Tagebuch ohne Fotos zum Drucken


Mittwoch, 07. Januar 2009 - Weihnachten



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Mittwoch, 07. Januar 2009 - Weihnachten
Die Jungfrau gebiert heute den, der über allen Wesen ist. Die Erde bietet eine Höhle dar dem Unnahbaren. Die Engel lobpreisen mit den Hirten, und die Weisen wandern dem Sterne nach, denn für uns ist geboren das kleine Kind, der urewige Gott. (Kondakion, 3. Ton)

 

Um etwa 23:30 Uhr begann die Weihnachtsliturgie, deren Unterschiede zur Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomus nicht groß sind. Nach den kirchlichen Feierlichkeiten, die etwa um halb zwei in der Nacht endeten und mir wesentlich weniger Rückenschmerzen brachten, wie ich vermutet hatte, bin ich mit Mashas Familie zu ihnen nach Hause gegangen und wir haben dort gemeinsam das Weihnachtsfest begangen. Ich war nicht der einzige Gast - Mashas Freundin Katja war auch mit dabei - sie kannte ich schon von ihrem Geburtstag und auch ihre Schwester hatte noch eine Freundin eingeladen. Was ich in den kommenden Stunden nun erleben sollte, hat meine kühnsten Träume allesamt übertroffen - es wurde eine wunderschöne Weihnachtsfeier. Vor dem Essen wurde wieder gebetet, dieses Mal war es ein Weihnachtstroparion und ein paar "Herr, erbarme Dich". Um den Tisch versammelt war ein großer Teil der Familie, mitsamt der Oma. Zu essen gab es eine große Anzahl von Salaten, verschiedene Gebäckstücke und letztendlich natürlich Fleisch, da die Fastenzeit ja beendet war. Während dem Essen wurde immer wieder mit Wein angestoßen: Auf das Fest an sich, auf die Gasteltern, auf die Oma und so weiter. Nach dem Hauptessen zündete der Hausvater eine große Wunderkerze an und dann gingen wir unter dem Rufen eines Spruches in die Bibliothek, wo ein Weihnachtsbaum und eine geheimnisvolle Truhe stand. Dort war für jeden ein kleines Geschenk drin - für mich war es ein Buch und ein kleiner Weihnachtsengel aus Olivenbaumholz, dass die Familie von ihrer Jerusalemreise mitgebracht hat. Zurück im Wohnzimmer, wo wir gegessen hatten, haben wir einige Weihnachtslieder gesungen - unter anderem auch auf Deutsch "Stille Nacht, Heilige Nacht" und "Oh Tannenbaum". Einen Trinkspruch hat dann die Oma eingeleitet, indem sie von Weihnachten von früher erzählt hat und hat als Aufhänger den Weihnachtsbaum der Familie genommen.



Anschließend haben wir uns noch gemütlich unterhalten, die Reihen lichteten sich immer mehr und zuletzt sind nur noch Katja, Masha und ich übrig geblieben. Wir haben uns dann noch kurz in Mashas Zimmer verkrümelt, dort herumgealbert und sind dann irgendwann um kurz vor acht Uhr am Morgen ins Bett gegangen.

Um etwa 14 Uhr wurde ich geweckt und kurz darauf gab es dann auch schon wieder Frühstück oder Mittagessen - die Reste von der Nacht. Anschließend habe ich ein wenig im Haushalt geholfen und mit Masha in der Küche herumgealbert und mit Wasser gespritzt, bis die restliche Familie mit den Kindern um 17 Uhr kam. Zunächst haben wurde für die Kinder Bescherung gemacht, ich dazu hinter die lange Gardine des Raumes gezogen und musste mich schnell umziehen, da ich den Djed Maros - also Väterchen Frost - für die Kinder spielen sollte; Mashas Schwester war "Snjegurotschka", die Helferin des Väterchen Frost. Die Kinder waren alle sehr erstaunt, dass Väterchen Frost in diesem Jahr so groß war. Bevor die Kinder die Geschenke bekommen haben, sollte ich mit einigen in der Verkleidung noch "Stille Nacht, Heilige Nacht" auf Russisch singen. Das hatten wir zwar vorher geprobt, aber ohne Brille konnte ich den Text überhaupt nicht mehr erkennen. Vorher hatten wir am Klavier noch einige andere russische Lieder gesungen, was für mich aber - wie im Chor bei Vater Alexej auch - nicht sonderlich leicht war.

