Evangelisches Gemeindelexikon


Strafentlassenen- Fürsorge -> Gefängnis­seelsorge



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Strafentlassenen- Fürsorge -> Gefängnis­seelsorge

Straßenmission -» Freiversammlungs­mission

Strauß, D. F. —» Liberale Theologie I. B, -* Moderne Theologie I. 5

Ströter, Ernst F., *31.5.1846 Barmen, 129.

  1. 1922 Zürich. Theologiestudium 1865-68 in Bonn, Tübingen, Berlin, besonders beein­druckt von J. T. Beck. Wegen innerer Zweifel nahm er kein Pfarramt an. 1869 —» Bekehrung in Paris und Auswanderung nach USA. Ab 1870 Prediger in der -» Methodisti- schen Kirche; Theologieprofessor am Wes- leyan College in Warrenton und an der Uni­versität Denver. Seit 1894 Judenmissionar mit ausgedehnter Reisetätigkeit: dreizehn­mal in Rußland, dreimal in Palästina, ein­mal in Südafrika. 1899 Übersiedlung nach Europa mit Wohnsitz in Deutschland, seit 1912 in der Schweiz. Er wurde führende Ge­stalt des darbystischen Zweiges der —> Ge­meinschaftsbewegung und der —> Blanken- burger Allianz und begründete 1907 die Zeitschrift »Das Prophetische Wort«. We­gen der von ihm vertretenen —» Allversöh­nungslehre (»Das Evangelium von der All­versöhnung in Christus«, 1915), kam es zur Trennung von der -> Allianz und großen Tei­len der Gemeinschaftsbewegung.

Lit.: H. Schaedel, Lebensbild von Prof. Ernst F. Ströter, 1923

Rott


Studentenarbeit

  1. Deutsche Christliche Studenten-Verei- NIGUNG (DCSV)

I. VORGESCHICHTE: Die DCSV ist »ein Kind der Erweckung« (Kupisch). Für ihre Entste­hung ist die Schüler-Bibelkreis-Bewegung (W. Weigle, F. Mockert) und die Studen­tenabteilung des CVJM Berlin, besonders Graf E. v. —> Pückler bedeutsam gewesen. Durch seine Anregung und Mitarbeit kommt es von 1890 bis 1916 zu jährlichen

»Allgemeinen Christlichen Studentenkon­ferenzen«, die die unterschiedlich entstan­denen »Bibelkränzchen« zu einer gemein­samen missionarischen Aufgabe zusam­menführen. 1895 kommt es in Großalme­rode in Anwesenheit von J. —> Mott zur Gründung der DCSV (der Name wird ab 1897 geführt).



  1. AUFGABE UND WEITERE ENTWICKLUNG: »Ziel ist es, nicht nur ihre Mitglieder, sondern so- viele Studenten wie möglich in persönliche Berührung mit dem Heiland zu bringen und sie zur Mitarbeit zu bewegen«; Motto der DCSV: »Deutschlands studierende Jugend für Jesus«; Grundsätze der Arbeit: »Bibel­studium, Gebetsgemeinschaft, Wahrhaftig­keit im Alltagsleben, Kampf gegen die Sünde und missionarisches Wollen« (Kupisch, 25). Da die DCSV bisher stärker von älteren und universitätsfremden Christen geprägt wor­den war, mußten die Mitarbeit der Studen­ten in der Leitung und das Ernstnehmen der Studienprobleme erst erkämpft werden (ge­gen v. Pückler). Die Berufungen der ersten Sekretäre Heinrich Witt (1896-99) und K. —> Heim sind in diesem Zusammenhang weg­weisend. 1901 Beginn der Altfreundearbeit, 1905 Anfänge der Deutschen Christlichen Vereinigung Studierender Frauen (DCVSF). 1910 werden die »Mitteilungen« (seit 1897) durch die Zeitschrift »Die Furche« (Fur­che-Verlag) abgelöst. J. Mott regt 1912 die Ausländerarbeit an (dies führt 1933 zur Ab­lehnung des Arierparagraphen). -* Jugend­bewegung und 1. Weltkrieg bringen man­cherlei Belastungen, die besonders durch die —> Seelsorge und gründliche Schriftausle­gung P. —> Humburgs gemeistert werden. Die NS-Zeit ist weniger eine Zeit der Er­weckung als vielmehr der Bewährung. Durch die Generalsekretäre H. —» Lilje und Eberhard Müller (1935-1938) kommt es zu engeren Kontakten mit der Bekennenden Kirche und zu einem verstärkten theologi­schen Arbeiten. Im Juli 1938 wird die DCSV verboten.

