Tagebuch ohne Fotos zum Drucken


Donnerstag, 23.04.2009 - Osterdonnerstag (orth.)



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Donnerstag, 23.04.2009 - Osterdonnerstag (orth.)

Direkt nach dem Aufstehen um kurz vor sieben sind wir Jungs alle gemeinsam durch den Wald zum Kloster gelaufen. Und wieder konnte man leicht herausfinden, wer aus der Stadt kommt und kaum etwas anderes gesehen hat. Ich habe am Baum einen Specht klopfen hören, habe ihn leider aber nicht gesehen. Als ich die Kommilitonen darauf ansprach, widersprachen sie mir sofort und sagten, dass das Geräusch von keinem Vogel komme, sondern das Aneinanderreiben der Bäume sei. Irgendwann in der Diskussion traf noch ein weiterer Student ein, der sich auskannte und sagte dann, dass das wirklich ein Specht sei. Soviel zu den Kenntnissen einiger Städtler in der Natur. Zu ihrem Schutz muss man aber vielleicht auch sagen, dass ich mich nie so in einer Stadt einfinden kann, wie sie es können. Die Göttliche Liturgie war eigentlich völlig normal - nur ohne die Prozession. In dieser Klosterkirche ging es recht streng zu: Ein Helfer hat mir untersagt, dort zu fotografieren, obwohl am Abend zuvor dort sehr viele fotografiert haben. Später hat er darauf aufgepasst, dass die Leute auch ja keinen anderen Weg von der Kommunion zum Tisch mit dem Zucker-Wein-Getränk und dem Brot nehmen. Und eine alte Frau wollte mich in eine andere Ecke der Kirche verweisen - ich stand unter vielen Frauen, aber mit direktem Blick auf den Altar - und habe ihr dann freundlich gesagt, dass das wichtig für mich wäre wegen meinem Studium. So ganz unrecht hatte ich ja auch nicht, sind doch während der Ostertage die Zarentüren durchgängig geöffnet und auch während der Göttlichen Liturgie, wenn beispielsweise die Priester kommunizieren. Und zudem stehen wir in der Fakultätskirche auch recht durcheinander. Nach der Kirche haben wir gemeinsam in der Gäste-Stalowaja gegessen und haben dann eine Exkursion durch das Kloster gemacht, die aber recht kurz war. Der Mönch hat sehr leise gesprochen, so dass ich kaum etwas verstanden habe. Das Kloster "Maria Einführung in den Tempel" ist recht schön - aber auch genauso ungewöhnlich: Alles sieht so europäisch-italienisch aus. Ich habe von Baustilen nun ja nur sehr wenig Ahnung, aber auf mich macht es halt einen solchen Eindruck, denn die Kirchen machen einen solchen Eindruck und die Häuser nicht minder. In der Sowjetzeit wurde das Kloster zu einem Krankenhaus umfunktioniert, einige Kirchen verloren ihre Türme und in den 70er Jahren wurde es wieder zurückgegeben und wieder hergerichtet. Heute leben in dem Kloster sehr viele Mönche und es ist für seine Starzen, das sind weise, alte Mönche, sehr bekannt. Anschließend nach der Verehrung der zahlreichen Heiligen dort hatten wir noch etwas Zeit, um in den Klosterläden zu stöbern - der große hatte jedoch gerade Mittagspause. Anschließend sind wir mit den Bussen ins Hotel gefahren, haben dort zu Mittag gegessen und sind dann wieder nach Moskau aufgebrochen.