Dann wurde zu warm zu Abend gegessen im Kreise der gesamten Familie. Wieder wurde gemeinsam gebetet und Trinksprüche gesagt. Einen darauf auch auf den vor kurzem verstorbenen Opa, für den dann sofort die Litija der Panichida gesungen wurde. Danach sind wir wieder in die Bibliothek gegangen, wo die Kinder unzählige Gedichte aufgesagt haben und ein kleines Theater aufgeführt haben. Auch die Oma hat ein Gedicht aufgesagt und ich habe "Oh, du fröhliche" gesungen. Anschließend habe ich mich für das wunderschöne Weihnachtsfest bedankt und bin gegen 21 Uhr in Richtung Wohnheim gefahren. Die ganze Zeit habe ich mich kaum müde gefühlt, zu spannend war das ganze Fest in der Familie. Da hat Masha mir ein Weihnachtsgeschenk von unschätzbarem Wert gemacht und es war einfach nur überwältigend und wunderschön. Zurück im Wohnheim habe ich noch ein wenig telefoniert, bis mich dann die Müdigkeit völlig übermannt hat und ich ins Bett gefallen bin. Welch ein Weihnachtsfest!

Nun gibt es verschiedene Weihnachtsikonen – auf meine möchte ich gerne kurz eingehen, da sie eine große Komplexität wieder spiegelt und große Teile der Weihnachtsgeschichte enthält. Auffallend ist, dass bei den meisten Weihnachtsikonen nicht Jesus im Mittelpunkt steht, sondern, wie hier auch, die Gottesgebärerin Maria - ebenso wie in der Weihnachtsliturgie. Um zu symbolisieren, dass es eine wirkliche Geburt gewesen ist, macht sie einen erschöpften Eindruck. Neben ihr liegt, ganz klein und in Windeln gewickelt, Jesus Christus. In den orthodoxen Kirchen wird Jesus nicht in einem Stall, sondern in einer Höhle geboren (entnommen aus dem Jakobus-Evangelium). Dies ist ein Zeichen der Erniedrigung - wie der Stall und der Futtertrog (Krippe) auch aber auch Symbol, dass Jesus wie andere Menschen auch geboren wurde und dass er Licht in die dunkle Welt bringt. Da die Höhle auch ein Ort des Todes ist und Jesus wie eine Mumie in Windeln gewickelt dargestellt ist, spielen die Umstände eines Todes eine Rolle mit. Es findet sich auch der zweifelnde Josef, der die Jungfrauengeburt noch gar nicht fassen kann. Bei ihm steht vielleicht ein Hirte, der ihm alles versucht zu erklären. Das schwarze Gewand ist jedoch untypisch für Hirten und so kann es auch den Propheten Jesaja darstellen, der Jesus als Sohn Gottes vorausgesagt hat. Es finden sich aber noch viele weitere Elemente der Geburt des Herrn wieder: Da sind zum einen die drei Magier (drei Heiligen Könige), dann die Engel, die Hirten, der Weihnachtsstern und noch vieles mehr. Die Ikone zeigt das gesamte Weihnachtsgeschehen. 

 

Was bringen wir dir da, da du für uns auf Erden als Mensch dich zeigst? Denn jedes der von dir gemachten Geschöpfe bringt dir die Danksagung dar: Die Engel den Hymnus, die Himmel den Stern, die Weisen die Gaben, die Hirten ihr Staunen, die Erde die Höhle, die Wüste die Krippe, wir aber die jungfräuliche Mutter. Oh Gott vor den Äonen, erbarme dich unser!“



Donnerstag, 08. Januar 2009

Dieser Tag war ein Tag der Ruhe - um zehn Uhr bin ich aufgestanden, habe nach dem Frühstück am Tagebuch geschrieben und bin dann in die Stalowaja gefahren und habe anschließend Mails abgefragt und das Tagebuch ins Internet gestellt. Wieder zu Hause angekommen habe ich meine Sachen in die Waschmaschine gesteckt und gewaschen, das Tagebuch weiter geschrieben und meinen philosophischen Text übersetzt. Und zwischendurch habe ich mit meinem Loksimulator im Laptop gespielt. Das war an für sich auch schon der 8. Januar 2009.

