Karl-Heim-Gesellschaft -» Heim-Gesellschaft
Katechismus
1. Geschichte: Erfahrungen bei Gemeindebesuchen brachten Luther auf den Gedanken, mittels des Kleinen K. (1529) dem Mangel an Glaubenskenntnis abzuhelfen. Der Kleine
K. diente als Gemeinde-, Haus- und Schulbuch. Er faßt die Hauptstücke des christlichen Glaubens (Gebote, Apostolicum, Va- ter-Unser, Taufe, Abendmahl) exemplarisch zusammen. Das Frage-Antwort-Modell (»Was ist das?«) macht den K. zum Gespräch. DerIch-Stil (»mich geschaffen«, »sei mein Herr«, »Geist hat mich berufen«) gibt dieser Lehre eine seelsorgerliche Note. Das
K.-Verhör vor dem -> Abendmahl wollte mit dem Anspruch der Botschaft Ernst machen. Später entartete es zum bloßen Abhören des Gelernten. Luthers Großer K. diente als Unterrichtshilfe für Pfarrer und Lehrer. Der ref. Heidelberger K. (15 63} ist dreifach gegliedert (Von des Menschen Elend, Erlösung, Dankbarkeit). Seine 129 Fragen geben erweckli- che Denkanstöße und sind biblisch untermauert.
2. Gegenwart: Nach Zeiten der Vertiefung des K. im —» Pietismus, der Verflachung in der -» Aufklärung und der Verschulung im 18./20. fh. stieg im Dritten Reich der Kurswert des K. für Christenlehre und Gemeindeunterricht in der Bekennenden Kirche. Nach dem Holländischen K. (kath. 1966) ist der Ev. Erwachsenenkatechismus (EEK) zu einem Schlüsselbuch der Ev. Erwachsenenbildung geworden (1975). Er ist biblisch-bekenntnismäßig fundiert und an Lebens- und Denkfragen orientiert. Im Unterschied zu modernen Glaubensbüchern von Einzelverfassern stellt der EEK eine Teamarbeit dar. Er sucht (dialogisch) das Zwiegespräch mit dem Leser, geht (argumentativ) seinen Zweifeln nach und baut (ökumenisch) Brücken. Neben Lang- und Kurzfassung versuchen die »Katechismusbriefe« bes. den Einzelleser zu erreichen (Briefseelsorge), zur Gruppenarbeit anzuregen und zum EEK hinzuführen. - Ähnlich bemüht sich der K.-Unterricht für Kinder und Jugendliche um Erneuerung. Gefahr ist hier einseitige Schüleranpassung; Aufgabe ist eine echte Bibel- und Problem- orientiertheit. Ziel kann nicht der Ersatz von Luthers Kleinem K. sein, sondern nur ein neuer Jugend-K., der Luthers Anliegen für die Gegenwart fruchtbar macht.
Lit.: K. Dienst, Moderne Formen des Religionsunterrichts, 1973 - W. Jentsch/H. Jetter/M. Kießig/'H. Reller (Hg.), Ev. Erwachsenen-K., 19773 - J. Han- selmann/W. Jentsch, Katechismusbriefe, 19783 —I. Chr. Hampe, Was wir glauben, 1977 - I. Meyer, Hist. Kommentar zu Luthers kleinem Katechis- mus, 1929 Jentsch
Katholisch-apostolische Gemeinden
Die Katholisch-apostolischen Gemeinden (fälschlich Irvingianer genannt) sind aus einer aufgrund der Französischen Revolution von 1789 apokalyptisch orientierten —> Erweckung in Schottland und England hervorgegangen. Innerhalb des geistlichen Aufbruchs in der presbyterianischen und anglikanischen Kirche des beginnenden 19. Jh.s traten außer wunderbaren Heilungen die ur- christlichen —» Charismen der Glossolalie und der —»Prophetie wieder in Erscheinung. Von 1832 bis 1835 wurden zwölf Männer gebildeter Herkunft, drei Geistliche und neun Laien, prophetisch als Apostel Jesu Christi für die Gesamtkirche benannt. Sie studierten knapp zwei Jahre lang gemeinsam in täglichen Zusammenkünften unter Hinzuziehung von Propheten die ganze Heilige Schrift und verfaßten eine