Andachtsbuch 2016 – vom Advent-Verlag Lüneburg



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21.3.2016
Denn der Herr schenkt Weisheit! Aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht. Er schenkt den Aufrichtigen gelingen und beschützt die Gottesfürchtigen. Er bewahrt die, die gerecht handeln, und behütet die, die ihm treu sind. Sprüche 2,6-8 (Neues Leben Bibel)
Wieder stehen wir am Anfang einer neuen Woche! Und wir hoffen, dass es eine gute Woche ist und nichts schiefgehen wird. Und doch gibt es immer wieder Tage, an denen aber auch gar nichts klappt! Man hat sich einiges vorgenommen, doch schon bald kommt etwas dazwischen und wirft alle Pläne über den Hau­fen. Es gibt Tage, da will uns nichts gelingen.

Aber im Andachtstext heißt es doch, Gott „schenkt den Aufrichtigen Gelingen“. Schauen wir einmal ge­nauer hin: In welchem Zusammenhang steht denn dieses „Gelingen“? Da ist zunächst von „Erkenntnis“ die Rede. Ich muss die Dinge also klar erkennen, muss mir das nötige Wissen aneignen, um die gestellten Aufgaben zu bewältigen. Das bedeutet: Lesen, Hören, Lernen, Begreifen! Es ist demnach bewusstes, das heißt wissendes Handeln gefragt.

Weiter steht da das Wort „Einsicht“. Das hat etwas mit „Hineinsehen“ zu tun. Die Floskel „Nach dem Studium der Unterlagen sind wir zu der Erkenntnis gekommen ...“ hat im Grunde genommen eine äußerst anspruchsvolle und tiefe Bedeutung. Durch Erkennt­nis und Einsicht kommt Weisheit - das bedeutet: Gott gibt Weisheit nicht von ungefähr. Sie kommt nicht plötzlich über einen, sondern dazu gehörten: Lernen, Fleiß, Verantwortungsbewusst-sein, Beson­nenheit und natürlich das Vertrauen auf Gott.

Es ist faszinierend, von Männern und Frauen in der Bibel zu lesen, die uns in dieser Hinsicht ein Vor­bild sein können. Als Beispiel sei Josua genannt, der das Volk Israel in das gelobte Land führte. Er vertrau­te den Worten Gottes: „Sag dir die Gebote immer wieder auf! Denke Tag und Nacht über sie nach, damit du dein Leben ganz nach ihnen ausrichtest. Dann wird dir alles gelingen, was du dir vornimmst.“ (Jos 1,8 Hfa)

Bei allem, was wir gemäß den Geboten und Wei­sungen Gottes tun, können wir darauf vertrauen, dass Gott uns gutes Gelingen schenkt. Das ist jedoch keine Garantie dafür, dass immer alles glatt läuft. Und es bedeutet auch nicht, dass uns immer alles gelingt. Aber es ist tröstlich, dass wir bei Gott Fehler machen und auch versagen dürfen. Hans Wilhelm

22.3.2016
Ich erzähle euch noch ein Gleichnis für das Reich Gottes: Ein Bauer streute Saatgut auf einem Feld aus und ging dann wieder an seine andere Arbeit. Die Zeit verging, die Saat keimte und wuchs ohne das Zutun des Bauern heran. Markus 4,26-27 (Neues Leben Bibel)
Als 1950 der Koreakrieg begann, suchten die Ameri­kaner Soldaten aus aller Welt, die bereit waren, mitzu­kämpfen. Ein junger Mann in der Osttürkei hörte davon und meldete sich. Während eines Aufenthaltes in einem amerikanischen Krankenhaus verliebte er sich in eine Krankenschwester. Ihr Name war Nancy Reagan - nicht die Frau des ehemaligen US-Präsidenten, aber dessen Cousine. Diese Beziehung hielt nicht, aber Nancy hatte dem jungen Muslim eine Bibel gege­ben. Und dieser Mann las jeden Tag in seiner Bibel - viele Jahrzehnte lang.

Dann kam 2003 der zweite Irakkrieg. In der Stadt, in der dieser Mann nun lebte, bauten die Amerikaner einen großen Stützpunkt, und eine seiner Töchter wurde als Buchhalterin angestellt. Ihre Chefin, eine Amerikanerin aus Kalifornien, bekehrte sich während eines Heimaturlaubs zu Gott. Als sie zurückkam, sag­te die junge Angestellte zu ihr nach einiger Zeit: „Was ist passiert? Du schimpfst nicht mehr, du rauchst nicht mehr!“ Die Amerikanerin antwortete, sie habe angefangen, die Bibel ernst zu nehmen. „Die Bibel? Ich kenne sie, seit ich klein bin.“ Und die Türkin erzählte ihr die Geschichte ihres Vaters.

Daraufhin wurde ich in diese türkische Familie eingeladen - zehn Kinder, inzwischen alle verheiratet, und selbst mit vielen Kindern. Der Raum war eng und überfüllt. Zum ersten Mal trafen diese Muslime einen Pastor! Und sie stellten mir viele Fragen. Die erste war die schwerste: Was bedeutet, Jesus sei Gottes Sohn? Es ging von Frage zu Frage, inklusive des Ruhetags. Diese Menschen akzeptierten meine Antworten. Zum Schluss fragten sie: „Wir sind mit allem, was du sagst, einverstanden. Wann taufst du uns?“

So entstand eine kleine Adventgemeinde mitten in der Osttürkei; nur, weil Nancy Reagan einem jungen Türken eine Bibel gegeben hatte - ein halbes Jahrhun­dert davor.

Jesus hat in seiner Geschichte nicht spezifiziert, welche Samen er meinte. Salat? Der wächst innerhalb von drei Wochen. Aber Apfelbäume brauchen länger.

Lasst uns in Geduld den Evangeliumssamen säen, auch wenn wir manche Früchte erst in der Ewigkeit sehen werden. Sylvain Romain


23.3.2016
Als [Hiobs Freunde] von dem Unglück hörten, das über ihn hereingebrochen war, vereinbarten sie, Hiob zu besuchen. Sie wollten ihm ihr Mitgefühl zeigen und ihn trösten. Hiob 2,11 (Hoffnung für alle)
An Katastrophenmeldungen haben wir uns gewöhnt. Wir haben gelernt, Distanz zu entwickeln. Doch es gibt Meldungen, die uns tiefer berühren, zum Beispiel die Nachricht vom Absturz des Airbus A320 am 24. März 2015. Die Maschine zerschellte an einem Berg in den französischen Alpen, weil der Copilot das Unglück absichtlich herbeigeführt hatte. 150 Men­schen starben, unter ihnen 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen einer Schulklasse aus Haltern am See. Die Eltern hatten ihre Kinder zum Schüleraustausch nach Spanien verabschiedet - sie kamen nie zurück.

Im Kondolenzbuch des Joseph-König-Gymnasiums haben viele Menschen ihre Anteil-nahme ausge­drückt: „Wenn ich könnte, würde ich gerne jedem Ein­zelnen etwas von der Traurigkeit und dem Schmerz abnehmen ... Ich wünsche Ihnen allen viel Kraft und Liebe, um die vor Ihnen liegende schwere Zeit durch­zustehen.“ (Alexandra) „In meinen Gebeten bin ich bei Ihnen und wünsche von ganzem Herzen Kraft und Halt für diese unsagbar schwere Zeit.“ (Mirja) „Viel­leicht gibt Ihnen die Gewissheit, dass viele Menschen in dieser schweren Zeit an Sie denken, ein bisschen Kraft und Zuversicht.“ (Angelika)

Schmerz, Trauer und Leid sind Realitäten unseres Lebens. Sie erinnern uns immer wieder daran, dass wir noch nicht am Ziel sind. Doch weil unser Gott in Jesus Christus alle menschlichen Tiefen kennenge­lernt hat, weil er uns tröstet und mit uns fühlt, kön­nen auch wir „Mitgefühl zeigen und trösten“.

