Deutschkatholiken
Die vom katholischen Klerus 1844 veran-
Staketen Pilgerfahrten zum angeblich wundertätigen »Heiligen Rock« in Trier lösten den Protest vieler Gläubigen aus. An ihre Spitze setzte sich der durch die Aufklärung geprägte schlesische Kaplan Johann Ronge (1813-1887), der Kampfschriften veröffentlichte und sich als zweiter Luther verstand. Es kam zur Entstehung von romfreien »Deutschkatholischen Gemeinden«, zuerst in Schneidemühl und Breslau. An einem 1845 in Leipzig durchgeführten »Konzil« nahmen bereits Delegierte von 15 Gemeinden teil. Neben die Ablehnung des Papstes trat eine vernunftmäßige Umformung des Apostolikums und die Abschaffung von Ohrenbeichte, Ablaß, Heiligenkult und Ehelosigkeit der Priester. Die Bezeichnung »Deutschkatholiken« versuchte, an die Hoffnungen vieler auf eine deutsche Nationalkirche anzuknüpfen. Doch war die Bewegung viel zu schwach, um solche Erwartungen zu erfüllen. Als sie sich 1859 mit den protestantischen »Lichtfreunden« und
»Freireligiösen« zusammenschloß, verflachte sie stark und verlor ihren quasi-re- formatorischen Charakter.
Lit.: F. Heyer, Religion ohne Kirche, 1977 -Friedr. Wilhelm Graf, Die Politisierung des religiösen Bewußtseins, 1978
Rothenberg
Diakon, -isse
I. Diakon
1. Befund im nt. Bereits kurze Zeit nach der Entstehung der —> Gemeinde Jesu erwies es sich als notwendig, dem Apostel den D. an die Seite zu stellen, um die gerechte Versorgung hilfebedürftiger Gemeindeglieder sicherzustellen (Apg 6,1 ff.). Die Kriterien, nach denen diese Männer ausgewählt wurden, waren: »ein guter Ruf« und daß sie »voll Heiligen Geistes und Weisheit« waren, also ein sittliches und ein geistliches Kriterium. Unter Gebet und Handauflegung wurden diese D.e zum Dienst in der Gemeinde eingesegnet. Auffallend ist, daß aus weiteren Berichten der Apg nur Verkündigungsdienst der D.e (Stephanus, Philippus) ersichtlich ist. Eine Trennung zwischen Verkündigung des Evangeliums und tätiger Nächstenliebe war für die Gemeinde anscheinend unvorstellbar. Das D.amt hat sich durchgesetzt. Es werden im NT weniger die Aufgaben als die erwarteten Voraussetzungen zum Dienst des D.s genannt (iTim 3,8-13). Diese gleichen denen für Bischöfe (iTim 3,1-7), nur die Befähigung zur Lehre wird von den D.en nicht verlangt.
2. Geschichte. Entsprechend dem im NT nicht näher bezeichneten Auftrag war die Tätigkeit des D.s neben dem Bischof der Gemeinde vielseitig: Armenpflege, der später die Verwaltung der Güter und des Vermögens der Gemeinde folgte, dazu Aufsicht über die Gemeindeglieder, Unterrichtung der Katechumenen und schließlich Leitung des Gottesdienstverlaufs. Etwa im 5. Jh. verfiel der Auftrag des D.s; er verblieb nur noch als Stufe im Werdegang des Priesters. Uber tausend Jahre verschwand der D. aus dem Geschichtsbild der Kirche. Auch die Kirche der —» Reformation versäumte, den Auftrag des D.s zu erneuern, wenngleich die Notwendigkeit dieses Dienstes von Luther erkannt wurde. Nur in der reformierten Kirche Hollands kam es zu einem schwachen Ansatz (Dordrechter Synode, 1619), dem jedoch kein nachfolgendes Leben beschieden war. Erst J. H. —» Wiehern legte mit seinem 1839 gegründeten »Bruderhaus« den Grundstein für die Wiederentdeckung des D.enamtes. Ihm lag daran, daß die zur —> Diakonie berufenen jungen Männer eine gründliche Ausbildung bekamen. Die theoretische Schulung war aber nur ein Teil der umfassenden Erziehung im Dienst der Liebe. Ebensoviel lag ihm daran, daß die D.e in einer geistlich tragenden Gemeinschaft zusammengeschlossen waren, aus der heraus sie die Liebestätigkeit der Kirche ausüben konnten. Heute umfaßt die Ausbildung zumeist 5-6 Jahre mit den Schwerpunkten biblisch-theologische Fächer und fachbezogene Fächer. Daneben wird Wert gelegt auf die Verzahnung von theoretischer und praktischer Betätigung und in den meisten Fällen auch auf das Miteinander von fachlicher Ausbildung und geistlicher Zurüstung.
n. Diakonisse
1. Befund im nt. In Röm 16,1+2 wird die erste D. genannt: Phöbe. In Ermangelung einer spezifischen Bezeichnung wird sie mit der männlichen Form »Diakonos« belegt, was deutlich macht, daß der öffentliche Dienst der Frau in der Gemeinde noch nicht allzu häufig war. Vorschattungen dieses revolutionären Aufbruchs der Frau zum öffentlichen Dienst finden wir bereits im Bericht des Lukas (8,3), wo von den Frauen gesagt wird, daß sie Jesus und seinen Jüngern
Diakonen-Ausbildungsstätten
(Stand 1. 1. 1978)
Dostları ilə paylaş: |