Tagebuch ohne Fotos zum Drucken


Mittwoch, 24. Dezember 2008 - Heiligabend



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Mittwoch, 24. Dezember 2008 - Heiligabend

Nach dem Essen in der Stalowaja ging mein Weg nach Hause und alles Geplante ist wieder einmal über den Haufen geworfen worden. Zunächst habe ich die Elektritschka verpasst und musste über 50 Minuten auf die nächste warten und dann sollte ich mit einer Mitarbeiterin der Hausverwaltung zur Post gehen und das Paket abholen. Ich habe es erhalten - es war tatsächlich ein Fehler der Post, die vergessen hatten, meinen Namen auf den Abholschein zu schreiben. Rechtzeitig zum Fest konnte ich aber das Paket meiner Eltern in Händen halten. Gott sei Dank! Zurück im Wohnheim blieb nur noch Zeit, den Gabentisch vorzubereiten und die Lebensmittel für das Abendessen zu sortieren.

Dann war ich pünktlich in der Heiligen Messe um 19 Uhr und nach und nach trudelten einige Kommilitonen ein, Lena saß schon in der Bank. Leider habe ich dann mit Stephan alleine gestanden, weil sich in der Kirche alles verlaufen hat - es war einfach viel zu voll. Mit Elena bin ich dann nach draußen gegangen, wo die Priester das Jesuskind in die Krippe gelegt haben. Und kurz darauf ging ein Feuerwerk los - Lena und ich haben uns nur noch verständnislos angesehen, haben wir doch ein ganz anderes Verständnis der Heiligen Nacht - ich kenne sie vielmehr als stille Nacht, so wie sie im Lied beschrieben wird.

Alles in allem war die Messe nicht schön, weil sie eigentlich keine besonderen Elemente enthalten hat, außer dem Feuerwerk, dass ich aber völlig daneben und unpassend fand. Es wurde in der Kirche viel fotografiert, geredet, hin- und hergelaufen - eigentlich war es völlig stimmungslos und ich hatte den großen Wunsch, Weihnachten in meiner Heimatgemeinde in Oldersum zu feiern. Zum Abschluss wurden wir mit dem Jesuskind, dass eben noch in der Krippe lag, gesegnet. Sehr gefreut habe ich mich allerdings, dass Elena, Pjotr, Andrej, Stephan und Evgenij mit in die Kirche gekommen sind.

Zurück im Wohnheim habe ich dann schnell Pizzabrote, Salat und Obstsalat zubereitet und mein Zimmer zu Ende hergerichtet. Und dann habe ich mit Oleg, Dmitri, Pjotr, Stephan und Evgenij gemeinsam Weihnachten gefeiert. Nach dem Essen haben wir "Stille Nacht, Heilige Nacht" gesungen und dann habe ich die Geschenke - für jeden ein Kreuz und eine deutsche Bibel - verteilt und meine geöffnet. Darin enthalten waren jede Menge Schwarzbrot und andere Brotsorten, selbstgebackene Kekse, Foto-CD's Zeitungsausschnitte, Sachen vom Gallimarkt, Marzipan, Süßigkeiten - alles Sachen, die nicht zurück in die Heimat müssen! Nun ist mein Lebensmittelschrank wieder voll aufgefüllt und ich werde zukünftig die Türe wohl gut abschließen müssen. Und ganz zum Schluss des Abends - hier quasi um kurz vor zwei in der Nacht - noch nach Hause telefoniert. Alles in allem war es ein schöner Abend, nur der kirchliche Teil hat mir überhaupt nicht gefallen.

