3. 4. 1. 2. Verbreitung und Verwendung von „halt“
Die Partikel „halt“ ist im Süddeutschland mehr verbreitet als im Norddeutschland. Das heißt natürlich nicht, dass „halt“ im Norden unbekannt wäre. Es wird durchaus auch dort z. B. in Berlin benutz. „Halt“ ist dort aber nicht so verankert wie im Süden und die Konnotationen unterscheiden sich von denen im Süden auch. „Halt“ wird im Süden als „weiche, warme und friedliche“ Variante im Unterschied zur Partikel „eben“ (das als Synonym zum „halt“ gilt) wahrgenommen. „Eben“ wird dagegen im Süden als hart, kalt und aggressiv aufgenommen.127
„ „Halt“, das die Konnotation „persönliche Anteilnahme“ begleitet und das als „Ausdruck der persönlichen Betroffenheit“ angesehen wird, ist gerade in den nicht offiziellen Situationen, in denen vornehmlich die Umgangssprache verwendet wird, gut vorstellbar.“128
Zum Wort „halt“ bestehen zwei unterschiedliche Homonyme:
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„halt“ – (Verb) – Imperativ der 2. Person Singular von halten
Halt endlich den Mund! – Drž už konečně pusu!129
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„Halt“130 – (Substantiv) – als Homonym nur im Singular.
Der Zug fährt ohne Halt. – Vlak jede bez zastávky.
Sie fand in ihm einen festen Halt. – Měla v něm silnou oporu.131
3. 4. 1. 3. Unterschiede und Gemeinsamkeiten von „halt“ und „eben“
Die Abtönungspartikel „halt“ ähnelt der Partikel „eben“ mit ihrer Bedeutung. Aus diesem Grund wird in meiner Arbeit kleine Aufmerksamkeit der Partikel „eben“ gewidmet. Die entsprechenden tschechischen Äquivalente von der Partikel „eben“ werden in dem praktischen Teil dieser Arbeit berücksichtigt.
Nach Nekula132 sind diese zwei Partikeln im sehr engen Zusammenhang. Partikel „halt“ solle als südliche Variante zu der Partikel „eben“ gelten, das eher im Norden vorkommt. Nekula133 versucht mögliche Unterschiede zwischen diesen zwei Partikeln anzudeuten. Er erwähnt gleich drei mögliche Theorien:
-
Regionaler Unterschied- wie oben geschrieben ist „halt“ im Süden häufiger, dagegen „eben“ ist im Norden mehr populär.
-
„Stratifisch unterschiedlich – „halt“ sei für gesprochenes, „eben“ für geschriebenes Deutsch typisch, wobei „halt“ ein saloppes Äquivalent von „einfach“ (umgsp.) darstellt.“ 134
-
Soziolinguistischer Unterschied – also ein schichtenspezifischer Unterschied zwischen „halt“ und „eben“
3. 4. 1. 4. Eben
Partikel „eben“ wird als Synonym im Deutschen zum Wort „halt“ betrachtet. Äquivalente von „eben“ als Abtönungspartikel, die sich in deutschen Wörterbüchern befinden, werden deshalb bei der Untersuchung von funktionellen Äquivalenten des Partikels „halt“ auch berücksichtigt.
Tab3135 Die Äquivalente von „eben“ als Abtönungspartikel
Siebenschein
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FIN
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Lingea Lexicon
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bohužel
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holt
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inu
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-
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-
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prostě
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tak hotl
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tak prostě
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Die Verwendungsweise von Partikel „eben“ ist mannigfacher als bei der Partikel „halt“. Nach Nekula136 kann „eben“ im Unterschied zum „halt“ als Adjektiv (a), Temporaladverb (b) und Fokuspartikel (c) verwendet werden.
-
Eine ebene Fläche. ( Rovná plocha)
Die Landschaft ist völlig eben. (Krajina je naprosto rovná).
-
Er war eben noch hier. (Zrovna tady byl.)
Ich war eben im Dorf. (Já byl právě ve vsi.)
