Gasthausmission Berufsmission
Gauger, Joseph, *2.4.1866 Winnenden, 11.2.1939 Elberfeld. Mit dreizehn Jahren wurde der Pfarrerssohn Vollwaise. Er war das elfte Kind aus der dritten Ehe seines Vaters. Der württembergische —» Pietismus lieferte den Wurzelboden für eine gediegene theologische Bildung, die Kopf und Herz erfaßte. Der Heiligen Schrift als Wort Gottes wußte er sich stets verpachtet. Bekannt geworden ist er durch die Zeitschriften, die er seit seiner Berufung 1898 in die Verlagsarbeit der -> Ev. Gesellschaft für Deutschland nach Wuppertal übernommen oder herausgebracht hat. Unter ihnen fand das Wochenblatt »Licht und Leben« (nach dem 2. Weltkrieg von W. -> Busch als Monatsblatt weitergeführt) neben »Licht und Kraft für den Tag«, den Gotthardbriefen, Jugend- und
Kinderblättern die weiteste Verbreitung. Die spitze Feder Gaugers wurde allenthalben geschätzt und gefürchtet. Der »Ev. Psalter« bewährte sich neben den Reichsliedern (-» Liedgut) als Gesangbuch der —> Gemeinschaft sbewegung. In der Hitlerzeit kam es zum Verbot aller seiner Blätter.
Lit.: S. u. J. Gauger, Joseph Gauger, sein Leben und sein Werk, 1950 Affeld
Gebet, Gebetserhörung
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Das G. als Gespräch mit —> Gott gehört zu den wichtigsten Lebensäußerungen der Gemeinde Christi als des Volkes Gottes. Es findet sich zwar in fast allen Religionen. Aber selbst da, wo es zur frommen Leistung oder zum Klappern von Gebetsmühlen entartet ist, erinnert es doch noch daran, daß der Mensch, der vom Schöpferwort Gottes lebt, auf das Gespräch mit ihm elementar angewiesen ist. »Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz (Ps 90,9), wenn wir sie nicht zubringen als ein Gespräch mit Gott« (M. —> Kähler). Im Ernst des Betens können Nichtchristen wie Juden oder Moslems vielfach die Christen beschämen, denen doch in Jesus Christus erst der volle Zugang zu Gott und das Existenzrecht der Kinder im Hause des Vaters erschlossen ist. Als Mittler zwischen Gott und Mensch hat er durch Kreuz und —> Auferstehung weggenommen, was uns von Gott trennt. So läßt er uns teilnehmen an seiner hohenpriesterlichen Zwiesprache mit dem Vater (Joh 17). Damit brauchen auch wir von Gott nicht mehr nur als vom blinden Schicksal, dem grausamen Zufall oder der unpersönlichen Vorsehung zu sprechen, sondern dürfen ihn anrufen: »Vater unser« (Mt 6,9ff.; Lk n,2ff.|. Gewiß können schwere Lebenserfahrungen diesen Vaternamen verdunkeln. Aber seitdem der gekreuzigte Christus zweimal gerufen hat: »Vater« (Lk 23,34.46), darf sich ein Christ auch in Abgründen des Lebens an das »Abba Vater!« (Röm 8,15; Gal 4,6) klammern. Ausdrücklich sagt Jesus dem G. in seinem Namen den Beistand (Joh 14-16) und die Vertretung des Heiligen —> Geistes zu, auch »wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen« (Röm 8,26).
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Im Grunde strömt alles Beten der Christenheit aus der Erlaubnis und Vollmacht des »Abba Vater«. G. als Bitte und Dank, als Bußruf, Lob Gottes und Fürbitte, das einsame wie das gemeinsame, das freie wie das gebundene G. entfaltet sich daraus. Damit wird nicht mehr das eigene Sorgen, sondern das G. zur Quelle und zum Maßstab unseres Lebens und Handelns (Phil 4,6). Eheleute finden die Ordnung ihres gemeinsamen Lebens darin, »daß eure Gebete nicht verhindert werden« (1 Petrus 3,7). Im G. hält die Christenheit die Welt bei Gott und Gott bei der Welt fest (1 Tim 2,1 ff.). Auf ihre Fürbitte hört Gott seit Abrahams Fürsprache für Sodom und Gomorra (Gen i8,22ff.) und seit Daniels G. für sein Volk (Dan 9). Auch der einfachste Christ gehört damit zum Volk der »Könige und Priester vor Gott« (Offb
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o). Vor allem mit den ersten Bitten des Vaterunsers zieht Jesus seine ganze Christenheit in sein eigenes Heilswirken hinein. Im G. und dem daraus folgenden Zeugnis sollen seine Jünger als seine Mitarbeiter dabei sein bei dem, was er selber tut.
