1.) Die Vorbereitungsphase1
Wo geht's genau hin...?
Eine Stipendienzusage habe ich mittlerweile natürlich erhalten, so dass es sehr wahrscheinlich ist, dass ich ab etwa Anfang September 2008 bis spätestens Ende Juli 2007 in Moskau sein werde. Die Tichon-Fakultät ist in der Innenstadt von Moskau gelegen - etwa einen Kilometer vom Kreml entfernt. Dieser ist über dem Fluss Moskau und dem auf der Karte vermerkten Ortsnamen "Moskva) zu finden.
Anfang Juli
Aktuell ist die Sachlage, dass ich auf die visafähige Einladung aus Russland warte, um das Visa zu erhalten. Ich kann bislang nur soviel sagen, dass der Reisetermin wohl um den 1. September 2008 liegt. Das ist die Antwort auf die derzeit am meisten gestellte Frage...
Mittwoch, 09. Juli 2008
Heute kam für mich ganz unverhofft das, was kommen musste, aber noch so weit von meinen Vorstellungen lag: Der erste Abschied. Der Abschlussgottesdienst endete mit den Worten, dass einige das SefüLa für immer verlassen und zwei "in Urlaub" gehen. Einer der zwei bin dann wohl ich - das wurde mir dort bewusst. Nach dem traditionellen Abendessen im SefüLa wurden an die für immer gehenden Mitglieder des MAK Geschenke verteilt - dann gab es auch eines für mich: Ein kleines Lunchpaket mit Süßigkeiten als Wegstärkung. Und ganz zum Schluss - nach dem Betrachten einiger Bilder von vergangenen Aktionen dann Umarmungen und "tschüß bis im nächsten Jahr" und "melde Dich mal!". Und dann war das der letzte MAK-Abend und Gottesdienst in diesem Jahr für mich - der Abschied war genommen. Und das alles schneller als ich gedacht hatte...
In dem Überlebenspaket fand ich dann ein kleines Kärtchen mit einem Segensgebet, dass so gut und passend ist, dass es hier gleich weit oben am Anfang stehen soll:
Gott, der Herr, schenke dir Kraft auf deinem Weg.
Kraft aus der Höhe und der Tiefe,
damit du deine Berufung spürst und deinen Schritten traust.
Der Herr schenke dir Mut auf deinem Weg.
Mut zum Hören und Stillwerden,
damit du dir treu bist, wenn du sprichst und wenn du handelst.
Der Herr schenke Dir Freundschaft auf deinem Weg.
Gott schenke sie dir im Gebet und in der Nähe zu den Menschen.
Gott halte dich in seiner schützenden Hand.
Damit ist eigentlich alles gesagt. Und mal ehrlich: Dextro-Energen & Co. geben zwar kurzfristig Kraft - aber liegt die ganze andere, große und unbeschreibliche Kraft nicht doch bei wem anderes...?
Freitag, 11. Juli 2008
Gegen Mittag kam heute eine E-Mail von der Auslandsabteilung der Tichon-Fakultät: Die Einladung ist nun fertig! Jetzt muss sie ganz schnell hierher, damit ich in vernünftiger Art und Weise weiterplanen kann! Wahrscheinlich wird dies auf dem Postwege passieren - was aber nicht unter 50$ kostet...
Etwas später rief dann einer meiner lieben Freunde - Philip Born - an um mir zu erzählen, dass er für eine Woche nach Moskau fliegt. Ich habe ihn dann gebeten, mir die Einladung von dort mitzubringen, ihm die Wegbeschreibung gemailt und versucht zu erklären, wo er ungefähr hin muss. Hier ist google-maps eine feine Sache, da die Gebäude recht klar zu erkennen sind. Und gleichzeitig habe ich eine Info an die Fakultät nach Moskau geschickt. Und damit ging ein kleiner Krimi los...