 

Donnerstag, 25. Dezember 2008 - Weihnachten

Heute Morgen bin ich vom Klingeln des Weckers wach geworden, ich wollte ja heute mit meiner Familie übers Internet telefonieren, was wir drei Stunden später umgesetzt haben. Auf der Hinfahrt zu meinem Internet-"Stammplatz" hatte ich den Eindruck, dass die anderen Moskauer auch wohl Weihnachten gefeiert haben könnten, denn die Elektritschka und Metro war wesentlich voller als sonst um 11 Uhr am Vormittag. Anschließend war ich in der Stalowaja essen und habe einem Freund mein Weihnachtsgeschenk überreicht, der sich sehr darüber gefreut hat. Anschließend bin ich zu Elena in die Gemeinde gefahren, wo sie sich in der "Schule", also dem Gemeindehaus, auf Klausuren vorbereitete. Sie hat meine Geschenke nicht ausgepackt, das wird sie erst am orthodoxen Weihnachtsfest machen. Von ihr habe ich eine schöne Bibel in einem besonderen Einband geschenkt bekommen - in typisch russischem Stil - und eine kleine Christus-Ikone, die ihren Platz in der Ikonenecke gefunden hat. Anschließend bin ich zurück zur Universität gefahren, wo ich Olga getroffen habe, die ebenfalls ein Geschenk von mir bekommen hat - und ein bisschen Marzipan, über das sie sich sehr gefreut hat. Während meine Freunde die Geschenke ausgepackt haben - jeder hat ein kleines Holzkreuz bekommen - hat gleich nach dem Auspacken das Kreuz entweder geküsst oder sich bekreuzigt. Das war wieder der Punkt, wo ich von der tiefen Frömmigkeit überrascht war.

Anschließend habe ich den Heimweg angetreten, in einem kleinen Geschäft in der Nähe der Elektritschka-Station ein für die Fastenzeit üppiges Essen mitsamt Eis gekauft und dies dann im Wohnheim genüsslich gegessen. Morgen geht's dann mit der Fastenzeit weiter, sofern ich sie einhalte. Den Abend habe ich dann mit dem restlichen Aufräumen der Wohnung verbracht und habe einfach mal die Seele baumeln lassen. Und ich habe mich ein wenig auf den morgigen Tag vorbereitet, da ja morgen meine ersten Gäste hier eintrudeln werden. Darauf freue ich mich schon, vor allem, weil ich viel Zeit für sie haben werde, da keine Vorlesungen mehr stattfinden bis nach den Ferien.

Im Laufe des Abends kam dann überraschend ein Mitbewohner in mein Zimmer und schenkte mir zum Fest eine Tasse zu Weihnachten. Auch sonst habe ich heute viele Weihnachtsgrüße entgegengenommen von meinen Kommilitonen. Es haben aber auch viele nachgefragt, ob ich kein Heimweh hätte. Dazu lässt sich nur sagen, dass ich schon gerne daheim gewesen wäre, aber auch kein Heimweh gehabt habe, da ich hier von der Heiligen Messe abgesehen ein schönes Weihnachtsfest im Kreise meiner Freunde gefeiert habe.

Freitag, 26. Dezember 2008 - Weihnachten

Nun ist es endlich soweit, heute sind Sonja und Ludwig, meine ersten Gäste, angekommen! Um das ein wenig vorzubereiten, bin ich heute etwas eher in die Stadt gefahren und habe mich ein wenig bei den Sehenswürdigkeiten rund um den Kreml kundig gemacht, wann diese aufhaben. Da heute das erste Mal seit Tagen die Sonne schien, habe ich gleich ein paar Fotos gemacht. Nach dem Mittagessen in der Stalowaja bin ich dann mit der Elektritschka zum Flughafen Domodedovo gefahren. Kurz nach dem Paveljetzker Bahnhof habe ich dann aus dem Zug im Gleisbereich eine Person gesehen, die wohl vor ein paar Stunden dort verunglückt sein muss, zumindest standen die Gliedmaßen in allerlei Richtungen und der Kopf wies eine große Platzwunde auf. Da stand schon jemand dabei und die Miliz kam gerade dazu. Nun ist es hier nicht der Fall, dass die Leiche irgendwie verdeckt oder die Strecke gesperrt wird - alles läuft hier normal weiter. Im Flughafen Domodedovo habe ich dann einen Milizionär gefragt, wo denn die Fahrkartenausgabe sei. Er stand direkt daneben, wusste es aber genau so wenig wie ich. Ich war sehr überrascht, dass er mir sein Ticket geschenkt hat und dass er so freundlich war. So habe ich 200 Rubel gespart.

