Bericht für die Hauptvisitation



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2Gelebter Glaube


von Jens Keil

In diesem Abschnitt werden Gottesdienst, biblisch-theologische Arbeit und Veranstal­tungen der Gemeinde beschrieben.

Die Gottesdienstgemeinde der Lukasgemeinde ist in vielerlei Hinsicht eine moderne Gemeinde. In mancherlei Hinsicht ist sie auch eine besondere Gemeinde, deren Charak­ter sich nicht ohne weiteres erschließt. Die Mischung aus ungarischer, traditioneller Frömmigkeit, ausgeprägtem Gemeinschaftsempfinden, intellektuellen und kulturellen Ansprüchen sowie das moderne Bedürfnis nach inszenierter und erfahrungsorientierter Spiritualität lässt etwas Besonderes entstehen.

2.1Der Gemeindegottesdienst

2.1.1Die Konzeption der Gemeindegottesdienste im Kirchenjahr


Der Gottesdienst ist „eine Mitte“ der Lukasgemeinde. Das zeigt sich darin, dass wir mit einem durchschnittlichen Besuch von 110 Menschen pro Sonntag für städtische Verhält­nisse m.E. gute bis sehr gute Verhältnisse haben (vgl. 2.1.2.5). Würden wir die Kinder­kirche dazurechnen lägen wir sicherlich bei einem sonntäglichen Schnitt von 10 Prozent aller Gemeindeglieder.

Modern ist die Gottesdienstgemeinde der Lukasgemeinde insofern, als dass der Gottes­dienstbesuch bei „Highlights“ und „Events“2 ausgesprochen gut ist, bei normalen Predigt­gottesdiensten gut bis durchschnittlich, an manchen, insbesondere den traditio­nellen Festgottesdiensttagen, ausgesprochen schlecht (der Gottesdienst zum ersten Weihnachtsfeiertag war einer der am schlecht besuchtesten Gottesdienste im Jahr 2003).

Daraus hat die Lukasgemeinde schon vor meiner Zeit folgende – wie ich finde – kluge und für die Gemeinde angemessene Konsequenzen gezogen:


  • Der „normale“ Predigtgottesdienst in der Perikopenreihe ist zwar die Re­gel, jedoch gibt es pro Monat mindestens einen, oft zwei, manchmal auch drei besondere Gottesdienste zur normalen Gottesdienstzeit.3 Ein „zweites Programm“ zusätzlich zum Predigtgottesdienst am Sonntagmorgen ist auf­grund der kleinen Gemeindegröße kaum sinnvoll.

  • Traditionelle Gottesdienste und Andachten wurden auf Distriktsebene zu­sammengelegt, u.a. Neujahr, Epiphanias sowie Oster- und Pfingstmontag.

  • Man scheute sich nicht, aufgrund mangelnden Besuchs traditionelle Gottes­dienste und Andachten abzuschaffen, u.a. Buß- und Bettag, Pas­sionsandachten sowie den Gottesdienst zum Reformationsfest.

2.1.2Der Predigtgottesdienst in der Perikopenreihe

2.1.2.1Konzeption des Perikopengottesdienstes


Nichts desto trotz hält die Gemeinde am „normalen“ Predigtgottesdienst fest. In der eher ruhigeren Zeit von September bis Dezember 2003 wurde in 21 Gottesdiensten zwölfmal zur Perikope gepredigt, davon fünfmal durch auswärtige Prediger. Allerdings waren von den verbleibenden neun Gottesdiensten mit einer Predigt zur Perikope, die ich gehalten habe, nur zwei ohne jede Besonderheit. Neben Abendmahl und Taufe gab es u.a. fol­gende Besonderheiten:

  • Begrüßung und Verabschiedung der neuen und alten Jugendmitarbeiterin­nen und  mitarbeiter

  • Aufnahme von Ulrich Baldauf (Posaunenchorleiter etc.) in die Ev. Kirche

  • 16 Behinderte von der Hangweide/ Diakonie Stetten waren bei ihren Gastfa­milien (vgl. 4.2.1)

  • Ewigkeitssonntag: Die Angehörigen der Verstorbenen werden persönlich zum Gottesdienst eingeladen

  • Sax-O-Fun, ein Bläserensemble des Gerlinger Gymnasiums, gestalteten den Gottesdienst am dritten Advent mit

Besondere Gottesdienste waren in dieser Zeit: Familiengottesdienste zu Erntedank, zum 1. Advent sowie mit Krippenspiel an Heiligabend. Außerdem: Gottesdienst mit Egli-Fi­guren durch das Frauenseminar, 2 Liedpredigten zu Advent und Weihnachten. Beson­dere Predigttexte gab es an Heiligabend, am 1. Weihnachtsfeiertag sowie an Altjahr­abend.

