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Kinderfilmfest der Berlinale: Von wegen „nur ein Kinderfilm“



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Kinderfilmfest der Berlinale: Von wegen „nur ein Kinderfilm“...
Auf dem Kinderfilmfest der Berlinale geht es nicht nur um gute Filme, sondern auch darum, Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen - ihr Lebensgefühl, ihre Träume, ihre Konflikte und auch ihre Kritik. Es werden Filme gezeigt, die in die Tiefe gehen, zur Identifikation herausfordern oder zur Auseinandersetzung einladen. Dem Publikum werden zahlreiche Möglichkeiten gegeben, diese Auseinandersetzung zu führen: in den Diskussionen im Anschluss an die Filme, bei den Begegnungen mit den FilmemacherInnen in der Kinderfilmfest Lounge, vor allem aber auf den „Mitmachzetteln“, auf denen die Zuschauer nach jedem Film aufschreiben können, was ihnen gefallen hat, worüber sie sich geärgert oder was sie nicht verstanden haben. „Wenn man sie nur lässt, äußern sich Kinder und Jugendliche über Filme viel fundierter, als es die gängigen Klischees vom ‚Kinderfilm’ erwarten lassen“, meint Thomas Hailer, Leiter des Kinderfilmfestes. Es sei ein Vorurteil, bei ‚Kinderfilm’ sogleich an ein lustiges Zielgruppenprodukt ohne Tiefgang zu denken, welches das Publikum vor allem unterhalten und ablenken soll. „Das Kinderfilmfest steht dafür, gerade dieses Schubladen-Denken zu durchbrechen“. Kinder und Jugendliche wollen ernst genommen werden, und gerade das schätzen sie auch an Filmen. Die Mitmachzettel legen davon ein vielstimmiges Zeugnis ab.
Die Zettel erfüllen gleich zwei wichtige Funktionen: Einmal sind sie ein wertvolles Feedback für die Filmemacher, denn meist ist das Kinderfilmfest-Publikum auf der Berlinale das erste, das ihre Filme öffentlich sieht; zum anderen dienen die Zettel als Grundlage bei der Besetzung der Kinder- und der Jugendjury, welche die Gläsernen Bären vergeben, die Hauptpreise der Sektion. Vielleicht ist das der beste Beweis für das Vertrauen, das die Macher des Kinderfilmfestes in ihr junges Publikum haben. Florian Weghorn vom Kinderfilmfest erläutert das Auswahlverfahren: „Auf den Mitmachzetteln können die Kinder und Jugendlichen sich für die Juries im kommenden Jahr bewerben. Wir studieren hier pro Jahr rund 1500 Zettel und suchen uns Meinungsäußerungen heraus, die einen differenzierten Blick auf den Film erkennen lassen.“ Die Gründe, warum ein Mitmachzettel positiv auffällt, können sehr verschieden sein. Mal ist es ein persönliches Urteil, mal ist es die Fähigkeit, einen allgemeinen Standpunkt einzunehmen und den Film mit der Realität abzugleichen. Eloquenz alleine genügt nicht, es kommt darauf an, seine Meinung artikulieren zu können, und dafür genügt manchmal schon ein Satz. „Das Kinderfilmfest bemüht sich traditionell um mehr Partizipation von Kindern und Jugendlichen“, sagt Thomas Hailer. Es gehe darum, etwas mit ihnen gemeinsam zu machen, statt immer nur für sie und über sie hinweg zu entscheiden. In der Welt ist nicht alles eitel Sonnenschein - auch Kinder und Jugendliche wissen das, und sie wollen darüber reden können.
Um die Zielgruppe noch differenzierter erreichen zu können, wurden im vergangenen Jahr unter dem Titel 14plus erstmals Filme präsentiert, die sich gezielt an Jugendliche und Heranwachsende richten. Denn es ist gerade diese Altersgruppe, die zwischen Pubertät und Konsumdruck oft unter die Räder gerät - nicht nur, was das Filmangebot angeht. Ein Problem sei dabei die Furcht vieler Produzenten und Verleiher, mit dem Label „Jugendfilm“ oder „Kinderfilm“ in eine unrentable Nische zu geraten. Aber der Mangel an anspruchsvollen Filmen für Kinder und Jugendliche in unseren Kinos darf nicht darüber hinweg täuschen, dass es eine Vielzahl ausgezeichneter Filme gibt, die sich mit jungen Lebenswelten auseinander setzen. Man muss sie finden und zeigen und Kinderfilmfest und 14plus tun das. Der Großteil des Programms für die Berlinale 2005 steht bereits fest und Thomas Hailer freut sich über eine erstklassige internationale Auswahl. Aus Schweden, Finnland und Norwegen kommen raue Komödien, einfühlsame Portraits und turbulente Geschichten von der ersten Liebe, wie zum Beispiel Torun Lians „Ikke Naken“. Die Niederländerin Mijke de Jong erzählt in „Bluebird“ vom seelischen Leiden einer Außenseiterin, und schon jetzt darf man gespannt sein auf die iranisch-irakische Koproduktion „Lakposhtha hâm parvaz mikonand“ von Bahman Ghobadi, eine Auseinandersetzung mit dem Leben kurdischer Flüchtlinge zwischen irakischer Terrorherrschaft und amerikanischer Invasion. Solchen Filmen kann sich niemand entziehen - und trotzdem passen sie nicht in die Schublade „Family Entertainment“.
Um den gängigen Missverständnissen des Labels ‚Kinderfilm’ zu entgehen, lege man den Akzent lieber auf „Filme für Kinder“ bzw. „Filme für Jugendliche“, so Thomas Hailer. Diese sind oft nicht primär für Kinder oder Jugendliche gemacht, empfehlen sich aber für ein junges Publikum wegen der Themen, der Machart oder der Tatsache, dass Gleichaltrige in ihnen Hauptrollen verkörpern. Hier bewähre sich auch die gute Kommunikation zwischen den Sektionen im Auswahlverfahren der Berlinale. Da kommt öfter mal eine Empfehlung vom Panorama oder der Perspektive Deutsches Kino, und was dem Kinderfilmfest angeboten werde, könne sich oft auch in den anderen Sektionen sehen lassen. Wer da immer noch denkt: „Nur ein Kinderfilm“, der hat das Kinderfilmfest noch nicht gesehen.
(nach Pressemitteilungen der Berlinale)
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