Der Weg zum Hotel gestaltete sich als recht kompliziert, da wir voll in den Berufsverkehr gekommen sind und die beiden recht große Koffer dabei hatten. Dennoch hat alles sehr gut geklappt und wir hatten zusammen einen Heidenspaß. Nach dem Einchecken ins Hotel haben ich die beiden zum Roten Platz geführt. Auf dem Weg dorthin habe ich extra eine der schönsten Stationen ausgesucht, wo wir ausgestiegen sind - die Station "Platz der Revolution". Dort kamen wir dann direkt beim Weihnachtsmarkt heraus, den ich am Morgen ausfindig gemacht hatte. Dort stand ein bunter Weihnachtsbaum, der für mich schon typisch geworden ist, der aber in der Tat recht ungewöhnlich, weil er nach unserem Verständnis kitschig ist. Und dann kamen wir auf den Roten Platz, wo alles herrlich beleuchtet war. Auch für mich war es ein besonderes Erlebnis, den Platz mal bei Nacht betrachten zu können. Zum Schluss haben wir dann noch bei meinem Internetplatz ein wenig zu Abend gegessen und eingekauft. Zum Erstaunen der beiden lässt sich in dem Supermarkt fast alles kaufen, was es auch in Deutschland gibt. Vor allem von den Biersorten, die aus Deutschland und Bayern importiert worden sind, waren sie begeistert. Auch ich bin es immer noch, obwohl die Preise ebenso erstaunlich hoch sind.

 

 



Samstag, 27. Dezember 2008

An diesem Morgen fiel mir das Aufstehen sehr leicht, da ich wusste, dass mich heute ein spannender und lustiger Tag erwartet. Es ging am gestrigen Abend ja schon sehr lustig zu und heute sollte sich dies wiederholen. So habe ich die beiden dann im Hotel abgeholt, musste jedoch ein wenig warten, weil sie sich etwas verschlafen hatten. Da Ludwig sich eine Fellmütze kaufen wollte, sind wir zuerst auf den Markt am Jaroslawler Bahnhof gefahren, wo wir jedoch so früh noch nicht viel gefunden haben. So haben wir uns die Station Komßomolskaja angeschaut und sind dann zum Roten Platz aufgebrochen. In den Metros war nicht viel los, da ja Wochenende war, so dass die Stadt heute recht ruhig war. Bevor wir unser Ziel erreicht haben, sind wir erst noch auf den Weihnachtsmarkt gegangen, wo die Händler von Souvenirs uns schon fast bedrängt haben. Letztlich konnte ich Ludwig und Sonja aber davon überzeugen, dass es so etwas in Sergiew Possad günstiger gibt. Am Roten Platz angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass dieser gesperrt war. So haben wir uns zunächst die kleine Dreifaltigkeitskirche angeschaut, wo gerade ein Gottesdienst gefeiert wurde und sind dann ins Kaufhaus GUM gegangen, dass schon beinahe übertrieben mit Weihnachtsbaumschmuck dekoriert war. In der Mitte stand ein riesiger und bunter Weihnachtsbaum. Wobei die beiden fast jeden Weihnachtsbaum, der in der Stadt stand, aufgrund seines Kitsches bewundert haben. Aber auch ich schaue mir die Dinger oft mit einer gewissen Fassungslosigkeit an. Dann haben wir einen Großteil der Zeit damit verbracht, doch noch eine Möglichkeit zu finden, um auf den Roten Platz zu kommen, aber es ließ sich nichts machen - alles war weiträumig abgesperrt. So sind wir dann in die Christus-Erlöser-Kathedrale gefahren und haben uns die angeschaut, aber auch die Katakomben darunter, wo auch ein Museum zu finden ist, dass vom Neubau der Kathedrale erzählt.

