18. Angst vor dem Tod
Der Anfang der Erzählung stellt den Anfang Kassandras Ende dar:
„Hier war es. Da stand sie. Diese steinernen Löwen, jetzt kopflos, haben sie angeblickt. Diese Festung, einst uneinnehmbar, ein Steinhaufen jetzt, war das letzte, was sie sah. Ein lange vergessener Feind und die Jahrhunderte. Sonne, regen, Wind haben sie geschleift. Unverändert der Himmel, ein tiefblauer Block, hoch, weit. Nah die zyklopisch gefügten Mauern, heute wie gestern, die dem Weg die Richtung geben: zum Tod hin, unter dem kein Blut hervorquillt. Ins Finstere. Ins Schlachthaus. Und allein.“ /1
Der Ausgangspunkt ihrer – Kassandras – Erzählung ist der nahe Tod, den sie unabwendbar kommen sieht: „Die Zukunftssprache hat für mich nur diesen einen Satz: Ich werde heute noch erschlagen werden.“ Er bewirkt die Intensivierung ihrer Erinnerungskraft und der Fähigkeit, fast vergessene Bilder wieder auferstehen und leuchten zu lassen: „Der nahe Tod mobilisiert noch mal das ganze Leben…Nie war ich lebendiger als in der Stunde meines Todes, jetzt.“ /2
Vor dem Tod konzentrieren sich alle Energien auf die Rekonstruktion der Vergangenheit: „Dies alles, das Troia meiner Kindheit, existiert nur noch in meinem Kopf. Da will ich es, solang ich Zeit hab, wieder aufbaun./S.34…Sie haben wohl recht, wenn sie sagen, je näher dem Tod, desto leuchtender und näher die Bilder der Kindheit, Jugend.“ /3
Die Angst vor dem Tod ist das grundlegende Gefühl, das alle Erinnerungen durchzieht. Die gegenwärtige Angst ist nicht statisch, sondern sie steigt und sinkt, ist in ihrer Intensität von den Stimmungen, die die Erinnerungsbilder in Kassandra erzeugen, abhängig. „Jetzt kann ich brauchen, was ich lebenslang geübt: meine Gefühle durch Denken besiegen…Angst kenn ich ja, doch dies ist etwas andres…Jetzt wird der Kern geschliffen.“ /4
Gerade durch die wechselnde Stärke des Angstgefühls innerhalb Kassandras Erzählung wird deutlich, dass es die Angst ist, die das Raster bildet, innerhalb dessen sich Kassandra nur erinnern kann.
1. Wolf, Christa: Kassandra, Frankfurt am Main: Luchterhand, 1986, S. 5
2. Ebenda, S. 26 3. Ebenda, S. 42 4. Ebenda, S. 11
19. Kurze Charakteristik der Götter, die in der Erzählung eine wichtige Rolle spielen
Apollon (Apoll, Apollo): „Sohn des Zeus und der Leto, Zwillingsbruder der Artemis. Der Sonnengott und Gott des Lichtes. Sein Beiname Phoibos = griech. der Lichte, der Reine. Ihm waren die Löwen heilig. Er überzog das griechische Heer vor Troja mit der Pest und lenkte den tödlichen Pfeil auf die Ferse des Achill. Er sprach durch die Pythia in Delphi zu den ihn verehrenden Menschen. Auch konnte er die Gabe der Weissagung verleihen (Kassandra).“ In der Erzählung ist er der oberste Gott (anstatt Zeus).