Manchmal sind wir unsicher, wie wir uns verhal­ten sollen. Oft meiden wir trauernde und leidende Menschen. Folgen wir unserem Herzen: Ein Lächeln, ein Händedruck, eine Umarmung, ein ermutigendes Wort oder ein Schweigen zur rechten Zeit können andere wieder aufrichten und trösten, können ihnen neuen Mut verleihen, den nächsten Schritt zu gehen. „Wenn du zu einem Wort [des Trostes] geworden bist, dann gehen Liebe und Klarheit, Vertrauen und Zuver­sicht aus von dir für jeweils den Menschen in deiner Nähe, der ohne ein solches Wort an seinem Leben und Schicksal verzagte.“ (Jörg Zink)

Bestimmt treffen wir heute einen Menschen, den wir durch unseren Trost und unser Mitgefühl ein klein wenig aufrichten können. Heidemarie Klingeberg

24.3.2016
Aber als die führenden Priester und die Ratsältesten ihn beschuldigten, schwieg [Jesus]. Darum fragte Pilatus ihn: „Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?" Aber Jesus gab ihm auf keine einzige Frage mehr eine Antwort. Darüber war der Statt­halter sehr erstaunt. Matthäus 27,12-14 (Gute Nachricht Bibel)
Das Spiel ist aus; die Fußballmannschaft hat eine blamable Leistung gezeigt und verloren. Die Journa­listen warten am Spielfeldrand auf Interviews, sie wollen eine Erklärung für das Debakel. Aber niemand bleibt stehen und stellt sich den Fragen der Reporter. Spieler wie Trainer gehen mit gesenktem Kopf zügig in die Kabine. Sie wollen nicht reden.

Jesus hatte sich im Verhör ähnlich verhalten: Er schwieg, er sagte nichts mehr (Mt

26,63). Nur auf die Frage, ob er „der König der Juden“ sei, hatte er klar und deutlich geantwortet (Mt 27,11). Alle Vorwürfe der Hohenpriester, Anklagen und Beschuldigungen ließ er kommentarlos über sich ergehen. Er hätte doch die Chance gehabt, sich zu verteidigen, endlich die Wahrheit auf den Tisch zu legen und kraftvoll seine Mission zu zeigen. War sein Schweigen Schwäche? Gab er dadurch seine Schuld zu? Warum redete er nicht?

Jesus schwieg, kommuniziert aber dennoch. Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick stellte vor einigen Jahrzehnten einen Grundsatz auf: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Gestik, Mi­mik, Körpersprache - all das gehört zur Kommunika­tion dazu, auch wenn kein Wort gesagt wird.

Jesus ging es nicht darum, seine eigene Haut zu retten oder sich selbst in ein gutes Licht zu stellen. Deshalb kommunizierte er durch Schweigen, denn er hatte eine höhere Mission. In einer Prophezeiung über das Sterben des Messias wird dies deutlich: „Er aber hat die Sünde vieler getragen.“ (Jes 53,12 EB) Das Ver­halten und die Kommunikation von Jesus waren auf dieses Ziel ausgerichtet. Das wollte er nicht gefährden. Deshalb musste er sich nicht durch Worte rechtferti­gen. Sein stummes Ertragen der Situation „redete“ so viel deutlicher und war so viel kraftvoller als jedes zusätzliche Wort. Und er erfüllte damit eine weitere Vorhersage (siehe V. 7).

Nehmen wir uns Jesus als Beispiel und wägen unser Verhalten sorgfältig ab, ob wir reden oder besser schweigen sollen. Roland Nickel

25.3.2016


Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz!" Matthäus 27,40 (Einheitsübersetzung)
Es mag vielleicht verwunderlich klingen: Das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“, das vom Leiden Christi erzählt, war mein Lieblingslied im Religionsunter­richt, als ich etwa zehn Jahre alt war. Ich liebte Jesus, und er war so hilflos, er litt Gewalt - und das hat mich tief bewegt. Es machte mir nichts aus, die zehn Stro­phen des Liedes auswendig zu lernen. Die meisten der alten Worte habe ich nicht ganz verstanden, aber die Bilder habe ich aufgesaugt: Jesus wurde verspottet, beschimpft, geschlagen. Das ganze Lied - so viel habe ich verstanden - ist eine sanfte und liebevolle Anspra­che an Jesus. Und die Melodie! Sie gab den Bildern Tiefe und eine tröstliche Schwere. Ich konnte dabei so schön melancholisch werden.