Anschließend sind wir zum Essen in die Mensa gefahren und haben dort gemütlich zu Mittag gegessen. Beim anschließenden Gang durch die Fakultät habe den beiden den Ort in Moskau gezeigt, an dem ich mich am allerliebsten aufhalte und wo ich mich wohl fühle. Als wir die Mensa verlassen haben, sangen ein paar meiner Kommilitonen am Ausgang russische Volksweisen und so haben wir genau einen Moment erwischt, der gezeigt hat, dass das Leben dort so schön und so ungezwungen ist. Wir haben uns auch die Nicolai-Kirche und danach die Studentenkirche, die Dreifaltigkeitskirche angeschaut. In dem Geschäft "Orthodoxes Wort", in dem ich oft meine Bücher und Studienmaterialien einkaufe, haben sich Ludwig und Sonja mit einigen Ikonen eingedeckt. Der Dame an der Kasse musste ich dann erst erklären, nachdem sie gefragt hat, welche Ikone wir suchen, dass das westliche Verständnis etwas anders ist. Während hier in Russland eine bestimmte Ikone gesucht wird, suchen wir "Westler" lieber eine Ikone, die für uns schön aussieht oder haben beispielsweise die Gottesmutter Maria im Kopf, suchen dann aber nach der Schönheit der Ikone aus.

Nach dem Ikoneneinkauf sind wir mit der Metro ins Neujungfrauenkloster gefahren, das wir uns dann in der Dämmerung angeschaut haben. Es war herrlich dort - es lag für meine Verhältnisse viel Schnee, so dass wir herrliche Fotos machen konnten. Dort habe ich Sonja dann eine Bibel gekauft und dem Ludwig ein kleines Gebetbuch - beides in kirchenslawischer Schrift, um den beiden den Unterschied der Sprachen darzustellen. Mehr oder minder zum Tagesabschluss sind wir in die Vetschernaja ins Sretenskij-Kloster gefahren, wo ein sehr guter Männerchor singt. Diese fing jedoch erst eine Stunde später an als mir gesagt worden ist, so dass ich während der Liturgie, die beide sehr gut durchgestanden haben, wenn auch mit leichten Rückenschmerzen (was aber recht normal ist am Anfang), hat sich Sonja als Kerzendame sehr gut bewährt. Wir standen direkt neben einem Kerzenständer und immer wenn eine Kerze bis auf einen kleinen Rest abgebrannt war, hat sie diese ausgemacht und aus dem Ständer genommen und so die Babuschka unterstützt, die nicht an alle Kerzen drankam, weil es so voll war. Etwas befremdlich für die beiden war es jedoch, dass sie beim Ölkreuz die Ikone und die Hand des Priesters geküsst haben, eine Tradition, die wir in der katholischen Kirche nicht (mehr) kennen.

Zum Abschluss des Tages sind wir dann Essen gegangen und anschließend nach Hause gefahren, wo ich dann nur noch ein paar Stichwörter in mein Internettagebuch geschrieben habe und dann todmüde ins Bett gefallen bin - aber dankbar für den wunderschönen Tag, den wir gemeinsam erlebt haben. Der Tag wurde heute gekrönt durch das herrliche Wetter, das wir heute hatten - es schien das erste Mal seit Wochen wieder die Sonne, so dass bestes Fotowetter war. So schön wie die Sonne nach all den dunklen Tagen war, ebenso kalt war es aber auch.

 

 



