Masarykova univerzita V Brně Faktulta filozofická


Wortbildung durch Kürzung Der heutige Forschungsstand bei verschiedenen Autoren



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Wortbildung durch Kürzung
Der heutige Forschungsstand bei verschiedenen Autoren


Zusammensetzung, Ableitung oder Zusammenbildung sind Wortbildungsarten, die durch Erweiterung entstehen. Dagegen wirkt die Kürzung, bei der aus langen Wörtern eine kürzere Variante gebildet wird. Man nennt solche Wörter Kurzwörter oder Abkürzungswörter. Sie setzen sich zur Zeit häufig durch, denn es kommt in den letzten Jahren sehr oft zur Sprachökonomie. Manche Kürzungen sind allgemein bekannt, andere sind geläufig nur auf einem bestimmten Fachgebiet und bereiten dem normalen Leser Verständnisschwierigkeiten. Die Kürzungen haben meistens die gleiche Bedeutung wie das Ausgangswort.

Die Kurzwortbildung nach Knaurs Grammatik28

Knaurs Grammatik der deutschen Sprache unterscheidet Kurzwörter und Abkürzungswörter.

Die Kurzwörter entstehen als ein Teil des ursprünglichen Wortes (z. B. Abitur – Abi, Autobus – Bus, Universität – Uni).

Die Abkürzungswörter kann man folgendermaßen gliedern:


  • Buchstabenwörter

  • Silbenwörter

  • Wortgruppen

  • Schreibsymbole, Abkürzungen

  • Die Kurzwortbildung nach der Duden Grammatik

Die Kürzung ist eine Erscheinung der Gegenwartssprache. Größere Bedeutung gewann sie erst im 20. Jahrhundert mit der Entwicklung der Sprache der Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Verwaltung und durch die Einwirkung des Englischen. „Die Formseite des Zeichenkomplexes wird zwar vereinfacht oder gar auf ein Minimum reduziert, seine Inhaltsseite hingegen verändert sich nicht. Insofern kann man nur bedingt von „neuen Wörtern“ sprechen.“29

Die Kürzung verläuft nach den Regeln der sprachökonomischen Reduktion. Häufig gebrauchte Zusammensetzungen können zu Kopfformen verkürzt werden, das heißt bis auf ihr Vorderglied. Sie behalten das Genus des Ausgangswortes (z. B. das Kilo aus das Kilogramm, das Super aus das Superbenzin). Gekürzt werden in der gesprochenen Sprache vor allem drei- und mehrgliedrige Fremdwörter (z. B. das Labor aus das Laboratorium oder das Foto aus die Fotografie). Häufig werden die Kürzungen mit auslautendem –i, -o, -u (z. B. die Demo aus die Demonstration, die Limo aus die Limonade, der Krimi aus der Kriminalroman, der Akku aus der Akkumulator) benutzt. Solche Verkürzungen werden oft ein Teil von weiteren Kompositen. Ähnlich werden auch die Vornamen verkürzt.

Neben den Kopfformen existieren die Endformen. Bei denen wird die Zusammensetzung bis auf den letzten Teil, auf das Grundwort verkürzt. Dazu kommt es dann, wenn das ganze Wort schon aus dem Text bekannt ist. (z. B. aus Eisenbahn wird Bahn, aus Eilzug wird Zug usw.). Manche auf diese Weise verkürzte Wörter sind in den Sprachgebrauch übergegangen (z. B. die Pille für Antibabypille, der Schirm für Regenschirm).

Bei dreigliedrigen Kompositen kann der mittlere Teil ausfallen. Solche Kürzung wird dann „elliptische“ Klammerform genannt (z. B. die Wohnbau statt Wohn(ungs)bau).



Es gibt auch Abkürzungen, die aus Buchstaben und Teilen von Wörtern entstanden sind:

      • Kürzel (Schreibsymbole) z. B. Paragraph §, Prozent %

      • Konventionelle Siglen für Münz-, Maß- und Gewichtsbezeichnungen

      • z. B. m, kg, km, km/h; in den Fachsprachen z. B. bei Symbolen der chemischen Elemente (S = Sulfur, Schwefel, Fe = Ferum, Eisen), bei den Kraftfahrzeugkennzeichen (D = Deutschland, M = München), die Zeichen in der Musik (fl = Flöte, p = piano, f = forte)

      • Textabhängige Abkürzungen: z. B. = zum Beispiel, usw. = und so weiter, dt. = deutsch; sie werden im vollen ausgesprochen.

