Evangelisches Gemeindelexikon



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Franz von Assisi


Von vornherein als evangeliumsgemäße Antwort auf die katharische Häresie gedacht war die Gründung des anderen Bettelordens, des Predigerordens (Ordo Praedicatorum = OP) durch den Spanier Dominikus von Cale- ruega (1170-1221): durch ein Leben der apostolischen Armut, durch Wanderpredigt und theologische Argumentation suchte man die Ketzer zu überzeugen und zu bekeh­ren, anstatt sie wie bisher mit Feuer und Schwert zu bekämpfen. Von dieser Linie kam der Orden aber bald wieder ab, als Papst Gregor IX. 1232 die kirchliche Inquisition gründete und die Dominikaner mit ihrer Durchführung beauftragte. Diese wurden nun für 3 Jh.e die großen Ketzerbekämpfer. Im Schoß ihres Ordens ist der Inquisitions­prozeß ausgebildet worden. Im Gegensatz zum Akkusationsprozeß, bei dem die An­klage den Schuldbeweis zu erbringen hat, beruht der Inquisitionsprozeß auf der Befra­gung des Schuldverdächtigen. Schon sehr früh wurde die Folter zur Erzwingung von Aussagen verwendet, bald war sie üblich, auch in den gleichzeitig aufkommenden Hexenprozessen (-* Hexenwahn). Die Stel­lung der Kirche bewirkte, daß Ketzerrecht und Inquisitionsprozeß auch ins weltliche Recht übergingen.

Dominikaner und Franziskaner sind Bet­telmönche, die nicht mehr im Kloster leben, sondern in der Öffentlichkeit wirken und von der Mildtätigkeit leben. Beide Orden haben eine straffe Organisation. An die Spitze wurde ein Minister generalis und ein Generalkapitel gestellt. Beide Orden breite­ten sich sehr stark aus und prägten durch Predigt und Seelsorge entscheidend die Volksfrömmigkeit.

Hand in Hand mit der Verstärkung des aske­tischen Ideals ging die Steigerung der Ma­rienverehrung. Wenn noch im Frühmittelal­ter Christus als Himmelskönig angerufen wurde, so nun Maria als Himmelskönigin: Die Theologie preist Maria um der einzigen Tugend willen, die alle andern überstrahlt, der Jungfräulichkeit. Die Marienverehrung steigert sich bis ins Spätmittelalter. Auf Grünewalds Isenheimer Altar ist Maria im Weihnachtsbild im königlich-prächtigen Kleid gemalt, ihr Kind trägt sie in einer zer­fetzten Windel. Im Paradiesbild erscheint nicht der erhöhte Christus, sondern Maria als Königin des Himmels. Maria ist die zweite Eva, die im Unterschied zur ersten rein geblieben ist, wobei der Sündenfall der ersten nun auf das Erliegen in der sexuellen Versuchung hin ausgelegt wird. Und hier zeigt sich die andere Seite des übersteigerten Asketismus: Die Dämonisierung der Sexua­lität, die Identifizierung geschlechtlicher Lust und Begehrlichkeit mit teuflischer Ver­lockung. Der reinen Jungfrau Maria steht die Teufelsbuhlerin, die Hexe, gegenüber. Hier höchster Lobpreis:

»Immer Jungfrau, endlos, Mutter ohne Ma­kel,

Herrin, du hast gesühnt, was Eva verbro­chen«

(aus einer frühen Sequenz, Muri} dort fanatische Verteufelung: »Uber die, welche sich der Lust hingeben, erhält der Teufel Gewalt« (Hexenhammer I/i 5). Beides gehört ins Bild der asketischen Frömmig­keit, die weit über das späte Mittelalter hin­aus bestimmend ist.