14.-17. Juli 2008
Keine weiteren Informationen aus Moskau - trotz Mails und vielen anderen Versuchen. Langsam werde ich nervös. Soll nun doch alles nicht klappen? Am Abend dann eine SMS, dass ohne Nachricht aus Moskau trotzdem der Versuch gestartet werden soll, die Einladung für das Visum abzuholen. Also: Noch ein E-Mail-Versuch, um die Fakultät dort zu informieren. Ich habe jedoch geringe Hoffnungen, weil dort ja Ferien sind. Am Mittwoch war von der KSHG in Münster die Semesterabschlussmesse im Dom: Für mich war dies wieder einmal eine Zeit, noch einmal die Sinne einzuschalten. Ich habe mir alles bewusst eingeprägt - da muss ich ja nun leider mehr als ein Jahr drauf verzichten. Aber ich bin mal gespannt, was mich anderswo erwartet. Am Tag darauf war dann auch die Vorlesungszeit für mich offiziell zu Ende: Die letzte Seminarsitzung vor meiner Reise.
Es kommen in letzter Zeit so viele kleine Abschiede für ein Jahr, die einem das Auslandsstudium bewusst machen. Hier eine Umarmung, dort noch einmal Händeschütteln und ein genauer Blick in das Gesicht meines Gegenüber.
Freitag, 18. Juli 2008
Als ich heute direkt von der Arbeit wiedergekommen bin um kurz nach Mittag, wurde gleich der Computer angemacht und ich habe meine E-Mails abgefragt. Es war tatsächlich eine Antwort aus Russland da - mit der Bitte, eine Kontaktnummer von Philip zu mailen. Und dann hat in Moskau alles seinen Gang genommen. Um 16 Uhr war dann eine Antwort in der Mailbox mit der Information, dass wohl alles abgesprochen sei und ich habe nach wie vor keine Ahnung, was genau die dort abgesprochen haben. Ich traue dem Braten immer noch nicht ganz. Gegen 21:45 Uhr kam dann die SMS, dass die Einladung tatsächlich in den Händen Philips ist! Jetzt gehe ich davon aus, dass ich damit am Mittwoch ins Reisebüro gehen und die Reise buchen kann. Zeit für Reisefieber!
An dieser Stelle sei Philip noch einmal ein ganz, ganz großes Dankeschön gesagt. Das war mir eine unbeschreiblich große Hilfe, die ich fast nicht wieder gut machen kann!
Samstag, 19. Juli 2008
Auch der Umzug von Münster nach Ostfriesland ist jetzt geregelt - ab dem 16.8. bin ich dann wohl fern der Wohnung, weile noch eine Zeit in Ostfriesland, bevor es dann von dort in das wohl größte Abenteuer meines Lebens geht. Mein Bruder hat einen 7,5-Tonner leihen können, den er dann auch selbst fährt!
Dienstag, 22. Juli 2008
Heute habe ich Philip angerufen und ich habe ihn erst einmal gründlich über Moskau ausgequetscht! Aber was dort in Sachen Einladung alles in Bewegung gesetzt worden ist, ist schon unbeschreiblich! Zunächst ist er am freitagmorgens zur Fakultät gegangen und hat sich dort durchgewurschtelt, bis er bei einer Anna ankam. Die erklärte, dass er leider an völlig falscher Stelle war, denn zwischen Tichon-Fakultät und International Relation Department gibt es offenbar doch Unterschiede - vor allem der, dass sie an verschiedenen Stellen in Moskau zu finden sind. Doch die besagte Anna hat alles organisiert, so dass Philip die Einladung abends - bis 18 Uhr - abholen konnte. Der Versuch, auf dem Rückweg den Weg abzukürzen, scheiterte, so dass er nach 18 Uhr dort war. Doch nach einigem Durchfragen wusste die Putzfrau, wo die Einladung liegt: Im Schreibtisch der Anna! Und so ist die Einladung doch noch nach Deutschland gekommen und Philip hat sie nach schwerer Bergfahrt gleich heute morgen zur Post gebracht! Nun hoffe ich, dass der Brief morgen ankommt und ich gleich nachmittags nach der Arbeit in Reisebüro gehen und die Reise buchen kann. Ich liebäugele doch tatsächlich damit, mit dem Zug zu fahren - mal schauen, was das wohl kostet!
Hier an dieser Stelle sei noch einmal allen Beteiligten dieser Aktion ein großes DANKE gesagt. Und ich muss doch noch einmal meine Verwunderung kund tun, was es für wundersame Fügungen gibt. Dass die Einladung auf diese Art und Weise hierher kommt, hat sich wohl keiner träumen lassen.
