Konferenzen mit den Lehrern der Freien Waldorfschule inStuttgart



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nein das linke Bein in Hockstellung versetzen zu lassen, so daß sie mit dem rechten Bein springt. Also auf dem rechten Bein springen mit hochgezogenem linken Bein. Sie ist ein Doppelhänder. Wenn ausgesprochene Linkshänder da sind, dann müßte man sich entscheiden. Das kann man beobachten. Man muß die linke Hand beobachten. Bei wirklichen Linkshändern erscheinen die Hände wie vertauscht; die linke Hand schaut wie eine rechte aus. Die linke Hand hat dann mehr Linien als die rechte.

Das könnte man vom Auge aus bekämpfen. Kinder, die richtige Linkshänder sind, läßt man ihren rechten Arm oben mit beiden Augen anschauen und läßt die Augenachsenkreuzung dann den Arm ganz hinunterwandern, daß sie bis zurrechten Hand langt, und dann wieder herauf. Dann läßt man den Arm ausstrecken. Dies dreimal wiederholen.



Konferenz vom Dienstag 5. Februar 1924, 20 Uhr

Dr. Steiner: Ich bedaure, durchaus nicht früher haben kommen zu können, aber es ist nicht gegangen. Wir werden manches jetzt nachzuholen haben, und ich bin um so mehr erfreut, heute da sein zu können.

Ein Mitglied des Verwaltungsrates begrüßt Herrn Dr. Steiner und sagt dann etwa folgendes: Als wir nach der Dornacher Weüinachtstagung wieder da waren, fühlten wir die Verpflichtung, alles zu tun, um die Waldorfschule zu einem geeigneten Instrument zu machen, so daß sie in ihre neue Aufgabe richtig hineingestellt sein kann. Ich habe den Auftrag, Ihnen zu sagen, daß der Verwaltungsrat seine Ämter in Ihre Hand zurückgibt. Sie, Herr Doktor, möchten neu bestimmen, wie die Schule geleitet werden soll, denn es scheint uns die Möglichkeit zu bestehen, daß eine Änderung in der Stellung der Schule zu der Anthroposophischen Gesellschaft eintreten könnte.



Dr. Steiner: Meine lieben Freunde! Es ist durchaus begreiflich, daß in Ihrer Mitte diese Anschauungen aufgetaucht sind, da ja für die anthroposophische Sache mit der Weihnachtstagung etwas getan sein sollte, das ja auf der einen Seite — man darf sagen, wenigstens ist es so beabsichtigt — eine völlige Neugestaltung, eine völlige Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft bedeuten soll. Auf der anderen Seite hat ja die Anthroposophische Gesellschaft

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durch die Weihnachtstagung einen ausgesprochen esoterischen Charakter bekommen. Das scheint zwar in Widerspruch zu stehen mit der Öffentlichkeitserklärung, aber durch die verschiedenen Absichten, die bestehen und die nur nach und nach, im Laufe der Zeit realisiert werden können, wird man schon sehen, daß die eigentliche Führung der Anthroposophischen Gesellschaft durch den jetzigen Vorstand von Dornach aus durchaus in einem esoterischen Sinne erfolgen wird. Auch das bedeutet etwas, was eine vollständige Erneuerung der Anthroposophischen Gesellschaft ist. Nun ist es sehr begreiflich, daß die verschiedenen Institutionen, die mit der anthroposophischen Sache zusammenhängen, sich die Frage vorgelegt haben, wie sie sich zu dem, was in Dornach geschehen ist, verhalten werden. Ich habe es ja in meinem Rundbrief an die Mitglieder in unserem Mitteilungsblatt ausgesprochen, daß die ganze Dornacher Tagung nur dann einen wirklichen Sinn hat, wenn sozusagen dieser Sinn in allen kommenden Zeiten nicht vergessen wird. Denn in demselben Maße, in dem die einzelnen anthroposophischen Institutionen nach und nach die Absichten von Dornach zu den ihren machen werden, in demselben Maße wird die Tagung von Dornach eigentlich erst ihren vollständigen Inhalt bekommen. Die Dornacher Tagung war das zweite Glied eines hypothetischen Urteils. Das erste Glied heißt: Wenn die Anthroposophen es wollen, so wird man von Dornach aus dies oder jenes tun, was ja allerdings in sich schließt, daß, weil dieser Vorstand nichts anderes tun will, daß dies eine fortdauernde Lebensfrage der Anthroposophischen Gesellschaft überhaupt sein wird. Insofern liegt auch da ein hypothetisches Urteil vor, daß nämlich nur insofern diese Absichten realisiert, verwirklicht werden können, der Dornacher Vorstand die Verantwortung für die anthroposophische Sache, nicht nur für die Gesellschaft, sich für berechtigt hält zu übernehmen. Das macht seinen esoterischen Sinn aus. Dazu muß kommen, daß die esoterischen Impulse aus einzelnen Ecken kommen werden. Ich möchte schon die einzelnen Institutionen bitten, das durchaus immer so anzusehen, daß das, was von Dornach ausgeht, immer einen esoterischen Hintergrund hat. Auf der anderen Seite ist ebenso begreiflich, daß gerade die Waldorfschule in ihren Vertretern die Frage aufgeworfen hat, welche Stellung sie nun zu Dornach beziehungsweise zur Freien Dornacher Hochschule nehmen will.