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Auch im heutigen -* Pluralismus der Meinungen gilt es, das Verständnis des G.s als eines Gesprächs mit Gott festzuhalten. Die neuen Bemühungen um Spiritualität können manche gute Anregung vermitteln, z.B. mit dem Hinweis auf Stille und Schweigen - wenn es nur um das Hören auf Gott und sein Wort geht. »Wie sollen die Menschen in Europa überhaupt die Stimme des Geistes Gottes hören, wenn sie niemals still sein können?« hat schon der indische Evangelist S. —» Singh gefragt. G. als Gespräch mit mir selbst, in welcher Form auch immer, wäre schreckliche Selbsttäuschung. Auch die unter dem Stichwort Meditation angebotenen Hilfen zur Sammlung, Entspannung, Vertiefung wollen daran geprüft werden, inwieweit sie nicht nur der Versenkung in das eigene Innere, aus dem nach Jesu Wort zuletzt »arge Gedanken kommen« (Mt 15,19), sondern dem gesammelten Hören auf das von Gott ausgehende Wort dienen. Auf die Frage, ob man sich denn Gott überhaupt als persönliches Du vorstellen dürfe, ist zu antworten, daß der ewige Gott sich gewiß durch unsere menschlichen Begriffe nicht fassen läßt. Aber gleichzeitig ist die Fleischwerdung Gottes in -» Jesus Christus so zu verstehen, daß Gott sich in seinem Sohne von uns anrufen lassen will. Ausdrücklich mahnt Jesus deshalb zu anhaltendem G. (Lk 18,1-8). Die sicher bleibende Unvollkommenheit unseres G.s läßt auch den Betenden warten auf den Augenblick, wo wir »ihn sehen werden, wie er ist« (1 Joh
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und »ewig, ewiglich mit Jesus sprechen« dürfen (Grabinschrift für S. -» Kierkegaard).
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Zu den schwersten Problemen gehört die Frage nach der Erhörung des G.s. Sie wird grundlegend beantwortet, aber zugleich verschärft durch die Gewißheit, mit der Jesus dem G. in seinem Namen Erhörung zugesagt hat (Mt 7,7 ff-; Lk 1 i,9ff.; Joh 14,12ff.). Viele Christen bezeugen zu allen Zeiten die tiefe Wahrheit dieser Zusage. Gott wäre nicht Vater, wenn er die Bitten seiner Kinder nicht hörte und ihre Tränen nicht sähe (Ps 145,18.19). Schon die Erlaubnis zu solchem
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ist ein Stück G.serhörung: bin ich doch nun nicht mehr einfach dunklen Mächten ausgeliefert, sondern in den Händen Gottes, der, auch wenn er züchtigt und straft oder das Gesetz der Sünde und des Todes noch nicht aufhebt, dennoch in Christus der Vater bleibt. Aber wir verschweigen nicht, daß auch der Glaubende in schwere Anfechtungen gestürzt werden kann. Eltern bitten um das Leben ihres kranken Kindes-vergebens. Auch die großen Zeugen Jesu wie Paulus sind von diesen Anfechtungen nicht verschont (zKor 12,7ff.). Dabei müssen wir auch damit rechnen, daß wir mit unseren eigenen Wünschen der Erhörung des G.s im Wege stehen können, vgl. Jes 59,1.2. Es kann sogar ein G. geben, das Gott versucht, vgl. Mt
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7. Die grundlegende Hilfe in diesen Fragen erwächst daraus, daß auch der Kampf des eigenen Willens und Wünschens mit dem heiligen Willen Gottes von Jesus selber in Gethsemane durchgekämpft ist: »Mein Vater, nicht was ich will, sondern was du willst« (Mk 14,32-42). Gibt Gott nicht, was wir wollen, so gibt er das Bessere, das er will. Das G. erlaubt uns, alle unsere Anliegen vor Gott zu bringen, aber es bleibt das Gespräch des gerechtfertigten Sünders, der von der über alle Vernunft hinausgreifenden Gnade Gottes lebt. Hinter ihm sollen wir die größere Fürbitte Jesu wissen (Lk 22,31 ff.), der uns besser kennt als wir selbst.
