Hilft oder hindert die Psychologie zu glauben? Zweifelsohne hemmt ein einseitiges, körperverneinendes und starres Gottesbild die Glaubensentwicklung. Wenn jedoch Gott als der Schöpfer allen Lebens angesehen wird, kann seine Handschrift überall entdeckt werden. Gott redet und handelt durch das Eingreifen in individuelle Lebensgeschichten. Mit und durch einzelne Menschen schrieb schreibt Gott Geschichte. Weil solche Lebensgeschichten gleichzeitig Glaubensgeschichten sind, berühren sich Theologie und Psychologie. Die Psychologie interessiert sich für die Einflussfaktoren der Persönlichkeitsentwicklung. Für Christen gehören deshalb die Persönlichkeitsentwicklung und das Glaubenswachstum zusammen. Es ist spannend zu beobachten, wie die unterschiedlichen Charaktertypen ihre Gottesbeziehung (er-) leben.
Die Psychologie kann zu einer besseren subjektiven Gestaltwerdung und biografischen Verwirklichung des Glaubens beitragen, indem sie beispielsweise auf die Übereinstimmung zwischen Frömmigkeitsstil und Charaktertyp achtet.
Verbesserung und Intensivierung der Frömmigkeitspraxis
Unbestritten leidet gerade die protestantische Tradition an einem Erfahrungsdefizit des Glaubens. Wenn es nur um dogmatische Richtigkeiten ohne Anwendungsbezug geht, stellt sich zu Recht die Frage, ob dem Glauben wirklich eine lebensverändernde Bedeutung und Kraft zufällt. Zur Festigung und Profilierung der christlichen Identität gehört das Einüben einer Frömmigkeitspraxis. Es gilt vor allem, eine Beziehungskultur des Gebets zu entfalten.
Zum Weiterdenken bzw. als Impuls für ein Gruppengespräch:
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Warum haben manche Christen gegenüber der Psychologie Vorbehalte? Welche? Sind diese berechtigt?
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Widersprechen sich Psychologie („Selbstverwirklichung“) und Glaube („Nachfolge“) nicht grundsätzlich? (Wie) Können die Ziele des Glaubens – Befreiung von der „Knechtschaft der Sünde“ und unterwegs zur „Christusförmigkeit“ - mit einem Grundanliegen der Psychologie – Befreiung von neurotischen Verstrickungen und unterwegs zur „Selbstverwirklichung“ - verbunden werden?
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Glaubensüberzeugungen sind anfällig für Wunschdenken. Inwiefern kann die Psychologie zu einer kritischen Realitätsprüfung beitragen, wann schießt sie über dieses Ziel hinaus?
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Was fördert, was behindert die Glaubensentwicklung? Wie könnten psychologische Impulse aussehen, um die persönliche Gottesbeziehung zu vertiefen? Gibt es dazu Erfahrungsbeispiele?
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Zur christlichen Identität gehört eine persönliche Frömmigkeitspraxis. Wie kann die Psychologie diese fördern bzw. unterstützen?
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Wie viel Psychologie benötigt (mindestens) bzw. verträgt (höchsten) die Seelsorge?
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Kann die Psychologie einen Beitrag dazu leisten, um krankmachende Gottesbilder zu verändern, oder fällt das allein in den theologisch-seelsorgerlichen Bereich?
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