 

 

Freitag, 09. Januar 2009



Heute bin ich mit Elena nach Neu-Jerusalem (Novij Jirusalim) gefahren, um gemeinsam mit ihr das Kloster dort zu besuchen. Wir wollten uns am Kursker Bahnhof treffen, weil ich dann nicht hätte umsteigen müssen. Nun war ich pünktlich in Pererwa am Bahnsteig und dann kam der Zug nicht - und als einer kam, war es nicht der nach Neu-Jerusalem. Und als ich am Kursker Bahnhof ausgestiegen bin, habe ich Lena nicht gesehen - obwohl der Zug nach Neu-Jerusalem angezeigt war. Der Maschinist meines Zuges bestätigte mir dann aber, dass der geplante Zug noch kommen würde. Und am Ende des Bahnsteiges, genau an dem Ende, wo es nicht verabredet war, habe ich dann Lena getroffen - zeitgleich fuhr der Zug ein. Auf der Fahrt schneite es zwischendurch immer wieder und immer, wenn ein Zug entgegenkam, dann kamen einige Eiskristalle durch die Fensterritze auf mich herabgeschneit. Zudem war es sehr kalt im Zug - bei gemessenen 14°C beim Wohnheim auch kein Wunder, wenn die Fenster nicht dicht sind. In Neu-Jerusalem schien es mir dann noch wesentlich kälter zu sein - hier waren es bestimmt weit unter -20°C. Da wir beide nicht den Weg zum Kloster kannten, sind wir mit dem Marschroute-Taxi, ein Großraumtaxi, dass auf den Buslinien verkehrt und etwas schneller ist, dorthin gefahren. Es war gar nicht weit vom Bahnhof entfernt. Und dann konnten wir das Kloster auch schon in aller Pracht sehen - es ist ein für Russland untypisches Kloster - es soll von Zaren erbaut worden sein, die Kirche nach dem Vorbild der Grabeskirche von "dem richtigen" Jerusalem. Und auch die Innenarchitektur sah völlig anders aus - es gab sogar Engelsfiguren an den Wänden. Auch die Ikonostasen hatten alle ihren eigenen Charakter - vor allem die in der St. Helena-Kapelle, die aus Bronze und anderem Metall gearbeitet war. Das große und umfassende Kirchengebäude wird derzeit noch restauriert und es steht noch eine Menge Arbeit dort bevor - es ist zwar schon möglich, dort die Göttliche Liturgie zu feiern, die große Kirche ist aber noch nicht beheizt. In den kleinen Nebenkirchen sieht es dagegen anders aus.

Gegen Mittag sind wir wieder zum Bahnhof gelaufen durch Schneefall und herrlich knirschenden Schnee und haben dann die Elektritschka in Richtung Moskau genommen. Ich war froh, dass es dort ein wenig wärmer war, da ich an diesem Tag doch recht gefroren habe. Wir sind dann noch in die Gemeinde gefahren, haben dort etwas gegessen und ein kleines bisschen gearbeitet. Am späten Nachmittag bin ich dann nach Hause gefahren und habe mich auf die Reise nach St. Petersburg vorbereitet, die ja nun schon einen Tag eher anfängt als erwartet, da uns die Fahrkartenverkäuferin Fahrkarten für einen Tag zu früh ausgestellt hat, als geplant war. Zum Glück haben wir uns da am Morgen noch in der Elektritschka drüber unterhalten, sonst hätte Lena den Zug um einen Tag verpasst. Den ganzen restlichen Abend habe ich dann noch mit telefonieren verbracht. 