Das Hotel sah von außen sehr gut und schon fast nobel aus. In der Empfangshalle sah es dann schon anders aus - vieles war recht behelfsmäßig errichtet: An das Treppengeländer war fast unbearbeitetes Baumarktholz geschlagen, es war eisig kalt und je weiter man ins Hotel vordrang, umso unordentlicher wurde es. Und während unserem Aufenthalt verließen immer mehr Funktionen das Haus: Zunächst das Licht während dem Kanon am vorigen Abend und nun am Morgen kam aus den Wasserhähnen kein Wasser mehr und es standen an jeder Ecke und Kante Kanister mit Wasser herum. Und diejenigen, die in der dritten Etage geschlafen haben, haben in der Nacht besonders gefroren - zumal es auch noch gefroren hatte: Die dritte Etage wird einst das Flachdach des Hauses gewesen sein, dass nun lediglich ohne Isolierung mit Plastikplatten überdeckt waren, mit denen man normalerweise ein Gewächshaus baut. Dass es in den Zimmern kalt war, kann man sich gut denken und ich möchte nicht wissen, wie heiß es dort im Sommer wird. Ich denke, dass man dort oben eher Tomaten und Paprika anpflanzen kann als schlafen. Ich will mich nicht über das Hotel beschweren, aber es ist halt eine schöne, ländliche Einrichtung. Das also in aller Kürze zum Hotel...

Nach kurzer Fahrt sind wir dann in Schamordino angekommen beim Kloster "Ikone der Gottesmutter von Kasan und Hl. Ambrosius". Wir hatten dort etwa eine halbe Stunde Zeit und konnten die große Backsteinkirche von Innen entdecken. Besonders interessant war die Ikonostase dort, da sie sehr interessante Darstellungen hatte: Zum einen war das Gewand des Engel Gabriel in einem sehr dunklen Rot gehalten und nicht wie üblich in Rosa und die Gottesgebärerin (bzw. Gottesmutter) Maria hatte ein sehr dunkel gemaltes Gewand, das eigentlich in blau und rot gehalten ist. Die Engel waren über den Diakontüren und auf den Diakontüren befand sich auf der rechten Seite der Hl. Stephanus und auf der linken Seite der Hl. Laurentius - die ersten Märtyrer. Auffällig war das Kirchengebäude selbst auch, weil aus rotem Backstein gebaut wurde. Kurz nach der Abfahrt vom Kloster haben wir an einem kleinen Lebensmittelladen angehalten und unsere Reiseleitung Sasha hat dort für jeden ein Eis gekauft. Ich glaube nicht, dass die jetzt noch viele Vorräte haben. Um etwa halb acht waren wir wieder in Moskau am Paveljetsker Bahnhof. Und dann gab es noch eine schöne Begebenheit: Vater Nicolai und ich hatten fast den gleichen Weg nach Hause und ich habe ihn extra vorgehen lassen, da das Versteckspiel weiter seinen Gang nehmen sollte: Ich wollte nach Masha gehen. Ich habe ihr vorher immer einige Nachrichten auf das Handy geschrieben, damit sie Bescheid wusste. Masha hat schon durch die Türe geschaut - auch als Vater Nicolai vorbeilief. Vorbeilief? Masha öffnete die Türe und wollte mir zuwinken, da sie mich in der Ferne schon kommen sah. Die Türe ging langsam immer weiter auf - sie wusste jedoch nicht, dass Vater Nicolai stehen geblieben war um jemanden zu verabschieden. Als sie die Türe langsam weiter öffnete, schaute er dann neugierig um die Ecke. Nun wusste er Bescheid - 1:0 für Vater Nicolai. Wir haben den ganzen Abend über diese Anekdote herzlich gelacht. Wir wissen nun nur nicht, wie er das aufgefasst hat, da er nicht gelächelt hat...

 

 

Freitag, 24.04.2009 - Osterfreitag (orth.)



Heute will ich folgendes schaffen: Im Tagebuch schreiben, heute ins Internet gehen und die Homepage erneuern und E-Mails abfragen, Kolja und Sergej unterrichten, in die Göttliche Liturgie und die Vetschernaja gehen, an der Hausarbeit drei Kapitel schreiben und mit mit Kusma treffen. Ein großes Programm.

