Überregionale Artikel der Vdk-zeitung, Ausgabe November 2017



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Überregionale Artikel der VdK-Zeitung, Ausgabe November 2017
Die Artikelüberschriften sind jeweils mit drei Sternchen *** kenntlich gemacht.

*** Eine gute Sozialpolitik nutzt allen

Kurswechsel jetzt! Sozialverband VdK stellt Forderungen für den Koalitionsvertrag auf

Der Wahlkampf ist vorüber. Nun wird der Kurs für die Bundespolitik der nächsten Jahre festgelegt. Der Sozialverband VdK fordert, soziale Themen in den Mittelpunkt des neuen Koalitionsvertrags zu stellen.

„Soziale Sicherheit ist den Menschen ein großes Anliegen. Doch das Vertrauen in die Zuverlässigkeit unserer sozialen Sicherungssysteme steht aus unserer Sicht auf der Kippe. Deshalb muss es für die berechtigten Sorgen um Rente, Pflege, Gesundheit, Arbeit und Armut tragfähige Lösungen geben. Hier haben die künftigen Koalitionspartner eine sehr große Verantwortung“, erklärt VdK-Präsidentin

Ulrike Mascher, die für mehr als

1,8 Millionen Mitglieder spricht. Die bei der VdK-Aktion zur Bundestagswahl „Soziale Spaltung stoppen!“ formulierten Forderungen sollten unbedingt in den Koalitionsvertrag aufgenommen werden.

Ein zentrales Anliegen ist die vollständige Angleichung der Mütterrenten, sodass unabhängig vom Geburtsjahr der Kinder drei Entgeltpunkte für die Rente angerechnet werden. Gleichzeitig muss es für Leistungen der Mütterrente für Grundsicherungsbezieher einen Freibetrag von 200 Euro geben, damit diese Verbesserung bei den bedürftigen alten Frauen wirklich ankommt.

Das Rentenniveau muss stabilisiert und auf 50 Prozent angehoben werden. Dazu müssen die Kürzungsfaktoren wegfallen, damit Renten und Löhne wieder parallel steigen. Sonst laufen alle Verbesserungen der Rentenpolitik letztlich ins Leere. Um der großen Armutsgefährdung von Erwerbsminderungsrentnern entgegenzuwirken, müssen die Rentenabschläge von 10,8 Prozent gestrichen werden – für Neu- und Bestandsrentner.

Der Bau von bezahlbaren und barrierefreien Wohnungen muss hohe Priorität haben. Vielen Menschen bleibt nach Abzug der Mietkosten kaum noch der Grundsicherungsbetrag zum Leben. Viele Wohnimmobilien sind zudem veraltet und für die Bedürfnisse von älteren oder mobilitätseingeschränkten Personen ungeeignet.

Pflege darf kein Armutsrisiko sein – auch nicht für die Angehörigen: Wenn durch den Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung Kosten entstehen, die das Einkommen des Pflegebedürftigen übersteigen, darf es bei der Hilfe zur Pflege keinen Rückgriff auf das Einkommen der Kinder geben. Hier muss analog zur Grundsicherung im Alter eine Freibetragsgrenze von 100 000 Euro im Jahr eingeführt werden.

Von der Gesundheitspolitik erwartet der VdK eine Entlastung der Versicherten. Insbesondere müssen Zuzahlungen und Zusatzbeiträge abgeschafft und die gesetzliche Krankenversicherung wieder solidarisch finanziert werden.

Die wichtigste Absicherung gegen Existenzsorgen und Altersarmut ist ein gutes Einkommen. Die Bundesregierung muss die Voraussetzungen für einen fairen Arbeitsmarkt schaffen, damit jeder von seiner Arbeit und später auch von seiner Rente leben kann.

Dr. Bettina Schubarth


*** Weg mit den Barrieren!

Auch private Dienstleister sollen zur Inklusion verpflichtet werden

Es ist höchste Zeit für ein barrierefreies Deutschland. Um dieses Ziel zu erreichen, sind alle gefordert. Auch private Anbieter von Produkten und Dienstleistungen müssen deshalb endlich zur Barrierefreiheit verpflichtet werden, lautet eine aktuelle Forderung der Behindertenbeauftragten des Bundes und der Länder.