 

 

Samstag, 10. Januar 2009



Nun habe ich heute mit Elena meine erste "große" Reise innerhalb Russlands angetreten! Wir haben uns um viertel nach acht auf im Leningrader Bahnhof getroffen und sind haben uns dann zu unserem Waggon aufgemacht, der direkt hinter der Lokomotive war, so dass wir an dem 16-Waggon-Zug entlanglaufen mussten - dafür war der Weg in St. Petersburg dann wesentlich kürzer. Die Fahrtzeit haben wir damit verbracht, einen philosophischen Text zu übersetzen und haben uns mit der Frau unterhalten, die zwischendurch noch eingestiegen ist. Etwas erschrocken war ich über den Waggon, in dem wir gefahren sind: Die Fenster waren mit Stoffstreifen abgedichtet, die in die Ritzen geklebt wurden und die Schlafpritschen waren sehr hart, wenn man die ganze Zeit ohne Matratze darauf gesessen hat, so wie wir. Zunächst dachten wir, dass wir in dem Waggon nicht zusammensitzen konnten, aber dann war in meiner Ecke doch ein Platz frei, so dass wir zusammen gesessen haben. Der Waggon ist wie folgt unterteilt gewesen: Es war eine Art Großraumwaggon, der mit Trennwänden versehen ist, an dem dann jeweils die Schlafpritschen angebracht sind. So gibt es Vierergruppen und gegenüber dann noch ein Zweierplatz. Dies ist alles sehr beengt. Irgendwann kam einer der beiden Schaffner und legte sich auf dem noch freien Platz Bettzeug zurecht. Als die Frau zustieg, hat sie sein Bett kurzerhand weggeräumt und hat sich auf "seinen" Platz gesetzt, den sie natürlich reserviert hatte. Etwas verärgert hat er versucht, die Frau dort zu verscheuchen, was aber nicht geklappt hat, so dass er sich einen anderen Platz zum schlafen suchen musste. Wenn ich einige Menschen in Russland arbeiten sehe, dann sage ich gerne mal scherzhaft, dass zwischen arbeiten und schlafen kein großer Unterschied herrscht. Ich glaube, dass ich in dem Moment selten so nah an der Wahrheit gewesen bin. Gegen Mittag wollten wir dann was essen, doch an Lenas Messer, dass sich in ihrem Koffer befand, war nicht dranzukommen, weil auf der Pritsche, unter der der Koffer lag, ein anderer Fahrgast schlief. Zum Glück hatte ich eine Einkaufs-Clubkarte in meinem Portemonnaie, mit dem ich dann Wurst und Käse geschnitten habe - zur großen Verwunderung von Lena und der Frau, die das natürlich auch beobachtet hat.

Pünktlich um 17:52 Uhr war die Fahrt durch das weiße Russland beendet - innerhalb von neun Stunden hatten wir 650km hinter uns gelegt und standen auf dem Bahnhof in St. Petersburg. Dort wusste ich nicht, ob Marcus auf uns wartet - letztendlich hat er uns dann aber nach einigen Fehlversuchen zum Priesterseminar geleitet - per Handy. Nachdem wir die Zimmer bekommen haben sind wir dann im Refektorium - so heißt die katholische Mensa - essen gegangen. Und anschließend haben wir die Stadt noch kurz unsicher gemacht, waren bei einer großen und wunderschönen (staatlichen) Kirche und mussten dann auch schon wieder heimfahren, weil das Seminar um 22 Uhr schließt. Vorher haben wir noch eine große orthodoxe Kirche gefunden, in die wir morgen gemeinsam gehen wollen. Sie ist nur wenige hundert Meter vom Priesterseminar entfernt.

