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Der gewichtete Anteil der Poliere lag in den neuen Ländern zu Beginn der neunziger Jahre in den kleinen Betrieben noch ganz erheblich unter dem sowieso schon niedri­gen Wert im Westen. In den ganz kleinen Betrieben wird noch nicht einmal ein Drit­tel, in den Betrieben der nächsten Größenklasse gerade die Hälfte und in den Betrie­ben bis unter 50 Beschäftigten werden drei Viertel des Gewichts der jeweiligen Grö­ßenklasse erreicht. Selbst in Betrieben bis unter 200 Beschäftigten lag der Wert et­was unter dem Ausgleichsniveau. Erst in Betrieben mit 200 und mehr Beschäftigten arbeiteten überdurchschnittlich viele Poliere, aber bei weitem nicht so viele wie dies anteilig in den alten Ländern der Fall war. Poliere spielten also auch in den großen Betrieben in den neuen Ländern zu diesem Zeitpunkt keine so zentrale Rolle.
Zehn Jahre später hat sich der gewichtete Anteil der Poliere mit Ausnahme der ganz großen Betriebe durchgängig erhöht. In den Betrieben bis unter 50 liegt zwar noch immer eine unterdurchschnittliche Vertretung vor, die aber nicht mehr so ausgeprägt ist. Immerhin konnte der entsprechende Wert in den Kleinstbetrieben fast verdop­pelt, in den Kleinbetrieben fast um die Hälfte und in den Betrieben zwischen 20 und 50 Beschäftigten noch um ein Drittel erhöht werden. Dieser Wert wird auch in der nächsten Größenklasse erreicht. In den Betrieben mit 100 bis unter 500 Beschäftig­ten wird der entsprechende Wert sogar um die Hälfte erhöht. Im Wesentlichen ist damit die gewichtete Verteilung gegeben wie sie auch im Westen vorliegt.
Wiederum ist die Entwicklung als ein Nachvollzug der westdeutschen Verhältnisse zu interpretieren. Die kleinen Betriebe beschäftigen heute relativ zu ihren sonstigen Ar­beitskräften deutlich mehr Poliere als 1991. Weil Poliere in der ehemaligen DDR nicht den Stellenwert für die Bauproduktion hatten wie im Westen, hat sich darüber hinaus auch die absolute Zahl den Verhältnissen im Westen angeglichen. Auf allen Ebenen der Betrachtung offenbart sich also eine sehr weitgehende Übernahme westdeut­scher Produktionskonzepte, sofern man diese an der Zahl und am jeweiligen Anteil der Poliere festmachen kann. Dies wird noch unterstützt durch die zeitliche Stringenz dieser Entwicklung. Im Gegensatz zu den kaufmännischen und technischen Ange­stellten, wo ja in den neuen Ländern nicht von einer kontinuierlichen, sondern von einer von vielen Brüchen durchzogenen Entwicklung gesprochen werden muss, ist die Tendenz in der Polierbeschäftigung im Großen und Ganzen stabil. Hier scheint sich also sehr viel entschiedener eine Arbeitskräftestrategie durchzusetzen. Dies ver­weist auf die immer noch oder sogar jetzt erst recht zentrale Position der Poliere in den in der Baubranche vorherrschenden Produktionskonzepten.