Nun treten da sogleich, wie Sie vielleicht, wenn Sie sich die Frage genauer überlegt haben, schon gefühlt haben werden, es treten sogleich bedeutsame Schwierigkeiten auf. Insbesondere durch den



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letzten Entschluß in bezug auf den Verwaltungsrat, den Sie im Auftrage des Verwaltungsrates ausgerichtet haben. Die Sache ist nämlich diese: Es ist nötig, erst die Form zu suchen, in der die Waldorfschule diesen Anschluß an die Hochschule vollziehen kann. Unmittelbar formell ist ja die Waldorfschule keine anthroposophische Institution, sondern eine freie Schöpfung, die ja allerdings auf der Grundlage der anthroposophischen Pädagogik aufgebaut ist, aber die sowohl durch die Art, wie sie dem Publikum, wie auch durch die Art, wie sie den gesetzlichen Institutionen gegenübersteht, eben keine anthroposophische Institution ist, sondern eine Schule für sich, die die anthroposophische Pädagogik aufgenommen hat. Nehmen Sie nun an, die Freie Waldorfschule als solche würde nunmehr in eine Art von offizieller Beziehung als solcher zur Freien Hochschule in Dornach treten, dann würde sofort die Waldorfschule eine anthroposophische Schule werden, auch äußerlich formal eine anthroposophische Schule werden. Selbstverständlich kann es Gesichtspunkte geben, die dazu führen könnten, solch einen Entschluß zu fassen. Aber auf der anderen Seite ist es doch notwendig, wiederum zu bedenken, ob nicht die Waldorfschule ihre Kulturaufgabe auch weiter als freie Schule in einer ungehinderteren Form realisieren kann, als wenn sie direkt ein Glied alles desjenigen ist, was von Dornach ausgeht. Denn dasjenige, was von Dornach ausgeht, wird auch in Dornach zusammengefaßt werden. Würde die Freie Waldorfschule unmittelbar in Beziehung zu Dornach treten, so würde dies bedeuten, daß für alle Angelegenheiten der Schule, die dann innerhalb der pädagogischen Sektion der Anthroposophischen Gesellschaft fallen, zu gleicher Zeit die Leitung der Freien Hochschule in Dornach verantwortlich und auch kompetent sein würde. Denn Dornach wird in Zukunft keine Dekoration sein, wie es die anthroposophischen Institutionen oft bisher waren, Dornach wird eine Realität sein. Es würde in der Tat jede Institution, die zu Dornach gehört, auch die Kompetenz der Dornacher Leitung anerkennen müssen. Das würde eine notwendige Folge davon sein. Und zu gleicher Zeit würde dadurch der ganzen Führung der Waldorfschule der Charakter des Esoterischen aufgedrückt werden. Nun gewiß, dem steht gegenüber, daß nach den Faktoren, die heute in der Welt wirksam sind, man schon die Frage erwägen könnte, ob nicht die Kulturaufgabe der Waldorfschule am intensivsten auf diese Art erreicht werden kann. Abzuweisen ist die Frage von vornherein durchaus nicht, aber sie ist eine außerordentlich schwierige, eine solche, die nur mit allerschwerstem Verantwortlichkeitsgefiihlüber-

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haupt in Erwägung gezogen werden kann. Denn eine radikale Änderung des ganzen Wesens der Freien Waldorfschule bedeutet das schon.

