. So ist das Leben mit der Miliz hier immer sehr spannend und aufregend.
In der Kirche angekommen, die nur einen Steinwurf von dem "Milizvorfall" entfernt ist, ging es dann richtig rund: Zunächst habe ich eine der alten Damen in dem Verkaufsstand gefragt, wo den Elena sei. Die Babuschka hatte mich aber nicht richtig verstanden und sagte mir, dass sie keine Ikone mit der Heiligen Elena hätte. Daraufhin stand die richtige Elena schon hinter mir und wir haben herzlich über das Missverständnis gelacht. Dann sind wir in das Haus des Priesters und der Matuschka gegangen und haben kurz die Akafist - ein Gottesdienst für einen Heiligen - geübt, denn ich sollte heute das erste Mal in der Gemeinde mit im Chor singen. Nach drei Minuten war die Chorprobe vorbei und keine hatte eine Ahnung - ich davon am wenigsten. Die Frau des Priesters, die Matuschka, hat uns kurz die Texte gezeigt, einen vorgesungen und dann war es schon vorbei. Und ich bekam es mit der Angst zu tun: Die Texte waren allesamt in kirchenslawisch und ohne Noten. Und zudem war ich noch nie in einer Akafist und hatte also überhaupt keine Ahnung. Dann haben wir einen Tee getrunken und heute durfte ich mit Erlaubnis der Matuschka in die Räume unter der Kirche, wo eine kleine Küche ist. Da darf nicht jeder aus der Gemeinde hin, da dies der Matuschka fast so heilig ist wie dem Priester der Altarraum. Und dann ging die Akafist los: Es kamen noch neue Texte dazu und eigentlich kannten nur die Matuschka und Elena die Melodie. Und dann wurde alles so schnell gesungen, dass ich gar nicht mitkam. So habe ich lediglich das mitgesungen, was ich aus der Vschernaja und der Göttlichen Liturgie kenne: "Halleluja", "Herr, erbarme Dich" und "Amen". Das war es dann eigentlich auch schon. Eine der Babuschkas aus dem Verkaufsstand - Anna - sang auch mit und konnte nicht viel mehr wie ich, was bei der Matuschka ein Wechselbad der Gefühle hervorrief: Einmal war sie fürchterlich mit ihr am schimpfen und ein anderes mal schüttelte sie lachend den Kopf, wenn etwas schief lief. Das war dann also das erste Mal im Chor - ich übrigens als der einzige Mann und Tenor. Nach der Liturgie meinte der Priester dann zu mir, dass ich mit etwas üben im nächsten Jahr dann mal die Psalmen sprechen (also eine Art Sprechgesang) solle - auf kirchenslawisch. Da hatte ich dann den nächsten Kloß im Hals und habe nur noch um den Segen gebeten.
Dann sind Elena und ich gemeinsam in ein Kloster gefahren, in dem die Gebeine der Heiligen Matrona liegen. Sie war eine Nonne in dem Kloster - blind und gehbehindert - und hat viele Wunder vollbracht. So ist ihr die Mutter Gottes erschienen, die dann ein Ikonenmaler für sie gemalt hat. Der musste aber vorher beichten, weil die Heilige Matrona wusste, dass er noch etwas zu beichten hatte. Ebenso starb sie während der Sowjetzeit eines natürlichen Todes, obwohl sie sehr bekannt war. Auch sonst hat sie viele Wunder vollbracht und konnte trotz ihrer Blindheit alles mögliche erkennen. Heute kommen und beten sehr viele zu ihr, insbesondere wenn sie Verwandte und Bekannte suchen. Die Schlange dort war sehr lang und wir haben über eine Stunde angestanden - und das bei leichten Minusgraden. Aber es ist nicht so, dass mir dabei übermäßig kalt geworden ist.
Und letztendlich habe ich dann an diesem Abend das erste Mal seitdem ich in Russland bin ausführlich mit meiner Oma telefoniert und ihr alles mögliche aus Russland, Moskau und von meinem Studium erzählt. Und anschließend riefen dann meine Eltern noch an. So war heute ein ruhiger, aber dennoch sehr ereignisreicher und schöner Tag, auch wenn mir heute die Miliz über den Weg gelaufen ist, denen aber heute mal die Hände weitestgehend gebunden waren.
