A.2.3 Ermittlungen von Erträgen des Studiums durch Absolventenstudien
Manche Maße von Erträgen des Studiums müssen nicht unbedingt mit Hilfe von Absolventen erhoben werden.
So können Daten und Akten zu Studium und Prüfungen, die an Hochschulen anfallen und die Grundlagen von Absolventenstatistiken bilden, ebenfalls herangezogen werden. Auch können Personalakten von Absolventen in beschäftigenden Organisationen oder Befragungen von Personalleitern oder Vorgesetzten Informationen erbringen, die für die Hochschulen zur Einschätzung ihrer Erträge von großer Bedeutung sind.
Umgekehrt richten sich Absolventenstudien nicht ausschließlich auf Erträge des Studiums, sondern mit ihnen können Informationen zu allen Variablenbereichen gewonnen werden, die wir zuvor unterschieden hatten: individuelle Studienvoraussetzungen, Beschreibungen der Ressourcen/Studienbedingungen und der Prozesse von Lehre und Studium. Allerdings sind diese Themenbereiche nur retrospektiv zu erheben, was Grenzen für die Tiefe und die Verläßlichkeit der Informationen setzt.
Fragen nach der Zufriedenheit mit dem Studium sind nicht eindeutig prozessualen oder ergebnisorientierten Aspekten zuzuordnen. Der größte Teil der Absolventenstudien, den die Hochschulen in den USA bei ihren eigenen "alumni" durchführen, fragt lediglich nach einigen biographischen Fakten, nach der Zufriedenheit mit dem Studium in der Rückschau und nach der Berufsbiographie in einer Weise, daß der berufliche Erfolg generell eingeschätzt werden kann. Damit ist a priori ausgeschlossen zu prüfen, ob bestimmte Erfahrungen mit bestimmten Erfolgen im Beruf verknüpft sind. Geprüft werden kann, in welchem Maße die Absolventen mit dem Studium zufrieden und im Beruf erfolgreich sind, aber die Gründe für Zufriedenheit und berufliche Erträge bleiben eine "black box".
Forschung zur Berufstätigkeit von Hochschulabsolventen ist nicht selten dem normativen Vorwurf ausgesetzt, sie betreibe das Handwerk der Subsumption der Hochschulen unter die Anforderungen des Beschäftigungssystems. Gleichgültig, ob solche Forschung unter dem Gestus der Neutralität lediglich unterschiedliche Maße des Berufserfolges je nach Studienfach, besuchter Hochschule, fachlichen Schwerpunkten usw. beschreibe oder explizit fordere, die beruflich erfolgversprechenden Charakteristika der Hochschulen zu fördern: In jedem Falle werde der Hochschule lediglich ein Spiegel über das Ausmaß des Erfolges oder Mißerfolges vorgehalten.
Die Autonomie der Hochschulen in der Setzung ihrer Ziele wird unseres Erachtens nicht gefördert, solange in den Hochschulen die Freiheit der Ignoranz über das Schicksal ihrer Absolventen gewahrt wird. Vielmehr sollten die Hochschulen wissen, in welchem Spannungsverhältnis die Ergebnisse des Studiums zu deren beruflicher Belohnung stehen. Dies setzt voraus, daß innerhalb von Absolventenstudien eine getrennte Messung von Studienergebnissen und beruflichen Erträgen erfolgt.
So kann geprüft werden, ob bestimmte Erträge, auf die seitens der Hochschule Wert gelegt wird, seitens des Beschäftigungssystems belohnt werden. Oder es kann analysiert werden, in welchem Maße der berufliche Erfolg tatsächlich von den Ergebnissen des Studiums abhängt. Schließlich kann durch eine solche doppelte Analyse auch geprüft werden, ob bestimmte Ergebnisse des Studiums in der Tat für den beruflichen Erfolg so bedeutsam sind, wie dies gewöhnlich behauptet wird.
Analysiert man durchgeführte Befragungen von Hochschulabsolventen, so wird ein breites Spektrum von Themen sichtbar, die als Maße zu den beruflichen Erträgen des Studiums herangezogen werden können. Aus methodischen Gründen klassifizieren wir diese Maße in vier Gruppen.
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