Nach der Göttlichen Liturgie und der Prozession hatte ich dank Onkel Slawa die Gelegenheit, auf dem Glockenturm der Nicolai-Kirche zu läuten. Dort oben sind auch einige schöne Fotos entstanden. Heute in der Kirche ging es mit diesen kleinen Sticheleien seitens der Priester weiter: Als Masha und ich nach der Liturgie gemeinsam zum Kreuz küssen gegangen sind, hat Vater Vladimir uns ein kleines Herz in die Hand gedrückt, in dem drei kleine Schokoladeneier sind. Anschließend bin ich zu Masha gegangen, wir haben dort gegessen und ich habe als Ostergeschenk eine Ikone der neuen Märtyrer Russlands bekommen - also die Menschen, die während der Sowjetzeit aufgrund ihres Bekenntnisses zum Herrn Jesus Christus ums Leben gekommen sind. Die Fakultät hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass diese Menschen, die für ihren Glauben gestorben sind, heilig gesprochen werden und sie hat auch die Ikone dazu angefertigt. Sie wurde im Jahr 2000 bei der Heiligsprechung in der Christus-Erlöser-Kathedrale geweiht und kanonisiert.

Anschließend habe ich versucht, die Homepage fertig zu machen, was mir gelungen ist. Allerdings habe ich viel länger dafür gebraucht, als ich gedacht hatte. Dann hatte ich noch etwas Zeit, an der Hausarbeit zu schreiben - um kurz nach fünf war ich dann an einem Punkt, wo ich mir gesagt habe, dass eine Pause jetzt sinnvoll und bin dann mit Masha in den Abendgottesdienst gegangen. Anschließend war ich noch im Internet und habe die Homepage aktualisiert und E-Mails abgefragt. Dann hatte ich noch etwa eine Stunde Zeit, den synoptischen Teil der Hausarbeit fertig zu stellen. Das habe ich nicht ganz geschafft und so habe ich den Rest im Wohnheim gemacht.

Nun, am Ende des Tages, kann jeder schauen, ob ich fleißig gewesen bin. Meiner Meinung hätte es noch ein bisschen mehr sein können. Dennoch will ich letztendlich zufrieden. Nun riefen meine Eltern heute um punkt 22 Uhr an, dass mein Artikel über das Russisch-orthodoxe Osterfest in dieser Woche im Kirchenboten erschienen ist.



Nun möchte ich kurz auf die Ikone eingehen, die ich zu Ostern geschenkt bekommen habe. Ich will sie ein wenig beschreiben und will dies im Uhrzeigersinn tun. Ganz oben finden sich folgende Heilige Russlands: Johann, Sergej von Radonesch, Boris, Iov, Iona, Pjotr, Andrej Rublow, Pjotr, Erzengel Gabriel, Gottesmutter Maria, Der Herr Jesus Christus (auf dem Thron), Johann der Täufer, Erzengel Michael, Pawel, Fürst Vladimir, Alexij, Philip, Jermogen, Gleb, Serafim von Sarov, Amvrosij von Optina. Rechts darunter ist das Gefängnis im Winterdorf Chje in Sibirien und Erschießung des geistlichen Märtyrers Pjotr dargestellt. Dieser Heilige, der evtl. der Nachfolger vom Patriarchen Tichon werden sollte, ist auf der Ikone auch vor der Christus-Erlöser-Kathedrale und rechts neben dem Altar zu sehen, also in der ersten Reihe der höhergestellten Heiligen. Darunter wird die Ermordung der geistlichen Märtyrer Andronik und Jermogen gezeigt und eine Szene weiter die der gerechten Märtyrerin Elisabeth und die anderen, die mit ihr waren. Wiederum darunter ist die Abbildung der Zarenfamilie des Hl. Zaren Nicolai, seiner Frau Hl. Alexandra, des Zarjewitsch Hl. Alexej und ihren Hll. Töchtern Olga, Tatjana, Maria, Maria und Anastasia. Sie sind auch noch einmal unten in der Mitte der Hauptikone zu finden. Wenn die Ikone weiter von oben links betrachtet wird, dann zeigt sich dort das Leiden der Heiligen Neuen Märtyrer auf der Insel Solovki. Auf dieser Insel im Weißen Meer etwa 530km nördlich von St. Petersburg entstand das erste große sowjetische Häftlingslager in einem Kloster. Dort befand sich auch eine große Treppe, wo viele Inhaftierte gefesselt hinuntergestoßen wurden und so den Tod fanden. Darunter wird gezeigt, wie die Gottlosen (Richter) den den Heiligen Veniamin und diejenigen, die mit ihm waren, zum Tode verurteilen. Viele Gerichtsurteile wurden in dieser Zeit ohne ein ordentliches Verfahren gefällt. Wiederum darunter wird ein Teil der Geschichte des Klosters von Sergijew Possad gezeigt, als die Gottlosen - so werden die Sowjets hier bezeichnet - das Kloster plündern, verwüsten und entweihen und die Heiligen Gebeine wohl des Hl. Sergej von Radenosch entführen. Die letzte Abbildung in dieser Spalte zeigt den unter Arrest stehenden Hl. Patriarchen Tichon, der erst in der Lubjanka inhaftiert war und dann im Donskoj-Kloster unter Hausarrest stand. Zuletzt die untere Reihe von links nach rechts: Dort findet sich zuerst die Ermordung der Hl. Gerechten von Butovo, das im Süden Moskaus liegt. Dieser Ort ist heute eine Gedenkstätte der Russisch-orthodoxen Kirche und wird auch das russische Golgotha genannt. Hier sind am Tag bis zu 500 Menschen durch Genickschuss ermordet und dann verscharrt worden - von August 1937 bis November 1938 waren es fast 21.000 Menschen. Vor und nach dieser Zeit gab es unzählige weitere Ermordungen. Dieser Platz war bis 1991 weiträumiges Sperrgebiet. Neben den Geschehnissen von Butovo wird auf der Ikone die Erschmordung der Prozessionsteilnehmer von Astrachan gezeigt. Es folgt ein Doppelbild in der Mitte: Der Märtyrer Vladimir von Kiew wird zu seiner Hinrichtung geführt und später aufgefunden. Eine Ikone weiter wird ein Priester vom Altar während der Göttlichen Liturgie entführt. Es folgt die Schließung des Klosters von Sarov und die Entführung der Gebeine des Hl. Serafim Sarovskij und letztlich die Ermordung des Märtyrers Kyrill von Kasan und denjenigen, die bei ihm waren.