Sonntag, 28. Dezember 2008

In der letzten Nacht ist wieder etwas Schnee gefallen - ich für meine Verhältnisse würde es als viel bezeichnen. Es liegen hier jetzt bestimmt über fünf Zentimeter und kalt ist es dabei auch noch. Sonja, Ludwig und ich haben uns heute morgen in der Metro-Station Textilschschiki getroffen und sind dann direkt zur Nicolai-Kirche aufgebrochen. Vorher sind wir aber noch in einem Steh-Café gewesen und haben einen Kaffee zum wachwerden getrunken. Zwischendurch rief Ludger an, da er die Kirche nicht auf Anhieb gefunden hat und es offensichtlich in der Nähe noch eine Nicolai-Kirche gibt. Während der Liturgie muss er auch irgendwann gekommen sein. Besonders imposant fanden Sonja und ich die kräftige und tiefe Stimme des Vaters Michael, der in unserer Gemeinde der Erzdiakon ist. Zur Beichte und Kommunion sind wir nach draußen gegangen, da sich alle die Beine ein wenig vertreten wollten. So gab es dann in der Kirche ein Wiedertreffen mit Sonja, Ludger und mir - alles Zielke-Schüler der Russisch-Kurse der Universität in Münster. Ludger hat uns dann mit seinen beiden Freunden bekannt gemacht, die drei sind noch einkaufen gegangen für ein Picknick im Zug und dann sind wir auch schon aufgebrochen nach Sergijew Possad. Leider konnten wir den Rest der Liturgie nicht mehr mitbekommen, weil sie eine halbe Stunde später angefangen hat und unser Zug kurz vor eins gefahren ist. Olga, die eigentlich mitfahren wollte, hat leider abgesagt, weil sie total müde und auch etwas krank war. Das fanden wir alle sehr schade. So sind wir dann zum Bahnhof gehetzt, ich habe die Fahrkarten gekauft und dann so wir recht knapp unseren Zug bekommen und dort ausführlich gegessen. Während der Zugfahrt kamen wie immer fliegende Händler vorbei - einer hat sogar Fahrpläne verkauft. Ich hatte vor einigen Wochen ja versucht, einen von der Strecke zu bekommen, aber keinen Erfolg gehabt. So konnte ich dann rechtzeitig einen guten Zug für die Rückfahrt heraussuchen. Den ganzen restlichen Tag hat es dann etwas geschneit, so dass letztendlich alles in ein weißes Gewand getaucht ist, das Wetter zum fotografieren aber leider nicht sonderlich geeignet war.

Als wir dann in Sergijew Possad angekommen sind, haben Ludwig, Sonja und ich uns zunächst ein typisches russisches Eis gekauft, dass wir zum Erstaunen der anderen drei dann natürlich auch gegessen haben, trotz der klirrenden Kälte. Dann sind wir zum Kloster aufgebrochen, wo wir dann zunächst den Markt vorm Kloster unsicher gemacht haben. Hier ist es nämlich möglich, Souvenire wesentlich günstiger zu kaufen als in Moskau auf dem Weihnachtsmarkt oder an vielen anderen Stellen - und zudem kann man hier recht gut die Preise herunter handeln, was ich wir dann auch versucht haben. Ludwig und einer von Ludgers Freunden haben sich eine russische Mütze gekauft und so einige Matrioschkas - ich selbst habe mir ein Ikonen-Ei gekauft mit dem Hl. Nikolaus, dem Patron unserer Universitätskirche. Anschließend sind wir in das Kloster gegangen und haben dort eine Fototour gemacht, da es mittlerweile schon fast vier Uhr war und es anfing, dunkel zu werden. Irgendwann wurde uns die Kälte zu viel und wir sind in die älteste der Kirchen gegangen und haben den Hl. Sergij von Radonesch dort verehrt. Die Gelegenheit haben wir genutzt, weil wir nur etwa zehn Minuten in der Warteschlange gestanden haben. Üblich sind sonst mehrere Stunden - vor allem an Feiertagen und Sonntags. Anschließend waren wir in der Studentenkirche, wo der Fakultätschor sang, wollten dann noch in die große Kirche gehen, die aber schon geschlossen war. Wir haben dann im Kloster ein Café gefunden, wo wir Tee und Kaffee getrunken haben und ich ein leckeres Gewürzgebäck gegessen habe. Das Kloster war aufgrund der Kälte nur schwach besucht, so dass es dort an diesem Tag ruhig und angenehm war - aber eben auch sehr kalt.

