Freitag, 01.05.2009
Wie am gestrigen Morgen auch, habe ich Mark und Nathalie zunächst am Bahnhof in Silikatnaja abgeholt. Wir sind dann direkt zur Universität ins Seminar von Vater Alexej gefahren. Während ich der Vorlesung gefolgt bin, haben Nathalie und Mark eine Menge Postkarten geschrieben. Anschließend waren wir noch in der Stalowaja essen und haben darauf unseren ersten gemeinsamen Ausflug nach Außerhalb gemacht: Das Reiseziel war Sergijew Possad, wo ich nun selbst schon das fünfte Mal gewesen bin. Doch das Kloster verliert immer noch nicht an Faszination. Auch heute war wieder ein Traumwetter, um ins dort hin zu fahren. Es war weder zu kalt noch zu warm. Und wie üblich haben wir bei der Ankunft in Sergijew Possad zunächst ein Eis gegessen und sind auf den Markt gegangen, um Souvenirs zu kaufen, die ich versucht habe herunter zu handeln, was mir weitestgehend auch gelungen ist. Anschließend sind wir ins Kloster gegangen und haben es sogar geschafft, in die große Kathedrale zu kommen. Das ist mir ja nur mit Stephan bei meiner ersten Tour gelungen. Nachdem wir uns alles angeschaut und die obligatorischen Fotos gemacht haben, haben wir noch eine Menge Kuchen gekauft und gegessen und sind dann wieder nach Moskau zu Masha gefahren, um kurz in unsere Mailboxen hineinzuschauen. Dort gab es dann wieder etwas zu Essen, so dass wir dann letztendlich gegen zehn Uhr wieder aufgebrochen sind. Mark und Nathalie sind alleine nach Hause gefahren und auch gut angekommen.
Samstag, 02.05.2009
Nachdem ich Nathalie und Mark heute Morgen in Zarizino abgeholt habe und wir Masha in der U-Bahn getroffen haben, sind wir gemeinsam gen Kreml gefahren. Die erste Überraschung erwartete uns schon beim Kauf der Eintrittskarten: Was bei meinem letzten Besuch im Winter nicht möglich war, klappte nun auf einmal reibungslos: Bei der Ticketverkäuferin galten die Münsteraner Semestertickets wie ein russischer Studentenausweis, mit dem ich das letzte Mal ja auch nur als europäischer (und vermeintlich zahlungskräftiger) Student in den Kreml gekommen bin. Und noch überwältigender war, was wir für 100 Rubel alles zu sehen bekommen haben. Da ist zunächst samstags um 12 Uhr immer eine Parade, von der ich selbst auch noch nichts gehört hatte - die aber von den Zuschauern sehr gut besucht war. Zunächst zog eine Einheit auf, die die Wege freihielt und dann kam die Hauptparade: Eine Einheit, eine Flaggenabordnung und ein paar Reiter. Es war keine Parade im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr eine Vorführung von dem, was man mit Gewehren noch alles machen kann außer schießen. Alles in allem war es eine sehr schöne Vorstellung, die von Marschmusik einer gut spielenden Militärkapelle untermalt wurde. Dann war es möglich, in den Kremlpark zu gehen: Der war im Winter auch gesperrt. Bis auf eine Kirche konnten wir in alle Museen und Kirchen hinein, die sonst auch für Besucher geöffnet sind. Leider sind ja alle Kirchen noch Museen und nur ganz selten wird einmal eine Göttliche Liturgie gefeiert. Das schöne Wetter und das Wochenende haben sehr viele Besucher in den Kreml gelockt, so dass die Museen völlig überfüllt waren, so dass es mir recht wenig Spaß gemacht hat. Anschließend wollten wir noch in die Rüstkammer, dort standen aber ebenfalls sehr viele Menschen und zudem gab es keine Tickets mehr für Führungen dort. Das soll nun am Montag nachgeholt werden.
