1 Familiennamen aus germanischen Sprachen Ulf Timmermann Friesische Familiennamen



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Zusammenfassung

(1) Die aus dem Polabischen bzw. Altpolabischen stammenden FaN können als

Reliktnamen angesprochen werden. Sie sind über den Sprachwechsel aus dem

slawischen Idiom ins Deutsche gelangt.

(2) Unverkennbares Kriterium für aplb. FaN ist das Fehlen der Metathese – die

ursprüngliche Folge Vokal + r bleibt erhalten: *tort > tart.

(3) Der Erhalt der urslaw. Nasalvokale /Í/ und /À/ kann auch auf Herkunft aus

dem Aplb. deuten, wenn Ursprung aus dem Poln. ausgeschlossen werden muss.

(4) Eine arealspezifische Distribution deutet auf Entstehung im Aplb. hin.

(5) Witte ermittelt auf Grund seiner Sammlung bestimmte Suffixe als für die

Bildung der FaN charakteristisch: -atz, -k-Suffixe, -l-Suffixe, -n-Suffixe,

-mer/mar sowie -slaw- und -mil-Bildungen heben sich von weiteren ab.

(6) Die hier ermittelten Familiennamen stammen zumeist aus Rufnamen, weniger

aus Übernamen (z. B. Balfanz) sowie Berufsbezeichnungen (vielleicht



Palisch), einer vielleicht aus einem Wohnstättennamen (Schoreitz). Herkunftsnamen

sind nicht erfaßt.



Abkürzungen

Klaus Müller

168

aplb. altpolabisch



asorb. altsorbisch

FaN Familienname

nsorb. niedersorbisch

osorb. obersorbisch

plb. polabisch

poln. polnisch

russ. russisch

sorb. sorbisch

sw. südwestlich

urslaw. urslawisch

BB Brandenburg

BE Berlin

BW Baden-Württemberg

BY Bayern

HB Bremen

HE Hessen

HH Hamburg

SH Schleswig-

Holstein

SL Saarland

SN Sachsen

ST Sachsen-

Anhalt

TH Thüringen



MV Mecklenburg-

Vorpommern

NI Niedersachsen

NRW Nordrhein-

Westfalen

RP Rheinland-

Pfalz

Familiennamen aus dem Polabischen im Deutschen



169

Quellen und Literatur

Bahlow, H. 2004: Deutsches Namenlexikon. Herkunft und Bedeutung von 15 000 Vor- und

Nachnamen. Bindlach.

DUDEN. 2000: Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Bearbeitet von R. und V. Kohlheim,

Mannheim.

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GEOGEN 2007 = http://christoph.stoepel.net/geogen/v3/ (26. 06. 07).

Kunze, K. 2003: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet.

München.

MH = Trautmann, R. 1950: Slavische Ortsnamen Mecklenburgs und Holsteins. 2. verbesserte

Auflage. Berlin [Dazu insbesondere der Registerband, Berlin 1956, vor allem S. 177–207].

Müller, K. 1972: Zum Problem der Integrationstypen im Substratgebiet. In: Zeitschrift für Slawistik

17, S. 730–741.

Müller, K. 2006: Zur ältesten Schicht der Familiennamen aus slawischen Sprachen. In: Familienforschung

in Mitteldeutschland in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg,

Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen (FFM) 47 [bis 1992 MFK], Heft 2, S. 326–330.

Naumann, H. 1994: Das große Buch der Familiennamen. Alter. Herkunft. Bedeutung. Niedernhausen/

Ts.


Olesch, R. 1983–1987: Thesaurus linguae dravaenopolabicae, Band 1–4, Köln, Wien.

Schlimpert, G. 1978: Slawische Personennamen in mittelalterlichen Quellen zur deutschen

Geschichte. Berlin (= Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte

32).


Schmitz, A. 1981: Die Orts- und Gewässernamen des Kreises Ostholstein. Neumünster.

Schmitz, A. 1986: Die Orts- und Gewässernamen des Kreises Plön. Neumünster.

Schmitz, A. 1990: Die Ortsnamen des Kreises Herzogtum Lauenburg und der Stadt Lübeck. Neumünster.

Schmitz, A. 1999: Die Siedlungsnamen und Gewässernamen des Kreises Lüchow-Dannenberg.

Neumünster.

Telefonauskunft für den PC, powered by klickTel (Datenstand 1. September 2005).