umfangreiche Zeugnisschrift an die Christenheit (1838). Die grundlegende unüberbietbare Rolle des apostolischen Zeitalters, des Kanons, der altkirchlichen -> Bekenntnisse und der ersten Apostel wird voll anerkannt. Aber zusammen mit dem Wirken von Propheten, —» Evangelisten und Hirten (Lehrern) gelten lebende Apostel als für die richtige Verfassung der Kirche und ihre geistliche Kraft unabdingbar notwendig. Das Bemühen der Apostel, die Kirche zur Manifestation ihrer Einheit und zur lebendigen Hoffnung und Vorbereitung auf die —» Wiederkunft Christi zu führen, schlug fehl. Seit 1838 entwickelten die Apostel für die unter ihnen gesammelten Gemeinden eine reichhaltige Gottesdienstordnung. Nachdem am 3.2.1901 der letzte Apostel (Fr.V.Woodhouse) starb, enthalten sich die k.a.G. alles Wirkens nach außen. Des geistlichen Amtes weltweit beraubt, sind die k.a.G. heute auf die Landeskirchen angewiesen. Gesinnung und Verhalten der
k. a.G. sind ökumenisch und von einer nach wie vor lebendigen Hoffnung auf die Parusie Christi erfüllt.
—> Neuopostolische Kirche
Lit.: R.-F. Edel, Auf dem Weg zur Vollendung der Kirche Jesu Christi, 1962 - A.Weber, Die Katholisch-apostolischen Gemeinden. Ein Beitrag zur Erforschung ihrer charismatischen Erfahrung und Theologie, 1978
Weber
Katholische Kirche
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Die röm.-kath. Kirche ist die größte unter den christlichen Kirchen in der Welt. Nach der Zahl ihrer Glieder liegen ihre Schwerpunkte heute in Europa und Lateinamerika; mehr und mehr auch in Afrika. »Römisch« heißt sie wegen der im Laufe schon der ersten Jahrhunderte sich anbahnenden, erst im 2. Jahrtausend erreichten und ausgebauten Vorrangstellung des Bischofs von Rom, des Papstes. Hatte das I. Vatikanische Konzil 1870 die Leitung der Gesamtkirche, vor al-
lern auch durch die Dogmatisierung des päpstlichen Primats und der päpstlichen Unfehlbarkeit, vollkommen in die Hand des Papstes gelegt, so stellte ihm das II. Vatikanische Konzil (1962-1965) das Kollegium der Bischöfe in der Leitung der Gesamtkirche zur Seite, ohne freilich seine Vollmacht wirklich zu beschränken. Das Kollegium der Kardinäle tritt besonders bei der Papstwahl in Erscheinung. Das Wort »katholisch«, d.h. allgemein umfassend, wird zuerst auf die Kirche angewendet durch den Bischof Ignatius von Antiochien (gest. um 115): »Wo Jesus Christus ist, da ist die Katholische Kirche«. Berühmt, aber auch kritisch zu betrachten ist die Definition des Vincentius von Lerinum (gest. ca. 450): »Katholisch ist, was überall, was immer, was von allen geglaubt worden ist«. Seit dem Bischof Augustinus (gest. 430) bezeichnet es die universale, über den ganzen Erdkreis ausgebreitete Kirche. In diesem Sinn kann auch die —> Reformation das Wort »katholisch« verstehen. Das Grundbekenntnis der lutherischen Reformation, die Augsburgische Konfession (1530), will nicht ein Sonderbekenntnis, sondern ein Bekenntnis für die ganze Christenheit sein, »darin nichts der allgemeinen christlichen, ja auch der römischen Kirche zuwider noch entgegen ist.« Nach Paulus ist das Evangelium universal (Röm 1,16), d.h. »katholisch«, weil Jesus Christus der Heiland aller Menschen ist. Das Ringen um das rechte Verständnis von »katholisch« ist heute im ökumenischen Gespräch eine wichtige Aufgabe.