Montag, 10. November 2008
Da ich am Montag ja immer erst recht spät zur Uni muss, habe ich noch Wäsche in die Waschmaschine gestopft. Diese wollte jedoch nicht richtig funktionieren und hörte nach einer gewissen Zeit einfach auf zu arbeiten. Ich habe sehr lange selbst versucht, sie wieder ins Laufen zu bekommen, doch es hat nichts geholfen. Oleg wusste Rat. Mit einem Messer hat er einen Knopf gelöst, der fest in die Maschine eingedrückt war und dann lief die Maschine wieder. Auch in Anbetracht der knapper werdenden Zeit, da ich ja zur Universität musste und ich die Elektritschka schon ohne mich fahren sah, sagte Oleg dann nur: "Das ist Russland." Ich war aber dennoch zeitig am Bahnhof, um dann aber feststellen zu müssen, dass die Elektritschka an diesem Tag ausfällt. Ein paar Minuten später fuhr dann aber eine in den Süden, wo sich auch eine Metrostation befindet, von der man auch gut in die Stadt fahren kann.
Eine große Sorge, die den Winter angeht, scheint sich zu beseitigen. Seit ein paar Tagen schon wird an einer Ersatztreppe hoch zur Fußgängerbrücke über den Güterbahnhof zur Station Pererwa gebaut und heute habe ich erstmals gesehen, dass tatsächlich die Stufen der alten Treppe abgerissen werden. Das wurde auch allerhöchste Zeit, denn gerade diese Treppe war wirklich gefährlich und man konnte sehr leicht umknicken bzw. irgendwo hängen bleiben und ins Fallen geraten. Die Stufen waren ausgetreten und sehr porös, teils mit kleineren Löchern, es schauten Eisenteile aus den Stufen heraus, und an den Absätzen der Stufen waren kleine Metallerhöhungen, über die man auch sehr leicht fallen konnte. Und bei Regenwetter sammelte sich das Wasser in jeder Stufe, so Schuhe und Hosenbeine dreckig waren. Das hat jetzt schon mit der Ersatztreppe ein Ende gefunden. Ich hätte konnte mir bislang nicht vorstellen, wie ich die Treppe bei Schnee hätte bewältigen sollen. Nun kann ich nur noch hoffen, dass die ganze Brücke zumindest ausgebessert wird, da es noch viel mehr gefährliche Stolperfallen gibt. Doch allein mit der ersten Treppe bin ich schon sehr glücklich.
Montag, 10. November 2008
Da ich am Montag ja immer erst recht spät zur Uni muss, habe ich noch Wäsche in die Waschmaschine gestopft. Diese wollte jedoch nicht richtig funktionieren und hörte nach einer gewissen Zeit einfach auf zu arbeiten. Ich habe sehr lange selbst versucht, sie wieder ins Laufen zu bekommen, doch es hat nichts geholfen. Oleg wusste Rat. Mit einem Messer hat er einen Knopf gelöst, der fest in die Maschine eingedrückt war und dann lief die Maschine wieder. Auch in Anbetracht der knapper werdenden Zeit, da ich ja zur Universität musste und ich die Elektritschka schon ohne mich fahren sah, sagte Oleg dann nur: "Das ist Russland." Ich war aber dennoch zeitig am Bahnhof, um dann aber feststellen zu müssen, dass die Elektritschka an diesem Tag ausfällt. Ein paar Minuten später fuhr dann aber eine in den Süden, wo sich auch eine Metrostation befindet, von der man auch gut in die Stadt fahren kann.
Eine große Sorge, die den Winter angeht, scheint sich zu beseitigen. Seit ein paar Tagen schon wird an einer Ersatztreppe hoch zur Fußgängerbrücke über den Güterbahnhof zur Station Pererwa gebaut und heute habe ich erstmals gesehen, dass tatsächlich die Stufen der alten Treppe abgerissen werden. Das wurde auch allerhöchste Zeit, denn gerade diese Treppe war wirklich gefährlich und man konnte sehr leicht umknicken bzw. irgendwo hängen bleiben und ins Fallen geraten. Die Stufen waren ausgetreten und sehr porös, teils mit kleineren Löchern, es schauten Eisenteile aus den Stufen heraus, und an den Absätzen der Stufen waren kleine Metallerhöhungen, über die man auch sehr leicht fallen konnte. Und bei Regenwetter sammelte sich das Wasser in jeder Stufe, so Schuhe und Hosenbeine dreckig waren. Das hat jetzt schon mit der Ersatztreppe ein Ende gefunden. Ich hätte konnte mir bislang nicht vorstellen, wie ich die Treppe bei Schnee hätte bewältigen sollen. Nun kann ich nur noch hoffen, dass die ganze Brücke zumindest ausgebessert wird, da es noch viel mehr gefährliche Stolperfallen gibt. Doch allein mit der ersten Treppe bin ich schon sehr glücklich.
