Michaelis, Walter, *4. 3. 1866 Frank- furt/Oder, +9. 10. 1953 Göttingen. Studium der Theologie in Halle, Leipzig, Berlin und Greifswald. Hilfspredigerstelle in Berlin- Gesundbrunnen. Durch einen Artikel von Generalsuperintendent Braun in Berlin über die —»Bekehrung der Pastoren wurde ihm in jener Zeit klar, daß er die Gedanken des Evangeliums »in einem dichterischen Mitfühlen und Anempfinden« dargeboten hatte, aber nicht aus eigener Erfahrung. An Hand von Joh. 15,16 wurde ihm von Gott aufgeschlossen, was freie Gnade ist.
1892-1901 Pfarrer an der Neustädter Kirche
in Bielefeld, 1901-1906 Missionsinspektor der Evangelischen Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika (später Bethel-Mission). 1906 -1908 freier —» Evangelist. 1908 -1919 wieder Pfarrer in der Neustädter Kirche zu Bielefeld. Ab 1919 Mitarbeit an der Theologischen Schule in —> Bethel.
Vorsitzender des —> Gnadauer Verbandes von 1906-1911 und von 1919-1953.M. war mitbeteiligt bei den Auseinandersetzungen mit der —» Pfingstbewegung, die auf der Gnadauer Pfingstkonferenz 1910 eindeutig abgelehnt wurde. Nach dem ersten Weltkrieg wurden durch seinen Einfluß starke freikirchliche Neigungen überwunden, so daß Gnadau eine Bewegung innerhalb der Landeskirchen blieb. M. hat sich dafür eingesetzt, daß das Verhältnis zwischen Kirche und Gemeinschaft nicht durch einzelne Paragraphen bestimmt werden sollte, sondern »auf dem Boden gegenseitigen Vertrauens und gemeinsamen Glaubens«*. Mitbestimmt durch seine klare Haltung lehnte Gnadau im Dritten Reich die »Glaubensbewegung deutscher Christen«« ab. Nach dem zweiten Weltkrieg schließt sich M. nicht den Stimmen an, die auf Eingliederung der —> Gemeinschaftsbewegung in die Landeskirchen drängen. M. unterstreicht, daß die Gemeinschaftsbewegung ein freies Werk in der Kirche sein und bleiben muß. M. war Mitbegründer und von 1934-1946 Vorsitzender des Pfarrer-Gebetsbundes (—» Pfarrer-Ge- bets-Bruderschaft).
Lit.: M. Erkenntnisse und Erfahrungen aus sojähri- gem Dienst am Evangelium, Gießen 1949.
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J. Schmidt
Militärseelsorge
Militärseelsorge: Dienst der Kirche unter Soldaten. Grundsätzliches: M. in der Bundeswehr ist ein Modell moderner Gruppenseelsorge, das gekennzeichnet ist durch »kritische Solidarität«*. Solidarität ergibt sich aus der Zielsetzung von Staat und Kirche, Frieden zu verwirklichen. Dabei liegt der Schwerpunkt der Kirche darin, ethische Grundlagen für den Friedenswillen zu festigen. Distanz zeigt sich im Verzicht auf eine »Militärkirche«* und auf Uniform für die Geistlichen. Grundlage ist der Vertrag der BR Deutschland mit der —» EKD zur Regelung der ev. M. vom 22. 2. 1957.
Praxis in der Bundeswehr: Soldatischer Dienst, zu dem der Staat junge Männer verpflichtet, bringt Trennung von Familie und Heimatgemeinde und unregelmäßigen Dienst mit sich. Die M. leistet ihren Dienst, da kaum ein Gemeindepfarrer die besonderen Belastungen der Truppenbegleitung tragen kann. Die Problematik des Dienstes mit der Waffe erfordert vom Geistlichen gründliche Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Friedensforschung. Militärpfarrer betreuen neben den Soldaten auch deren Angehörige in »personalen Seelsorgebereichen«, die Teil der örtlichen Kirchengemeinden sind. Militärkirchengemeinden sind Ausnahmen. Der praktische Dienst besteht im wesentlichen im »Lebenskundlichen Unterricht« und der Durchführung von Rüstzeiten.