Um halb sieben sind wir dann gemeinsam mit dem Zug zurück nach Moskau gefahren, wo sich dann unsere Wege schon wieder getrennt haben, aber nicht ohne ein Foto vom Zielke-Kurs gemacht zu haben. Anschließend sind wir noch einkaufen gewesen - wie üblich bei Ramstor. Wodka, den die beiden kaufen wollten, gibt es den Geschäft aber nicht - hier war ich selbst verwundert - und in den kleinen Buden um die Station Novokuznetskaja auch nicht - ich war ich noch mehr verwundert. Auch in dem Supermarkt in der Nähe deren Hotel haben sie keinen gefunden, so dass wir das auf den nächsten Tag verschoben haben. An diesem Abend war ich zwar wieder recht müde, aber auch früh zu Hause. So konnte ich ein wenig im Tagebuch schreiben und einiges nachholen, musste aber auch noch die Küche sauber machen, so dass ich an dem Abend weniger geschafft habe, als ich mir gedacht habe. Und ich bin wesentlich später ins Bett gekommen, als geplant. Während dem Küchendienst bin ich von einem Mitbewohner nach Rostow eingeladen worden, zum Geburtsort des Heiligen Sergij von Radonesch, was ich natürlich gerne angenommen habe. Er wohnt dort wohl in der Nähe und nun bin ich sehr gespannt auf diesen Ausflug!

Alles in allem war dieser Tag ein schöner Tag, wenn er auch eisig kalt war und wir ziemlich gefroren haben. Leider gab es an diesem Tag kein so schönes Fotowetter wie am Tag zuvor. Das alles hat der Laune aber überhaupt keinen Abbruch getan. Als wir in Moskau zurück waren, habe ich in einer Ecke einen Mann gesehen, der auf dem Boden ohne Unterlage und so weiter schlief, der dann aber von einem Wachmann geweckt wurde - wie üblich recht ruppig mit sachten Fußtritten und mit kräftigem Rütteln und Schütteln. Das ist Moskau auch: Auf der einen Seite funkelt und blitzt es vor Lichtern und im Rücken in der dunklen Ecke ist das Elend zu finden, wenn man sich nur einmal umdreht.

 

 



Montag, 29. Dezember 2008

Heute Morgen rappelte wieder um sieben Uhr der Wecker, ich habe aber erst zehn Minuten später die Überwindung gefunden, aus dem Bett zu steigen. Nach den morgendlichen Ritualen - Waschen, Frühstück mit Ostfriesentee, Rasieren, Sachen packen - bin ich dann pünktlich, aufgrund einer Verspätung der Elektritschka, in der Station Textilschschiki angekommen und wurde dann von Sonja angerufen, dass ich doch ins Hotel kommen solle, weil sie noch einige Fragen hätte. Anschließend sind wir dann direkt zum Kreml gefahren und haben Eintrittskarten gekauft. Hätte ich doch bloß gewusst, dass der internationale Studentenausweis gültig ist, so hätte wenigstens Sonja weniger bezahlen müssen. Als wir die Karten hatten, durften zunächst nur Kinder herein und wir haben uns dorthin gestellt, wo ich den Einlass vermutet habe. Als es dann losging, mussten wir uns noch einmal ganz hinten anstellen. In dem Moment hatte ich dann wieder die Warteschlange beim Abschiednehmen vom Patriarchen Alexej II. vor Augen. Wir haben dann aber schnell den Kutafija-Turm hinter uns gelassen und sind über die Brücke, die einmal über einen Fluss führte, der jetzt unterirdisch verläuft, durch den Troizkij-Turm in den Kreml gelangt. Vor uns tat sich dann der Neueste Bau im Kreml auf, nämlich der große Kremlpalast, ein Bau aus Sowjetzeiten. Das Haus wird durch einen goldenen Adler geschmückt. Links an den Mauern des Arsenals waren dann verschiedenen Kanonen zu sehen, die einst den Kreml geschützt haben. Die dickste und größte, die Zarenkanone, dagegen ist von absolut beeindruckender Größe, ebenso die schwerste Glocke der Welt, die Zarenglocke. Aus ihr ist ein Stück herausgebrochen, nachdem sie bei einem Brand aus dem Turm gefallen ist, eingeschmolzen wurde und bei einem weiteren Unfall dann zerbrach. Anschließend waren wir in der Erzengelskathedrale, wo Fürsten und Zaren aufgebahrt werden. Wenn die Kirche doch recht gut erhalten ist, so merkt man, dass sie in unliebsamen staatlichen Händen ist. Es sieht dort längst nicht so feierlich aus, wie in einer Kirche in der kirchlicher Hand. Ich fand es dort ziemlich rumpelig und lieblos gepflegt. Diesen Eindruck hatte ich auch von der Maria-Entschlafungskathedrale, wo der Zarenthron, der Patriarchenthron und der Thron von Iwan dem Schrecklichen zu sehen sind. Auch hier war alles gut erhalten, aber lieblos aufgemacht und für eine Kirche eher traurig anzusehen. Vor den Ikonen brannten übergroßes elektrisches Licht, die Kerzenleuchter sind verwittert und glanzlos - da zeigt sich die liebevolle Arbeit der Babuschkas in den anderen "kirchlichen" Kirchen doch stark. So prächtig der Kreml an vielen Stellen auch ist, in den Kirchen hat es mir nicht sonderlich gut gefallen. Inzwischen hatte wieder Schneefall eingesetzt und so sind wir dann in die Rüstkammer des Kremls gegangen, wo ich schon eher einmal mit Elena war.