Wenzel, W. 1990: Studien zu sorbischen Personennamen. Teil II/1: Historisch-etymologisches

Wörterbuch A–L. Bautzen.

Witkowski, T. 1965: Die Ortsnamen des Kreises Stralsund. Berlin.

Witkowski, T. 1978: Die Ortsnamen des Kreises Greifswald. Weimar.

Witte, H. 1906: Wendische Zu- und Familiennamen aus mecklenburgischen Urkunden und Akten

gesammelt und mit Unterstützung des Herrn Prof. Dr. Ernst Mucke zu Freiberg (Sachsen) bearbeitet

(Mit einer Karte). In: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde

Bd. 71, S. 153–290.

Walter Wenzel

Familiennamen aus dem Sorbischen

im Deutschen

0 Einleitung

Genau genommen haben wir es mit Familiennamen (= FamN) aus zwei verschiedenen

westslawischen Sprachen zu tun, mit FamN aus dem Niedersorbischen

(Nso.) und solchen aus dem Obersorbischen (Oso.). Die beiden Namensysteme

weisen viele Gemeinsamkeiten auf, es gibt jedoch auch wesentliche Unterschiede

zwischen ihnen, besonders im Bereich der anthroponymischen Lexik, aber

auch der Phonetik, weniger im Bereich der Namenbildung.1 Beide Sprachen beruhen

auf unterschiedlichen slawischen Stammesdialekten, im Norden auf den

Dialekten der Selpoli (im Raum um Guben) und der Luzici (ursprünglich im

Raum um Cottbus, Lübben, Calau, mit späterer Ausweitung nach Süden, Norden

und Westen).2 Das Oso. hingegen hat den Stammesdialekt der Milzener zur

Grundlage. Diese waren, ebenso wie die Vorfahren der heutigen Niedersorben,

im Zuge der Völkerwanderung im 7. Jh. aus dem Südosten gekommen. Nach Verlassen

der Urheimat der Slawen, die sich wahrscheinlich in Südostpolen und der

Nordwestukraine befand, zogen sie nördlich der Karpaten in das Flußgebiet der

Oder und diese abwärts, um dann nach dem Westen, in die Landstriche der heutigen

Ober- und Niederlausitz abzubiegen. Die Urahnen der Obersorben ließen

sich in der ca. 15 bis 20 km breiten fruchtbaren Offenlandschaft zwischen Löbau

und Kamenz nieder, um sich danach weiter gegen Norden hin auszubreiten, sodass

es schließlich zur Herausbildung einer Sprach- und Namengrenze mit dem

Nso. kam.3 Nach fast 300 Jahren einer relativ ungestörten Eigenentwicklung änderte

sich das Leben der eingewanderten Slawen von Grund auf, denn am Anfang

des 10. Jh. begannen die Kriegszüge der deutschen Kaiser, die zur Eroberung

der Nieder- und Oberlausitz, zu deren Eingliederung in das Deutsche Reich

171

1 Wenzel 2003, S. 181–187.



2 Wenzel 2006, S. 173–184.

3 Wenzel 2008, passim.

und zur Christianisierung der unterworfenen Bevölkerung führten. Auf diesem

historischen Hintergrund gestaltete sich das weitere Schicksal der altniedersorb.

und altobersorb. Personennamen (= PersN).

1 Das altsorbische Rufnamensystem

Ursprünglich besaß bei den Slawen, wie auch bei anderen indogermanischen

Völkern, eine jede Person nur einen Namen, einen Rufnamen (= RufN). Dieses

System, das die Slawen in seiner Grundstruktur aus dem Indogermanischen.

ererbt hatten, bestand aus zweigliedrigen Vollnamen (= VollN), aus von ihnen abgeleiteten

Kurz- und Koseformen (= KurzF, KoseF) sowie aus Übernamen (=

ÜberN), d. h. aus meist metaphorisch oder metonymisch gebrauchten Appellativen,

fast ausschließlich Substantiven und Adjektiven. Die VollN waren ihrer

Grundbedeutung und -motivation nach ursprünglich Wunschnamen, die dem

Neugeborenen auf magische Weise positive Eigenschaften wie Kampfgeist, Mut,

Ruhm, Ehre, Güte, Friedfertigkeit usw. auf dem zukünftigen Lebenswege bescheren

sollten. Das veranschaulichen u. a. folgende Beispiele aus dem altsorb.