 

 

Sonntag, 11. Januar 2009



Nach dem Frühstück, das es um neun Uhr gab, sind wir in die orthodoxe Dreifaltigkeitskirche zur Göttlichen Liturgie gegangen. Die Kirche ist mehr oder weniger noch eine Baustelle, da vor drei Jahren die Kuppel der Kirche gebrannt hat. Marcus hat erzählt, dass sie während Bauarbeiten in Brand geraten, aber nicht eingestürzt ist. Damals hat der Wasserdruck nicht ausgereicht, um sie vom Boden aus zu löschen und so hat man es sogar mit Hubschraubern versucht. In der Kirche ist der Hauptaltar noch nicht wieder hergestellt, man hat aber eine Vorstellung davon, wie er einmal aussehen mag, wenn er und die Ikonostase fertig sind. Derzeit ist eine provisorische Ikonostase aufgebaut, die ein Stück weit in die Kirche hineinragt. Als wir dort ankamen, ging ein Erzdiakon mit einem ungewöhnlich großem und dichten Bart bereits mit dem Weihrauchfass durch die Kirche zur Ikonenbeweihräucherung. Die anschließende Liturgie hat uns beiden sehr gut gefallen, weil einerseits der Chor sehr gut und vor allem anspruchsvoll gesungen hat, aber auch sonst die Liturgie sehr würdig gefeiert wurde. Anschließend haben wir ausgemacht, dass wir zum Fest des Hl. Basilius des Großen dort in die Vetschernaja und in die Göttliche Liturgie gehen - eben weil wir so zufrieden waren.

Anschließend haben wir versucht, einen Fahrplan zu einem Kloster zu finden, dass überraschend weit von Sankt Petersburg entfernt liegt. Und es fahren nur zwei Elektritschkas am Tag dort hin - ausgerechnet abends. Diese Züge bringen die Berufspendler wieder nach Hause zurück. Zudem würde eine Fahrt etwa fünf bis sechs Stunden dauern. So klappt dieser Ausflug nicht.

Anschließend sind wir in die Stadt gegangen, wo wir vor der Kasaner Kirche - also eine Kirche, die nach der Ikone mit der Gottesmutter von Kasan benannt wurde - einen Priester gesehen haben, der für uns einige unverständliche Sachen gemacht hat. So hat er für einen zukünftigen Zaren gebetet, "dessen Namen wir nicht kennen." Und zum Schluss des Gottesdienstes zum Gedenken der Kinder des Kindermords zu Bethlehem hat er den Ostergruß "Christus Voßkreßjen", also "Christus ist erstanden", ausgerufen - dies mitten in der Weihnachtszeit. Anschließend haben wir ihn gefragt, was der dort genau gemacht hat und er meinte nur, dass er die Gebete der Russisch-orthodoxen Kirche beten würde, die aus dem Jahre 1917 vor der Revolution stammen. Wir wussten eigentlich den ganzen Gottesdienst nicht, ob der Priester russisch-orthodox ist, einer Sekte angehört oder zur alt-russisch-orthodoxen Kirche gehört. Natürlich waren wir dann auch noch in der Kasaner Kirche selbst, die wir uns in aller Ruhe angeschaut haben. Wie die Troizkij-Kirche ist sie auch eine Soldatenkirche. Von außen beeindruckt vor allem die offene Säulenhalle, innen ist es die ganze Kirche, die unheimlich schön ist.

Anschließend sind wir in die Ermitage gegangen, dem wohl größten und bedeutendsten Museum in Russland, wo eine große Anzahl von Exponaten gezeigt wird. Hier sind wir als Studenten an dem Tag umsonst herein gekommen. Sie befindet sich im ehemaligen Zarenschloss. Dort haben wir uns insbesondere alles Antike angeschaut und dann im Schnelldurchgang Malereien aus Italien und Holland. Dabei haben wir bei der Größe des Museums noch lange nicht alles gesehen.

Danach sind wir noch ein wenig spazieren gegangen in Richtung der Säulen auf der Insel und sind letztendlich auf dem Platz gelandet, von dem aus sich die Stadt entwickelte. Die Peter-Paul-Kirche dort war das erste Gebäude in St. Petersburg. Um sie herum wurden Festungsanlagen gebaut - hier ist mehr oder minder eine Art Kreml zu finden. Wir haben lange gerätselt, was für eine Kirche es ist, weil sie keine orthodoxen Kreuze trägt, kein Gestühl hat und noch so einige Eigenarten hat, die jeweils für eine Konfession nicht üblich sind. Die Kirche war leider schon geschlossen, so dass wir sie nicht besichtigen konnten und uns vergewissern konnten, zu welcher Kirche sie gehört.