Mittwoch, 23. Juli 2008
14:13 Uhr: Es klingelt an der Haustüre - durch die geriffelte Türe erkenne ich einen gelben Transporter mit rotem Logo. Ich öffne. Ich halte die Einladung in meinen Händen!!!
17:50 Uhr: Ich verlasse das Reisebüro in Münster in der Nähe das Bahnhofs. Die Reise ist gebucht: Es geht am 26.08. um 14:30 von Düsseldorf gen Moskau. Jetzt ist der Termin konkret geworden. Die Gedanken am heutigen Abend: Was habe ich mir bloß jetzt wieder aufgehalst...
Sonntag, 27. Juli 2008
Das letzte Mal für die Stadtwerke arbeiten - auf der Linie N85 in Münster. Etwas Wehmut war dann doch dabei...
Dienstag, 29. Juli 2008
...und heute habe ich die Ergebnisse bei den Stadtwerken abgegeben. Aber natürlich nicht, ohne etwas Werbung zu machen, dass ich natürlich nach meiner Rückkehr gerne weitermachen würde. Und grade eben - kurz vorm ins Bett gehen - habe ich die Abmeldungs-E-Mail geschrieben verschickt. Bin ja bald nicht mehr in Münster zu erreichen:
"Hallo, alle zusammen!
WICHTIGER HINWEIS!
Ab voraussichtlich dem 1.9.2008 bis Ende Juni/Juli 2009 werde ich in
Moskau an der Hl.-Tichon-Fakultät studieren. Dementsprechend bin ich
insbesondere in der ersten Zeit nur schwer zu erreichen. Meine Wohnung
wird in Münster am 16.8. aufgelöst, so dass ich bis zum 26. August
telefonisch bei meinen Eltern zu erreichen bin. Die
Post wird in der Zeit des Studiums von meinen Eltern verwaltet - daher
bitte ab etwa Anfang August folgende Adresse verwenden:
[...]
Die münstersche Festnetznummer wird aufgegeben, die Handynummer ab dem
1.9.2008 bis zu meiner Rückkehr vorübergehend stillgelegt - nach meiner
Rückkehr bin ich unter dieser jedoch wieder zu erreichen.
[...]
Während meiner Zeit in Moskau habe ich mir vorgenommen, eine Art
(un-)regelmäßiges Tagebuch zu führen und es ins Netz zu stellen. Es ist
auf meiner Homepage unter www.andreas-brink.de/russland.htmzufinden.
Rückfragen? Dann einfach mailen!
Mit lieben Grüßen (noch) aus Münster
Andreas Brink
PS.: Bei dem einen oder anderen werde ich mich noch melden. In letzter
Zeit herrschte bei mir etwas mehr Stress: Diplomprüfungen, zwei
Arbeitsstellen, Russisch lernen, Reisevorbereitungen... Ich bitte um
noch etwas Geduld!"
Freitag, 08. August 2008
Heute war der letzte Tag bei meinem geliebten Ferienjob bei der Müllabfuhr in Münster. Es war ein herzlicher Abschied dort mit vielen guten Wünschen für meine Zeit in Russland. Es wurde sogar Bedauern geäußert, dass ich im nächsten Jahr wohl dort nicht arbeiten kann. Aber für 2010 würden mir ebenfalls wieder Tür und Tor offen stehen. Das Resümee von diesem Mal ist eigentlich ganz in Ordnung: Viel Spaß gehabt, etwas Geld verdient, etwas für die Gesundheit getan, das Fett der letzten zwei Semester ist abgebaut (so etwa 6-7kg) und dementsprechend sind die Hosen jetzt wieder zu weit, die Kondition ist gut, wieder viel aus einer anderen Welt kennen gelernt und sogar einen Radiobericht im Studio von Antenne Münster aufgenommen [Radiobericht]. Und so ist wieder eine Etappe vor Russland genommen und die Zeit vergeht wie im Fluge.
Bis jetzt ist leider immer noch unklar, wo ich in Moskau wohnen werde. Das ist zwar etwas besorgniserregend, aber ich denke, dass es wohl noch irgendwie wird.
Mittwoch, 13. August 2008
An diesem Tag stand der Abschied in Münster an - es wurde noch einmal ein wenig gefeiert mit meinen lieben Freunden aus dem Studium. Dank der Hilfe Marks brauchte ich auch nicht soviel Getränkekisten tragen. So wurde es ein schöner Abend mit einer übersichtlichen Gruppe und ein guter Abschied. Und dem ein oder anderen konnte ich noch ein paar Sachen aufs Auge drücken, die ich gerne los werden wollte - vor allem Lebensmittel.
Donnerstag, 14. August 2008
Heute musste ich noch nach Osnabrück zu einem wichtigen Vorstellungsgespräch. Ich bin schon recht zeitig aufgestanden, um die ersten Sachen in Kartons zu verstauen, die ich so nach und nach von Aldi mitgenommen habe. Gegen Mittag musste ich dann los und war gegen Abend wieder da, wo die Packerei dann weiterging. Zudem habe ich den Kühlschrank abgetaut, wo wieder jede Menge Eis herauskam. Dadurch, dass ich das Eisfach auseinandergeschraubt habe, ging die Aktion aber recht schnell voran. Danach wurde mir bewusst, was sich innerhalb von drei Jahren Studium alles so in einer kleinen Studentenbude ansammeln kann. Das ganze Ausmaß sollte sich dann aber erst am nächsten Tag zeigen.
Freitag, 15. August 2008
Dieser Tag stand im Zeichen des Abschieds bei Oma in Emsbüren. So bin ich wieder zeitig aus dem Bett gefallen, um mich dann pünktlich auf den Weg zu machen. Vorher habe ich es tatsächlich noch geschafft, bei Karstadt vorbeizuschauen, wo es noch einen Gutschein einzulösen galt und noch ein wenig meine Karton weiter zu packen. Nach meiner Emsbürenfahrt ging es dann wieder in Münster ans Packen. Zum Glück hat Nathalie keine Mühen gescheut, noch nach Kinderhaus zu kommen und mir dabei zu helfen. Das war mir eine wirklich große Hilfe, weil die Nacht doch sonst wesentlich kürzer geworden wäre. Und ich konnte ihr noch ein paar Kleinigkeiten aufs Auge drücken... Dadurch, dass wir uns bei Aldi getroffen haben, konnte ich noch einmal einen großen Schwung Kartons aus dem Markt mitnehmen, die dann auch noch allesamt benutzt wurden. Nach einer Menge Chaos war dann fast alles in verpackt, so dass ich mich beruhigt schlafen legen konnte.
Samstag, 16. August 2008
An diesem Tag musste ich noch einige Reste verdrücken, den restlichen Abwasch machen und die restlichen Kleinigkeiten verstauen. Nachdem das meiste unten im Flur des Hauses stand, wurde dann die Wohnung gereinigt. Kurz bevor ich damit fertig war, kamen auch schon Gero und Matthias mit dem Kleinlaster, der dann recht bald mit meinen Sachen bepackt wurde. (Hier an dieser Stelle sei ein großes Dankeschön an Matthias und die Fahrschule Sann aus Emden gerichtet, die den Lastwagen gestellt hat.)
Montag, 18. August 2008
Nachdem ich am Sonntag noch einmal eine Mail nach Moskau geschrieben habe, kam heute die Antwort: Mir wurde ein Zimmer reserviert, dass sich etwa 10km südlich vom Stadtzentrum befindet - direkt bei einem Güterbahnhof. Und hier der Link zu google-maps: LINK; dann bitte dies kopieren und eingeben: "Москва, Иловайская улица": Doch es gibt einen Nachteil zu vermelden: Mit der Gewissheit, dass ich eine Unterkunft habe, ist leider auch die ganze Spannung weg...
Donnerstag, 21. August 2008
Der Koffer ist schon fast fertig gepackt und schon ist die nächste Hiobsbotschaft im Anmarsch: Jetzt zeigt der noch recht neue Koffer die ersten Mangelerscheinungen. Ich werde wohl jetzt doch noch nach Leer fahren müssen, um ihn umzutauschen... Das Kofferpacken an sich war aber schon wieder ein Erlebnis: Jede Unterhose wurde einzeln abgewogen, so dass ich möglichst grammgenau auf meine 35kg komme. Mit dem Gewicht komme ich aber offenbar recht gut klar!
Freitag, 22. August 2008
Welch ein Segen sind doch Freunde! Es gibt sie: von Saarbrücken bis Dresden und von Elmshorn bis ins tiefste Bayern12. Dazwischen und links und rechts davon sind noch viele andere zu finden. Mit Freunden kann man zusammen lachen, weinen, grübeln und einfach nur Dinge bequatschen. Und das, obwohl doch jeder von ihnen anders ist: Schule, Eisenbahn, Bundeswehr, Kirche, Aktionen, Arbeit, Ausbildung, Studium oder einfach nur Freund oder Freundin des anderen - und alles ist durch ein wundersames Band verbunden. Wer keine Freunde hat, ist - glaube ich - arm. Wem lange keine vergönnt waren und nun welche hat, der lebt im allergrößten Reichtum. Freunde kann man sich nicht kaufen, denn Freunde sind doch noch mehr als tausendmal mehr wert als alles Geld der Welt - zusammenaddiert natürlich. Für ein Geschenk oder einen Gefallen zum Beispiel kann man Danke sagen - auch wenn das Geschenk gar nicht so toll ist, dann siegt der Anstand. Was kann man zu einem Freund sagen? Danke? Da ist mehr als Dankbarkeit, da ist Geborgenheit, Herzenswärme und Glückseligkeit. Da kann ich nur von ganzem Herzen zu jedem einzelnen sagen: Es ist wunderschön, dass es Dich gibt. Aus diesem Grunde auch die Abschiedsfeiern - die eine in Münster, die andere heute im gelobten Land, in Ostfriesland. Auch wenn ich nicht jeden einladen konnte - man möge es mir verzeihen - so haben doch alle einen Platz bei mir gefunden. Und seid Euch sicher, ich habe Euch bestimmt nicht vergessen und werde es auch nicht. Aber ich glaube, ich werde Euch alle ganz schön vermissen... Und so bleibt mir eigentlich nur ein Herzenswunsch für jeden von Euch:
Möge die Straße uns zusammenführen
und der Wind in Deinem Rücken sein;
sanft falle Regen auf Deine Felder,
und warm auf Dein Gesicht der Sonnenschein.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich fest in seiner Hand;
und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich fest in seiner Hand.
Führe die Straße, die Du gehst,
immer nur zu Deinem Ziel bergab;
hab', wenn es kühl wird, warme Gedanken
und den vollen Mond in dunkler Nacht.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich fest in seiner Hand;
und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich fest in seiner Hand.
Bis wir uns 'mal wiedersehen,
hoffe ich, dass Gott Dich nicht verlässt;
er halte Dich in seinen Händen,
doch drücke seine Hand Dich nie zu fest.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich fest in seiner Hand;
und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich fest in seiner Hand.
(kath. Soldatengesangbuch Nr. 211)
Samstag, 23. August 2008
Heute wurde der Koffer weiter gepackt. So langsam werde ich doch nervös. Vor allem, wenn man müde ist, kommt man stark in grübeln, ob das alles zu schaffen ist. Darum gehe ich heute lieber früh schlafen und freue mich dann morgen wieder auf Russland. Außerdem möchte ich morgen noch einmal meine Heimat-Kirchengemeinde genießen!
Sonntag, 24. August 2008
Heute habe ich mich in meiner Kirchengemeinde verabschiedet. Gerade sie bedeutet für mich auch ein Stück Heimat und Geborgenheit, ja sie ist sogar ein Teil, dass ich mit zu Hause verbinde. Am Schluss wurde (nicht angemeldet) dieses Lied gesungen:
1. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns auf unsern Wegen. / Sei Quelle und Brot in Wüstennot, / sei um uns mit deinem Segen, / sei Quelle und Brot in Wüstennot, / sei um uns mit deinem Segen.
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns in allem Leiden. / Voll Wärme und Licht im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten, / voll Wärme und Licht im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten.
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns vor allem Bösen. / Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, / sei in uns, uns zu erlösen, / sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, / sei in uns, uns zu erlösen.
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns durch deinen Segen. / Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, / sei um uns auf unsern Wegen, / dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, / sei um uns auf unsern Wegen.
Es wäre ja auch nicht so, dass ich dieses Lied nicht gut finden würde - im Gegenteil!