      • Abkürzungen aus den Initialbuchstaben z. B. PKW aus Personen-kraftwagen, EDV aus elektronische Datenverarbeitung. Sie werden entweder buchstabiert – der Akzent liegt auf dem Ende, oder man spricht sie silbisch aus und der Akzent liegt am Anfang. Sie können flektiert werden, das Geschlecht richtet sich nach dem Grundwort und Plural wird mit –s gebildet.

      • Silbenwörter bilden einen Übergang zu den Kurzwörtern, die aus den Anfangssilben der Teile eines Kompositums gebildet werden z. B. Mofa aus Motorfahrrad, Kripo aus Kriminalpolizei.

      • Aus den Silben der fremdsprachigen Stoffbezeichnungen entstehen sogenannte Kunstwörter wie z. B. Persil aus Perborat Silikat.

      • Partielle Kurzwörter“ – Wörter, bei denen der erste Teil der Zusammensetzung auf einen Buchstabe gekürzt wird und das Grundwort dazu bleibt z. B. U-Bahn aus Untergrundbahn, U-Boot aus Unterseeboot, D-Zug aus Durchgangszug.

      • Mischformen aus Initial- und Silbenwortbildungen z. B. Azubi aus Auszubildender

      • Kurzwörter, bei denen der erste Teil eines Kompositums oder einer Wortgruppe auf die Anfangssilben gekürzt wird und das Grundwort bleibt z. B. Bionahrung aus biologische Nahrung, Ökoanbau aus ökologischer Anbau, Abopreis aus Abonnementpreis, Schokosoße aus Schokoladen-soße.

Die Duden Gramatik gibt Hinweise, wo die Verwendung von Abkürzungen nicht empfohlen wird. Und zwar wenn,

  • sie den Lesevorgang stören,

  • sie den Sinnablauf unterbrechen,

  • sie nicht zum Sachthema gehören,

  • sie ständig wiederkehren,

  • sie nicht allgemein bekannt sind.

  • Die Kurzwortbildung nach dem Wörterbuch lexikologischer Termini von Rolf Bräuer und Gerhard Bartels

Hier wird der Unterschied zwischen der Abkürzung (Abbreviation), der Kürzung und der Kurzform erklärt:

„Graphische Abkürzung eines Wortes, die nur schriftlicher Art ist und nicht gesprochen wird, zum Beispiel Dr. für Doktor. Die Abkürzung ist zu unterscheiden von der Kürzung, die ein Wortbildungsmodell darstellt. Der ständige Entwicklungsprozeß der Sprache zeigt sich auch an Übergangserscheinungen von Abkürzungen zu Kurzformen. So wird z. B. die ursprünglich als reine Abkürzung gebildete Form km für Kilometer in der Umgangssprache auch schon ka em gesprochen und als Kurzform für Kilometer gebraucht.“30

„Kürzung ist ein Wortbildungsmodell, nach dem neue Wörter gebildet werden, indem Teile einer Vollform als Äquivalent für sie verwendet werden. Das Ergebnis bezeichnen wir als Kurzform. Als Äquivalent können in diesem Prozeß der Kürzung von Wörtern oder Wortgruppen sehr unterschiedliche Bestandteile verwendet werden, (z. B. einzelne Großbuchstaben – Ergebnis: Initialwort – oder auch silbische Bestandteile, die zu Silbenwörtern führen. Ebenso begegnen zusammenhängende Teile des Anfangs, des Endes oder als Kombination von Anfang und Ende, die wir als Kurzwörter fassen. Auch Kunstwörter sind größtenteils auf Kürzung zurückzuführen. Durch diesen Prozeß kann die entsprechende Vollform völlig oder teilweise aus dem Sprachgebrauch verdrängt werden).“31

Nach R. Bräuer und G. Bartels ist eine Kurzform das Ergebnis des Wortbildungsmodells Kürzung.