2. Das für die übrige Christenheit wichtigste Ereignis in der jüngsten Geschichte der röm.-kath. Kirche war das II. Vatikanische Konzil (1962-65) unter den Päpsten Johannes XXIII. (i958-63)undPaul VI. (seit 1963). Zu dieser großen, viel beachteten Versammlung von etwa 2 500 »Konzilsvätern«, die in vier Sessionen tagte, waren auch etwa 100 nicht röm.-kath. Beobachter eingeladen. Der Katholizismus, so hat einer dieser Beobachter (G. Maron) nach dem Konzil geurteilt, ist durch diese Veranstaltung »evangelischer«, »katholischer« und »römischer« geworden. Damit sind auch die Kräfte angedeutet, die vielleicht schon vor, jedenfalls in und seit dem Konzil, in der katholischen Kirche miteinander ringen. Seine 16 Texte (4 Konstitutionen, 9 Dekrete, 3 Deklarationen) zeigen alle: »Dieses Konzil war ein Konzil der Kirche über die Kirche« (K. Rahner). Vor allem die wichtigen Texte über die Kirche, über die Quellen der Offenbarung, über den ökume- nismus, über die Sendung der Kirche in der Welt von heute, atmen die starke innere Bewegung im Ganzen der röm.-kath. Kirche, die schon vorher sich angestaut hatte und nun im Konzil hervorbrach. So hat das Konzil ein »aggiornamento«, d.h. ein Gleichzeitigwerden mit der Gegenwart (Johannes XXIII.), einen längst fälligen Wandlungsprozeß eingeleitet, der noch lange nicht abgeschlossen erscheint und in mancher Hinsicht heute in ein für die Kirche selbst kritisches Stadium eingetreten ist. Die Kräfte der Erneuerung und die Mächte der Tradition stehen in Theologie und kirchlicher Praxis in heftiger Auseinandersetzung, der römische Zentralismus ringt mit den starken Bestrebungen nach Dezentralisation. In nicht wenigen Gebieten der weltweiten Kirche scheint die kirchliche Entwicklung der zentralen Kontrolle Roms weithin entzogen, und eine schwere Autoritätskrise macht sich bemerkbar. Mitten im Festhalten an alten Strukturen drängen neben modernistischen Anpassungsbestrebungen an die heutige Zeit auch Kräfte der Erneuerung aus dem Evangelium ans Licht; das Studium der Heiligen Schrift und eine darauf sich gründende Theologie, das Wertlegen auf die Verkündigung des Wortes und auf -» Evangelisation ist deutlich zu spüren. Neue -» charismatische Bewegungen werden sorgfältig beobachtet und, soweit irgend möglich, für den Gottesdienst und das Ganze des kirchlichen Lebens fruchtbar gemacht.
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Für das Verhältnis der röm-kath. Kirche zu den anderen christlichen Kirchen hat das ökumenismusdekret des Konzils besondere Bedeutung gewonnen. Noch 1928 hatte Papst Pius XI. als die einzige Lösung der ökumenischen Frage die Rückkehr der Getrennten zu der einen wahren katholischen Kirche bezeichnet. »Die Einheit, wie Christus sie will, kann nicht mit, sondern nur in der katholischen Kirche wieder hergestellt werden«. Noch nach der Encyclica mystici corporis von Papst Pius XII. (1943) fallen die Grenzen des mystischen Leibes Christi mit denen der rechtlich verfaßten röm.