Die Zeit der Verabschiedungen ist ganz klar gekommen und es sind auch schon die ersten Tränchen geflossen. Zwei Abschiedsmails, die ich einfach total toll und aufbauend finde:
mion andreas,
zunächst einmal wollen andrea und ich uns für den schönen abend gestern bei dir bedanken.
war wirklich sehr gemütlich.
wir wünschen dir für deine zeit in russland alles gute und hoffen, dass du
dort gut zurecht kommen wirst...aber da machen wir uns eigentlich keine sorgen.
wir haben wirklich großen respekt vor dem was du da machst, denn wir glauben die wenigsten
wären bereit einen solchen schritt zu tätigen, ganz alleine in einem fremden land.
Also lass dich nicht beirren, schreib ab und zu und vor allem: komm gesund zurück!
liebe grüße
andrea und jörg
oder diese hier:
Hallo Andreas,
ich wollte dir nochmal schreiben, bevor du "auswanderst" :-)
Wie hat dir denn deine Abschiedsparty gefallen? Ich war gestern super müde ;-)
Aber das liegt auch am Arbeiten. [...]
Hoffe, du bist nicht allzu traurig Ostfriesland für eine Weile zu verlassen und dass deine
Vorfreude größer ist. ich hoffe jedenfalls, dass du gesund wieder kommst und dass wir
uns möglichst bald wiedersehen :-) Vielleicht ja schon im Mai?! ;-))
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viel Spaß in Russland und dass du viele
interessante Menschen triffst (natürlich nicht so interessant wie wir ;-))) )
Mach´s gut und melde dich mal, wenn du da bist und zwischendurch und so :-)
Liebe Grüße
Inga
diese Kleinigkeiten sind es, die für mich einfach total wichtig sind und die ich so ungemein aufbauend finde.
Montag, 25. August 2008
Es ist der Tag vor der Abreise und der Abschiede. So war ich heute z. B. im Supermarkt in Oldersum, wo ich mich verabschiedet habe und ich habe noch das ein oder andere Telefonat geführt. Bei Nachbarn war ich auch noch kurz, die mir ebenfalls alles Gute gewünscht haben. Überraschenderweise mit einer "kleinen Wegzehrung, denn der Mensch lebt nicht allein vom Brot". Das war mir soviel wert, dass ich noch einmal rübergegangen bin...
Nun ist die Zeit gekommen, die Koffer gepackt, alles zu erledigende ist erledigt, der Computer wird gleich ausgeschaltet und erst in Russland wieder angemacht. Die Gefühlslage ist so, dass mein Magen Kopf steht und nicht mehr so recht weiß, ob er Hunger hat oder nicht. Kurz: Ich bin ganz schön nervös.
Die nächste Meldung kommt dann also aus dem größten Land der Erde.
2.) Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen3
Dienstag, 26. August 2008
Als ich am Morgen den Frühstückstisch sah, da wusste ich, dass noch etwas Besonderes bevorstand: Es standen Eierbecher und die Brötchenschale auf dem Tisch. Mein Bruder hatte noch Brötchen geholt und so gab es noch ein gemeinsames Frühstück im Kreise der Familie, bevor dann der endgültige Abschied bevorstand (ich dachte ja, dass der Abschied von Matthias schon am Vorabend passiert wäre). Und so flossen dann doch noch ein paar Tränen, bevor ich dann Oldersum für zehn Monate verlassen habe. Im Zug gab es hin und wieder auch ein paar Tränen, vor allem als meine Mutter mir noch ein kleines Kreuz mit auf den Weg gab, dass mich beschützen sollte. Es ist ihr Kommunionkreuz, dass schon lange in Familienbesitz ist. Auf der Fahrt nach Münster simste mir dann noch eine liebe Freundin, die ich dann noch kurz angerufen habe und mich so von ihr verabschieden konnte. Der Flughafen Düsseldorf rückte immer näher und damit der Abschied von meinen Eltern. Das Gepäck wurde aufgegeben - mein Übergewicht machte das Flughafenpersonal stutzig, weil ich doch schon im Voraus gezahlt hatte und dies eigentlich unüblich ist. Anschließend bin ich mit meinen Eltern noch essen gegangen, was wohl der größte Flop war, den ich in den letzten Jahren erlebt habe: das Essen auf dem Teller sah aus, als wäre er in der Spülmaschine nicht sauber geworden: Schinkenscheiben mit "Altöl" (so ähnlich stand es in der Karte) und etwas Feldsalat obendrauf. Ein riesengroßer Teller - nur fast ohne Essen. Und dafür sollte man dann 15,90€ bezahlen. Den Kellner habe ich nachher nicht angelogen!
