Tagebuch ohne Fotos zum Drucken



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Freitag, 30. Januar 2009

Der heutige Tag begann wie üblich mit den Vorlesungen - Freitag ist einer der Tage, an denen sich nichts geändert hat bezüglich des alten Stundenplanes. Nach den Vorlesungen habe ich wieder in der Stalowaja beim Abwasch geholfen und so meinen freiwilligen und mittlerweile geliebten Dienst geleistet. Das ist für mich immer der Zeitpunkt, zum Treffen für Studenten einzuladen, die gerne mit mir Deutsch sprechen wollen - oder um ihnen abzusagen, wie heute. Ich hatte mich nämlich mit Masha verabredet, um zu einer Weihnachtsaufführung zu gehen, die eine der Fakultäten meiner Universität, die sich in der Nähe vom Siegespark befindet, aufführte. So haben wir uns in der dortigen Metro-Station getroffen und sind dann gemeinsam dorthin gegangen. Die Aufführung war wirklich toll - mit vielen kirchlichen Weihnachtsliedern und als kleines Puppenspiel gemacht. Aufgeführt wurde so die Weihnachtsgeschichte, die mit dem Tod König Herodes' endete. Ich habe nicht oft ein so kleines und so originell aufgeführtes Stück gesehen. Das ist in jedem Fall eine Sache, die sich auch im katholischen Rahmen machen lässt, wenn man eine andere und für uns sprachlich verständliche Liederauswahl nimmt. Einfach klasse! Anschließend hat Mashas Schwester Tanja uns noch die Fakultät gezeigt und dann haben wir gemeinsam Tee getrunken und Kuchen gegessen.

Anschließend war die Idee, nach Hause zu fahren. Wir haben uns aber nicht weiter als 50m vom Haus entfernt, weil wir dann eine ziemlich wilde Schnee(-ball-)schlacht gemacht haben, die quer über und durch Wiesen, einen Abhang und einen kleinen Wald ging. Anschließend haben wir Tanja wieder getroffen und sind dann zu den Eltern gefahren, wo es dann eine gute Stärkung gab. Der Abend endete wegen der abendlichen Frist im Wohnheim leider schon um kurz nach zehn Uhr.

Für mich ist es schön, dass der Winter wieder zurück ist. Es ist den Tag über etwas kälter geworden und am Nachmittag fing es an, etwas zu schneien. So wird jetzt langsam wieder alles in ein zartes Winterkleid gehüllt.

Nun, da ich wieder im Wohnheim zurück bin und gerade den Computer ausstellen wollte, kommt Ivan herein und sagt mir, dass ich heute noch in der Küche Dienst hätte. Das finde ich gar nicht gut, zumal ich dachte, heute mal pünktlich im Bett zu liegen.

Samstag, 31. Januar 2009

Am gestrigen Abend hatte ich meine Mütze bei Masha vergessen, die ich dort vor der Vorlesung abgeholt habe und sie auch dringend heute benötigt habe, denn die Temperaturen sind quasi über Nacht auf -10°C gefallen. So ist es nun wieder knackig kalt hier in Moskau. Nach der Dogmatikvorlesung hatte ich mich mit meiner DAAD-Kommilitonin Lena verabredet, die ich auf dem Treffen vor zwei Wochen kennen gelernt habe, und sie an der Metro-Station "Paveljezkaja" abgeholt. Ich habe ihr zuerst ein wenig die Universität gezeigt und ihr die Universität mit ihren verschiedenen Fakultäten vorgestellt. Nach unserem Rundgang durch die Uni haben wir in der Stalowaja gegessen - heute gab es sogar richtig viel Auswahl: Neben dem üblichen Essen sind von einer anderen Veranstaltung wohl noch ein paar Beilagen übrig geblieben. Ich hatte im Vorfeld schon versucht, mit genügend Zeit zu planen, aber irgendwie hat das Vorstellen der Uni dann doch viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich dachte uns so sind wir erst einen Zug später nach Neu-Jerusalem gefahren.