Nicht wahr, das pädagogische Leben der Welt ist heute vielleicht noch dem Irrtum, oder besser, der Illusion unterworfen, die sich ausdrückt in den verschiedensten Bestrebungen von allerlei pädagogischen Vereinigungen, pädagogischen Gesellschaften. Aber alles, was in diesen pädagogischen Gesellschaften, in diesen pädagogischen Vereinigungen lebt, ist ja nichts weiter als Rederei. In Wirklichkeit wird die Pädagogik immer mehr und mehr an die drei Faktoren der Weiterentwickelung der Welt fallen, von denen zwei heute schon mit Riesenschritten auftreten; die Anthroposophie, die dritte Seite, natürlich ganz schwach, schattenhaft, überhaupt nicht angesehen als etwas, was Bedeutung hat, außer von den Gegnern. Aber die Pädagogik wird allmählich eingefangen werden von den beiden Hauptströmungen der Welt, der katholischen und der bolschewistischen oder sozialistischen. Wer heute sehen will, kann das schon sehen, daß alle anderen Bestrebungen heute auf abschüssigen Wegen sind in bezug auf den Erfolg. Damit ist nicht etwas im geringsten über den Wert des Katholizismus und des Bolschewismus gesagt, sondern nur über ihre Stoßkraft. Die Stoßkraft von beiden ist aber eine ungeheure, wird mit jeder Woche größer. Und alle anderen Kulturbestrebungen sucht man in diese beiden Bestrebungen hereinzubringen. Daher wird es nur sinnvoll sein mit einer dritten Kulturströmung, eben der anthroposophischen, auch das Pädagogische in einer gewissen Weise zu orientieren. Das ist die Weltsituation. Es ist ja wunderbar, wie wenig gedankenvoll die Menschheit heute ist, so daß sie die wichtigsten Symptome gedankenlos vorbeigehen läßt. Daß mit einer jahrhundertealten Tradition jetzt in England gebrochen worden ist durch das System Macdonald, das ist etwas so Einschneidendes, das ist wirklich etwas so Bedeutungsvolles, daß es ganz wunderbar ist, daß die Welt so etwas nicht bemerkt. Auf der anderen Seite sollte wiederum auf anthroposophischer Seite gut bemerkt werden, wie die äußeren Ereignisse deutlich zeigen, daß jenes Zeitalter aufgehört hat, dessen Geschichte bloß vom physischen Plan aus geschrieben werden kann. Wir müssen uns klar sein, daß die ahrimanischen Mächte überall immer mehr Einbruch halten in das geschichtliche Werden. Zwei leitende Persönlichkeiten, Wilson und Lenin, sind unter den gleichen Krankheitssymptomen gestorben, beide an Paralyse, das heißt, beide boten ein Tor für die ahrimanischen Mächte. Diese Dinge zeigen doch, daß die Weltgeschichte



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aufhört, Erdengeschichte zu sein, sondern anfängt, eine kosmische Geschichte zu werden. Alle diese Elemente sind von großer Wichtigkeit und spielen in unsere Detailfragen hinein.

Wenn wir zunächst zu dem Konkreten übergehen, daß der Verwaltungsrat seine Ämter in meine Hände zurückgelegt hat, so dürfen Sie nicht vergessen, daß sich mit der Dornacher Tagung das Allerprin-zipiellste entschieden hat, nämlich, daß ich vom Jahre 1912 bis 1923 in der Anthroposophischen Gesellschaft gelebt habe ohne ein Amt, sogar ohne Mitgliedschaft, was ich dazumal 1912 sehr deutlich betont habe; daß ich also eigentlich der Anthroposophischen Gesellschaft nur als Ratgeber, als Lehrer angehörte, als der, der die Quellen der Geisteswissenschaft aufzeigen sollte. Mit der Weihnachtstagung bin ich Vorsitzender der Anthroposophischen Gesellschaft geworden, und meine Handlungen sind fortan die des Vorsitzenden der Anthroposophischen Gesellschaft. Wenn ich fortan den Verwaltungsrat ernennen würde, so würde er vom Vorsitzenden der Anthroposophischen Gesellschaft ernannt sein. Es würde die oberste Institution der Freien Waldorfschule eingesetzt sein vom Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft. Auch das ist etwas, was durchaus in Erwägung gezogen werden könnte. Das alles möchte ich vorausschicken, wenn wir jetzt daran gehen, diese ganzen Fragen zu behandeln. Denn die Waldorfschule wird dann, wenn sie in dieser Form die Verbindung sucht mit Dornach, sie wird dann eben etwas anderes, als dasjenige ist, was eingerichtet worden ist, als die Waldorfschule geschaffen worden ist. Es ist wirklich die Dornacher Weihnachtstagung nicht bloß eine Festlichkeit geblieben wie zum größten Teil die anthroposophischen Veranstaltungen, wenn sie auch nicht immer festlichen Charakter hatten, besonders in Stuttgart nicht, sondern die Weihnachtstagung ist im vollen Ernste gemeint gewesen, so daß irgend etwas, was als Konsequenz gezogen wird, einen sehr ernsten Charakter annimmt.