n. Evangelische Studentengemeinde (ESG) Nach dem Verbot der DCSV (1938) sammeln sich Mitglieder der DCSV und Studenten der Bekennenden Kirche (—> Kirchenkampf) in den mehr oder minder legalen Studenten­gemeinden. Das Erbe des —> Pietismus und der theologisch-kritische und kämpferische Geist der Bekennenden Kirche fließen hier zusammen. 1946 beschließt der ehemalige DCSV-Vorstand in Treysa, die Bezeichnung »Studentengemeinde« beizubehalten (statt Vereinsstruktur jetzt offene Gemeinde). Studentenpfarrer und Vertrauensstudenten tragen leitende Verantwortung. Die »Samm­lung um Gottes Wort und Sakrament«, —> Gottesdienste und wöchentliche Bibel­abende stehen im Zentrum des Gemeinde­lebens. Kleinkreise mit theologischen, poli­tischen und fachspezifischen Themen, mu­sische und gesellige Gruppen kommen hin­zu. Die gesellschaftskritischen Aspekte aus der Tradition der Bekennenden Kirche wer­den in den Diskussionen um -» Kriegs­dienstverweigerung, atomare Aufrüstung, Ost-West-Verhältnis u.a. deutlich. Ca. ab 1960/61 treten die Probleme der Universität in den Vordergrund. Unter dem Stichwort »Hochschulgemeinde« wird ein neues Ge­meindeverständnis diskutiert. Durch die studentische Protestbewegung kommt es ab 1967 zur »eindeutigen Dominanz politi­scher Fragestellungen und Aktivitäten« (Ahlheim). Die Präambel der Satzung wird 1969 geändert: »Die ESG arbeitet als Ge­meinde Jesu Christi in Auseinandersetzung mit der christlichen Tradition, wie sie im AT und NT und den Bekenntnissen festge­legt ist, und in Auseinandersetzung mit der Gegenwart, für die Verwirklichung von Frieden, Gerechtigkeit und Selbstbestim­mung in Hochschule, Kirche und Gesell­schaft unter Berücksichtigung der interna­tionalen Zusammenhänge«. Dies führt zu neuen Arbeitsformen: themen- und projekt­bezogene Arbeitskreise. Gottesdienst und Bibelabend treten an den Rand oder fallen ganz fort. Mit Kirchenleitungen und Syno­den kommt es deshalb zu heftigen Ausein­andersetzungen (z.B. Hamburg, Tübingen). An vielen Orten ist ein Neuaufbrechen der »Selbstverständnisdebatte« festzustellen (Gen.-Sekr. Grotjahn, 1975). Ca. 120 örtliche Ev. Studentengemeinden gehörender ESG in der Bundesrepublik und Berlin (West) an.

DI. Studentenmission in Deutschland (SMD)

1. Geschichte: Seit 1946 entstehen unabhän­gig voneinander an mehreren Hochschulen Studentenkreise, die sich regelmäßig zum Gebet und Bibelstudium treffen und missio­narisch aktiv sind (z.T. als »Kleinkreise« der ESG). 1949 schließen sie sich in Kloppen- heim/Wiesbaden zur »Studentenmission in

Deutschland« zusammen. Die Mitarbeiter kommen aus den Frei- und Landeskirchen, aus dem —> Jugendbund für EC, —» CVJM, u.ä. In den 50er Jahren weitet sich die Arbeit so aus, daß an fast allen Universitäten SMD- Gruppen existieren. Ein großes Interesse an den Fragen der Äußeren -» Mission führt 1963 zur Gründung des »Arbeitskreises für Weltmission« (AfW). Er veranstaltet alle 4 Jahre »Studentenkonferenzen für Weltmis­sion«, um die jeweils studierende Genera­tion mit dem weltweiten Missionsauftrag zu konfrontieren; außerdem hält er die Ver­antwortung für die ausländischen Studenten wach. 1964 treffen sich Vertreter der ESG und SMD in Frankfurt zu einem klärenden Gespräch (»Gemeinsame Empfehlungen«, Jan. 1965). Während der Studentenunruhen (ab 1967) kommt es bei vielen Mitarbeitern zu einem geistlichen Neuaufbruch (verbind­licheres Leben, neue missionarische Aktio­nen). Verstärkt werden die Fragen nach der politischen Verantwortung und dem Ge­meindeverständnis der SMD diskutiert. Die Verantwortlichen missionarischer Studen­tenbewegungen treffen seit 1975 jährlich einmal zusammen (SMD, Campus für Chri­stus, —» Navigatoren, Christlicher Techni­kerbund).



