Deudsch Catechismus



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Texte der Reformationszeit
Inhalt


Martin Luther: Der Große Katechismus ………………………………………………….

3

Lutherbibel (1546): Das Matthäusevangelium …………………………………………….

73

Martin Luther: Ein Sendbrief vom Dolmetschen ………………………………………...

106

Martin Luther: Wider das Bapstum zu Rom vom Teuffel gestifft ………………………...

116

Martin Luther: Widder die stürmenden bawren …………………………………………..

130

Luthers Magnificat in vier Versionen (1521, 1522, 1534, 1545) …………………………...

134

Briefe Martin Luthers an seine Frau ……………………………………………………...

136

Thomas Murner: Von Doktor Martin Luthers Lehren und Predigen ……………………..

139

Martin Luther: Sermon von Ablass und Gnade …………………………………………..

154

Widerlegung eines vermessenen Sermons ………………………………………………...

157

Martin Luther: Auff des bocks zu Leypzig Antwort D.M. Luther ………………………...

170

Hieronymus Emser gegen Luther ………………………………………………………...

177

Thomas Murner: An den Adel deutscher Nation …………………………………………

186

Die Verkündigung an Maria (lateinisch – Eck-Bibel – Lutherbibel) ……………………....

215

Der Große Katechismus. 1529

Zusammenfassende Hinweise des Originbaldrucks stehen hier in [eckigen Klammern]

Vorrhede Martini Luther.

Das wir den Catechismum so fast treiben und zu treiben beide begeren und bitten, haben wir nicht geringe ursachen, Die weil wir sehen, das leider viel prediger und pfarher hieryn seer seumig sind und verachten beide yhr ampt und diese lere, ettliche aus grosser hoher kunst, ettlich aber aus lauter faulheit und bauch sorge, welche stellen sich nicht anders zur sachen denn als weren sie umb yhrs bauchs willen pfarher odder prediger und muesten nichts thun denn der gueter gebrauchen, weil sie leben, wie sie unter dem Bapstumb gewonet. Und wie wol sie alles was sie leren und predigen sollen, itzt so reichlich klar und leicht fur sich haben ynn soviel heilsamen buechern (und wie sie es vorzeiten hiessen die rechten Sermones per se loquentes, Dormi Secure, Paratos et thesauros), noch sind sie nicht so from und redlich, das sie solche buecher keufften, odder wenn sie die selbigen gleich haben, dennoch nicht ansehen noch lesen. Ach das sind zumal schendliche fresslinge und bauchdiener, die billicher sewhirten odder hunde knechte sein solten denn seelwarter und pfarher.

Und das sie doch so viel thetten, weil sie des unnuetzen schweren geschwetzes der sieben gezeiten nu los sind, an der selbigen stat Morgens, Mittags und abends ettwa ein blat odder zwey aus dem Catechismo, betbuechlin, New testament odder sonst aus der Biblia lesen und ein Vater unser fur sich und yhr pfarkinder betten, Auff das sie doch dem Euangelio widderuemb ein ehre und danck erzeigten, durch welchs sie den so mancherley last und beschwerungen erledigt sind, Und sich doch schemeten ein wenig, das sie gleich wie die sew und hunde nicht mehr vom Euangelio behalten denn solche faule, schedliche, schendliche, fleischliche freyheit. Denn der pobel leider on das allzu [s. 126] geringe achtet des Euangelij, Und wir nicht sonderlichs ausrichten, wenn wir gleich allen vleis fur wenden. Was solts denn thun, wenn wir lessig und faul sein wollen, wie wir unter dem Bapstumb gewesen sind?

Uber das schlehet mit zu das schendlich laster und heymlich boese geschmeis der sicherheit und uberdrus, Das viel meinen, der Catechismus sey ein schlecht geringe lere, welche sie mit einem mal uberlesen und denn also bald alles koennen, das buch yn winckel werffen und gleich sich schemen mehr drinnen zu lesen. Ja man findet wol ettliche rueltzen und filtze auch unter dem adel, die furgeben, man durffe hinfurt widder pfarher noch prediger, man habs ynn buechern und koenne es von yhm selber wol lernen, Und lassen auch die pfarhen getrost fallen und verwusten, dazu beide pfarher und prediger weidlich not und hunger leiden, wie sich denn gebuert zu thun den tollen deudschen. Denn wir deudschen haben solch schendlich volck und muessens leiden.

