Wettkampf um Olympia

2. AKT Kalle saugt Staub, in hausfraulicher Gewandung. Manfred kommt dazu, ähnlich gekleidet, er hat einen Lappen in der Hand und fängt an, Staub zu wischen. Kalle hört gerade zu saugen auf.
1. Szene (Kalle, Manfred)
Kalle: Manfred: Kalle: Manfred: Kalle: Manfred:	Sage mir, wie du saugst, und ich sage dir, wer du bist. Sage mir, wie du abstaubst, und ich sage dir, was für ein staubiger Bruder du bist. (Er fährt ggf. über einen Gegenstand, der tatsächlich staubt wie ein halber Quadratmeter Sahara). Fertig. Die Olympia wird ihre Freude haben, ich hab gesaugt wie ein Ameisenbär, ey! Mann, spuck keine Töne. Hast sowieso die leichtere Aufgabe gekriegt. So leicht war die nicht, Chef. Glücklicherweis hat der Staubsauger den entsprechenden Rüssel. Einen Rüssel wie Mike Krüger!
2. Szene (Manfred, Kalle, Willibald) Auch Willibald sieht man den „Hausmann“ an. Er trocknet gerade einen Teller ab.
Manfred:_Kalle:__Willibald:__Kalle:__Willibald:__Kalle'>Willibald: Manfred: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Manfred: Willibald: Kalle: Willibald: Manfred: Kalle: Willibald: Manfred: Kalle: Willibald: Manfred: Willibald:	Wer hät an Rüssel? Halt eier Maul sonsch gibts oins auf denselben, gell! Es war keine gute Idee von Olympia, uns in der zweiten Disziplin in ihrem Haushalt aufeinanderzuhetzen. (Er setzt sich) Ey, Mann! Nimms nicht so tragisch. Schau unsern Spätzlesfriedhof an... Sag du net no oinmal „Spätzlefriedhof“ zu mir, du Holzkaschber! Sonsch schepperts! Da werd i wütend! Und wenn i wütend werd, und mei Mordsdemberamend gäht mit mir durch, dann gibts Tote, des woischt! (Drohend) Willst was? I halt ja scho mei Maul... ...der Willibald hat ja sogar bei der Haushaltsdisziplin seinen Joker gesetzt! Hanoi, i muaß mein Haushalt ständig alloi schmeiße. Des isch mei täglich Brot. Mir sind da die Gedichte lieber. Das ist mein Joker! Da bin ich in meinem Element. (Er schließt die Augen und wirft sich in Positur) Wänigschtens kenne mir jetz scho die dritte Disziplin. Ein Gschenk sollen wir besorgen für die Olympia. - Weißt du schon was? Vielleicht! - Daß des bis morge sei muß, des isch ja scho saudumm... - Da hätt i gwiß koin Joker gsetzt... (springt auf den Tisch und deklamiert) ODE AN DEN WETTKAMPF! Auwäih, etz hat er an frischen Hirnsprung! Di wenns am Hirn operiere, werde sie au bloß Sägspää finde! Wettkampf, du bist nichts als Sport! - Drum meid ich dich, denn Sport ist Mord! Ey, Mann, willst du stänkern? - Was macht das Hirn bei dir? Bei mir gibts koi Hirn... I moi, bin i a Metzger??? Denn mir tut er nicht so sehr liegen - Drum möge auch der Beste siegen - Dem macht es wenigstens Vergnügen... A so a saudumms Gschwätz hät i scho lang nimmer ghört...
3. Szene (Olympia, Manfred, Willibald, Kalle)
Olympia: Willibald: Olympia: Willibald:	So, Hausarbeit bitte abschließen, ich komme sofort zur Wertung. Auwäh, isch Ihr Middagsbause rum? Die Kundschaft kommt leider bald wieder. Zum Glück is heut ein ruhiger Mittwochnachmittag, da hab ich auch der Tamara freigegeben - So, bitte beenden Sie Ihre Aktivitäten. Ich kontrolliere inzwischen den Herrn Nägele als Ersten. Um Gotts Wille... I moin, ja, wenn Sie sich umschaue wolle, Frau Olympia, bittschön, i bin ja scho fascht fertig... Bitteschön, nach Ihne... (Beide ab)
4. Szene (Kalle, Manfred) Während sich Kalle bewußt ist, daß er seine Aufgabe hervorragend gelöst hat, und er es sich mit verschränkten Armen bequem macht, entfaltet Manfred eine hektische Betriebsamkeit mit seinem Staublappen. Er putzt buchstäblich, daß die Fetzen fliegen.
