Tagebuch ohne Fotos zum Drucken



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Sonntag, 10.05.2009

Dieser Tag war für mich wieder ein sehr besonderer Tag - und nicht nur für mich! Heute haben Masha und ich uns in der Fakultät segnen lassen und damit offen gezeigt, dass wir zusammen sind. Dem geht eine recht lange und interessante Geschichte voraus. Wir haben uns auf einem der Deutsch-Treffen, die schon lange nicht mehr stattfinden, kennen gelernt und gleich darauf hatte Masha mich zu ihrem Geburtstag eingeladen. Dann ist sie immer öfter zu dem Treffen gekommen und hat mich dann zum Weihnachtsfest eingeladen, das nach wie vor für mich immer noch eine wunderschöne Erinnerung war. Daran schließt sich auch die Kissenschlacht am frühen Morgen an. Es folgten viele weitere Treffen und ganz kurz vor der Fastenzeit haben wir dann immer mehr unternommen. Wir waren im Mäusezirkus, haben gemeinsam nach den Wörterbüchern gesucht, ich war oft bei Masha und Mashas Eltern zu Gast, wir haben viel herumgealbert, uns viel unterhalten und sind uns immer mehr vertraut geworden. Am 06. März sind wir dann gemeinsam im Park Zarizino spazieren gegangen und ich habe Masha fast die ganze Zeit auf dem Rücken durch den Park getragen. Dort haben wir dann einen Fotografen getroffen, der von uns so begeistert war, dass er einige Fotos von uns geschossen hat, die dann irgendwo im Internet gelandet sind. Und dann haben wir eine Zeit lang Arm in Arm auf einer Parkbank gesessen. Auf dem Rückweg habe ich sie bis in die Metro-Station getragen und die etwas beleibtere Dame am Durchlass dort hatte dann den Wunsch, auch so getragen zu werden. Zwei Tage später haben wir gemeinsam einen Film geschaut und auf einmal haben wir Händchen haltend vorm Fernseher gesessen und immer wenn jemand zur Türe hineinkam, haben wir die Hände ganz schnell wieder zu uns genommen. Und wiederum ein paar Tage später haben wir uns unsere Liebe in der Küche beim Kartoffeln- und Zwiebelschälen eingestanden, wiederum etwa eine Woche drauf mit den Eltern und dann mit ihrem Beichtvater gesprochen - um alles vielmehr dahingehend abzusichern, dass alles seinen Sinn hat was wir machen und das wir uns nicht in etwas verrennen, was uns dann letztendlich traurig macht. Alle haben ihr Einverständnis gegeben. Nun musste ich noch das Einverständnis meiner Eltern einholen - ich hatte ihnen schon viel von Masha erzählt. Die ganze Zeit bis Ostern bin ich dann sehr häufig bei Masha gewesen und es hat sich bis hierhin gezeigt, dass vieles einfach gut passt und das zwischen uns sehr viel Vertrauen ist. Nun war folgendes Verhalten angesagt: In der Nähe der Fakultätskirche nicht zu oft zusammen gehen und schon gar nicht wie ein Paar, dann in der Kirche ebenso benehmen und außerhalb dieses Bereiches zwischen dem Paveljetsker Bahnhof und den Metrostationen Novokuznjetskaja und Tretjakovskaja immer aufpassen, dass uns keiner sieht, wenn wir Hand in Hand gingen. Dabei ist es natürlich hin und wieder zu einigen Pannen gekommen - beispielsweise die mit Vater Nicolai nach meiner Ankunft bei Masha von Optina Pustin. Und heute haben wir uns dann von Vater Vladimir segnen lassen und der Gemeinde gezeigt, dass wir ein Paar sind - jetzt kann es keine guten und bösen Gerüchte mehr geben. Bis zuletzt war das Spiel aber noch spannend: Die Blumen für die Glückwünsche wurden versteckt, bis Mashas Oma dann mit ihren Blumen quer durch die Kirche marschiert ist und vorher schon Masha viel zu früh gratuliert hat. Und als es dann nach der Liturgie soweit war, gab es noch eine kleine Panne: Ausnahmsweise rief Vater Vladimir uns schon vor der Predigt nach vorne. Ich stand schon bereit und dann alleine vor ihm - Masha stand noch irgendwo anders und musste erst gerufen werden. In der Zeit, in der ich warten musste, habe ich mich mehrmals umgedreht und irgendwann zu dem wartenden Vater Vladimir gesagt: "Eine andere will ich nicht!" Anschließend haben wir ein paar Glückwünsche entgegen genommen und sind dann zu ihr nach Hause gegangen und haben in aller Fröhlichkeit gemeinsam gefeiert. Ich hatte den Eindruck, dass nicht nur wir beide sehr, sehr glücklich waren (und sind). Dieser Tag war besonders gewählt worden, weil eigentlich meine ganze Familie mit dabei sein sollte. Nun waren es wenigstens mein Vater und mein Bruder und so hat mir heute während der ganzen Göttlichen Liturgie und während der ganzen Feier meine Mutter sehr gefehlt. Es ist einfach sehr schade, dass wir diese Freude nicht mit ihr teilen konnten. Ich hatte den Eindruck, dass das für die beiden ein einmaliges Erlebnis war. Im Laufe des Tages hat sich auch gezeigt, dass wir alle gut zusammen passen: Wir sind nach der Feier gemeinsam zum Roten Platz gegangen und haben uns dort die Basiliuskathedrale angeschaut, sind ins Kaufhaus GUM gegangen, haben die Wachablösung am "Ewigen Licht" gesehen, waren Pizza essen (trotz der Schlemmerei vom Mittag) und anschließend sind wir auf den Aussichtspunkt in den Sperlingsbergen gefahren, wo ich vor ein paar Tagen noch mit Nathalie und Mark zusammen war. Während dieser Zeit hat sich gezeigt, dass wir Vier sehr viel Spaß gemeinsam hatten und dass wir sehr gut miteinander auskommen. Es ist, als wäre Masha eine von uns.