Anschließend sind wir in unsere Stalowaja gefahren, wo wir so einige meiner Freunde getroffen habe - Dmitri hat sich dann zu uns gesetzt und wir haben uns noch etwas mit ihm unterhalten. Nach dem Essen habe ich noch kurz jemanden getroffen und Sonja ist dann schon alleine in die Garderobe gegangen. Dort hat sie Nina getroffen, die ihr dann alles mögliche erzählt hat. Nur hat Sonja, wie ich am Anfang auch, überhaupt nichts verstanden, nur dass sie eine ganz liebe Babuschka vor sich hat. Anschließend wollten wir in die Basiliuskathedrale auf dem Roten Platz gehen, doch kurz nach dem Aufbruch und Wodkakauf der beiden rief Andrej an, der uns dann mit dort begleitet hat. Dort haben wir dann für jeden Studenteneintrittskarten bekommen und haben uns dann die Kirche, die eigentlich neun miteinander verbundene Kapellen darstellt. Sie wurde zwischen 1552 und 1561 erbaut durch Zar Iwan den Schrecklichen, der den Architekten die Augen ausstechen ließ, damit sie nicht noch ein schöneres Bauwerk errichten konnten. Die Kirche wird auch "Steinerne Blume" genannt oder die "Maria-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale". Anschließend sind wir noch in den Alexandrinischen Garten gegangen, haben uns dort um- und eine Wachablösung gesehen. Anschließend waren wir noch schnell einkaufen und sind dann mit der Metro zur Zarenresidenz nach Zarizino gefahren am Rande Moskaus. Dort haben wir das Schloss nur aus der Ferne gesehen und uns einen Blick in den Park genehmigt. Anschließend sind wir müde von den vielen Fußmärschen und der Kälte nach Hause gefahren. Durch den Schnee, der auch in der letzten Nacht gefallen war, war der Park in eine wunderschöne Landschaft getaucht, die sich im Dunkeln nur erahnen ließ. Da ich früh wieder zu Hause war, habe ich nun die Zeit gefunden, wenigstens etwas im Tagebuch zu schreiben. So habe ich heute den Bericht vom heutigen Tag geschrieben und hoffe, dass ich gleich noch wenigstens einen weiteren Tag schaffe. Aber ganz so spät soll es heute nicht mehr werden.

