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Dasselbe Bild zeigt sich in den Anteilen, die diese Beschäftigtengruppe in den ver­schiedenen Größenklassen hat. Arbeitete 1991 gerade mal jeder 30. Beschäftigte in den Kleinstbetrieben als technischer Angestellter, erhöhte sich dieser Anteil schon zu diesem Zeitpunkt streng mit der Betriebsgröße. Schon in den Betrieben zwischen 50 und 99 Beschäftigten war der entsprechende Anteil um zwei Drittel höher. In den Großbetrieben mit 500 und mehr Beschäftigten schließlich arbeitete mehr als jeder siebte Beschäftigte in dieser Kategorie; dies entspricht dem Viereinhalbfachen des Anteils in den Kleinstbetrieben. Im Jahr 2000 hat sich diese Verteilung nicht geän­dert. In allen Größenklassen wurde der Anteil der technischen Angestellten erhöht, wobei mit einem Plus von jeweils über 50 vH die relativ größte Steigerung in den Be­trieben zwischen 50 und 499 Beschäftigten erzielt wurde. In den Betrieben zwischen 200 und 499 Beschäftigten ist damit fast ein den Großbetrieben identischer Stand erreicht. Hinter diese stürmische Entwicklung fallen einerseits mit einem Plus von gut 15 vH die Großbetriebe, womit aber immer noch die Spitzenposition gewahrt bleibt, und andererseits mit einem Plus von 20 vH die Kleinstbetriebe, so dass der Abstand über alle Betriebsgrößenklassen kaum verändert ist. Jedoch hat sich die Distanz der Kleinstbetriebe zu den Betrieben der folgenden Größenklassen ganz erheblich erhöht: Arbeiteten 1991 in der nächsten Größenklasse nur knapp sechs Prozent mehr techni­sche Angestellte, so war dies im Jahr 2000 mit zwölf Prozent immerhin ein doppelt so großer Abstand. Dieselbe Veränderung (also die Verdopplung des Abstands) liegt im Vergleich zu den Betrieben zwischen 20 und unter 50 Beschäftigten vor, wo heute 40 vH mehr technische Angestellte arbeiten als in den Kleinstbetrieben und schon in der nächsten Größenklasse sind es mehr als doppelt so viele.
In dieser Struktur offenbart sich eine spezifische Arbeitsteilung in der Branche. Wäh­rend die kleinen Betriebe, die in aller Regel ihren Schwerpunkt in der Bauausführung haben, nicht mit der technischen Erarbeitung der Projekte zu tun haben, sondern diese Leistungen von außen beziehen oder als Teil eines Projektes sozusagen vorfin­den, ist dies genau der Job der größeren Betriebe. Mit zunehmender Betriebsgröße steigt auch der Komplexitätsgrad der Projekte. Schlüsselfertiges Bauen beispielsweise wird so gut wie nicht von Betrieben unter 50 Beschäftigten durchgeführt152. Der im Beobachtungszeitraum andauernde und sich verstärkende Bedeutungsverlust der Be­schäftigung von technischen Angestellten in den kleinen und vor allem ganz kleinen Betrieben deutet auf eine auch in Bezug auf die Komplexität der Projekte und der in diesen Projekten zu erledigenden Aufgaben auseinander fallende Branchenstruktur hin. Kleine Betriebe werden in dieser Hinsicht immer mehr zu bloß noch ausführen­den Einheiten, die immer weniger in der Lage sind, selbst technische Entwicklungen zu betreiben bzw. Projekte technisch wenigstens zu begleiten. Die skizzierte Entwick­lung in den neunziger Jahren kann durchaus dahingehend interpretiert werden, dass die Kleinstbetriebe technisch vom Rest der Branche abgehängt worden sind.