Das sage ich aber fuer mich: Jch bin auch ein Doctor und prediger, ia so gelert und erfaren als die alle sein muegen, die solche vermessenheit und sicherheit haben: Noch thue ich wie ein kind, das man den Catechismon leret, und lese und spreche auch von wort zu wort des Morgens und wenn ich zeit habe das Vater unser, zehen gepot, glaube, Psalmen etc. Und mus noch teglich dazu lesen und studieren, Und kan dennoch nicht bestehen wie ich gerne wolte, Und mus ein kind und schueler des Catechismus bleiben und bleibs auch gerne. Und diese zarte, ekele gesellen woellen mit einem uberlesen flugs Doctor uber alle Doctor sein, alles koennen und nichts mehr beduerffen. Wolan solchs ist auch ein gewis anzeigen, das sie beide yhr ampt und des volcks seelen, ia dazu Gott und sein wort verachten, Und durffen nicht fallen, sondern sind schon allzu grewlich gefallen, durfften wol, das sie kinder wuerden und das Abc anfiengen zu lernen, das sie meinen lengest an den schuhen zurissen haben.

Derhalben bitte ich solche faule wenste odder vermessene heiligen, sie wolten sich umb Gottes willen bereden lassen und gleuben, das sie warlich, warlich nicht so geleret und so hohe Doctores sind als sie sich lassen duencken, Und nymer mehr gedencken, das sie diese stuecke ausgelernt haben odder aller dinge gnug wissen, ob sie es gleich dunckt, das sie es allzu wol koennen. Denn ob sie es gleich allerdinge auffs aller beste wuesten und kuendten (das doch nicht mueglich ist ynn diesem leben), so ist doch mancherley nutz und frucht [s. 127] dahinden, so mans teglich lieset und ubet mit gedancken und reden, Nemlich das der heilige geist bey solchem lesen, reden und gedencken gegen wertig ist Und ymer newe und mehr liecht und andacht dazu gibt, das es ymer dar besser und besser schmeckt und eingehet, wie Christus auch verheist Matthei 18. [Matth. 18, 20] ‘Wo zween odder drey yn meinem namen versamlet sind, da bin ich ynn yhrem mittel.’  
Dazu hilffts aus der massen gewaltiglich widder den Teuffel, welt, fleisch und alle boese gedancken, so man mit Gottes wort umbgehet, davon [Ps. 1, 2] redet und tichtet, das auch der erst Psalm selig preiset die, so tag und nacht vom gesetze Gottes handeln: on zweivel wirstu kein weirauch noch ander gereuche stercker widder den Teuffel anrichten, Denn so du mit Gottes geboten und worten umbgehest, davon redest, singest odder denckest. Das ist freylich das rechte weyhwasser und zeichen, dafur er fleugt und damit er sich iagen lest. Nu soltestu doch ia allein umb des willen solch stueck gerne lesen, reden, dencken und handeln, wenn du sonst kein ander frucht und nutz davon hettest denn das du den Teuffel und boese gedancken damit kanst veriagen, Denn er kan Gottes wort nicht hoeren noch leiden. Und Gottes wort ist nicht wie ein ander lose geschwetz, wie von Dietrich von Bern sondern wie S. Paulus [Röm. 1, 16] Rom. 1. sagt ‘eine krafft Gottes’, ja freilich eine krafft Gottes, die dem Teuffel das gebrante leid anthut und uns aus der massen sterckt, troest und hilfft.  
Und was sol ich viel sagen? Wo ich allen nutz und frucht solt erzelen, so Gottes wort wirckt, wo wolt ich papyr und zeit gnug nemen? Den Teuffel heist man tausentkuenstiger, wie wil man aber Gottes wort heissen, das solchen tausentkuenstiger mit aller seiner kunst und macht veriagt und zu nichte macht? Es mus freylich mehr denn hundert tausentkuenstiger sein. Und wir solten solche macht, nutz, krafft und frucht so leichtfertiglich verachten, sonderlich die wir pfarher und prediger sein woellen? so solt man uns doch nicht allein nicht zu fressen geben sondern auch mit hunden aushetzen und mit lungen auswerffen, weil wir des alles nicht allein teglich beduerffen wie des teglichen brods sondern auch teglich haben muessen widder das teglich und unruegig anfechten und lauren des tausentkuenstigen Teuffels.