Gliederung der ev. M.: Die Militärpfarrer unterstehen Wehrbereichsdekanen, diese dem Kirchenamt. Das Kirchenamt leitet der Militärgeneraldekan. Dieser untersteht in Wahrnehmung kirchlicher Aufgaben dem Militärbischof, in Verwaltungsaufgaben dem Bundesminister der Verteidigung. Personalbestand (1.10.76) an ev. Militärgeistlichen: 17 auf Lebenszeit, 139 auf Zeit, 61 im Nebenamt. Soldaten als Partner der M.: Soldaten arbeiten in Gemeindebeiräten mit. Der Rat der EKD hat einen Beirat für ev. M. - Verbindung untereinander halten christlich engagierte Soldaten in der Cornelius-Vereinigung (COV). Sie ist entstanden aus einem Kreis gläubiger Offiziere um General v. —> Viebahn und wurde bis 1968 geführt von General Graf v. Kanitz( 1893 -1968). Ihr Ziel ist, Kameraden durch Beispiel Mut zur Nachfolge zu machen. Die COV hält Verbindung zu ähnlichen Gruppen im In- und Ausland.
—» Kriegsdienst
Lit.: Sonderheft »M««, BMVg FüS I4/VR 14 1976 - A. Cremers, Staat und Ev. Kirche im M.-Vertrag von 1957, Diss. Freiburg 1973
v. Arnsberg
Millard, Jakob Johann Friedrich, *8. 8.
1860 Berlin, t^s. 5. 1938 Wuppertal, Prediger, Theologischer Lehrer, Schulleiter. Durch sein Elternhaus und das Leben in der Baptistengemeinde Wien fand er zur persönlichen Christusnachfolge. Seine theologische Ausbildung erhielt er an der Ev. Predigerschule Basel. 1886 wurde er Prediger der —» Freien ev. Gemeinde Wesel. 1912 begann er mit dem Aufbau der Predigerschule der Freien ev. Gemeinden in Vohwinkel, deren Leiter er von 1913 bis 1935 war. Bis zu seinem Tod unterrichtete er dort als Lehrer für AT. Er wurde bekannt durch die Herausgabe der Psalmenauslegung von Charles H.
Spurgeon »Die Schatzkammer Davids«. Er ergänzte sie durch Zitate aus Psalmenkommentaren.
Hörster
Mission
A) Geschichte der ev. Mission
DER BEGINN EINER WELTWEITEN EV. MISSION IN -» PIETISMUS UND ERWECKUNGSBEWEGUNG. Die hallesch-dänische Mission mit August Hermann Francke (1663-1727) als Beschirmer des 1. Pioniermissionars Bartholomäus Ziegenbalg (1682-1719) in Südindien setzt ein Anfangszeichen. Eine dänische Mission beginnt unter den Eskimos. Zinzendorf (1700-1760) mit der -» Brüdergemeine folgt 1722 mit einer Missionsarbeit unter den an die Ränder der Zivilisation abgedrängten Indianern, Hottentotten, Grönländern und Negersklaven. Diese Missionsanfänge wirken nach England, Schottland und abgeschwächt nach Amerika. Die —» Erweckungsbewegung, die zuerst in England einsetzt, entfaltet früh eine missionarische Dynamik, die sich in der Gründung freier Missionsgesellschaften dokumentiert. 1792 beginnt die Mission der -»Baptisten, (W. Ca- rey), 1793 die Londoner Mission (L.M.S.), 1799 die (1812 sogenannte) Church Missio- nary Society der Anglikaner, die erste schottische Missionsgesellschaft 1796. Im Geist der Erweckung arbeiten sie alle zunächst eng miteinander. Mit der Handels- und Kolonialpolitik Englands hält man Tuchfühlung, nationale Töne fehlen nicht.
Auch in Nordamerika vollzieht sich eine ähnliche Entwicklung. Dort ermöglicht die freikirchliche Struktur, Mission nicht als Sache privater Missionsgesellschaften, sondern weitgehend als ureigene Aufgabe der Einzelgemeinden aufzubauen. Sie werden zu den Trägern der Missionsaktivität, die nach den verschiedenen Kirchen (Denominationen) getrennt ihre Missionseinsätze durchführen.
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