Zur Gruppe der technischen Angestellten (wie auch zu der als nächste Kategorie zu behandelnden Gruppe der Poliere, Schachtmeister und Meister) müssen – die zuletzt gemachten Aussagen etwas relativierend – die tätigen Inhaber gerechnet werden, die 1991 immerhin ein Fünftel der in der kleinsten Betriebsgrößenklasse Arbeitenden stellten. Die allermeisten dieser tätigen Inhaber haben eine gewerbliche Ausbildung mit entsprechender Fortbildung zum Meister (gelegentlich auch zum Polier oder Techniker, seltener zum Ingenieur). Diese Personengruppe ist sowohl aufgrund ihrer sozialen Position im Betrieb als auch aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation in der La­ge, wesentliche technische Arbeiten selbst durchzuführen153. Darin drückt sich nicht unbedingt in jedem Fall eine betriebliche Notwendigkeit aus, häufig ist die besondere Technikkompetenz auch ein Mittel der betrieblichen Autorität und damit der Sicher­stellung hierarchischer Bezüge. Addierte man diese Gruppe zu der der technischen Angestellten, so würde 1991 allein in den Betrieben unter zehn Beschäftigten (und hier vor allem spielen die tätigen Inhaber eine besondere quantitative Rolle) die Zahl der technischen Angestellten um das Siebenfache erhöht werden. Da in den neunzi­ger Jahren nicht nur die Zahl dieser kleinsten Betriebe gestiegen ist und mit ihr die Zahl der tätigen Inhaber, sondern sich auch der Anteil dieser Gruppe um weitere fünf Prozent erhöht hat, ist der relative Rückgang der technischen Angestellten in dieser Betriebsgrößenklasse zumindest teilweise geklärt. Die Bedeutung von Teilzeitarbeits­plätzen dürfte in dieser Beschäftigtengruppe keine größere Rolle spielen. Der wichti­gere Erklärungsansatz bleibt die unterschiedliche Reichweite der Betriebe entlang ihrer Größe. Noch immer gibt es eine dieser Vorgabe entsprechende Projektstruktur; kleine Betriebe betreiben kleine Projekte, große Betriebe große. Mit der Größe des Projekts steigt der technische Aufwand (siehe dazu auch: Syben 1999b, 116). Damit ist ein zweites Moment der Branchendifferenzierung benannt.
Der Arbeitsplatzgewinn in den neuen Ländern ist in Bezug auf die technischen Ange­stellten in den kleinen Betrieben ganz enorm und in den Kleinstbetrieben noch größer als bei den kaufmännischen Angestellten. In nur zehn Jahren wurde in dieser Grö­ßenklasse die Anzahl der entsprechenden Arbeitsplätze um beinahe das Fünffache er­höht. Dies darf aber nicht überschätzt werden, weil die absolute Zahl mit nur 336 so gering war, dass diese immense Erhöhung (auf 1990) doch nicht zu einer im Ver­gleich zur Gesamtbeschäftigung in der Branche spürbaren Größe wird154 und Zufällig­keiten ebenfalls nicht auszuschließen sind, die durch die geringen Werte begünstigt werden. In den Betrieben bis 50 Beschäftigten bleibt der Zuwachs von Arbeitsplätzen in dieser Kategorie trotz der erwähnten Dynamik um ungefähr zehn Prozent hinter dem der kaufmännischen Angestellten zurück. Erst in der nächstfolgenden Größen­klasse ändert sich dies; hier ist der Zuwachs im technischen Bereich dreimal so hoch wie im kaufmännischen. Doch geht der relative Zugewinn entlang der Betriebsgrö­ßenklassen sehr stark zurück; obwohl in den Betrieben mit 50 bis 99 Beschäftigten die Anzahl der Arbeitsplätze um zwei Drittel anstieg, wurde damit doch nur ein Achtel des Wertes in den Kleinstbetrieben erreicht.
In Betrieben mit mindestens 100 Beschäftigten ging die Zahl der technischen Ange­stellten zwischen einem Fünftel bis zu über vier Fünftel zurück. Damit ist der Arbeits­platzabbau in diesem Bereich in diesen Größenklassen zwar wiederum sehr groß, aber doch erheblich geringer als bei den kaufmännischen Angestellten. Über alle Be­triebsgrößenklassen hinweg gerechnet ist die Gruppe der technischen Angestellten in den neuen Ländern mit einem Zehntel zwar von einem ähnlich großen Arbeitsplatz­abbau betroffen wie die entsprechende Beschäftigtenkategorie in den alten Ländern. Aber anders als dort, wo dieser Wert ja positiv von der Gesamtentwicklung abweicht, wird damit in den neuen Ländern ein überdurchschnittlich schlechtes Resultat erzielt. Hier gehen relativ zum Ausgangsniveau doppelt so viele Arbeitsplätze verloren wie im Schnitt der Branche. Im Ergebnis kommt es so aber sogar zur Angleichung der Ver­hältnisse zwischen den beiden Teilräumen.