Als wir aus dem Kreml wieder heraus waren, sind wir zunächst auf den alten Arbat gegangen - hier war ich auch das erste Mal. Ich habe ihn als nichts Besonderes empfunden - es ist eine Fußgängerzone, wo man fast nur Souvenirs zu völlig überhöhten Preisen kaufen kann. Zudem gibt es dort einige Kleinkünstler, die musizieren oder auf andere Weise die Leute unterhalten. Ganz in der Nähe vom Arbat haben wir dann etwas bei Mu-Mu gegessen - günstiger und viel besser als ich erwartet habe. Als ich das letzte Mal bei Mu-Mu war, habe ich wesentlich mehr bezahlt, um satt zu werden. Anschließend - es ging schon auf fünf Uhr zu - sind wir zur Christus-Erlöser-Kathedrale gegangen, wo wir ein wenig von dem Abendgottesdienst mitbekommen haben. Masha hat mir dort auch die Ikone der Neuen Märtyrer gezeigt, also das Original, das die Fakultät für Kirchenmalerei erstellt hat. Nach einem Eis haben wir uns von Masha getrennt und sind dann zum Sretenskij-Kloster gefahren und waren dort in dem Abendgottesdienst. Ich wollte mit den beiden dort hin, um ihnen den tollen kirchlichen Gesang zu zeigen. Doch von dem Resultat war ich etwas enttäuscht, habe es aber akzeptiert. Vieles war für die beiden doch zu anders im Vergleich zur gewohnten katholischen Kirche. Dann sind wir noch von den Gasteltern der beiden in ein Café eingeladen worden, wo ich unter großen Schwierigkeiten dann letztendlich doch hingefunden habe. Das Problem war, dass ich deren Gastmutter kaum am Handy verstanden habe, weil wir immer an einer lauten Ecke waren und sie sehr schnell gesprochen hat. Nun hatte ich eigentlich den ganzen Tag über geplant, ins Wohnheim zu fahren. Ich habe mich dort aber abgemeldet und aufgrund der fortgeschrittenen Zeit bei Masha übernachtet, wo ich wesentlich länger schlafen konnte, was ich auch dringend nötig hatte. Dort habe ich dann auch erfahren, dass in der Fakultätskirche ein Metropolit und zwei Bischöfe aus Amerika zelebriert haben. Aber das wusste so gut wie keiner...
Sonntag, 03.05.2009
Nun bin ich am heutigen Morgen erst um 8:26 Uhr aufgestanden und dabei ist mir siedend heiß eingefallen, dass ich im Wohnheim Küchendienst gehabt hätte am vorigen Abend. Ivan hatte es mir gesagt und ich habe es abends in der ganzen Aufregung vergessen. Das war mir recht unangenehm, will ich doch zuverlässig sein und im Wohnheim keine Sonderrechte genießen. Nach einem kurzen Weg bin ich zur Fakultätskirche gegangen und habe dort eine Bischofsliturgie miterleben können. Heute war der Bischof von Perm und Jakutien da - Bischof Soßima. Anschließend haben wir uns alle vier wieder bei Masha getroffen und haben dort den weiteren Tag geplant: keine Kirchen! Die Idee war, eine Vorstellung im Bolschoj-Theater zu sehen. So sind wir dorthin gefahren und haben an der Kasse nach Tickets gefragt - es hätte sie aber erst ab 4.000 Rubel aufwärts gegeben. Auf der Straße sprach uns dann aber ein Mann an, der für den Schwanensee am heutigen Abend Karten hatte - für 1.500 Rubel. Nach kurzem Beratschlagen haben wir dann angenommen und konnten nicht glauben, dass es wirklich klappen sollte. Da bis 19 Uhr noch Zeit war, haben wir ein paar Metro-Stationen besichtigt: Zunächst die Majakovskaja, die interessante "Flüsterbögen" hat: Die Bögen sind dort mit Stahl verziert und wenn man an den Bogen flüstert oder spricht, dann kommt der Ton am anderen Ende an. Anschließend sind wir zur Belorusskaja gefahren bis zur Kievskaja, sind dann zur Station Slavanskij Boulevard gefahren, um in den Park Pobedij, also den Siegespark zu fahren. Dort waren sehr viele Moskauer, die das schöne Wetter genossen haben. Danach habe ich Marc und Nathalie den Kiewer Bahnhof gezeigt, wir haben dort eine sehr leckere Pizza gegessen und sind nach einem Eis wieder zur Station Majakovskaja gefahren, wo wir Masha den Flüsterbögen gezeigt haben. Und dann ging es ins Bolschoj-Theater, wo wir ohne Weiteres durch die Kontrollen gekommen sind. Nun konnte ich es glauben, dass es wirklich geklappt hat. Die Plätze waren zwar nicht sonderlich gut, aber ich konnte, wenn ich auf dem Boden gekniet habe und mich auf dem weichen Polster des Geländers abgestützt habe, recht viel und auch recht bequem sehen. Der Schwanensee von Peter Tschaikovskij wurde grandios vom Theater dargestellt - sowohl musikalisch als auch auf der Bühne. Es war ein wirklich einmaliges und schönes Erlebnis - dieses Theater hat nicht umsonst einen ausgezeichneten Ruf. Und anschließend ging es nach Hause, wo ich noch mit meinen Eltern telefoniert und dann etwas im Tagebuch geschrieben habe.