 
Montag, 11.05.2009

Heute Morgen beim Frühstück kam im Wohnheim ein Student in die Küche, grinste mich an und gratulierte mir - wusste aber nicht, was er sagen sollte. Es war die Gratulation zum gestrigen Geschehen. Nachdem ich meine Familie um kurz vor neun im Hotel abgeholt habe, sind wir gemeinsam in das Neujungfrauenkloster gefahren und haben anschließend die Bootsfahrt über die Moskau durch Moskau gemacht. Nach dem Mittagessen in der Stalowaja habe ich Rodion die Registrierungen von Nathalie und Mark in die Hand gedrückt und bin dann mit meinem Vater und Matthias in den Kreml gefahren und wir haben ihn uns angeschaut. Danach ist Masha zu uns gestoßen und wir sind in den Vergnügungspark VDNH gefahren. Dort haben wir Schaschlik gegessen und ich habe einen Betrugsversuch der Kassiererin dort aufgedeckt. Wir hatten nur Fleisch bestellt - uns wurde aber noch Brot und Kräuter mitgeliefert, was uns mit einem hohen Preis angerechnet wurde. Als ich das beanstandet habe, wurde uns ohne Gegrummel das Brot abgezogen aber dennoch ein Spruch "Geizige Deutsche" hinterher geworfen, der mir letztendlich aber egal war. Am Abend haben wir vier noch kurz mit meiner Mutter über das Internet telefoniert und kurz erzählt, was wir so gemacht haben in den letzten Tagen. Nach einem leckeren Abendessen ist der Tag dann zu Ende gegangen: Matthias und Papa sind fast alleine ins Hotel gefahren und ich habe wegen der späten Stunde bei Masha übernachtet.