-
Eben diesen Mann habe ich da getroffen.
(Právě/Zrovna tohoto muže jsem jsem tam potkal)
Dort eben habe ich ihn schon lange gesucht.
(Tam jsem ho totiž už dlouho hledal.)
(Tam právě jsem ho už dlouho hledal.)137
3. 4. 1. 5. Verwendungsweise von „halt“ und „eben“138
3. 4. 1. 5. 1. „Halt“ und „eben“ als Satzäquivalent139
Hier werden nur ein paar Beispiele von „eben“ und „halt“ als Satzäquivalente angeführt. „Halt“ und „eben“ als Satzäquivalente sind nicht relevant für die weitere Untersuchung in dieser Arbeit, trotzdem ist es wichtig, auch andere Verwendungsweise von „halt“ und „eben“ zu kennen, damit man fähig wäre, „halt“ als Satzäquivalent und „halt“ als Abtönungspartikel von sich selbst zu unterscheiden.
„Eben“
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A1) Wir wollen doch Freunde bleiben.
B1) Eben! (Du verhältst dich aber so, wie sich ein Freund nicht verhält)
A2) Chceme přece zůstat přáteli.
B2) No právě! (Ale ty se podle toho nechováš.)140
-
Auf Plakaten war eine Kuh zu sehen, die KU-Kuh eben, und sie sprach mit runden Augen: „Huch, mir wird so kritisch!“ (KU bedeutet hier Kritische Universität)
(Na plakátech bylo vidět krávu, totiž krávu z Ká-Ú, která s nevinnýma očima praví: „Uch, mně je kriticky!“)141
„Halt“
Neugierig fragte ich nach dem Vater des Kindes, doch sie schüttelte nur den Kopf. – Es sind zwei. – Was? – Zwillinge, sagte sie, während wir durch das Torhaus gingen, die Eingangshalle aus Malachit.
Und der Vater? beharrte ich. Sie zuckte mit den Schultern. Irgendein Kerl halt.142
3. 4. 1. 5. 2. „Halt“ und „eben“ als Abtönungspartikeln
Als Abtönungspartikeln können „halt“ und „eben“ in Aussagesätzen, Aufforderungssätzen (nach Helbig143), bzw. in Imperativsätzen (nach Nekula144) und in Intonationsfragen vorkommen. Duden Grammatik145 dagegen nimmt an, dass „halt“ nur in Aussagesätzen und in Aufforderungssätzen vorkommt. Sowohl „halt“ als auch „eben“ sind unbetont.
3. 4. 1. 5. 2. 1. In Aussagesätzen
Partikeln „halt“ und „eben“ bestehen nicht nur in einfachen Sätzen (Einzelsatz), sondern auch in abhängigen Sätzen wie z. B. „in dass – Sätzen, in relativen, kausalen, konditionalen, temporalen, lokalen, instrumentalen, modalen und konsekutiven Nebensätzen.“146
Nach Nekula drücken Abtönungspartikeln „halt“ und „eben“ in den Aussagesätzen „die Unabänderlichkeit des geäußerten Sachverhalts147“ aus. Derselben Meinung ist auch Helbig, er fügt noch aber hinzu, dass „ der Sprecher seine Einstellung auf den Hörer übertragen möchte.148“ Nach Duden Grammatik „betont „halt“ die Faktizität.“149
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Sie haben eben Angst gehabt, dachte John.
(Mají prostě/holt strach, pomyslel si John)
Ich habe eben kein Geld.
(Nemám prostě/holt žádné peníze.)
Ivan Klíma hat die ausländische Herausgabe meines Schwarzen Sterns vereitelt. - […] Das ist doch Unsinn! – Er mag mich halt nicht!
Ivan Klíma mi zmařil vydání Černé hvězdy v zahraničí. […] Ale to je nesmysl! – On mě nemá rád, no!
Was suchen die denn? fragte ich Frau Venus. – Die kontrollieren halt, ob das Kanalwasser abfliesst, erläuterte sie mir.