Der Sozialverband VdK Deutschland sieht sich damit auf ganzer Linie bestätigt. Seit Anfang 2016 macht die bundesweite VdK-Kampagne „Weg mit den Barrieren!“ auf Missstände aufmerksam: Stufen zu Arztpraxen und Restaurants, TV-Sendungen ohne Untertitel und Gebärdensprache, nicht barrierefreie Automaten in Banken und an Bahnhöfen. Rund 2000 Barrieren wurden dem VdK seit dem Start der Kampagne Anfang 2016 gemeldet, darunter auch viele aus dem privatwirtschaftlichen Bereich. „Das zeigt, dass wir von einer inklusiven Gesellschaft noch weit entfernt sind“, so VdK-Präsidentin Ulrike Mascher.

Während Behörden und Verwaltungen zur Barrierefreiheit gesetzlich verpflichtet sind, ist die Privatwirtschaft davon ausgenommen – in der Hoffnung, dass Unternehmen von sich aus Barrieren abbauen und keine neuen schaffen. „Das Prinzip Freiwilligkeit funktioniert hier aber nicht“, so die VdK-Präsidentin. Es brauche einheitliche Vorgaben, verbindliche Fristen und ein Investitionsprogramm des Bundes von 800 Millionen Euro im Jahr.

Davon würden nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern auch Ältere, Eltern, Kinder sowie alle, die zeitweise in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, profitieren. Barrierefreiheit ist eine wesentliche Voraussetzung, damit alle Menschen gleichberechtigt am Leben teilhaben können. Ines Klut

*** Kommentar: Mitmenschlichkeit zählt

Die Bundestagswahl hat die Zusammensetzung des deutschen Parlaments verändert. Als drittstärkste Kraft stellt die AfD 92 der insgesamt 709 Abgeordneten. Trotz dieses Wahlerfolgs bleibt der Sozialverband VdK bei seiner grundsätzlichen Haltung: Wir distanzieren uns von einer Partei, die offen minderheitenfeindliche Positionen vertritt.

Die Analyse, warum 12,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler der AfD ihre Stimme gegeben haben, dauert in den bislang etablierten Parteien noch an. Mir ist wichtig zu betonen, dass mehr als 87 Prozent anderen Parteien ihre Stimme gegeben haben: die überwältigende Mehrheit. Auf die sollten wir setzen.

Der Sozialverband VdK warnt im Hinblick auf die anstehenden Koalitionsverhandlungen vor einem Anbiederungskurs an rechte Themen. Die Verluste der bisherigen Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD sind auch auf das Ausklammern sozialer Themen im Wahlkampf zurückzuführen. Das haben Politikerinnen und Politiker dieser Parteien selbst-

kritisch zugegeben. Existenzielle Sorgen der Menschen wie die Absicherung im Alter, bei Pflegebedürftigkeit oder Krankheit wurden vernachlässigt. Zum Wohle aller muss im Koalitionsvertrag das Soziale in den Mittelpunkt rücken.

Der VdK tritt weiter entschieden der Meinung entgegen, dass die in den vergangenen Jahren nach Deutschland geflohenen Menschen für die soziale Schieflage im Land verantwortlich sind. Diese Behauptung ist schlichtweg falsch. Niemandem – keiner Rentnerin, keinem Arbeitslosen, keiner Alleinerziehenden und keinem Kranken – wurde „wegen der Flüchtlinge“ ein Cent weggenommen. Doch leider wurde immer wieder die Not der sozial Benachteiligten im Land gegen das Leid der Geflohenen ausgespielt. Die AfD hat sich letztlich nur mit diesem einen Thema profiliert und von der Angst profitiert, die sie selbst geschürt hat. Eine tragfähige Sozialpolitik kann aus einer solchen Haltung nicht entstehen.

Gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schaffen, ist eine der wichtigsten Aufgaben des Sozialverbands VdK. Wir stehen für soziale Gerechtigkeit und sind gegen soziale Spaltung. Toleranz, Mitmenschlichkeit, Respekt und Solidarität sind die zentralen Werte unseres großen Sozialverbands. Mit dieser Grundhaltung trennen wir uns deutlich von Positionen, wie die AfD sie vertritt. Ulrike Mascher, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland

*** Ein Job reicht vielen nicht zum Leben

Über drei Millionen Menschen haben mehrere Beschäftigungsverhältnisse

Miet- und Stromkosten steigen, das Leben wird immer teurer. Deshalb kommen viele Menschen nicht mehr mit einem Job über die Runden. Laut Bundesagentur für Arbeit nahm die Zahl der Mehrfachbeschäftigten binnen zehn Jahren nahezu kontinuierlich um rund eine Million auf 3,2 Millionen zu.

Der Sozialverband VdK sieht in dieser Entwicklung ein trauriges, aber eindeutiges Zeichen. „Es ist beschämend, dass in einem reichen Land wie Deutschland trotz des wachsenden Wohlstands und der Erfolgszahlen der Wirtschaft viele Menschen arm sind, obwohl sie arbeiten“, kritisiert Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland. Aus Einkommensarmut werde später Altersarmut. Wenn die Politik nicht endlich gegensteuere, dann seien viele dieser Beschäftigten die armen Rentner von morgen. Aus Sicht des VdK ist es nötig, eine Reihe von Maßnahmen umzusetzen, um die in der Erwerbsphase liegenden Ursachen von Altersarmut zu bekämpfen. Dazu gehört die Anhebung des Mindestlohns auf mindestens 12 Euro. „Das ist ein wichtiger Schritt, damit Erwerbstätige eine armutsfeste Rente erwirtschaften können“, sagt die VdK-Präsidentin. Zudem müssen prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Minijobs eingedämmt werden.

Bei den meisten Mehrfachjobbern handelt es sich um Personen, die gleichzeitig einer sozialversicherungspflichtigen und einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen. Ihre Anzahl lag im März dieses Jahres bei fast 2,7 Millionen Beschäftigten. Mehr als 310 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte haben mindestens einen weiteren solchen Job. Und viele Arbeitnehmer arbeiten sogar ausschließlich in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Das betraf über 260 000 Menschen. Viele Mehrfachjobber gibt es im Süden. In Baden-Württemberg haben 10,7 Prozent aller Beschäftigten mindestens zwei Jobs, in Bayern 10,3 Prozent.

Generell arbeitet jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland in einem atypischen Arbeitsverhältnis. Gemeint sind damit befristete oder Teilzeitjobs, geringfügige Beschäftigung und Zeitarbeit. Besonders viele Frauen müssen so ihren Lebensunterhalt bestreiten und erhalten später nur eine kleine Rente. „Die Angst vor Altersarmut treibt viele um“, sagt Ulrike Mascher. Dies sei nicht unbegründet. Mehr als 530 000 Senioren leben in Deutschland am Existenzminimum – viele von ihnen müssen trotz Alter und Krankheit noch arbeiten. Ines Klut

*** Armin Lang feiert 70. Geburtstag

Am 21. November wird Armin Lang, der Vorsitzende des VdK-Bundesausschusses und Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Saarland, 70 Jahre alt.

Das Präsidium des VdK Deutschland gratuliert herzlich und dankt ihm für sein großes ehrenamtliches Engagement. Ob Pflege, Rente, Krankenversicherung oder Schwerbehinderung: Der gebürtige St. Wendeler verfügt über ein umfangreiches Wissen.