Lit.: f. Huizinga, Der Herbst des Mittelalters, 1958 - H. Grundmann, Ketzergeschichte des Mittelal­ters (Die Kirche in ihrer Gesch. 2/1), 1963 - J. Go- bry, Franz von Assisi, in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, 1958



  1. DAS SPÄTMITTELALTER Im 14. und 15. Jh. zerbröckelte das Reich, auch die Zeit des Feudalwesens und des Rit­tertums ging zu Ende. Die aufkommenden Städte wurden geistige und wirtschaftliche Zentren. Die Stadt befreite den Bürger von der Abhängigkeit vom Grundherrn. In den italienischen Stadtrepubliken und in den freien Reichsstädten treten erstmals repu­blikanische Verfassungen in Kraft. Städte­bünde, wie die Hanse und die süddeut­schen Städtebündnisse, verrieten das erwa­chende Machtbewußtsein. Die aufkom­mende Geldwirtschaft begünstigte Handel und Gewerbe.

Seit Karl IV. verzichteten die deutschen Kai­ser ganz auf Italien. 1338 beschlossen die Fürsten zu Rense, daß für die deutsche Kö­nigswahl fortan keine päpstliche Bestäti­gung mehr nötig sei. In der »goldenen Bulle« von 1356 übertrug Karl IV. das Recht der Kö­nigswahl für die Zukunft 7 Kurfürsten. Der König soll zugleich den Kaisertitel führen. Der Einfluß des Papstes auf die Wahl ist aus­geschaltet. So begann auch Deutschland die Konsequenzen aus dem Zusammenbruch der staufischen Reichspolitik zu ziehen. Von einer deutschen Nationalpolitik konnte aber noch nicht die Rede sein. Die Macht lag nicht beim König, sondern bei den Fürsten, die vorweg an der Stärkung ihrer Hausmacht interessiert waren. So wurde Deutschland ein Länderstaat mit starken Landesfürsten und schwacher Zentralgewalt.

Anders war es in Frankreich. Hier erstarkte das Königtum, das sich trotz des iooj. Krie­ges mit England (1339-1453) die Provinzen nach und nach unterwarf und in der europä­ischen Entwicklung zum Nationalstaat vor­anging. Die Politik, die mit Philipp IV., dem Schönen (1285-1314), begann, zielte auf Zentralismus im Innern und Hegemonie nach außen. Philipp schuf auch eine vom Feudal wesen unabhängige Verwaltung und ein Söldnerheer. Geldmittel beschaffte er sich u.a. durch die brutale Vernichtung des reichen Templerordens (aus der Kreuzzugs­zeit), dessen Vermögen er beschlagnahmte. In Italien entstanden selbständige Stadtstaa­ten und Fürstentümer: Venedig und Genua, reich durch den Seehandel; Mailand, vom Geschlecht der Visconti beherrscht; Verona (1387 zu Mailand, 1406 zu Venedig); Florenz, die Stadt der beginnenden Renaissance, die unter den Medici zu unvergleichlicher kul­tureller Blüte gelangte. Der Kirchenstaat war politisch schwach, von Parteikämpfen zerrissen. 1347 suchte Cola di Rienzi vergeb­lich, durch Mobilisierung der Volksmassen in Rom an die Macht zu kommen. In Neapel regierte bis 143 5 das Haus Anjou. Sizilien kam an das spanische Aragon, das 1442 auch Neapel einnahm.

In Spanien entstanden nach dem Sieg über die Mauren die Königreiche Aragon, Kasti­lien und Portugal. r459 wurden Aragon und Kastilien im Königreich Spanien vereinigt. Hier entwickelte sich sehr rasch ein absolu­tistisches Königtum, das sich auch die Kir­che unterwarf (Konkordat von 1482). Entgegengesetzt verlief die Entwicklung in England. Hier hatte sich das Königtum schon mit der »Magna Charta libertatum« von r2i5 Einschränkungen gefallen lassen müssen, die zunächst den Baronen, dann auch der Gentry zugute kamen. Ende des 13. Jh.s erhielt das Parlament, zunächst aus Adel und Commons zusammengesetzt, wichtige Rechte (Steuerbewilligung, Geset­zesvorschlag). Unter Eduard III. (1327-77) trennten sich House of Lords und House of Commons.