Am Abend habe ich noch recht lange mit Marcus gesprochen. Irgendwann gesellte sich noch ein anderer katholischer Priester hinzu und irgendwie kamen wir auf die orthodoxe Kirche zu sprechen. Und hier hatten wir starke Meinungsverschiedenheiten, wobei mich die Einstellung des Priesters sehr schockiert hat, da er ein sehr schlechtes Bild von der Kirche hat. Anschließend habe ich mit Elena noch ein paar Fotos aus meiner Heimat geschaut.

Dieser Tag war leider vom trüben Tauwetter geprägt, so dass ich keine schönen Fotos machen konnte. Nicht einmal hat sich die Sonne aus der Wolkendecke herauskämpfen können. Und die Straßen waren völlig verdreckt und versaut - alles voller Matsch oder Schneematsch und dort, wo es noch nicht getaut war, war es furchtbar glatt, so dass man bei jedem Schritt Angst haben musste, nicht in der braunen Dreckbrühe zu landen.

 

 



Montag, 12. Januar 2009

Der Wecker im Handy klingelte an diesem Morgen um 8:30, ich habe geduscht und versucht, dabei nicht das ganze Duschzimmer zu überschwemmen. Das Problem war, dass der Vorhang nicht ganz ausreichte für die Duschwanne. Zudem war die Halterung für den Brausekopf defekt, so dass ich gut aufpassen musste. Im Refektorium angekommen haben wir dann gemerkt, dass die Frühstückszeit schon vorbei war - in der Woche ist sie immer eine halbe Stunde eher als am Sonntag. Dennoch haben wir etwas bekommen. Anschließend haben wir uns in der Bibliothek erkundigt, wie wir in ein Kloster in der St. Petersburger Region kommen. Die Bibliothekarin des Priesterseminars konnte uns auch nicht so richtig weiter helfen, sie wusste nur, dass es lange dauert, dort hinzufahren. Anschließend haben sind wir zu einem Bahnhof gefahren und haben uns dort erkundigt, wann die Elektritschkas fahren. Und hier haben wir dann eine richtige Abfuhr bekommen: Es fahren nur abends gegen 19 Uhr zwei Züge, die dann erst um Mitternacht dort sind. Sie fahren dann am nächsten Morgen zurück nach St. Petersburg. So gibt es für uns so gut wie keine Möglichkeit, dorthin zu kommen.

Dann haben wir uns erst ohne Plan auf in die Stadt gemacht, um sie weiter zu erkundigen. Wir hatten aber beide keine richtige Lust, weil das Wetter einfach schlecht war: es regnete bei etwa +3°C - zudem wehte ein Wind. Wetterverhältnisse wie ich sie gut aus Ostfriesland kenne. Gegenüber der Ermitash, wo wir ja gestern waren, habe ich eine große Kirche entdeckt, die wir uns dann anschauen wollten. Dort angekommen, haben wir eine Kasse gesehen. Wir wussten nicht, was uns in der Kirche erwartet, haben aber den Eintritt bezahlt: Nachdem wir in die Türe geöffnet hatten und in der Kirche standen, wussten wir, dass wir keinen Fehler gemacht hatten. Wir standen nun in der Isaaks-Kirche, die zwar bislang nicht vom Staat an die orthodoxe Kirche zurückgegeben wurde, aber in einem herrlichen Glanz erstrahlte. Und am linken Seitenaltar brannten vor der Ikonostase Kerzen - dieser Teil war in jedem Fall "in Betrieb". Die Kirche war aus vielen verschiedenen Marmorsorten gebaut mit großen Säulen und vielen großen Ikonen an den Wänden und Deckengemälden. Und auch die Ikonostase erstrahlte in überwältigendem Glanz.