Sprachraum: 857 apud Zistiboron, *È÷stiborq, aus urslaw. *É÷st÷ ‘Ehre’ und *borin

*borti (sÍ) ‘kämpfen’, woraus sich eine Grundbedeutung ‘möge er durch

Kampf zu Ehre gelangen’ erschließen läßt. Dieselbe Wurzel *bor- dient als Vorderglied

in 1071 Borislauus, *Borislav, mit dem Hinterglied -slav aus urslaw.

*slava ‘Ruhm’, also ‘möge er durch Kampf zu Ruhm gelangen’.4 Diese ursprünglich

sinnvollen Namengebilde wurden in späterer Zeit meist durch Zusammensetzungen

von Namengliedern abgelöst, die keinen rechten Sinn mehr ergaben.

Der Grund ist darin zu suchen, dass man die VollN bei der Namengebung

auch dazu verwendete, verwandtschaftliche Beziehungen, die Abstammung vom

Familienvater auszudrücken. Zu diesem Zweck nahm man in die Namen der

Söhne jeweils ein Namenglied des Vaters auf. So belegt z. B. in Österreich (mit

einer sehr frühen Namenüberlieferung) eine Urkunde vom Jahre 864 aus einem

Dorf einen *Domomyslq, einen *Godimyslq und einen *Našemyslq, bei denen

es sich wahrscheinlich um Brüder handelt, die das Hinterglied *-myslq, aus urslaw.

*mysl÷ ‘Gedanke’, *mysliti ‘denken’, von ihrem Vater ererbt hatten.5 Der-

Walter Wenzel

172

4 Schlimpert 1978, passim.



5 Kronsteiner 1975, S. 182.

artige Erscheinungen sind auch aus dem Althochdeutschen, so aus dem Hildebrandslied,

und anderen alten indogermanischen Sprachen bekannt.6

Bei der Verwendung im Familien- oder Freundeskreis unterlagen die VollN

mehr oder weniger starken Kürzungen, wodurch Kurz- und Koseformen entstanden.

Hierbei fiel oft das Hinterglied weg, wie z. B. bei 1071 Bor, *Bor, aus *Borislav,

*Borimir, *Borivoj o. ä. VollN. An ein Vollnamenglied konnte ein Suffix

treten: 1276 Borasch, *Boraš, 1296 Borysch, *Boriš. KoseF, in der Fachsprache

auch Hypokoristika genannt, entstanden aus der ersten (offenen, d. h. auf einen

Vokal endenden) Silbe durch Anfügen der Suffixe -ch oder -š, wodurch sich solche

Formen wie Boch oder Boš ergaben, wobei hier sowohl Borislav als auch Boguslav

oder Bodislav zu Grund liegen kann. Bei den KoseF kam es oft zu Erweiterungen

durch solche Suffixe wie -ak, -an, -ik, -k usw., was zu Bošak, Bošan,

Bošik, Bošk usw. führte. Suffixkombinationen sind also keine Seltenheit. Aus

dem Vollnamenglied Rad- wie in Radoslav, zu urslaw. *radq ‘froh, gern’, wurde

z. B. im Nso. mit Hilfe der Suffixe -och und -la der relativ häufige FamN Radochla

gebildet. Kürzungen waren darüber hinaus im In- oder Auslaut von VollN

möglich, so von Radoslav zu Raslav, von Radomir, mit dem Hinterglied aus urslaw.

*mirq ‘Frieden’, zu Radom.

ÜberN waren in den ältesten Zeiten weniger in Gebrauch, nahmen später aber

immer mehr zu, so 1071 Cos, *Kos, aus urslaw. *kosq ‘Amsel’, 1300 Karaz,

*Karas, aus urslaw. *karasQ ‘Karausche (ein Fisch)’. Eine kleine aber altertümliche

und kulturgeschichtlich interessante Gruppe bilden die sog. „Abwehrnamen“,

auch apotropäische Namen genannt, mit deren Hilfe der Namengeber versuchte,

die bösen Geister und Dämonen zu überlisten und sie vom Neugeborenen

abzuhalten, indem er dieses als etwas Hässliches, nicht Liebenswertes, zu Verabscheuendes

