Bericht für die Hauptvisitation



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3Gelebte Gemeinschaft


Gelebte Gemeinschaft ist eines der Charakteristika in der Lukasgemeinde. Sie fügt sich ein in eine dorfähnliche Gemeinschaft der Gehenbühler. Die Grenzen zwischen Kir­chengemeinde, Bürgergemeinde und Privatwelt der Menschen verwischen sich. Ein Bei­spiel dafür ist „Der Seniorenclub“, ein Freundeskreis von ehemaligen Mitgliedern und Mitarbeitern einer Jugendgruppe von vor 20 Jahren. Sie haben z.T. untereinander gehei­ratet und treffen sich immer noch regelmäßig, auch in kirchlichen Räumen. Dabei han­delt es sich zwar um eine Privatveranstaltung, die Mitglieder sind aber nach wie vor zum großen Teil in der Gemeinde sehr aktiv.

3.1Feste im Kirchenjahr


von Karin Scholl

Die zwei „großen Feste“ der Lukasgemeinde sind das „Sommerfest“ an einem Sonntag im Juni und der „Gemeindetag mit Weihnachtsbazar“ am 1. Advent. Dazu kommen noch das Eselsfest und das Erntedankfest.


3.1.1Das Sommerfest


Das Sommerfest beginnt mit einem Familiengottesdienst um 10 Uhr, den der Posaunen­chor musikalisch mitgestaltet. Nach dem Gottesdienst wird das Sommerfest auf dem Kirchplatz von diesem musikalisch eröffnet.

Der ganze Kirchplatz ist mit Brauerei­tischen und  bänken bestückt und mit Sonnenschirmen ausgestattet. Auch im Gemeindesaal sind einige Tische und Stühle aufgestellt (für Menschen, denen es auf dem Kirchplatz zu heiß oder zu voll ist und die erst am Nachmittag nach draußen wollen). In den letzten Jahren wurde der Schwerpunkt nach draußen verlegt. Zum Glück hat das Wetter fast immer mitgespielt. Falls nicht, wurde der Gemeindesaal kurzfristig anders be­stückt. Auf dem Kirchplatz befinden sich Getränke-, Pommes-, Waffel- und Eis­stände sowie die Verkaufsstände für das Mittagessen und Nachmittagsvesper (warm und kalt). Seit vielen Jahren be­reitet ein Gemeindeglied Gulasch auf offenem Feuer zu, dazu werden Teig­waren und Salat angeboten. Aus unserer Partnergemeinde Kirschkau/ Lössau in Thüringen reisen seit einigen Jahren zwei Kirchengemeinderäte an, um „echte Thü­ringer“ zu grillen und zu verkaufen (außerdem betreiben sie einen Verkaufs­stand mit frischen Eiern, und eigenen Honigerzeugnissen). Die übrigen Essens­angebote wechseln jährlich. Im Foyer werden seit Jahren Salatteller (alles Spenden von Gemeindegliedern) an einer reichhaltigen Salattheke angeboten. Am Nachmittag wird die Salattheke zu einer großen Kuchentafel umfunktioniert (alles Spenden von Gemeindegliedern). An den Verkaufsständen vom Mittagessen gibt es nunmehr Steaks, Wurstsalat u.ä. Auch diese Angebote wechseln jährlich.

Für den Nachmittag ist ein Spiele-Programm für Kinder vorbereitet, z.B. Geisterbahn und Zauberer im Untergeschoss, Labyrinth im Kirchgarten, Video-Film der Oster-Jung­scharfreizeit u.v.m.

Auch die Erwachsenen können sich bei Kaffee und Kuchen, einem Bier vom Fass und sonstigen Getränken sowie einem zünftigen Vesper am Programm erfreuen. Neben dem wichtigen „Schwätzen“ ist auch für Unterhaltung gesorgt – jedes Jahr ein bissel anders. Mal spielt eine hauseigene Band, der Posaunenchor lädt zum gemeinsamen Singen ein, eine Tanzgruppe der Ungarndeutschen tanzt, die Seniorentanzgruppe des DRK, die wö­chentlich im Gemeindesaal übt, bringt ein paar Darbietungen oder lädt zum Mitmachen ein.