Die Basis für die Kurzform kann ein Wort oder eine Wortgruppe sein. Es können diese Kurzformen entstehen:

      • Initialwörter – bezeichnen die Autoren entweder als Buchstabierwörter (eine Kurzform aus Buchstaben – sie wird einzeln buchstabiert) oder Durchsprechwörter (wenn die Kurzform aus einer Wortgruppe entsteht und auch Kleinbuchstaben beinhaltet und durchgesprochen wird z. B. Radar, Defa).

      • Silbenwörter – aus beliebigen Silben der Vollform entsteht eine Kürzung. Die Silben werden so ausgewählt, das die Kürzung gut ausgesprochen werden kann.

      • Kurzwörter – können weiter klassifiziert werden und zwar auf Kopfwörter, Schwanzwörter und Klammerwörter je nach dem, aus welchen Teilen der Vollform sie entstehen.

    • Das Kopfwort entsteht, wenn der erste Teil der Vollform das Kurzwort bildet. Kopfwörter entstehen meistens aus Zusamensetzungen nur sehr selten aus Wortgruppen (Zoo aus Zoologischer Garten). Neben den Auslauten –i, -o, -u bei Kopfwörtern Foto, Abi, Akku, können sie auch mit sekundärem Derivationssuffix –i oder –o gebildet werden (z. B. Profi aus Profesional, Kino aus Kinematographie). Es können aber auch Kopfwörter aus heimischen Ausdrücken entstehen (z. B. Paulanerbier wird zu Paulaner, Selterswasser wird zu Selters).

    • Das Schwanzwort wird aus sprachökonomischen Gründen für ein Determinativkompositum stehen. Es ist das Ende einer Vollform z. B. Violoncello – Cello, Tonfilm – Film).

    • Das Klammerwort (Klappwort) entsteht durch Tilgung des mittleren Teils der Vollform. Der Anfang und das Ende des Wortes oder Wortgruppe bleiben als eine Klammer da (Motorhotel = Motel, Internationale Television = Intervision). Manchmal wird nur das erste Wort aus der Wortgruppe gekürzt. Es gibt eine Sondergruppe der Klammerwörter, die sogenannte künstliche Wortmischung (Kofferwörter) – von zwei Wörtern werden der Anfang bzw. das Ende zusammengefügt (Isotron aus Isotop + Elektron).

      • Kunstwörter benutzt man vorallem bei der Warenbezeichnung oder in der Wissenschaft und Technik. Ihre Suffixe enthalten ein a oder o. Sie entstehen nicht aus ständig verwendeten Vollformen. Sie werden „künstlich“ gebildet als Namen für neue Gegenstände (z. B. Dederon, Novatex, Neutron, Zyklotron).

      • Die Kurzwortbildung nach der Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache von Wolfgang Fleischer und Irmhild Barz

W. Fleischer und I. Barz unterscheiden die Kurzwort-Wortbildung und die Kurzwortbildung. Die Kurzwortbildung ist eine Reduktion, Kurzwort-Wortbildung ist eine Kombination der Kurzwörter mit anderen Wörtern.

Kurzwortbildung

Die Kurzwörter sind nach Fleischer und Barz Produkte der Kürzungsvorgänge. Sie unterscheiden unisegmentale und multisegmentale Kurzwörter.

„Unisegmentale Kurzwörter bestehen aus einem kontinuierlichen Segment der Vollform (Kombi), multisegmentale Kurzwörter aus zwei oder mehr diskontinuierlichen Segmenten der Vollform (Tra + fo).“32

Bei der Kürzung der Vornamen kann auf Anfangs-, Endsegmente oder auf mittlere Bestandteile gekürzt sein (Stefan zu Stef, Martina zu Tina und Elisabeth zu Lisa).

Unisegmentale Kurzwörter werden auch als Anfangs- oder Endsegmente, Kopf- oder Schwanzwörter, initiale oder finale Segmente bezeichnet.