Nach dem Studium der Sozialarbeit/Sozialpädagogik war er als Geschäftsführer unter anderem für das Diakonische Werk an der Saar tätig. Später leitete er die Landesvertretungen Saarland und Rheinland-Pfalz des Verbands der Ersatzkassen (vdek). Lang war über 20 Jahre für die SPD Mitglied im saarländischen Landtag, im Vorstand des Landkreistags und bis 2015 auch Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG). Armin Lang hat maßgeblich an den Forderungen des Sozialverbands VdK Deutschland für eine gerechte Gesundheits- und Pflegepolitik mitgewirkt. Er ist überzeugt, dass Verbesserungen möglich sind. Sein Credo: Nicht als Einzelkämpfer, sondern als Gemeinschaft sind wir stark. sko

*** Bundeskonferenz der Frauenvertreterinnen

Katharina Batz zur Kandidatin für das Amt der neuen Vizepräsidentin im VdK-Präsidium gewählt

Mehr als 40 Prozent des mittlerweile 1,8 Millionen Mitglieder zählenden Sozialverbands VdK sind weiblich. Die Frauenvertreterinnen der VdK-Landesverbände trafen sich vor kurzem turnusgemäß zur Jahrestagung, die dieses Mal in Frankfurt am Main stattfand. Neben einem anspruchsvollen inhaltlichen Programm sowie dem wichtigen Erfahrungsaustausch stand die Vorbereitung des 18. Ordentlichen VdK-Bundesverbandstags im Mai 2018 auf der Tagesordnung.

Die Vorsitzende der Bundesfrauenkonferenz und Vizepräsidentin des VdK Deutschland, Carin E. Hinsinger, begrüßte auch VdK-Präsidentin Ulrike Mascher, die zur aktuellen Sozialpolitik nach der Bundestagswahl und den damit verbundenen Herausforderungen Stellung nahm. Der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann, ging in seinem Grußwort auf die positive Mitgliederentwicklung des Landesverbands ein, die aber zugleich auch zeige, dass die soziale Not größer werde.

Kandidatin bestimmt

Ganz oben auf der Tagesordnung stand die Beratung über die Kandidatinnen für das Präsidium sowie für die Gremien des nächsten

Bundesverbandtags des Sozialverbands VdK Deutschland. Mit großer Mehrheit wählten die Frauen

Katharina Batz aus Nordrhein-Westfalen zur Kandidatin für das Amt der Vorsitzenden der Bundesfrauenkonferenz und Vizepräsidentin des VdK Deutschland. Batz ist stellvertretende Landesvorsitzende des VdK NRW. Sie wird sich als Nachfolgerin von Carin E. Hinsinger vom Sozialverband VdK Baden-Württemberg, die nicht wieder kandidiert, auf dem VdK-Bundesverbandstag 2018 zur Wahl stellen.

Inhaltlich zur Diskussion stand unter anderem der siebte Altenbericht der Bundesregierung. Dazu informierte Dr. Frank Berner vom Deutschen Zentrum für Altersfragen. Auf die Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten des VdK in der sozialen Daseinsvorsorge in Kommune und Quartier ging Alissa Schreiber vom VdK NRW ein. Gerade den Kommunen kommt eine Schlüsselrolle für die Versorgung und die Lebensqualität älterer Menschen zu. „Eine nachhaltige Seniorenpolitik muss endlich zur Pflichtaufgabe auf Bundes-, Landes- und vor allem auf kommunaler Ebene werden“, erklärte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher. „Ein Leitgesetz zur Stärkung einer Politik für ältere Menschen, wie es etwa die Kommission zum siebten Altenbericht fordert, kann hier Abhilfe schaffen“, sagte Mascher auf der Bundesfrauenkonferenz.

Zum Thema Gesundheit referierten die Vorsitzende Carin E. Hinsinger und Prof. Dr. Jürgen Schäfer vom Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen von der Universitätsklinik Gießen-Marburg. Sabine Kohls

*** Familie, Freunde und Gesundheit

Für VdK-Mitglieder sind zwischenmenschliche Beziehungen am wichtigsten, um glücklich zu sein

Glück ist die schönste Sache der Welt. Schon immer wollten die Menschen wissen, wie sie dieses Gefühl bewahren und verstärken können. Macht, Reichtum, Ruhm und Schönheit sind für viele erstrebenswert, aber sie bereiten keine echte Freude. Es sind ganz andere Dinge, die die Sorgen vertreiben und uns ein Hochgefühl bescheren.