Dies wird auch durch die Betrachtung der Anteile in den einzelnen Betriebsgrößen­klassen bestätigt. Insgesamt war 1991 der Anteil der technischen Angestellten in den neuen Ländern um 1,5 Prozentpunkte oder fast ein Viertel höher als in den alten Ländern. Allerdings verbirgt sich dahinter vor allem der höhere Anteil in den die Branche dominierenden Großbetrieben, in denen dieser Wert gleichwohl mit zwei Fünfteln deutlich hinter dem in den westlichen Betrieben dieser Größenklasse zurück­bleibt. Höher war 1991 der Anteil aber in den Betrieben zwischen 10 und 199 Be­schäftigten, deutlich geringer dagegen in den Kleinstbetrieben, wo nur gut jeder 50. Beschäftigte als technischer Angestellter arbeitete. Der Abstand zu den Kleinstbe­trieben im Westen, wo ja ebenfalls nur ein sehr niedriger Wert erreicht wurde, ist ähnlich hoch wie bei den Großbetrieben.
Zehn Jahre später ist der Anteil in den ostdeutschen Kleinstbetrieben zwar immer noch kleiner als in den westdeutschen, aber doch bis auf fünf Prozent zusammenge­schmolzen. Obwohl insgesamt der Anteil der technischen Angestellten gesunken ist und nicht mehr den in der Zwischenzeit stark erhöhten Anteil im Westen erreicht, wurden die Anteile in den einzelnen Größenklassen zum Teil beträchtlich erhöht. Al­lein der Bedeutungsverlust der Großbetriebe führt zu dem die Wirklichkeit verzerren­den Globaldatum. Und selbst dort wurde der Anteil so stark erhöht, dass der Abstand zu den westlichen Betrieben dieser Größenklasse auf ein Viertel verkürzt werden konnte. In den anderen Größenklassen liegen zum Teil deutlich niedrigere Abstände vor. Dies liegt vor allem an dem höheren Tempo der Entwicklung in den westlichen Betrieben.
Darüber hinaus kommt es zu einer sehr ausgeprägten Anteilsverschiebung zwischen den Betriebsgrößenklassen. War zu Beginn des Beobachtungszeitraums die Konzen­tration auf die großen Betriebe ab 100 Beschäftigten, wo drei von vier technischen Angestellten arbeiteten, nur etwas stärker als bei den kaufmännischen Angestellten, so hat sich dies zehn Jahre später doch sehr gründlich geändert. Zwar arbeitet jetzt nur noch ein gutes Drittel aller technischen Angestellten in den größeren oder großen Betrieben, aber diese Betriebe beschäftigen heute gerade mal ein Fünftel aller kauf­männischen Angestellten.
Während jedoch in den alten Ländern das Gewicht der technischen Angestellten in den neunziger Jahren im großbetrieblichen Bereich bedeutsamer geworden ist und dies als ein weiteres Indiz für die Hierarchisierung der Branche interpretiert wurde, kann dies für die neuen Länder nicht behauptet werden. Obwohl auch hier eine ähn­liche Ungleichverteilung zwischen den Betriebsgrößenklassen besteht, die andeutet, dass es hier wie dort Sache der großen Betriebe ist, die technische Entwicklung und Begleitung der Projekte zu betreiben, ist doch der Zuwachs dieser Beschäftigtenka­tegorie gerade in den kleinen und sogar kleinsten Betrieben so groß, dass weniger von einer Bestätigung der Segmentierung als vielmehr von einer Angleichung zwi­schen den Größenklassen gesprochen werden muss. Gleichwohl wäre es falsch, dies als ein Indiz gegen die entlang der Betriebsgröße sich unterscheidende Branchenpo­sition zu werten, denn tatsächlich ist diese Bewegung erneut vor allem als Anpas­sungsprozess an die Bedingungen im Westen zu sehen. So hat sich zwar das Gewicht der technischen Angestellten in den ganz kleinen Betrieben verdoppelt; jedoch wird nun eben das Niveau der westlichen Betriebe dieser Größenklasse erreicht. In den beiden folgenden Größenklassen liegen diese Werte heute über den Vergleichswerten im Westen, aber erreichen doch bei weitem nicht das allgemeine Niveau der Größen­klassen insgesamt. Und wie in den alten Ländern ist das Gewicht der technischen An­gestellten ab den Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten überdurchschnittlich, so dass die polare Situation wiederholt wird, wenn auch in den großen Betrieben nicht so ausgeprägt. Wenn schon insgesamt die Entwicklung dieser Beschäftigtengruppe nicht so uneinheitlich ist wie die der kaufmännischen Angestellten, gibt es doch noch genügend Unsicherheiten, so dass auch hier davon ausgegangen werden muss, dass der Restrukturierungsprozess noch nicht abgeschlossen ist.