Athene: „Töchter des Zeus, Göttin des Krieges, sie steht den Griechen im Trojanischen Krieg bei und unterstützt einzelne Helden (z.B.: Odysseus, Achill). Sie lehrt die bildenden Künste (z.B. Bau des Trojanischen Pferdes)“
Kybele (Cybele, Magna Mater): „aus Kleinasien stammende Mutter- und Vegetationsgöttin, deren Kult schon in spätarchaischer Zeit in Athen verbreitet war. Als unnahbare Gestalt wurde sie auf Bergen verehrt. Die Schützerin der Städte und der Kultur.“
20. Kurze Charakteristik der einzelnen Figuren nach der mythologischen Interpretierung mit der Ergänzung der Charakteristik aus der eigenen Erzählung von Christa Wolf
Kassandra (Cassandra): „Tochter des Priamos und der Hekabe. Apoll verlieh ihr die Gabe der Weissagung, versagte ihr aber (da sie seine Werbungen zurückwies) die Kraft zu überzeugen. So sagte sie – ohne dass jemand ihren Prophezeiungen Glauben schenkte – den Untergang Trojas voraus und warnte vergeblich vor dem Hölzernen Pferd (daher heißen unbeachtete Warnungen Kassandra-Rufe. Bei der Eroberung von Troja wurde sie von Aias (dem Lokrer) vom Altar der Athene gerissen und geschändet. Nach Trojas Fall wurde sie Agamemnons Sklavin und mit diesem von Klytämnestra erschlagen.
Ihre Tötung ist u.a. auf einem Bronzeblech aus dem Heraion von Argos dargestellt, ihre Schändung findet sich häufig auf griechischen Vasen, Schilden, etrusk. Urnen und Spiegeln, gelegentlich auch in der Neuzeit (z.B.: Rubens, Klinger).
Bereits Homers Odyssee erzählt von Kassandra. Ihr verkanntes Sehertum erhielt in der Orestie des Aischylos seine mythische Begründung. Hier wie in den Troerinnen des Euripides weiß sie um Agamemnons und den eigenen Tod.“ /11. Band
Quelle: Griechischer Mythos / Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1991
Achill (Achilleus, Achilles): „der schönste, schnellste und tapferste der griechischen Helden vor Troja. Seine Mutter Thetis wollte ihn unsterblich machen, sie tauchte ihn in das Wasser des Styx, nur die Ferse, an der sie ihn hielt, blieb verwundbar. Am Beginn des Trojanischen Krieges hielt ihn Thetis in Mädchenkleidern verborgen, um ihn vor dem geweissagten frühen Tod in der Schlacht zu bewahren. Durch eine List des Odysseus wurde er jedoch entdeckt und zur Teilnahme am Kriegszug bewogen. Als die Troer im Kampf die Oberhand gewannen, ließ er seinen Freund Patroklos in seiner Rüstung eingreifen. Nachdem Patroklos von dem Trojaner Hektor getötet worden war, erhielt Achill eine neue, von Hephaistos geschmiedete Rüstung und besiegte Hektor, dessen Leichnam er um Troja schleifte, aber schließlich dem trojanischen König Priamos herausgab. Er selbst wurde von Paris, dessen Pfeil Apoll lenkte, getötet.“ /1. Band
Erzählung: er wird als „Achill, das Vieh“ genannt und als ein grausamer, unversöhnlicher, rachsüchtiger, liederlicher, perverser und gefürchteter Mensch dargestellt. Mörder u.a. des Troilos, der Panthesileia, des Hektor.
Briseis: „bei Homer eine Königstochter, die, von den Griechen vor Troja gefangen, Sklavin und Geliebte Achills wurde. Sie war der Anlass zu dessen Zorn und seinem Zwist mit Agamemnon, der sie ihm nahm.“ /3. Band
Erzählung: Tochter des Sehers Kalchas, Frau Kassandras Bruder Troilos, den sie sehr liebt.
Hektor: „der Hauptheld der Trojaner, Sohn des Königs Priamos und der Hekabe. Im Trojanischen Krieg fiel er durch die Hand des Achill, nachdem er dessen Freund Patroklos getötet hatte. Sein Leichnam wurde von Achill um den Grabhügel des Patroklos geschleift und dann gegen ein Lösegeld dem Priamos überlassen.“ /9. Band
Erzählung: der liebste Sohn der Hekabe und einer der liebsten Brüder der Kassandra. Ein trojanischer Held. Gemahl der unauffälligen und bescheidenen Andromache. Obwohl er es nicht wollte und obwohl ein anderer Königssohn dazu gepasst hätte, baute man ihn in Troja zum Ersten Helden auf. Er wurde „dunkle Wolke“ genannt. „Eumelos wollte die Königin treffen, in ihrem Lieblingssohn.“/1 Auch in der Erzählung wird schmachvoll von Achill getötet.