In diesem Zusammenhang der Neuen Märtyrer Russland fällt mir gerade ein, dass in einer der Kirchen in Optina Pustin drei Mönche aufgebahrt sind, die von den Menschen sehr verehrt werden. Sie wurden bei Läuten von einem Satanisten ermordet und werden wahrscheinlich irgendwann heilig gesprochen. An die Kreuze sind sehr viele Gebetsanliegen der Gläubigen geheftet.

 

Ihr Blumen auf der geistlichen Wiese Russlands,
zu Zeiten grausamer Verfolgung wunderbar erblüht,
ihr unzähligen neuen Märtyrer und Bekenner,
Hierarchen, Priester und Dulder aus dem Herrscherhaus,
Mönche und Laien, Männer, Frauen und Kinder -
gute Frucht habt ihr erbracht
weil ihr eure Gebete dargebracht habt
in geduldigem Leiden für Christus.
Betet zu Ihm, Der euch gepflanzt hat,
dass Er Sein Volk behüte vor den Gottlosen und Bösen,
dass in Russland gefestigt werde Seine Kirche
durch euer Blut und durch eure Leiden
zur Errettung unserer Seelen.

   Troparion ,4. Ton


Ihr neuen Märtyrer Russlands,
dir ihr als Bekenner den irdischen
Abgrund durchschritten habt
und tapfer Leiden auf euch nahmt,
betet zu Christus,
Der euch angeschaut hat,
weil ihr eure Gebete dargebracht habt
als Erprobung des Glaubens
durch die empfangene Gabe
der Tapferkeit.
Seid uns ein Vorbild,
die wir euren Weg verehren,
denn keine Trübsal, keine Bedrängnis,
kein Tod können uns trennen
von der Liebe Gottes.


Kondak, 2. Ton

 
Samstag, 25.04.2009 - Ostersamstag (orth.)