4.3.5 Poliere, Schachtmeister, Meister


Die Poliere, Schachtmeister und Meister gehören in den alten Ländern zu den am stärksten vom Stellenabbau betroffenen Beschäftigtengruppen (siehe dazu die Tabel­len 25 und 26 im Anhang)155. Dies spiegelt sich auch in der Differenzierung nach Be­triebsgrößenklassen wieder. Nur in der Gruppe der kleinsten Betriebe kam es zu ei­nem leichten Anstieg der Arbeitsplätze dieser Kategorie, schon in der nächsten Grö­ßenklasse stagnierte diese Zahl nur noch und in allen anderen Betriebsgrößenklassen ging sie zurück. In den Betrieben bis unter 50 Beschäftigten ging einer von sechs Ar­beitsplätzen verloren, in den Betrieben zwischen 100 und 200 Beschäftigten waren es schon zwei von drei und in den Betrieben mit 500 und mehr Beschäftigten sogar drei von vier. Während die Entwicklung in den größeren Betrieben recht stabil nach unten weist und mit der Krise Mitte der neunziger Jahre beginnt, ist in den kleinen Betrie­ben diese Tendenz nicht so eindeutig. In den kleinsten Betrieben gibt es erhebliche Schwankungen, die keine den Gesamtzeitraum umfassende Trendaussage zulassen. In den Betrieben bis 20 Beschäftigten wurde die Zahl der Poliere zunächst und auch noch nach Beginn der Krise stark erhöht, zuletzt geht sie dort aber zurück.
Obwohl die Poliere häufig als die wichtigste Beschäftigtengruppe auf den Baustellen bezeichnet werden (z.B. Dressel 1997; Ekardt u.a. 1992, die allerdings die Bauleiter in den Vordergrund der Betrachtung stellen; Marwedel 1992; Pahl, Syben 1995; Pah­len o.J.), ist ihre Zahl recht gering. 1991 lag ihr Anteil in der Branche bei noch nicht einmal drei Prozent. Dabei setzt sich dieser Wert aus einem sehr niedrigen Anteil in den Kleinstbetrieben, wo nur einer von siebzig Beschäftigten als Polier arbeitete, bis hin zu einem dreimal so hohen Anteil in den Betrieben mit 200 bis unter 500 Be­schäftigten zusammen. Wie schon in den anderen Beschäftigtengruppen steigt der Anteil also streng mit der Betriebsgröße, wobei allerdings die Großbetriebe mit min­destens 500 Beschäftigten mit einem geringeren Anteil etwas aus dem Rahmen fal­len. Zehn Jahre später ist dieser Anteil in allen außer der obersten Betriebsgrößen­klasse gestiegen. In dieser obersten Größenklasse ist der Anteil entgegen des allge­meinen Trends um ein Drittel abgesunken. Am relativ stärksten mit jeweils über 20 vH ist der Anteil in den beiden untersten Größenklassen gestiegen, weniger stark in den anderen. Insgesamt hat also eine leichte Angleichung zwischen den Größenklas­sen stattgefunden bei branchenweit nur leicht gestiegenem Anteil, was allerdings allein dem Anteilsverlust in den Großbetrieben zuzuschreiben ist.
Bezüglich der Entwicklung der Anteile der verschiedenen Betriebsgrößenklassen zeigt sich das schon sattsam bekannte Bild: Es gibt eine streng entlang der Betriebsgrößen unterscheidbare Entwicklung dergestalt, dass sich die Anteile der unteren Größen­klassen positiv, die der oberen Größenklassen dagegen negativ entwickeln. Auch hier gilt: Je größer der Betrieb, desto weniger gut bzw. desto schlechter ist die anteilige Veränderung. Die kleinsten Betrieben konnten ihren Polieranteil um die Hälfte, die nächstfolgende Größenklasse immer noch um 40 vH steigern. Die nächsten beiden Größenklassen realisieren einen weniger starken Anteilsgewinn und der Anteil der obersten Größenklassen fällt sogar, der der größten um zwei Drittel.
