Zusammenschau der Resultate bei weiteren Indikatoren der vertikalen Marktmacht
Die Importquote ist zwar kein direkter vertikaler Marktmachtfaktor, aber könnte den Indikatortypen 7 oder 8 zugerechnet werden, da durch Importe sozusagen die Branchenanteilskonzentration des Inputs (Inputdispersität der Kundenbranchen) erhöht wird bzw. Lieferrelevanz für die abnehmenden Branchen vermindert wird und so – indirekt höhere Substitutionschancen anzunehmen sind.
Die Importquote gilt jedenfalls weitgehend unbestritten als Gegengewicht zu Angebotsmarktmacht und ist als eigener Indikator zu sehen.323 Die Importquote wird in den genannten 30 Arbeiten zur vertikalen Marktmacht fünfmal als Indikator verwendet, davon immer wie erwartet negativ und viermal signifikant. Es kann angenommen werden, dass dieser bei US-Daten für die 70er Jahre aufgetretene Effekt in kleineren Ländern und zu späteren Zeitpunkten eines tendenziell zunehmenden und deregulierten Welthandels stärker wird.
Die durchschnittliche jährliche Bestellgröße und die (relative) Kundenfirmengröße können als Nachfragemachtvariablen gelten, da ein kleiner Wert auf niedrige Nachfragekonzentration hindeutet. Daher ist ein negative Wirkung auf die Performance zu erwarten. Tatsächlich sind von insgesamt sechs Belegen dafür zwei ohne Richtungsaussage und vier negativ, davon drei signifikant. Wie angeführt können in diese Indikatoren jedoch verzerrende Elemente von relativen Konzentrationsmaßen einfließen; so könnten viele kleine Firmen diese Indikatoren verzerren.
Unter Nachfragedynamik können die Indikatoren für Auslastung (fünf Belege signifikant positiv) und Nachfragewachstum (12 Belege positiv, davon 10 signifikant und eine Arbeit ohne Wirkungsrichtungsaussage) zusammengefasst werden. Mit einem Verhältnis von positiven zu negativen Belegen von 17:0 ist die Nachfragedynamik von allen betrachteten Variablen am besten belegt.
Der kombinierte Einfluss von Nachfragekonzentration und allgemeiner Nachfrageentwicklung kann bei Schumacher über einen Interaktionsterm nicht nachgewiesen werden. Bei Cowley (1988) gibt es Belege in diese Richtung.
Nach Cowley (drei Arbeiten) nimmt die Performance generell mit fortgeschrittenem Produktzyklus ab. Verstärkt wird dieser Effekt bei Kopplung mit Nachfragemachtdominanz.
Die Wirkung der Performance vor- und nachgelagerter Branchen als Faktor für die Performance der eigenen Branche ist von vornherein nicht klar. Im Gleichgewicht dürfte kein Einfluss vorliegen. Bei vertikaler Integration wäre eher eine gleichlaufende Richtung zu erwarten, bei Konfliktstrategien zwischen den Branchen eine negative Beziehung. Bradburd, der einzige Autor, der die Variable benutzt, erwartet aufgrund von Überlegungen bezüglich Elastizitäten ein positives Ergebnis, erzielt jedoch ein signifikant negatives.
Die Werbeintensität ist in industrieökonomischen Untersuchungen eine der wichtigsten und beständigsten Variablen für Angebotsmarktmacht, ausgehend von der Theorie der monopolistischen Konkurrenz ist sie ein Indikator für Produktdifferenzierung und damit für eine Eintrittsbarriere. Im Zusammenhang mit vertikaler Marktmacht wird sie zwölfmal verwendet, davon elfmal mit positivem Vorzeichen und 10 mal signifikant. Die negative (nichtsignifikante) Ausnahme ist Ravenscraft (1983) mit den Line of business-Daten.
Campbell-Clevenger finden entsprechend der Erwartung eine signifikante negative Wirkung der Werbeintensität der Branchen der Zulieferseite auf die Performance der Inputbranche.
Diverse Indikatoren zu Darstellung von Skalenvorteilen lassen eine überdurchschnittliche Performance erwarten, wobei nach Martin (1979) diese Wirkung indirekt über die Konzentration läuft. Für die direkte Wirkung werden in sechs Arbeiten drei mit positivem Vorzeichen für die Skalenvariable, davon bei zwei signifikant angetroffen (drei ohne Richtungsaussage). – Auf die Frage der genauen Differenzierung nach Marktmacht- und Effizienzeffekten wird hier nicht eingegangen.
Martin verwendet die Variable CDR (cost disadvantage ratio), den relativen Arbeitsproduktivitätsnachteil kleiner Firmen (suboptimale Firmen zu Gesamtbranche), der spiegelbildlich zu Skalenvorteilen zu sehen ist. Liegt ein großer Anteil der Branchenproduktion unter einer mindestoptimalen kritischen Größenschwelle, so wirkt dies auf die Branchenperformance negativ (zwei Belege wie erwartet negativ, einer signifikant).