Wenn ich als Zehnjährige das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ sang und mit Jesus mitfühlte, dann wusste ich eines genau: Das Ganze geht gut aus. Das Leiden von Jesus hatte ein Ende. Und: Er blieb nicht tot; er ist auferstanden. Das war ganz wichtig für mich. Und ist es noch heute. Jesus war nicht nur das Opfer, er war auch einer, der letztlich über alles, was das Leben schwer macht, gesiegt hat.

Ich sehe in Jesus auch den leidenden Gott, der unter den Bedingungen der Menschen gelebt hat, kei­nen Star, der jederzeit aus dem Spiel aussteigen konn­te. Als er am Kreuz hing, wurde er verhöhnt: „Steig herab vom Kreuz!“ Er konnte aber nicht vom Kreuz herunter-steigen, weil er hinabsteigen musste in den Tod. Er hat die Bosheit der Menschen erlitten - mehr als viele andere Menschen -, und er hat sich nicht ge­wehrt. Er zeigte keine Gewalt, nur Liebe. Wie anders sollte Gott uns zu Liebe und Mitgefühl bewegen? Das ist Gottes Art, uns ganz nahe zu sein.

Jetzt könnte man sagen: Hat das denn etwas ge­bracht? Seit seiner Kreuzigung ist die Welt nicht fried­licher geworden. Und auch Christen haben diese Sanftheit nicht über-nommen, sondern das Kreuz um­gedreht und es als Schwert gegen andere benutzt - im Namen Gottes. Das stimmt alles. Und doch: Liebe ent­steht nur durch Liebe.

Das Leiden wird aufhören. Aber die Liebe hört nicht auf. Für mich war und ist das die Kraft, die aus dem Mitgefühl mit Jesus erwächst. Sie macht das Leben heller. Das Lied gehört noch heute zu meinen Lieblingsliedern. Beate Strobel

26.3.2016
Wer sündigt, missachtet das Gesetz Gottes, denn Sünde bedeutet immer Auflehnung gegen Gottes Gesetz. 1. Johannes 3,4 (Neues Leben Bibel)
Auf die Frage, was Sünde ist, antwortet dieser Text: Missachtung des Gesetzes Gottes. Dieses Verständnis von Sünde findet sich auch im Blick auf weltliche Gesetze. Wer die Verkehrsregeln nicht einhält, ist ein „Verkehrssünder“, wer seine Steuern nicht gemäß der Steuergesetze zahlt, ist ein „Steuersünder“.

Doch das biblische Verständnis von Sünde reicht viel tiefer. Das erkennen wir, wenn wir den Bericht vom Sündenfall in 1. Mose 3 studieren, auch wenn dort das Wort „Sünde“ überhaupt nicht vorkommt. Was ist eigentlich beim „Sündenfall“ geschehen? Warum hatte das Essen der Frucht vom „Baum der Erkenntnis“ so schwerwiegende und weitreichende Folgen? Weil die eigentliche Sünde nicht das Übertre­ten des Gebotes Gottes war, sondern die Absicht des Menschen, wie Gott zu sein. Damit lösten sich die Geschöpfe von ihrem Schöpfer. Sie „kündigten“ ihre Beziehung zu Gott.

Diese Sünde verursachte weitere Beziehungs­störungen. Adam und Eva suchten nach einem „Sün­denbock“ und beschuldigten sich gegenseitig. Dann zerbrach ihre Familie, als Kain seinen Bruder ermor­dete. Letztlich sind alle kleinen und großen Sünden des Menschen Folge seiner Auflehnung gegen Gott, seiner Loslösung von ihm.