Multisegmentale Kurzwörter sind Initialwörter (in Buchstabierweise – PLZ – Postleitzahl oder in phonetischer Gebundenheit – BaföG – Bundesausbildungs-förderungsgesetz), Silbenwörter oder Klammerformen.

Den höchsten Kürzungsgrad stellen mit 80 % die Initialwörter vor. Die lexikalischen Bedeutungen von Vollform und Kurzwort sind gleich, sie stehen in einem nicht umkehrbaren Abhängigkeitsverhältnis. Die Kürzung ist aus der Vollform nachvollziehbar, aber sonst ist die Erschließbarkeit fast unmöglich.

Kurzwort-Wortbildung

Die entstandenen Kurzwörter können weiter zur Wortbildung dienen. Vor allem bei der Komposition, seltener dann auch bei der Derivation. Die Kurzwörter können am Anfang, am Ende oder auch in der Mitte der Wortbildungskonstruktion stehen (z. B. DRK-Mitglied = Deutsches-Rotes-Kreuz-Mitglied, Fußball-WM = Fußballwelt-meisterschaft, 1000-MW-Variante = 1000 Megawatt Variante). Manchmal kommt es zu Doppelungen bei der Benutzung von Kurzwörtern z. B. IBM-PC-Programmierer, aber das kann anstrengend bei der Dekodierung für den Rezipienten sein.

Die Derivate entstehen im gleichzeitigen Prozes der Reduktion und der Derivation. Eine bedeutende Rolle spielen die Suffixe –i und –o. Das erstere Suffix bedeutet – liebevoll, teils verkleinernd, teils abschätzig. (Beispiele: Mutti, Rolli, Pulli, Spezi, Homo).

Nach W. Fleischer spielt die Bildung von Abkürzungen und Kurzwörtern eine große Rolle bei der Wortbildung der Substantive.

Die Kurzwortbildung nach Thea Schippan

Sie unterscheidet:



      • Buchstabiert gesprochene Initialwörter

      • Phonetisch gebundene Initial- und Silbenwörter

      • Klammerwörter

      • Kopf- und Schwanzwörter

      • Die Kurzwortbildung nach Marie Maroušková, Marie Nešporová und Irena Vaverková33

Sie stellen die Kurzworbildung als entgegenwirkenden Prozeß zur Bildung von längeren Konstruktionen vor. Das Ergebnis der Kürzung ist das Kurzwort, Silbenkurzwort oder Initialkurzwort.

Die Kurzwörter entstehen durch Weglassen eines Teils des Wortes. So werden unterschieden: Kopfwörter, Schwanzwörter und Klammerformen (Kofferwörter), gleich wie bei anderen Autoren.

Bei den Silbenwörtern unterscheiden die Autorinnen die Silbenwörter mit Anfangsbetonung – das sind die meisten und die mit anderer Betonung (z. B. Persil per´zi:l Perborat+Silikat - Kochwaschmittel, rororo roro´ro: Rowohlts Rotationsromane).

Am produktivsten sind für die deutsche Sprache die Initialwörter. Ein Initialwort besteht mindestens aus zwei Initialen. Sie werden in Buchstabierweise ausgesprochen. Der letzte Bestandteil des Kurzwortes wird betont. Manchmal treten auch kleine Buchstaben in den Initialwörtern auf, dann können die Kürzungen als Wort ausgesprochen werden (z. B. DaFDeutsch als Fremdsprache, UNO, NATO) und können auch als übliche Substantive geschrieben werden (Nato).

Die Bildungen aus einer Initiale und einem Vollwort werden als eine kleine selbständige Gruppe dargestellt (A-Bombe = Atombombe, U-Musik = Unterhaltungsmusik). Die Initialen können nie außerhalb der Verbindung eine Bedeutung haben.

Die Autorinen unterscheiden zwischen Kurzwörtern und Abkürzungen:

„Abkürzungen sind eine Besonderheit der Schreibweise, graphische Zeichen für Wörter oder Wortgruppen, die beim Lesen nur in der vollen, nie in der abgekürzten Form ausgesprochen werden müssen. … Die Abkürzungen entwickeln sich in der Regel nicht zu selbständigen Wörtern und bereichern den Wortschatz der Sprache nicht.“34

„Die Wortkürzung ist ein besonderer Wortbildungsprozeß, bei dem Wörter entstehen, die über eine eigenartige Struktur verfügen, die sich von der Phonemkombination eines ‚normalen‘ deutschen Wortes unterscheidet.“35

Die Kurzwörter sollen Zeit und Platz sparen, sie sind kurz, überschaubar, unwiederholbar und eindeutig. Sie treten auf dem Gebiet der Wissenschaft, Technik, Politik, Berufssprache und Wirtschaft auf. Sie sind auch sehr beiliebt im alltäglichen Leben. Sie haben manchmal eine expressive, scherzhafte oder abwertende Rolle.

Die Kurzwortbildung nach Wilhelm Schmidt36

W. Schmidt versteht unter den Initialwörtern solche Aneinanderreihungen, die aus Anfangsbuchstaben oder Anfangssilben längerer Verbindungen entstehen. Er zählt hierher auch Bildungen, die an Stelle einzelner Anfangsbuchstaben ganze Anlautgruppen aufweisen. Die verwendeten Buchstaben in Kurzwörtern werden dabei zu neuen Wörtern geformt. Diese Gruppe von Kurzwörtern ist also sehr umfangreich z. B. DEWAG (Deutsche Werbe- und Anzeigen-gesellschaft), DEFA (Deutsche Film-Aktiengesellschaft), Sipo (Sicherheitspolizei), Fewa (Feinwasch-mittel), Persil (Waschmittel aus Perborat und Silikat).

Bei der zweiten Gruppe von Kurzwörtern werden die verwendeten Buchstaben mit ihren Bezeichnungen gelesen (z. B. Debede – DBD = Demokratische Bauernpartei Deutschlands, Elkawe – LKW = Lastkraftwagen).

Die dritte Kategorie von Kurzwörtern nennt W. Schmidt die sog. Klappwörter (Autobus, Politbüro). Er reiht hierher aber auch die Bildungen vom Typ (D-Zug, S-Bahn).

Er zählt zu den Kurzwörtern auch die Wortkürzungen oder Stummelwörter. Sie erscheinen besonders in der Umgangssprache und in den sog. Sondersprachen. Gekürzt oder verstümmelt werden Komposita oder andere längere Wörter. Es bleibt nur der Anfang oder der Schluß. Der Grund dafür ist die Kraftersparnis oder der Spieltrieb. So entstanden z. B. Bus (Omnibus), Mathe (Mathematik), Piano (Pianoforte), Vize (Vizepräsident), lenzen (faulenzen).

Eine besondere Gruppe von Kurzwörtern bilden bei W. Schmidt die Kurz- und Koseformen der Namen z. B. Alex(ander), Ben(jamin), Inge(borg) oder (El)Friede, (Char)Lotte.

Die Kurzwörter sind die Reaktion auf die Tendenz zur Bildung umständlicher Wortgebilde wie z. B. Handelsorganisationsverkaufsstellenleiter (HO-Leiter).

Die wichtigsten Faktoren bei der Entstehung der Kurzwörter sind die Kraftersparnis und die Übersichtlichkeit. Die Einprägsamkeit ist dann wichtig für die Werbung. Große Gefahr besteht darin, wenn solche Bildungen gebildet werden, die nur für einen kleinen Kreis der Leser verständlich sind und die meisten nicht zu entziffern sind. Die Kürzungen sollen aber auch sprachästhetisch wirken.