  1. ziel und Arbeitsweise: a) »Durch persönli­che und gemeinsame Bezeugung des Evange­liums Studenten zur Begegnung mit Jesus Christus bringen, damit sie errettet werden; b) uns gegenseitig zu einem Leben der —» Heiligung . . . anhalten, damit wir im —> Glauben als lebendige Glieder seiner Ge­meinde wachsen« (Richtlinien der SMD, Punkt 2). Arbeitsweise: persönliche Gesprä­che, —» Hauskreise, Wochenendtagungen, 14-tägige —> Freizeiten, —> Evangelisationen, Hörsaalvorträge, Büchertischarbeit, -> Hausbesuche. Die Arbeit ist örtlich, ent­sprechend den Gaben der Mitarbeiter und der Situation der Universität verschieden.

  2. Organisation: Die SMD-Gruppen arbeiten selbständig. Sie werden von Reisesekretären besucht (1977: 5). Studenten und Akademi­ker gehören dem »Studentischen Leitungs­kreis« und dem »Bruderrat« an, dem Lei­tungsgremium der Gesamt-SMD. Weitere Arbeitszweige: —» Schülerarbeit, Akademi­kergemeinschaft (AGD). Die SMD ist ein Glaubenswerk. Vorsitzender: bis 1973 Prof. Dr. Hans Rohrbach, seitdem Prof. Dr. Theo­dor Ellinger.

IV. Campus für Christus (engl. Campus Cru­sade for Christ)

  1. Geschichte: 1951 wird »Campus für Chri­stus« von Dr. Bill Bright in Kalifornien ge­gründet. 1976 arbeiten ca. 5 000 hauptamtli­che Mitarbeiter in rund 80 Ländern. 1967 be­ginnt ein Team die Arbeit in Berlin, 1969 ein weiteres in Freiburg, 1973 ein drittes in Er­langen. An einigen anderen Universitäten entstehen in den folgenden Jahren ebenfalls missionarische Studentenkreise.

  2. ziel und Arbeitsweise: a) »Studenten für Christus gewinnen«, meist anhand der »Vier geistlichen Gesetze« (komprimierte Kurzfassung des Evangeliums und der —» Be­kehrung in 4 Punkten) und der Verteilschrift »Kennst Du schon den Plan?« (Peter-Brief); b) »Studenten im Glauben zurüsten», etwa durch die »Zehn Schritte zur geistlichen Reife« (Bibelstudienhefte), durch die »Mit­teilbaren Konzepte« (Hefte über Grundfra­gen des geistlichen Lebens und der missio­narischen Arbeit) sowie durch AGAPE- Gruppen (= verbindliche geistliche Zellen von 3-6 Personen); c) Studenten für Chri­stus aussenden.

  3. Organisation: Die hauptamtlichen Mitar­beiter (1976: fast 40) wohnen und arbeiten an den Universitätsorten. Sie werden jeweils von einem Freundeskreis finanziell und geistlich getragen. Leiter für Deutschland: Clark Peddicord (1977)

Lit.: zu I.: K. Kupisch, Studenten entdecken die Bi­bel - Die Geschichte der DCSV, 1964 - zu II.: H. Ringeling/H. C. Rohrbach, Studenten und die Kir­che, 1968 - Kl. Ahlheim, Die Studentengemeinde als Feld ev. Erwachsenenbildung, 1976 - zu m.: H. Rohrbach, Studenten begegnen der Wahrheit - Die SMD, Entstehung, Weg und Ziel, 1959 - Mitarbei­ter-Handbuch der SMD, 1969-zuIV: B. Bright, Die letzte Revolution, - Campus für Christus (Hg.), Handbuch für persönliche Evangelisation.