Konzeptionell wird also in den „normalen“ Gottesdiensten die Mischung zwischen be­sonderen Anlässen bzw. Gottesdienstgestaltungen und Perikopenordnung versucht.


2.1.2.2Die Liturgie


Im „normalen“ Sonntagsgottesdienst richtet sich die Liturgie im Wesentlichen nach der Württembergischen Ordnung. In der Fürbitte kann – durchaus auch spontan – ein Kyrie gesungen werden. Die Begrüßung erfolgt nach dem ersten Lied und dem Votum. Die Schriftlesung wird durch Kirchengemeinderäte gelesen.

Eine Besonderheit ist Position und Aufbau des Eingangsgebetes. Es kommt nach der Begrüßung zusammen mit dem Stillen Gebet noch vor dem Psalm. Es ist durch ein ge­sungenes Kyrie Eleison unterteilt, das die Gemeinde singt und dessen Melodie die Orgel zu Anfang des Gebetes instrumental vorspielt.

Die liturgische Logik scheint mir die der Deutschen Messe zu sein. Stellung und das ge­sungene Kyrie weisen auf ein Sündenbekenntnis im ersten Teil des Gottesdienstes.

Allerdings ist kaum vorstellbar, dass die Gemeinde ein traditionelles Sündenbekenntnis zu Beginn des Gottesdienstes wünscht und verträgt. Auf Nachfrage hieß es dann auch, dass mein Vorgänger den Alltag zum Thema des Gebetes gemacht habe (herbstliches Wetter, politisches Geschehen etc).

Sinn des Gebetes in dieser Form scheint also mehr atmosphärischer Natur zu sein als ein Sündenbekenntnis. Die Gemeinde wird nicht als erstes mit der oft fremden Sprache der Psalmen konfrontiert, sondern auch im Gebet in ihrem Alltag abgeholt. Das Singen der eingängigen Melodie schafft eine schönere Atmosphäre als das oft eintönige Singsang eines Psalmgebets im Wechsel. Die eigentliche Bedeutung der Worte sowie der Sinn eines Kyries wird allerdings nur bei Wenigen bekannt sein.

Ich behalte diese Form in der Regel bei, da ich das Gefühl habe, dass sie in der Gottes­dienstgemeinde verwurzelt ist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann ich dem Ablauf auch etwas abgewinnen. Allerdings achte ich darauf, dass die Welt als Fragment Thema des Gebetes ist und der Charakter eines Sündenbekenntnis im weitesten Sinne gewahrt bleibt. Nach dem Stillen Gebet setze ich ein Segenswort, quasi als Zuspruch der Heilung bzw. Vergebung.


2.1.2.3Die Predigt


Die Rückmeldungen nicht nur en passant an der Kirchentür sondern auch in den Gesprä­chen zu ruhigeren Zeitpunkten bestätigen mir, dass mein Predigtansatz die Gemeinde anzusprechen scheint.

Folgende Aspekte sind mir für meine Predigtarbeit wichtig:



  • Die Predigt hat knapp zu sein und sollte 15 Minuten nicht überschreiten.

  • Die Predigt ist Teil des Gottesdienstes und sollte deshalb in Form und In­halt eingebettet sein in die Liturgie. Predigt und Liturgie sind gleichbe­rechtigt ineinander verwoben.

  • Die Gottesdienstvorbereitung hat auch zeitlich ein Schwerpunkt meiner Ar­beit zu sein. Nur in Ausnahmefällen nehme ich am Samstag Termine an. In der Regel gehört der ganze Tag der Gottesdienstvorbereitung. Die konzent­rierte Arbeit am Stück ist m.E. der Qualität der Predigt zuträglich.

  • Die Inszenierung der Predigt ist genauso wichtig wie deren Inhalt. Dazu gehö­ren Rhetorik, Satzbau, Aufbau der Predigt, Gestik, Authentizität etc.