Doch Gott hat sich nicht von den Menschen gelöst. Er kümmerte sich um sie; er redete mit ihnen, machte ihnen Kleidung und gab ihnen die Verheißung, sie zu erlösen (1 Mo 3,9-15). Später gab er ihnen eigenhän­dig in Stein geschriebene Gebote - nicht um ihre Frei­heit einzuschränken, sondern um sie vor weiteren Be­ziehungsstörungen zu schützen. Schauen wir genau hin, dann erkennen wir: Jedes der Zehn Gebote soll unsere Beziehung zwischen uns und Gott und unter­einander schützen.

Es geht dabei um Liebesbeziehungen: „Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand ... Liebe dei­nen Mitmenschen wie dich selbst! In diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst, was das Gesetz und die Propheten fordern“, erklärte Jesus (Mt 22,37. 39-40 GNB). Weil Sünde immer unsere Beziehungen zerstört, fordert Gott uns nicht nur auf: Sündigt nicht (1 Joh 2,1), sondern auch: „Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet.“ (Jes 45,22) Joachim Hildebrandt


27.3.2016
Als [Maria] das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: „Frau, was weinst du? Wen suchst du?" Sie meint, es sei der Gärtner und spricht zu ihm: „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen." Spricht Jesus zu ihr: „Maria!" Da wandte sie sich um und spricht zu ihm: ... „Meister!" Johannes 20,14-16
Es ist schon merkwürdig, wie wenig die Leute aus dem engsten Kreis um Jesus vom Heilsplan Gottes ver­standen hatten. Immer wieder hatte der Herr davon geredet, dass er leiden und sterben müsse, aber am „dritten Tag“ aus dem Grab zurückkehren werde. Doch nicht einer aus dem Jüngerkreis hatte das wirk­lich ernst genommen - nicht einmal die Frauen, die oft ein besseres Gespür für das Unfassbare haben als Männer.

Für uns ist das ein Hinweis darauf, wie konkrete Aussagen an Bedeutung verlieren können, sobald sie durch den Filter vorgefasster Meinungen und das Sieb persönlicher Erwartungen gepresst werden.

Da sucht Maria den Lebenden bei den Toten. Dann steht sie vor Jesus und hält ihn für den Gärtner. Erst als Jesus sie anspricht, begreift sie: Der Herr lebt! Und dann gibt es kein Halten mehr. So schnell die Beine sie tragen, läuft sie zu den verängstigten Jüngern und bringt ihnen die Osterbotschaft: „Ich habe den Herrn gesehen!“ (V. 18)

Wie oft mögen wir Jesus begegnet sein, ohne ihn zu erkennen? Wenn wir sehen wollen, wie Gott ist und was er tut, müssen wir uns von ihm die Augen öffnen lassen - auch und gerade beim Ostergeschehen.

In Frankreich, und zwar in der Gegend von Pie­mont, gibt es einen alten Brauch. Wenn am Morgen des Ostersonntags zum ersten Mal die Glocken läu­ten, laufen Kinder und Erwachsene an den Dorfbrun­nen und waschen sich mit dem kalten Wasser die Augen. Die meisten Leute kennen die eigentliche Be­deutung dieses Brauchs nicht mehr und laufen nur mit, weil das eben eine Tradition ist. Ursprünglich war diese Handlung aber eine Art Gebet, in dem die Men­schen um neue Augen, um „Osteraugen“ baten. Sie wollten besser sehen, besser ein-sehen können, was durch die Auferstehung Jesu anders geworden ist in ihrem Leben. Sie wollten Jesus besser „sehen“ können, der nicht mehr tot ist, sondern lebt - und durch seinen Geist mitten unter uns ist! Günther Hampel


28.3.2016
Der Herr sagt: „Kommt her, lasst uns prüfen, wer von uns Recht hat, ihr oder ich! Eure Verbrechen sind rot wie Blut, und doch könnten sie weiß wer­den wie Schnee. Sie sind rot wie Purpur, und doch könnten sie weiß werden wie reine Wolle." Jesaja 1,18 (Gute Nachricht Bibel)
„Das Sündenregister wird immer länger.“ So lautete die Schlagzeile der Titelseite einer Zeitung. Gemeint waren politische Fehlentscheidungen und Versäum­nisse, die der Regierung von der Opposition vorge­worfen wurden. Wenn die Vorwürfe zu Recht erhoben werden, müssen die Politiker damit rechnen, bei der nächsten Wahl einen „Denkzettel“ zu erhalten. Mög­licherweise müssen sie sich für einen Missstand auch noch vor einem Untersuchungsausschuss verantwor­ten.