Vom dortigen Bahnhof sind wir dann zum Kloster gelaufen, den Weg kannte ich ja noch von dem Ausflug mit Elena. Es war einfach herrlich - die Sonne schien, es war knackig kalt, es lag Schnee, der so richtig schön unter den Füßen knirschte! Es ist für mich immer noch was ganz Besonderes, einen solchen Spaziergang zu machen. Und wenn beim Einatmen sich kleine Eiskristalle am Rande der Nasenlöcher bilden und ein eigenartiges Gefühl verursachen - das kenne ich gar nicht aus Ostfriesland. Irgendwann ging es dann ging der Weg dann abwärts und dort war der Weg eine kleine Eisbahn: Also haben wir uns hingesetzt und sind die auf dem Hosenboden dort hinuntergerutscht! Es hat recht lange gedauert, bis wir beim Kloster angekommen sind, da ich immer wieder Fotos von der tollen Winterlandschaft gemacht habe. Im Kloster haben wir alles erst von außen beobachtet, um das Kloster und die Kirche dort noch während dem Sonnenuntergang fotografieren zu können. Dann haben wir ein Hinweisschild zu einem Park entdeckt, dem wir dann sogleich gefolgt sind. Den hatte ich mit Elena noch gar nicht entdeckt. Und dort war es noch schöner: Dort war unheimlich viel Schnee und Schneeflächen, wo noch keiner vorher durchgegangen ist und so sah alles aus, wie in Watte gehüllt. Und dies alles im Lichte der untergehenden Sonne. In dem Park war auch eine Windmühle - ein bisschen Heimatgefühl für mich.

Als wir wieder im Kloster zurück waren, haben wir an einer tiefen Dachrinne des Klosters angehalten, Eiszapfen abgebrochen und die abgeknabbert - einfach toll. Auf den Gedanken bin ich auch schon gekommen, aber in Moskau traue ich mich das nicht. Wer weiß denn schon, welche Schadstoffe darin enthalten sind. Aber vor den Toren Moskaus ist es hoffentlich nicht so problematisch. Nun standen die kleinen Kirchen des Klosters auf dem Programm, die wir uns angeschaut haben und sind dann in der Auferstehungskirche geblieben, da dort grad die Vetschernaja war. Wir sind genau richtig zum Ölkreuz gekommen. Ich war nur sehr überrascht, dass nur ein Priester gedient hat - es war kein Diakon dabei. Das war das erste Mal in meiner ganzen Zeit hier, dass ich einen Gottesdienst, zu dem eigentlich ein Diakon gehört, ohne einen solchen gesehen habe.

In den einzelnen Kirchen gibt es, wie üblich, einen kleinen Laden, wo man Kerzen, Ikonen, kleine Gebetbücher usw. kaufen kann. Dort habe ich eine kleine Ikone gekauft. Die Dame an der Kasse legte die Ikone auf den Ladentresen - mit dem Bild nach oben, die zwanzig Rubel Wechselgeld daneben. Ich habe daraufhin zunächst das Wechselgeld genommen, es auf die Ikone gelegt um dann beides greifen und in der Tasche verstauen zu können. In dem Moment zieht mir mir die Verkäuferin die Geldscheine zwischen Finger und Ikone weg, schaut mich an und sagt leicht entrüstet, aber freundlich: "Das ist eine Ikone!" So habe ich völlig unbewusst etwas getan, was gegen die Ehre einer Ikone spricht. Ich habe mich also immer noch nicht ganz an die Handhabung mit Ikonen gewöhnt.

Auf dem Rückweg sind wir noch einmal an der Rutschbahn stehen geblieben und sind mehrmals dort den Weg herunter gerutscht - dieses Mal auf einer Plastiktüte sitzend, da man da schneller mit ist. Und wir haben Schneeengel in den Schnee gezeichnet: Einfach auf den Boden legen und den Hampelmann machen. So habe ich heute noch einmal kennengelernt, was man im Winter außer einer Schneeballschlacht, Schlittenfahren und Eislaufen alles machen kann. Von mir aus kann der Winter noch lange andauern, wenn er weiter so spannend bleibt. Mir wurde just heute von zwei Leuten unabhängig gesagt, dass es im Februar noch -30°C in Moskau werden sollen. Da bin ich ja mal gespannt. Ich finde -15°C ja schon recht frisch.