Kalle: Manfred: Kalle: Manfred: Kalle:	Soso, haben wir unsere Hausaufgabe nicht gmacht? - Schön putzen, Kumpel, sonst kommt die Olympia und beißt dir in die Haxen! Witzbold! Du fährst ein paarmal bequem übern Teppich, aber bei mir ist körperliche Arbeit angesagt. Naja, da darf man halt nicht dazwischen den halben Kühlschrank leerfressen. Den halben Kühlschrank! Ich bin ein geistiger Typ und habe es nicht nötig, der Völlerei zu fröhnen. – Immerhin habe ich eineinhalb Semester Philosophie studiert! Dann kannst wenigstens über den Sinn vom Staubwischen nachdenken!
5. Szene (Olympia, Manfred, Kalle, Willibald)
Olympia: Willibald: Olympia: Willibald: Manfred: Olympia: Kalle: Olympia: Willibald: Olympia:	So, meine Herrn, alle Aktivitäten einstellen, ich schreite zur ersten Punktevergabe. Ich hätt fei den Joker gsetzt, gell! I will mei doppelte Punktzahl! Kriegen Sie, Herr Nägele! - Herr Wunder, ich möchte Ihre Staubarbeiten begutachten. - (Sie fährt prüfend mit den Fingern über die Möbel) - Ja, pfui! Was ist denn des? In welchem Loch sind Sie aufgewachsen, Herr Wunder? - Staub, Staub... Was sollen denn die Kunden von mir denken? - Staub stört meine Aura... Die Aura? Was für a Aura? Wos isch den des für a Mädle? (Entnervt) Ignorant! Nein, Herr Wunder, so geht es nicht. - Kalle, wie sieht der Fußboden aus? Picobello, Madam! Tatsächlich. Hervorragend gesaugt, bravo! Tja, bei Herrn Nägeles Geschirrspüle war auch fast alles top, aber ich möchte die drei Punkte dann doch an Kalle vergeben. Herr Nägele bekommt zwei Punkte. Mit dem Joker verdoppelt sich die Punktzahl, also sind es vier. Und ein Punkt für Herrn Wunder, leider ist es kein Wunder. Aktueller Punktestand nach der ersten Wertung: Es führt Herr Nägele mit vier Punkten... Des find i scho gar net luschtig vo Ihna, daß koine sechs worde sin... ... gefolgt von Kalle mit drei und Herrn Wunder mit einem Punkt. Meine Herren, ich freue mich auf die nächsten Disziplinen. Halten Sie sich bitte zu meiner Verfügung! (Mit erhobener Nase ab)
6. Szene (Willibald, Manfred, Kalle)
Kalle: Willibald: Manfred: Willibald: Manfred: Kalle:	Kopf hoch, Spätzlesfrie... Willibald! Was sind zwei Punkte gegen Liebe, Friede und Blümchen, Mann? Halt bloß dein Rand, du... du... Flauerbauer-Hippie, du! Die hat Nerven. „Halten Sie sich bitte zu meiner Verfügung“. Bin ich James Bond? Mir wurscht, wär du bischt. I gäh. I bin jetsch errägt und ka die Luft da herin nimmer schmecke! (Ab) Ich auch. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. (Ab) Ach, afrikanische Völkerkunde hast du auch studiert? (Ab)
7. Szene (Olympia, Kathrin Treu) Olympia und Kathrin treten ein. Es ist wichtig, daß Olympia bei dieser Szene einen abnehmbaren Schleier mitbringt!