Dieser Tag begann gleich mit einer riesengroßen Überraschung. Ich hatte in Pererwa schon wegen dem schönen Wetter ein wenig Züge fotografiert, aber was mir im Kursker Bahnhof vor die Linse kommen sollte, war einfach mehr als eine gewaltige Überraschung: Da standen zwei Dampflokomotiven herum - vor einem Personenwaggon. Ich wusste nicht, wie viel Zeit ich hatte und so bin ich auf den Bahnsteig gehechtet, von dem man den Zug aus gut fotografieren konnte und habe dies dann auch gemacht. Nach fünf Minuten ist der Zug dann unter lauten Stampfen, Schnaufen und Pfeifen in Richtung Süden gerollt. Ich habe in Deutschland noch nie eine Doppeltraktion fotografieren können und nun hier in Russland, wo Dampflokomotiven noch wesentlich rarer sind als in Deutschland. Welche eine Freude an diesem Ostersamstag! Und dann das Wetter dabei - einfach nur klasse!!!

Anschließend bin ich in die Göttliche Liturgie gefahren, in der am Ende Teil des Arthos verteilt worden, das ja gestern geschnitten worden war. Und natürlich gab es wieder eine Prozession um die Kirche. Es ist mir aber noch eine andere Kleinigkeit aufgefallen: Beim großen Einzug haben in der Regel ja alle ein Kreuz in der Hand. In dieser Woche habe ich mehrfach gesehen, dass der letzte Priester auch die kleine Lanze und einen anderen Gegenstand - vielleicht einen Löffel - in beiden Händen über Kreuz hielt. Ich dachte erst an eine Notlösung, weil nicht so viele Priesterkreuze vorhanden sind, aber das war heute nicht der Fall, da heute nur fünf Priester zelebriert haben.

Nach der Göttlichen Liturgie habe ich mich weiter an meiner Hausarbeit versucht und ein wenig im Tagebuch geschrieben, habe aber, weil ich etwas müde war, viel weniger geschafft als am Tag zuvor. Am Abend hatte Masha eine Überraschung für mich: Wir sind in die Moskauer Philharmonie gegangen zu einem klassischen Konzert. Das erste Stück von Bela Bartok hat mir nicht so gut gefallen, die letzten beiden und die Zugabe jedoch umso mehr. Nun muss man dazu zusagen, dass das Konzert noch andere interessante Aspekte aufwies: Just in dem Moment, als die Musiker die Bühne betraten, viel der Blumenschmuck von den Wänden und später, während des Konzertes noch fast welche in die Zuschauer der ersten Reihe, hätten diese sie nicht festgehalten! Letztlich waren wir noch in einem Schnellrestaurant und sind dann nach Hause gefahren, wo ich todmüde ins Bett gefallen bin.


Sonntag, 26.04.2009

Noch vor der Göttlichen Liturgie war ich schon sehr fleißig: Ich habe im Tagebuch geschrieben, ein paar Mails und etwas an der Hausarbeit - ein Kapitel. Nun konnte die Gemeinde heute die Ehrung von Vater erstmals sehen - der Dienst mit geöffneten Zarentüren. Sie waren bis zur Liturgie der Gläubigen geöffnet. Dies ist also die erste Stufe der Ehrungen. Für mich ist dies recht uninteressant, da es ja eigentlich erst in der Liturgie der Gläubigen interessant wird - das konnte ich ja ein wenig in der hellen Woche beobachten.

Nach der Liturgie habe ich wieder ein wenig an der Hausarbeit gebastelt, aber auch ein paar Mails verschickt. Gegen Nachmittag war ich auf einer großen Hochzeit in der Fakultätskirche. Es hat ein Paar geheiratet, deren beider Väter Priester sind. Da die natürlich viele Bekannte haben, waren auch noch viele andere Priester gekommen. Insgesamt waren es 21 Priester und 4 Diakone, die zelebriert haben. Soviel waren weder Weihnachten noch zum Osterfest anwesend. Und auch von der Gemeinde waren sehr viele anwesend, so dass die Kirche halbvoll war.