„Copak hledají?“zeptal jsem se paní Venuše. – „Voni přece kontrolujou, jestli se jim nezasral kanál“, vysvětlila mi.150
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Das Spiel ist halt verloren. (Da können wir nichts machen.)
(Ta hra je prostě/holt prohraná)
Autofahren verlangt halt höchste Konzentration.151
(Jízda autem si žádá holt/prostě vysoké soustředění)152
Nekula153 benutzte oben in seinen Beispielen zur Äußerung der Partikeln „eben“ und „halt“ diese tschechischen Äquivalente: „holt“, „prostě“, „přece“, „no“ und „právě“154. Es handelt sich auch um Partikeln, die gleich wie „eben“ und „halt“ unbetont sind. Nekula sogar vergleicht diese tschechischen Partikeln in den Äußerungen mit den zwei deutschen Abtönungspartikeln und schreibt ihnen dieselbe Funktion zu: „durch sie bzw. durch ihre relationale Bedeutung wird die Äußerung in einen bestimmten Wissenskontext eingebunden, in dem das Mitgeteilte als das einzig mögliche und gültige Resultat festgelegt wird, in dem das wörtlich Ausdrücke als etwas Endgültiges und Unabänderliches gilt und Identität von Erwartung und Tatsache zum Ausdruck bringen.“155
Außerdem Herr Nekula behauptet, dass die Ausdrucksweise der tschechischen Äquivalenten nicht nur durch Partikeln ausgedruckt werden können: „Manche kommen auch durch markierte Intonation, Betonung, Segmentierung, Stimmfärbung und andere paralinguistische (lautliche oder gestische) Mittel zum Ausdruck. Daneben können manche auch explizit, mit Hilfe von metasprachlichen und metakommunikativen Ausdrücken und Äußerungen, bzw. auch durch Modalverben, Aspekt, Diminutivendungen und markiertes Lexikum ausgedruckt werden.“156
3. 4. 1. 5. 2. 2. In Aufforderungssätzen
Durch die Abtönungspartikeln „halt“ und „eben“ wird solcher Sachverhalt ausgedruckt, „der sich als einzig mögliche Konsequenz aus dem vorangegangenen verbalen oder situativen Kontext ergibt.“ 157 Mit dieser Auffassung über Aufforderungsätze mit Partikeln „halt“ und „eben“ identifizieren sich wie Nekula als auch Helbig158. Nach Duden Grammatik „kann in Aufforderungssätzen zu der Einsicht in die Unabänderlichkeit eine resignierende Haltung hinzutreten.“159
In manchen Fällen erscheint Partikel „halt“ mit dem Adverb „dann“. „Dann“ steht immer an der Spitze des Satzes. „Dann“ deutet darauf hin, „dass der geäußerte Sachverhalt aus dem vorangehenden Geschehen folgt.“160 Es ist wieder durch „wenn“ angeführt.161 Nekula162 führt folgende Beispiele an:
-
Pass halt auf.
(Jen si dej pozor.)
Dann fahr halt mit dem Knilch!
(Tak si holt jeď s tím svým bourákem!)
(Tak si s tím svým bourákem holt jeď!)
Nehmen Sie´s mir halt nicht übel, dass ich Sie so angeschnauzt habe.
(Nezlob se už na mě, že jsem na vás tak vyjel.)
-
Arbeite halt schneller.(wenn es nicht anders geht)
(Pracuj prostě/holt rychleji)
Wenn das Auto kaputt ist, dann nimmt halt die S-Bahn!163
(Když je auto rozbyté, tak holt pojedete vlakem.)164
Als tschechische Äquivalente zur Partikel „halt“ in Aufforderungssätzen verwandte Nekula Partikeln wie: „tak …holt“, „holt“, „jen“, „už“ (A). Zur Äußerung der tschechischen Äquivalente in Beispielen von Helbig (B) benutzte ich Partikeln wie: „holt“ und „prostě“. Aber viele andere sind mögliche.