Anteil des Privat-Konsums am Absatz oder der Anteil der Konsumgüter als Variable geht davon aus, dass die Endkonsumenten atomistisch strukturiert sind und keine wesentliche Nachfragemacht aufweisen. In den meisten Arbeiten wird dabei eine passive Durchlauferfunktion des Handels angenommen oder die Handelsfunktion ignoriert. Daraus ergibt sich die Erwartung eines positiven Einflusses auf die Performance. In fümf Arbeiten wird ein solcher in einer Arbeit signifikant und in zwei Arbeiten nichtsignifikant gefunden. Eine Arbeit weist ein signifikant negatives Vorzeichen und eine ein nicht signifikant negatives Vorzeichen auf (Martin, 1983). Also eine gemischte Beleglage.
Anteil öffentlicher Konsum. In vier Arbeiten, davon drei von Martin, wird zusammen mit anderen Variablen vertikaler Marktmacht insgesamt auch die Erwartung getestet, dass ein hoher Anteil des Branchenabsatzes an den Staat die Branchenperformance durch Einsatz von Nachfragemacht negativ beeinflusst, wobei insbesondere in den USA dabei auch die Rüstungsausgaben relevant sind. Bestätigt wurde diese Erwartung zunächst für die Bundesregierung nicht (zwei positiv nichtsignifikante Belege, zwei unklare Belege). Drei von zwei Mal fand Martin für die öffentliche Nachfrage der Bundesstaaten und Lokalverwaltungen dagegen eine signifikant positive Wirkung, wobei er hier im Sinne vergleichsweise niedrigerer Nachfragemacht keine so klare Erwartung hatte. Jedenfalls wird in den insgesamt sieben Fällen kein negatives Vorzeichen ausgewiesen, d. h. kein Beleg wird dafür gefunden, dass die öffentliche Hand durch Einsatz von Nachfragemacht in Branchen mit hohem Anteil an öffentlicher Konsum die Performance drückt. Dies könnte darauf hindeuten, dass möglicherweise öffentliche Aufträge eher zur Verstetigung der Auslastung führen und die Performance verbessern. In diese Richtung deutet auch ein speziell konstruierter Nachfragemacht-Indikator bei Newmark (1989), in dem er Rüstungsaufträge und interne vertikale Transaktionen einer Firma zusammenfasst, und eine positive Wirkung auf die Performance ausweist.
Eine spezielle Frage ist wie in 1.1.1 erwähnt die Berücksichtigung der Lieferungen innerhalb der eigenen Branche. Erfahrungsgemäß haben die brancheninternen Lieferungen einen relativ großen Anteil am Umsatz, nicht selten den größten. Bei einer quadratischen Gewichtung wie beim Herfindahl- Maß für Konzentration führt dies dazu, dass die eigene Branche die Gesamtmaßzahl wesentlich prägt. Daher plädieren die Autoren Brooks, Campbell-Clevenger, Guth-Schwarz-Whitcomb, Gabel und Martin (1983, formalisiert in 1.1.1) für die Nichtberücksichtigung der Lieferungen innerhalb der eigenen Branche bei der Berechnung von Indikatoren der vertikalen Marktmacht und führen in diesem Sinn auch ihre Arbeiten durch. Bei Gable (1983, 1.1.1) werden in einem Fall beide Methoden mit den gleichen Daten gegenübergestellt, die Nichtberücksichtigung der Lieferungen innerhalb der eigenen Branche senkt dabei tatsächlich den Korrelationskoeffizienten drastisch.
Von den Performance-Aussagen aus den Resultaten der Arbeiten der erwähnten Autoren fallen allerdings keine außergewöhnlichen Unterschiede zu anderen Autoren auf. Evident ist, dass sich dieses Problem umso mehr stellt, je aggregierter die Daten sind, da zu erwarten ist, dass dann innerhalb einer Branche auch viele vertikale Beziehungen zusammen erfasst sind. Von vornherein scheint diese Frage nicht entscheidbar, jedenfalls ist diese Frage in Hinblick auf exakte Fragestellungen zu entscheiden.
Wichtig ist die soeben erwähnte Frage auch bei Tests bezüglich des Zusammenhangs von Anbieter- und Nachfragekonzentration, die neben der Auswirkung von vertikaler Marktmacht auf die Performance eine eigenständige Fragestellung ist, siehe 1.1, Hypothese 3.
Der Zusammenhang zur vorigen Fragestellung der Berücksichtigung der Lieferungen innerhalb der eigenen Branche ergibt sich insofern, als dieser Zusammenhang natürlich bei Berücksichtigung der Lieferungen innerhalb der eigenen Branche deutlich größer ist bzw. ist die Frage zu stellen, inwieweit dies dann auch ein statistisch-rechnerisches Phänomen ist. – Die Einbeziehung oder Nichteinbeziehung der brancheninternen Lieferungen bzw. der Lieferungen an nahe Branchen wird auch weiter diskutiert in 1.1.1 .
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