Dienstag, 11. November 2008
Der heutige Tag hat eigentlich keine Besonderheiten vorgebracht. Die Vorlesung "Einführung in die liturgische Überlieferung" ist ausgefallen. Die nunmehr freie Zeit habe ich ausgenutzt, um eine ideale Wegstrecke zum Flughafen Vnukovo herauszufinden, da ich wahrscheinlich am Montag einen Osnabrücker Bekannten dort treffen werde, der mir ein paar Kleinigkeiten aus der Heimat mitbringen wird. Das scheint aber gar nicht so einfach zu sein: Dem Express-Bus traue ich keine Pünktlichkeit zu, weil die Straßen Moskaus oft verstopft sind. Und ob die Elektritschka direkt bis zum Flughafen fährt, ist bislang noch fraglich. So bleibt mir wahrscheinlich lediglich der teure Express-Zug zum Flughafen. Mal schauen: ich will da Olga fragen, da sie öfter die Strecke mit dem Zug fährt und sich auch sonst hier sehr gut auskennt.
Ansonsten war ich über den Kiewer Bahnhof, wo ich nachgeforscht habe, sehr überrascht. Es ist ein sehr großer Bahnhof mit einer wirklich sehr prächtig verzierten Wartehalle und großzügigen Gebäuden, einer Licht durchfluteten Bahnhofshalle und irgendwie war es in dort trotz der vielen Menschen angenehm ruhig und entspannt. Dort gibt es sehr viele Geschäfte - die für Russland üblichen kleinen Läden oder "Buden", die sich auf spezielle Artikel spezialisiert haben. In dem Flughafen gibt es sogar eine kleine Kapelle der Russisch-orthodoxen Kirche. Soviel zu den Fernverkehrsgleisen. Dort, wo die Zugänge und Fahrkartenverkaufsfenster für die Elektritschka sind, ist es schon viel lauter und unruhiger. Hier herrscht ganz die rege und hektische Betriebsamkeit, die Moskau für mich so prägend macht. Auch ist es hier wesentlich dreckiger und unübersichtlicher. Für den Expresszug zum Flughafen Vnukovo gibt es extra einen Fahrkartenverkaufsschalter, der sich in etwa zwischen dem Fernverkehr- und dem Elektritschkabahnhof befindet. Dort werde ich dann am Montag meine Fahrkarte kaufen müssen und wenn dann alles gut läuft, fährt der Zug von Gleis 1 ab. Aber ob das wirklich der Fall ist, muss ich dann schauen.
Der Abend ist mit einigen Magenbeschwerden zu Ende gegangen. Es scheint hier wohl öfter vorzukommen, dass der Magen protestiert und mich dann zu einer kleinen Ruhepause zwingt. Ich kann bisher jedoch noch nicht einschätzen, ob ich dann was Ernstes habe oder ob es am nächsten Tag wieder gut ist. Zumindest habe ich mich sehr früh schlafen gelegt, da der morgige Tag früh anfangen sollte - so hatte ich es jedenfalls geplant...
Mittwoch, 12. November 2008
...und genauso ist es auch gekommen. Der Wecker im Handy rappelte pünktlich um 5:55 Uhr. Ich wollte doch heute in der Gemeinde "Hl. Märtyrerinnen Vera, Nadjeschda, Ljuba und Mutter Sofia" um acht Uhr im Chor mitsingen, so ähnlich wie am Sonntag auch schon. So bin ich wieder mit dem Zug direkt bis zur Kirche gefahren und bin dann dort erst einmal minutenlang um die Station herumgeirrt, bis ich mich vernünftig orientiert hatte. Irgendwie schien mir das alles bekannt und dann auch wieder nicht. Es waren so früh am Morgen einfach zu wenig Menschen dort. Dann habe ich aber herausgefunden, wo ich bin und wollte dann auf dem schnellsten Wege zur Kirche, was aber wiederum daran gescheitert ist, dass die privaten Parkplätze und kleinen Gehwege alle noch zugesperrt waren, so dass ich mich wieder orientieren und einen anderen Weg finden musste, was dann aber recht gut geklappt hat. Zu den Verwirrungen in der Station ist es allerdings gekommen, weil mein Stadtplan von Moskau nicht genau ist: Dort sind zwei Stationen eingezeichnet, die aber ein Stück weit auseinander liegen. Und genau das tun sie nämlich nicht - sie sind genau nebeneinander und direkt bei der U-Bahnstation. Aber ich war dennoch pünktlich da, im Gegensatz zu Vater Pavel, auf der zwar gleichzeitig mit mir kam, aber dennoch fast eine halbe Stunde zu spät. So habe ich dann auch noch die Morgenliturgie mit-"intoniert" und anschließend die Vesper. Heute habe ich wieder mit Elena, der Matuschka und Anna Nikivnerovna zusammengesungen. Eigentlich konnte nur Elena richtig singen, die Matuschka wusste, was gesungen wird und hat wie beim letzten Mal auf Anna Nikivnerovna geschimpft, dass sie entweder gar nicht oder falsch singt. Das liegt aber daran, dass sie gar keine Noten lesen kann. Und ich hatte meine liebe Mühe, in Melodie und Text halbwegs mitzukommen und dann auch noch den Tenor zu singen. Ich hatte aber hin und wieder einen kleinen Fortschritt zu vermelden. Und wenn der Diakon oder Priester gesungen hat, dann hat sich die Matuschka laut mit uns unterhalten, so dass es die ganze Kirchengemeinde mitbekommen musste. So lerne ich hier eigentlich weniger das Singen kennen, sondern vielmehr das Leben einer einfachen Russisch-orthodoxen Kirchengemeinde. Das ist für mich schon ein großes Glück, dass ich das Gefühl habe, dass ich in deren Gemeinde willkommen bin. Nach der Liturgie haben wir noch zusammen in der Krypta Tee getrunken und ich sollte eigentlich von der Matuschkas Suppe essen. Da war aber Fisch drin und diejenigen, die mich besser kennen, wissen, dass ich da gerne einen Bogen drum zu mache. Bevor wir gegangen sind hat Anna Nikivnerovna mir noch einen großen Beutel mit Keksen und Bonbons gegeben, quasi als Bezahlung für meine Chortätigkeiten...
Direkt bei der Elektritschkastation hatte ich am Sonntag einen Communicator gesehen, der preislich weit unter den anderen lag, da er Ausverkaufsware ist. Und da ich schon länger mit dem Gedanken gespielt habe, mir einen solchen zuzulegen, habe ich heute zugegriffen. Jetzt brauche ich nicht mehr so viele Bücher mitschleppen - zumindest nicht das lästige Wörterbuch - und ich bin zudem in den Vorlesungen schneller, wenn ich nach einem neuen Wort suchen muss, was oft genug vorkommt; und wenn ich es nicht richtig verstanden habe, kann ich mir noch Querverbindungen anzeigen lassen und es dann herausfinden. Ich verspreche mir da sehr viel von. Gekostet hat das Gerät mit einer SD-Card zusammen knapp 170 Euro, andere Geräte hätten über 100 Euro mehr gekostet. Und auch die anderen Studenten sagten mir, dass ich da Glück gehabt hätte. Jetzt wäre es nur noch eine tolle Sache, wenn ich den Elektritschkafahrplan dort abspeichern könnte und noch verschiedene Bibelübersetzungen zur Hand hätte. Aber auch hier bin ich mir sicher, dass ich das schaffen werde.