Was ist das Rezept für ein glückliches Leben? Diese Frage beschäftigt US-Forscher der Harvard Universität bereits seit fast 80 Jahren. In der „Grant Study“ begleiten sie 268 Harvard-Absolventen der Jahrgänge 1939 bis 1945. Parallel dazu läuft die „Glueck Study“. Sie erfasst die Daten von 456 Männern, die als Kinder in ärmeren Vierteln von Boston aufgewachsen waren.

Wichtigste Erkenntnis der Studie: Es sind die sozialen Beziehungen, die die Menschen glücklich machen. Dabei kommt es nicht auf die Anzahl der Freunde an, sondern auf die Qualität der Beziehungen. Selbst wenn man seine engen Freunde nur ein paar Mal im Jahr sieht, macht das glücklicher, als wenn man oberflächliche Bekanntschaften pflegt. Insbesondere die Partnerschaft ist der Schlüssel zum Glück. In all diesen Beziehungen kann es durchaus mal zu Konflikten kommen. Wichtig ist das Gefühl, dass man sich trotz aller Verschiedenheit immer auf den anderen verlassen kann.

Gute Beziehungen machen nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder. Die Befragten der Studie, die ein erfülltes Familienleben hatten und harmonische Freundschaften pflegten, lebten länger und klagten seltener über gesundheitliche Beschwerden. Menschen, die sich einsam fühlten, wurden im Alter öfter krank, und auch die Gehirnleistung ließ eher nach.

Gesundheit ist ein wichtiger Faktor, der entscheidend zum Glücklichsein beiträgt. In einer deutschlandweiten Umfrage von 2016 liegt sie gleichauf mit sozialen Beziehungen. Für 91 Prozent der Befragten ist das körperliche Wohlbefinden neben einer intakten Familie und Partnerschaft am wichtigsten. Als weitere Glücksfaktoren wurden Frieden, Harmonie, ein guter Arbeitsplatz und keine Geldsorgen genannt.

Liebe und Loyalität

Für die VdK-Mitglieder stehen Familie, Freunde und Gesundheit an erster Stelle. So auch für Heike Grün-Kanz aus dem hessischen Alsbach-Hähnlein. Sie hat nach einer Unterschenkel-Amputation mithilfe des Sozialverbands VdK Erwerbsminderungsrente beantragt. Nun ist Grün-Kanz in Rente und kommt, wie sie schreibt, langsam zur Ruhe. „Glück bedeutet für mich, mit einer liebenden Hand einzuschlafen und die Liebe, Loyalität und die Kraft des Partners zu spüren, ohne die ich die letzten Monate, die schwersten meines Lebens, schon längst aufgegeben hätte“, schreibt sie.

Es ist noch nicht lange her, dass Monika Schurig aus Dresden in Sachsen ihr Lebensglück gefunden hat. Im Sommer hat sie geheiratet. „Durch meine Schmerzen bin ich ganz schön eingeschränkt, aber mein Mann steht mir immer bei“, berichtet sie. „Glück bedeutet für mich auch, wenn wir mit unserem kleinen Sonnenschein (22 Monate) zusammen sein dürfen, und Glück ist auch, wenn ich anderen Menschen noch helfen kann.“

Nach einem Schicksalsschlag wissen viele Menschen den Zusammenhalt in der Familie noch mehr zu schätzen. So auch Tanja K. und ihr Mann aus Friedrichsthal im Saarland. Für sie bedeutet Glück, „trotz chronischer Erkrankung meines Mannes und der damit verbundenen Einschränkungen, dem Verzicht der Kinder auf spontane Aktivitäten mit ihrem Papa einfach mittags zusammen in der Sonne zu sitzen, die Wärme zu genießen und unseren Garten zu bestaunen – Zeit, die wir ohne die Erkrankung nicht miteinander hätten“.