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Hilfe und Hilfen zum Gebet, die von Menschen gegeben werden, kommen aus der großen Gemeinschaft der Betenden in ihren verschiedenen Formen. Jesus selber nimmt in schwersten Augenblicken das Wort der Psalmen zu Hilfe (Mt 27,45; Lk 23,46). Inden Liedern und Chorälen der Christenheit (—» Liedgut), die wir singen und beten, sind wir getragen von der Glaubens- und Leidenskraft der Generationen vor uns. Aus der Teilnahme am Gebet und —» Gottesdienst der Gemeinde, aus ökumenischen Erfahrungen, aus dem Gebetsleben der -> Bruder- und Schwesternschaften und aus der Gemeinschaft, in der zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, wächst uns eine Hilfe zu, der Jesus seine Nähe besonders zugesagt hat (Mt 18,19.20). —» Andacht, —» Meditation, —» geistliches Leben I
Lit. u.a.: M. Luther, Eine einfältige Weise zu beten, 1 53 5- WA 38,3 58ff. - H. Thielicke, Das Gebet, das die Welt umspannt, 1945 - O. Hallesby, Vom Beten, 1954 - Fr. Pawelzik, Ich singe dein Lied durch den Tag, 1965. Dazu die reiche Gebetsliteratur aus alter und neuer Zeit.
Dietzfelbinger
Gebetsgemeinschaft
Das gemeinsame —» Gebet ist in der Urchri- stenheit sowohl im Gottesdienst (iKor 1 i,4ff. 14,13-16) geübt worden, wie auch im kleineren Kreis (Apg 2,46f. 4,23-31). Dem gemeinsamen Gebet gilt die Verheißung Jesu: »Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel« (Mt 18,19). Nach den Berichten der Apg gehen große Kraftwirkungen vom gemeinsamen Gebet aus (Apg 4,23-31. 12,12).
Das gemeinsame Gebet darf dem Einzelgebet nicht alternativ gegenüber gestellt werden, bei dem Jesus den Beter in die Abgeschiedenheit der Kammer weist (Mt 6,6). Einsames und gemeinsames Gebet ergänzen sich und beleben sich gegenseitig. Wer nur das einsame Gebet anerkennt und sich vom gemeinsamen Gebet fernhält, steht in Gefahr, das Gebet selbstsüchtig zu mißbrauchen. Wer nur das gemeinsame Beten pflegt, könnte damit dem persönlichen Anruf Gottes ausweichen.
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Gemeinsam beten wir im —> Gottesdienst. Der Prediger, der das Gebet spricht, ist nur der Vorbeter, aber nicht der Alleinbeter. Die versammelte Gemeinde soll und will das Gebet im Herzen mitsprechen. Echte G. ist auch das gemeinsame Sprechen des »Unser Vater« im Gottesdienst.
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Die kleinen Gebetskreise sind der Lebensnerv einer -> Gemeinde oder eines christlichen Werkes. Sie entsprechen der ur- christlichen Praxis: »Hin und her in den Häusern« (Apg 2,46). Der Gebetskreis bedarf
Lit.: Friedensbote
der Zucht des Heiligen Geistes. Kurze Gebete bewahren vor Ermüdung. Unterbrechungen durch kurze Schriftlesungen oder geistlichen Gesang beleben die G. Formelhafte Gebete und »fromme Sermone» haben lähmende Wirkung und sind tötendes Gift.
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»Zwei oder drei» kann auch Ehe und Familie bedeuten. Das Gebet ist für Eheleute eine Quelle großer Kraft. Die Ehegemeinschaft wird dadurch fester. In Verbindung mit der Hausandacht geht vom gemeinsamen Gebet in der Familie ein großer Segen aus.
Gebetsinhalte für das gemeinsame Be- sind vor allem Anbetung, Lobpreis, ksagung und Fürbitte.
Lu.. H. Dietzfelbinger, Das Gespräch, 1977 - A. Kupferschmid, Unser Reden mit Gott, 1967 - A. Murray, Das Geheimnis des gemeinsamen Betens, 1958 - H. Thielicke, Das Amt des Beters, 1961
Aeschlimann
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