Montag, 04.05.2009
Der Tag fing heute eigentlich schon mitten in der Nacht an: Um Punkt ein Uhr klopfte es laut an der Türe und nachdem ich geöffnet habe, hat Ivan mir gesagt, dass ich nun doch Küchendienst habe, obwohl er mir vorher was anderes gesagt hat. So habe ich noch bis kurz vor zwei die Küche sauber gemacht und konnte dann endlich schlafen gehen. Um acht Uhr bin ich dann aus den Federn gefallen, habe geduscht, gefrühstückt und dann noch ein paar Bilder ins Tagebuch eingefügt. Dann wurde es auch schon Zeit, zur Bahnstation zu gehen, um Marc und Nathalie abzuholen. Wir sind dann nach Aschan gegangen, dem großen Supermarkt. Ich wollte den beiden eigentlich nur die Größe zeigen und dann hat sich ein größerer Einkauf daraus ergeben. Ich war mir vier Litern Soja-Milch, einer Flasche Kräuterlimonade, einem Brot und Batterien dabei. Die anderen beiden haben sich auch mit Getränken gut eingedeckt, so dass wir die Rucksäcke schwer und voll hatten. Anschließend sind wir zum Postamt gegangen, um dort Briefmarken für Postkarten zu kaufen. Dann habe ich die beiden zum Kreml gebracht und wir haben gemeinsam die Tickets für die sehenswerte Rüstkammer gekauft und danach noch eine Kleinigkeit gegessen. Nachdem ich bei Masha meine Sachen abgestellt und noch etwas Kuchen aus Sergijew Possad gegessen habe, wollte ich zur Chorprobe gehen, die dann ausgefallen ist. Einen Teil der Zeit habe ich mich noch mit Rodion und anderen Studenten unterhalten und bin dann in das kirchliche Geschäft der Universität gegangen und habe dort ein kleines Geschenk für Marc gekauft, der am Freitag seinen Namenstag feiert - nach dem orthodoxen Kalender. Bislang weiß er nichts davon und ich hoffe, dass es eine Überraschung für ihn wird. Um 17 Uhr haben wir uns dann getroffen, um in den Gorkij-Park zu gehen. Und dort habe ich festgestellt, dass die Karussells überwiegend alte Jahrmarktattraktionen waren - teilweise aus Deutschland. So gab es dort ein altes Kettenkarussell und eine Geisterbahn - beide mit deutscher Beschriftung. In letzterer war ich mit Masha. Vorher haben wir noch ein Fußbad in einem Springbrunnen in dem Park gemacht. Alles in allem ist der Gorkij-Park in schöner Vergnügungspark, in den es sich hereinzugehen lohnt. Der Eintritt von 80 Rubel ist mit Sicherheit gerechtfertigt, die Eintrittspreise in die Fahrgeschäfte allerdings in keinem Fall: Für die Achterbahn sollte man 200 Rubel bezahlen, für das Kettenkarussell 100 und für die Geisterbahn haben wir jeweils 150 Rubel bezahlt. Lustig waren auch die gebogenen Spiegel, die ganz tolle Spiegeleffekte hervorbrachten. Gegen 22 Uhr bin ich dann (wieder einmal) todmüde nach Hause gefahren.