4.3.6 Werkpoliere, Bauvorarbeiter


Der Arbeitsplatzabbau in den westlichen Bundesländern war in der Gruppe der Werk­poliere, Bauvorarbeiter, Baumaschinenfachmeister und Baumaschinenvorarbeiter (im weiteren Text kurz: Werkpoliere, Vorarbeiter) besonders drastisch und wird nur von der Gruppe der Facharbeiter noch übertroffen. Dabei ging die Zahl der Arbeitsplätze zwar in allen Größenklassen zurück, doch war die Dimension dieses Abbaus ausge­sprochen disparat und bestätigt wieder die besondere Betroffenheit entlang der Be­triebsgrößen (siehe dazu die Tabellen 28 und 29 im Anhang). In den Kleinstbetrieben wurde in den neunziger Jahren die Zahl der Arbeitsplätze fast gehalten, aber schon in der Gruppe der Kleinbetriebe ging fast ein Fünftel, in der nächsten Größenklasse (20-49 Beschäftigte) fast ein Viertel, in den Betrieben bis 100 Beschäftigten sogar ein Drittel verloren. Am höchsten war der Verlust mit fast drei Vierteln wieder in der Gruppe der Großbetriebe. Im Vergleich zur allgemeinen Entwicklung der jeweiligen Größenklasse hat sich die Gruppe der Werkpoliere in den Kleinstbetrieben recht gut, in den folgenden ungefähr gleich und in den Großbetrieben sehr schlecht entwickelt.
Noch eklatanter als in der Poliergruppe fallen bei den Werkpolieren die Anteilsunter­schiede in den einzelnen Betriebsgrößenklassen aus. 1991 war in den Kleinstbetrie­ben nur einer von 50 Beschäftigten ein Werkpolier, Vorarbeiter oder Baumaschinen­fachmeister, aber schon jeder 20. in der folgenden Größenklasse und schon in Betrie­ben mit 50 oder mehr Beschäftigten fast jeder zehnte, in den ganz großen Betrieben lag der Anteil sogar noch etwas darüber. Insgesamt wird damit im gesamten Bau­hauptgewerbe ein Anteil von über sieben Prozent erzielt. Das entspricht dem Zwei­einhalbfachen des Polierwertes, womit die enorme Bedeutung gerade dieser Vorge­setztenebene betont wird. Mehr noch als Poliere sind gerade die Werkpoliere und Vorarbeiter für die unmittelbare Anleitung zuständig; sie arbeiten in den Kolonnen mit und kommunizieren die Anforderungen nach innen und nach außen. Insbeson­dere wegen der auch im Vergleich zu vorher bereits realisierten Anteilen niedrigen absoluten und relativen Anzahl der Poliere (Pahl, Syben 1995, 18: 1973 betrug der Anteil 3,4 vH), war gerade zu diesem Zeitpunkt die Unterstützung durch weitere fer­tigungsnahe Führungskräfte erforderlich.

Bis 2000 hat sich der Polieranteil wie gezeigt im Westen praktisch nicht erhöht und auch im gesamten Zeitverlauf sehr stabil bei knapp drei Prozent gehalten. Allerdings hatte sich dabei ja eine gewisse Verschiebung zu kleineren Betriebsgrößen ergeben. Dies sollte sich auch in der Entwicklung der Anteile der Werkpoliere und Vorarbeiter niederschlagen, wenn es den skizzierten Zusammenhang zwischen beiden Tätigkeits­gruppen gibt. Tatsächlich aber ist der entsprechende Wert insgesamt um über sieben Prozent zurückgegangen. Nur in den Kleinstbetrieben gab es mit einem Plus von zehn Prozent eine bemerkenswerte Erhöhung dieses Anteils, die damit aber nur halb so hoch war wie die Erhöhung des Polieranteils. In allen folgenden Betriebsgrößen­klassen gibt es keine große Veränderung gegenüber 1991 bei insgesamt allerdings leichter Abnahme. Erst die Großbetriebe bauen den Anteil der Werkpoliere um ein Fünftel beträchtlich ab. Mit dieser Entwicklung liegt eine den Veränderungen in der Gruppe der Poliere sehr ähnliche Kurve vor. An den Enden des Betriebsgrößenspek­trums gibt es einerseits einen relativen Zuwachs, andererseits einen relativen Abbau. In allen dazwischen liegenden Größenklassen passiert nicht viel. Damit deutet sich für die neunziger Jahre nicht ein komplementärer oder substitutiver, sondern ein pa­ralleler Einsatz an, der wiederum die Vermutung nahe legt, dass beide, also Poliere und Werkpoliere bzw. Vorarbeiter, einer gemeinsamen Produktionslogik unterliegen. Dass die Zahl der Werkpoliere insgesamt noch etwas stärker zurückgegangen ist als die der Poliere mag als Indiz dafür genommen werden, dass zu Beginn des Beobach­tungszeitraums neue Produktionskonzepte gerade erprobt wurden, Poliere im einset­zenden Boom relativ zur insgesamt benötigten Zahl von Fertigungskräften schwer zu kriegen waren und Werkpoliere und Vorarbeiter daher relativ häufiger beschäftigt wurden. Die Zurückführung dieser relativen Überbeschäftigung könnte den stärkeren Arbeitsplatzabbau zum Teil erklären. Ein noch wichtigeres Erklärungsmoment dürfte der noch zu diskutierende besonders starke Abbau von Fachkräften sein.