Nun gibt es noch andere Formen, in denen die Freie Waldorfschule in Beziehung treten kann zu Dornach. Und das würde sein, wenn nicht die Schule unterstellt würde Dornach, sondern wenn das Lehrerkollegium als solches, oder aber diejenigen Persönlichkeiten innerhalb des Lehrerkollegiums, die das wollen, nicht nur für ihre Person, sondern als Lehrer der Schule in ein Verhältnis treten würden zu Dornach, zum Goetheanum, zur Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Dann würde das der Schule den Charakter nicht nehmen, sondern das würde ja nur der Außenwelt gegenüber betonen, daß fortan auch die Pädagogische Sektion am Goetheanum


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in Dornach als der Impulsgeber für die Waldorfschul-Pädagogik fortdauernd angesehen wird, wie ja die anthroposophischc Pädagogik bisher auch angesehen worden ist. Der Unterschied wäre der, daß das Verhältnis zur anthroposophischen Pädagogik bisher ein mehr theoretisches war, daß dann in Zukunft das Verhältnis mehr ein lebendiges sein würde, in dem man dann entweder als ganzes Lehrerkollegium oder in einzelnen Persönlichkeiten sich richten würde nach den Impulsen, die sich ergeben, wenn man als Lehrer der Freien Waldorfschule Mitglied der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft ist. Damit würde sich aber dann doch als unmöglich gestalten, daß der Verwaltungsrat gewissermaßen vom Goetheanum aus ernannt wird, sondern der müßte dann natürlich bleiben, wie er ist, weil er ja so gedacht ist, daß er aus dem Lehrerkollegium heraus ernannt oder sogar erwählt ist. Das ist etwas, was vielleicht überhaupt gar nicht geht gegenüber dem, was die gesetzlichen Instanzen hier als möglich ansehen, daß der Verwaltungsrat von Dornach aus ernannt wird. Ich glaube nicht, daß die württembergischen Gesetze gestatten würden, daß vom Goetheanum, also von einer Institution, die außerhalb Deutschlands liegt, der Verwaltungsrat der Freien Waldorfschule ernannt wird. Bliebe also das letzte, daß der Verwaltungsrat neu von mir selbst ernannt wird, aber das ist ja nicht notwendig. Das sind die Dinge, die ich Ihnen vorlegen möchte. Sie sollten daraus sehen, daß auch unter Ihnen selbst die Frage gründlich erwogen werden sollte. Wie Sie nun auch denken über die Lösung der Frage, ob Sie in diesem oder in jenem Maße mir etwas Entscheidendes in bezug auf die Lösung zugestehen wollen, ob Sie daran denken, mir zuzugestehen zu entscheiden, daß ich von mir aus sagen soll, wie man gestalten solle, so möchte ich Sie doch bitten, Ihre Meinungen jetzt zum Ausdruck zu bringen, diejenigen, die solche Meinungen haben. Es braucht ja in keinem anderen Stile zu geschehen, als daß noch einmal vorgebracht würde, was im Lehrerkollegium schon besprochen worden ist, und was dazu geführt hat, das zu äußern, was Sie vorgebracht haben.

X.: Für uns ist die Frage aufgetaucht, ändert die Dornacher Tagung etwas an dem Verhältnis der Waldorfschule zur Anthroposophischen Gesellschaft?