Bevor Lena und ich dann mit dem Zug wieder nach Hause gefahren sind, haben wir in Neu-Jerusalim noch in der "Welt der Produkte" eingekauft. Was nun nach einem großen Supermarkt klingt, war ein recht kleiner Lebensmittelladen. Dort haben wir uns Sachen ausgesucht und wurden vom Personal mehr als freundlich bedient. Sie haben nicht geschimpft, als ich mit der Wurst überlegt habe, welche ich nehmen soll und mich noch einmal anders entschieden habe. Ich habe auch Brot eingekauft, was eine Verkäuferin dann durch Frisches ausgetauscht hat und letztlich haben die beiden uns noch beim Kuchenkauf geholfen. Und nachdem sie wussten, woher wir kommen, haben sie uns gebeten, noch einmal nach Neu-Jerusalem zu kommen.

Mit Lena habe ich heute einen richtig guten Nachmittag verbracht: Ich konnte ihr ein wenig von der orthodoxen Kirche erzählen und wir haben uns ein wenig austauschen können über unsere Zeit in Moskau. Und sie hat mir gezeigt, was man mit Schnee und Winter noch alles anstellen kann: Schneeengel machen, mit der Plastiktüte auf dem Boden rutschen...

Den restlichen Abend habe ich mit Oleg und Pjotr verbracht - wir haben gemeinsam Nüsse geknackt und ein wenig geredet. Dabei haben die beiden mir auch ihr Weihnachts- und "Taufe des Herrn"-Geschenk gegeben: Ein Dogmatikbuch mit dem Hauptthema Pneumatologie. Es wird bestimmt nicht einfach sein, es zu lesen, aber ich will mich da irgendwann mal durchkämpfen.

 

 



Sonntag, 01. Februar 2009

Heute wurde zum ersten Mal in der Russisch-orthodoxen Kirche für den Patriarchen Kyrill gebetet, dessen Inthronisation heute war. Deswegen bin ich heute Morgen extra zuerst zur Christus-Erlöser-Kathedrale gefahren, um dann keine Möglichkeit zu finden, überhaupt in die Nähe der Kirche zu kommen. Dort stand ein riesiges Aufgebot von Miliz, das die Kirche gut bewachte. Man konnte zu der Inthronisation nur mit einer Eintrittskarte kommen, die überwiegend an geladene Gäste gegeben wurde. Da es heute Morgen sehr kalt war - das Thermometer im Wohnheim zeigte -15°C an, es könnten aber auch um die -20°C gewesen sein - und ich keine Ahnung hatte, wie man daran teilhaben könnte, bin ich in die Fakultätskirche in die Göttliche Liturgie gefahren, die schon sehr weit fortgeschritten war - weiter als sonst. So habe ich von der Patriarchenwahl und der Inthronisation leider überhaupt nichts mitbekommen und jeder in der Heimat wird in den Nachrichten mehr gesehen haben als ich. Schade - nun bin ich in einer so spannenden Zeit hier und es kommt so wenig dabei herum. Und dazu gibt es im Wohnheim noch nicht einmal die Möglichkeit, fernzusehen. Nun hoffe ich, dass ich den Patriarchen noch einmal "live" erleben darf - ich habe ihn ja noch vor ein paar Tagen als Metropolit bei uns durch die Stalowaja gehen sehen.