Und ob solchs nicht gnug were zur vermanung den Catechismon teglich zu lesen, so solt doch uns allein gnugsam zwingen Gottes gebot, welcher [5. Mose 6, 7. 8] Deutero. 6. ernstlich gebeut,das man solle sein gebot sitzend, gehend, stehend, ligend, auffstehend ymer bedencken und gleich als ein stettigs mal und zeichen fur augen und ynn henden haben. On zweiveln wird er solchs umbsonst [s. 128] nicht also ernstlich heissen und foddern, sondern dieweil er weis unser fahr und not, dazu der Teuffel stettigs und wuetiges sturmen und anfechtung, wil er uns dafuer warnen, ruesten und bewaren als mit gutem harnisch widder yhre feurige pfeile und mit guter ertzney widder yhre gifftige boese geschmeis und eingeben. O welche tolle, unsinnige narren sind wir, das wir unter solchen mechtigen feinden als die Teuffel sind wonen odder herbergen ihe muessen. Und woellen dazu unser waffen und wehre verachten und faul sein die selbigen anzusehen odder dran zugedencken.

Und was thun solche uberdrussige vermessene heiligen, so nicht wollen odder muegen den Catechismon teglich lesen und lernen, denn das sie sich selbs viel gelerter halten denn Gott selbs ist mit allen seinen heiligen Engeln, Propheten, Aposteln und allen Christen? Denn weil sich Gott selbs nicht schemet solchs teglich zu leren, als der nichts bessers wisse zu leren, und ymer solch einerley leret und nichts newes noch anders fur nympt, Und alle heiligen nichts bessers noch anders wissen zu lernen und nicht koennen auslernen, Sind wir denn nicht die aller feinesten gesellen, die wir uns lassen duencken, wenn wirs einmal gelesen und gehoeret haben, das wirs alles koennen und nicht mehr lesen noch lernen duerffen? Und koennen das auff ein stunde auslernen, das Gott selbs nicht kan ausleren, so er doch dran leret von anfang der welt bis zu ende, Und alle propheten sampt allen heiligen dran zu lernen gehabt und noch ymer schueler sind blieben und noch bleiben muessen?

Denn das mus ia sein: Wer die zehen gebot wol und gar kan, das der mus die gantze schrifft koennen, das er koenne ynn allen sachen und fellen raten, helffen, troesten, urteilen, richten beide geistlich und weltlich wesen Und muege sein ein Richter uber alle lere, stende, geister, recht und was ynn der welt sein mag. Und was ist der gantze Psalter denn eitel gedancken und ubunge des ersten gebots? Nu weis ich ia fur war, das solche faule beuche odder vermessene geister nicht einen Psalmen verstehen, schweige denn die gantze heilige schrifft, Und woellen den Catechismon wissen und verachten, welcher der gantzen heiligen schrifft kurtzer auszug und abschrifft ist.

Daruemb bitte ich abermal alle Christen, sonderlich die pfarher und prediger, sie wolten nicht zu fruee Doctores sein und alles wissen sich duencken lassen (Es gehet an duencken und gespannen tuch viel ab), sondern sich teglich wol drinnen uben und ymer treiben, Dazu mit aller sorge und vleis sich fursehen fur dem gifftigen geschmeis solcher sicherheit oder dunckelmeister. Sondern [s. 129] stetig anhalten beide mit lesen, leren, lernen, dencken und tichten, Und nicht ablassen bissolange sie erfaren und gewis werden, das sie den Teuffel tod geleret und gelerter worden sind denn Gott selber ist und alle seine heiligen. Werden sie solchen vleis thun, so wil ich yhn zusagen und sie sollens auch ynne werden, welche frucht sie erlangen werden und wie feine leute Gott aus yhn machen wird, das sie mit der zeit selbs fein bekennen sollen, das yhe lenger und mehr sie den Catechismon treiben, yhe weniger sie davon wissen und yhe mehr dran zu lernen haben. Und wird yhn als den hungerigen und duerstigen denn aller erst recht schmecken, das sie itzt fur grosser fuelle und uberdrus nicht riechen muegen. Da gebe Gott seine gnade zu. Amen.

Zum ersten

Die Zehen gepot Gottes.

Das Erste: DU solt kein andere Goetter haben neben mir.


Das Ander: Du solt den namen Gottes nicht vergeblich fueren.
Das Dritte: Du solt den feyertag heiligen.
Das Vierde: Du solt vater und mutter ehren.
Das Fuenfte: Du solt nicht toeuml;dten.
Das Sechste: Du solt nicht ehebrechen.
Das Siebende: Du solt nicht stelen.
Das Achte: Du solt kein falsch zeugnis reden widder deinen nehisten.
Das Neunde: Du solt nicht begeren deines nehisten haus.
Das Zehend: Du solt nicht begeren seines weibs, knecht,
magd, viech odder was sein ist.
[2. Mose 20, 3. 7 ff.]

