Bonhoeffer, Dietrich,
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leben: Bonhoeffer, Dietrich, *4. 2. 1906 Breslau, f9. 4. 1945 Flossenbürg, studierte von 1923-28 Theologie in Tübingen und Berlin (A. v. Harnack). Beeinflußt insbesondere von der dialektischen Theologie K. Barths. 1930 während eines Studienaufenthalts am Union Theological Seminary, New York, kommt es zur Begegnung und Auseinandersetzung mit den Ideen des Social Gospel. 1931 Dozent an der Theol. Fakultät Berlin und Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule. Kontakte zur —> ökumenischen Bewegung (Jugendsekretär des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen). Von Anfang an nahm B. entschieden gegen den Nationalsozialismus Stellung und gab zusammen mit M. Niemöller den Anstoß zur Gründung des Pfarremotbundes (—> Kirchenkampf). Von 1933-1935 versah B. ein Auslandspfarramt in London. B. wurde 1935 zum Leiter des Predigerseminars in Finkenwalde, einer Ausbildungsstätte der Bekennenden Kirche, ernannt. Er suchte hier theologisch-wissenschaftliches Arbeiten und christliche Gemeinschaft unter den
Dietrich Bonhoeffer
Brüdern miteinander zu verbinden. (Schrift »Gemeinsames Leben«). Mit Übernahme dieses Amtes ging B. in die Illegalität. 1936 wurde ihm die Lehrbefugnis an der Universität entzogen, 1937 das Predigerseminar Finkenwalde durch die Gestapo geschlossen; 1938 folgte ein Aufenthaltsverbot für B. in Berlin, 1940 erhielt er Rede-, 1941 auch Schreibverbot. 1939 hatten Freunde ihm eine Gastprofessur in USA vermittelt, doch kehrte er nach einem Monat nach Deutschland zurück, weil er die Emigration für sich bewußt ablehnte. Stattdessen trat er in enge Beziehung zur militärischen Abwehr und den dortigen Verschwörerkreisen gegen Hitler (Canaris/Oster). Am 5.4.1943 wurde B. verhaftet und auf persönlichen Befehl Hitlers am 9.4.1945 zusammen mit anderen führenden Männern des Widerstandes im KZ Flossenbürg erhängt.
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Theologie: B. hat in der Theologie als vielfacher Anreger gewirkt. Besonders die unter dem Titel »Widerstand und Ergebung« veröffentlichten Briefe aus der Haft haben weltweites Echo gefunden. Der Grund für diese Wirkung liegt in der Verbindung von Theorie und Praxis in B.s Leben und Werk. Biographisch und zugleich theologisch bedeutsame Wendepunkte sind 1932 die Abkehr von der bloßen Theorie eines Schreibtischtheologen (B.: »Abkehr vom Phraseologischen«) hin zum Vollzug christlichen Lebens, zur persönlichen Bibelmeditation, zur Einzelbeichte, zum Gebet, zum Pazifismus und zur Ethik der Bergpredigt, sowie r939 die Rückkehr aus den USA als bewußte Solidarität mit den Brüdern in Deutschland und mit Deutschlands Schuld und Geschick. - Das Zentrum von B.s theologischem Bemühen ist die Frage nach Sichtbarkeit und Er- fahrbarkeit der Wirklichkeit Gottes in unserer heutigen Welt (= Offenbarungsfrage). Er hat die Überzeugung gelehrt und gelebt, daß die Gotteswirklichkeit in Christus in die Weltwirklichkeit eingegangen ist und darum in der -* Nachfolge Jesu die Realität der Offenbarung in ihrer ganzen »Diessei- tigkeit« geglaubt und erfahren werden kann.
Lit.: 1. Werke (u.a.): Nachfolge, 197110 - Gemeinsames Leben, 197715 - Ethik (hg. v. E. Bethge), 19667 - Widerstand und Ergebung, Neuausgabe, (hg. v. E. Bethge), 1970-Gesammelte Schriften Bd. 1-6 (hg. v. E. Bethge), i96s-r974-2.überD.B.: E. Feil, Die Theologie D.B.s, 1971 (kath.).-R. Mayer, Christuswirklichkeit, 1969 - E. Bethge, D.B., (Bio- graphie), 19703 Mayer
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