Dienstag, 05.05.2009
Da Nathalie und Mark heute erst registriert werden mussten, konnte ich heute Morgen noch so allerhand erledigen. Zuerst habe ich bis etwa halb neun geschlafen und bin nach dem Frühstück für meine Eltern Wasser einkaufen gegangen in dem nahegelegenen Supermarkt. Bis dahin hatten die beiden sich noch nicht gemeldet und so habe ich angefangen, ein paar Sachen zusammenzustellen, die die beiden hoffentlich alle mit nach Deutschland nehmen können. Anschließend habe ich angefangen, in meinem Zimmer Staub zu wischen und ein wenig sauber zu machen. Dabei hat sich herausgestellt, dass es schon wieder nötig war - das letzte Mal kam mir noch gar nicht so lange vor. Aber ich glaube auch, dass viel Dreck durchs Fenster offene Fenster fliegt, vor allem, wo jetzt im gegenüberliegenden Gebäude viel gebaut und viel Dreck auf dem Platz liegt. Kaum als ich fertig war, riefen Mark und Nathalie auch schon an, dass sie um kurz vor zwölf in Zarizino wären. Ich bin sofort zum Bahnhof gelaufen und habe festgestellt, dass der nächste Zug erst in eineinhalb Stunden fahren würde. Nach einigem hin und her haben wir uns dann mit Masha in der Metro-Station Paveljetskaja getroffen und sind dann zur Anlegestelle der "Schiff-Metro" am Kiewer Bahnhof gefahren, von wo wir zu einer Flussfahrt aus gestartet sind. Es ist schon etwas anderes, Moskau vom Wasser aus zu sehen und hat viel Spaß gemacht. Es waren nicht übermäßig viele Leute auf dem Boot und das Wetter war einfach genau richtig dafür und so sind wir bis zur Metro-Station Proletarskaja gefahren. Die Schiffe heißen übrigens so, weil sich die Moskauer Stadtherren ausgedacht haben, dass man den Öffentlichen Personennahverkehr in der Innenstadt durch einen 20-minütigen Pendel auf dem Fluss entlasten könnte. Doch die geringe Geschwindigkeit und der hohe Fahrpreis von 400 Rubel spricht gegen ein solches Verkehrsmittel außerhalb touristischer Nutzung. Anschließend musste ich schnell zur Chorprobe und habe dann mit dem Chor den Abendgottesdienst gesungen: Es war wieder einmal eine Katastrophe! Dieses Mal lag es nicht nur am Chor, sondern vielmehr an den Liedermappen, in denen längst nicht alle Lieder zu finden waren. So gab es teils nur zwei Bücher für mehr als zwanzig Sänger. Anschließend habe ich mit Nathalie und Mark noch den morgigen Tag besprochen, der sich nun aber schon wieder geändert hat. Das will ich den beiden dann morgen erzählen...
Mittwoch, 06.05.2009 - Fest des Hl. Georgij
Um acht Uhr durfte ich wieder im Chor die Göttliche Liturgie singen - an einem Wochentag, weil heute das Fest des Heiligen Georgij ist, dem Schutzpatron der Stadt Moskau. Mark und Nathalie waren auch schon direkt zum Anfang da, was mich sehr gefreut hat. Wir haben dieses Mal besser gesungen als sonst, wenn es aber auch noch lange nicht gut war. Dennoch hat es Spaß gemacht, weil heute mehr Disziplin im Chor herrschte als sonst - alle waren besser bei der Sache. Leider hatten wir nur kaum Noten und Texte, so dass oft nur der vordere Teil des Chores singen konnte. Anschließend haben wir bei Masha noch ein wenig gefrühstückt und sind dann zum Neujungfrauenkloster aufgebrochen und haben uns dies angeschaut - auch das kleine Museum mit Ikonen, einigen liturgischen Gewändern und einigen liturgischen Gewändern. Als wir aus dem Museum herauskamen, war es ein wenig am regnen und es sollte dann bis zum Ende des Tages immer mal wieder ein wenig regnen. Anschließend waren wir noch auf dem Friedhof hinter dem Kloster, auf dem sehr berühmte Menschen liegen, wie beispielsweise Tupolew, Nikita Chruschtschow, Raißa Gorbatschowa, die erste Frau von Stalin, Tschechov und noch viele, viele andere Persönlichkeiten. Der Friedhof ist allerdings kein typisch russischer Friedhof: Er ist schön aufgeräumt, recht übersichtlich und sehr gepflegt - die normalen dagegen sind ja oft eher rumpelig und durcheinander. Interessant sind dort auch die Grabsteine, da viele wie Denkmäler für die Verstorbenen aussehen.