3. 4. 1. 5. 2. 3. In Intonationsfragen
Partikel „halt“ in Intonationsfragen hat dieselbe Funktion wie in Aussagesätzen. Die Intonationsfragen sind „der Stellung nach Aussagesätze (Zweitstellung des finiten Verbs). Sie haben aber die Bedeutung und Intonation von Fragen.“165
-
Und dann hast du es ihr halt (eben) gesagt?
(A potoms jí to holt/prostě řekl?)166
-
Dann hast du es halt aufgeben?
(Tak jsi to prostě vzdal?)
Nach der Feier bist du halt allein nach Hause gegangen?167
(Po oslavě jsi šla domů prostě sama?)168
Als tschechische Äquivalente zur Partikel „halt“ in Intonationsfragen verwandte Nekula Partikeln wie: „holt“ und „prostě“. Zur Äußerung der tschechischen Äquivalente in Beispielen von Helbig (B) präferierte ich die Partikel „prostě“.
3. 4. 2 Mal
3. 4. 2. 1. Tschechische Äquivalente von „mal“ als Abtönungspartikel im Siebenscheinwörterbuch, im Deutsch-tschechischen Wörterbuch (FIN Publishing) und Lingea Lexicon169
Sowohl Siebenschein als auch Lingea Lexicon geben ein, dass „mal“ als Abtönungspartikel „unübersetzbar“ ist. Das Deutsch-tschechische Wörterbuch (FIN) erwähnt „mal“ als Abtönungspartikel gar nicht. Lingea Lexikon führt die Abtönungspartikel „mal“ in Verbindung mit der Partikel „nun“ an. Als tschechische Äquivalente zur Kombination „nun mal“ werden Partikeln „prostě“, „holt“ und das Adverb „zkrátka“ benutzt.170
Im Unterschied zu anderen Abtönungspartikeln ist „mal“ leider nicht reich an ihren tschechischen Äquivalenten.
3. 4. 2. 2. Verwendungsweise von „mal“
„Mal“ kann als Adverb, Konjunktion und Abtönungspartikel verwendet werden. „Mal“ als Adverb und „mal“ als Konjunktion werden kurz vorgestellt. Folglich werden wir uns ausführlicher mit „mal“ als Abtönungspartikel und ihren tschechischen Äquivalenten beschäftigen. Es ist nötig, auch mit „mal“ als Adverb und „mal“ als Konjunktion kennenzulernen, damit man fähig wäre, verschiedene Verwendungsweisen von „mal“ voneinander zu unterscheiden und deutsche Texte ins Tschechische richtig zu übertragen und vice versa.
3. 4. 2. 2. 1. „Mal“ als Adverb
Nach Nekula171 wird „mal“ als Adverb oft in einer Gruppe mit Temporaladverbien in Sätzen verwendet. Als Adverbium ist „mal“ unbetont.
Ich hatte mal so was läuten hören.
(Kdysi jsem o něčem takovým zaslechl.)
Das war´s mal wieder.
(Tak to by zase jednou bylo.)
Das war endlich mal wieder Old Werther.
(Tohle byl konečně zase jednou Old Werther.)
Das nächste, was Addi machte, war, dass er mir eine von diesen Malerrollen hinhielt und mich fragte, ob ich so was schon mal in der Hand gehabt habe.
(Další, co Addi udělal, bylo, že přede mnou podržel jeden z těch malířských válečku a zeptal se mě, jestli jsem už někdy měl něco takovýho v ruce.)
Erst mal Material haben, dachte ich.
(Napřed potřebuju materiál, myslel jsem si.)172
Sie kann nicht mal richtig Deutsch.
Neumí ani dobře německy.
Nekula173 zeigt in seinen Beispielen, dass als tschechische Äquivalente zu dem adverbialen „mal“ diese Temporaladverbien verwendet werden: „ jednou“, „někdy“ oder „kdysi“. Das Vorkommen von „nicht“ und „mal“ in einem Satz wird meistens als „ani“ wiedergegeben.