Die verschiedenen Anteile, mit denen die Werkpoliere und Vorarbeiter in den ver­schiedenen Betriebsgrößenklassen vertreten sind, lassen sich besonders gut in der gewichteten Bedeutung dieser Beschäftigtengruppe ablesen (siehe dazu die Tabelle 30 im Anhang). 1991 erreichte sie in den kleinsten Betrieben gerade ein Viertel des Ausgleichswertes, sie war dort also so sehr wie sonst keine andere Beschäftigten­gruppe unterrepräsentiert. Schon in der nächsten Größenklasse ist diese unterdurch­schnittliche Vertretung bei weitem nicht mehr so ausgeprägt, hier werden immerhin zwei Drittel des Durchschnitts erreicht. In den Betrieben zwischen 20 und 50 Be­schäftigten sind Werkpoliere nur etwas überrepräsentiert, aber schon in der nächst­folgenden Betriebsgrößenklasse lag bereits 1991 eine überdurchschnittliche Vertre­tung dieser Beschäftigten um fast ein Drittel vor, die in den beiden nächsten Größen­klassen nur geringfügig weniger ausgeprägt ist. In den Großbetrieben gibt es dann noch einmal einen Sprung, hier sind Werkpoliere und Vorarbeiter mit einem Faktor von fast 1,5 überrepräsentiert.
Die Entwicklung bis 2000 ist im Detail schwankend, insgesamt aber von einem deutli­chen Bedeutungsgewinn in allen Betriebsgrößenklassen außer der obersten geprägt. Mit einem Plus von 15 vH war dieser Zuwachs am größten in der untersten Größen­klasse, mit einem Plus von immerhin noch sechs vH am kleinsten in den Betrieben zwischen 50 und 100 Beschäftigten, wo allerdings der höchste Ausgangswert vorlag. Allein in den Großbetrieben ging der gewichtete Anteil so massiv zurück, dass damit der überdurchschnittliche Arbeitsplatzabbau zustande kommt. Es kann also nicht von einem allgemeinen Bedeutungsverlust dieser Beschäftigtengruppe gesprochen wer­den, vielmehr gibt es diesen nur in den Großbetrieben, wo allerdings auch im Jahr 2000 eine überdurchschnittliche Beschäftigung von Werkpolieren und Vorarbeitern bestand – und dies mit einem Faktor, der immer noch fast 1,3 erreichte. Die prinzi­pielle Ungleichverteilung besteht also fort und wurde in den neunziger Jahren nur ab­geschwächt. Auch dies ist eine den Polieren sehr vergleichbare Entwicklung.