Gutsche


Studentenmission für Deutschland

Studentenarbeit



Stunde, (Konventikel, Privaterbauungs­stunde, Gemeinschaftsversammlung) ge­hört wesensmäßig zum -» Pietismus. Au­ßerhalb der Gottesdienstzeiten findet man sich in Privatwohnung, Gemeinschafts­oder Gemeindehaus zu Bibelbetrachtung und —» Gebet zusammen. Ein Prediger oder Laienbruder (Stundenhalter, Brüdertisch) le­gen die Bibel praktisch, Zeugnis-, z.T. lehr­haft aus. Gelegentlich Feier des Herren­mahls. Das Ziel ist —>• Gemeinschaft und —> Erbauung der Gläubigen nach Apg 2,42 im Sinne des -» Priestertums aller Gläubigen (iPetr 2,5ff-; iKor 14,26). Von T. Untereyck (Mühlheim, 1665) und Ph. J. Spener (Frank­furt, 1670) eingeführt, wurde sie in Zeiten geistlicher Dürre zum Uberwinterungsort bibeltreuen Glaubens und danach zur Brun­nenstube der —> Erweckungs- und —» Ge­meinschaftsbewegung.

Lit.: J. Schmitt, Die Gnade bricht durch, 19583 -H. v. Sauberzweig, Er der Meister, wir die Brüder, 19772 - J. Wallmann, Phil. Jak. Spener und die An­fänge des Pietismus, 1970

Egelkraut

Stundismus

S., russ. stundizm, von (Bibel-)»Stunde« , im weiteren Sinn Benennung der ev. Bewegung in Rußland in der 2. Hälfte des 19. Jh.s, ge­nauer: Bezeichnung der in den 60er Jahren aufgebrochenen ev. Bewegung unter Ukrai­nern durch Einfluß von Bibelstunden deut­scher Bauern in Südrußland, zuerst im Dorf Osnova bei Rohrbach. Zunächst ohne Wil­len zu eigener Organisation, wurden die Stundisten aus der orthodoxen Kirche her- ausgedrängt. Anfänglich theologisch offen, wurden sie durch baptistische Einflüsse ge­prägt (-» Onckens Missionsreise nach Süd­rußland, Hilfen durch Mennoniten-Brü- der). Dem ersten Gesamtkongreß 1884 in Novo Vasil'evka folgte nach vorausgegange­nen örtlichen Behinderungen der Beginn der Verfolgungen im ganzen Russ. Reich bis 1905. Der S. (bedeutendste Vertreter: Mi­chail Ratuschnyj, Ivan Rjaboschapka) wuchs mit den anderen Strömen des ostslavischen Protestantismus, dem Baptismus im Kauka­sus und der Petersburger Erweckung (—» Radstock, -> Paschkov) in den Bünden der -» Baptisten und —» Evangeliumschristen zu­sammen.

Lit.: W. Gutsche, Westl. Quellen des russ. S., 1956 - M. Klimenko, Die Anfänge des Bapt. in Südrußl. (Diss.), 19s7 -H. Brandenburg, Christen im Schat­ten der Macht, 1974 - W. Kahle, Ev. Christen in Rußland und der Sovetunion, 1978

Kahle

Suchtkranke



Die heute immer noch verbreitete morali­sche Ächtung des S. verhindert rechtzeitige Hilfe. Alkoholismus ist seit 1968 juristisch als-Krankheit anerkannt, es besteht Behand- lungskostenübernahmeverpflichtung für

Rentenversicherungsträger oder Kranken­kassen. Verbreitetste Suchtmittel sind Al­kohol, Medikamente, moderne Rauschdro­gen; auch Koffein, Nikotin u.a. können zur Abhängigkeit führen. »Abhängigkeit« wird charakterisiert durch ein unbezwingbares Verlangen nach Selbstverwandlung. Kenn­zeichnend für die Krankheit Alkoholismus ist »heimlicher Beginn« mit relativ geringen Mengen, um im seelischen Bereich Erleich­terung, Vergessen, Durchsetzungsfähigkeit u.ä. Wirkungen zu bekommen. Nach Selbstkontrollverlust, der erst Jahre nach dem Erleichterungstrinken eintritt, ist die Fähigkeit zu gesteuertem Alkoholkonsum für immer verlorengegangen. Einzige Chance zur Gesundung ist jetzt lebensläng­liche Abstinenz.

Ursachen der Suchtentwicklung liegen vor allem in der mangelhaften Bewältigung von Konflikten aufgrund einer ungenügenden Reifung der Gesamtpersönlichkeit. Persön- lichkeitsnachreifungdes S. ist darum ebenso notwendig wie Abstinenz. Im geistlichen Bereich ist die Lösung der Fragen nach Ver­gebung, Sinn, Ziel und Hoffnung des Lebens entscheidend. Wichtig ist die Einbeziehung der Familienangehörigen, besonders des Ehepartners, in die Therapie. Seelsorgerliche Hilfe sollte durch im Um­gang mit S. Erfahrene geschehen. Gute Dienste tun auch die Selbsthilfegruppen (Zusammenschlüsse ehemaliger Patienten, wie Anonyme Alkoholiker), und die ambu­lanten Behandlungs- und Beratungsstellen. Stationäre Behandlungen werden in ver­schiedenen Fachkrankenhäusern der BRD durchgeführt —> Blaues Kreuz

Lit.: Feuerlein, Alkoholismus-Mißbrauch und Ab­hängigkeit, 197 s - Odermatt, Alkohol heute, 1974 -Rieth, alkoholkrank?, 1977 Rieth

Süddeutsche Vereinigung für Evangeli­sation und Gemeinschaftspflege

1. Geschichte. In Verbindung mit einem öf­fentlichen Bibelkurs wurde die S.V. am 6.1.1910 in Calw als Gemeinschaftsverband innerhalb der Ev. Kirche gegründet. Durch Erweckungen um die Jahrhundertwende wa­ren in Württemberg unter dem Einfluß von J. -» Vetter (-» Zeltmission) und Persönlich­keiten wie E. Schrenk, O. Stockmayer,



  1. Giebler, —» Modersohn und anderen mar­kanten Predigern zahlreiche Gemein­

schaftsgruppen entstanden. Ihre neupietisti- sche Prägung wurde von den älteren Ge­meinschaften teilweise abgelehnt. Der erste Vorsitzende des »Provisorischen Vorstan­des« wurde Pastor H. —> Coerper. Weitere Gründernamen sind: J. Blank, P. Schmid, J. Zimmermann, I. Weisser. Die Laien über­wogen, doch wurden sie bald durch die An­stellung von Predigern und Schwestern der —> Liebenzeller Mission ergänzt. Später ka­men Mitarbeiter von der —> Bahnauer Bru­derschaft, der —> Hensoltshöhe und dem Brüderhaus Tabor dazu. Das rasche Wachs­tum der Kreise erforderte vielerorts eigene Versammlungsräume. 1912 erfolgte der An­schluß der S.V. an den —> Gnadauer Verband.

  1. Anliegen. Erweckliche und erbauliche Verkündigungen; Sammlung und Dienstzu- rüstung erweckter und wiedergeborener Menschen; gezielte Arbeit unter Frauen, Ju­gendlichen (eigener —> EC-Landesverband) und Kindern; ausgedehnte Freizeitarbeit; Seelsorge an Erholungssuchenden in eige­nen Erholungs- und Freizeitheimen; Blät­termission; Förderung der Äußeren —» Mis­sion. Die S.V. ist wesentlicher Träger der Liebenzeller Mission.

  2. Organisation. Es gibt in den 25 Gemein­schaftsbezirken in Baden-Württemberg ca. 300 Gemeinschaften mit etwa 8000 Besu­chern, 55 Jugendkreise, 300 Kindergruppen und 50 verbandseigene Gemeinschaftssäle bzw. -häuser. Neben 1 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern stehen z.Zt. 25 vollzeitliche Prediger und 15 Schwestern bzw. Gemein­dehelferinnen. Jährlich findet die Hauptkon­ferenz mit etwa 3 000 Besuchern statt; dane­ben Verbandsbrüdertage und Verbandsbrü­derkurse zur geistlichen Orientierung und Zurüstung der Mitarbeiter. Die Mitglieder­versammlung und der aus 8 Personen beste­hende Brüderrat, bilden die Organe. Ein Ge­meinschaftsinspektor und ein geschäftsfüh­render Inspektor vertreten die Anliegen nach innen und außen. Die Geschäftsstelle ist seit Gründung in Stuttgart-Bad Cann­statt.