Ich habe in den letzten Tagen mit vielen Leuten über den neuen Patriarchen gesprochen und es sind sehr verschiedene Meinungen, die ich gehört habe. Einige wünschen sich einen starken und politischen Patriarchen, wie es Kyrill zugetraut wird. Viele sind mit seiner Wahl aber auch weniger einverstanden, weil sie in ihm eher einen Politiker und kein Kirchenoberhaupt sehen. Viele bringen ihn auch mit der Universität in Verbindung, wobei hier die Aussagen alle darum gehen, ob er die Universität mag oder nicht. Ihm wird auch nicht die Spiritualität zugetraut, wie sie Alexej II. zueigen war. Dennoch sind viele von seinen letzten Reden begeistert gewesen. Die Tendenz an der Universität und unter denen, die ich gefragt habe, geht wohl mehr in die Richtung des schon recht betagten Metropoliten Filaret, der seine Kandidatur am Wahltag aber zurückgezogen hat. Klemens von Kaluga wurde nur einmal gewünscht. Ich selbst freue mich über den Patriarchen Kyrill, da jetzt eine durchaus interessante ökumenische Zeit anbrechen wird. Er war unter Alexej II. derjenige, der die größten Verbindungen zur Katholischen Kirche hatte und sie wohl sehr gut kennen wird. Ich habe die Hoffnung, dass sich das Verhältnis beider Kirchen weiter verbessern wird. Vielleicht wird ja sogar der innige Wunsch der Katholiken in Erfüllung gehen, dass der Papst nach Russland kommen kann. Andererseits halte ich es für durchaus sinnvoll, dass mit Kyrill ein starker politischer Patriarch an der Spitze der Russisch-orthodoxen Kirche steht. Wenn er mit viel Feingefühl vorgeht, wird sich die Kirche in zukünftiger Zeit vielleicht noch mehr in der Gesellschaft etablieren können, vielleicht werden noch ausstehende Kirchengebäude zurückgegeben und vielleicht bekommt die Kirche mehrere staatliche Hilfen. Und da gibt es bestimmt noch viel mehr Hoffnungen, die auf Kyrill, dem Patriarchen von Moskau und der ganz Russland, ruhen.

Nach der Göttlichen Liturgie, bei der es keine Besonderheiten zum neuen Patriarchen gab außer einem speziellen Segen und dem Segenswunsch "Auf viele Jahre", bin ich zunächst einkaufen gefahren und habe dann in der Stalowaja gegessen. Da ich nun noch Zeit bis zur Akafist in Elenas Gemeinde um 16 Uhr hatte und eigentlich den Text übersetzen wollte, der im Wohnheim liegengeblieben ist, habe ich mich kurzfristig entschieden, einem meiner Hobbys nachzugehen und nach Leninskaja herauszufahren. Leninskaja ist ein kleiner Ort zwischen Moskau und Domodedovo, der ein interessantes Stationsgebäude im sozialistischen Baustil hat. Dies wollte ich als Hintergrund nehmen, was aber gar nicht so einfach war. Und leider hat zumeist die Kamera wegen der Kälte gestreikt, so dass da nur wenig Produktives bei herumgekommen ist. In der Gegenrichtung und mit der Sonne im Rücken hatte ich überhaupt keine Probleme. Auch wenn es nicht so geklappt hat, wie ich mir es vorgestellt habe, bin ich ganz zufrieden. (Ergebnis siehe hier).

Anschließend bin ich zurück nach Moskau gefahren - in einer völlig unbeheizten Elektritschka, wo es zudem durch die Fensterritzen zog. Ich glaube nicht, dass mir schon einmal beim Zug fahren so eisig kalt war. Nach der Akafist kam Sasha auf mich zu, die Mitarbeiterin der Auslandsabteilung unserer Fakultät. Sie war das erste Mal dort in der Kirche und war sehr überrascht, dass ich dort im Chor singe. Nachdem ich mich in der Gemeinde verabschiedet habe, sind wir zusammen zur Metrostation gelaufen und haben über dies und das geredet.

Auf dem Heimweg habe ich ein Geschäft gefunden, dass mir bislang noch gar nicht aufgefallen ist. Es ist ein 35-Rubel-Laden - ein Geschäft, das vergleichbar mit den 1-Euro-Ramschläden in Deutschland ist. Dort habe ich so einige Sachen günstig gekauft, von denen ich nun hoffe, dass sie wenigstens bis zum Ende meiner Zeit hier halten werden. Darunter ein Küchenmesser aus China, Schnürsenkel, ein kleines Geschenk, Tomatenmark, usw. Letzteres habe ich im Wohnheim gleich getestet und mir und Stephan Nudeln mit Tomatensoße gemacht. Den Abend habe ich mit Tagebuchschreiben und dem Telefonieren mit meinen Eltern verbracht. Wie gestern Abend auch, bin ich heute ganz schön müde von der Kälte und freue mich auf mein Bett.


 

Montag, 02. Februar 2009

Der Tag heute verlief eigentlich relativ normal: Zunächst war ich im Internet, habe dann in der Stalowaja gegessen und dann ist die Ethik-Vorlesung ausgefallen. Die freie Zeit bis zum Treffen mit Olga zum Sprachtandem habe ich mit dem Übersetzen meines philosophischen Textes verbracht. Während dem Treffen habe ich gemerkt, dass meine Sprachkenntnisse doch langsam besser werden. Das Treffen ging heute recht lange und war sehr interessant, zumal ich mich heute danach erkundigt habe, wie mich die Universität sieht, vor allem die Priester im Dekanat. Da scheint es keine weiteren Probleme oder Ärgernisse zu geben. Die ganze Fakultät rätselt offenbar darüber, wann ich heiraten werde und den orthodoxen Glauben annehme. Kopfzerbrechen herrscht jedoch insbesondere darüber, wen ich letztendlich heiraten werde. Da scheint es viel zu viele Kandidatinnen zu geben, als dass zuverlässige Prognosen gemacht werden könnten. Ich bin sehr zweigeteilt, ob ich diesen Gerüchten Einhalt gebieten sollte oder ob ich sie einfach weiter laufen lasse. Solange die Gerüchte keinem schaden, habe ich da keine weiteren Probleme mit. In jedem Fall funktioniert die Kommunikation in dieser Beziehung hier wesentlich besser als in der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität in Münster. Und wie es bei Gerüchten oft der Fall ist, stimmt da nichts von. Für weiteren Nährstoff sorgte die Tatsache, alleine mit Elena nach Sankt Petersburg zu fahren. Mir wurde dann erst im Nachhinein bewusst gemacht, dass dies insbesondere in der orthodoxen Kirche damit in Verbindung gebracht wird, dass man dann als ein Paar gilt. Aber auch hier gehe ich, wie eigentlich so oft, meinen eigenen Weg trotz dem das es ungewöhnlich ist und für Gesprächsstoff sorgen könnte.

Auf dem Rückweg von der Universität habe mir eine Umsonst-Zeitung mit dem Bild des neuen Patriarchen genommen und mir diese auf dem Nachhauseweg ein wenig angeschaut. Dabei ist mir neben dem geringen Informationsgehalt der Zeitung aufgefallen, dass Blondinen in Russland den gleichen Status wie in Deutschland haben: Die Witzecke strotzt nur so von Witzen dieser Art.

Dienstag, 03. Februar 2009

In der Liturgievorlesung habe ich heute wieder überdurchschnittlich viel verstanden und so konnte ich wieder viel mitschreiben. Es hat doch Vorteile, wenn der Dozent langsam und deutlich spricht. Die Vorlesung ist zudem sehr interessant, da es momentan um das Eucharistieverständnis geht. Anschließend war ich in der Vorlesung "Einleitung in die liturgische Überlieferung", die ebenso interessant war. Dort gibt der Dozent uns Studenten immer sehr viel Raum, Fragen zu stellen, die er dann geduldig beantwortet. Heute ging es im Großen und Ganzen um das Eucharistieverständnis bei Katholiken und Orthodoxen.

