Theorien und modelle der verkehrsmittelwahl


Diskussion der Ergebnisse



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5.6Diskussion der Ergebnisse


Busse und Bahnen sind bei allen untersuchten Wegen die meist genutzten Verkehrsmittel. Die Wahl wird je nach Aktivität jedoch flexibel getroffen, so daß von einer „zwangsweisen“ Bindung Jugendlicher an den ÖV nicht gesprochen werden kann. Jugendliche sind somit eine wichtige Zielgruppe für Aktivitäten der Verkehrsunternehmen, der DB AG und der Verkehrs­planung. Es sind deutliche Unterschiede in der Nutzung der einzelnen Verkehrsarten bei den Wegezwecken festzustellen. Hauptsächlich die Freizeitwege werden in geringerem Umfang mit Öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt. Die aufgestellte Hypothese (vgl. Hypothese 4, S. 40), daß die Verkehrsmittelwahl aufgrund von noch nicht so stark erlernten Gewohnheiten geringer beeinflußt wird, kann bestätigt werden. Jugendliche sind offensichtlich (noch) nicht an ein bestimmtes Verkehrsmittel gebunden. So gut diese Erkenntnis für die nicht vorhandene Bindung an motorisierte Individualverkehrsmittel sein mag, so schlecht ist sie für die Öffentlichen Verkehrsmittel!
Jugendliche sind eine sehr mobile Gruppe (vgl. HAUTZINGER/TASSAUX 1989, S. 120f.). Nicht nur die Mobilitätsrate ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung der BRD höher (außer gegenüber der Altersgruppe der 25- bis 34jährigen), auch die Nutzung Öffentlicher Verkehrs­mittel ist intensiver. Bei der Gesamtbevölkerung dominiert bei den Arbeits- und Ausbildungs­wegen uneingeschränkt der MIV, der ÖV wird dagegen nur von jedem Fünften (20,9%) genutzt. Ganz anders sieht es bei den befragten Jugendlichen aus. Auf dem Arbeits- bzw. Ausbildungswegen nutzt mehr als die Hälfte den ÖPNV, erst dann folgen die motorisierten Verkehrsmittel. Obwohl die Befragten auch bei einigen Freizeitwegen seltener mit Öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, fallen die Unterschiede zwischen ÖV-Nutzern aus der Gesamtbe­völkerung und den Jugendlichen im Freizeit-/Einkaufsverkehr deutlicher als bei den Arbeits-/ Ausbildungswegen aus.

Tabelle 28: Verkehrsmittelnutzung im Vergleich52






Arbeit/Ausbildung

Freizeit/Einkauf




Gesamtbevölkerung

der BRD

Jugendliche in Befragung

Gesamtbevölkerung

der BRD

Jugendliche in Befragung

MIV

42,0%

25,9%

46,5%

29,9%

ÖV

20,9%

54,7%

6,9%

51,8%

Fahrrad

13,9%

6,5%

10,1%

3,5%

zu Fuß

19,4%

13,0%

35,6%

14,9%

Quelle: VERKEHR IN ZAHLEN 1996, S. 222 (an 100% Fehlende: Eisenbahnverkehr); eigene Erhebung

Der weit verbreitete Fahrradbesitz bei den befragten Jugendlichen hat nach den vorliegenden Ergebnissen keine große Bedeutung für die Verkehrsmittelwahl. Die abgefragten Wege werden am wenigsten mit Fahrrädern zurückgelegt. Da bei den Einstellungen zu den vier abgefragten Verkehrsarten der Ausbau der Radwege die größte Zustimmung erhält, können die Anteile des Radverkehrs durch eine gezielte Förderung sicherlich erhöht werden.


Die Vergleiche mit den Ergebnissen der Gesamtbevölkerung machen deutlich, daß Jugendliche (tatsächlich) eine wichtige Zielgruppe des Öffentlichen Verkehrs sind. Aufgrund ihrer hohen Mobilität und ihrer Freizeitaktivitäten tragen sie vor allem in den Schwachlastzeiten zu einer besseren Auslastung des ÖV bei (vgl. INFAS 1994, S. 35f.). Allerdings bietet insbesondere der Freizeitverkehr große Potentiale, die es für den ÖV zu gewinnen gilt. Dies gilt besonders deshalb, da die Ergebnisse der empirischen Untersuchung deutlich machen, daß das ÖV-Angebot von den Jugendlichen zu den Zeiten, in denen sie ihre Freizeit zu gestalten haben, negativ beurteilt wird.
Mit Hilfe der getesteten subjektiven und objektiven Einflußgrößen konnten die in Kapitel 5.5 (Abschnitte Berufs-, Ausbildungs-, Einkaufs- und Freizeitverkehr) angeführten Ergebnisse bei unterschiedlichen Wegezwecken detailliert betrachtet werden. Diese Darstellung offenbarte interessante aktivitätenspezifische Muster der Verkehrsmittelwahl und zeigte, daß bestimmte Gruppen von Jugendlichen den ÖV sehr viel weniger nutzen. Die relativ hohen ÖV-Anteile im Freizeitverkehr sind nicht bei allen Jugendlichen gleich stark ausgeprägt. Insbesondere das Alter, der Zeitkartenbesitz, die Anzahl der Autos im Haushalt und die Pkw-Verfügbarkeit sind nach den vorliegenden Ergebnissen wichtige objektive Einflußgrößen. Die übrigen getesteten objek­tiven Einflußgrößen ergeben entweder bei wenigen Wegen einen Zusammenhang oder es ist überhaupt kein Zusammenhang feststellbar (z. B. bei der Haushaltsgröße oder Mofa-Verfügbar­keit). Interessanterweise hat sich bei der Befragung gezeigt, daß wenige geschlechtsspezifische Unterschiede festzustellen sind. Es scheint der Fall vorzuherrschen, daß sich die Verhaltens­weisen, Beurteilungen und Meinungen der weiblichen und männlichen Jugendlichen angleichen. Ob es sich hierbei um spezifische Gegebenheiten der Stichprobe oder um eine allgemeine Tendenz handelt, kann nicht abschließend geklärt werden. Aus der Verkehrsmittelwahl läßt sich ableiten:

  • mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil der ÖV-Nutzer bei allen Wegen ab, die niedrig­sten Anteile sind bei den Freizeitwegen der 19- bis 21jährigen Jugendlichen festzustellen,

  • der Zeitkartenbesitz führt zu einer hohen Nutzung Öffentlicher Verkehrsmittel, wobei Freizeitwege in geringerem Maße mit dem ÖV zurückgelegt werden,53

  • die Pkw-Verfügbarkeit korrespondiert bei den über 18jährigen insbesondere bei den Freizeitwegen und beim Weg zur Arbeit mit der tatsächlichen Verkehrsmittelwahl - zu den Zeiten, in denen Jugendliche über einen Pkw verfügen können, nutzen sie ihn bzw. mit Ein­tritt ins Berufsleben wird ein Pkw eher zum häufig genutzten Verkehrsmittel und

  • mit zunehmender Zahl der Autos im Haushalt steigt die Pkw-Verfügbarkeit und die Anteile mit motorisierten Verkehrsmitteln zurückgelegter Wege, Zusammenhänge mit der Verkehrs­mittelwahl sind nur bei Freizeitwege und beim Weg zum Einkaufen festzustellen.

Nach den vorliegenden Ergebnissen verhalten sich die Jugendlichen bei ihrer Verkehrsmittelwahl weitgehend umweltfreundlich. Es zeigt sich aber auch, daß Jugendliche sobald ihnen andere Möglichkeiten eröffnet werden bzw. bestehende Möglichkeiten, wie z. B. die kostenlose Nutzung Öffentlicher Verkehrsmittel durch die Schülermonatskarte, wegfallen, diese umwelt­freundliche Verkehrsmittelnutzung ändern. Anzustreben ist, daß diese umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl im Erwachsenenalter beibehalten wird. Will man aus den Ergebnissen Konsequenzen für die Förderung des ÖV ziehen, so kann eine umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl dann gelingen, wenn die Jugendlichen bei der Nutzung des ÖV vorwiegend positive Erfahrungen machen, die Lebensgestaltung von Jugendlichen und der Ablösungsprozeß von den Eltern bei der Angebotsplanung berücksichtigt werden, der ÖPNV sich „psychologisch“ an die Freizeitwelt Jugendlicher annähert und es preiswerte und attraktive Tarifangebote gibt. Die Unabhängigkeit, Freiheit, Schnelligkeit, Mobilität und Bewegungsfrei­heit („extra-motives“) scheinen bei den befragten Jugendlichen wichtige subjektive Einflußgrößen zu sein. Hinzu kommen Pünktlichkeit, Bequemlichkeit/Fahrzeugausstattung, Kosten, Design, Image und die Reisegeschwindigkeit (verkehrsmittelbezogene Eigenschaften). ÖPNV-Angebote, die wegen ihres kurzen Taktes keinen Umgang mit Fahrzeiten erforderlich machen und so mit dem Auto psychologisch konkurrieren, indem sie vermitteln jederzeit losfahren zu können, und die schnelle Erreichbarkeit von den für den Einzelnen relevanten Ziele müssen Hauptbestandteile einer ÖV-Ausrichtung auf Mobilitätsbedürfnisse von Jugendlichen sein. Das Gefühl des „Easy-Going“ ist für die Wahl der Verkehrsmittel bedeutsam. Diese Sorglosigkeit betrifft den Zeitpunkt des Wegantritts, das schnelle, möglichst direkte Erreichen des Ziels und die Kontrolle über die Reisemodalitäten (Route, Stopps, Mitreisende, Musik, Rauchen, Temperatur, Geschwindigkeit u. ä.). Diese zumeist von motorisierten Individualverkehrsmitteln angesprochenen Eigenschaften müssen bei Öffentlichen Verkehrsmitteln verstärkt beachtet werden (vgl. HILGERS 1994, S. 7).



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