Der Arbeitsplatzabbau in den neuen Ländern war für Werkpoliere und Vorarbeiter überdurchschnittlich hoch. Fast acht Prozent der entsprechenden Arbeitsplätze gin­gen in den neunziger Jahren verloren. Obwohl sich auch in dieser Beschäftigtengrup­pe die bekannte Entwicklung entlang der Betriebsgrößenklassen wiederholt, ist sie doch weniger ausgeprägt als in den schon behandelten Gruppen. Mit der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen wurde der Bestand in den Betrieben bis unter 50 Beschäf­tigten auf ungefähr das Zweieinhalbfache, in den Betrieben bis unter 100 Beschäftig­ten auf knapp das Anderthalbfache des Ausgangswertes erhöht. In den größeren Be­trieben wurden Arbeitsplätze abgebaut. Dabei zeigen sich einige Auffälligkeiten: In der untersten Betriebsgrößenklasse liegt ein vergleichsweise stetiger Beschäftigungs­zuwachs vor, der aber deutlich geringer ist als der Gesamtzuwachs der Betriebe die­ser Größenklasse. In der folgenden Größenklasse wurde die Beschäftigung in dieser Gruppe in der ersten Hälfte der neunziger Jahre nur unterdurchschnittlich erhöht, in den Folgejahren aber relativ stärker zurückgefahren, so dass insgesamt eine unter­durchschnittliche Entwicklung resultiert. In den Betrieben ab 50 Beschäftigten ist die Arbeitsplatzentwicklung für Werkpoliere und Vorarbeiter aber sogar überdurch­schnittlich gut bzw. weniger schlecht als im Schnitt dieser Betriebe. In den Betrieben von 50 bis unter 100 Beschäftigten wird die Beschäftigung von Werkpolieren um 15 vH stärker ausgeweitet als diese Größenklasse insgesamt wächst. In den Betrieben zwischen 100 und 200 Beschäftigten wird die Zahl der Werkpoliere nur halb so stark reduziert wie diese Größenklasse insgesamt an Beschäftigten verliert. Und auch in den beiden oberen Größenklassen liegt eine, wenn auch nur geringfügig bessere Ent­wicklung vor. Das bedeutet, dass der überdurchschnittliche Arbeitsplatzverlust dieser Beschäftigtengruppe auf den allgemeinen Niedergang der Großbetriebe einerseits und den relativ schwachen Arbeitsplatzgewinn bei den kleineren Betrieben zurückzu­führen ist. Während in den neuen Ländern die Beschäftigung der anderen Gruppen in den kleinsten und kleinen Betrieben sehr schnell und sehr stark aufgebaut wurde und sich darin vielleicht schon eine gewisse Produktionsidee, wenn schon nicht ein spezi­fisches Produktionskonzept ausdrückt, ist dies bei den Werkpolieren nicht der Fall. Offensichtlich werden diese Beschäftigten in den neuen Ländern nicht im in den alten Ländern vorliegenden Maße nachgefragt.
Dieser Befund bestätigt sich in sehr ausgeprägter Weise bei der Betrachtung der An­teile dieser Beschäftigtengruppe in den verschiedenen Betriebsgrößenklassen. 1991 gab es einen besonders hohen Anteil in den Mittelbetrieben (50-99 Beschäftigte), wo mit einem Wert von sieben Prozent gleichwohl das westdeutsche Niveau bei weitem nicht erreicht wurde. Sowohl nach unten zu den kleinen, als auch nach oben zu den großen Betrieben fällt dieser Anteil ab. In der untersten Betriebsgrößenklasse lag der Anteil um 20 vH über dem westdeutschen Niveau, in der obersten um über die Hälfte unter dem westdeutschen Niveau. Damit wird insgesamt ein um ein Viertel unter dem westdeutschen Wert liegender Anteil realisiert. In der Gegenüberstellung der Anteile im Jahr 2000 zu den eben referierten Werten ergeben sich einige interessante Verschiebungen. Insgesamt hat sich der Anteil der Werkpoliere mit einem Minus von weniger als drei Prozent vergleichsweise geringfügig verschlechtert. Ihr Anteil in den Kleinstbetrieben dagegen ist um ein Fünftel auf nunmehr unter zwei Prozent gefallen. Fast genauso hoch war der anteilige Rückgang in der folgenden Betriebsgrößenklas­se. Erst in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten bleibt der Anteil ungefähr stabil. Nur in den Betrieben zwischen 100 und unter 200 Beschäftigten und in den Betrieben mit mindestens 500 Beschäftigten erhöht sich der Anteil spürbar um jeweils über ein Viertel. Damit liegt ein ungefähr gleich hoher Anteil in den Betrieben ab 20 Beschäf­tigten vor. In keiner einzigen Betriebsgrößenklasse und auch nicht insgesamt wird aber der westdeutsche Wert erreicht.