-kath. Kirche zusammen. Mit dem ökumenismusdekret erfolgte, auch unter der Wirkung des eindrücklichen Christusbekenntnisses Pauls VI., ab 1965, ohne daß freilich die dogmatische Situation im wesentlichen verändert wurde, doch ein merklicher Wandel in der ökumenischen Methode und im ökumenischen Klima. In bewegten Worten erkennt das Dekret, ohne von der besonderen Stellung der »katholischen Kirche Christi» etwas abzubrechen, den Reichtum der Gaben des Geistes Gottes auch bei den »getrennten Brüdern» an. Seitdem hat auch bei uns das Verhältnis zwischen den Kirchen, die schon in der Zeit der nationalsozialistischen Bedrückung näher zueinander geführt worden waren, eine wesentliche Verbesserung erfahren. Auf allen Ebenen, von den Gemeinden bis zu den Kirchenleitungen, finden heute ökumenische Begegnungen statt, bei denen auch strittige Themen behandelt werden. Man stimmt die soziale Arbeit gegenseitig ab, verständigt sich über die Entwicklungshilfe in der Dritten Welt, arbeitet auf dem Gebiet der neueren Bibelübersetzungen zusammen, gemeinsame gottesdienstliche Feiern werden gehalten, ein gemeinsamer Vaterunsertext hat rasch Eingang gefunden, das Problem der glaubensverschiedenen Ehe wurde spürbar entschärft. Welche Möglichkeiten und welche Grenzen der ökumenischen Zusammenarbeit die röm.-kath. Kirche selber sieht, zeigt der auf der Würzburger Synode 1974 gefaßte Beschluß über die »pastorale Zusammenarbeit im Dienst an der christlichen Einheit». In vielen Ländern ist die röm.-kath. Kirche den »nationalen Christenräten«, bei uns der -» Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen beigetreten. An der letzten Vollversammlung des Ökumenischen Rates in Nairobi nahm eine starke röm.-kath. Delegation, vor allem aus dem päpstlichen Sekretariat für die Einheit der Christen, teil. Eine Vollmitgliedschaft im Ökumenischen Rat scheint jedoch auf absehbare Zeit schon wegen der völlig anderen Struktur hüben und drüben nicht in Frage zu kommen. Wohl aber gibt es Zusammenarbeit auf vielen Einzelgebieten und Vollmitgliedschaft in wichtigen Kommissionen. Bei aller ökumenischen Aufgeschlossenheit soll man nicht übersehen, daß die dogmatischen Unterschiede geblieben sind. Besonders die neueren Dogmen der röm.-kath. Kirche, die päpstlichen von 1870 sowie die Mariendogmen von 1854 (unbe fleckte Empfängnis) und 1950 (leibliche Himmelfahrt Marias), stehen zwischen uns. Auch Versuche einer Neuinterpretation helfen hier wohl nicht weiter. Uber das weiter vorhandene unterschiedliche Verständnis des geistlichen -> Amtes und der Eucharistie werden intensive Gespräche geführt. Unter den in den letzten Jahren auf Weltebene erfolgten ökumenischen Gesprächen wurde der zwischen dem röm.-kath. Einheitssekretariat und dem Luth. Weltbund geführte Dialog mit seinem Ergebnis, dem »Malta- Bericht« (1972), besonders bekannt. So sehr die Wahrhaftigkeit gebietet, die nach wie vor vorhandenen Unterschiede nicht voreilig zu überspringen, so sehr ist uns um derselben Wahrhaftigkeit willen geboten, solche Dokumente sorgfältig zu prüfen.
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So können auch Glieder der reformatori- schen Kirchen für die ökumenische Begegnung mit der röm.-kath. Kirche frei sein. Das tiefste Motiv solcher Zusammenarbeit entspringt doch wohl aus der Frage des Paulus: »Wie? Ist Christus nun zertrennt?« (iKor
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. Der universale Auftrag des Evangeliums macht auch uns frei zum ökumenischen Gespräch, in dem es gerade um die Wahrhaftigkeit gehen muß. Auch in seinen schärfsten Urteilen über die Mißstände in der röm.