Setzt man die Anteile dieser Beschäftigtengruppe in Beziehung zu den Anteilen, die die jeweiligen Betriebsgrößenklassen insgesamt haben, so ergeben sich folgende Verteilungen (siehe dazu die Tabelle 27 im Anhang): 1991 nimmt der gewichtete Anteil von der untersten bis zur zweitobersten Größenklasse von einem stark unter­durchschnittlichen Wert (Faktor 0,55) geradlinig zu und ist schließlich stark über­durchschnittlich (Faktor 1,6). Erst in der obersten Größenklasse wird diese lineare Zuordnung durchbrochen; allerdings liegt auch dort zu diesem Zeitpunkt mit einem Faktor von mehr als 1,5 ein starkes Übergewicht dieser Beschäftigtengruppe vor. Ein wichtiger Grund für diese ungleiche Verteilung ist zunächst der hohe Anteil der täti­gen Inhaber in den kleinen Betrieben, die in den ganz kleinen Betrieben die Zahl der Poliere um das Dreizehnfache, in den Betrieben von neun bis unter 20 Beschäftigten noch um das Zweieinhalbfache übertrifft und selbst in den Betrieben von 20 bis unter 50 Beschäftigten noch drei Viertel dieses Niveaus erreicht. Da diese tätigen Inhaber wie oben bereits ausgeführt in aller Regel selbst einen Bauberuf gelernt haben und darüber hinaus über eine einschlägige Weiterbildung zum Meister, aber auch zum Beispiel zum Polier verfügen und daher nicht nur in der Bauausführung selbst qualifi­ziert sind, sondern auch über reichlich fundierte theoretische Kenntnisse verfügen, erübrigt sich gerade in den kleinen Betrieben so der Einsatz nicht nur von weiteren technischen Angestellten wie oben dargestellt ein Stück weit, sondern vor allem von fertigungsnahen Führungskräften, zu denen neben den Werkpolieren und Vorarbei­tern, die weiter unten noch behandelt werden, in erster Linie die Poliere zu rechnen sind. Weiterhin muss davon ausgegangen werden, dass eine funktionale an Beschäf­tigtenkategorien gebundene Arbeitsteilung in kleinen Betrieben weniger ausgeprägt ist, so dass Aufgaben häufig integriert werden, die in größeren Betrieben von eigens dafür eingestellten Personen erledigt werden. Auch dürften die höheren Kosten, die Poliere über den um etwa zwanzig Prozent und mehr über dem Lohnniveau eines qualifizierten Facharbeiters liegenden Effektivverdienst verursachen156, in kleinen Be­trieben ein gängiger Vermeidungsgrund sein. Das heißt jedoch nicht, dass in diesen Betrieben keine Poliere oder Polieren vergleichbare Fachkräfte eingesetzt würden. Sie werden aber nicht so eingruppiert, bezahlt und erfasst. Wesentliches Argument ist daneben ganz besonders in den sehr kleinen Betrieben die soziale Überschaubarkeit der Baustellenbelegschaften. In Betrieben bis zehn Beschäftigten wird in der Regel nur eine Hauptbaustelle betrieben (und nicht mehrere parallel). Die Belegschaften ar­beiten als Kolonne zusammen und sind häufig genug über die Jahre gewachsene Ein­heiten, die gewissermaßen selbstreferentiell funktionieren und daher keine externe hierarchische Struktur brauchen. Die Arbeit des Poliers wird dort normalerweise von Vorarbeitern oder Kolonnenführern übernommen (Stroink 1993). In den vergan­genen Jahren sind die durchschnittlichen Poliergruppen von knapp zehn auf gerade noch sieben Personen zurückgegangen. Das heißt, dass ein Polier (bzw. Werkpolier oder Vorarbeiter) sieben weitere Beschäftigte zu beaufsichtigen und zu koordinieren hatte. Diese Zahl verdeutlicht nochmals die arbeitsorganisatorisch nicht unbedingt gegebene Notwendigkeit, Poliere in Betrieben mit insgesamt weniger als zehn Be­schäftigten einzustellen.