 

 



Dienstag, 12.05.2009

Der heutige Tag begann mit einem "heiligen" Frühstück: Es gab zunächst Heiliges Wasser und geweihtes Brot, letzteres haben wir von Vater Vladimir am Sonntag erhalten und Masha und ich haben es heute Morgen gemeinsam gegessen. Anschließend habe ich mich mit meinem Vater und meinem Bruder in der Metro-Station Textilschschiki getroffen und wir sind ins Wohnheim gefahren. So konnte ich beiden zeigen, wie ich hier in Russland wohne - auch wenn sich hier schon einiges verändert hat: Es stehen wesentlich weniger Bücher auf dem Schrank, ein großer Teil der Ikonen ist schon zu Hause - und dennoch gibt es genug, was wieder nach Hause muss. Anschließend sind wir in den Park Zarizino gefahren, wo wir uns die Parkanlagen angeschaut haben und ein wenig dort spazieren gegangen sind. Dort haben wir auch ein Eichhörnchen gesehen, was ganz zutraulich war, dann aber von einem Auto der Miliz geflüchtet ist. Nach dem Mittagessen haben wir uns mit Masha getroffen und sind gemeinsam nach Sergijew Possad ins Dreifaltigkeitskloster gefahren. In Sergijew Possad fing es leicht an zu regnen, so dass wir uns erst unterstellen mussten und derweil ein Eis gegessen haben. Als es wieder trocken war, sind wir zum Kloster gegangen und ich hatte eigentlich gedacht, dass wir noch auf dem Markt vor dem Kloster ein wenig schauen können, doch es waren kaum Händler da. Masha ist uns vorausgegangen und hat geschaut, wie viele Menschen vor den Gebeinen des Heiligen Sergej von Radonesch stehen und zu meiner und ihrer Überraschung fast keinen gefunden. So sind wir ihr gleich hinterher gegangen und auch ich habe die günstige Chance genutzt. Anschließend haben wir noch die obligatorischen Fotos gemacht und sind dann wegen eines starken Gewitterregens zuerst den Kloster-Honigkuchen essen gegangen und haben uns dabei eine Tasse Tee gegönnt. Als es wieder annähernd trocken war, sind wir durch die Kirchen  getingelt, sofern sie geöffnet waren. In der Kirche im Zarenpalast hatten fing gerade die Vetschernaja an, so dass wir dort noch ein wenig zuhören konnten. Zum Schluss haben wir noch ein paar Kleinigkeiten in den Klosterläden gekauft und sind dann wieder heimgefahren - aber nicht, ohne vorher noch einmal Eis zu essen. Mittlerweile war es sehr abgekühlt - es waren jetzt sicherlich mit einem Mal 10°C weniger, so dass ich Masha meinen Pullover geliehen habe. Nach der Ankunft in Moskau sind wir Tscheburekij essen gegangen und sind dann reichlich zeitig heimgefahren, weil alle doch sehr müde waren. Den Abend habe ich genutzt, um ein wenig im Tagebuch zu schreiben und mich noch abzuduschen - was eine große Enttäuschung beinhaltete: Das Wasser war wieder nur kalt... Um halb zwölf habe ich dann den Weg ins Bett gefunden.



Mittwoch, 13.05.2009

Der Weg am heutigen Morgen führte mit meinem Bruder und meinem Vater auf einem kleinen Umweg in das Eisenbahnmuseum. Der Umweg sah ein paar Metro-Stationen vor, die sehenswert sind und mehr oder weniger auf dem Weg lagen und die ich den beiden zeigen wollte. Dabei sind wir voll in den Genuss gekommen, die Rushhour voll zu erleben. Es war so voll, dass ich überzeugt worden bin, am nächsten Tag mit dem Gepäck etwa eine Stunde später zu fahren, in der Hoffnung, dass sich dann nicht so viele Menschen in die Metro quetschen.



