Evangelisches Gemeindelexikon



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Liberale Theologie

Unter liberaler Theologie im weitesten Sinne versteht man eine Theologie, die sich einerseits bewußt freimacht von der Autori­tät der Hl. Schrift als der alleinigen Offenba­rungsquelle Gottes und die andererseits von humanistischen, d.h. rein menschlichen und innerweltlichen Voraussetzungen aus Theologie betreibt. Es ist jedoch nicht ihre erklärte Absicht, den christlichen Glauben zu zerstören, sondern sie gibt sich der Illu­sion hin, ihm von ihrer humanistisch-philo­sophischen Voraussetzung aus eine neue, für den modernen Menschen akzeptable Basis zu schaffen.

Nachfolgende Aufgliederung unternimmt den Versuch, die l.Th., die alles andere als eine einheitliche Größe ist, unter dem Ge­sichtspunkt der jeweils wirksamen philoso­phischen Einflüsse differenziert aufzuzeigen und auf diese Weise auch die Entwicklung deutlich zu machen, die sie von etwa der Mitte des 19. Jh.s bis in unsere Tage genom­men hat. Die vorliegende Auswahl hat ex­emplarischen Charakter, da eine Gesamt­darstellung wegen der gebotenen Kürze un­möglich ist.


  1. Die von -»Hegel beeinflusste l.Th. 1M19.JH. A) FERDINAND CHRISTIAN BAUR (1792-1860) Baur suchte nach der geschichtlichen Bewegung in der Kirchengeschichte, insbesondere im Urchristentum. Er war so weit Anhänger der hegelschen Philosophie, daß für ihn fest­stand, daß diese Bewegung nur durch die Verwirklichung der Idee in der Geschichte zustande kommen konnte. Diese Bewegung mußte eine logische sein und in den Formen der hegelschen Dialektik verlaufen, also These, Antithese und Synthese. Damit wollte Baur das übernatürliche Element aus der Kirchengeschichte entfernen und auch ihr Anfang, Christus, sollte nicht mehr wunderbar erscheinen. Jesus wird für Baur zum Träger der Universalidee gegenüber dem Partikularismus seiner jüdischen Geg­ner. Aber viel mehr als an der Person Jesu ist Baur an Paulus interessiert, der die univer­sale Idee seines Herrn weiterträgt und ge­genüber dem —» Judenchristentum eines Ja­kobus verteidigt. Das Ergebnis dieses Kamp­fes ist dann die frühe katholische Kirche. Der Inhalt der Idee der Kirche ist die Einheit Gottes und des Menschen. Die Einheit Got­tes mit uns Menschen wird in der Person Christi angeschaut und in dieser Anschau-


II. Die von Kant beeinflusste l. Th. des aus­gehenden 19. UND BEGINNENDEN 20. JH.S A) ALBRECHT RITSCHL (1822-1889) Für Ritschl bedeutet die kantische Philosophie »die Er-




ung wird sie zu einer Tatsache unseres christlichen Bewußtseins.



B) david Friedrich strauss (1808-1874) Der Va­ter der sogenannten historisch-kritischen Theologie ist nicht so sehr F.C. Baur, son­dern vielmehr D. F. Strauß. Der Grundsatz der historischen Kritik, daß alles Gesche­hen, auch das in der Bibel berichtete, in Ana­logie zu anderem Geschehen in der Welt stehen muß, wenn es als historisch echt an­gesehen werden soll, ist von ihm als erstem ausgesprochen worden. Alle Wunderbe­richte der Bibel werden von ihm radikal aus­gemerzt. »Das —» Wunder ist das Merkmal des Ungeschichtlichen“. Er, der den bibli­schen Wundern nicht glaubt, glaubt mit He­gel an die Macht der Idee und bezichtigt seine Gegner des Unglaubens. Die Idee, aus der seiner Meinung nach der christliche My­thos entstanden ist, ist die messianische Er­wartung. Sie hat ein Christusbild erzeugt, daß die Gemeinde dann auf Jesus übertragen hat. Als Aufgabe der Theologie sieht er die Entmythologisierung des Neuen Testamen­tes und die Unterscheidung zwischen dem dogmatischen Christus und dem geschicht­lichen Jesus von Nazareth.

neuerung der sittlichen Weltanschauung der Reformation«. Karl —» Barth hat recht, wenn er behauptet, daß Ritschl im Rückgriff auf Kant das Christentum als die Verwirkli­chung eines praktischen Lebensideals ver­stehen zu können meinte. Ritschl hat es als erster ausgesprochen, daß der moderne Mensch vor allem vernünftig leben will und daß es die Aufgabe des christlichen Glau­bens ist, ihn darin zu bestärken. »Die gei­stige und sittliche Bestimmung der Men­schen«, wird für Ritschl »in der Lebensfüh­rung Jesu und in seiner Absicht des Reiches Gottes offenbar«. Gott ist der liebende Vater und Jesus Christus sein Offenbarer, der uns Menschen durch die sittlich-religiöse Ord­nung des Handelns zur Versöhnung mit Gott führt.



B) adolf von harnack (1851-1930) Harnack ist der bedeutendste Schüler Ritschls. Nach seiner Meinung besteht ein unlösbarer Zu­sammenhang von Christentum, Kultur und Bildung. Somit ist er der Vater des sogenann­ten Kulturprotestantismus. Die einzige wis­senschaftliche Disziplin innerhalb der Theologie ist für ihn die Kirchengeschichte. Die spätere Geschichteter Kirche beurteilt er »vom Standpunkt des ursprünglichen Christentums«. Das Wesen des Christen­tums sieht er im Gang des Evangeliums Jesu Christi durch die —> Geschichte. Was aber


Roensch



wollte Jesus Christus? »«Selbständiges reli­giöses Leben wollte er entzünden, und hat es entzündet; ja das ist ... seine eigentliche Größe, daß er die Menschen zu Gott geführt hat, auf daß sie nun ihr eigenes Leben mit ihm leben««.

Im i. Weltkrieg geriet die l.Th. in eine tiefe Krise und wurde in ihrer die Theologie be­herrschenden Stellung durch die neuaufbre- chende Dialektische Theologie (K. —» Barth) abgelöst bzw. bei -> Bultmann und seiner Schule in neuer Form weitergeführt.

—» Theologie, Neuere




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