Kirchen sind die bei weitem bedeutendsten Anbieter von Paarberatung, leisten einen enormen gesellschaftlichen Beitrag mit langer Tradition, hoher Qualität und flächendeckender Versorgung,
was aber viel zu wenig wahrgenommen wird
Innerkirchlich erhöhter Legitimationsdruck aufgrund finanzieller Enge
Gesellschaftlich zunehmende Wahrnehmung der Bedeutung von Unterstützung für Paare
Zugleich wenig empirisch fundiertes Wissen über Wirkungen der Paarberatung, erreichte Klientel
Daten aus Projekt „Beratungsbegleitende Forschung“ (BF 1 und 2) veraltet und nicht repräsentativ
Wissenschaftliche Erkenntnisse fließen zu wenig in die Beratungspraxis ein
Ziele
Wissenschaftlich: gesicherte Erkenntnisse über Wirkung der Beratung, Zusammensetzung der Klientel, Problembelastung, betroffene Kinder usw.
Innerkirchlich: Unterstützung bei der Begründung und langfristigen Sicherung des Angebots
Fachlich: bessere Abstimmung des Beratungsangebots auf die aktuellen Problematiken und Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die fachliche Konzeptentwicklung
Gesellschaftlich: bessere Wahrnehmung der Leistungen der kirchlichen Beratung vor dem Hintergrund der Debatte um Familien
Konstruktion des Forschungsprojekts
Theoriegeleitete Designentwicklung aus umfassender Literaturrecherche
Aussagekräftige Abbildung des Beratungsangebots und der Versorgungssituation mit maximalem wissenschaftlichem Anspruch
repräsentative bundesweite Erhebung, große Stichprobe (N > 300)
Prospektives Design
standardisierte Meßinstrumente
verschiedene Untersuchungsperspektiven: Klienten, Berater, Untersucher
follow-up
Aufwand für die Beratungsstellen minimal halten
Rückfluß der Ergebnisse in die Beratung: Konzeptentwicklung, Diagnostik und differentielle Indikation usw.
Institutionelle Verortung
Projektleitung: Prof. Dr. Christian Roesler, Professur für Klinische Psychologie und Arbeit mit Familien, Katholische Hochschule Freiburg
Institut für Angewandte Forschung und Weiterbildung (IAF), Leitung Frau Prof. Dr. Kricheldorff
Auswertung Forschungsliteratur – theoretisches Modell
Darauf basierende Operationalisierung wesentlicher Dimensionen der Paarberatung
Eigenes Instrument: Risikofaktoren der Beziehungsstabilität
Vereinheitlichung Anlaßkatalog
Katamneseinstrument
Auswertung der Forschungsliteratur zu Paarberatung/-therapie
Über 100 empirische Studien aus den letzten 45 Jahren ausgewertet, die Merkmale von Paarbeziehungen untersuchen, die einen Einfluß auf Beziehungsqualität und –stabilität haben (also auf das Trennungsrisiko)
63 Merkmale der Paarbeziehung empirisch abgesichert
Ein erheblicher Teil davon ist durch Beratung beeinflußbar
Diese müssen in der Untersuchung erfaßt werden
In ein theoretisches Modell integriert
Design
Prospektive naturalistische outcome-Studie (ohne Kontrollgruppe) mit Katamnese
Repräsentative Untersuchung der Versorgung im gesamten Bundesgebiet
Drei Untersuchungszeitpunkte: Prä-Post-Katamnese
Evaluation der Beratung aus unterschiedlichen Perspektiven: Klienten, Berater, Untersucher
Erfassung relevanter Angaben zu
Klienten: soziodemographisch, Persönlichkeit, psychischer und körperlicher Gesundheitsstatus u.a.