  • Die Ausrichtung der Predigt wechselt zwischen seelsorgerlichem Zuspruch und Vergewisserung des Glaubens. Letzteres gewinnt für mich zunehmend an Bedeutung, da ich das Gefühl habe, dass auch Mitglieder der Kernge­meinde über grundsätzliche theologische und biblische Inhalte nicht Be­scheid wissen. Die evangelisch-christliche Identität gilt es m.E. stärker als in den vergangenen Jahren auch auf der Kanzel zu finden und zu profilie­ren, durchaus auch in Abgrenzung zu anderen christlichen und nichtchrist­lichen Glaubensrichtungen. Vergewisserung des Glaubens heißt für mich also auch Unterrichtung und Ausbildung eines evangelischen Selbstbe­wusstseins und die dazu gehörige Identität.

  • Im Vergleich zu den anderen Gemeinden, in denen ich bisher gepredigt habe, darf die Predigt in der Lukasgemeinde durchaus auch ein gehobenes intellektuelles Niveau haben.

2.1.2.4Die Feier des Abendmahls


Jahr

1998

1999

2000

2001

2002

2003

im Gottesdienst

12

15

14

14

12

10

im Anschluss

-

-

-

-

-

-

selbstständig

1

1

1

1

1

1

gesamt

13

16

15

15

13

11

Abendmahlsfeiern - Anzahl der Feiern

Das Abendmahl wird einmal im Monat nach der württembergischen Ordnung im An­schluss an die Predigt integriert im Sonntagsgottesdienst gefeiert. Aufgrund der vielen besonderen Gottesdienste kann kein bestimmter Sonntag festgelegt werden. In der Regel wird der dritte Sonntag im Monat anvisiert.

Festgelegt ist, dass zwischen Einzel- und Gemeinschaftskelch abgewechselt werden soll. Der Gemeinschaftskelch wird mit Wein gefeiert, der Einzelkelch mit Traubensaft. Ein­zelne Kirchengemeinderäte, die eingeführt werden konnten, teilen Brot und Wein mit aus. Das Brot wird von der Messnerin Frau Ritter selbst gebacken. Während der Austei­lung spielt Frau Harnisch-Sewien an der Orgel ruhige – auf meinen besonderen Wunsch hin – heitere Stücke.

Die Abendmahlsgemeinde steht im Kreis um den Altar. Die Spendeworte lauten: „Nimm und iss vom Brot des Lebens“ bzw. „Nimm und trink vom Kelch des Heils“. Nach der Austeilung reichen wir uns die Hände zum Friedensgruß. Es ergeht ein Segens- und Sendungswort an die Gemeinde.

Kinder sind zum Abendmahl eingeladen. Eine besondere Jungscharfreizeit im Jahr 2003 zum Thema war dafür die Initialzündung. Die Gemeinde ist vorher im Lukasboten dar­über informiert und in die Grundgedanken der Entscheidung eingeführt worden. In der Kinderkirche wollen wir die Einführung und die Feier regelmäßig wiederholen. Bis jetzt ist allerdings nicht zu beobachten, dass die Kinder das Angebot annehmen. Das wird sich sicherlich ändern, wenn wir im regelmäßigen Familiengottesdienst Abendmahl fei­ern (vgl. 2.1.3.1).

Eine besondere Abendmahlsfrömmigkeit ist in der Gemeinde leider nicht zu finden. Eher lässt sich beobachten, dass der Gottesdienstbesuch schwächer ist, wenn ein Abendmahl angekündigt wird.

Mir tut das persönlich sehr leid, da für mich das Abendmahl zentrale Bedeutung hat. Auch bin ich der persönlichen Überzeugung, dass bei einer ansprechenden Inszenierung der Erfahrungsgehalt einer Abendmahlsfeier moderne Menschen ansprechen könnte (wie geschehen beim Familiengottesdienst nach der Jungscharfreizeit in der Form der Tho­masmesse). Vor allem der Aspekt der Gemeinschaft beim Abendmahl müsste zur Lu­kasgemeinde passen.

Allerdings steht im Kirchengemeinderat die liturgische und theologische Aufarbeitung und Konzeption der Abendmahlsfeier in der Lukasgemeinde noch aus. Es ist als Vorha­ben angesprochen, aber aus Zeitgründen noch nicht angegangen worden. Einzelne litur­gische Fragestellungen wurden formuliert, so auch die Frage des Austeilens von Wein und der Gebrauch des Gemeinschaftskelches. Ziel einer solchen Arbeit muss sein, die Akzeptanz des Abendmahls im gottesdienstlichen Leben der Gemeinde auf eine breitere Basis zu stellen und den Besuch zu erhöhen.