Anschließend haben wir noch schnell bei Mc Donalds etwas gegessen und sind dann zu den Gasteltern von Mark und Nathalie gefahren. Die "Gastmutter" hat uns dann quer durch Podolsk gefahren zu einer interessanten Kirche, die an dem Zusammenfluss von zwei Flüssen zu finden ist. Interessant ist ihr für Russland völlig untypischer Baustil: Von außen sind viele Skulpturen zu finden und innen drin sieht sie aus wie eine barocke Kirche in Bayern. Wäre keine Ikonostase dort, dann würde sie glatt als katholische Kirche durchgehen, zumal dort auch katholische Kreuze zu finden sind. Die Kirche wurde von einem italienischen Baumeister erbaut - für Peter den Großen. Dort findet sich auch eine große und prächtige Empore für den Zaren. Ich habe dort die Genehmigung für ein Foto bekommen, für den Rest musste ich Fotos kaufen - für einen gepfefferten Preis. Anschließend waren wir in Podolsk noch in einem Park, der zu einer Residenz gehört und eine angenehme Ruhe ausstrahlt - es ist ein schöner Erholungsort von der Stadt. Anschließend haben wir noch in der Unterkunft meiner beiden Gäste gegessen und haben uns ein wenig unterhalten und uns mit der kleinen Katze Fidel beschäftigt. Gegen 22:30 Uhr war ich dann wieder im Wohnheim zurück.
Donnerstag, 07.05.2009
Den Wecker hatte ich auf acht Uhr gestellt, doch ich bin schon ein paar Minuten vorher wach geworden, obwohl ich am Vorabend so müde war, dass ich mir nicht vorstellen konnte, so zeitig aufzustehen. Es hat aber dennoch geklappt und ich habe die Zeit genutzt, um eine große Maschine mit Wäsche zu waschen, das Tagebuch weiter zu schreiben und ein wenig vor mich hin zu trödeln. Zudem habe ich meine Sachen gepackt - eine ganze Menge sogar: Ich habe Gepäck für Nathalie und Mark für Münster mitgegeben, dann sieben Liter Wasser für meine Eltern eingepackt, ein paar Sachen zum Übernachten bei Masha und letztendlich auch noch meinen Laptop, mit dem ich ins Internet wollte, um E-Mails abzufragen. Gegen zwölf Uhr war ich dann bei Masha und bin dort auch bis etwa 15 Uhr geblieben, bis ich dann meine beiden Gäste in der Nähe getroffen habe, die sich den Morgen in der Tretjakovskaja-Galerie (wird Tretikovskaja ausgesprochen) vertrieben haben. Dann sind wir zur "Kuss-Brücke" gefahren, wo einige Metall-Bäume stehen, an denen Schlösser festgemacht sind - ähnlich wie Blätter. Auf ihnen stehen Namen - die von frisch verheirateten Ehepaaren. Danach sind wir beim nahegelegenen Denkmal für Kinder, die unter den Erwachsenen leiden, gewesen und wollten von dort zur Schokoladenfabrik "Rotfront" gehen, die nicht weit entfernt ist. Auf dem Weg dorthin haben wir noch Blinis gegessen, wollten in einer Konditorei Bonbons kaufen, waren noch in einem Supermarkt um nach Cola und Birnen zu schauen und haben uns letztendlich noch das "orthodoxe Kuhlmann" (Geschäft in Münster für alles, was der Katholik so braucht) und die Studentenkirche angeschaut, bis wir dann letztendlich beim Ziel ankamen. Dort wollten wir eine Menge Schokolade aus dem Katalog kaufen, die meiste war jedoch nicht da.
Nach der Schokoladenfabrik sind wir noch nach VDNH in den Vergnügungspark gefahren, wo wir uns den Springbrunnen der Völkerfreundschaft und ein paar Gebäude auf dem Ausstellungsgelände angeschaut haben. In dem Park stehen auch einige Karussels und andere Vergnügungsattraktionen - wie z. B. ein altes, bekanntes Fahrgeschäft, das Nathalie vom Bremer Freimarkt kennt und ich vom Leeraner Gallimarkt: Die Wilde Maus - eine Achterbahn, die ein paar Jahre in Deutschland auf den Jahrmärkten unterwegs war. Gegen neun Uhr war ich dann wieder zurück bei Masha, habe mich dort noch etwas nützlich gemacht. Gegen Mitternacht habe ich dann endlich im Bett gelegen.