Erfassung von Bindungsmustern der Partner Selbstzuordnung Vier-Felder-Schema (Bartholomew et.al. 1990)
Psychischer und körperlicher Gesundheitsstatus
BSCL (Brief Symptom Checklist), Kurzform des SCL-90R von Notarius
Das am häufigsten eingesetzte Instrument im klinisch-psychologischen Bereich
Vergleichsgruppen
Norm Cut-off
Stress und Stressbewältigung des Paares
Kurzskala zur Erfassung des Dyadischen Coping (Bodenmann)
Folgende Merkmale sollen mit diesem Instrument erfasst werden:
Stress und dessen Bewältigung
(Problemlösefähigkeiten)
Interaktionsvariablen
Positives und negatives Interaktionsverhalten
Offenheit
Partnerschaftliche Kommunikationskompetenz
Negative Reziprozität
Entwertung des Partners
Problemlösefertigkeiten/-stil (in der Interaktion miteinander)
Änderungswunsch an den Partner, der kommuniziert wird
Mangelnde Begeisterung des Mannes für seine Frau
Gering ausgeprägtes „Wir-Gefühl“
Erfassung über Fragebogen (und in Teilstichprobe über videographierte Interaktionsbeobachtung, Auswertung mit Codierungssystem, z.B. (RMICS) (Heyman 2004)
Erfassung familiäres Funktions-/Belastungsniveau
GARF-Skala aus DSM-IV
Global Assessment of Relational Functioning
Berater schätzt Belastung/Funktionsfähigkeit des familiären Systems auf einer 100-Punkte-Skala ein anhand von Ankerbeispielen
Katamnese
Status der Paarbeziehung: Erfassung ob Paar getrennt oder weiterhin zusammen
Eigenes Katamneseinstrument (Diplomarbeit John 2008)
BSCL
EPF
Veränderbare Risikofaktoren
Dyadisches Coping
Design: Übersicht
t2: Beratungsende
t3: Katamnese
Art der Ergebnisse
Zusammensetzung und Problembelastung der Klientel
Falltypen (Cluster) und deren evtl. besondere Gefährdung und Bedarfe
Differentielle Wirksamkeit: auf bestimmte Falltypen, bestimmte Problematiken, Familie u.a.
Verlaufstypen in Abhängigkeit von Problemkonstellationen, Beratungs“dosis“, Zeitnahe Intervention u.a.
Kontrolle von Selektionseffekten
Möglichst repräsentative Auswahl an Beratungsstellen (Stadt/Land, Regionen, Größe usw.)
Möglichst Zufallsauswahl der Klienten
Erfassung der Merkmale der Nichtteilnehmer über Standard-dokumentation
Zeitplan
1. Hälfte 2012: Vorbereitung des Beginns der Evaluation, Information und Werbung zur Teilnahme, Zusammenstellung der Untersuchungsinstrumente und Entwicklung eines Online-Moduls, Bildung der Stichproben, Informationsveranstaltungen für teilnehmende BeraterInnen.
1.10.2012 (wg. Schulferien): Datenerfassung Beratungsbeginn (Laufzeit 1 Jahr), kontinuierlicher Support der Beratungsstellen
ab 1.4.2013: Beginn Zwischenauswertungen
30.9.2013: Ende Aufnahme neuer Fälle (+ 1 Jahr für Beratungsprozeß)
30.3.2015: Ende Datenerfassung Katamnesen
Ab 1.4.2015: Gesamtauswertung, Abschlußbericht, Informationsveranstaltungen, Publikationen
Praktische Durchführung: Vorbereitung
Anfrage um Teilnahme an alle Beratungsstellen
Evtl. auch über Zeitschriftenpublikation
Daraus repräsentative Stichprobe ca. 20-30 Stellen, ebenfalls stellenintern repräsentativ (z.B. Berater)
Information der beteiligten Stellen über Erhebungsinstrumente und Ablauf
Online-Verfügung über Informations- und Schulungsmaterial des Projekts für die Stellen
Evtl. Schulungstagung in Freiburg/Bonn?
Praktische Durchführung: Datenerhebung
Zufallsauswahl der Klienten mit Dokumentation von Ablehnern, ca. 20 Fälle pro Beratungsstelle
Von Studienfällen extra Auswertung der Standarddokumentation, um Bias zu errechnen
Erhebungsinstrumente werden online zur Verfügung gestellt
Mit der Einverständniserklärung erhalten Klienten web-Adresse der Instrumente mit persönlichem Zugangscode (=Fallcode)
Berater des Falles muß Beraterinstrumente ausfüllen
Berater stellt Datenerhebung zu allen Meßzeitpunkten sicher, insbesondere bei Katamnese (Möglichkeit einer automatischen Benachrichtigung an Klienten nach 6 Mon)
Praktische Durchführung: Auswertung
Datensatz wird durch Online-Erhebung automatisch erstellt
Zwischenauswertungen möglich
Sonderauswertungen bei genügender Stichprobengröße möglich (z.B. nach Regionen, Diözesen)
Ort, Bundesland, Diözese, Mitarbeiterzahl und –ausbildungen, durchschnittl. Zahl an Paarberatungen/Jahr, Migrantenanteil, Träger, Art Berat.stelle (Integriert, EFL)