2.1.2.5Der Gottesdienstbesuch


Jahr

1998

1999

2000

2001

2002

2003

Invokavit

75

83

52

74

69

51

Kantate4

93

110

57

86

72

69

Sonntag nach Trinitatis5

84

110

115

124

312

315

1. Advent

211

150

194

184

185

165

Durchschnitt

92

90

83

93

127

120

Hauptgottesdienste - Besucherzahlen an den Zählsonntagen im Jahresvergleich

Datum

Besuch

Prediger

Besonderheit

14.9.

85

Keil

Taufe + Begrüßung/ Verabschiedung von Jugend-MAs

21.9.

45

Keil

Abendmahl

28.9.

53

Keil




5.10.

315

Keil

Familiengottesdienst an Erntedank mit Kindergärten

12.10.

35

Fremdprediger




19.10.

32

Fremdprediger




26.10.

98

Keil

Aufnahme Baldauf + Posaunenchor

2.11.

59

Keil

Taufe

9.11.

41

Fremdprediger




16.11.

64

Keil

Diakonie Stetten zu Besuch

23.11.

90

Keil

Ewigkeitssonntag + Abendmahl

30.11.

165

Keil

Familiengottesdienst zum Gemeindetag/ Posaunenchor

7.12.

40

Keil




14.12.

78

Keil

Liedpredigt/ Sax-O-Fun

21.12.

130

Keil sen.

Frauenseminar mit Egli-Figuren

24.12. (1)

415

Keil

Familiengottesdienst mit Krippenspiel + Posaunenchor

24.12. (2)

380

Keil

Bläserensemble des Gymnasiums

25.12.

29

Keil

Flötistin

26.12.

27

Fremdprediger




28.12.

41

Fremdprediger

Liedpredigt

31.12.

100

Keil

Abendmahl

Besucherzahlen von September bis Dezember 2003

Der Gottesdienstbesuch ist mit rund 10 Prozent aller Gemeindemitglieder im Schnitt sehr ordentlich. Allerdings wird er deutlich gehoben durch die Gottesdienste an Ernte­dank, am 1. Advent sowie den beiden Gottesdiensten an Heiligabend. Dazu kommen be­sondere Gottesdienste am Ewigkeitssonntag, am 4. Advent sowie am Altjahrabend. Aus­reißer nach unten sind die Gottesdienste mit Fremdpredigern.

Der Zeitraum erscheint mir repräsentativ. Folgende Beobachtungen bestätigen sich über das ganze Jahr hinweg:


  • Familiengottesdienste mit den Kindergärten sowie Gottesdienste zu den Fes­ten und anderen besonderen Anlässen sind sehr gut besucht. Es kommt vor, dass wir aus feuerpolizeilichen Gründen Menschen an der Kirchentür abweisen müssen.

  • Die Menschen kommen gerne auch zu kleineren besonderen Anlässen.

  • Bei Fremdpredigern kommt nur eine sehr kleine Kerngemeinde.

Der harte Kern der Gottesdienstgemeinde besteht aus Menschen in der zweiten Lebens­hälfte. Die Treuesten der Treuen, die ohne Ansehen der Person des Predigers sowie des Anlasses kommen, sind sicherlich aus dem Seniorenbereich. Allerdings kommt nach meinen Beobachtungen ein bedeutender Teil aus den 50ern. Drei Elternpaare finden mit ihren Kleinkindern etwa einmal im Monat den Weg in den Gottesdienst.

Der erweiterte Kern der Gottesdienstgemeinde besteht vor allem aus Menschen zwischen Mitte 40 und Mitte 60. Dieses Klientel kommt verlässlich zu allen kleineren und größe­ren Anlässen in den Gottesdienst. Das gilt auch für unsere Jugendlichen. Auf Anfrage sind sie gerne bereit, einen Gottesdienst durchaus auch sehr aufwendig mitzugestalten. „Einfach so“ kommen sie nicht.

Ein nicht unbedeutender Teil der Gottesdienstgemeinde sind die Eltern von Kinder­kirch , Kindergarten und Jungscharkindern. Sie kommen gerne, wenn ihre Kinder in den Gottesdienst miteingebunden werden. Sie fühlen sich zum großen Teil der Gemeinde zugetan und stehen ihr aufgeschlossen gegenüber.