Setzt man diese Veränderungen wieder in Bezug zur allgemeinen Veränderung der jeweiligen Betriebsgrößenklasse, so ergeben sich folgende Verschiebungen: Nur in der obersten Größenklasse ist der Anteil in den neunziger Jahren gesunken – und dies mit einem Verlust von einem Drittel recht stark. In allen anderen Größenklassen hat eine Erhöhung dieses Wertes stattgefunden. Über den Gesamtzeitraum betrach­tet ist dabei eine Annäherung der Verhältnisse zu konstatieren. In den unteren Be­triebsgrößenklassen ist der gewichtete Anteil stärker gestiegen als in den oberen. Am stärksten ist er mit einem Plus von über einem Fünftel in den Betrieben zwischen zehn und 20 Beschäftigten, am geringsten mit einem Plus von nur noch gut fünf Pro­zent in den Betrieben zwischen 200 und 500 Beschäftigten gestiegen. Unterhalb die­ser Betrachtungsebene offenbart sich wieder eine gewisse Unstetigkeit in den kleinen Betrieben bei allerdings betriebsgrößenübergreifend feststellbarer Sättigungstendenz. Ungefähr seit etwa drei Jahren nimmt die Bedeutung von Polieren in den Betrieben gemessen im gewichteten Anteil nicht mehr zu bzw. ist von Schwankungen geprägt, während bis über den Beginn der Krise hinaus ein fortgesetzter quantitativer Bedeu­tungsgewinn dieser Beschäftigtengruppe stattfand. Dies drückt sich noch direkter in den Beschäftigungsanteilen der Poliere aus. Insgesamt gibt es hier kaum eine Verän­derung, der entsprechende Wert in der Branche beträgt seit einiger Zeit recht stabil knapp drei Prozent. Selbst in den einzelnen Betriebsgrößenklassen liegt eine sehr ho­he Stabilität vor. Die Betriebe beschäftigen seit geraumer eine sich kaum noch ver­ändernde relative Zahl von Polieren. Die Anteilserhöhungen datieren zum weitaus größten Teil aus der ersten Hälfte der neunziger Jahre.
Diese Entwicklung ist zumindest für die kleinsten Betriebe überraschend, weil im sel­ben Zeitraum auch die Zahl der tätigen Inhaber stark angestiegen ist und heute ei­nen nochmals etwas höheren Anteil hat als 1991. In den kleinen Betrieben (zehn bis 19 Beschäftigte), wo das Gewicht der Poliere ja am stärksten zugenommen hat, ist dieser Anteil dagegen zurückgegangen, so dass beide Gruppen zusammen heute so­gar einen um zehn Prozent niedrigeren Anteil haben als vor zehn Jahren. Je größer der Betrieb ist, desto weniger können diese beiden Gruppen zusammengefasst wer­den, weil die tätigen Inhaber dann wahrscheinlich mit Akquisition und allgemeinen Managementaufgaben beschäftigt sind. Dass der Anteil der Poliere in den ganz gro­ßen Betrieben so stark gefallen ist, hängt unmittelbar zusammen mit deren Schwer­punktverlagerung auf die der eigentlichen Bautätigkeit, also dem operativen Geschäft oder der Bauausführung vor- und nachgelagerten Bereiche, die eine massive Redu­zierung der Baustellenbelegschaften zur Folge hat, zu denen eben auch die Poliere gehören. Daneben könnten sich auch bereits erste Rekrutierungsprobleme dahinter verbergen. Die vielfach beklagte – und in dieser Arbeit noch im Einzelnen auszufüh­rende – Schwierigkeit der Baubetriebe, geeignete Personen zu finden, um der Über­alterung gerade der fertigungsnahen Führungskräfte entgegenzuwirken (vgl. dazu z.B.: Ekardt u.a. 1992; Pahl, Syben 1995; Pahl u.a. 1995), könnte als Push-Faktor eine Rolle spielen bei dem Versuch, neue stetere Geschäftsfelder zu erschließen157.