Die Kurzwortbildung nach Albrecht Greule37

In der Arbeit von Albrech Greule steht folgendes: „Kurzwörter haben ihren Ursprung in der sprachlichen Vergangenheit und sind kein Zeichen sprachlichen Verfalls. (…) Das vermehrte Auftreten von Kurzwörtern in der heutigen Zeit ist wohl Teil der Versuche, die Informationsflut, die heute über uns hereinbricht, sprachlich zu bewältigen. Die Wortbildung über die Kurzwörter ist ein anderen Wortbildungsarten gleichwertiger Wortbildungsprozeß. Er wird trotz vielen entgegenstehenden Bemühungen irreversibel sein.“38

Schon aus den römischen Inschriften sind die akronymischen Abkürzungen bekannt. In der germanisch-deutschen Sprachgeschichte wurden aus zwei Stämmen komponierte Personennamen entdeckt. Die Vollform des Namen hatte offiziell-feierlichen Charakter und die Kurzform benutzte man alltagssprachlich-inoffiziell. Aus dem 19. Jahrhundert sind belegt die Kurzwörter Hapag (Hamburg-Amerikanische-Paketfahrt-Aktiengesellschaft), PS (Pferdestärke) oder Echse (Eidechse). A. Greule meint, dass die Reduktion keine neuzeitliche Erfindung ist, aber dass sie im 20. Jahrhundert ihren Boom erlebt und dass dieser Wortbildungs-prozeß unsere Zeit extensiv genutzt.

Nicht von allen Linguisten wird die Aküsprache positiv beurteilt. Rudolf Leonhardt äußerte folgende Kritik an der Wortkürzung: „Jeden Tag entstehen hundert neue AKÜWÖs (Abkürzungswörter). Sie verbreiten sich wie Bazillen. Die meisten sind kurzlebig, aber viele halten sich länger – mit anderen Worten: es handelt sich um eine epidemische Krankheit.“39

Doch die Sprachentwicklung ist an den Warnungen der Sprachkritiker vorbei-gegangen.

Auf allen Ebenen der Sprache existieren zwei entgegenwirkende Mechanismen – ein expansives Konstruktionsprinzip und Kürzungsprinzipien. Die Kürzung verläuft bei der Tilgung sich wiederholender Elemente (Zauberin statt Zauberer-in, tragikomisch statt tragiko-komisch); geläufig ist auch die Auslassung identischer Morpheme in koordinierten Wortgruppen, an der Stelle der Auslassung wird ein Bindestrich geschrieben (Eisen- und Straßenbahn); bei Frauen und Männern gleichermaßen benennender Formulierung finden wir geschrieben „Leser/-innen“; auch die Verschmelzung von Präpositionen mit den Formen des bestimmten Artikels ist eine Art der Kürzung (zum, zur, im, am). In der Syntax begegnen wir der Kürzung bei der Subjekttilgung bei Referenzidentität oder bei Agens-Schwund im Passiv.

Die Forschungslage zeigt, das im Bereich der Kürzungserscheinungen eine terminologische Vielfalt herrscht. A. Greule unterscheidet:



  • die Reduktion – von der er redet, wenn er einen lexikalischen Kürzungs-prozeß meint,

  • die Kürzung – versteht er als Oberbegriff für alle Kürzungsprozesse, ganz gleich, ob lexikalisch oder nicht.

Ein Kurzwort ist für ihn nur dann ein Kurzwort, wenn ihm eine Vollform zugeordnet werden kann, denn Kurzformen sind lexikalische Varianten von Vollformen (Vollform-Kurzform sind synchron). Lexikalische Konstukte, die zwar Kürzungen aufweisen, denen aber keine Vollform zur Seite steht, sind keine Kurzwörter. Sie sind auch nicht das Ergebnis von diachronem Lautwandel und sie sollen auch keine Lehnwörter sein, die in der Gebersprache Kurzwörter sind, deren Vollform im Deutschen nicht präsent ist (Taxi, Laser, Aids).

Die Ursachen der Kurzwortbildung, die A. Greule angibt:

  • die Tendenz, die relative Länge vorhandener Sprachzeichen oder Sprach-zeichengruppen zu verkürzen,

  • die Demotivation einer Vollform,

  • die verhüllende Funktion (z. B. in der Medizin das Kurzwort CA für Carcinom, oder Tbc für Tuberkulose)

  • bei Personennamen die Notwendigkeit eine Koseform zu bilden (Basti von Sebastian)

  • bei Produktnamen die rechtlich gebotene, werbewirksame Benennung eines Produkts (Haribo aus Hans Riegel, Bonn)