Bei der Analyse der gewichteten Anteile offenbart sich dagegen eine sehr viel stärke­re Annäherung an westdeutsche Verhältnisse als dies bisher erkennbar gewesen wä­re. So hat sich von einem im Vergleich zum westdeutschen jeweils deutlich höheren, wenn auch trotzdem unter dem Ausgleichsniveau liegenden Wert in den beiden unte­ren Größenklassen, von einem im Vergleich zum westdeutschen niedrigeren und über dem Ausgleichsniveau liegenden Wert in den Betrieben zwischen 20 und 49 Beschäf­tigten und einem ungefähr auf westdeutschem Niveau liegenden überdurchschnittli­chen Wert der jeweilige gewichtete Anteil fast exakt dem westdeutschen angegli­chen. Und auch in den darüber liegenden Betriebsgrößenklassen ist eine ähnliche Entwicklung nachzuweisen. Von sehr disparaten Ausgangswerten hat sich durchweg eine Annäherung zwischen den beiden Teilräumen ergeben, die aber in den unteren Betriebsgrößenklassen deutlicher und konsistenter ist. So liegt nur noch in den bei­den untersten Größenklassen eine fortbestehende und in den neuen Ländern sogar verstärkte Unterrepräsentierung von Werkpolieren und Vorarbeitern vor, in den an­deren Größenklassen dagegen eine Überrepräsentierung, die in den Betrieben zwi­schen 50 und unter 200 Beschäftigten mit mindestens einem Faktor 1,3 am ausge­prägtesten ist. Es kann also unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse nicht mehr von einer unterschiedlichen Bedeutung dieser Beschäftigtengruppe in den beiden Teilräu­men ausgegangen werden. In Wirklichkeit nämlich hat sich auch hier eine weitge­hende Angleichung der Verhältnisse durchgesetzt.

4.3.7 Facharbeiter


Noch größer als bei den Werkpolieren und Vorarbeitern war der Beschäftigungsver­lust der Facharbeiter im westdeutschen Bauhauptgewerbe in den neunziger Jahren. Über alle Betriebsgrößenklassen hinweg ging deutlich über ein Drittel der Arbeits­plätze verloren. Selbst unter Einbeziehung des Statistikwechsels dürfte dieser Wert nicht wesentlich unterschritten werden. Damit ist dies die am stärksten vom Beschäf­tigungsrückgang betroffene Gruppe. Dieser Befund bestätigt sich teilweise auch bei differenzierterer Betrachtung nach Betriebsgrößenklassen (siehe dazu die Tabellen 31 und 32 im Anhang). In den kleinsten und den kleinen Betrieben war mit einem Ver­lust eines knappen bzw. eines guten Viertels im Betriebsgrößenvergleich der Rück­gang zwar am geringsten, aber im Beschäftigungsgruppenvergleich am größten. Die­se Betriebe haben keine andere Gruppe so stark abgebaut wie die der Facharbeiter. Zwar beträgt dieser Abbau schon in den Betrieben zwischen 50 und unter 100 Be­schäftigten deutlich über ein Drittel und erreicht stetig steigend schließlich zwei Drit­tel in den Großbetrieben, doch gibt es andere Beschäftigtengruppen, insbesondere die Fachwerker und Werker, die einen noch stärkeren Arbeitsplatzverlust erlebt ha­ben. Einzige Ausnahme in diesem Betriebsgrößenspektrum bilden die großen Betrie­be zwischen 200 und unter 500 Beschäftigten, in denen ebenfalls die Facharbeiter diese zweifelhafte Spitzenposition für sich reklamieren dürfen. Weiterhin fällt auf, dass in allen Größenklassen eine teils beträchtliche Differenz zwischen allgemeinem und Facharbeiterarbeitsplatzabbau zu Lasten der letztgenannten Gruppe vorliegt – mit Ausnahme der obersten Größenklasse, wo dieser Unterschied mit drei Prozent auffallend gering ist. Dies könnte allerdings damit zu begründen sein, dass in diesen Betrieben Facharbeiter schon zu Beginn des Beobachtungszeitraums keine so zentra­le (quantitative) Rolle mehr spielten und deshalb der Spielraum nach unten begrenz­ter war. Sollte sich dies bei den näheren Betrachtungen bestätigen, ließe sich daraus die These der nachvollziehenden Strategie in den unteren Größenklassen ableiten.