3. 4. 2. 2. 2. „Mal“ als Konjunktion
In diesem Fall „mal“ wirkt als Zeichen für Multiplikation. Sie ist also als Konjunktion interpretiert.
…zig Milliarden und das mal zwei raus.
(…pár desítek miliard, a to ještě nejmíň krát dvě.)
3 mal 3 ist 9.
(Tři krát tři je devět.)174
Als tschechisches Äquivalent wird zu diesem multiplikativen „mal“ das Adverbium „krát“ benutzt. Im Tschechischen kann „krát“ auch als Suffix sein. Z. B. pětkrát, šestkrát.
3. 4. 2. 2. 3. „Mal“ als Abtönungspartikel
Nach Nekula175 kann „mal“ als Abtönungspartikel in Imperativsätzen, in Fragesätzen und in Aussagesätzen vorkommen. Helbig176 behauptet dagegen, dass „mal“ als Abtönungspartikel nur in Aufforderungssätzen (also in Imperativsätzen) und in Entscheidungsfragen (also in Fragesätzen) vorkommt. Die Variante mit Aussagesätzen schloss Helbig völlig aus. Den Grund für die unterschiedliche Auffassung von Beschreibung der Verwendungsweise von Abtönungspartikel „mal“ sieht Nekula darin, dass „mal“ „eher zu den grammatikalischen Partikeln gehörte.“177
3. 4. 2. 2. 3. 1. In Aufforderungssätzen
Nach Helbig gestaltet „mal“ in Imperativsätzen „die Aufforderung zwanglos, unverbindlich und höflich, mindert das Gewicht (es scheint leichter erfüllbar), modifiziert die Illokution vom Befehl zur höflichen Aufforderung und Bitte178. Der Gesprächspartner wird aufgefordert und zugleich ermuntert, das in der Aufforderung Ausgedrückte zu tun, wobei der Erfüllungsanspruch relativiert und der Ausführungszeitpunkt ins Ermessen des Empfänger gestellt wird. Der Sprecher fordert nicht nur auf, sondern gibt auch seine Wunsch-Einstellung zu erkennen (woraus sich der unverbindliche und persönliche Charakter ergibt).“179 Helbig180 gibt auch an, dass „mal“ mit „eben“ kombiniert werden kann. Durch diese Verbindung ist die Aufforderung noch beiläufiger.
Geh mal zum Arzt!
Machen Sie mir mal einen Kaffee!
Reich mir mal das Brot!
Halt mir eben mal die Tasche!
Reich mir eben mal das Brot!181
Nekula182 beschreibt die Abtönungspartikel „mal“ und seine Rolle im Satz aus ein bisschen unterschiedlicher Sicht und beschäftigt sich vor allem mit den tschechischen Äquivalenten. Er spricht in seiner Arbeit über sog. Minimalisierungsstrategie. Laut dieser Strategie hängen Abtönungspartikel „mal“ und Adverb „einmal“ eng zusammen. Die Funktion von „mal“ ist zu betonen oder anzudeuten, dass die in der Aufforderung beinhaltete Handlung nur „einmal“ ausgeführt werden soll oder dass sie nur „kurze Zeit dauert“. Die Minimalisierungsstrategie ermöglicht „höfliche Abtönung der deutschen Imperative durch „mal“.“183
Tschechische Äquivalente zur „mal“184
Die Minimalisierungsstrategie, die durch „mal“ ausgedrückt ist und die „Einmaligkeit“ in der deutschen Sprache signalisiert, ist in der Tschechischen Sprache durch perfektiven Aspekt der Verben185 geäußert. Der perfektive Aspekt drückt auch die „Einmaligkeit“ der Aufforderung aus.
-
Nehmen wir mal an, an die Frau wäre wirklich kein Rankommen gewesen.
(Dejme tomu, že by s tou ženskou vopravdu nic nebylo.)
(pf. dát (davon dejme) x (impf. dávat)186
Drück mal auf dieses Knöpfechen hier.
Zmáčkni tenhleten knoflík.