Kathrin:_Olympia:__Kathrin:_Olympia:__Kathrin:__Olympia:_Kathrin:__Olympia'>Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin: Olympia: Kathrin:	... ja, denken Sie sich, Frau Olympia! Er is ja recht reizend, mein Kurt, aber ich hab wieder mal so meine Zweifel. Zweifääl immäär gutt, dann Sie nix so schnell reinfallään... Ich fall ja immer auf die Falschen rein! Frau Olympia, bald halt ich das nicht mehr aus. Wann kommt jetz endlich mein Traummann? Wie soll äär denn aussähen? (Verträumt) Ach, er sollte groß sein, sein Körper vollendet! Er dürfte nicht rauchen, nicht saufen, und keinen anderen Frauen nachschauen! Und für Sport sollte er auch kein Interesse haben! - Gibts den? Bitte sagen Sie’s mir. Oooh, mein Kind, gibt, gibt ihn! Sie gähen zu Brunnen auf Marktplatz, dort Sie ihn findäään! Frau Olympia! Das is ja herrlich! Hat Ihnen das die Kristallkugel verraten? Nein, nix Kristallkugääl. - Mann, dän Sie suchen, stäht auf Brunnen und ist aus Gips. - Wir jetzt in Kartään sähään... (Sie mischt, legt aus einem Stapel vier Karten auf) ...OOOH! Was sehen Sie denn? Schliiimm! Schliimm!!! Ihr Kurt... da Kreuz Bubää, das heißen, dunkler Typ... Stimmt, schwarze Haare hat er! Nix Haar! Zwielichtig! - Und da: Gleich noch anderer Bubää, Karo Bubää, Spitzbubää! Nein! Und da: Pik As und Pik Kennick! Pik ist Farbe von Wassäär! Und Kennick und As heißään grosse Meister! Also: Saufmeister! Nein! Sie nix nämmään! Sauferei nämmän später zu! Das werden noch schlimm! Mein Kurt säuft! (Olympia deckt noch zwei Karten auf) Vergangäänheit: Karo Damää! Liebschaftään, aber nix Richtigääs, nur Spiel... Und da: Pik Damää... Heißen, Sie nächste Opfäär... Neeeeiiiinnnn! - Kurt, das gibt Schläge, solche Prügel hast du in deinem ganzen Lebn nicht bezogen! Casanova! Clinton! Oh, Sie sich beherrschään... Und da kann man gar nichts machen? Gibts nicht noch ne Möglichkeit? (Olympia deckt noch eine Karte auf) Kreiz siebän. Is ein grossses Kreiz mit ihm. Nix bekäährbar. - Und in ganze Kartäänbild keine einzigää Häärz... Das reicht. Kurt! Ich komme. Mach dich drauf gfaßt, daß das Wetter umschlägt! (Sie schwenkt ihren Schirm) Hagel gibts! (ab)
8. Szene (Olympia, Kalle) Olympia lacht. Kalle kommt herein.
Kalle: Olympia: Kalle: Olympia: Kalle: Olympia: Kalle: Olympia: Kalle: Olympia: Kalle: Olympia: Kalle: Olympia: Kalle: Olympia: Kalle: Olympia: Kalle: Olympia:	Ey, was is denn mit der? Da meint man ja, die will dich erschlagen, so wie die mit ihrem Schirm fuchtelt... Ich hab ihr die Wahrheit über ihren neuen Liebhaber verraten. Kennst du den? Da! (Sie deutet auf den Tisch) Alles steht in den Karten! Du willst doch nicht sagen, daß du der Ärmsten wegen deinen komischen Karten den Freund ausgeredet hast? Kalle, Kalle! - Jetz will ich dir ein Geheimnis verraten. Das größte Geheimnis der Wahrsagerei überhaupt! Uiii, ja! Das Wichtigste an der Wahrsagerei ist Menschenkenntnis. Du kannst so viel aus Typen und Gesichtern lesen, mehr als aus Karten, Kaffeesatz und Kristallkugeln. Ich weiß, was die Treu für ein Typ ist. Sie fällt immer auf die falschen Kerle rein, weil sie zu ungeduldig is. Sie kann nicht warten, bis der Richtige kommt. So, und wenn du ihr irgendwann den Richtigen mal abspenstig machst? Solang ich ihr einen Kerl abspenstig machen kann, wars nicht der Richtige. - Ich hab sie übrigens für Freitag herbstellt. Zur selben Zeit, wie einen gewissen Semmelkönig! Hey - versteh ich das richtig? Spielst du „Kuppeln und Gas geben“? Die Karten haben mir verraten, das es das Richtige ist. Du, das mit dem Semmelkönig war schon komisch. Es passiert ganz selten, daß mir meine Kristallkugel nichts verrät. Natürlich hab ich drüber nachdacht, und jetzt kenn ich den Grund: An seiner ganzen Geschichte ist nicht mehr dran als an einem.. ... abgenagten Hähnchenschenkel! Du hast es getroffen. Und was bezweckt er damit? Ich kann mir es bloß so erklären, daß er mich auf die Probe stellen möchte. Der will mich aufs Kreuz legen. Mal schauen, ob die alte Olympia wirklich was drauf hat. Na, dem helf ich rauf auf den Baum. Dem hetz ich meine Kundschaft in Gestalt von der Treu auf den Hals, da kriegt er was zu knabbern. Semmelkönig und Spinatwachtel! Hast du die zwei anderen schon ausgehorcht? Die verraten mir so viel wie zwei tote Fische. Ich start gleich nochmal einen Versuch. Dann viel Glück! Schon in der Tür stößt Kalle fast mit Willibald zusammen.