Nach den Vorlesungen bin ich dann das erste Mal in meinem Leben fremd gegangen. Hatte ich mir am Vortag von Alexej einen Tipp geben lassen, wo ich günstig meine Haare schneiden lassen könne und so war ich heute vielleicht das erste Mal in meinem Leben bei einem anderen Frisör - zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass ich schon einmal anderswo gewesen wäre. Nachdem ich dem Frisör gesagt hatte und er mich verstanden hatte, wie ich es gerne hätte, fing er an, an mir herumzuschnippeln und war nach knappen 15 Minuten fertig - das war eine glatte Expressfrisur. Beklagen will ich mich auch nicht und zudem war der Preis in Ordnung - ich habe umgerechnet 2,80 Euro dafür bezahlt.
Am Abend habe ich dann noch mit Oleg und Dmitri zusammen meine neue technische Errungenschaft in Betrieb genommen, so dass ich mich morgen ohne Wörterbuch aus dem Wohnheim trauen werde. Ich bin mal sehr gespannt, wie ich in den Vorlesungen künftig damit zurechtkommen werde.
Donnerstag, 13. November 2008
Der Tag fing gut an: Ich habe lange mit meinen Eltern lange über das Internet telefoniert und bin jetzt wieder auf dem Laufenden, was das Leben in Oldersum und meiner Familie angeht. Natürlich sind meine Eltern jetzt auch gut über mich informiert! Am allermeisten habe ich mich allerdings über eine Mail einer Freundin gefreut, mit der ich noch vor ein paar gechattet und eine Kerze in der Unikirche angezündet habe, die jetzt ihr Ziel - wenn auch nicht optimal - erreicht hat. Leider gab es dann aber auch zwei Mails, die mich sehr traurig gemacht und den ganzen lieben Tag gedanklich beschäftigt haben und für die ich gerade eben lange eine Antwort zusammenformuliert habe.
Nach den Vorlesungen war heute wieder eine Chorprobe für das Konzert angesetzt. Dieses Mal haben wir in der MGU (Moskauer Humanistische Universität) in dem Konzertsaal geübt. Als mein Chor gesungen hat, war die Chorprobe sehr schnell vorbei und unser Chorleiter Vater Alexej drehte sich zum Rektor um und bat ihn darum, dass er noch etwas Zeit zum Üben mit uns bekommt. Das ist kein gutes Zeichen für uns, zumal wir am Dienstag auftreten sollen und ich vermute jetzt schon fast, dass wir auch am Wochenende noch Chorprobe haben werden. Es gibt in der Beziehung "Konzert" aber noch eine gute Nachricht: Von einem Kommilitonen werde ich einen Anzug geliehen bekommen. So habe ich wieder eine Sorge weniger.
Heute ist in der Vorlesung das erste Mal mein Communicator zum Einsatz gekommen und ich denke, dass wenn ich mich an den Umgang gewöhnt habe, dass ich dann einen guten und sinnvollen Kauf getätigt habe! Ich bin mit dem Gerät jetzt in etwa so schnell wie mit meinem Wörterbuch.
Heute habe ich in der Küche des Wohnheims wieder für Verwunderung gesorgt - einschließlich bei mir selbst. Ich hatte noch Nudeln vom Vortag über, die ich zubereitet habe. Ich habe die Nudeln in die Pfanne gepackt, was von einem Mitbewohner als völlig absurd bezeichnet wurde. Ich hatte also wieder einmal jede Menge skeptische Blicke inne. Als ich dann noch Ketchup, etwas Wurst, Pfeffer und eine französische Gewürzmischung dazu gegeben habe, schüttelte jeder mit dem Kopf. Das alles habe ich dann leicht anbräunen lassen. Das war selbst für mich ein neuer Versuch, Reste zu verwerten. Dass das aber auch noch gut schmeckt, hätte ich selbst nicht gedacht. Da will ich das nächste Mal noch einmal dran feilen. Es hat sich allerdings keiner getraut, zu probieren.