Für die Kirche kam eine Zeit schwerer inne­rer Krisen. Italienisch-französische Span­nungen und innerkirchliche Parteiungen riefen 1378 bis r4i 5 das große Schisma her­vor, d.h. die gleichzeitige Wahl von zwei Päpsten, Urban IV. und Klemens VII. Letzte­rer residierte in Avignon und wurde aner­kannt in Frankreich, Süditalien, Schottland und einigen deutschen Gebieten. Unter dem Eindruck des Schismas und anderer Miß­stände erwachte eine starke Reformbewe­gung, die nach einem Konzil der Gesamtkir­che rief. Die beiden Reformkonzile in Kon­stanz (1414-1418) und Basel (r44i —1449) beendeten zwar das Schisma, scheiterten aber mit weiteren Reformen am Widerstand der Kurie. Erfolglos wurde ein Beschluß ge­faßt, daß das allgemeine Konzil dem Papst übergeordnet sei (6. April 14t5).

Reformen forderten auch die sog. Vorrefor­matoren: John Wiclif (1338 —13 84) in Eng­land, Johannes Hus (1369-1415) in Böhmen und Girolamo Savonarola (1452-1498) in Florenz. Wiclif übersetzte die lat. Bibel ins Englische, lehnte das Papsttum und die Hierarchie ab und berief sich auf die höchste Maßgeblichkeit der Bibel. Seine Ideen wur­den auch von Hus in Prag verbreitet, der sich 1415 dafür vor dem Konzil in Konstanz ver­antworten mußte und zum Feuertod verur­teilt wurde. Auch Savonarola, ein leiden­schaftlicher Bußprediger und apokalypti­scher Visionär, wurde von der Inquisition zum Tod verurteilt.

Die Volksfrömmigkeit wird weiterhin stark von der Predigt der Bettelorden bestimmt. Sie zeigt auffallend düstere Züge. Äußere Er­eignisse dürften dazu beigetragen haben, vor allem das grauenhafte Erlebnis der Pest, die um 1350 über Europa hereinbrach und etwa ein Drittel der Bevölkerung dahinraffte. Buß- und Gerichtsangst bewirken einen machtvollen Aufschwung des Reiiquien- und Ablaßwesens. Verbreiteter Aberglaube, Furcht vor Zauberei, führten zu schreckli­chen Verfolgungen der Juden, welchen die Schuld am Pesttod zugeschoben wird. Buß­bewegung und Askese vereinigen sich in der Massenbewegung der Geißler, die sich sel­ber peitschen und von etwa 13 50 an das Land durchziehen. Daneben gibt es aber auch tiefe Mystik (Meister Eckhart, Johannes Tauler, Heinrich Seuse) und schlichte, tröstliche Meditation, wie sie aus dem Buch »Von der Nachfolge Christi- des Thomas von Kem­pen (gest. 1471) bis heute Ungezählte an­spricht. Eine freikirchliche Laienbewegung entsteht aus dem Hussitentum, den böhmi­schen und mährischen Brüdern, die viel mit den Waldensern gemeinsam haben. Es gab aber auch apokalyptische Strömungen, wie den Joachimismus, von Joachim von Floris (um 1200) herkommend, der den Anbruch eines neuen Zeitalters erwartete, in dem der Geist Gottes ausgegossen werde.

Im Hoch- und Spätmittelalter blüht auch die kirchliche Wissenschaft, die Theologie, deren Ort zunächst das Kloster, dann die städtische Universität ist. Der bedeutendste Vertreter der Frühscholastik ist Anselm von Canterbury (1033-1109). Er steht noch in der augustinischen Tradition. Theologie heißt für ihn Gott aus dem Glauben erken­nen. Für die augustinische Tradition ist gött­liche Erleuchtung, d.h. Glaube, Vorausset­zung dafür, daß der sündige Mensch Gott er­kennen kann. Theologie führt vom Glauben zur Einsicht (credo ut intelligam - ich glau­be, um einzusehen). Theologie ist Glaubenseinsicht, die aus dem Glauben -h» Gott als evident erkennt und zu rationaler Gottesgewißheit gelangt. Anders ist dann in der Hochscholastik, bei Thomas von Aquino (r225-1274), Theologie verstanden. Tho­mas übernimmt die Ontologie (Seinslehre) des Aristoteles. Menschliche -» Vernunft ist für ihn an sich schon abbildende Teilhabe an den ewigen Ideen und deshalb fähig, das ewige Sein Gottes zu begreifen. So wird