Im Eisenbahnmuseum ist uns etwas Lustiges widerfahren: Ich hatte die Tickets für die Ausstellung und das Eisenbahnmuseum an sich gekauft. Zuerst wollten wir eigentlich in die Ausstellung gehen, doch die drei Wachmänner haben uns gesagt, dass die Ausstellung heute wohl geschlossen sei. Sofort wurde die etwas unfreundliche Dame an der Kasse angefunkt und ihr gesagt, dass sie keine Tickets verkaufen solle und und wir wurden daraufhin gefragt, woher wir den aus Deutschland kämen und dass wir die Tickets zurückgeben könnten. Da saßen also drei Wachmänner auf einer Bank im Eingang der Ausstellung und haben eine verschlossene Türe bewacht. Am Tickethäuschen erwartete die Dame uns schon keine 30 Sekunden später und sagte zu meiner Überraschung, dass die Ausstellung bald geöffnet werde, wir doch aber erst zu den Lokomotiven gehen sollten. An dem Tor stand kein Wachmann und so sind wir dort hinein gegangen und dann sagte mein Vater bei einem Blick durch das Fenster des Schalters, dass dort ein Wachmann auf dem Weg zu uns sei. Der kam auch schon eilig aus der Türe heraus gerannt und riss uns die Kontrollzettel von den Eintrittskarten ab. So haben wir heute das Eisenbahnmuseum der Russischen Eisenbahn völlig durcheinandergebracht und in seiner Ruhe gestört. Die Ausstellung hat sich zum Winter nicht verändert, nur dass wir jetzt mehr Zeit zum Schauen hatten. Anschließend haben wir uns auf den Weg zur Mensa gemacht und haben wieder ein paar Umwege über sehenswerte Metro-Stationen gemacht - auch die Station mit den Flüsterbögen - Majakovskaja. Nach dem Essen habe ich Matthias und Papa zu Masha gebracht und ich habe nach dem Umtausch von Mutters Fahrkarte nach St. Petersburg das Seminar zum Neuen Testament besucht. Dieses Mal war es etwas anders: Drei Stundenten haben jeweils ihre Hausarbeit vorgestellt und über ihr Thema referiert. So hat dieses Seminar noch ganz zum Schluss hin eine unerwartete Wendung bekommen, so dass die Studenten doch noch aktiv geworden sind. Dennoch sind die Unterschiede zu einer deutschen Universität groß: Es sind sehr kurze Referate und die anschließende Diskussion war sehr verhalten und manchmal sehr träge. Zudem waren die jungen Studenten aus dem ersten Kurs - alle sind so in etwa 17-18 Jahre alt - sehr nervös. Anschließend habe ich Vater Alexej einen Zeitungsausschnitt vom Kirchenboten gegeben, wo er groß abgebildet ist. Zum Glück war er mir nicht böse, dass ich ohne ihn zu fragen das Bild habe in die Zeitung setzen lassen. Unterdessen war Masha mit meiner Familie in der Schokoladenfabrik und anschließend haben sie zusammen Tee getrunken. Um kurz nach halb vier bin ich dazugestoßen und ich bin dann mit Matthias und Papa ins Museum über den Sieg Russlands im II. Weltkrieg gegangen - beide waren sehr beeindruckt. Um Blumen für die Mutter zu kaufen sind wir noch etwas nach außerhalb der Stadt gefahren, da es die dort wesentlich günstiger gibt. So haben wir einen Strauß gefunden, der in der Nähe der Universität sicherlich mehr als 2.500 Rubel gekostet hätte. Damit sind wir dann zum Abschiedsabendessen zu Mashas Eltern gefahren, haben vorher noch ein Eis gegessen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es dort einen großen Straßenbahnstau gab: Unmittelbar vor der Wohnung ist ein Baum in die Oberleitung gefallen, hat aber an ihr keinen großen Schaden angerichtet. Wie es mit den anderen Kabeln aussah, kann ich nicht sagen, da die Arbeiten noch im vollen Gange waren. Masha erzählte uns dann, dass wohl ein schweres Gewitter über diesen Bereich der Stadt gezogen ist, das viel Sturm und Regen dabei hatte. Daher ließ sich auch der starke Temperatursturz erklären. Waren wir im Nordwesten der Stadt bei nicht nennenswerter Kälte eingestiegen, so hatte sich dies im Zentrum auf einmal stark geändert - es war viel kälter geworden.