Quelle: Griechischer Mythos / Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1991
1. Wolf, Christa: Kassandra, Frankfurt am Main: Luchterhand, 1986, S. 106
Hekabe (Hecuba, Hekuba): „Gemahlin des Königs Priamos von Troja, dem sie u.a. Hektor, Paris, Kassandra, Polyxena und Polydoros gebar. Nach Trojas Fall wurde sie Sklavin des Oddyseus und nach ihrem Tod wurde sie in eine Hündin verwandelt.“ /9. Band
Erzählung: Eine starke und einflussreiche Königin eines schwachen und unfähigen König, die die Pflichten eines Herrschers besser als der König selbst beherrscht. Nur bis der Zeit, seit der alle Frauen aus den Angelegenheiten der Regierung und des Krieges ausgesperrt werden.
Mit ihrer Tochter Kassandra hat sie eine komplizierte Beziehung. Seit ihrer Geburt ist Hekabe überzeugt, dass Kassandra sie nicht braucht. Vielleicht spielt eine wichtige Rolle die Wirklichkeit, dass Kassandra unter allen 12 Töchtern, die Hekabe mit Priamos hat, eine Lieblingstochter ihres Vaters ist.
Paris: „Sohn des Priamos und der Hekabe. Bei der Hochzeit des Peleus und der Thetis entfesselte Eris zwischen den Göttinen Hera, Athene und Aphrodite einen Streit darüber, welche von ihnen die schönste sei. Paris, Hirte auf dem Berg Ida, wurde zum Schiedsrichter erkoren. Er entschied zugunsten Aphrodites, die ihm schönste Frau Helena versprochen hatte. Später entführte er Helena und verursachte dadurch den Trojanischen Krieg.“ /16.Band
Erzählung: Paris verursacht durch sein freches und eitles Benehmen den Krieg, weil er die schöne Helena dem Menelaos - König von Sparta – hat entführen sollen. In der Wirklichkeit hat ein ägyptischer König sie ihm entnommen und Troja hat unbewusst einen Krieg um ein Phantom geführt. Paris wird in der Erzählung als ein übermütiger, verletzter und eitler Mensch dargestellt.
Agamemnon: „Sohn des Atreus aus dem Geschlecht der Tantaliden, König in Mykene oder Argos. Seine Gemahlin Klytämnestra gebar ihm Iphigenie, Elektra und Orest. Er war der Führer der Griechen gegen Troja. Als Oberbefehlshaber des griechischen Heeres musste er, um die Abfahrt zu ermöglichen, der zürnenden Artemis seine Tochter Iphigenie als Opfer darbieten. Im 10. Jahr des Trojanischen Krieges geriet er in einen verhängnisvollen Streit mit Achill. Bei seiner Heimkehr nach Trojas Fall wurde er auf Anstiften der Klytämnestra von Ägisth ermordet.“ /1. Band
Erzählung: ein schwacher, angsterfüllter, arglistiger Mensch, der seine Schwäche hinter seine Herrschsucht verbirgt. Agamemnon ekelt die Kassandra an.
Quelle: Griechischer Mythos / Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1991
Aineias (Äneas, Aeneas): „Sohn des Anchises und der Aphrodite, in der Ilias Führer der Dardaner, einer der tapfersten Helden Trojas. Die wahrscheinlich auf geschichtlichen Grundlagen beruhende Sage von seiner nach der Zerstörung Ilions unternommenen Fahrt in den Westen wurde den Etruskern und auch den Römern bereits im 6. Jh. v. Chr. bekannt. Ihre geläufigste Form und Ausdeutung erhielt sie in Vergils Aeneis. Aineias rettet seinen Vater Anchises, seinen Sohn Ascanius und die Götterbilder der Heimat aus der brennenden Stadt und kommt nach langen Irrfahrten nach Italien. In Latium gründet er nach schweren Kämpfen Lavinium. Aineias´Verhalten gegen die heimatlichen Götter und den Vater machten ihn zur Verkörperung alter römischen Tugenden. Aineias wird seltener kämpfend, häufig mit seinem Vater auf den Schultern, meist von seinem Sohn begleitet, auf griechischen Vasen und Reliefs dargestellt.“ /1. Band
Erzählung: ein tapfer und ehrenhafter Mann, den Kassandra sehr liebt. Mit ihrer Liebe zu diesem Mann verbindet sich ihre Fähigkeit, sinnliche Anlässe besser wahrzunehmen.
Anchises: „Held aus dem Königshaus von Troja, zur Strafe von Zeus gelähmt. Der Vater von Aineias.“ /2. Band
Erzählung: ein weiser, geachteter und freundlicher Mann, den Kassandra sehr wert hält.
Andromache: „Gemahlin des Hektors.“ /1. Band
Erzählung: eine bescheidene, häusliche und treue Frau des Hektor.
Priamos: „König von Troja, Gemahl der Hekabe, Vater von 50 Söhne und ebenso vielen Töchtern. Bei der Eroberung Trojas wurde er von Neoptolemos, Achills Sohn, am Zeusaltar des Palastes erschlagen.“ /17. Band
Erzählung: ein schwacher und unentschiedener König, dem zwar um die Ehre des Hauses geht, aber er kann sicht nicht durchsetzen und zu seinem Ziel, den Krieg zu gewinnen, benutzt er zweifelhafte und gefährliche Weisen, mit denen Kassandra nicht einverstanden ist. So kommt zu der unabwendbaren Auseinandersetzung und später zu dem Zusammenbruch Trojas.
Quelle: Griechischer Mythos / Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1991
Kalchas: „Seher der Griechen, er sagte die Dauer des Trojanischen Krieges voraus, er forderte die Opferung der Iphigenie, vertrat die Notwendigkeit einer Anwesenheit des Achill für die Eroberung Trojas und verlangte am Beginn der Ilias die Rückgabe der Chryseis an Achill durch Agamemnon. Nach der Heimkehr der Griechen starb er aus Scham über seine Niederlage im Seherwettstreit mit Mopsos.“ /11. Band
Erzählung: ein hochverehrter Seher in Troia, der in die innersten Staatsgeheimnisse eingeweiht war. Er ist bei der zweiten Expedition des Schiffes zu den Griechen übergelaufen, weil er Angst gehabt hatte, zurückzukehren. Man sollte ihn in Troia zur Verantwortung für den Misserfolg der Expedition in der Angelegenheit der entführten Königsschwester ziehen, obwohl er zur guten und erfolgreichen Vorhersage gezwungen wurde.
Oinone: „die Nymphe, frühere Gemahlin von Paris, sie erkannte seine Wunden unheilbar und gab sich dann aus Reue selbst den Tod.“ /16. Band
Erzählung: ein wunderschönes Mädchen, das Paris sich aus den Bergen mitgebracht hat. Sie hat dann in der Küche gearbeitet und bei Tisch bedient. Sie war aller Pflanzen und ihrer Wirkung den menschlichen Organismus kundig, die meisten Kranken aus dem Palast gingen zu ihr.
Helena: „Tochter des Zeus und der Leda, Schwester der Dioskuren und der Klytämnestra sowie Gemahlin des Menelaos, des Königs von Sparta. Nach Paris´Tod wurde Helena die Gemahlin des Deiphobos (einer der älteren Brüder von Kassandra und Paris). Nach Trojas Eroberung wurde sie von Menelaos, der wegen ihrer Schönheit seine Rache vergaß, wieder als Frau angenommen und nach Sparta zurückgeführt.“ /9. Band
Erzählung: ein wichtiger Punkt der Erzählung ist die vermeintliche Entführung der Helena, die den Krieg eigentlich ganz unnötig verursacht. „Ein Krieg, um ein Phantom geführt, kann nur verlorengehn.“/1
Polyxena: „Tochter des Priamos und der Hekabe, die von Neoptolemus auf dem Grab des Achill (wie dieser in einer Erscheinung gefordert hatte) geopfert wurde.“ /17. Band
Quelle: Griechischer Mythos / Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1991
1. 1. Wolf, Christa: Kassandra, Frankfurt am Main: Luchterhand, 1986, S.82
Erzählung: eine wunderschöne, beliebte und bewunderte Kassandras Schwester, die auch Priesterin werden will. Sie hat viele Geliebten (u.a. Achilles) und ist sehr wichtig in der Angelegenheit der Entschärfung des Achill. Sie lockt ihn in einen Tempel, unter dem Vorwand, ihn zu heiraten. Er muss ohne Schuhe kommen. Im Tempel wartet Paris auf ihn, verborgen hinter dem Götterbild. Sein Pfeil trifft ihn in die Ferse, wo er verletzlich ist.
Menelaos: „König von Sparta, jüngerer Bruder des Agamemnon, Gemahl der Helena, einer der tapfersten Helden vor Troja.“ /14. Band
Erzählung: Er kam nach Troja, weil er an zwei trojanische Heroengräber opfern wollte, um die Pest in Sparta zum Stillstand zu bringen. Er wird als ein nüchterner, unjunger, dicker, glatzköpfiger Mann dargestellt, der von Paris verletzt und erniedrigt ist, weil er ihm seine Gattin Helena entführt.
Deiphobos: „Sohn des Priamos und der Hekabe, einer der tapfersten Trojaner und nach dem Tod des Paris Gatte der Helena. Nach der Einnahme von Troja wurde er von Menelaos grausam verstümmelt.“ /5. Band
Erzählung: mit Hektor der älteste Bruder von Kassandra.
Eurypylos: „einer der Helden des Trojanischen Krieges. Beim Anblick eines Bildes des Dionysos vom Wahnsinn befallen, wird er geheilt, als er die Stadt nach Weisung des delph. Orakels von Menschenopfern an die Göttin Artemis befreit und den Kult des Dionysos begründet.“ /6. Band
Erzählung: Der König Priamos schickte nach Eurypylos und seinem Herr von Mysern, Eurypylos wollte aber als Lohn Kassandra zur Frau.
Klytämnestra (Klytaimestra): „Tochter des Tyndareos und der Leda, Frau des Agamemnon, Mutter von Iphigenie, Elektra, Chrysothemis und Orest. Während der Abwesenheit des Agamemnon wegen des Trojanischen Krieges lebte sie mit Ägisth in einem ehebrechenden Verhältnis. Mit Hilfe des Ägisth ermordet sie den heimkehrenden Agamemnon und wird deshalb später von Orest erschlagen.“ /12. Band
Erzählung: Sie hat ihren Gemahl Agamemnon sofort nach seiner Ankunft getötet, mit ihm auch Kassandra und ihre Kinder
Quelle: Griechischer Mythos / Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1991
Odysseus: „Gemahl der Penelope und Vater des Telemach, König von Ithaka, einer der Helden des Trojanischen Krieges. Zunächst suchte er sich der Teilnahme am Krieg, zu dem er als ehemaliger Freier der Helena verpflichtet war, zu entziehen, indem er sich wahnsinnig stellte. Dann jedoch zeichnete er sich durch besondere List, durch diplomatisches Geschick (so gewann er Achill für den Kampf) aber auch durch Kampfkraft aus. Auf seinen Rat wurde auch das hölzerne Pferd gebaut, mit dessen Hilfe sich die Griechen Einlass in die Stadt Troja verschafften und sie schließlich eroberten.“
21. Weitere Figuren, die in der Erzählung auftreten
Panthesileia: eine der Frauen, die in der Mitte des Krieges am Hang des Idabergs in den Höhlen am Skamander leben und gegen Männer kämpfen können und wollen. Sie glauben an Artemis (so nennen sie die Pallas Athene). Sie war ihre Führerin. Sie wollen lieber kämpfend sterben, als versklavt sein. Sie haben nur eine Brust, weil sie sich die andere im Jugend ausgebrannt hätten, um den Bogen besser zu bedienen. Amazonen. Panthesileia wurde von Achill niedergeschlagen und danach noch geschändet und vergewaltigt. („Die Männer, schwach, zu Siegern hochgeputscht, brauchen, um sich überhaupt noch zu empfinden, uns als Opfer.“ /1) Panthesileia nach Christa Wolfs eigenen Worten „die ausweglose Linie des Matriarchats“ verkörpert, in der „an die Stelle des Männlichkeitswahns“ der „Weiblichkeitswahn“ tritt. (Voraussetzungen einer Erzählung, Ch.W.)
Myrine: Panthesileias Gefährtin, eine der Amazonen.
Marpessa: ein treues und zuverlässiges Dienstmädchen Kassandras.
Parthena: Kassandras alte Amme, Mutter von Marpessa.
Herophile: eine alte Priesterin, „dünnlippige lederwangige Frau“ /2, die Kassandra nicht mag. Kassandra sah sie nur einmal weinen, als ihr Bruder Troilos von Achill getötet geworden war und Herofile war dabei.
Quelle: Griechischer Mythos / Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1991
1. Wolf, Christa: Kassandra, Frankfurt am Main: Luchterhand, 1986, S. 140
2. Ebenda, S. 67
Helenos: ein Zwillingsbruder von Kassandra, ihr Gleichaussehender, noch als Kinder bekamen mit Kassandra von der Gottheit die Gabe der Prophezeiung: Er war kein Seher, sondern ein Augur - Orakelsprecher, der über das Wetter, Gedeihen und Misslingen der Ernte, Vieh- und Kinderaufzucht aufgrund der beschauenden Tiereingeweide spricht. Kassandra beneidet ihn um diese Aufgabe.
Lampus: der Königsvetter, der mit dem ersten Schiff geschickt wurde. Er brachte den griechischen Seher Panthoos als ein Beutestück mit.
Panthoos: Lampos brachte mit dem ersten Schiff nach Delphi reiche Opfergaben, dort lernte er den Seher Panthoos kennen, der mit ihm freiwillig zurückkam, und der aber als Beutestück dem Volk vorgestellt wurde. Kassandras Geliebte („Mein Griechisch hab ich ja bei ihm gelernt. Und die Kunst, einen Mann zu empfangen, auch…“ /1).
Hesione: eine Königsschwester, die von Telemos aus Sparta geraubt wurde und den sie später geheiratet hat. Telemos hat abgelehnt, sie zurückzugeben. Aus diesem Grund wurden die drei Schiffe ausgeliefert, um sie zurückzubringen, aber erfolglos. Paris wollte die Ehre des Trojanischen Königshauses rächen, und deswegen hat er den Griechen die schöne Helena genommen.
Troilos: Kassandras Bruder, der in Briseis, Kalchas Tochter, sehr verliebt war. Er kämpfte mit Achilles und wurde von ihm mit einem Schwert schwer verletzt. Trotzdem ist er zu Kassandra in den Tempel weggelaufen. Kassandra hat ihm den Panzer abgenommen und ihn getröstet. Achill kam aber zu ihm, zuerst streichelte ihn und dann erwürgte.
Aisakos: ein lieber Halbbruder Kassandras, der gottbegnadete Seher, Sohn des Priamos und der Arisbe. Er sagte voraus, dass ein Flucht auf dem noch nicht geborenen Paris lege. Nach dem Tod seiner Frau Asterope sprang er ins Meer und ertrank. An der Stelle, in der er ins Meer eingetaucht war, ein schwarzer Vogel mit rotem Hals auftauchte – verwandelter Aisakos.
Asterope: Gattin des Aisakos, sie starb während der Geburt ihres Kindes.