Noch in der Kirche haben wir beschlossen, dass wir uns die anderen drei Kirchen auch anschauen, die auf der Rückseite der Eintrittskarte abgebildet waren. Ich hätte nicht gedacht, dass die Isaaks-Kirche zu übertreffen gewesen wäre, aber dies war doch noch möglich: Die Erlöser auf dem Blut-Kirche war noch prächtiger anzusehen von innen - alles ab einer bestimmten Höhe (so etwa ab zwei Metern) waren Mosaike - selbst die Fensterzwischenräume. Die Ikonen zeigten viele Heilige und vor allem Szenen aus dem Evangelium - eigentlich wurden alle wichtigen Lebensstationen Jesu dargestellt. Eine solch aufwendige Kirche habe ich noch nicht vorher gesehen - und auch keine so schöne wie diese. Kaum auszumalen,wie es sein muss, wenn dort die Göttliche Liturgie gefeiert würde. Aber leider ist dies gar nicht oder sehr selten der Fall, denn diese Kirche ist bislang nicht zurückgegeben worden, auch nicht ein Seitenaltar. Interessant ist auch, dass die Engel als Priester oder Diakone dargestellt werden und die Apostel als Bischöfe. Aus dieser Kirche mochte ich überhaupt nicht mehr herausgehen, so schön war es dort. Vor allem habe ich immer wieder die Szenen aus dem Evangelium bestaunt. Es muss unheimlich schön sein, die Bibel in dieser Kirche zu lesen und dazu die einzelnen Ikonen zu betrachten!

Nachdem ich mich von der Kirche trennen konnte, sind wir zur wesentlich kleineren St. Sampson-Kirche gefahren, die durch ihre große und schöne Ikonostase heraus sticht, sonst aber eine normale orthodoxe Kirche ist - die ebenfalls noch nicht wieder zurückgegeben wurde. Der rechten Seitenaltar wurde aber offensichtlich von der orthodoxen Kirche genutzt, da dort vor Ikonen Kerzen und Blumen standen - einfach alles nach Gebrauch aussah.

Anschließend wollten wir noch zur Smolny-Kathedrale fahren. Auf dem Weg dorthin haben wir noch eine andere, normale orthodoxe Kirche gesehen und sind dann, weil es zu weit zum laufen war, mit dem Marschroute-Taxi dort hin gefahren. Vor der Kirchentüre gab es dann allerdings eine ernüchternde Nachricht: Wir wurden nach einer Einladung gefragt - da fand doch tatsächlich in der sich in staatlicher Hand befindenden Kirche eine private Party statt und hatte geschlossen. Lena war deswegen recht verärgert, da es nach wie vor ein Gotteshaus ist. Anschließend sind wir ins Priesterseminar gefahren und haben dort gegessen. Da es heute sehr wenig gab, sind wir anschließend noch kurz bei Mc Donalds eingekehrt und haben dort noch eine Kleinigkeit gegessen. Anschließend haben wir geschaut, wann morgen in der Dreifaltigkeitskirche (Troizkij-Kirche) die Vesper stattfindet, zu der wir unbedingt gehen wollen. Den Rest des Abends haben wir mit Fotos schauen und dem Hören der Liturgie in deutscher Sprache verbracht, was für uns sehr interessant war: Für mich war es kein Problem mehr zu erkennen, was gerade gesungen wird und für Lena war es interessant zu hören, wie es auf deutsch klingt und es dann zu übersetzen ins kirchenslawische.

Uns so geht nun ein Tag zu Ende, der total langweilig anfing und dann seinen Höhepunkt in der Besichtigung der drei Kirchen hatte. So hat uns das schlechte Wetter auch nichts mehr ausgemacht - vor lauter Staunen über die beiden ersten Gotteshäuser.

 

 



Dienstag, 13. Januar 2009

Nach dem Frühstück waren wir erst in der Heiligen Messe in der Gemeinde-Kirche, die beim Priesterseminar ist. Die Heilige Messe wurde sehr schnell gefeiert, so dass Elena und ich uns noch mit großen Augen angeschaut haben. Es wurden nur zwei Lieder gesungen und selbst das Glaubensbekenntnis ist weggefallen. Nach 25 Minuten war alles vorbei. Es war eigentlich schade, dass sich der Priester so wenig Zeit genommen hat, weil eine unheimlich schöne Atmosphäre in der Kirche geherrscht hat: Die Kirche war nur von einer Glühbirne am Altar und ein paar Kerzen erleuchtet - der Strom war an dem Morgen in der Kirche ausgefallen.