Donnerstag, 14.05.2009

Nun erreichen wir schon bald die Stadt St. Petersburg, die Häuser werden wieder größer und die Dörfer folgen in einem immer dichteren Abstand. Als ich im Winter nach St. Petersburg gefahren bin, habe ich fast nur Schneelandschaft gesehen und heute waren es viele Wälder, viel Sumpf und viele kleine verschlafene Dörfer. Dieses Mal sind wir auch viel schneller unterwegs, wir haben einen Express-Zug genommen, der nur fünfeinhalb Stunden benötigt und nur an zwei Stationen gehalten. Auch ist er viel bequemer - der Sitzwaggon ist durchaus mit einem Erste-Klasse-Waggon der Deutschen Bahn AG zu vergleichen. Nur manchmal hat man das Gefühl, als würde der Zug an einigen Stellen um die 20km/h zu schnell fahren, so sehr schaukelt er. Bezüglich der Landschaft sagte mein Vater treffend, dass er den Eindruck hat, dass wir nur im Kreis fahren würden. Der erste Teil der Reise meines Bruders und meines Vaters hat also in Moskau geendet und soll ihren Abschluss in St. Petersburg finden.

Den heutigen Tag haben wir damit verbracht, unsere Sachen zu packen und zu versuchen, die große Ikone in einem der Koffer zu verstauen, was aber leider misslungen ist. Dafür nehmen mein Vater und Matthias einen Koffer mit etwa 25kg Gepäck von mir mit nach Deutschland. Damit bin ich die Wintersachen bis auf ein paar Kleinigkeiten fast alle los - zudem ein paar Bücher, Ikonen und andere nicht nennenswerte Kleinigkeiten. Nachdem wir also in Mashas Zimmer das Gepäck umsortiert haben, habe ich noch etwas mehr Gepäck für zu Hause gekauft - also etwas Weihrauch, ein Lämpchen dafür und ein paar Ikonen. Anschließend waren wir in der Mensa der Universität essen, was sich gleich sehr schnell herumgesprochen hat: Janka rief kurze Zeit später an und fragte nach, ob wir noch dort wären, sie hätte die beiden gerne noch getroffen. Aber dafür reichte die Zeit nun gar nicht mehr aus, da wir kurz vor der Abreise standen. Wir haben noch ein paar Souvenirs gekauft, uns noch kurz gestärkt und sind dann zum Bahnhof gefahren.

Gerade eben haben wir ein wenig im Zug "gepicknickt" und sind an einem großen Depot der Russischen Eisenbahn vorbeigefahren, wo der Russische ICE stand, aber auch die alten Züge.

Kurz nach unserer Ankunft haben wir die Metrostation gesucht, neue Tickets bekommen. Beim Einsteigen in die Metro hatten wir auf einmal einen großen Tumult um uns drum zu und als ich den Koffer abgestellt habe, habe ich gesehen, dass Papa mitten in dem Kreis drin war und Masha da gerade hereinkrabbelte. Matthias stand auch irgendwo dabei. Dann auf einmal stürmte die Menge nach draußen, einer konnte gerade noch durch die sich schließende Türe fliehen. Spätestens da habe ich verstanden: Das war ein Überfall. Bei Masha war der Rucksack offen und bei meinem Vater fehlte das Portemonnaie mit etwa 2.000 Rubeln, aber sonst nichts. Die Ausweispapiere hatte er alle an anderer Stelle verstaut und hat sie verteidigt. So sind wir kaum fünf Minuten in St. Petersburg und schon bestohlen worden - von einer Gruppe mit etwa 20 südländischen jugendlichen Menschen.

 

 