Lit.: Mitteilungsblatt »nachrichten der SV.« (seit 1914) - Festschrift: 60 lahre Süddeutsche Verei­nigung, 1910-1970 Baur

Südost-Europa-Mission Arbeitsge­

meinschaft ev. Missionen —> Gastarbeiter­mission —> Gnadauer Verband II/6 —» Zigeu­nermission

Sünde



I. Grundsätzliches:

S. ist die Auflehnung des Menschen gegen Gott und das Leben im Ungehorsam gegen seine Gebote. Der Begriff S. führt von der ne­gativen Seite her ins innerste Geheimnis christlicher Lehre und geistigen Seins. Es ist deshalb für unsere ganze Sicht der Welt von weichenstellender Bedeutung, ob wir uns von der biblischen Gottesoffenbarung oder von menschlicher Ideologie die S. definie­ren lassen (K. -» Heim). Will man sich ein Urteil über die Güte einer Theologie bilden, kann man darauf achten, ob darin die S. ernstgenommen oder verharmlost wird. S. ist weder Einbildung noch Mißverständnis oder irgend ein Mangel, sondern Willens­macht, die sich in Feindschaft gegen Gott auflehnt und seine Alleinherrschaft bestrei­tet. Damit greift die S. an die letzten Funda­mente unsichtbarer und sichtbarer Wirk­lichkeit. Wer S. verstandesmäßig zu erklä­ren sucht, beweist, daß er von ihrem Wesen nichts weiß.



n. Erkenntnis und Wesen der Sünde: Erkenntnis der S. gibt es im Lichte Jesu Chri­sti, der durch sein Leben und Sterben Gottes heiligen Willen erfüllt, durch sein Opfer am Kreuz alles Opfern und Sühnen gültig deutet und besiegelt und am Ostermorgen im Auf­erstehungssieg die Pforten der Hölle über­windet. In seinem Lichte erkennen wir:

  1. s. ist in gottes augen so ernst, daß sie nur durch Blutvergießen (Sühnung) behoben und vergeben werden kann (Lev 17,11; Mt 26,8; Hebr 9,22).

  2. WEIL KEIN MENSCH OHNE S. IST (Joh 8,7; RÖm 3,9ff.; Gal 3,22), kann allein Gott S. besiegen (Röm 8,3; Joh 1,29).

  3. GENAU DIES TAT GOTT AUS FREIEM ERBARMEN (Röm 8,3); diese Gnade kostete ihn aber sei­nen eigenen Sohn (Röm 8,32; vgl. Gen 22,12; 2Kor 5,21; Gal 3,13; Mt 27,46; vgl. Jes 52,13-53,12).

  4. WEIL CHRISTUS WIRKLICH AUFERSTANDEN IST, ist der S. das Rückgrat gebrochen (iKor 15,17; Röm 4,25).

  5. QUELLORT DER S. IST DAS MENSCHLICHE HERZ (Gen 6,5; 8,21; Mt 15,19; Jak 1,15). Nichtnur Peripherie und »niedere Triebe der Sinn­lichkeit« (wie Platonismus, —> Aufklärung, —» Idealismus und stellenweise der —> Pie­tismus meinten), sondern unser Wesenskern (Geist) ist von der S. befallen. Aus dieser Mitte bringt die S. ihre Werke hervor (Gal 5,17; Mt 3,io).

  6. S. KAM IN DIE WELT DURCH DEN UNGEHORSAM DES ERSTEN MENSCHEN (Gen 3; RÖm 5,12;

  1. . Als Strafe dafür wurde der Ackerboden von Gott mit Fluch, die Schöpfung als ganze mit dem Gesetz des Todes belegt. Im An­schluß an Röm 5,12 und Ps 51,7 spricht man seit Augustin von der Erbsünde, d.h. alle Menschen werden ausnahmslos im Zustand des geistlichen Todes (iKor 2,14; Eph 2,1), geboren, ausgeliefert an die Macht der S. (Röm 6,23; 7,10), die ihre Kraft aus dem Ge­setz empfängt (iKor 15,56). Gen 3-11 zeigt ursprünglich und beispielhaft, wie es um den der S. ausgelieferten Menschen bestellt ist. 2Thess 2 tut dasselbe im Blick auf die —» Endzeit.