Die Beschäftigungsentwicklung der Poliere, Schachtmeister und Meister in den neuen Ländern ist über alle Betriebsgrößenklassen gerechnet überdurchschnittlich gut. Während insgesamt über 5 vH der Arbeitsplätze verloren gingen, erhöhte sich die Zahl dieser Beschäftigtengruppe um über drei Prozent. Dies hängt zum Beispiel zu­sammen mit den in der ehemaligen DDR größeren Poliergruppen. Noch 1991 betrug der entsprechende Schlüssel in den neuen Ländern fast neun, das heißt, ein Polier bzw. Vorarbeiter hatte neun weitere Beschäftigte unter sich. In den zehn Jahren seit der Vereinigung ist dieser Schlüssel zwar nur im selben Maße wie in Westdeutschland auf zuletzt noch immer deutlich über acht gesunken, die damit unveränderte Distanz zum dortigen Niveau lag aber vor allem an der Entwicklung in den Großbetrieben und kann nicht als Verfestigung der regionalen Disparität interpretiert werden158. Am stärksten stieg die Zahl wieder in den ganz kleinen Betrieben, wo im Jahr 2000 mehr als sechsmal so viele Poliere arbeiteten wie zehn Jahre zuvor. Aber auch in den dar­über liegenden Betriebsgrößenklassen gab es noch eine erhebliche Zunahme von Po­lierstellen. Selbst in den Betrieben bis unter 100 Beschäftigten fand beinahe noch eine Verdopplung statt. Erst in Betrieben ab 200 Beschäftigten ging die Zahl um fast die Hälfte zurück. In den ganz großen Betrieben gingen mehr Arbeitsplätze verloren als in den anderen bisher behandelten Beschäftigtengruppen und auch mehr als die­se Größenklasse insgesamt verloren hat. Es hat also bei den Polieren eine noch aus­geprägtere Umverteilung nach unten stattgefunden als bei den anderen Angestellten.
Entsprechend hat sich auch die Verteilung über die verschiedenen Betriebsgrößen­klassen verändert. Arbeitete 1991 noch nicht einmal jeder achte Polier in einem Be­trieb mit weniger als 50 Beschäftigten, aber drei von fünf in einem Betrieb mit 200 und mehr Beschäftigten, so hat sich dies zehn Jahre später wie das schon aus der Betrachtung der anderen Beschäftigtengruppen bekannt ist, ganz erheblich verän­dert. Heute arbeiten anteilig genau viermal mehr Poliere in Betrieben unter 50 Be­schäftigten, aber nur ein gutes Fünftel in den großen Betrieben. Daneben wird der bereits zu Beginn des Beobachtungszeitraums von der Betriebsgröße abhängige Po­lieranteil im Wesentlichen bestätigt. Lag dieser Wert 1991 bei den ganz kleinen Be­trieben bei gerade 0,6 vH (und damit um das Zweieinhalbfache unter dem Wert, der in den westdeutschen Betrieben dieser Größenklasse erreicht wurde; absolut ent­sprach dies genau 98 Polieren, Schachtmeistern und Meistern, die in allen Betrieben dieser Größenklasse im ostdeutschen Baugewerbe im Jahr 1991 arbeiteten) und stieg dieser Anteil streng mit der Betriebsgröße auf 2,4 vH bei den ganz großen Betrieben (gut der Hälfte des westdeutschen Werts), so hat sich im Jahr 2000 am unteren En­de der Betriebsgrößenskala der Anteil glatt verdoppelt (und damit zwei Drittel des westdeutschen Werts erreicht). Dieser Wert steigt bis zu den großen Betrieben (200 bis 499 Beschäftigte) auf 3,5 vH an (fast drei Viertel des westdeutschen Werts). Das entspricht einem Anstieg um die Hälfte nicht nur in den Kleinbetrieben, sondern auch in den Betrieben zwischen 100 und 500 Beschäftigten. Wie im Westen fällt der Anteil in den ganz großen Betrieben mit 1,7 vH dann aber stark ab, und zwar nicht nur im Vergleich zu den anderen Größenklassen, sondern auch gegenüber 1991. Der anteili­ge Rückgang der Poliere im Zeitverlauf um 30 vH entspricht darüber hinaus noch un­gefähr dem Rückgang in dieser Größenklasse in den alten Ländern. Über alle Grö­ßenklassen gerechnet wurde 1991 noch nicht einmal ein Anteil von zwei Prozent er­reicht; der Abstand zum westdeutschen Durchschnitt lag entsprechend zum Beginn des Beobachtungszeitraums bei über 40 vH. Bis 2000 stieg der Anteil dieser Beschäf­tigtenkategorie im ostdeutschen Baugewerbe um fast zehn auf über zwei Prozent und damit deutlich stärker als im Westen, wo der entsprechende Wert praktisch stag­nierte. Damit hat sich in allen außer den ganz großen Betrieben die relative Bedeu­tung der Poliere sehr stark der in den alten Ländern angenähert.

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