Jeden Tag genießen

Stephan Franke aus dem niedersächsischen Wilhelmshaven ist an Multipler Sklerose erkrankt. Mithilfe des VdK hat er Erwerbsminderungsrente beantragt. Er ist zwar oft müde und nicht mehr so belastbar, dennoch genießt er es, wenn er körperlich aktiv sein kann. „Ich fahre jeden Tag mindestens eine halbe Stunde mit dem Fahrrad“, schreibt er. „Wir sollten die Zeit nutzen, die uns geschenkt wurde. Ich habe eine wunderbare Frau und einen wunderbaren Sohn. Es ist herrlich, mit ihnen zusammen sein zu dürfen.“ Man dürfe der Krankheit nicht zu viel Raum im Leben geben, auch wenn dies manchmal schwer falle.

Christa Wilsch aus Neuburg in Bayern freut sich, wenn alle in der Familie und im Umfeld gesund sind. Und für Doris Häfner aus Hanau in Hessen bedeutet Glück nach dem Tod ihres Ehemanns, „trotz allem Verlust nicht ganz alleine zu sein“.

Manchmal fehlt etwas

Manchmal ist Glück aber auch etwas, das man im Moment nicht erreichen kann. Wie bei Petra May aus Kitzingen. Sie ist mit 58 Jahren arbeitslos geworden und sucht nun eine neue Vollzeitstelle. „Nach einem Leben voll Arbeit bin ich noch nicht so weit, nächstes Jahr Hartz IV zu beantragen“, schreibt sie.

Auch für Susanne Magnus aus Mittelkirchen in Niedersachsen liegt das Glück in der Zukunft. Sie wurde mehrfach operiert und kann sich derzeit nur über eine Magensonde ernähren. „Mein Glück wäre, wenn ich wieder normal essen und somit am Leben der anderen teilhaben könnte“, so Magnus.

Für Brigitte Brzeski aus Voerde in Nordrhein-Westfalen hat das Glück viele Seiten. Sie schätzt sowohl die kleinen als auch die großen Dinge. Vor allem freut sie sich, „dass wir tolle Freunde haben, die auch in der jetzigen schwierigen Situation für uns da sind“. Brzeski pflegt ihren kranken Mann und erhält dabei viel Unterstützung aus ihrem Umfeld. „Bei allem Unschönen gibt mir das Leben auch etwas Positives zurück.“

Auch ein ehrenamtliches Engagement kann große Freude bereiten. Davon berichtet Günter Blöchinger, Vorsitzender des bayerischen VdK-Ortsverbands Himmelstadt: „Glücklich fühle ich mich, wenn die Teilnehmer nach einer Veranstaltung sagen: ,Heute war ein schöner Tag.‘ Oder wenn mich der Sohn eines 81-jährigen Mitglieds auf der Straße anspricht und sagt, ,Unser Vater war ganz begeistert von eurem Ausflug‘.“ Annette Liebmann

*** „Der Sozialverband VdK ist eine Quelle des Glücks“

Das Ehrenamt spielt für Glücksforscher Professor Dr. Karlheinz Ruckriegel eine wichtige Rolle für ein erfülltes Leben

Es ist meist kein Zufall, wie man sich fühlt. Bereits Johann Wolfgang von Goethe wusste, dass Glück auch mit der eigenen inneren Einstellung zu tun hat. Die VdK-Zeitung sprach mit dem Glücksforscher Professor Dr. Karlheinz Ruckriegel.

Lässt sich Glück erlernen?

Professor Dr. Karlheinz Ruckriegel: Ja! Zu einem glücklichen Leben gehört, dass die positiven Gefühle die negativen überwiegen. Wir wissen aus der Forschung, dass die Menschen schlechte Ereignisse stärker wahrnehmen als gute. Das mag biologisch einen Sinn gehabt haben, als die Menschheit noch ums Überleben kämpfen und lernen musste, wie man Gefahrensituationen überwindet. Heute ist das nicht mehr notwendig.

Was kann man tun, um glücklicher zu werden?