Es fällt hier auf, dass das alte Wort „Sünde“ benutzt wird, obwohl man es - angewandt auf den Lebens­wandel des Einzelnen - heutzutage gar nicht mehr hören will. Man spricht vom „Sündigen“, wenn jemand sich nicht streng an die Diätvorschriften hält.

Dass der Mensch für seine Verfehlungen verant­wortlich ist, gilt nicht nur in der Politik oder für das Berufsleben, sondern für unsere ganze Lebensfüh­rung. Vielen Menschen ist das unangenehm, deshalb wollen sie Gott und den Begriff „Sünde“ aus ihren Ge­danken verdrängen. Doch an der Existenz Gottes und der Verantwortung, die wir ihm schulden, ändert das natürlich nichts. Wer seine Verfehlungen verdrängt, wird einst vor dem „Richterstuhl Gottes“ nicht be­stehen können. Das kann nur der, der zu seinen Lebzeiten zu Gott umkehrt und sein ganzes „Sünden­register“ aufdeckt. Dann erfährt er, dass der ewige Gott ein Gott der Liebe und der Vergebung ist.

Weil Jesus Christus, der Sohn Gottes, die Schuld durch seinen Kreuzestod gesühnt hat, werden alle, die an ihn glauben, von ihren Sünden gereinigt und frei­gesprochen. Deshalb kann Gott das wunderbare Angebot machen, von dem wir im Andachtswort lesen. Denn dass etwas Blutrotes schneeweiß wird, ist ein Wunder! Das geht auch mit dem besten Entfär­bungsmittel nicht.

Wenn wir unsere Sünde bekennen und Vergebung annehmen, gilt das Versprechen Christi: „Wer meine Botschaft hört und an Gott glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Er wird nicht für seine Sünden verurteilt werden, sondern ist bereits den Schritt vom Tod ins Leben gegangen.“ (Joh 5,24 NLB) Klaus Schulz

29.3.2016



Sei nicht allzu gerecht ... damit du dich nicht zugrunde richtest. Prediger 7,16
Die Novelle Michael Kohlhaas des Schriftstellers Hein­rich von Kleist ist eine beliebte Schullektüre. Sie er­zählt die Geschichte eines Mannes, dem ein (kleines) Unrecht widerfahren war. Weil ihm Gerichte eine Wiedergutmachung verweigerten, griff er zur Selbst­justiz und zog in seinem Streben nach Genugtuung eine Schneise aus Tod und Zerstörung nach sich.

Ganz anders reagierte im vergangenen Jahr die Auschwitz-Überlebende Eva Mozes Kor, die dort ihre Eltern verloren hatte. Sie geriet als Kind zusammen mit ihrer Zwillingsschwester in die Fänge des KZ-Arztes Josef Mengele, der beide für seine berüchtigten Experimente missbrauchte. Beim Prozess gegen den ehemaligen SS-Angehörigen Oskar Gröning, der in Auschwitz Dienst tat, wandte sie sich an den (reuigen) Angeklagten und bot ihm ihre Hand als Geste der Ver­gebung an. In ihrem Herzen habe sie ihren Peinigern bereits lange vergeben, sagte sie.

Mich erinnert das an den obigen Rat des Predigers Salomo. Eva Mozes Kor erkannte, dass „ausgleichen­de“ Gerechtigkeit („Auge um Auge“) hier (wie in vielen anderen Fällen) nicht möglich war. Was müsste denn passieren, damit in ihrem Fall eine „Genugtuung“ ein­treten kann? Das mag man sich nicht vorstellen.