Albrecht Greule beschreibt den Prozeß der Kurzwortbildung folgend: 

Die Grundlage ist der Vergleich von Vollform und Kurzform. A. Greule stellt die modifizierte grobe Typologie der Vollformen von Günter Bellmann vor:



  • mehrgliedrige Komposita

  • vielsilbige Fremdwörter und „Kunst“-Wörter aus fremdem Morphem-material

  • attribuierte und koordinierte Wortgruppen

  • Kombinationen der genannten drei Möglichkeiten

  • Vornamen

Ein wichtiger Schritt im Kürzungsprozeß ist die Lockerung der Struktur (bei der Wortgruppe bereits vorhanden). Auf die Lockerung folgt die Segmentierung. Eine Vollform kann zerlegt werden:

  • In Wörter (z. B. Emmentaler Käse gekürzt zu Emmentaler)

  • In Silben

  • In Laute oder Buchstaben (das hängt von der Aussprache ab – sprechen wir dreisilbig ge: u: es, dann sind die Segmente Buchstaben; sprechen wir einsilbig gus, dann sind die Segmente Laute).

Wir wissen bis jetzt noch nicht, wodurch die Segmentierung der Vollform und die Auswahl der Segmente gesteuert wird. Die Anzahl ist meist zwei bis drei Segmente.

Die Kurzworttypologie soll nach A. Greule berücksichtigen:

  • Die Qualität der in die Kurzform übernommenen Segmente,

  • Die Quantität der Segmente in der Kurzform,

  • Die Position der Segmente bezogen auf die Vollform,

  • Die Kontinuität oder die Diskontinuität der Segmente bezogen auf die Vollform.

Die Klassifizierung nach der Qualität der Segmente:

  • Buchstabenkurzwörter (ZDF)

  • Silbenkurzwörter (Helaba)

  • Wortkurzwörter (Emmentaler)

  • Mischtypen (Bafög, Azubi, H-Milch, Schoko-Creme)

Die Klassifizierung nach der Quantität der Segmente zeigt, dass die Mehrzahl der Kurzwörter zwei oder drei Segmente haben – das gilt, wenn die Segmente Silben und Buchstaben sind, aber nicht bei Lautkurzwörtern (TÜV ist ein trisegmentales Lautkurzwort mit nur einer Silbe). Unisegmentale Buchstaben- oder Lautkurzwörter sind selten zu finden (A3 – die Bezeichnung für die Autobahn). Die Kurzform mit nur einem Segment ist geläufig bei Wortkurzwörtern (der Ober, der Bus).

Nach der Reihung der Kürzungssegmente in der Vollform unterscheiden wir die kontinuierliche Reihung (bei Krimi für Kriminalroman/-film) oder die diskontinuierliche (bei Kripo für Kriminalpolizei). Auch hier existieren Mischtypen (Audimax für Auditorium maximum – zwei Segmente wurden kontinuierlich und das dritte diskontinuierlich übernommen).

In seiner Arbeit sucht A. Greule die Abgrenzungen zwischen den Kurzwörtern und den Abkürzungen, aber auch zwischen den Kürzungen und anderen Wortbildungs-arten. Die Kurzformen wie z. B., Dr. treten nur in der Schrift gekürzt auf, sie werden aber mit dem ganzen Wort ausgesprochen, deshalb können sie keine Kurzwörter sein. A. Greule nennt sie „Tachygraphen“. Es gibt auch Tachygraphe, deren Vollform nicht allgemein bekannt oder zu lang ist (u.A.w.g. – um Antwort wird gebeten; V.i.S.d.P. – Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes). Es ist die Kürzung eines Satzes mit der Funktion einer Aufforderung.

Im nächsten grenzt er die Rückbildungen und die Wortkreuzungen ab. Er zählt auch die bei anderen Autoren angeführten Kunstwörter (Persil, Moped) nicht zu den Kurzwörtern.

Die Kurzwörter selbst können Konstituenten konstruktiver Wortbildungsprozesse sein. Vor allem bei der Komposition und Derivation. Den gekürzten Derivations-basen gibt A. Greule die Bezeichnung „gebundene Kurzwörter“ (Kuli, Trabi, Pulli).