Ruckriegel: Ich empfehle, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Darin trägt man zwei- bis dreimal pro Woche seine positiven Erlebnisse ein. Es braucht ein bisschen Geduld, aber nach einigen Monaten ändern sich die Sichtweise auf das Leben und die Wahrnehmung der Ereignisse. Und wenn man mal einen schlechten Tag erwischt, kann man mithilfe des Tagebuchs diese Sichtweise wieder aktivieren. Es ist nur wenig sinnvoll, sich zu ärgern, weil man mit dem Auto im Stau steht. Besser ist es, man trainiert sich den Ärger ab oder fährt künftig mit dem Zug. Wer glücklich ist, hat ein besseres Immunsystem. Wenn Sie sich ständig aufregen, ist Ihr Leben kurz und unangenehm.

Was trägt noch zu einem erfüllten Leben bei?

Ruckriegel: Wichtig ist es, Ziele zu haben. Diese können ruhig ehrgeizig, sollten aber realistisch sein. Und das Leben braucht einen höheren Sinn. Den hat früher die Religion gestiftet. Mit dem Glaubensverlust sind die Menschen darauf angewiesen, sich selbst einen Sinn zu suchen. Persönliches Wachstum, die Vertiefung und Verbesserung von sozialen Beziehungen und das Mitwirken an der Gesellschaft sind besonders geeignet, um unser Wohlbefinden zu stärken. Für ein gelingendes Leben ist ein Ehrenamt ein ganz wichtiger Faktor. Insofern ist der Sozialverband VdK eine Quelle des Glücks, weil er den Menschen die Möglichkeit gibt, etwas Wertvolles für andere zu tun. Damit ein Ehrenamt zu einer erfüllenden Aufgabe wird, sollte man es rechtzeitig beginnen. Das heißt, bevor ein Schicksalsschlag eintritt, damit es der Person dann auch einen Halt gibt.

Wie soll man mit Zeiten umgehen, in denen es nicht so gut läuft – zum Beispiel bei schwerer Krankheit oder dem Verlust des Partners?

Ruckriegel: Man sollte bereits zuvor tragfähige Strukturen geschaffen haben, damit man nicht in ein tiefes Loch fällt. Das kann zum Beispiel ein Freundeskreis sein, der einen auffängt, oder ein Ehrenamt. Wer sich ganz auf seinen Partner fixiert und zurückgezogen hat, hat es schwer. Trauer braucht ihre Zeit und sollte nicht unterdrückt werden. Doch sie geht eines Tages vorbei, und andere Dinge rücken in den Vordergrund. Wenn das nicht passiert und man merkt, dass man aus dem Tief nicht mehr herauskommt, sollte man sich nicht scheuen und ärztliche sowie psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Wie wichtig ist Geld, um glücklich zu sein?

Ruckriegel: Geld ist wichtig, aber nur im Sinne einer Basisversorgung. Studien aus Japan und den USA haben gezeigt, dass Menschen, die ausreichend zum Leben haben, durch ein höheres Gehalt nicht zufriedener werden. Wer viel Geld zur Verfügung hat, aber nur wenig Zeit, um sich um Familie und Freunde zu kümmern, ist oft unzufrieden. Interview: Annette Liebmann

*** Ein Sozialverband der Generationen

Der VdK macht sich auch für junge Menschen stark – Jüngere Mitglieder bereichern die Gemeinschaft

Modern und jung geblieben: Deutschlands größter Sozialverband kümmert sich nicht nur um die Belange älterer Menschen, er ist ein Verband für alle Generationen. Die Gründe für junge Menschen, sich dem VdK anzuschließen, sind vielfältig: weil sie Hilfe brauchen, weil sie mitgestalten oder sich solidarisch zeigen wollen. Fest steht: In ihnen liegt die Zukunft.

Sie wusste, dass Murat Deniz ein besonderes Kind und sie besonders gefordert sein würde. Als die junge Mutter aus Solingen in Nordrhein-Westfalen dann ihr Baby im Arm hielt, waren ihre Sorgen für einen Moment wie weggeblasen. Doch im nächsten Moment holte Suna Atlikan die Realität wieder ein. Der Junge mit Downsyndrom würde eine Lebertransplantation brauchen. Und zu all den medizinischen Fragen, die diese Diagnose nach sich zog, gesellten sich viele weitere: Welche Anträge müssen gestellt, welche Behördengänge erledigt, welche Förderungen können in Anspruch genommen werden?


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