Den ganzen Tag haben Masha und ich schon eine Gelegenheit gesucht, irgendwie in Moskau das gute Wetter zu nutzen - heute herrschte wieder Sonnenschein, blauer Himmel und die Temperaturen lagen so um -5°C, wobei es in der Sonne leicht taute. Meine Ideen waren, entweder zum Fernsehturm zu fahren und Moskau von oben zu erleben oder in das Eisenbahnmuseum zu gehen. Sie hat einen Mäusezirkus vorgeschlagen. Letztendlich ist uns aufgefallen, dass wir zu solchen Zeiten Vorlesungen haben, dass wir uns kaum treffen können. So wollen wir jetzt am Sonntag ins Eisenbahnmuseum gehen, dort eine Ausstellung besuchen, dann eine Führung mitmachen, um dann in ein Depot der Russischen Eisenbahn zu fahren und es dort gezeigt zu bekommen. Das klingt sehr spannend, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass wir ein normales Elektritschka-Depot besuchen. Auch wenn aus unseren ganzen Ideen nichts geworden ist, habe ich die freie Zeit sinnvoll verbracht: Wieder mit dem Übersetzen meines Solovjov-Textes. Ich merke, dass ich langsam doch schneller werde. Dennoch ist es noch immer so, dass manchmal mehr als eine Viertelstunde vergeht, bis ein einzelner Satz übersetzt ist, der sich dann allerdings oft über etwa eine halbe Buchseite erstreckt und völlig verschachtelt ist. Und ist er übersetzt, dann muss ich ihn daraus noch einen "richtigen" deutschen Satz machen, auch das nimmt manchmal viel Zeit in Anspruch. Bis ich erst einmal mit dem Übersetzen anfange - andere Sachen sind dann oft wichtiger - vergeht oft Zeit, dann macht es aber doch recht viel Spaß, zumal ich meine eigenen Fortschritte betrachten kann. Nunmehr liegen nur noch acht Seiten vor mir. Vielleicht schaffe ich sie bis Freitag oder Samstag.

Im Dezember hatte ich ja einen Artikel für die Zeitschrift "K-Teen" der Katholischen Jugend Ostfriesland geschrieben. Er ist schon längst veröffentlicht und liegt in Form des Heftes - Ausgabe 2/2008 - seit Dezember aus. Das Heft ist im Regelfall in allen katholischen Kirchengemeinden in Ostfriesland zu finden, über das Dekanatsjugendbüro in Aurich zu beziehen oder im Internet unter www.katholische-jugend-ostfriesland.de zum downloaden.



Mittwoch, 04. Februar 2009

Der heutige Morgen begann eine dreiviertel Stunde später als geplant. Ich war gestern Abend fest in dem Glauben, den Wecker gestellt zu haben. Das es dann anders war, habe ich am heutigen Morgen gemerkt. Es war nicht weiter schlimm, dennoch hätte ich gerne vor den Vorlesungen den Text weiter übersetzt. Da ist dann von zwei Sätzen abgesehen nichts draus geworden. Das wollte ich dann auf heute Abend verschieben - aber es wieder einmal vieles anders geworden - nämlich besser.

Zunächst bin ich so zeitig zur in die Stadt gefahren, dass ich noch Brot kaufen konnte, was wieder einmal nicht da war, so dass ich es in einem anderen Geschäft gekauft habe. Die Fahrt mit der Elektritschka und sogar mit der Metro war heute mal wieder besonders aufregend: Der Maschinist - so heißen die Triebfahrzeugführer in Russland - hat wohl an der Station Pererwa das Bremsen vergessen und ist um etwa zwei Wagenlängen an der Station vorbeigerauscht, so dass er wieder zurücksetzen musste, was ich mit einem breiten Grinsen quittiert habe. Die Fahrt war aber sonst in Ordnung, so dass es keinen Anlass zur Sorge gab. In der Metro war es dann an der Station "Platz der Revolution" ähnlich. Erst ist der Zug aus der Station "Kurskaja" nicht losgefahren, um dann mit einem hohen Tempo in die Station "Platz der Revolution" einzufahren, mit quietschenden Rädern dort anzuhalten - dies auch noch viel zu weit vorne, so dass der Maschinist noch ein paar Meter vorfahren musste. Die Moskauer Metro riecht ja nicht oder nur kaum nach heißen Bremsen, obwohl hier doch oft stark abgebremst wird, aber dieses Mal stank es am Zug entsetzlich nach dem Bremsvorgang. Und in der Metro war es dieses Mal sehr schwierig, sich festhalten zu können. Ich möchte nur zu gerne mal wissen, auf welche Art und Weise die Züge der Metro und der "richtigen" Eisenbahn mit einem Sicherheitssystem ausgerüstet sind - oder ob überhaupt. Magnete oder ähnliches habe ich bislang kaum in den Gleisen gesehen.