Doch bei der Analyse der Anteile in den verschiedenen Betriebsgrößenklassen erweist sich diese These als falsch159. Denn 1991 hatten die Facharbeiter in den Kleinstbe­trieben mit einem Anteil von unter 44 vH im Betriebsgrößenvergleich die schwächste Position. Mit einem Abstand von fast sieben Prozent folgen fast gleichauf die Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten. In all diesen Größenklassen lag der Facharbeiteran­teil trotzdem bereits deutlich unter der 50-Prozent-Marke. Nur in den Betrieben zwi­schen 10 und unter 50 Beschäftigten wird diese Marke noch erreicht und in den Kleinbetrieben sogar um zehn Prozent überschritten. Alleine diese beiden Größen­klassen ziehen den Anteil in der Gesamtbranche auf beinahe 49 vH. Zehn Jahre spä­ter ist dieser Wert um über zehn Prozent gefallen. In allen Betriebsgrößenklassen ging die relative Beschäftigung von Facharbeitern weiter zurück, in den großen Be­trieben zwischen 200 und unter 500 Beschäftigten mit einem Minus von fast einem Viertel mit Abstand am stärksten. In den anderen Größenklassen war die Entwicklung zwar ebenfalls durchweg negativ, aber dabei doch sehr unterschiedlich. Einem Ver­lust von 15 vH in den Kleinstbetrieben, der umso schwerer wiegt, als sich dieser ja vom sowieso schon niedrigsten Ausgangswert vollzieht, steht ein Verlust von nur gut fünf Prozent in den größten Betrieben gegenüber. Mit dieser Entwicklung wurde 2000 in zwei Betriebsgrößenklassen (1-9 und 200-499 Beschäftigte) die 40-Prozent-Marke deutlich unterschritten, in drei anderen Größenklassen (50-199 und 500 und mehr Beschäftigte) diese Marke immerhin noch erreicht und in zwei Größenklassen (10-49 Beschäftigte) sogar noch an der 50-Prozent-Marke gekratzt.
Dieser Sachverhalt darf nicht unterschätzt werden, wurden doch gerade die Fachar­beiter in der Vergangenheit als Ausdruck eines Produktionskonzepts verstanden, das eben auf qualifizierte Arbeit setzte statt auf standardisierte und entwertete Massen­arbeit. Den repetitiven Teilarbeiter tayloristischer Prägung gab es in der deutschen Bauwirtschaft nur während einer kurzen Versuchsphase, durchgesetzt werden konnte er nie. Qualifizierte zur autonomen Durchführung ihrer Arbeiten fähige Facharbeiter, die viel mehr Generalisten als Spezialisten waren, bildeten das Rückgrat der Baupro­duktion. Mit diesem Arbeitnehmertyp sollten die vielfältigen Unwägbarkeiten konzep­tionell aufgefangen werden, von denen die Bauwirtschaft nach wie vor geprägt ist. Offensichtlich jedoch gerät diese Strategie ins Schwanken. Gerade die in den neunzi­ger Jahren recht deutlich und ununterbrochen nach unten weisende Tendenz im Ge­gensatz zur früher eher schwankenden und um ungefähr die 50-Prozent-Marke oszil­lierenden Bewegung unterstreicht diesen Strategiewechsel160.