In gewisser Regelmäßigkeit kommen auch aus den Nachbargemeinden Menschen in unseren Gottesdienst.

Diese Beobachtungen sind m.E. charakteristisch für die Lukasgemeinde. Wie die Kir­chengemeinde lebt auch der Gottesdienst von der Verbundenheit ihrer Mitglieder und der Gemeinschaft. Man kennt sich. Man trifft sich vor und nach dem Gottesdienst.

Allerdings ist die Gemeinde anspruchsvoll. Die besondere Gabe meines Vorgängers, durch Gäste, aufwendige Inszenierungen und viele Ehrenamtliche den Sonntagsgottes­dienst zu bereichern, hat zu einer gewissen Anspruchshaltung geführt. Der normale Pre­digtgottesdienst ist dagegen mäßig besucht. Man geht gerne einmal im Monat, allerdings dann gezielt zu den besonderen Gottesdiensten, die ja mit gewisser Verlässlichkeit zu erwarten sind. Dieses Klientel schätze ich auf rund 150 bis 200 Menschen ein.


2.1.3Besondere Sonntagsgottesdienste


Die konzeptionelle Ausrichtung auf besondere Gottesdienste rechtfertigt ein eigenes Kapitel zu deren Darstellung.

2.1.3.1Familiengottesdienste


Feste Familiengottesdienste im Jahr sind Ostersonntag, Sonntag zum Ende der Jung­scharfreizeiten, Gottesdienste zu den Gemeindefesten im Sommer, an Erntedank und am ersten Advent sowie der Gottesdienst mit Krippenspiel an Heiligabend.

Der Besuch dieser Gottesdienste ist in der Regel gut bis sehr gut, vor allem dann, wenn der Gottesdienst mit Kindern der Kinderkirche oder der Kindergärten Blumenstraße und Margaretenweg durchgeführt wird.

Konzeptionell wichtig neben der Beteiligung der Kinder ist mir der Unterschied zwi­schen einem Kinder- und einem Familiengottesdienst. Ein Familiengottesdienst hat auch inhaltlich die Menschen aller Generationen anzusprechen, und zwar nicht nur über Dar­bietung und Freude der Kinder. D.h., dass traditionelles Liedgut neben Kinderschlagern auch vorzukommen hat. Auch eine Predigt von fünf Minuten muss sein. Nach meiner Erfahrung halten die Kinder das aus.

Dazu kamen bis 2003 zusätzlich vier besondere „Gottesdienste für Kleine Leute“. Diese Gottesdienste wurden bis 2002 abwechselnd mit einem der beiden Kindergärten vorbe­reitet, im Jahr 2003 immer mit den Erzieherinnen beider Institutionen. Die Zusammen­arbeit mit den Erzieherinnen klappt ausgezeichnet. Wir treffen uns bis zu zweimal, um den Gottesdienst vorzubereiten. Ich selbst besuche die Kinder in den Kindergärten je­weils mindestens zweimal, um die Lieder einzuüben. Auf diese Weise bekomme ich auch einen intensiven Kontakt zu den Kindern.

Insofern scheint eine konzeptionelle Veränderung riskant. Trotzdem wollen wir es in Absprache mit den Kindergärten versuchen.

Die statistische Untersuchung hat ergeben, dass Familien mit Kindern unter 12 zur Zeit den größten Anteil unserer Kirchengemeindemitglieder ausmachen. Dazu kommt, dass in allen Bereichen eine gewisse Verjüngung der Gemeinde auf die Zukunft hin zu erfol­gen hat, auch in der Gottesdienstgemeinde (vgl. 6). Infolge dessen hat der Kirchengemein­derat beschlossen, einmal pro Monat, nach Möglichkeit an einem festen Sonntag, anstelle des normalen Sonntagsgottesdienstes einen Familiengottesdienst von 11 bis 12 Uhr anzubieten. Der Gottesdienst soll verantwortet werden von einem Kern­team junger Eltern und vorbereitet werden von wechselnden Teams (Eltern, Konfirman­den, Kinderkirche, Kindergarten). Die Erzieherinnen der beiden Kindergärten wollen den Versuch mit uns wagen und haben für vier Gottesdienste zugesagt. Der Ablauf der Vorbereitung wird wohl im Wesentlichen gleich bleiben wie der zu den Gottesdiensten für kleine Leute.