Zum andern: die heubtartickel Unsers Glaubens.

Jch gleube an Gott vater allmechtigen, schoepffer hymels und der erden. Und an Jhesum Christum, seinen einigen son, unsern Herrn, der empfangen ist von dem heilihen geist, geporen aus Maria der Jungkfrawen, gelidden hat unter Pontio Pilato, gecreutzigt, gestorben und begraben ist, Niddergefaren zur helle, am dritten tage widder aufferstanden von todten, Auffgefaren gen hymel, sitzend zur rechten hand Gottes, des allmechtigen vaters, und von dannen zukunfftig zu richten die lebendigen und todten.

Jch gleube an den heiligen geist, Eine heilige Christliche kirche, gemeinschafft der heiligen, Vergebunge der sunden, Aufferstehung des fleischs, Vnd ein ewigs leben. Amen.


[s. 131]

Zum dritten: das gebete odder Vater unser, so Christus gelert hat.

[Matth. 6, 9 ff.; Luk. 11, 2 ff.] Vater unser der du bist ym himel, Geheiliget werde dein name, Zukome dein reich, Dein wille geschehe als ym himel auch auff erden, Unser teglich brod gib uns heute, Und verlasse uns unsere schuld als wir verlassen unsern schueldigern, Und fuere uns nicht yn versuchung, Sondern erloese uns vom ubel. Amen.

DAs sind die noetigsten stuecke, die man zum ersten lernen mus von wort zu wort verzelen, Und soll die kinder dazu gewehnen teglich, wenn sie des morgens auffstehen, zu tisch gehen und sich abends schlaffen legen, das sie es muessen auffsagen, und yhn nicht essen noch zu trincken geben, sie hettens denn gesagt. Desgleichen ist auch ein yglicher hausvater schuldig mit dem gesind, knecht und megden zu halten, das er sie nicht bey sich halte, wo sie es nicht koennen odder lernen woellen. Denn es ist mit nichte zuleiden, das ein mensch so rohe und wilde sey und solches nicht lerne, weil ynn diesen dreyen stuecken kuertzlich, groeblich und auffs einfeltigste verfasset ist alles, was wir ynn der schrifft haben. Denn die lieben veter odder Apostel (wer sie gewesen sind) haben also ynn eine Summa gestellet, was der Christen lere, leben, weisheit und kunst sey, wo von sie reden und handlen und wo mit sie umbgehen.

Wenn nu diese drey stuck gefasset sind, gehoeret sich auch, das man wisse zusagen von unsern Sacramenten (so Christus selbs eingesetzt hat) der Tauffe und des heiligen leibs und bluts Christi, Als nemlich den Text, so Mattheus und Marcus schreiben am end yhres Euangelions, wie Christus seinen Juengern die letze gabe und sie abfertiget.

Von der Tauffe.


[s. 132]

SOviel ist gnug einem einfeltigen aus der schrifft von der Tauffe zu wissen, Desgleichen auch vom andern Sacrament mit kurtzen einfeltigen worten, Als nemlich den Text Sanct Pauli.

Vom Sacrament. [abendmal]

[1. Kor. 11, 23 ff.] Unser Herre Thesus Christus ynn der nacht, als er verraten ward, nam das brod, danckt und brachs und gabs seinen Juengern und sprach: ‘Nemet hin und esset, Das ist mein leib der fur euch gegeben wird. Solchs thuet zu meinem gedechtnis.’  


Desselben gleichen auch den kilch nach dem abendmal und sprach: ‘Dieser kilch ist ein newes Testament ynn meinem blut, das fur euch vergossen wird zu vergebung der sunden. Solchs thut, so offt yhr trinckt, zu meinem gedechtnis.’

Also hette man uberal fuenff stueck der gantzen Christlichen lere, die man ymerdar treiben sol und von wort zu wort fodern und verhoeren. Denn verlasse dich nicht drauff, das das iunge volck alleine aus der predigt lerne und behalte. Wenn man nu solche stuecke wol weys, so kan man darnach auch etliche Psalmen odder gesenge so darauff gemacht sind furlegen zur zugabe und stercke des selbigen und also die iugent ynn die schrifft bringen und teglich weiter faren.