(pf. zmáčknout x impf. mačkat)187
Nekula188 zeigt in diesen Beispielen (A), dass der perfektive Aspekt als tschechisches Äquivalent zur Abtönungspartikel „mal“ betrachtet werden kann.
Die Minimalisierungsstrategie kann auch durch Kombination von Partikeln und perfektivem Aspekt im Tschechischen ausgedrückt werden.
-
Dann sieh dir mal die Wand an.
(Tak se mrkni na tu stěnu.)
(pf. mrknout/mrkni x impf. mrkat/mrkej)
Dreh dich mal um!
No tak se otoč!
(pf. otočit/otoč x impf. otáčet/otáčej)
Sag mir mal, was der bei uns will?
Řekni mi jenom, co tenhle u nás hledá.189
(pf. řeknout/řekni x říkat/říkej)
Nach Nekula190 unterstützen die Partikeln die Minimalisierungsstrategie des perfektiven Verbs zusätzlich. Es handelt sich um Partikeln wie „jenom“ (restriktive Partikel) oder „tak“ (resultative Partikel). Diese Partikeln jedoch „statt der Einmaligkeit die Endgültigkeit des Verlangten betonen: es soll sozusagen „nicht mehr“ verlangt werden, die Aufforderung soll „die letzte“ sein.“191
„Es handelt sich nur um Beispiele positiver Sätze (A und auch B). Die negativen Sätze werden in der Regel mit imperfektiven Verben gebildet: Otoč se! x Neotáčej se! (Dreh dich mal um! x Bitte, nicht umdrehen!), Sedni si! x Nesedej si! Promluv! x Nemluv! etc. Wenn man nämlich etwas verbietet, will man dies für immer oder wenigstens für längere Zeit verbieten, dafür eignet sich das Imperfektivum192 besser.“193
Die positiven Imperative von tschechischen imperfektiven Verben und die negativen Imperative von tschechischen perfektiven Verben gibt es natürlich auch. Sie haben aber ganz andere Funktion und sind nicht als tschechische Äquivalente der Aufforderungssätze mit Abtönungspartikel „mal“ möglich.194
Es ist möglich sowohl die positiven Sätze mit dem perfektiven Aspekt als auch die negativen Sätze mit dem imperfektiven Aspekt mit „prosím“ (bitte) kombinieren. Durch diese Kombination entsteht höflichere Variante der Aufforderung.195 „In der positiven Aufforderung mit dem perfektiven Aspekt wird nämlich die Einmaligkeit betont, die die Anforderungen des Auffordernden minimalisiert. Im Unterschied zum perfektiven Sedni si (prosím)! (Setz dich, bitte!) ist das imperfektive Sedej! familiär bis unwirsch und nicht mit prosím (bitte) kombinierbar. Die imperfektive Variante kann gegenüber einem gleichgestellten oder untergeordneten Partner (z. B. ältere x jüngere Bruder, Vater x Kind etc.) ausgesprochen werden. “196
Nekula197 gibt auch Beispiele an, die eine besondere Aufmerksamkeit verlangen. Nach ihm „gibt es Fälle, in denen die AP „mal“ im Tschechischen als Adverb umgedeutet wird:
Lass doch mal alles stehn und liegen, ja?
(Hoď taky jednou všechno za hlavu, jo?)
(d. h. Lass wenigstens einmal alles stehen und liegen, ja?)
Besuch uns doch mal.
(Zastav se někdy.)
(d.h. Besuch uns doch irgendwan!)198
Sowohl Nekula als auch Helbig sagen, dass die Abtönungspartikel „mal“ auch in den Paraphrasen für den Imperativ vorkommen kann199. Nekula behauptet noch, dass „es auch in Aussagesätzen mit „sollen“ mit der Funktion einer Aufforderung bzw. eines Angebots einer Handlungsvariante festgellegt werden kann.“200
Du musst mal zum Arzt gehen.201
Der das geschrieben hat, soll sich mal meinen Salinger durchlesen.
(Ten, co to napsal, by si měl přečíst mýho Salingera.)202
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