Ein Team von neun Müttern hat sich im Januar 2004 zum ersten Mal getroffen. Dabei kam die Idee auf, im Anschluss an den Gottesdienst ein einfaches Mittagessen anzubie­ten, zu dem sich junge Familien bis Donnerstag anmelden können. Der erste Gottes­dienst mit Mittagessen ist für den 29. Februar 2004 geplant und wird von fünf Müttern konzipiert und vorbereitet. Die Kindergärten haben drei Gottesdienste zugesagt.

Der Familiengottesdienst für den Januar 2004 ist bereits mit dem Eselsfest (vgl. 4.2.4) und dem Besuch des Kinderchors von der Petruskirche fest verplant.


2.1.3.2Künstlerische Bereicherung des Gottesdienstes


Immer wieder versuchen wir unseren Gottesdienst durch Gäste musikalisch und kulturell zusätzlich attraktiv zu machen. Neben Posaunenchor (nach Möglichkeit einmal im Mo­nat, vgl. 2.4.2) und Projektchor (zwei Mal im Jahr, vgl. 2.4.4; im Jahr 2003 zu Sonntag Kantate sowie dem Ewigkeitssonntag) bemühen wir uns um Kontakte zu Musikern außerhalb der Kirchengemeinde. So waren u.a. im Jahr 2003 bei uns zu Gast: Gospel­chor der Chorvereinigung Gerlingen, Sax-O-Fun (Bläserensemble des Gymnasium Ger­lingen), ein weiteres Bläserensemble des Gymnasium Gerlingen, Wiltrud Trumpp (Flö­tistin).

Ein besonderer Höhepunkt im Kir­chenjahr ist immer wieder die Kunstausstellung, in der Regel im Frühjahr (vgl. 4.3.1). Für 2004 ist eine Predigtreihe zum Künstler Hein Semke geplant. Prediger sind neben mir mein Vater, Kirchenrat i.R. Horst Keil, sowie der ehema­lige Vikar der Lukasgemeinde, Pfarrer Jürgen Schwarz. Vernissage und Finissage werden jeweils durch einen besonderen Gottesdienst be­gleitet.



Bild: Wiltrud Trumpp, Flöte,
und Barbara Harnisch-Sewien, Orgel

2.1.3.3Zielgruppen- und themenorientierte Sonntagsgottesdienste


  • Der Weltgebetstag der Frauen wird abwechselnd in den Kirchen Gerlin­gens gefeiert. Alle fünf Jahre kommt er in die Lukaskirche und wird dann auch leitend von Gehenbühler Frauen vorbereitet (vgl. 3.3.1).

  • Ein besonderer Gottesdienst am Sonntag vor der Konfirmation ist im Mai der Gottesdienst zur Anmeldung der neuen Konfirmanden. Die neuen Kon­firmandinnen und Konfirmanden werden angeschrieben und besonders zum Gottesdienst eingeladen, der auch thematisch auf sie zugeschnitten ist. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden gestalten den Gottesdienst mit. Die Anmeldung zum Konfirmandenunterricht erfolgt im Anschluss an den Gottesdienst im Gemeindesaal.

  • Ökumenischer Bibelsonntag: Die Kirchengemeinden der evangelischen, ka­tholischen und methodistischen Kirchengemeinden beteiligen sich an einem übergreifenden Kanzeltausch zu einem vorher vereinbarten Bibel­text.

  • Zum Seefest des 1. FC Gehenbühl findet ein Gottesdienst im Grünen statt.

  • Der Gottesdienst zum Gerlinger Straßenfest am letzten Sonntag in den Som­merferien wird ökumenisch mit allen christlichen Kirchen in der Stadt gefeiert.

  • Zum Ewigkeitssonntag werden alle Angehörigen schriftlich eingeladen, die im vergangenen Jahr einen Menschen verloren haben. Der Gottesdienst ist auf sie zugeschnitten. Die Namen der Verstorbenen werden von Konfir­manden verlesen und für jeden eine Kerze angezündet. Bei den Nachmit­tagsgottesdiensten auf den Friedhöfen beteiligt sich der Posaunenchor im­mer, der Pfarrer in Zusammenarbeit mit der Gesamtkirchengemeinde tur­nusgemäß.

  • Aus Anlass eines Egli-Kurses, den die Frauen des Frauenseminars selbst ver­anstaltet haben und in dem sie für die Kirchengemeinde Egli-Figuren hergestellt haben, gab es am 4. Advent einen ersten Gottesdienst mit den Figuren. Eine Wiederholung ist angedacht.

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