Vergeben heißt verzichten und gewinnen. Indem sie dem Täter vergab, verzichtete sie auf ihr Recht, den Schuldigen für seine Taten büßen zu lassen. Stattdessen schlug sie vor, dass Oskar Gröning Schulkindern von den Zuständen im KZ Auschwitz erzählen solle, damit sie gegenüber neonazistischen Tendenzen sen­sibilisiert werden. Gleichzeitig gewann sie etwas: Sie wurde „geheilt“ (wie sie es ausdrückte) - weil sie sich durch Vergebung von ihren schrecklichen Erfahrun­gen im KZ lösen konnte. Sie verlor ihre Opferrolle und gewann innere Freiheit. „Ich bin kein Opfer mehr - sondern eine Überlebende“, sagte sie und empfahl ihr Tun zur Nachahmung. Dabei war ihr bewusst, dass Vergebung nicht Versöhnung bedeutet, denn dazu gehören immer beide Seiten.

Michael Kohlhaas’ Suche nach Gerechtigkeit ende­te tragisch: Zwar erhielt er Schadensersatz, musste aber wegen Landfriedensbruch auf das Schafott. Statt den ersehnten inneren Frieden durch Ausgleich ernte­te er den Tod. Daher warnt uns Salomo zu Recht vor einer Übertreibung des grundsätzlich sinnvollen Prinzips der Gerechtigkeit. Thomas Lobitz

30.3.2016
Ich will dich segnen ... und du sollst ein Segen sein. 1. Mose 12,2
„Zur rechten Zeit am rechten Ort“ ist ein geflügeltes Wort geworden. Dies selbst zu erleben macht zutiefst dankbar und glücklich. Vor einigen Jahren machte ich während der Mittagspause eines Lehrgangs mit einer Teilnehmerin einen Spaziergang um einen einsamen See. Obwohl ins Gespräch vertieft, wurden wir plötz­lich auf eine Frau aufmerksam, die schon ziemlich tief im Wasser stand. Sie war offensichtlich lebensmüde. Mit Gottes Hilfe konnten wir sie zurückhalten und in ärztliche Obhut geben. Später besuchten wir sie im Krankenhaus. Sie war wieder zuversichtlich und dankbar, dass wir zur rechten Zeit an diesem Ort waren, um ihr helfen zu können.

Immer wieder erleben wir als Christen, dass Gott uns auf Menschen aufmerksam macht, die in irgend­einer Weise Hilfe oder Zuwendung brauchen - voraus­gesetzt, wir sind bereit dafür. Wer schon einmal erlebt hat, zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein, ist immer wieder neu motiviert, Gott darum zu bitten.

Als Abraham von Gott berufen wurde, der Stamm­vater eines großen Volkes zu werden, wurde ihm ge­sagt: „Ich will dich segnen ... und du sollst ein Segen sein.“ Das sagt mir, dass Gott seine Kinder segnet, damit sie wieder anderen zum Segen werden. Gott hat seinen Kindern Segen versprochen, und sie erleben ihn auch - Segen im Blick auf die Zeit oder das Geld, Segen in der Familie oder Segen in den verschiedenen Situationen des Alltags. Wir erzählen es uns oft gegen­seitig als eine schöne Erfahrung. Aber ist dir schon einmal bewusst geworden, dass der Segen, den du er­fahren hast, dir zum Weitergeben geschenkt worden ist?

Jesus sagte: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ (Joh 20,21) „Du sollst deinen Nächs­ten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22,39) „Gebt, so wird euch gegeben.“ (Lk 6,38) Dies sind Worte von Jesus, die mir in diesem Zusammenhang einfallen. Mit Jesus zu leben bedeutet, von ihm zu nehmen beziehungs­weise zu empfangen und weiterzugeben - das macht uns froh und glücklich.

Vor ein paar Tagen machte Gott uns durch eine ungewöhnlich offen stehende Tür auf eine Nachbarin aufmerksam, die gerade eine schockierende Diagnose bekommen hatte. Nun begleiten wir sie mit Gottes Hilfe, denn wenn er uns eine Aufgabe stellt, dann befähigt er uns auch dazu, sie zu erfüllen. Marli Weigt

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