Bleibt noch die Untersuchung der gewichteten Anteile: Zuerst fällt eine bemerkens­werte Ausgeglichenheit zwischen den Größenklassen zu Beginn des Beobachtungs­zeitraums auf bei darüber hinaus nicht klar mit der Betriebsgröße zusammenhängen­den Dimensionen (siehe dazu die Tabelle 33 im Anhang). Von einer mit einem Faktor 0,9 mäßigen Unterrepräsentierung in den Kleinstbetrieben reicht das Spektrum bis zu einer ebenso schwach ausgeprägten Überrepräsentierung in den Kleinbetrieben mit einem Faktor von gut 1,1. In den Betrieben zwischen 20 und unter 50 Beschäftigten sind Facharbeiter ebenfalls geringfügig überrepräsentiert, in allen anderen Größen­klassen geringfügig unterrepräsentiert. Im Verlaufe der neunziger Jahre haben sich aber doch einige auffällige Verschiebungen ergeben, die zu einer größeren Spreizung der Facharbeiteranteile geführt haben. So ist in den Kleinstbetreben dieser Anteil mit einem Minus von über fünf Prozent nochmals, in den Betrieben zwischen 200 und unter 500 Beschäftigten mit einem Minus von über 13 vH sogar beträchtlich zurück­gegangen. In diesen beiden Größenklassen wird damit im Jahr 2000 ein ähnlich nied­riger Wert erreicht, der mit (über) 15 vH unter dem Ausgleichsniveau liegt. In den Betrieben zwischen 100 und unter 200 Beschäftigten stabilisiert sich der Anteil knapp unter dem Ausgleichsniveau, in den anderen Größenklassen steigt die relative Bedeu­tung der Facharbeiter weiter an und ist mindestens ausgeglichen. Am stärksten ist der relative Anstieg mit einem Plus von 7 vH in den Großbetrieben. Anders also als vermutet kann keineswegs von einer durchgängigen Abkehr von qualifizierter Bau­stellenarbeit gesprochen werden. Im Gegenteil hat sich eine nach Betriebsgrößen zu differenzierende Arbeitskräftepolitik vollzogen, die aber keine eindeutige Betriebsgrö­ßenabhängigkeit erkennen lässt. Die forcierte Abkehr von Facharbeit in den kleinsten Betrieben mag ein weiteres Mal mit dem Anstieg der Bedeutung der tätigen Inhaber erklärt werden. Allerdings kann dies nur einen kleineren Teil der beschriebenen Ent­wicklung erklären. Vielmehr dürfte die Aufgabenreduktion dieser Betriebe die Ursa­che sein, in deren Folge die Komplexität der Tätigkeiten und damit die Notwendigkeit qualifizierter Arbeit gesunken ist. Dieser Ansatz böte auch eine Erklärung, warum auf der anderen Seite des Betriebsgrößenspektrums der gewichtete Facharbeiteranteil sogar gestiegen ist. Weiterhin lässt sich mit diesen Zahlen ein Grenzlinie zwischen den Kleinst- und den Kleinbetrieben ziehen. Offensichtlich ist Facharbeit nämlich in den Kleinbetrieben wichtiger als in den Kleinstbetrieben und ist es in den neunziger Jahren noch mehr geworden. Mit dieser auseinander treibenden Entwicklung könnte die schon unterstellte Branchenhierarchisierung weiter differenziert werden: Kleinst­betriebe geraten in dieser Interpretation mehr und mehr in die Rolle der deklassier­ten und entqualifizierten Ausführer von Aufträgen, die sie von größeren Betrieben erhalten, die in der Qualifikations- und Zugriffspyramide weiter oben stehen. Ergän­zend kann vermutet werden, dass sie mehr und mehr auf Nischenplätze gedrängt werden, die ebenfalls keine Facharbeit mehr brauchen oder wegen der minimalen Rentabilität teurere Facharbeit nicht mehr zulassen. Wäre dies so, müsste dies in der anschließend zu behandelnden Entwicklung der Fachwerker und Werker ablesbar sein. Schon die Kleinbetriebe konnten ihre Position in der Branchenhierarchie in Be­zug auf die qualifizierte Tätigkeit festigen. Wenn sie, was zu vermuten ist, in den neunziger Jahre ebenfalls stärker auf Aufträge von anderen Bauunternehmen verwie­sen sind, dann hat dies keine erkennbaren negativen Auswirkungen auf die Beschäf­tigtenstruktur bzw. auf das auf Facharbeit basierte Produktionskonzept gehabt.