Nach den Vorlesungen und der Chorstunde habe ich mich mit Masha getroffen und wir sind in den Botanischen Garten gefahren, um uns dort eine Eis-Skulpturen-Ausstellung anzuschauen. Die Ausstellung ist dort wirklich interessant - es gibt viele Exponate - allesamt aus Eis. So gibt es dort einen chinesischen Kalender, Nachbauten von berühmten Gebäuden wie zum Beispiel der Eifelturm, die Freiheitsstatue oder den schiefen Turm von Pisa - oder einfach Eiskunst. Höhepunkt der Ausstellung sind aber die drei Rutschbahnen im Park, auf denen man auf dem Hosenboden ein paar Meter rutschen kann, was auch viel Spaß gemacht und für einen nassen Hintern gesorgt hat, trotz das Masha Plastiksitzunterlagen im Gepäck hatte.

Anschließend sind wir nach Hause gefahren, wo ich zunächst eine trockene Hose angezogen habe und dann dort ein wenig zu Abend gegessen haben - was wie immer sehr lecker war. Vorher haben wir ein paar Museumsbesuche geplant. Gegen zehn Uhr musste ich dann leider schon wieder aufbrechen, wegen der Öffnungszeiten des Wohnheims. Im Kursker Bahnhof habe ich dann eine Bekannte - den Namen habe ich wie üblich vergessen - und ihre Freundin Ola getroffen habe. Wir haben ein wenig auf der Fahrt miteinander gequatscht und schon an der Bahnstation Pererwa eine kleine Schneeballschlacht angefangen, unter der mit Sicherheit auch andere Fahrgäste des Zuges zu leiden hatten. Aber die Moskauer sind ja recht leidensfähig, so dass sich keiner beschwert hat. Den Schnee, der seit etwa 15 Uhr gefallen war - bis jetzt etwa fünf Zentimeter - forderte geradezu zu einer solchen Spielerei heraus, der sich dann noch drei weitere Mädchen angeschlossen haben. Vor dem Wohnheim ging es dann noch kurz weiter. Den Versuch, ein paar Jungs ins Boot zu holen, ist fehlgeschlagen. Sie sind für so etwas vielleicht ein wenig zu langweilig.

Der Euro-Kurs ist für mich in den vergangenen Tagen wieder günstiger geworden - mittlerweile rangiert er bei 1:45 und mehr und es wird, so wie ich das höre, nun nicht mehr so oft von der Krise gesprochen, sondern es fällt immer öfter das Wort Inflation. Wenn das so weitergeht - steigende Arbeitslosigkeit, steigende Preise, sinkende Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und so weiter, dann hoffe ich (für die Menschen hier), dass die Regierung geeignete Mittel findet, um in die Misere wirkungsvoll eingreifen zu können, wenn es dazu nicht mittlerweile schon zu spät ist.



Donnerstag, 05. Februar 2009

Vom heutigen Tage gibt es eigentlich nur sehr wenig zu berichten: Nach dem Gang ins Internet, in die Universität und damit verbunden natürlich in die Mensa bin ich nach Moskvoretschje gefahren, um dort ein paar Fotos zu machen, was aber wegen dem ungünstigen Sonnenstand nur sehr bedingt gelang. Als ich zu Hause war, wollte ich eigentlich weiter übersetzen, was aber nur sehr mäßig gelungen ist. Mein Kopf will heute schon den ganzen Tag kein Russisch verstehen, so dass ich mich sehr schwer getan habe und recht oft bei Oleg nachgefragt habe. Dennoch ist der Text bald übersetzt - es sind nunmehr nur noch knapp sechs Buchseiten. Dann geht es an einen anderen - dann nicht mehr philosophischen Text, den ich hoffentlich einfacher und schneller übersetzt bekomme.

Vom Wetter gibt es zu berichten, dass es heute wunderschön draußen war - nicht zu kalt, etwa -5°C, blauer Himmel und Sonnenschein. Somit ist die Schneelandschaft - wenn man in Moskau überhaupt von einer solchen sprechen kann - noch einmal doppelt so schön!

 

 



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