  1. DER SÜNDENMACHT EIGNET KOSMISCHE DI­MENSION (Eph 6,12; Kol 1,20; iKor I5,24ff.; iPetr 3,19; 4,6). Ihr Reich faßt sich zusam­men im -» Teufel (2Kor 4,4; Joh 14,30).

  2. AUCH DAS -> BÖSE BEKOMMT VON GOTT Seine Zeit zur Ausreifung (Mt 13,36-43), ja muß zum Wachstum der Gläubigen oft als »Dün­gemist« (Luther) dienen (Röm 8,28). Der endzeitliche Kampf muß bis zur —» Wieder­kunft Jesu noch solche Dimensionen an­nehmen, daß darunter »die Kräfte des Him­mels ins Wanken kommen« (Mt 24,29), ein weiterer Hinweis darauf, daß S. nicht auf menschliche Innerlichkeit beschränkt wer­den darf.

  3. DER MENSCH KOMMT VON DER S. NUR LOS durch den Tod, weil dieser ihr Lohn ist (Röm

  1. oder durch Abkehr von bzw. Bekennen der S. (Ps 32,5; ijoh 1,9 —> Beichte) und —» Wiedergeburt zum —» Glauben an Christus. Durch die Lebensverbindung mit ihm wird sein Tod mein Tod und sein Leben mein Le­ben (Joh 3,3; Röm 6,11; 2Kor 5,14; Gal

  1. 20). In der geistgewirkten Liebe des Christen wird jetzt schon etwas vom Sieg Jesu über die Sünde sichtbar (1 Joh 3,8ff.).

  1. AUCH DEN GLAUBENDEN STEHT DER LEIBLICHE TOD noch bevor (Röm 8,iO; 6,23; iKor 15,26). Darum harren sie des Tages, an dem Jesu Sieg in aller Welt offenbar wird (Röm 8,19ff*; Offb 21,1 ff.); diese Sehnsucht ver­stärkt sich durch die Möglichkeit, daß auch Glaubende noch in Sünde fallen können (1 Joh 2,1).

III. AUSBLICK:

Seit der Aufklärung wird die biblische Lehre von der S. durch die —> liberale Theologie be­kämpft. Nicht durch den Tod des Bösen, sondern durch Verstärkung und Veredelung des Guten im Menschen soll dieser aus den »niederen Zuständen« befreit werden. Die­sem Freisinn verwandt sind Mystik und fernöstliche Meditation, denn überall wird eine natürliche Verbindung des menschli­chen Seelentums zu Gott vorausgesetzt. Auch die —» Gruppendynamik geht durch­gehend von einem optimistischen Men­schenbild aus, das die S. nicht ernst nimmt. Dagegen ist es für fast alle erwecklichen Be­wegungen in der Geschichte der Kirche (—» Erweckung) kennzeichnend, daß in ihnen die Erkenntnis der tiefwurzelnden Gebun­denheit des Menschen an die S. aufbricht.

Lit.: J. Müller, Die christliche Lehre von der Sünde, 18776 - K. Heim, Die Weltanschauung der Bibel, 19318 - O. Riecker, Bildung und Heiliger Geist, 1974

Sierszyn


Sundar Singh, *3.9. 1889 Rampur, fi9^9 Sikh (Nordinder). Als Schüler 1904 durch eine Christus-Erscheinung bekehrt, danach aus dem Elternhaus verstoßen. Nach halb­jährigem Bibelkurs erfüllt er das Gelöbnis der verstorbenen Mutter und wird Wander­mönch (Sadhu). Als Christ hält er täglich ausgedehnte Zeiten des -» Gebets und der Betrachtung (Meditation), später auch mit —> Ekstase verbunden. Christus-Zeuge durch das Wort, das, schlicht und bildhaft, viele Menschen anzog. Eindrucksvoll seine Aus­sagen über —» Kreuz und Leiden, über das Gebet. Christus war ihm »the Living Christ«, durch den er »Freude und Frieden« empfing. Da er amtlich keiner bestimmten Kirche verpflichtet war, konnte er überall predigen. Auf einem Gang nach Tibet blieb S. verschollen.

Lit.: Seine »Ges. Schriften«, durch Friso Melzer übersetzt und erläutert, 19728 - Über ihn die ein­ander ergänzenden Bücher von Appasamy, Heiler und Streeter

Melzer


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