Es sol aber nicht an dem gnug sein, das mans alleine den worten nach fasse und verzelen kuende, sondern lasse das iunge volck auch zur predigt gehen sonderlich auff die zeit so zu dem Catechismo geordnet, das sie es hoeren auslegen und verstehen lernen was ein yglich stueck ynn sich habe, Also das sie es auch koennen auffsagen wie sie es gehört haben und fein richtig antworten wenn man sie fraget, auff das es nicht on nutz und frucht gepredigt werde. Denn daruemb thuen wir den vleis den Catechismum offt furzupredigen, das man solchs yn die iugent blewe, nicht hoch noch scharff sondern kurtze und auffs einfeltigst, auff das es yhn wol eingehe und ym gedechtnis bleibe. Derhalben wollen wir nu die angezeigten stuecke nach einander fur uns nemen und auffs deutlichst davon reden, soviel not ist.

[Die zehn Gebote]

Das erste Gepot.
[s. 132]

DU solt nicht andere Gotter haben.


Das ist, du solt mich alleine fur deinen Gott halten. Was ist das gesagt und wie verstehet mans? Was heist ein Gott haben oder was ist [s. 133] [Ein Gott haben.] Gott? Antwort: Ein Gott heisset das, dazu man sich versehen sol alles guten und zuflucht haben ynn allen noeten. Also das ein Gott haben nichts anders ist denn yhm von hertzen trawen und gleuben, wie ich offt gesagt habe, das alleine das trawen und gleuben des hertzens machet beide Gott und abeGott. [Glaube und trawen machet ein Gott.] Jst der glaube und vertrawen recht, so ist auch dein Gott recht, und wideruemb wo das vertrawen falsch und unrecht ist, da ist auch der rechte Gott nicht. Denn die zwey gehoeren zuhauffe, glaube und Gott. Worauff du nu (sage ich) dein hertz hengest und verlessest, das ist eygentlich dein Gott.

Daruemb ist nu die meinung dieses gepots, das es foddert rechten glauben und zuversicht des hertzens, welche den rechten einigen Gott treffe und an yhm alleine hange. Und wil soviel gesagt haben: Sihe zu und lasse mich alleine deinen Gott sein und suche yhe keinen andern, Das ist, was dir manglet an gutem des versihe dich zu mir und suche es bey mir, Und wo du unglueck und not leidest kreuch und halte dich zu mir, JCH, ich wil dir gnug geben und aus aller not helffen, Las nur dein hertz an keinem andern hangen noch rugen.

Das mus ich ein wenig grob ausstreichen, das mans verstehe und mercke bey gemeinen Exempeln des widderspiels. Es ist mancher der meinet, er habe Gott und alles gnug, wenn er gelt und gut hat, verlest und bruuestet sich drauff so steiff und sicher, das er auff niemand nichts gibt. Sihe dieser hat auch einen Gott, der [Mammon zum Gott haben.] heisset Mammon, das ist gelt und gut, darauff er alle sein hertz setzet, welchs auch der aller gemeynest Abgott ist auff erden. Wer gelt und gut hat, der weys sich sicher, ist froelich und unerschrocken, als sitze er mitten ym Paradis, Und widderuemb wer keins hat, der zweyvelt und verzagt, als wisse er von keinem Got. Denn man wird yhr gar wenig finden, die guts muts seyen, nicht trawren noch klagen, wenn sie den Mammon nicht haben, Es klebt und hengt der natur an bis ynn die gruben.

Also auch wer darauff trawet und trotzet, das er grosse kunst, klugheit, gewalt, gunst, [s. 134] freundschafft und ehre hat, Der hat auch einen Gott, aber nicht diesen rechten einigen Gott. Das sihestu abermal dabey, wie vermessen, sicher und stoltz man ist auff solche guter und wie verzagt, wenn sie nicht furhanden odder entzogen werden. Daruemb sage ich abermal, das die rechte auslegung dieses stuecks sey, das ein Gott haben heisset etwas haben, darauff das hertz gentzlich trawet.

Jtem Sihe, was wir bisher getrieben und gethan haben ynn der blindheit [Abgoeterey mit den heiligen.] unter dem Bapstumb: Wenn ymand ein zaan wehe thete, der fastet und feyret Sanct Appollonia; Fuerchtet er sich fur feurs not, so machet er Sanct Lorentz zum nothelffer; Furchtet er sich fur pestilentz, so gelobt er sich zu Sanct Sebastian odder Rochio, und des greuels unzelich viel mehr, da ein yglicher seinen heiligen welet, anbetet und anruffet ynn noeten zuhelffen. Daher gehoeren auch, die es gar zu grob treiben und mit dem Teuffel ein bund machen, das er yhn gelt gnug gebe odder zur bulschafft helffe, yhr viech beware, verloren gut widderschaffe etc., Als die zeuberer und schwartzkuenstige. Denn diese alle setzen yhr hertz und vertrawen anders wo denn auff den warhafftigen Gott, versehen sich kein guts zu yhm, suchens auch nicht bey yhm.

Also verstehestu nu leichtlich was und wieviel dis gepot foddert, nemlich [Gott wil das hertz allein haben.] das gantze hertz des menschen und alle zuversicht auff Gott allein und niemand anders. Denn Gott zuhaben kanstu wol abnemen, das man yhn nicht mit fingern ergreiffen und fassen noch ynn beutel stecken odder ynn kasten schliessen kan. Das heisset yhn aber gefasset, wenn yhn das hertz ergreiffet und an yhm hanget, Mit dem hertzen aber an yhm hangen ist nichts anders denn sich gentzlich auff yhn verlassen. Daruemb wil er uns von allem andern abwenden das ausser yhm ist und zu sich ziehen, weil er das einige ewige gut ist. Als solt er sagen: Was du zuvor bey den heiligen gesucht odder auff den Mammon und sonst vertrawet hast, das versihe dich alles zu mir und halte mich fur den, der dir helffen und mit allem guten reichlich uberschutten wil.

Sihe da hastu nu, was die rechte ehre und Gottes dienst ist, so Gott [Rechter Gottes dienst.] gefellet, welchen er auch gepeut bey ewigem zorn, Nemlich das das hertz kein andern trost noch zuversicht wisse denn zu yhm, lasse sich auch nicht davon reissen, sondern darueber wage und hyndan setze alles was auff erden ist. Dagegen wirstu leichtlich sehen und urteylen, wie die welt eitel falschen Gottes dienst und abgoetterey treibt. Denn es ist nye kein volck so rauchlos gewesen, das nicht einen Gottes dienst auffgerichtet und gehalten habe. Da hat yderman zum sonderlichen Gott auffgeworffen, dazu er sich guts, huelffe und trost versehen hat.

[s. 135] Als nemlich die Heiden, so yhr datum auff gewalt und hyrschafft [Der heiden abgoeterey.] stelleten, wurffen yhren Juppiter zum hoehisten Gott auff, die andern so nach reichtumb, glueck odder nach lust und guten tagen stunden, Herculem, Mercurium, Venerem odder andere, die schwangere frawen Dianam odder Lucinam und so fort, machet yhm yderman zum Gott, dazu yhn sein hertz trug. Also das eigentlich auch nach aller Heyden meinung ein Gott haben heisset trawen und gleuben, Aber daran feylet es, das yhr trawen falsch und unrecht ist, denn es ist nicht auff den einigen Gott gestellet, ausser welchem warhafftig kein Gott ist ynn hymel noch auff erden. Daruemb die Heiden eigentlich yhren eigen erdichten duenckel und trawm von Gott zum Abgott [Abgoetterey ist eigen duenckel des hertzens.] machen und sich auff eitel nichts verlassen. Also ist es umb alle Abgoetterey gethan, denn sie stehet nicht allein daryn, das man ein bild auffrichtet und anbetet, sondern furnemlich ym hertzen, welchs anders wo hin gaffet, huelffe und trost suchet bey den creaturn, heiligen odder Teuffeln und sich Gottes nicht annympt noch soviel guts zu yhm versihet, das er wolle helffen, gleubet auch nicht, das von Got kome was yhm guts widderferet.

Darueber ist auch ein falscher Gottes dienst und die hohiste abgoetterey, so wir bisher getrieben haben und noch ynn de welt regieret, darauff auch alle geistliche stende gegruendet sind, welche allein das gewissen betrifft, das [Abgoetterey der Werckheiligen.] da huelffe, trost und selickeit suchet ynn eigenen wercken, vermisset sich Gott den himel abe zu zwingen und rechnet, wie viel es gestifftet, gefastet, Messe gehalten hat etc., Verlesset sich und pochet darauff, als wolle es nichts von yhm geschenckt nemen sondern selbs erwerben oder uberfluessig verdienen, gerade als muste er uns zu dienst stehen und unser schuldner, wir aber seine lehenherrn sein. Was ist das anders, denn aus Gott einen goetzen, ia einen apfelgott gemachet und sich selbs fur Gott gehalten und auffgeworffen? Aber das ist ein wenig zu scharff, gehoeret nicht fuer die iungen schueler.


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