Theologie jetzt ein Weg von der (philosophi­schen) Einsicht zum Glauben. Die Philoso­phie erkennt zuerst die allgemeinen Struk­turen des göttlich-kreatürlichen Seins und schreitet von hier aus weiter zu den geoffen- barten Wahrheiten des Glaubens, die in den Rahmen der Seinslehre eingeordnet und so als der Vernunft nicht widersprechend er­wiesen werden.

Lit.: B. Moeller, Spätmittelalter (Die Kirche in ih­rer Gesth. 2/1), 1966 - E. Benz, Ecclesia Spiritualis, 19Ö42 - W. Andreas, Deutschland vor der Reforma­tion, 19596 - Th. Brandt, Kirche im Wandel der Zeit, Bd. I. von Paulus bis Luther, 1977

Flückiger

ierten ist. Die organisatorisch nicht umfang­reiche Arbeit in Deutschland konnte auf Pa­rallelen christlicher Sozialarbeit in England und auf Ansätze innerhalb der Diakoniear­beit bei T. —> Fliedner (Gartenhäuschen in Kaiserswerth) zurückgreifen, als sie sich im letzten Viertel des 19. Jh.s zu einem selb­ständigen Arbeitszweig diakonischen Wir­kens entwickelte (Hamburg 1895, etwa gleichzeitig Berlin, als Arbeitszweig der —» Berliner Stadtmission). Derzeitige Aktivitä­ten erfolgen im größeren Rahmen des Dia- konischen Werks (—» Diakonie).

Lit.: M. Verbandsblatt, erscheint vierteljährlich

Kahle



Mitteldinge (Adiaphora)

Im NT wird von »>M«.n, die an sich als Got­tesgaben nicht sündig sind, nur indirekt ge­sprochen (1 Kor 6,12; 10,23; 1 Kor 8-io; Röm 14 - Rücksicht auf die Schwachen - iTim 4,3h). Es ist alles erlaubt, aber nicht alles frommt. Der —> Pietismus hat in der Ableh­nung von Theater, Tanz, Tabak- und Alko­holgenuß, Gasthausbesuch wie Kleiderlu­xus für die Gläubigen eine seelsorgerliche Antwort auf die gefahrvolle und immer schnellere Wandlung einer sich entchristli- chenden Gesellschaft versucht. Wenn daran die Echtheit christlichen Lebens in pharisä­ischer —> Gesetzlichkeit beurteilt wird und sich eine unevangelische, unfreie Skrupel- haftigkeit und Kulturfeindlichkeit entwik- kelt, wird die neutestamentliche Linie nicht durchgehalten.

Grundsätzlich ist daran festzuhalten, daß für den Christen kein Bereich seines Lebens neutral sein kann (iKor 6,19L). Maßstab bleibt in allem die Frage nach dem Willen Gottes für unser Leben und der Dienst am Mitmenschen. Aus dieser Grundhaltung kann über eine bloße Vermeidungstaktik hinaus auch ein Impuls zur Neugestaltung von Brauchtum und Kultur kommen.

Beyreuther

Mitternachtsmission

Die M. erwuchs aus Impulsen christlicher und sozialer Verantwortung im 19. Jh. Die Großstädte mit ihren Vergnügungszentren und der öffentlichen Prostitution sind das Feld der M., deren Anliegen sowohl Bewah­rung der Männer wie Rettung der Prostitu­







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