Kurzwortbildung und Semantik

Die Kürzung verliert im Gegensatz zur Vollform die Durchsichtigkeit. Z. B. die Wortgruppe Zweites Deutsches Fernsehen ist voll durchsichtig, die Kurzform ZDF aber nicht. Die Kurzformen des Typs H-Milch sind teilweise durchsichtig. Der Verlust der Durchsichtigkeit führt zur Demotivation. Das kann man positiv oder auch negativ einschätzen. Durch die Kürzung können unerwünschte Motivationen ausgeschaltet werden. Es kann zu einer assoziationsfreien Kommunikation führen. Aber die Gefahr entsteht, wenn durch Reduktion Kurzwörter gebildet werden, die mit einem anderen Sprachzeichen die Ausdrucksseite gemeinsam haben. Z. B. LILI (Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik), TINA (Trierer Initiative für jugendliche Arbeitslose) sind Homonyma der Frauennamen. Diese Kürzungen sind remotivierend.

Die Kurzwortbildung nach Anja Steinhauer40

A. Steinhauer beginnt ihre Beschreibung mit einer Zitation aus einem Kurzwort-lexikon aus dem Jahre 1934: „Wort- und Satzkürzungen sind ebenso alt wie die Schrift selbst.“ Die Kürzungen finden sich schon in frühesten Schriftzeugnissen, auch in den mittelalterlichen Handschriften und Urkunden. Ein Anstieg der Kurzformen wird im späten 19. Jahrhundert und besonders im 20. Jahrhundert beobachtet. Die Kurzwortforschung entwickelte sich innnerhalb der Sprachwissen-schaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert. Die Fachkommunikation kommt ohne die Kurzwörter nicht aus.

Das Alphabet hat eine begrenzte Anzahl von Buchstaben. Ihre Kombinationen können verschiedene Bedeutungen haben.

A. Steinhauer unterscheidet:



  • Abkürzungen

  • Kurzwörter

  • Kunstwörter

  • Genormte und international festgelegte Kürzel

Wie wir schon oben genannt haben sind Abkürzungen die gekürzte Form, die sich nur auf die Schriftsprache beschränkt. Sie können beliebig aus der Vollform nach Platzbedarf gebildet werden (Jahrgang zu Jahrg., Jhrg. oder nur Jg.).

Kurzformen, die in ihrer gekürzten Form auch gesprochen werden sind Kurzwörter. Sie brauchen einen Artikel und werden flektiert. Die Kurzwörter werden nach ihrer Bildungsweise unterteilt, nachdem ihre Langform zu einer Kurzform reduziert wird. A. Steinhauer unterscheidet deshalb:



  • Buchstabenkurzwörter - Initialwörter (Akronyme) – nach der Art der Aussprache unterscheiden wir nach dem Lautwert der Buchstaben gesprochene Kurzwörter und gebunden wie normale Wörter gesprochene Kurzwörter.

  • Silbenkurzwörter – Kopf- oder End- (Schwanzwörter) aus einem, zwei oder drei Segmenten.

  • Mischkurzwörter – bestehen aus mindestens zwei Segmenten und das aus Buchstaben und Silben, aus Buchstaben und Wörtern oder aus Silben/Silbenresten und Wörtern.

  • Morphemkurzwörter (Wort-Kurzwörter) – ihre Form muss nicht in dem Wörterbuch stehen; sie ist klar z. B. Gold für Goldmedaille, Ober für Oberkellner.

Die Kunstwörter stellen eine Sonderform vor. Es sind solche Kurzwörter, deren Vollform nie eigenständig mit gleicher Bedeutung existiert hatte. Üblich gibt es solche Kurzwörter bei Produktnamen und Institutionennamen. Manche Kunstwörter konstruiert man so, dass sie einen eigenen, passenden Sinn ergeben.

Genormte und international festgelegte Kürzel dienen als Maß- und Mengeneinheiten, zur Bezeichnung physikalischer Größen oder chemischer Elemente, als Länder- oder Währungscodes, Domainendungen in der Internetkommunikation und anderes.

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