Dr. Steiner: Nicht wahr, die Freie Waldorfschule hatte zur Anthroposophischen Gesellschaft kein Verhältnis, war etwas außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft. Deshalb kann die Weihnachtstagung für die Freie Waldorfschule nichts Maßgebendes sein. So liegt die Sache. Es ist etwas anderes für solche Institutionen, die unmittel-

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bar von der Anthroposophischen Gesellschaft selber ausgegangen sind. Da ist es eine ganze andere Sache. Die Freie Waldorfschule ist als Institution für sich begründet. Das Verhältnis, das bestand, das ein inoffizielles war, das kann ja auch zur neuen Gesellschaft jetzt bestehen. Das ist etwas, was vollständig frei war, was jeden Tag begründet worden ist dadurch, daß weitaus die größte Anzahl der Lehrer der Anthroposophischen Gesellschaft angehört, und daß in freier Weise die anthroposophische Pädagogik hier geführt wird dadurch, daß ich als Vertreter der anthroposophischen Pädagogik hier den Vorsitz im Lehrerkollegium führe und so weiter. Das braucht ja alles nicht geändert zu werden.

X.: Wie ist die Pädagogische Sektion gedacht?

Dr. Steiner: Nicht wahr, die Intentionen der Weihnachtstagung, insbesondere der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, werden sich erst ganz langsam und allmählich verwirklichen lassen. Wahrscheinlich auch schon deshalb, weil wir nicht genug Geld haben, um für die Baulichkeiten gleich von Anfang an sorgen zu können in dem Rahmen, wie es jetzt schon projektiert ist. Die Sachen werden langsam und allmählich sich realisieren. Zunächst sind die einzelnen Sektionen so gedacht, daß sie so weit eingerichtet werden, als bei den Persönlichkeiten, die vorhanden sind, und den materiellen Mitteln dies heute möglich ist. Es ist ja so gedacht, daß der Grundstock der Schöpfung für die Freie Hochschule als eine Institution der Anthroposophischen Gesellschaft sein wird die Mitgliedschaft der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Nun habe ich gesehen: ein großer Teil der Lehrerschaft der Waldorfschule hat um Mitgliedschaft nachgesucht, die werden also Mitglied sein, werden also damit von vorneherein Vermittler sein für dasjenige, was von der Freien Hochschule am Goetheanum in pädagogischer Beziehung ausgeht. Was sich weiter an Institutionen anschließt dieser Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, das wird sich ja erst zeigen. Es ist ja vielfach von Institutionen der Wunsch geäußert worden, mit Dornach in Beziehung zu treten. Einfach ist die Situation gegeben bei den Institutionen, die als anthroposophische Institutionen entweder alle oder gar keine Vorurteile gegen sich haben. Zum Beispiel das Klinisch-Therapeutische Institut in Stuttgart, das kann sich anschließen. Entweder wird "es als anthroposophische Institution von vorneherein bekämpft, dann schadet es nichts, wenn es sich anschließt. Oder es wird anerkannt, weil die Leute gezwungen werden einzusehen, daß die Heilmethoden dort wirksamer sind als

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anderswo; dann ist es eigentlich selbstverständlich, daß es sich anschließt. Das ist aber eine Institution, die nicht in einer solchen Stellung der Welt gegenüber ist wie eine Schule. Die Klinik kann sich ohne weiteres anschließen.

Aber eine Schule wird sowohl die gesetzlichen Behörden wie auch das Publikum störrisch machen, wenn sie plötzlich eine anthro-posophische Schule ist. Es ist stark die Frage, ob nicht die Schulbehörde überhaupt Einspruch erheben würde. Sie hat gar kein Recht dazu, und es hat auch gar keinen Sinn, Einspruch zu erheben gegen die pädagogischen Methoden. Die können ja die anthroposophischen sein. Man hat auch kein Recht, Einspruch zu erheben, wenn selbst alle Lehrer für ihre Person Mitglied der Freien Hochschule in Dornach sind. Das geht die Behörden nichts an. Gegen all das kann kein Einspruch erhoben werden. Aber dagegen würde sofort Einspruch erhoben werden, wenn die Sache so wäre: Da ist die Freie Hochschule am Goetheanum; zu ihr besteht eine Beziehung so, daß pädagogische Entscheidungen, die dort getroffen werden, hier von der Schule aufgenommen werden, zum Beispiel daß in den Lehrplan hereingeredet würde von Dornach aus und so weiter. Das wenigstens käme für die ersten acht Klassen in Betracht. Die höheren, von der 9. ab, selbstverständlich, wenn wir nur diese hätten, so würde kaum etwas eingewendet werden können, höchstens bei Bewilligung der Maturität, aber das würde ja wohl nicht von den Behörden in Anspruch genommen werden. Aber für die Volksschulklassen würde man das nicht gelten lassen.