Freitag, 08.05.2009 - Fest des Hl. Apostel und Evangelisten Markus
Um kurz nach Mitternacht war es Masha, die mir als erste zum Geburtstag gratuliert hat - bevor ich dann völlig übermüdet eingeschlafen bin. Am nächsten Morgen wurde ich dann um Viertel vor neun von Masha geweckt und etwa eineinhalb Stunden später kamen dann auch schon Nathalie und Mark. Mit beiden bin ich dann nach einer gemütlichen Tasse Tee und viel Unterhaltung einkaufen gegangen und dann haben wir das Abendessen angefangen vorzubereiten, wo alle sehr bei geholfen haben. Jedoch mussten wir noch auf den Markt, denn in dem Supermarkt, wo ich immer einkaufen gehe, gab es viele Sachen nicht: Bananen, roten Paprika und Kiwis.
Vor der Fahrt zum Flughafen Domodedovo bin ich noch schnell unter die Dusche gesprungen und dann ging es so im Eiltempo zum Bahnhof, dass ich schon wieder geschwitzt war. Kaum war ich mit Masha am Flughafen aus dem Flugzeug ausgestiegen, da klingelte auch schon das Telefon: Matthias war dran und sagte, dass sie schon in der Ankunftshalle stehen würden - da war die Überraschung bei uns beiden sehr groß, da das Flugzeug doch eigentlich in diesen Minuten landen sollte. Und als ich Papa und Matthias am Flughafen sah, war die Gewissheit wirklich da: Mama ist wegen ihrer Krankheit nicht mitgekommen - sie hatte es mir am Morgen zwar schon gesagt, als sie mir zum Geburtstag gratuliert hat. Das hat am Morgen schon für einige Tränen bei mir gesorgt - hatte ich mich doch schon so auf meine ganze Familie gefreut. Dann sind wir von einem Verwandten von Mashas Familie abgeholt worden und zu ihren Eltern gefahren. Als die letzten Vorbereitungen getroffen waren, wurde erst zu Tisch gebetet und in einem fließenden Übergang mir zum Geburtstag mit dem Segenslied "Auf viele Jahre!" gratuliert - anschließend noch Mark, der heute Namenstag hat. Und dann kamen zwei große Überraschungen zum Geburtstag: Von Mashas Eltern habe ich eine große Ikone bekommen - genau die Ikone, die ich in Jam so bewundert hatte. Und von Masha ein Bild, dass mir auf einer Ausstellung sehr gut gefallen hat, auf der ich mit ihr in der Fastenzeit gewesen bin. Ich habe mich so darüber gefreut, dass ich die Freude gar nicht angemessen zum Ausdruck bringen konnte. Und anschließend haben wir gegessen und gegessen und gegessen... Die meisten waren schon zum Platzen satt, bevor der Nachtisch - mein Obstsalat - kam. Und dann gab es noch einen Kuchen mit 28 Kerzen drauf, die ich in einem Luftzug ausgepustet habe. Nach der kurzen Feier hat uns Mashas Vater noch zum Hotel gebracht, in dem Papa und mein Bruder in den nächsten Tagen übernachten werden. Anschließend bin ich dann selbst ins Wohnheim gefahren, wo ich noch ein wenig die gewaschene Wäsche weggeräumt und das Tagebuch geschrieben habe.
So geht ein Tag zu Ende, der mit einer riesengroßen Enttäuschung anfing und sehr fröhlich und glücklich endete - doch immer mit dem Hintergedanken, dass der größte Wunsch leider nicht in Erfüllung gegangen ist.