1. Wolf, Christa: Kassandra, Frankfurt am Main: Luchterhand, 1986, S. 32
Eumelos: Sohn eines Schreibers und einer Sklavin aus Kreta. Ein Offizier. Er ist kein starker Charakter, kein Kämpfer, und kein Held. Sich unscheinbar im Hintergrund haltend, operiert er mit Taktik und Strategie. Sein Ziel ist die Macht und der Einfluss, durch die Entmachtung des Königs, der mehr und mehr zur Marionette wird in seinen Händen: „Ja, sagte Priamos, ein fähiger Mann.“ /1 Unbemerkt dringt Eumelos ins Bewusstsein der Troer, ins Bewusstsein Kassandras: „Wer verbot denn das! Eumelos, hieß es. Eumelos? Wer ist Eumelos. Ach ja. Jener Mann in Rat, dem jetzt die Palastwache unterstand... Wer? Eumelos. Der wurde schief asngesehen, der den Namen immer noch nicht kannte.“ /2
Er ist gefährlich und arbeitet im Verborgenen.
Arisbe: eine weise Greisin, Mutter des Aisakos, sie lebt auf dem Idaberg, Kassandra hält sie wert und hört ihre Ratschläge an. Arisbe versteht Kassandras Träume.
Laokoon: Priester des Poseidon.
Andron: Eumelos Offizier, in ihn hat sich Polyxena sehr verliebt. Sie ist schwanger, aber sie hat eine Fehlgeburt, gerade im Moment, wenn sie dem Achill verspricht, dass sie seine Frau wird.
Lykaon: Kassandras Bruder, der durch Achill gefangengenommen und an den gehässigen König von Lemnos verkauft worden war.
Thetis: Achilles Mutter. Sie tauchte ihn ins Wasser des Styx, um ihn unsterblich zu machen.
Killa: eine junge griechische Sklavin, Freundin von Oinone.
1. Wolf, Christa: Kassandra, Frankfurt am Main: Luchterhand, 1986, S. 60
2. Ebenda, S. 65, 66
22. Nachwort der Arbeit
Am Anfang meiner Arbeit habe ich mehrmals die Erzählung Kassandra gelesen, um jeden Teil, jeden Absatz des Buches zu begreifen. Die Geschichte des Trojanischen Krieges ist gut bekannt, aber in dieser Erzählung werden die einzelnen Figuren und ihre Charaktere ausführlich und ordentlich beschrieben, so dass man sich den ganzen Krieg schließlich von einem anderen Blick ansehen kann. Zuerst scheint das Buch chaotisch zu sein, die einzelnen Abschnitte spielen sich in verschiedenen Zeiträumen ab, und erst nach ein paar Seiten versteht man, wie abgerundet die Erzählung eigentlich geschrieben ist. Alles liegt an allem, alles hat seine klaren und logischen Zusammenhänge. Die Erzählung Kassandra ist nicht nur die Geschichte von dem Trojanischen Krieg, sie ist vor allem eine Reihe von verschiedenen Charakteren, die ihre Zeit bilden, die bis heute überlebten und jetzt die Gegenwart bilden.
23. Bibliographie
Primärliteratur:
Wolf, Christa: Kassandra, Frankfurt am Main: Luchterhand, 1986
Wolf, Christa: Kassandra, Praha: Odeon, 1987 (Übersetzung ins Tschechische: Jaroslav Střítecký)
Sekundärliteratur:
Koch, Lennart: Ästhetik des Moral bei Christa Wolf und Monika Maron. Der Literaturstreit von der Wende bis zum Ende der neunziger Jahre. Frankfurt am Main, 2001
Risse, Stefanie: Wahrnehmen und Erkennen in Christa Wolfs Erzählung Kassandra, Bamberg: Pfaffenweiler, 1986
Glau, Katherina: Christa Wolfs Kassandra und Aischylos' Orestie. Zur Rezeption der griechischen Tragödie in der deutschen Literatur der Gegenwart. Heidelberg: Universitätsverlag, 1996.
Griechischer Mythos / Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1991
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