Evangelisches Gemeindelexikon



Yüklə 7,17 Mb.
səhifə364/405
tarix05.01.2022
ölçüsü7,17 Mb.
#63985
1   ...   360   361   362   363   364   365   366   367   ...   405
Unierte Kirche Evangelische Kirche der Union

Universalismus

Der biblische Ursprung des christlichen U. liegt im Zeugnis von Gott als dem Schöpfer der ganzen Welt (Universum), von —> Jesus Christus als dem, der für die —> Sünde der ganzen Menschheit gestorben ist, und dem Hl. —» Geist, der die Schöpfung als Ganzheit erneuern wird. Insofern ist mit Recht von der Universalität des christlichen Glaubens zu sprechen, d.h. seinem umfassenden Wahrheitsanspruch und Heilsangebot.

Von dieser Universalität zu unterscheiden ist der U. Die Wortendung -ismus deutet eine Prinzipialisierung an: konkrete bibli­sche Wahrheiten werden zu allgemeinen, letztlich zeitlos gültigen, aus Axiomen ab­leitbaren Grundsätzen. Z.B.: wenn Israels Gott wirklich Gott ist, muß er mit logischer Konsequenz im gleichen Sinne Gott aller Menschen sein, ja immer gewesen sein, womit der Weg zum -*■ Synkretismus offen ist. Wenn Gott Liebe ist, dann muß er not­wendig alle Menschen in gleicher Weise mit dieser Liebe erfassen, woraus die —> Allver­söhnung folgt. Diese Prinzipialisierung des christlichen Glaubens vollzieht sich beson­ders unter Einfluß griechisch-philosophi­scher Denktradition, die bei uns in Huma­nismus und Aufklärung zum Durchbruch kam. -» Hegel versuchte, sie durch seine dia­lektische Geschichtsphilosophie mit der bi­blischen Tradition zu versöhnen: die allge­meine Wahrheit (der absolute Geist) steht am Ende eines umfassenden weltgeschicht­lichen Prozesses, ein Versuch, der in der Ge­genwart von W. Pannenberg aufgenommen

wurde, unter stärkerer Berücksichtigung der ntl. Eschatologie.

In der dialektischen Theologie dagegen kam es zu einem Umschlag: in den Linien von -=► Kierkegaard wurden die allgemeinen Wahr­heiten verfemt: Wahrheit ist nur im »je und je« neuen Ereigniswerden. So konnte hier z.B. auch der zentrale biblische Begriff der -» Erwählung wieder auf genommen werden. Aber die radikale Geschichtlichkeit des »je und je neu« nimmt ihm die Spitze: späte­stens in der Auflösung des —» Gerichtsge­dankens (entsprechend einer Tendenz zur —> Allversöhnung, die aber um der dialekti­schen Methodik willen nie direkt gelehrt werden kann), zeigt sich, daß hier nur eine Umformung des U. vorliegt und das kon­krete biblische Geschichtsverständnis nicht wirklich aufgenommen ist. Mit seinem hartnäckigen Festhalten am biblischen Zeugnis von Wiedergeburt und Bekeh­rung leistet der —> Pietismus bis heute einen in seiner Bedeutung für die Theologie kaum erkannten Beitrag. So ist es auch eines der wichtigsten theologischen Verdienste des —> Internationalen Kongresses für Evangelisa­tion in Lausanne, in seiner Auseinanderset­zung mit der gegenwärtig von -> Synkretis­mus wie —> Säkularismus (als Folgeerschei­nung des U.) bedrohten ökumenischen Theologie auf diese Zusammenhänge auf­merksam gemacht zu haben (vgl. vor allem das Referat von John Stott, dazu H. Burk­hardt, Lausanne 74, in: ThB Jg 5/1974, S. 283). Der U. wird nur überwunden werden können durch eine Neugewinnung bibli­schen Geschichtsverständnisses, wobei die Aufarbeitung von Begriffen wie Bekehrung, Erwählung und Gericht in ihrem vollen bi­blischen Gehalt von entscheidender Bedeu­tung sein könnte. Zwischen selbstgenügsa­mem Partikularismus und schwärmeri­schem U. ist auf den universal aufs Ganze gerichteten partikularen Weg Gottes mit seiner Schöpfung neu zu achten.

Burkhardt

V



Yüklə 7,17 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   360   361   362   363   364   365   366   367   ...   405




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©muhaz.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin