Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Hafenecker.
Abg. Hafenecker (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Hoher Landtag!
Die Eisenbahndebatte dürfte offenbar hier im Landhaus ein Dauerbrenner sein. Und man muss immer zuschauen, wie sich SPÖ und ÖVP gegenseitig die Schuld an der derzeitigen Situation zuschieben. (Abg. Razborcan: Verkehrsminister Forstinger, Schmid, Reichhold!)
Fakt ist aber, dass dieser Konflikt auf dem Rücken der Bürger und der Regionen stattfindet. Ein Beispiel dafür ist das Triestingtal und der Bezirk
Lilienfeld. Die heutige Situation stellt sich folgendermaßen dar: Wir haben eine Verkehrsinfrastruktur im Bereich öffentlicher Verkehr, die schlechter ist als zur Kaiserzeit. Damals gab es ein ausgeklügeltes Personen- und Güterverkehrsintervall. Heute wachsen dort Bäume aus den Geleisen.
Zwischen Weissenbach und Hainfeld wurde der Betrieb eingestellt. Und das, obwohl man kurz vorher noch 10 Millionen Euro in die Strecke investiert hat. 10 Millionen Euro! Die einzige Idee für diese Strecke ist - der Treppenwitz - eine Draisinenstrecke. Dreimal dürfen wir raten: Draisinenstrecke ist das Beste. Und das Witzigste dran ist, wenn es nicht so traurig wäre, genau diese Draisinenstrecke soll auf einem Abschnitt erstellt werden, der früher die Teststrecke für die Semmering Bahn war. Das ist der steilste Eisenbahnabschnitt Niederösterreichs! Und dort will man jetzt die Familien mit der Draisine auf- und abfahren lassen. Man sieht also, es ist nicht unbedingt sehr nachhaltig geplant. (Beifall bei der FPÖ.)
Es wird also keine touristische Massenattraktion werden. Und die Gefahren, die damit verbunden sind, die kennen wir bereits.
Die Leobersdorfer Bahn erschließt das Triesting- und Gölsental, also das Gebiet süd und südwestlich von Wien mit vielen touristischen Zielen, dem Wienerwald. Sie verbindet Leobersdorf über Hainfeld mit St. Pölten.
Nachdem zuerst der Güterverkehr eingestellt wurde, stellte man in weiterer Folge zwischen Weissenbach und Hainfeld auch den Personenverkehr ein, der anfangs noch als Schienenersatzverkehr abgewickelt wurde. Da diese Fahrzeiten seitens der ÖBB zunehmend unattraktiver gestaltet wurden ließ auch die Passagierfrequenz immer mehr nach und der Ersatzverkehr wurde daraufhin auch eingestellt. Die Gemeinden im oberen Triestingtal Kaumberg, Altenmarkt, Weissenbach und Furth, aber auch Hainfeld als Anschlusspunkt in Richtung St. Pölten, waren dazu gezwungen, ein Anrufsammeltaxi ins Leben zu rufen, das die Gemeindebudgets dort massiv belastet hat.
Die Leobersdorfer Linie ist eine echte, direkte Verbindungsbahn zwischen Süd- und Westbahn und führt darüber hinaus zu einer der schönsten touristischen Gegenden des südlichen Niederösterreich, einem beliebten Naherholungsziel der Wiener Bevölkerung. Darüber hinaus wird sie fast durchgehend von einem Radweg begleitet. Es gibt keine vernünftige Begründung dafür, warum man dieses Teilstück lahm gelegt und die Verbindung in die Landeshauptstadt unterbrochen hat!
Im Fall der Leobersdorfer Linie bestätigen Bahnexperten, dass es noch – ich betone, noch – kein großer Aufwand wäre, die Strecke sofort wieder in Betrieb zu nehmen. Kurz vor der Stilllegung des Streckenabschnittes wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, bei Weißenbach gab es eine neue Brücke und auch der Gerichtsberg-Tunnel wurde vollständig saniert. Tourismus, Industrie, Volkswirtschaft, Pendler, Lehrlinge und Schüler sowie die verkehrsgeplagte Bevölkerung entlang der Bundesstraße 18 hoffen auf die Entlastung durch eine attraktivierte Leobersdorfer Bahnlinie!
Doch zurück zum Güterverkehr und den Problemen in meinem Bezirk. Kollege Mold hat bereits einige Beispiele gebracht. Auch der Bezirk Lilienfeld ist von diesem Güterverkehrsproblem massiv betroffen. Lilienfeld ist der waldreichste Bezirk in Österreich und demnach hat auch die Holzwirtschaft bei uns einen sehr großen Stellenwert. Der Bezirk ist an sich sonst industriell schwach ausgeprägt, deswegen ist die Holzwirtschaft für uns sehr wichtig. Die Attraktivität für den Güterverkehr ist daher auch nicht von der Hand zu weisen.
Die Einstellung des Güterverkehrs bis St. Aegyd hätte weitreichende und irreparable Folgen für die Region. Die wenigen Industriebetriebe würden dadurch die einzige Alternative zur immer teurer werdenden Straßenfracht verlieren. Die Firmenstandorte dort würden unattraktiv werden und wären mittelfristig auch gefährdet.
Güterverkehr auf der Bahn ist untrennbar mit dem Personenverkehr verbunden. Dass auf der Schiene nur dieses Gesamtpaket funktionieren kann, müsste eigentlich auch die ÖVP wissen. Einerseits führt man die „Verbussung“ Niederösterreichs durch und ersetzt Bahnlinie um Bahnlinie durch Autobuslinien. Gleichzeitig fordert man aber die Aufrechterhaltung des Güterverkehrs und möchte somit ein zweites System parallel dazu aufrecht erhalten. Das kann doch nicht funktionieren!
Tonnagen, die Güterzüge transportieren können, stellen, auf Lkw abgewälzt, eine irrsinnige Belastung für unsere Straßen, für die Umwelt und deren Anwohner dar. Belastungen, die man vermeiden könnte wenn man den politischen Willen dazu hat. Sowohl SPÖ und auch ÖVP sind gut beraten, die Karten auf den Tisch zu legen und die Verkehrsplanung in diesem Land auf neue und solide Beine zu stellen bevor der Schaden für die Bevölkerung und die Wirtschaft noch größer wird.
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