Danach bin ich mit Masha spazieren gegangen - ein wenig an der Moskau bis zur Akademie der Wissenschaften. Von dort sind wir zu ihr nach Hause zurückgefahren. Der Spaziergang war sehr schön, weil wir einerseits erst am Fluss unterwegs waren und dann nachher am hügeligen Ufer durch den Wald gegangen sind. An der Station Leninsij Prospekt haben wir noch ein kleines Eis gegessen und ein paar Fotos geschossen. Das Wetter zu all diesen Unternehmungen war heute klasse: Um 20 Uhr zeigte das Thermometer 19°C an - der erste Frühlings- oder fast schon Sommertag. Nun hoffe ich, dass wir auch so schönes Wetter haben, wenn mein Besuch da ist.



Montag, 27.04.2009

Der heutige Tag war ein wenig durcheinander und ungewöhnlich, weil Manches anders gelaufen ist als geplant. Die größte Überraschung war, dass  meine Freunde aus Deutschland nun schon einen Tag eher anreisen, also schon am Mittwoch. Nachdem ich alles mit der Unterkunft abgeklärt hatte, war das auch alles kein Problem mehr und ich freue mich sehr, dass sie schon einen Tag eher kommen. Die "Überraschung" ist sozusagen gelungen.

Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, Bücher zu kaufen und sie im gleichen Atemzug zu versenden, mit einem Geschenk für andere Freunde. Ich sammle ja immer so lange, bis ich mehrere Päckchen beisammen habe, weil das Auslandspostamt so weit entfernt ist. Zudem war ich einkaufen, habe über eine Stunde mit meinen Eltern telefoniert, habe kurz an der Hausarbeit herumgedoktert, Wäsche gewaschen (die sehr schnell getrocknet ist), habe ein Geschenk gekauft, dass ich gestern gesehen habe und bei Masha zu Hause etwas zu Essen gekocht. Es war so lecker, dass noch ein Gast dazugekommen ist. Und so geht ein ausgefüllter sommerlicher Tag zu Ende, mit dem ich ganz zufrieden bin!

Dienstag, 28.04.2009

Der Tag begann heute etwas eigenartig - ich hatte wieder einmal meine lieben Probleme mit der Waschmaschine im Wohnheim. Musste ich doch Wäsche waschen, da sich Besuch ankündigt und dann fast keine Zeit mehr dafür ist. So habe ich die Waschmaschine bis an die Ohren mit meinen Sachen vollgestopft, die Türe zugemacht und die Maschine angestellt. Sie lief aber nicht. Nach einigem probieren hat sich herausgestellt, dass der Wasseranschluss zugedreht war. Als ich ihn aufgedreht habe, kam aus dem Wasserhahn im Spülbecken ebenfalls eine Menge Wasser herausgeströmt. So habe ich dann versucht, den Wasserhahn zuzudrehen und habe festgestellt, das irgendein Kraftprotz ihn wohl überdreht haben muss. Ich habe aber eine Stelle gefunden, wo nur ein kleines Rinnsal heraus floss und wenn ich ganz fest draufgedrückt habe auf den Drehknauf, dann floss auch kein Wasser heraus. Ich habe aber aufgepasst, dass keiner den Kaltwasserhahn angefasst hat, brauchte aber nicht viel machen, weil morgens nur wenige im Wohnheim sind und noch weniger ihre Sachen waschen. Anschließend bin ich zur Universität gefahren und habe festgestellt, dass ich mit meiner Hausarbeit tatsächlich ein kleines Stück weiter bin, als ich dachte. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ich es nun doch nicht mehr bis zur Ankunft meines Besuches schaffen werde. Nach der Liturgie-Vorlesung habe ich in der Stalowaja gegessen und dann wurde mir gesagt, dass der erste Kurs heute eine Kontrollarbeit schreibt, so dass ich frei habe. Die freie Zeit bis zum Treffen mit Kusma habe ich dann dazu genutzt, draußen an der Hausarbeit zu arbeiten, was wegen dem Wind nicht immer sonderlich einfach war. Anschließend ging es mit dem Deutschunterricht gleich weiter - jetzt mit Kolja und Sergej.