Nach der Heiligen Messe sind wir beide dann in ein Kloster am Ufer des Flusses Njeva gefahren, wo wir dann in der Kirche den Schluss der Göttlichen Liturgie mitbekommen und dann noch zur Panichida für den vor 40 Tagen verstorbenen Patriarchen Alexej mitbekommen haben. Anschließend haben wir dort günstig gegessen und zusammen über den orthodoxen Glauben in Sachen Tod und Auferstehung gesprochen.

Anschließend sind wir an der Uferstraße der Njeva zur Smolny-Kathedrale gegangen, die etwa eine halbe Stunde Fußweg entfernt war. Auf dem Weg dorthin, habe ich immer wieder die großen Eisschollen bewundert, die auf dem Fluss lagen. In der Smolny-Kirche angekommen konnten wir nicht ins Innere der Kirche, dafür aber auf den Glockenturm. Leider war die Sicht äußerst bescheiden, so dass wir nicht viel von St. Petersburg gesehen haben, aber schön war es trotzdem. Anschließend sind wir auf dem Weg zur Peter-Paul-Kirche an einigen Kirchen vorbei gekommen, die wir uns angesehen haben. In einer haben wir sogar eine Krippe entdeckt, die kitschig-schön fand. Bei näherem Hinsehen konnte man die Figuren schon fast für karikiert halten, sie wirkten etwas "überzeichnet". Nachdem wir in einer anderen Kirche waren, die gerade renoviert wurde, haben wir unsere Besichtigungstour am frühen Abend abbrechen müssen, weil es anfing zu regnen und zu schneien und wir ziemlich schnell nass waren. Auf einer Temperaturanzeige habe ich gesehen, dass an dem Tag nur +4°C waren. So sind wir dann zurück ins Priesterseminar gefahren und sind dann in die Vetschernaja in die Dreifaltigkeitskirche gefahren, da ja am kommenden Tag das Fest des Heiligen Basilius des Großen ist, nach dem ja eine Liturgie benannt ist, die nur selten an besonderen Feiertagen gefeiert wird.

Anschließend haben wir reichlich zu Abend gegessen und ich habe versucht, die Köstlichkeiten der Küche zu vertilgen. Im Gegensatz zum vorangegangenen Abend habe ich es aber nicht schaffen können. Anschließend wollten wir noch im Seminar ins Internet, haben es aber nicht zum Laufen bekommen, da der Computer das Passwort nicht genommen hat, das Marcus uns gegeben hat. So haben wir uns eine Kleinigkeit bei Mc Donalds, das direkt in der Nachbarschaft ist, gekauft und sind dort ins Internet gegangen. Dort wollten wir herausfinden, wo hier das Eisenbahnmuseum ist, von dem Pjotr mir schon mehrmals erzählt hat. Anschließend zurück im Wohnheim haben Elena und ich noch ein wenig Musik gehört und versucht, eine andere Stimme dazu zu singen.

An diesem Abend habe ich gemerkt, dass ich auf dem Handy offensichtlich gar nicht erreichbar bin. SMS konnte ich ohne weiteres empfangen. Am Samstag hatte ich noch das Handy aufgeladen mit 200p, mit denen komme ich in der Regel zwei bis drei Wochen aus. So bin ich davon ausgegangen, dass es hier auch so ist. Doch weit gefehlt - das kurze Gespräch mit meinen Eltern und meinem Bruder hat das Guthaben auf unter einen Rubel zusammenschmelzen lassen. Und ich selbst musste auch bezahlen, wenn ich angerufen wurde, weil ich in einer anderen Region in Russland war mit gleichen Effekt, wenn ich über das deutsche Handy irgendwo im Ausland erreichbar bin: Ich muss kräftig zuzahlen.

 

 


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