Freitag, 14. November 2008
Heute Abend bin ich total geschafft und müde und will eigentlich nur noch ins Bett, der Tag war einfach nur anstrengend. Zudem scheint es einen Wetterumschwung zu geben. Die Luft ist heute Abend viel feuchter als sonst die Tage. Nach den beiden Vorlesungen habe ich wie üblich in der Stalowaja gearbeitet - nur, dass ich dieses Mal wirklich gearbeitet habe. Ich habe den Abwasch mit einer anderen Küchenhilfe fast alleine gemacht und zudem noch die gebrauchten Tabletts abgewischt und andere Kleinigkeiten gemacht. Kurzum: Es war heute richtig viel zu tun und ich durfte heute mal richtig ranklotzen. Nach der Chorprobe habe ich mich dann noch mit Wassilij auf deutsch unterhalten - eine Stunde länger als geplant. Die Überraschung des Tages kam dann aber bei meiner Rückkehr im Wohnheim: Die Hausverwaltung hielt mich an und fragte mich etwas nach meiner Registrierung bei den Behörden. Daraufhin habe ich mich beklagt, dass ich noch keine neue Registrierung hätte und dass die Auslandsabteilung der Universität für mein Empfinden schlecht und vor allem langsam arbeiten würde. Und keine zwei Minuten später hielt ich meine Registrierung in den Händen. Man weiß wirklich nicht, was einen in der nächsten Minute erwartet. Das kam dieses Mal so plötzlich und unerwartet, dass ich es immer noch nicht richtig fassen konnte. Nun - nach über 14 Tagen - bewege ich mich endlich völlig legal in Moskau und brauche keine Angst mehr vor der Miliz zu haben. Das beruhigt mich doch sehr.
Es wird langsam auch Zeit, dass das Paket meiner Eltern ankommt. Dabei geht es eigentlich noch gar nicht so sehr um die Wintersachen, sondern vielmehr um den Ostfriesentee. Denn die letzte Tasse habe ich mir heute morgen kochen können, jetzt ist außer ein paar Teebeuteln nichts mehr da. Aber das Paket soll kurz vor Moskau sein - das habe mir gestern zumindest meine Eltern erzählt. Aber wer weiß schon, was das in Moskau und Russland bedeutet...
Samstag, 15. November 2008
Eigentlich ist nur der Abend des 15. Novembers interessant, da sonst alles wie für Samstag üblich verlaufen ist: Vorlesung, Essen in der Stalowaja, Internet, nach Hause fahren und dann bin ich wieder in die katholische Kirche gefahren. Ich hatte mich dort mit einem Kommilitonen verabredet, der gerne eine Vulgata kaufen wollte. Und anschließend ist er noch mit mir in die Heilige Messe gegangen. Er sagte mir zwischendurch zwar immer, dass er nach dem nächsten Lied gehen und draußen auf mich warten wolle, hat dann aber doch alles sehr interessant gefunden und ist dann gegangen, als ich zur Kommunion gegangen bin.
Zurück im Wohnheim habe ich Alexej getroffen und wir haben dann gemeinsam gekocht und aus einer Pfanne gegessen. Das ist unter vielen Studenten hier üblich, vor allem, wenn man gemeinsam in einem Zimmer wohnt. Diese Zimmergemeinschaften hier im Wohnheim - entweder sind es Zwei- oder Vierbettzimmer - sind meistens ganz enge Beziehungen. Die Studenten sorgen für ihren Mitbewohner, habe ihre eigenen Traditionen, teilen ihre Sachen wie den Computer, das Musikinstrument, das Hobby usw. Ich habe hier bislang noch keinen Streit erlebt oder gehört und ich glaube, dass die Zimmergenossen einander die besten Freunde sind. Das finde ich schon bemerkenswert, da die Zimmer nicht wirklich groß sind und man für meine Verhältnisse etwas zu dicht beieinander wohnt., so dass kaum noch eine Privatsphäre da ist. Daher sind hier alle auf eine große Vertrautheit angewiesen und dies scheint gut zu klappen. Ich für mich muss aber ganz ehrlich sagen, dass ich froh bin, dass ich ein Einzelzimmer habe. Manchmal habe ich doch das Bedürfnis, eine Zeit lang allein zu sein und hätte auch etwas dagegen, wenn mein Zimmergenosse sich an meinem Notebook zu schaffen machen würde, was aber für die anderen Mitbewohner völlig normal ist. Auf vielen Zimmern steht ein Computer, der zwar einem gehört, aber von dem anderen mitbenutzt wird, so zum Beispiel bei Alexej und seinem Mitbewohner. Oleg und Pjotr beispielsweise haben einen gemeinsamen Kleiderschrank und einen gemeinsamen Schrank mit Lebensmitteln, Büchern und allen möglichen anderen Sachen.
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