-kath. Kirche seiner Zeit und über den Papst hat Luther nie bestritten, daß das Evangelium auch in der katholischen Kirche wirksam ist. Was wollte übrigens Gott in der Zeit nach 1945, als viele evangelische Flüchtlinge in katholische Gebiete kamen und umgekehrt, als die Kirchen einander für ihre Gottesdienste das Gastrecht gaben? Das ökumenische Gespräch unter dem Evangelium ruft im übrigen uns Evangelische selber zur Buße und Neubesinnung auf das Heil in Jesus Christus, es schafft neue Erkenntnisse und stärkt die Freiheit zu der von allen Christen heute geforderten Verantwortung, den christlichen Glauben gegenüber der Welt zu bezeugen (iPetr 3,15). Unsere eigenen Bemühungen in der Sache der einen heiligen christlichen Kirche, dieser Schöpfung Gottes selbst, werden ihr rechtes Augenmaß durch das Wort empfangen, das einer der Beobachter des Luth. Weltbundes beim II. Vatikanum, der dänische Theologe Skyds- gaard, geprägt hat: »Alle Kirchen müssen besiegt werden, damit Gott siegen kann!«
Lit.: E. Schiink, Nach dem Konzil, Siebenstern-Taschenbuch, 1966 —G. Maion, Die Römisch-Katholische Kirche von 1870 bis 1970, in: K.-D. Schmid u. E. Wolf, Die Kirche und ihre Geschichte IV, 2, 1972 - H. Frey, Zusammenschluß der Kirchen?, 1972
Dietzfelbinger
Keswick Convention
Samuel Keller
Die Keswick Convention wird seit 1875 jährlich zur Vertiefung des geistlichen Lebens und zur Förderung praktischer, schriftgebundener -» Heiligung in Keswick durchgeführt. Die Konferenz entstand zu einer Zeit großer evangelistischer Aktivität und suchte eine völlige Hingabe der Christen zu erreichen. Von Anbeginn war sie interkonfessionell und hat viele bekannte -> evange- likale Persönlichkeiten, auch vom europäischen Kontinent, einbezogen. Man lehrt, daß die —* Sünde im Gläubigen nicht ausgelöscht, aber durch den Hl. —» Geist bekämpft werden kann: der innewohnende Christus und die völlige Hingabe des Gläubigen ermöglichen siegreiches Leben. Eine ausgewogene Bibelauslegung kennzeichnet die
K.C.; Gefühlsausbrüche werden vermieden. Die K.C. hat -> Mission, -> Evangelisation und die Einheit der Christen sehr beeinflußt. Ähnliche Konferenzen, die oft den Namen »Keswick« annahmen, werden in anderen Ländern abgehalten.
Lit.: Steven Barabas, So Great Salvation, r952 - J.
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Pollock, The Keswick Story, 1964
Pollock
Kaufleute, Verband christl. Berufsmissionen 4.
Keller, Samuel, *15.3.1856 Petersburg, 114-11.1924 Freiburg i.Br., Pfarrer und Evangelist. K. wurde 1880 Pastor in Grunau (bei Jekaterinoslaw), wo er nach inneren Kämpfen zur —> Bekehrung kam. Seit 1884 war K. Pastor in Neusatz (Krim), einer weitverstreuten Gemeinde, wo durch seine Predigt —> Erweckungen entstanden. 1891 kam er nach Deutschland, wurde Pfarrer in Düsseldorf. 1898 legte er sein Pfarramt nieder, verzichtete auf Pensionsberechtigung und evangelisierte nun fast 2 5 Jahre als freier —» Evangelist. K., der das biblische Evangelium in der Sprache seiner Zeit bezeugte, wurde vielen ein Führer zu Jesus, wozu auch sein umfangreiches Schrifttum mitwirkte.
Verf. u.a.: Mein Abendsegen 197714 - In der Furche 19275 - Auferstehung des Fleisches 1913 - Aus meinem Leben I u II 1917/22 - Meine Minuten, 1918-SonnigeSeelsorge, 1918-Monatsblatt »Auf dein Wort«
Brandenburg
Kellner-Mission -» Berufsmissionen 6. Keswick Heiligungsbewegung
Kierkegaard, Stfren Aaby, *5.5.1813 Kopenhagen, fn. 11.1855 ebda. Trotz seines umfangreichen Schrifttums blieb der dänische Theologe und Philosoph ohne eigentlichen Einfluß auf seine Zeit. Erst im 20. Jh. rückte sein Christentumsverständnis ins Zentrum der theologischen Debatte, und sein oft direkt gegen —» Hegel gerichtetes philosophisches Werk gilt als grundlegend für die Existenzphilosophie. Zugleich versuchte er, die absolute Forderung des Christentums nach Selbstverleugnung und Nachfolge in Gleichzeitigkeit mit Christus herauszustellen.
Das Problem seiner schriftstellerischen Arbeit war laut K. »Christ zu werden«; echtes Verständnis des Offenbarungsgeschehens fordert ein Bloßlegen der mit der Existenz des Menschen gegebenen Bedingungen und Möglichkeiten. Eine solche Ganzheitsbetrachtung des Menschenlebens hat K. in einer Theorie über die Existenzstadien ausgearbeitet; ihr grundlegender Gesichtspunkt ist, daß der Mensch eine Synthese des Zeitlichen und des Ewigen sei, und die vielen hiermit gegebenen Entscheidungsmöglich-
Kinderarbeit: Kinderstunde im Zelt. - Kinder malen biblische Geschichten. (Fotos: Hans Lachmann)
Seren Aaby Kierkegaard
keiten der Existenz bilden die Problematik in jedem Stadium. Kommt die Forderung des Ewigen nicht zum Durchbruch, so daß der Mensch in einem unmittelbaren Verhältnis zum Zeitlichen mit dem Genuß als Lebenszweck lebt, bewegt er sich im ästhetischen Stadium, dessen Grundstimmung Verzweiflung ist, weil das Individuum sein Selbst an das Mannigfaltige und Vergängliche gebunden hat. Sucht der Mensch dagegen in sich selbst einen absoluten Ausgangspunkt für sein Leben, befindet er sich im ethischen Stadium. Die ethische Wahl impliziert indessen eine Annahme der Schuld, die dem Menschen ein Verständnis seiner Nichtigkeit vor Gott und seiner Machtlosigkeit, das Gute zu tun, aufzwingt; mit der Erkenntnis der totalen Schuld sind die letzten Möglichkeiten in der Sphäre des Humanen - die »Religiosität A« im religiösen Stadium - erschöpft, und die Verinnerlichung der Existenz ist vollzogen. Die »Religiosität B« oder die »paradoxe Religiosität» gründet sich auf den Glauben an die Offenbarung des transzendenten Gottes in Christus. Der Verstand muß Anstoß nehmen an dem absoluten Paradox, daß das Ewige in der Zeit erschienen ist; der —» Glaube ist ebenfalls paradox, da er zugleich die Entscheidung des Individuums, aber doch ohne aktuelle Bedingung in diesem Individuum selbst ist, weshalb er sich von Gott gewirkt weiß.
Lit.: Gesammelte Werke, hg. v. H. Gottsched und Chr. Schrempf, 1922ff. - Gesammelte Werke übersetzt und kommentiert v. E. Hirsch, 1951 ff. - S. K., Die Tagebücher 1834 bis 1855, Auswahl und über- tr. v. Th. Haecker, T942
P. Müller
Kießling, Johann Tobias, *3. 11. 1745 Nürnberg, 5-2.1820 Nürnberg. Aus angesehener Kaufmannsfamilie wurde K. als junger Mensch durch einen Salzburger erweckt und war befreundet mit Pfr. Rehberger (Schüler A. H. Franckes) und Pfr. Esper (Vater und Sohn). K. hielt sich zu den —» Stillen im Lande und war ein eifriger Werber für seinen Herrn. Nach Übernahme des väterlichen Geschäfts reiste er geschäftlich 106mal nach Österreich, wobei er auch vor dem Toleranzedikt Josephs II (1781) eine umfangreiche Schriftenmission trieb. Später sorgte er auch durch Kollektenbriefe ins Ausland für die entstehenden ev. Gemeinden. In der Kriegszeit verlor K. sein ganzes Vermögen, lebte zuletzt in großer Armut, aber im Frieden seines Herrn.
Lit.: G. H. Schubert, Altes und Neues. Bd. 2
Brandenburg
Kinder-Evangelisationsbewegung in Deutschland e.V.
Die KEB wurde durch Pfarrer J. Irvin Over- holtzer, einem Amerikaner deutscher Herkunft, gegründet. Ein Ausspruch von C. H. —> Spurgeon veränderte sein Denken im Hinblick auf die Evangelisation der Kinder: »Wenn ein 5jähriges Kind richtig unterwiesen wird, kann es genauso wiedergeboren werden wie ein Erwachsener«. Er suchte nun viele Wege, Kinder in aller Welt mit dem Evangelium zu erreichen. Daraus entstand 1937 in USA die internationale KEB. Heute arbeitet die KEB in 75 Ländern mit 1250 vollamtlichen und 40000 freiwilligen Mitarbeitern. Das Europa-Zentrum befindet sich in Kilchzimmer-Langenbruck/Schweiz mit einer Ausbildungsstätte (3 Monate) und einer Druckerei. Die deutsche KEB wurde 1948 durch Pfarrer J. Kiefer und Frau gegrün
det. Die Leitung liegt in den Händen eines Komitees. In der Zentrale Frankfurt und 8 Zweigwerken stehen 18 vollamtliche und 58$ freiwillige Mitarbeiter im Dienst. Vier Missionsehepaare wurden von Deutschland nach Österreich, Frankreich, Paraguay und an die Elfenbeinküste gesandt. Die KEB ist ein Glaubenswerk und arbeitet innerhalb der Ev. —> Allianz. Ihr Ziel sind die vom Evangelium unerreichten Kinder. Die Arbeitsgebiete umfassen: Hauskinderstunden, Kinderwochen in Gemeinden, Evangelisation im Freien, Lehrkurse, Herstellung von Literatur. Der Leitvers steht in Mt 18,14: »Also ist es auch nicht der Wille eures Vaters im Himmel, daß eines dieser Kleinen verloren gehe«.
Rinne
Kinderarbeit
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Biblischer Befund
a) in ISRAEL ist das Kind über die Familie in die Glaubensgemeinde mit einbezogen. Die Verkündigung der göttlichen Wahrheit, wie auch des geoffenbarten Gotteswillens, richten sich nicht nur an den Erwachsenen. Ausdrücklich wird Israel aufgefordert, die Gebote zu Herzen zu nehmen und sie seinen Kindern einzuschärfen (Dtn 6,6f.; 11,19-21; 31,12.f.). Die Verpflichtung wird auch in Ps
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— 6 den Erwachsenen eindrücklich auferlegt.
B) im neuen Testament ist auffallend, daß Jesus das Kind beachtet und würdigt (Mt 19,13-15; Mt 18,5; Mt 18,6 u. 10). Am Einschluß der Kinder in die Heils- und Segenswirkungen, die gläubigen Eltern zuteil werden, darf aufgrund der Formel: »>. . . mit seinem ganzen Haus« (Joh 4,53; Apg 11,14; 16,15; 16,31; vgl. auch 1 Kor 7,14) festgehalten werden. Paulus weiß um die Wichtigkeit biblischer Unterweisung der Kinder und zeigt am Beispiel seines Mitarbeiters Timotheus die positiven Auswirkungen auf (2Tim 3,14f.)-
H. Geschichtliche Entwicklung Im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten hat die christliche Gemeinde seit je K. im Rahmen christlicher Unterweisung getan. Als Schwerpunktarbeit entstand K. im —» Methodismus im 18. Jh. durch den Beginn der —» Sonntagsschule. Diese im 19. Jh. nach Deutschland verpflanzte Arbeit hat sicherlich die christliche —> Erziehung und biblische Unterweisung vieler Kinder aus Kirche, —> Freikirche und —» Gemeinschaftsbewegung wesentlich mitgeprägt. Die evangeli- stisch-missionarische K. entstand in Deutschland erst nach dem 2. Weltkrieg vor allem durch die überdenominationell arbeitenden Werke —> Bibellesebund, —> Kin- der-Evangelisations-Bewegung (KEB) und das Missionswerk —> Neues Leben, die durch speziell geschulte Kindermissionare auf breiter Basis evangelistisch-missionarische K. tun. Außerdem haben die meisten Gemeinschaftswerke und Freikirchen Kinder- missionarinnen und -Sekretäre für K. freigestellt.
EU. Heutige Lage
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Zielsetzung und sinn der k. Das Angebot und der Anspruch des Evangeliums gilt ausnahmslos allen Menschen. Im Missionsauftrag sind auch die Kinder mit einbeschlossen. Ziel missionarischer K. ist es, dem Kind das Angebot der rettenden und helfenden Liebe Jesu nahezubringen. Das Kind soll zum lebendigen —> Glauben an Jesus Christus geführt werden. Der in der missionarischen K. tätige Christ wird seinen Dienst von dem Wissen her tun, daß die Hinführung zur Glaubensentscheidung des Kindes in heiliger Sorgfalt, ohne Druck und Nötigung geschehen muß. Darin besteht die große Verantwortung des Kindermissionars. Eine bewußte Hinwendung des Kindes zu Jesus Christus wird je nach Alter seine verschiedene Ausprägung haben. In jedem Fall muß es dem Verstehenshorizont des Kindes gemäß sein. Neben der —> Evangelisation kommen als begleitende Ziele hinzu: Vermittlung geistlicher Grundlagen (Bibelkenntnis), Glaubens- und Wachstumshilfe (Nachfolge) und Befähigung zur Lebensbewältigung.