Für das Sommerfest 2003 hatte sich Pfarrer Keil ein tolles Quiz ausgedacht, das auf den Tischen zum Mitmachen animierte. Für die Gewinner waren Preise angesetzt. Es ent­standen rege Gespräche an den Tischen und manches Quiz basierte auf Gemeinschafts­arbeit. Dies war auch der Sinn dieser Aktion, außerdem konnte man nicht nach Hause gehen, bis die Preisverleihung stattfand. Diese brachte viel Spaß und manch einem Ge­winner einen Blumentopf.

Gegen 17 Uhr ist dieses Fest in der Regel beendet und es beginnt die große Aufräumak­tion.


3.1.2Gemeindetag im Advent


Auch dieses Fest hat – wie das Sommerfest – eine lange Tradition. Es wird ebenfalls mit einem Familiengottesdienst begonnen. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, so be­ginnt die Gemeinde mit dem Posaunenchor den Advent. In den letzten zwei Jahren wurde in diesem Gottesdienst auch die jeweilige „Aktion Esel“ vorgestellt, eine Aktion, die der neue Pfarrer Keil mit in die Gemeinde gebracht hat (vgl. 4.2.4). Im Jahr 2003 erstrahlten zum 1. Advent über 200 Wunderkerzen im Gottes­dienst – es war ein besonders schöner Moment.

Nach dem Gottesdienst eröffnet der Posaunenchor auf dem Kirchplatz, auf dem es (ebenfalls traditionell) nach Waffeln, Glühwein und frisch geräu­cherten Forellen duftet, musikalisch den Weihnachtsmarkt. Ein Handwer­ker/ Künstler aus dem Gehenbühl bie­tet Holzspielzeug an und der städtische Kindergarten hat seit einigen Jahren einen Verkaufsstand mit Basteleien aufgebaut.

Der Weg ins Gemeindehaus führt durch das Foyer durch den „in rot getauchten“ Weih­nachtsmarkt. An vielen Verkaufsständen kann man verweilen, einkaufen und Bekannte treffen. Alles ist liebevoll hergerichtet: Adventskränze- und Gestecke, Weihnachts- und sonstige Grußkarten, Strohsterne, kleine Basteleien, Rumtöpfe, Kerzen, Christstollen, Gebäckmischungen, Käsegebäck, Lebkuchen, Stollen und Gebäck – alles aus eigener Herstellung (z.T. auch in verschiedenen Gruppen wie „Lukastreff“, „Frauenseminar“ und „Drehpunkt“ in Gemeinschaftsarbeit hergestellt). Die Vielfalt ist wunderbar. Der Blumenstand mit den vielen kleinen und großen Weihnachtssternen rundet das schöne Bild ab. Viele Menschen im Gehenbühl holen sich an diesem Tag ihren Weihnachtsstern und ihren Adventskranz hier in Lukas.

Das Bild des “Weihnachtsmarktes“ hat sich vor einigen Jahren geändert. Basteleien sind nicht mehr so gefragt. Viele Frauen stellen diese selbst her, sei es in den Kindergärten oder in Kursen, und die ältere Generation braucht diese „Dinge“ nicht mehr so. Man wurde diesem Trend gerecht, indem man den Schwerpunkt auf die Herstellung von Ge­bäck u.ä. legte. Dies hat sich bewährt und so wurde „Frust“ abgebaut bzw. vermieden.

Einen Schwerpunkt legt man auf den Verkauf von „Eine-Welt-Waren“. Dieser Stand hat seinen wichtigen Platz seit dem 1. Advent 2003 in der Mitte des Gemeindesaales. In den Jahren zuvor war er bei den üblichen Verkaufsständen untergebracht. An adventlich ge­schmückten Tischen wird hier zu Mittag gegessen und am Nachmittag Kaffee getrunken. Dieser Stand ist somit immer präsent und wurde im Advent 2003 erstmals von den diesjäh­rigen Konfirmanden unter der Schirmherrschaft von Pfarrer Keil betrieben. Pfarrer Keil hofft, dass die jeweiligen Kon­firmanden dies zur Tradition machen.