Nach einem tränenreichen Abschied und viel Gewinke aus der Handgepäckschleuse heraus und einem letzten Umdrehen zu meinen Eltern war ich dann verschwunden und saß ziemlich bald in dem A320 von Blue Wings - der überraschend leer war und gen Moskau abhob. Als ich das letzte Mal deutschen Boden gesehen habe, da bin ich noch einmal kurz richtig traurig geworden, habe mir dann aber die wichtigsten Vokabeln für den Tag herausgesucht und mich abgelenkt. Und so ist der Flieger dann pünktlich nach etwa 2,5 Stunden Flug in Moskau gelandet. Nach dem Ausstieg bin ich ohne weiteres durch den Zoll und alle anderen Formalitäten gekommen. Dann ging das Abenteuer aber erst richtig los: Laut der Fakultät sollte ich am Flughafen abgeholt werden, doch leider kam auch nach einer dreiviertel Stunde Warterei keiner. Auch auf die Durchsagen reagierte keiner. Bis ich mit einem Mann ins Gespräch kam, der seine Freundin abholen wollte und auf sie wartete. Er konnte gut englisch sprechen und er hat mir geholfen, in der Fakultät anzurufen - zum Glück hatte ich mir den Flyer noch eingesteckt am Morgen. Es ging sogar noch jemand ans Telefon und mit dem hat der Mann - also Juri - gesprochen und es stellte sich heraus, dass die mich völlig vergessen hatten. Inzwischen war auch schon Juris Freundin gekommen. Er hat mich kurzerhand gefragt, ob ich ihm vertrauen würde - er würde mich zu meiner Unterkunft bringen. So gingen noch ein paar Telefonate hin und her und dann war alles geritzt: Wir ab in sein Auto wo die Freundin schon wartete, dann hat er die erst weggebracht in den Westen der Stadt und dann mich in den Süden in das Studentenwohnheim. Während der Fahrt haben wir uns prächtig unterhalten und so habe ich schon ein wenig Moskau bei Nacht kennen gelernt. Auf diesem Wege bin ich ins Studentenwohnheim gekommen. Die Fakultät hat sich in mehreren SMS schon entschuldigt, dass ich nicht abgeholt wurde und hat sich auf der Fahrt zum Wohnheim ständig nach mir erkundigt. Nun also ein erster Eindruck von hier:
Die Stadt Moskau unterscheidet sich offenbar kaum von deutschen oder westeuropäischen Städten: Es ist eine glitzernde Stadt, an jeder Ecke funkeln und blinken bunte Lichter, es gibt Geschäfte, viel Verkehr (auch nachts), wie in Münster Verkehrsringe... Leider sind die Straßen recht kaputt und das Fahren im Auto aufgrund der anderen Verkehrsteilnehmer schon sehr rabiat und wenig rücksichtsvoll.
In meinem (?) Zimmer, in dem ich gelandet bin, befinden sich zwei Betten, die Wände sind gelblich getüncht, ich habe große Fenster, zwei Schränke, einen Schreibtisch, Strom. Es ist alles recht einfach, aber ganz bestimmt nicht schlecht. Soeben war ich noch duschen, habe noch etwas gegessen und jetzt geht es gleich zu 01:00 Uhr Ortszeit ins Bett.
Letztendlich bin ich heute einem Menschen begegnet, der mir sehr geholfen hat und dem ich aus irgendwelchen Gründen innerlich sofort vertraut habe: Juri. Er hat sich mir nicht aufgedrängt oder ich mich ihm, sondern für ihn war dies eine Selbstverständlichkeit, auch wenn sie ihn mehr als zwei Stunden zusätzliche Fahrt gekostet hat. Und ich konnte ihm dafür noch nicht einmal was geben - er hätte es auch trotz allem nicht haben wollen. Vielleicht hat das Kreuz meiner Mutter ja doch seinen ersten Sinn erfüllt...
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