In den neuen Ländern ist die Arbeitsplatzentwicklung in keiner anderen Beschäftig­tengruppe auch nur annähernd so schlecht wie bei den Facharbeitern. Mit einem Rückgang von fast einem Fünftel wird der Branchendurchschnitt um über das Dreifa­che übertroffen. Die Beschäftigtengruppe mit der zweitschlechtesten Entwicklung, die technischen Angestellten, haben einen nur gut halb so hohen relativen Arbeitsplatz­abbau erlebt. Die beiden anderen Gruppen mit negativer Arbeitsplatzentwicklung, Werkpoliere und Vorarbeiter sowie kaufmännische Angestellte, haben bezogen auf ihre jeweiligen Ausgangswerte deutlich weniger als halb so viel Arbeitsplätze verlo­ren. Dennoch zeigt sich auch hier wieder das bekannte Bild der positiven Entwicklung in den unteren und der negativen Entwicklung in den oberen Betriebsgrößenklassen. Allerdings ist der Zuwachs in den unteren Größenklassen noch weniger stark ausge­prägt als bei den Werkpolieren und Vorarbeitern, wo ja schon nur vergleichsweise geringe Steigerungsraten erzielt wurden. In den Kleinstbetrieben wurde der Bestand auf das Zweieinhalbfache, in den Kleinbetrieben sogar auf das Dreifache und in den Betrieben mit 20 bis 49 Beschäftigten auf das Doppelte der Ausgangswerte erhöht. Damit wurde die Anzahl der Facharbeiter in jeder dieser Betriebsgrößenklassen bei weitem weniger stark erhöht als dies in diesen Größenklassen insgesamt der Fall war. In den Betrieben ab 100 Beschäftigten dagegen wurde die Zahl der Facharbeiter überdurchschnittlich stark abgebaut. In den ganz großen Betrieben gingen von 100 Facharbeiterarbeitsplätzen binnen zehn Jahren 95 verloren. In keiner anderen Grup­pe, abgesehen von den Auszubildenden, waren es so viele. Auffällig ist die zeitlich verschobene Entwicklung entlang der Betriebsgrößenklassen. In den Betrieben zwi­schen zehn und 199 Beschäftigten wurde die Beschäftigung von Facharbeitern zu­nächst durchweg erhöht und erreichte um die Mitte des Jahrzehnts ihren Höhepunkt. Seit dieser Zeit wird in allen diesen Größenklassen die Facharbeiterbeschäftigung konsequent abgebaut. In den ganz kleinen Betrieben dagegen erhöht sich die Zahl dieser Arbeitsplätze noch immer, wenn auch langsam. Diese betriebsgrößenspezifi­sche Entwicklung folgt der allgemeinen beschäftigtengruppenübergreifenden Ent­wicklung dieser Größenklassen bei allerdings weniger ausgeprägtem Aufschwung und auch flacherem Abschwung.

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