Das Mittagessen wird im Ge­meindesaal (und im Unterge­schoss) mit Selbstbedienung ausgegeben (es sind immer Helferinnen und Helfer da, um älteren Leuten zu helfen). Über 200 Mittagessen werden an solch einem Gemeindetag ausgegeben (1 Hauptgericht, jährlich wechselnd, alternativ dazu Maultaschen in der Brühe und seit Sommer 2003 ein 1-Euro-Essen, z.B. Spaghetti und Tomatensoße, um für alle Geldbeutel ein Mittagessen zu ermöglichen, vor allem kinderreichen Familien).

Am Nachmittag (zwischen 13 und 13.30 Uhr) werden Kaffee/ Tee und Kuchen angebo­ten. Um die Gäste nach dem Mittagessen zum Bleiben zu ermuntern oder das „Heimge­hen“ zu erschweren, hatte sich Pfarrer Keil mit seiner Frau wieder ein schönes Quiz aus­gedacht, das zusammen mit dem Nachmittagsprogramm auf den Tischen auslag und zum Mitmachen einlud. Die Köpfe wurden zusammengesteckt, es wurde diskutiert, überlegt und geraten. Es war nicht einfach, galt es doch Lieder aus dem Gesangbuch zu be­stimmten Fragen zu erraten. Auch zu Liedern, die nicht so oft oder kaum gesungen wer­den. Es war Gemeindearbeit – sogar Gesangbücher wurden herbeigeholt! Die Auflösung mit Preisverleihung war dann der Höhepunkt. Zum Nachmittagsprogramm gehörte auch das Adventssingen mit dem Posaunenchor.

Im Untergeschoss lief derweil das Kinderprogramm. Der Zauberer „Habakuk“ gehört schon fast zur festen Investition im Hause (Kirchenrat i.R. Horst Keil). Die Jungschar­mitarbeiterinnen und  mitarbeiter luden zum Kasperletheater ein. Wer wollte, konnte je­weils zwei Vorstellungen besuchen.

Jung und Alt trafen sich dann zum gemeinsamen Abschluss im Saal und als Höhepunkt für die Kinder kam schließlich noch der Nikolaus.

Gegen 16 Uhr findet das Fest dann sein Ende und die üblichen Aufräumarbeiten können beginnen.

Pfarrer Keil hat am Sommerfest und am Gemeindetag am 1. Advent ein großes Angebot für Kinder – das Kinderprogramm – zum Schwerpunkt gemacht. Er motivierte viele ju­gendliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, es wurde viel überlegt, geplant, vorbe­reitet und durchgeführt.

Besonders am 1. Advent sind in Gerlingen viele Veranstaltungen (Jugendmusikschule, alle zwei Jahre großer Ballett-Nachmittag, Weihnachtsfeiern in Vereinen u.ä.), doch für die Kinder, die an diesen Tagen in die Lukasgemeinde – in der Regel mit ihren Eltern – kommen, soll es lohnend und schön sein.


3.1.3Das Erntedankfest


Bis vor einigen Jahren wurde das Erntedankfest nur mit einem Gottesdienst gefeiert. Die Gaben für den Erntealtar kommen aus der Gemeinde. Es gibt im Gehenbühl keine Bau­ern, deshalb kommen die Gaben vorwiegend von Gemeindegliedern, die einen Garten betreiben. Viele Gemeindeglieder bringen mangels Garten auch andere Lebensmittel, z.B. Kaffee, Tee, Zucker, Mehl u.ä. Die Erntegaben kommen den Landschwestern in Korntal zugute.

Pfarrer Boy, der Vorgänger von Pfarrer Keil, regte vor ein paar Jahren ein Mittagessen nach dem Erntedankgottesdienst an und dabei ist es geblieben. Über 100 Mittagessen gehen an diesem Tag über die Theke und so ist dieses Erntedankmittagessen Tradition geworden.