9. Szene (Olympia, Willibald Nägele)
Willibald: Olympia: Willibald: Olympia: Willibald: Olympia: Willibald: Olympia: Willibald: Olympia: Willibald: Olympia: Olympia:	Paß doch auf, woschd hitrittscht! Herr Nägele, kommen Sie doch rein! Derf i Ihne Gsellschaft leischte? Natürlich, Herr Nägele. I möcht Ihne sage, daß Sie des Spiel net weitertreibe brauche. Die zwoi andere, die sin mir sowas vo verdächtig, des kann i Ihne sage. Brechet Sie Ihr Olympiade ab und nähmet Sie mi! Frau Olympia! I däd Sie auf Hände trage! I däd Sie glücklich mache, bloß nähmet Sie den feurigschte Bewerber, den Sie finde könne, nämli mi! (lacht) Herr Nägele! Bemühen Sie sich nicht. Der Herr Wunder schmeichelt mir mindestens genauso. Und der Hippie? Auch. I will Ihne was sage, Frau Olympia! Mei Herz schlägt für Sie! Ich möchts ja so gern glauben. (Beide schauen sich tief in die Augen) Glaubet Sie’s ruhig! Herr Nägele... Sie machen mich... ganz verlegen... Sie werden sich ihres Verhaltens bewußt und wenden sich räuspernd voneinander ab. Ja, Herr Nägele... Ich... muß jetzt mal nach Herrn Wunder und Kalle sehen... Bitte nicht böse sein! (Sie bewegt sich zur Tür, beide winken sich verlegen zu).
10. Szene (Willibald Nägele, Kalle)
Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald: Kalle: Willibald:	Ach, isch des a Fraule! Den andern hab ich nicht gefunden, dann red ich halt mit dir! So? Über was willsch mit mir schwätze? No... zum Beispiel über die Olympia. Willst du nicht lieber aufgeben? Zum Beispiel zu Gunsten von mir? Der Wettbewerb is albern, und du bringsts bei der Olympia sowieso nimmer. Dir hätte sie wohl die Deichsel um dein Deckel rumghaut? – Kommt net in Frage. Den Wettbewerb bläscht die Olympia ab, und sonsch koiner. - Außerdem schlägt mei Herz wie wild für sie. Sie isch mei ein und alles. Sie erscheint mir im Traum... Nachts hab ich was bessers zu tun als Geisterbahn fahren... Wos isch? Natürlich schlägt dein Herz für die Olympia. Meins auch. Also werde mir den Wettbewerb abwarte misse. Schleich di doch du! Gib du auf! Hasch auf die Dauer äh koi Chance, aa wensch im erschte Wettbewerb drei Punkte gmacht hättscht. Und no wos, Buabale: Pack di, druck di, schleich di! Tickst du no richti, du Spätzlasfriedhof? (Angriffsstellung) Wart no ab, bis i errägt bin! Wenn i nämli errägt bin, dann hat des eine Wirkung wie die Posaune von Jericho, des ka i dir sage! (Nimmt Verteidigungshaltung ein) Ey, willst du stänkern? Willibald springt auf den Tisch. Aus! Meck! Hau mi net! War bloß a Spaß! Möcht ich auch meinen! Bleib du bloß hocken da droben! Aber wie der Aff am Äschtle! Wehe du rührst dich, dann gibts Keile, Mann! Jawoll, Eier Ähren! (Er macht Anstalten, sich zu erheben) (Drohend und in Kampfstellung, an der Tür) Bleibst du hocken? Jawoll, Herr Wachtmeischter! (Kalle ab)