Und dann war der Tag eigentlich auch schon wieder zu Ende. Es war wieder sommerlich warm heute - es waren über 20°C. Zudem gibt es zu berichten, dass wieder einmal eine Joghurt- und Milchladung die Fakultät erreicht hat, so dass ich wieder etwas mit nach Hause nehmen kann. Und heute habe ich mir in einem der niedrigen Eingänge in einem der Gebäude derartig den Kopf gestoßen, dass ich mich um die Bausubstanz fürchtete.

Mittwoch, 29.04.2009

Heute ist endlich meine Besuch gekommen und gleich der erste Tag war wunderschön, wenn auch ein wenig anstrengend. Aber das ist eigentlich recht normal... Zunächst bin ich mit Masha zu halb zwölf zum Flughafen Vnukovo gefahren, wo wir dann Nathalie und Mark getroffen haben und sind dann mit dem Marschroute-Taxi in die Innenstadt gefahren, wo wir bei Masha zu Hause deren Gepäck deponiert haben. Sie konnten sich etwas frisch machen, umziehen und essen. Dann sind wir gemeinsam gestärkt zum Chor gegangen. Nathalie konnte die Katastrophe dort gar nicht fassen und gar nicht glauben, dass da morgen etwas Vernünftiges bei herumkommen soll. Ich habe aber selbst auch meine Zweifel. Wir sollen morgen - sogar im Anzug - singen, weil Vater Vladimir ein rundes Priesterjubiläum hat. Und dann müssen wir auch noch nächste Woche singen. Man kann nur hoffen, dass alles gut wird. Anschließend haben wir Geld gewechselt und sind dann zum Roten Platz gefahren, der zunächst noch gesperrt war. Wir waren erst in der kleinen Kirche dort und haben uns dann das Kaufhaus GUM angeschaut, was die beiden wohl schwer beeindruckt hat. Anschließend sind wir durch den Alexandrovsker Garten gelaufen und wollten uns dann mit Masha bei der Manege getroffen. Das Problem war nur, dass ich nicht genau wusste, wo dort. Nach vielen SMS haben wir uns dann getroffen. Ich wollte eigentlich mit den Dreien schnell nach Hause fahren, da aber der Rote Platz nun öffentlich frei war, bin ich überredet worden und wir haben ihn noch überquert und sind zur Station Novokusnjetskaja gelaufen, um von dort mit der Metro zum Gepäck bei Mashas Eltern zu fahren. Nun habe ich ein wenig gedrängelt, da die Zeit sehr knapp war und ich in jedem Fall im Wohnheim schlafen wollte - allein um morgen nicht den Anzug holen zu müssen. Das hat auch haarscharf geklappt. In der Metro gab es ein Problem, das mir schon zu gut bekannt war: Wir hatten wieder einen Zug erwischt, die ins Depot fuhr und anderswo endete. So mussten wir eine Station zurück fahren und hatten großes Glück, dass wir sofort eine Metro zurück bekommen haben und keine Wartezeit beim Umsteigen hatten. Letztendlich hatte der Zug aber dann doch wieder eine Verspätung von zehn Minuten, so dass wir uns hätten gar nicht so beeilen müssen. Am Bahnhof in Silikatnaja habe ich Nathalie und Mark dann ihrer Gastmutter übergeben und bin dann ins Wohnheim gefahren, wo ich nach dem Tagebuch schreiben hundemüde ins Bett gefallen bin. Den Wetterumschwung merke ich doch zu gut - heute war es wieder sehr warm.


 