3.1.4Das Eselsfest


Die „Aktion Esel“ (vgl. 4.2.4) endet Ende Januar nach einem Sonntagsgottesdienst mit einem kostenlosen, einfachen Mittagessen für die „Eselsbesitzer“. Der Inhalt der einzel­nen Esel wird von der Kirchenpflegerin gezählt. Danach wird das Gesamtergebnis mit­geteilt. Vor und nach diesem Mittagessen findet ein kleines Programm für Erwachsene und Kinder statt (Geschichte erzählen, Dias u.ä.) Die „Aktion Esel“ wurde von Pfarrer Keil mit in die Gemeinde gebracht und wie es scheint, wird dies auch zu einer (guten) Tradition.

3.1.5Die Küche


Bei all diesen Festen und Aktivitäten braucht es eine „gute Küche“. Die „Küche von Lu­kas“ ist in Gerlingen bekannt. Die Namen der zwei Damen, die hauptverantwortlich bis­her bei allen Festen gekocht haben, soll nicht unerwähnt bleiben: Frau Irma Rometsch (75 Jahre) und Frau Christa Tschinke (67 Jahre). Ohne dieses bewährte Team, das zu­dem noch auf größte Sparsamkeit und Sorgfalt bedacht ist, wären unsere Feste so nicht denkbar.

Diese beiden Frauen sind aber nicht nur in der Küche zu finden. Sie sind beim Besuchs­dienst, beim Frauenseminar, beim Lukastreff (verantwortlich), beim Vorbereitungsteam der ökumenischen Frauen und des Weltgebetstages u.v.m., eigentlich im ganzen „Lukas-Leben“, aktiv.



Frau Rometsch und Frau Tschinke in der Küche

Dies haben bisher alle Pfarrer geschätzt und auch unser „Neuer“ – Pfarrer Keil – weiß dies zu würdigen und zu schätzen. Es bleibt zu hoffen, dass diesen beiden Frauen noch lange die Gesundheit und die Lust und Freude zu ihrem Wirken erhalten bleibt, damit unsere Feste weiterhin in Gemeinschaft mit den anderen Ehrenamtlichen so gut gelingen.

Man muss sich bewusst machen, dass der festliche Charakter solcher großen Feste bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter der Geschäftigkeit leiden kann, die an sich kaum vermeidbar ist. Es muss den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deshalb auch Ge­legenheit geboten werden, trotz aller Arbeit selbst mitfeiern zu können. Dies gelingt na­türlich nicht immer und nicht immer optimal. Das Küchenpersonal ist meist davon aus­geschlossen, es lebt vom Dank, der Anerkennung und dem großen Lob, die ihm in der Lukasgemeinde sicher sind.

Aus der Sicht des Pfarrers

Das ehrenamtliche Engagement bei den Festen ist unglaublich. Schon Tage vorher brummt es im Haus, und ich muss sehen, dass ich den Gottes­dienst vorher rechtzeitig fertig habe, da die Konzentration bei den vielen guten Gerüchen empfindlich leidet.

Außerordentlich bemerkenswert ist, dass ich mit den Vorbereitungen kaum etwas zu tun habe. Planung, Organisation und Durchführung liegt vor al­lem in der Hand von Frau Scholl. Sie hat die Übersicht und die Pläne. Sie ruft die Ehrenamtlichen an und teilt sie ein. Auch bei den Festen selbst ist sie diejenige, die entscheidet und koordiniert. Ihr zur Seite stehen eine handvoll Frauen, die in den Küchen und im Saal die Fäden in der Hand halten.

So kann ich mich im Vorfeld auf die inhaltlichen Vorbereitungen konzent­rieren (Gottesdienst, Programm, Lieder, Quiz). Am Fest selbst kann ich bei den Menschen sein und werde nicht dauernd durch organisatorische Fra­gen zum Festablauf abgelenkt.

Mein besonderes Augenmerk liegt auf dem Kinder- und Jugendprogramm. Beim Sommerfest ist es uns durch Geisterbahn, Zauberer u.v.m. gelungen, über 50 Kinder auf das Sommerfest zu locken. Am ersten Advent waren wir aufgrund der großen Konkurrenz in Gerlingen nicht ganz so erfolgreich.



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