Freitag, 15.05.2009

Die Nacht ist bei allen wohl etwas unruhig verlaufen: Matthias schläft auf einem harten Sofa, Papas Bett ist zusammengekracht und mir war in der letzten Nacht, dass ich mich habe übergeben haben müssen. So viel zu der letzten Nacht. Zum Frühstück sollten wir zu 08:30 Uhr da sein, zu dem Zeitpunkt waren die anderen im Refektorium gerade fertig mit dem Essen und haben uns ermahnt, am nächsten Morgen pünktlicher zu sein. Nach dem Frühstück haben wir erst ein paar Dinge eingekauft und sind dann zu einem Feuerwehrmuseum gefahren und haben dort sogar eine Führung bekommen, obwohl es eigentlich geschlossen hatte. Masha hatte am Tage zuvor dort angerufen und alles abgeklärt. Anschließend haben wir die Erlöser-auf-dem-Blut-Kathedrale mit ihren vielen Mosaiken besucht, von der ich ja schon einmal voller Begeisterung berichtet habe. Sie ist in der kommunistischen Zeit ab 1931 als Lagerhalle benutzt worden und erst 1970 hat man den großen Wert und die Schönheit erkannt und die Kathedrale sage und schreibe 27 Jahre bis 1997 restauriert. Seitdem ist sie als Museum geöffnet. Allein die Fläche der Mosaike beträgt 7.000m² - eine schier unglaubliche Menge. Unglaublich auch die Preisgestaltung: Studenten zahlen 50 Rubel, Einheimische 130 Rubel und Touristen aus dem Ausland 320 Rubel. Es scheint so, als sollten die "kapitalistischen Westler" mehr bezahlen. Dies ist in vielen Museen in St. Petersburg so der Fall. Dies lässt sich aber umgehen: In unserem Fall kauft Masha dann die Fahrkarten. Dann bin ich normaler russischer Student, Masha auch, Papa versucht Pensionär zu sein und Matthias ist dann und wann auch russischer Student. Nach der Kirche haben wir eine Bootsfahrt durch einige Kanäle der Stadt gemacht und sind auch ein wenig auf der Njeva herumgeschippert. So haben wir meiner Familie an für sich alle Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen können, so dass sich die 400 Rubel gelohnt haben. Da die Kirche der Gottesmutter von Kasan direkt in der Nähe lag, sind wir dann noch dort hineingegangen. Nach einer Kanne Tee wollten wir noch in die Isaaks-Kathedrale gehen, da war der Eintritt aber ab 18:30 Uhr zu teuer und so sind wir mehr oder minder nach Hause gegangen. Eigentlich wollten wir noch in die Nicolskij-Kirche gehen, aber wir haben sie nicht gefunden und uns verlaufen.

Der Tag war im Enddefekt davon geprägt davon, dass wir das alte Spiel fortgesetzt haben, dass bislang alle meine Gäste gespielt haben: Geld suchen und finden. Es liegt hier genug auf der Straße herum und so sammeln wir um die Wette, wer am Tagesende mehr hat. Am Ende sind in der Summe von uns dreien mehr als 30 Rubel herumgekommen - an einem Tag.

 

 



Samstag, 16.05.2009

Heute haben wir es im Gegensatz zum vorherigen Tag pünktlich zum Frühstück geschafft, da wir heute ja genau wussten, wann es inoffiziell losgeht. Nach dem Essen sind wir dann zum Bahnhof Vitjebskij gegangen und sind dann nach Detskoje Selo (heißt übersetzt Kinderdorf) gefahren, wo wir zum dortigen Sommersitz der Zarin Katharina II. gelaufen sind. Die Suche nach dem Eingang gestaltete sich als etwas schwierig, da wir von einem Mann erstens fehlgeleitet worden sind und es zweitens einen Eingang für Gruppen gibt und einen weiteren für Einzelpersonen. Zudem gibt es getrennte Öffnungszeiten für beide Kategorien, so dass wir als Einzelne nur von 12-14 Uhr in das Schloss konnten. Wer zum Schloss will, der muss durch den großen Park gehen, für den man zusätzlich noch Eintritt bezahlen muss - wie im Schloss auch gibt es hier ermäßigte Preise, normale Preise und dann noch die völlig überteuerten Touristenpreise. Wir haben es wieder so gemacht, dass wir uns als "Russen" getarnt haben und so zu fairen Preisen überall hereingekommen sind. Vor dem Schloss mussten wir noch eine ganze Zeit in der Schlange stehen, bevor wir dort überhaupt hineingekommen sind und mussten uns dann einer Führung anschließend, die zwar auf Russisch, aber dennoch sehr interessant war. Besonders im II. Weltkrieg ist die Geschichte des Schloss sehr bewegend: Es wurde von deutschen Truppen eingenommen und für 28 Monate als Kaserne benutzt und letztendlich als völliger Totalschaden durch Russland zurückerobert. Später ist von deutscher Seite viel Geld für die Renovierung des wunderschönen Schlosses bezahlt worden. In dem Schloss gibt es auch das berühmte Bernsteinzimmer, allerdings ist es nur eine nachgemachte Kopie, die von einem deutschen Konzern finanziert worden ist. Dadurch, dass das Zimmer über und über mit Bernstein in vielen verschiedenen Farben geschmückt ist, zeigt sich ein besonders schönes und warmes Flair. Doch auch hier schien es, als würden noch Gemälde fehlen, die im Verlauf des II. Weltkriegs verschwunden und verschleppt worden sind. Nun weiß keiner mehr so richtig, wo es zu finden ist. Beeindruckend sind auch die ganzen anderen Zimmer mit ihren Goldverzierungen und dem ganzen Prunk. Schön ist auch, dass es nicht überladen ist mit Kunst und Schmuck. Am Ausgang des Museums gab es für uns dann noch eine Überraschung. Mein Vater hat gemeinsam mit Masha einen Prospekt über das Schloss gekauft und die Kassiererin hat ihr dafür eine Verkaufsprovision von 10% gegeben, was uns alle sehr gefreut und überrascht hat.