Nicht wahr, zunächst ist die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft so gedacht, daß sie im Grunde für die Einsicht und das Leben wirkt. So daß also, sagen wir, jedes Mitglied nicht nur das Recht, sondern sogar eine gewisse moralische Verpflichtung hätte, mit Bezug auf seine pädagogischen Bestrebungen sich an Dornach zu wenden. Nicht wahr, der Freien Hochschule in Dornach werden ja zunächst solche Leute angehören, die an ihr katexochen lernen wollen. Aber man bleibt ja auch an ihr, wenn man gelernt hat, Mitglied der Freien Hochschule, so wie an einer französischen, norwegischen, dänischen Universität der, der einen Grad erlangt hat, Mitglied der Universität bleibt, mit ihr in fortwährender Beziehung bleibt. Man ist nicht nur abgestempelt, wenn man in Frankreich zum Beispiel einen Grad erhalten hat; dann ist man Mitglied der betreffenden Hochschule, bleibt es sein Leben lang und lebt in wissenschaftlichem Zusammenhang mit ihr. Und das ist dasjenige, was für die älteren anthroposophischen Mitglieder der Schule von vornherein in


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Betracht zu ziehen sein wird, die Mitglieder der Hochschule werden unter der Voraussetzung, daß sie vieles schon wissen von dem, was vorgetragen wird an der Schule. Aber die Hochschule wird fortwährend wissenschaftliche oder künstlerische Aufgaben lösen, und an denen werden alle Mitglieder der Schule teilnehmen. Insofern wird das Leben von dem einzelnen Mitglied der Schule befruchtet. Wir werden in allernächster Zeit dieselbe Aufforderung an alle Mitglieder der anderen Sektionen schicken, die wir schon an die Mitglieder der Medizinischen Sektion gerichtet haben, in entscheidenden Fragen sich an Dornach zu wenden. Und wir werden alle Monate oder alle zwei Monate Rundbriefe schicken, in denen für alle Mitglieder gemeinschaftlich die Fragen beantwortet werden, die von einem Mitglied gestellt werden. Aber man wird nicht Mitglied der Sektion, sondern der Klasse. Sektionen kommen nur für die Dornacher Leitung in Betracht. Der Vorstand arbeitet mit den Sektionen, der einzelne wird Mitglied der Klasse.

X.: Soll man darnach streben, daß es einstmals möglich wird, die Schule Dornach unterzuordnen?



Dr. Steiner: Nicht wahr, in dem Streben nach einem Anschluß der Schule als solcher an Dornach liegt zu gleicher Zeit, wie überhaupt in allem, was jetzt sachlich geschehen kann, das Begehen des Weges nach einer Richtung hin, die ja dadurch, daß unsere Persönlichkeiten, die das dazumal in die Hand genommen haben, nicht gewachsen waren der Situation, wieder verlassen werden mußte; der Weg mußte wieder verlassen werden. Es liegt darinnen der Weg der Dreigliederung. Denn wenn Sie sich die Freie Waldorfschule der Freien Hochschule angegliedert denken, so könnte das nur geschehen unter den Auspizien dessen, was der Dreigliederung zugrunde liegt. Und man arbeitet im Grunde konkret, wenn alle vernünftigen Institutionen schon nach der Dreigliederung hinarbeiten werden. Man muß die Welt ihren Gang gehen lassen, nachdem sie mit voller Absicht den anderen Weg nicht gehen wollte. Es wird nach der Dreigliederung hingearbeitet, aber man muß schon als Ziel ins Auge fassen, daß eine solche Institution wie die Freie Waldorfschule, die sachlich einen anthroposophischen Charakter hat, daß diese schon einmal selbstverständlich zusammenfällt mit dem anthroposophischen Streben. Nur in diesem Augenblick ist es eben doch möglich, daß wenn dieser Anschluß in offizieller Weise erfolgt, daß man dann deshalb der Waldorfschule das Genick umdreht. So daß ich, wie die Sachen jetzt stehen, schon dazu raten würde, unter diesem Gesichtspunkt den

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