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formen und Methoden der k. Geschah ursprünglich ev. K. nur in der Form der Sonntagsschule, so hat sich heute daneben eine Anzahl von weiteren Formen herausgebildet: missionarische Wochen-Kinderstunde, Hauskinderkreis, Jungschar, Schüler-Bibelclub und —> -Gebetskreis (-^ Schülerarbeit) und Teenagerclub. Weitere Möglichkeiten sind: Kinder-Freizeiten, Kinder- und Schülerwochen, Kindertage und -treffen, Park- und Strandmission.
Lit.: H.J.Sweet, Führ dein Kind zu Gott - R. Frey, Arbeit unter Kindern, 1972 - D. Theobald, Gott liebt nicht nur große Leute (Handbuch für K. j, 1978 Theobald
Kinderbund —> Kinder-Evangelisations- bewegung
Kindergarten
Die gemeinschaftliche -» Erziehung 3 -6jähriger Kinder, wie sie im K. praktiziert wird, hat eine karitative und eine sozialpädagogische Wurzel. Auf F. —> Oberlin gehen die »Kleinkinderbewahranstalten« zurück, die für die Betreuung von Kindern erwerbstätiger Mütter errichtet wurden (seit 1770). Th. —» Fliedner griff 1836 diese Aufgabe für die —* Diakonissen auf und bildete die ersten Kleinkinderschullehrerinnen aus. Er gab damit den Impuls zur Gründung ähnlicher Ausbildungsstätten im Raum der —» Diakonie (J. —> Jolberg in Nonnenweier, W. Canz in Groß Heppach, H. Frommei in Karlsruhe, W. —> Löhe in —» Neuendettelsau u.a.). Dagegen erkannte Fr. Fröbel (1782-1852), der 1840 den ersten »Kindergarten«« gründete, die besonderen Bildungsmöglichkeiten des Kindes in der Zeit vor dem Schuleintritt. Diese wollte er durch Spiel und gestaltendes Schaffen wecken und fördern (System der »ent- wickelnd-erzieherischen Spielgaben«). Im Unterschied zu Fröbel strebte M. Montes- sori (1870-1952) durch frühes begriffliches Erfassen, Sinnes- und Bewegungsschulung einen bruchlosen Übergang zur Schule an.
gegenwärtige Tendenzen: Breiten Raum in der Diskussion beansprucht seit einigen Jahren die Frage, ob die Erziehung der Fünfjährigen künftig der Vorklasse der Grundschule zugeordnet werden oder beim K. verbleiben soll. Erste Ergebnisse bestätigen den Wert des Zusammenlebens in der altersgemischten K.gruppe für die Gesamtentwicklung des Kindes. In der BRD gab es am 1. 1. 1977 7009 Kindertagesstätten in ev. Trägerschaft (darunter 5 672 K.) mit 415 000 Plätzen und rd. 27 000 Mitarbeitern (zum Vergleich: BRD insgesamt 23 000 Kindertagesstätten mit rd. 1,5 Mill. Plätzen). Nachdem die expansive Phase der Errichtung kirchlicher K. aus finanziellen Gründen wie auch wegen des allgemeinen Geburtenrückgangs ihr Ende gefunden hat, wird jetzt das Schwergewicht auf die innere Stabilisierung gelegt. Stärker als bisher rückt der kirchliche K. in das Gesichtsfeld der Kirchengemeinden und ihrer Vorstände. Die Aufgabe einer bewußten religiösen Erziehung wird bejaht, jedoch hängt hier Entscheidendes an der Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft. Die Landesverbände für Kinderpflege bieten religionspädagogische Fortbildungstagungen an. Die ev. Fachschulen für Sozialpädagogik (z.Z. 45) bemühen sich ihrerseits um eine Verbesserung und Vertiefung des theologischen und katechetischen Unterrichts.
Lit.: E. Hoffmann, Vorschulerziehung in Deutschland, 1971 -Zeitschrift: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik (2 monatl.)
Leistner
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