Donnerstag, 30.04.2009

Hatte ich gestern noch von dem großen Wetterumschwung gesprochen, so kam heute gleich der nächste. Schien heute Morgen noch die Sonne und konnte ich ohne weiteres im Hemd über die Straße spazieren, so wurde es gegen Mittag wirklich kalt - die Temperaturen sind im Gegensatz zu gestern um vielleicht sogar mehr als 10°C gefallen, so dass ich glücklich war, dass ich meine Jacke mitgenommen habe und noch glücklicher gewesen wäre, wenn es die Winterjacke gewesen wäre. Erst bin ich heute nach Silikatnaja gefahren, um Nathalie und Mark dort abzuholen. Auf dem Bahnsteig standen schon jede Menge Leute und es ging nur mit rücksichtslosem Quetschen in den Zug hinein, so überfüllt war die Elektritschka. Sie hat zwischendurch nur einmal in Schtscherbinka gehalten und ist dann bis Zarizino durchgefahren. Und dort konnten wir die Menschenmengen beobachten, die aus dem Zug hinausgeströmt kamen und waren schwer beeindruckt. Im Zug wurde mir schnell klar, warum viele Moskauer íhrer eigenen Stadt so satt sind. Nachdem wir etwas zum Frühstück gekauft haben, sind wir zuerst in den Park nach Kolomenskoe gefahren, haben uns dort kurz die Kirche angeschaut und dann den Blick auf Pererwa, Moskvoretsche und Marino genossen. Während ich danach im Chor für Vater Vladimir ein Ständchen gesungen habe, sind Nathalie und Mark auf den Roten Platz gefahren, um dort die Wachablösung mitzubekommen. Dort habe ich sie nachher auch abgeholt und wir sind dann in die Basiliuskathedrale gegangen um sie zu besichtigen. Ich habe Glück gehabt, dass wir alle zum Studentenpreis hineingekommen sind. Anschließend sind wir in die Universität essen gegangen: Es gab Kohlsuppe, Nudeln mit Hackfleisch und Rote-Beete-Salat. Heute war es nicht sonderlich gewürzt und ich habe fast schon das Gefühl, dass die beiden keinen richtigen Appetit entwickeln konnten. Dann ist Masha zu uns gestoßen und wir sind zur Moskauer Staatliche Universität gefahren (MGU) und wollten dort eigentlich einen Blick hinein werfen - und sind gleich an der Kontrolle gescheitert. Beeindruckt hat jedenfalls das Uni-Gebäude, das zur Baugruppe der sieben Schwestern Stalins gehört. So sind wir dann direkt zu dem Aussichtspunkt gegangen, der dort in unmittelbarer Nähe liegt.  Von dort aus hat man einen Blick auf einen großen Teil der Stadt Moskau und man kann erahnen, wie groß die Stadt wirklich ist. Man kann kein Ende entdecken. Anschließend sind wir zum Neujungfrauenkloster gefahren, das jedoch geschlossen hatte. Wir haben einen Spaziergang um die Klosteranlage gemacht und dann war ich überrascht, dass es schon so spät war: halb acht. Wir sind schnell noch etwas essen gegangen und dann habe ich die beiden zurück nach Silikatnaja gebracht. Von Rodions Schwester habe ich das Angebot bekommen, dort zu übernachten, was ich dankbar ausgeschlagen habe. Ich wollte doch in meinem eigenen Bett schlafen, auch wenn die Hin- und Herfahrerei etwas anstrengend ist.

In der zweiten Tageshälfte habe ich dann doch etwas gefroren und nun hoffe ich, dass ich nicht krank werde. Und müde bin ich heute Abend auch ungemein. Der erneute Wetterumschwung hat mir doch wieder einmal ganz schön zu schaffen gemacht und ich werde heute Abend sicherlich nicht mehr sonderlich alt werden und gleich im Bett verschwinden. Doch vorher noch ein paar Gedanken zum Land und zu Moskau. Gerade heute bei den Vorbereitungen für die große Siegesparade auf dem Roten Platz habe ich mir nicht alleine die Frage gestellt, wie kommunistisch Russland eigentlich noch ist: Am Kaufhaus GUM standen schon jede Menge Flaggen, die einen in den Farben der heutigen Staatsflagge mit einem roten Unterteil mit Stern, die anderen in Rot. Und genau in der Mitte dann der große Stern mit Hammer und Sichel. Und auch an den Verkaufsständen gibt es kommunistische Souvenirs zu kaufen: Von der Flagge, Abzeichen, Mützen bis zu Matrijoschkas mit Stalin oder Lenin drauf ist alles dabei. Die Frage stellt sich mir immer wieder, wie Russland sich positioniert.


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