 

 



Montag, 30. Dezember 2008

Auch dieser Tag begann wieder um sieben Uhr und um 9:30 Uhr habe ich Ludwig und Sonja an der Station Pererwa abgeholt, damit sie ihre Sachen bei mir einschließen konnten. Die Administratorin des Wohnheims hat sogar erlaubt, dass Sonja mit in unseren Männertrakt darf und so konnte ich ihnen zeigen, wie ich hier lebe. Dann sind wir in die Stadt gefahren und haben uns noch einmal den Roten Platz angeschaut und anschließend wollten wir in die noble Einkaufsstraße Arbat gehen, sind aber in der Tverskaja Uliza gelandet, was ich viel zu spät gemerkt habe, so dass wir den Arbat dann drangegeben haben. Dort haben wir das Museum für neue Zeitgeschichte gesehen, das Sonja und Ludwig sich auch noch gerne anschauen wollten, sind dann aber zur Post weitergelaufen und haben danach einige Metrostationen besichtigt - zunächst die Station "Majakovskaja", dann "Belorusskija", "Novoßlabodskaja" und die Station "Prospekt Mira". Auf dem Weg zur nächsten Station - "Dobrininskaja" haben wir in der Mensa Rast gemacht und zu Mittag gegessen und nach dem Essen die Deutschprofessorin Ludmilla Simonovna getroffen, die begeistert von Bayern erzählt und damit bei meinen Gästen voll ins Schwarze getroffen hat. Bevor den Museumsbesuch angegangen sind, haben wir noch uns noch die restlichen Stationen der Ringlinie angeschaut, wobei die Station "Kiewskaja" die bei weitem Schönste und prächtigste ist. Zwischendurch wurden wir von der Miliz aufgehalten, weil es angeblich verboten ist, dort zu fotografieren. Nach einer Passkontrolle bei Sonja und mir und dem Löschen des gemachten Fotos durften wir dann wieder gehen und ich habe unauffällig weiter fotografiert, wobei Sonja und Ludwig Schmiere gestanden haben, falls die Miliz auftaucht. Den prächtigen Kiewer Bahnhof haben wir uns auch angesehen und sind dann noch zu den Stationen "Park Pobedij" und "Clavanskij Boulvard" herausgefahren, weil es dort auch schöne Stationen gibt - aber alle ebenfalls von der Miliz bewacht, so dass wir aufgrund der wenigen Fahrgäste nur eingeschränkt fotografieren konnten.

Nach dem Museumsbesuch, für den nur eine Stunde blieb, sind wir einkaufen gefahren und haben den Abend noch an meinem Internetplatz ausklingen lassen. In Abstimmung mit den Schließzeiten des Wohnheims habe ich die beiden dann zum Leningradsker Bahnhof gebracht, wo wir uns dann voneinander verabschiedet haben. Nun hoffe ich, dass sie einen vernünftigen Platz in einem guten Zug erhalten haben. Jetzt bin ich traurig, dass die Tage schon so schnell vorüber gegangen sind, da halfen noch nicht einmal die Geschenke, die ich von Dmitri und Evgenij geschenkt bekommen habe: Ein Buch über Weihnachten, eine gelbe Weihnachtskugel und einen Ikonenkalender. Aber auch wenn ich jetzt traurig bin, so will ich mich freuen über die schöne und lustige Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Dass die beiden hier waren, war für mich ein ganz großes Weihnachtsgeschenk, an dem ich mich bestimmt noch lange erfreuen werde. Es gibt aber noch einen zweiten Punkt: Nun habe ich es selbst das erste Mal richtig geschafft, die Sehenswürdigkeiten in Moskau zu fotografieren und zu bestaunen - auch wenn ich davor schon viel gesehen habe. Aber so komprimiert und auf ein paar Tage zusammengequetscht war es für mich eine Premiere.

Heute habe ich eine Beobachtung gemacht, die mir seit einigen Tagen immer mehr Sorgen macht. Der Wert des Rubels sinkt immer mehr - am 26.12. lag er noch bei etwa 1:39,50, am heutigen Morgen waren es im Schnitt 1:42,50 und am Abend zeigten dann schon viele Wechselstuben einen Wert von 1:45,00 oder sogar mehr an. Und vor einigen Geldautomaten habe ich eine lange Schlange gesehen. Ich will doch morgen mal schauen, ob mich mein Gefühlt täuscht, dass momentan was passiert. Mir kann es ja recht sein, dass der Rubel wenig wert ist - dennoch werden die Preise hier wahrscheinlich über kurz oder lang steigen werden, vor allem für Importprodukte, von denen es hier sehr viele gibt.

 


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