Samstag, 09.05.2009 - Tag des Sieges über den Faschismus
Heute habe ich zuerst meinen Bruder und meinen Vater im Hotel abgeholt und dann haben wir uns mit Nathalie und Mark in der Station Textilschiki8 getroffen und sind dann zu Mashas Eltern gefahren, wo wir angefangen haben, die Reste vom gestrigen Abendessen zu verzehren. Dabei haben wir die Siegesparade auf dem Roten Platz verfolgt und zum Schluss vom Balkon aus die Hubschrauber und Flugzeuge gesehen, die im Tiefflug an der Wohnung vorbeigeflogen sind. Alles in allem war das schon sehr imposant. Ich hatte bis vor einigen Monaten ja noch gehofft, diese Parade an irgendeinem anderen Platz verfolgen zu können, doch da gab es fast keine Möglichkeit. Anschließend sind Masha und ich mit meinen Gästen zur Christus-Erlöser-Kathedrale gefahren, um das dortige Glockenspiel mitzubekommen. Ob wir es gehört haben, weiß ich nicht - jedenfalls war fast die ganze Zeit Gebimmel zu hören. Wir haben uns erst alle für ein Eis entschieden und sind dann in die Christus-Erlöser-Kathedrale gegangen, deren Inneres ich Matthias und Papa erläutert habe. Sie waren begeistert von der Kirche - wie eigentlich jeder, der sie zu sehen bekommt. Anschließend hat uns der Vater von Masha auf eine Bulli-Fahrt über den Gartenring eingeladen. Der sollte eigentlich gesperrt werden wegen eines Radrennens, aber wir haben kurz vor der Veranstaltung noch eine Runde drehen können und sind dann zum Siegespark gefahren, wo zum heutigen Festtag ein großes Volksfest gefeiert wurde. Es waren sehr viele Leute dort - vielleicht auch dadurch, dass man an dieser Metro-Station nur aussteigen, aber nicht einsteigen konnte. So konnten die Leute, die ankamen, nicht so schnell "flüchten". Wir haben uns dort ins Getümmel gestürzt und sind dann letztendlich an einem Kriegsmuseum gelandet, wo wir uns Kriegsmaterial aus dem zweiten Weltkrieg angeschaut haben - wegen des Feiertages umsonst. Das Museum war wesentlich besser, als ich vermutet hatte: Dort sind Stellungen und Schützengräben nachgebaut, dort stehen Panzer, Kanonen, eine eingestürzte Eisenbahnbrücke, eine Lokomotive, Flugzeuge, Hubschrauber, Autos, Panzersperren und noch vieles mehr, mit dem man einen Krieg noch schrecklicher als ohnehin machen kann. Es war dort recht wuselig wegen der vielen Leute, aber letztendlich war der Gang durch das Museum doch sehr interessant - vor allem mein Vater hat es wohl sehr gefallen. Nach einem Eis sind wir dann mit der Elektritschka zum Kiewsker Bahnhof gefahren und haben ihn uns kurz von innen angeschaut. Anschließend ging es wieder zu Masha, wo wir zu Abend gegessen haben - sofern Nathalie und ich dazu gekommen sind: Wir haben noch Digitalfotos ausgetauscht und dabei hat mein Computer kleine Probleme gemacht. Letztendlich hat es aber doch noch gut geklappt: Die Speicherkarten sind jetzt voll und den Rest der Bilder habe ich per Mail an die beiden geschickt. Dann habe ich die beiden zum Flughafen-Express gebracht, mich von beiden verabschiedet und dann ist der erste Besuch schon wieder gen Heimat gestartet. Ich hoffe, dass deren Koffer, die wir mit meinem Gepäck bis an die Zwanzig-Kilo-Grenze beladen (und hoffentlich nicht überladen) haben. So bin ich heute sicherlich noch einmal etwa acht Kilogramm losgeworden - vielleicht noch mehr. Der Bücherschrank sieht jedenfalls wesentlich leerer aus und auch meine Ikonenecke ist stark geschrumpft.
Anschließend bin ich mit Masha und meiner Familie im Park Kolomenskoe gewesen, wo wir kurz die Aussicht auf Moskau genossen haben und dann schon wieder Richtung Hotel aufgebrochen sind. Ich habe die beiden dort um viertel vor zehn abgeliefert und bin dann sogar einen Zug früher als geplant im Wohnheim angekommen, habe mich noch auf den nächsten Tag vorbereitet, etwas aufgeräumt und bin dann kurz vor Mitternacht schlafen gegangen.
Alles in allem war heute ein sehr lustiger und fröhlicher Tag mit meinen Gästen und bei Mashas Familie. Wir haben sehr viel gelacht und hatten gemeinsam in jeder Ecke von Moskau unseren Spaß!
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