Anschließend sind wir noch durch den großen Park "gelustwandelt" und haben ihn uns in Ruhe angeschaut. In dessen Mitte ist ein recht großer See mit kleinen Schlösschen dabei. Zudem findet sich dort eine türkische Banja, die von außen wie eine Moschee aussieht. Die Parkanlage ist sehr schön aufgemacht und die Wege, die über viele kleine Brücken führen, einfach toll zum Bummeln. Wer aus der Großstadt kommt, kann sich dort gut erholen, sofern natürlich nicht zu viele Großstädter dort sind. Nach einem Eis sind wir in ein Café gegangen, das einem deutschen Schnellimbiss gleicht. Da die Preise dort waren zwar gering, die Portionen aber auch, so dass Matthias und ich gleich zwei Gerichte gegessen haben. Anschließend sind wir zum Bahnhof gegangen und zu einem alten Eisenbahnmuseum gefahren, dass zwischen St. Petersburg und Detskoje Selo liegt. Ich hatte auf der Hinfahrt eine Bahnstation gesehen, die "Dampflokmuseum" heißt und von der Strecke dann die Exponate gesehen. Allerdings war ich von denen nicht sehr begeistert - sie waren zwar noch gut als Dampfloks und andere Fahrtzeuge zu erkennen, aber sichtlich vergammelt und der Witterung ausgesetzt. Alles in allem ein sehr trauriger Anblick, da hier sicherlich einige wertvolle Loks langsam von der Natur zersetzt werden. In das Museum sind wir gar nicht hereingekommen, da dort ein großes verschlossenes Tor war und die Dame dahinter hat uns erklärt, dass das Museum vor vier Jahren in die Stadt umgezogen sei. Der Wachhund, der erst laut bellte, stellte sich nachher als ein wahrer Kuschelhund heraus, der nachher traurig dreinblickte, als wir wieder gegangen sind. Interessant fand ich dort die Gleisanlagen, die ins Museum gingen: Zunächst scheinen sie regelmäßig befahren zu werden, da die Schienen blank gefahren sind und andererseits gibt es dort eine interessante Entgleisungsanlage, die zur Sicherung der Hauptstrecke dient. Noch interessanter war die undefinierbare Spurweite der Gleise.

Zurück ins St. Petersburg haben wir noch einen Blick in die Dreifaltigkeitskirche geworfen und sind anschließend über den Markt geschlendert, der recht gut versteckt hinter der Kirche zu finden ist. Zum Abschluss des Abends und zum Schluss der "Russland"-Reise von Matthias und Papa sind wir noch ein leckeres Eis essen gegangen, was es in einer Konditorei gab. A propos Konditorei: In St. Petersburg gibt es einige Bäckereien, wie es sie in Deutschland gibt. Dort kann man Brötchen, Brot, Kuchen und weiteres Kleingebäck kaufen und in den meisten Fällen sind auch Sitzgelegenheiten vorhanden. Und dort gibt es auch Rosinenschnecken zu einem günstigen Preis und so habe ich in St. Petersburg etwas essen können, was ich bislang noch nicht bewusst vermisst habe, mir aber dennoch sehr gut geschmeckt und mich an die Heimat erinnert hat. Zum Tagebuchschreiben bin ich an diesem Tag nicht mehr gekommen.



 

 


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