und Nichtswürdiges darstellte. Hierher gehören Namen mit der Verneinungspartikel

ne wie oso. Nerad ‘nicht gern’. Eine prohibitive Motivation

liegt dem nso. FamN Nipraš zu Grunde ‘möge der so Benannte von der Räude,

dem Aussatz verschont bleiben’, zur Negationspartikel nso. ni ‘nein, nicht’ und

nso. älter praš ‘Räude, Aussatz’.7 Aus diesem alten Rufnamenrepertoire schöpften

die Namengeber auch bei der Bildung von Ortsnamen (= OrtsN). In der Lausitz

war immer wieder zu beobachten, dass viele der aus den OrtsN erschlosse-

Familiennamen aus dem Sorbischen im Deutschen

173


6 Schmitt 1995, S. 622.

7 Wenzel 2002b, S. 9–10.

Walter Wenzel

174


nen PersN sich später als FamN wiederfanden.8 Als Beispiel aus der Oberlausitz

sei hier Laucha, oso. Luchow, genannt, 1306 Luchowe, altobersorb. *Luchow

‘Siedlung des Luch’, als FamN Luch bereits 1484 in Bautzen bezeugt, eine KoseF

von Luboslaw oder Lutobor, deren Vorderglieder auf urslaw. *Ôubq ‘lieb’

bzw. *Ôutq ‘streng, grausam, grimmig’ beruhen. Das oben erwähnte Nerad, 1649

als FamN Nerath überliefert, diente Jahrhunderte früher zur Bildung des OrtsN



Neraditz, oso. Njeradecy, 1419 Neradewitz, *Neradowici ‘Siedlung der Leute

des Nerad’. Auf diese Weise lassen sich mit Hilfe von FamN Ortsnamendeutungen

präzisieren. Der OrtsN Lömmischau, oso. Lemišow, um 1400 Lemeschaw,

wurde bisher zu poln. lemiesz, tschech. lemeš ‘Pflugschar, Pflugeisen’ gestellt

und als ‘Siedlung, die von gepflügten (bestellten) Feldern umgeben ist’ gedeutet.

Der oso. FamN Lemiš, in Bautzen bereits 1416 Lemischs, 1422 Lemisch, ein BerufsüberN

für den Hersteller von Pflugeisen bzw. Pflugscharen, spricht für ‘Siedlung

des Lemiš.’ 9



2 Von der Einnamigkeit zur Zweinamigkeit

Nach der Eroberung des Slawenlandes durch die Deutschen und nach der Christianisierung

begann ein ständig anschwellender Strom deutscher (dt.) und

christlicher (christl.) RufN dem slaw. Rufnamensystem Konkurrenz zu machen.

Ein entscheidender Umbruch trat mit dem Übergang von der Einnamigkeit zur

Zweinamigkeit ein. Bei der schriftlichen Fixierung der Haus- und Hofbesitzer

zum Zwecke der Festlegung von Abgaben und Steuern griff die weltliche und

kirchliche Obrigkeit auf die bisher üblichen sorb. RufN zurück, die damit ihre

Funktion zu ändern begannen und aus der anthroponymischen Subklasse der

RufN in die Subklasse der Hofnamen (= HofN), später der FamN überwechselten.

Dieser Vorgang war der entscheidende Grund dafür, dass sich viele slaw.

PersN überhaupt erhielten: sie wurden auf den Hof, das Bleibende und dem Interesse

der herrschenden Oberschicht Dienende bezogen, schriftlich niedergelegt

und nahmen einen amtlichen Charakter an.10 Das Wesen der HofN kommt sehr

8 Wenzel 2001, S. 165–180.

9 Wenzel 2008, passim und Karte 6 im Anhang.

10 Wenzel 1987, S. 13–15.

schön in der nachfolgenden Eintragung im Kirchenbuch von Hornow, nö. Spremberg,

zum Ausdruck: 1717 wurde George Budarn von Gary itzo Britza genand

mit Anna Britzin von Horne copuliert. Die Notiz besagt also, dass der neue Hofbesitzer

seinen bisherigen, noch nicht zu einem vollwertigen FamN gewordenen

BeiN *Budaê aufgeben muß und den Namen des Hofes *Brica, in den er einheiratet,

erhält. Auf diese Weise konnten sich diese PersN durch ihre Bindung an

den Hof nicht nur über Jahrhunderte erhalten, was uns die historischen Quellen

immer wieder bestätigen, sondern sie erfüllen durch ihre Ortsgebundenheit

gleichzeitig die Voraussetzungen für die Personennamengeographie, bilden ihre

methodologische Voraussetzung. Wir haben es hier aber, genau genommen, nicht

nur mit HofN, sondern auch mit HausN zu tun, da in den Abgabelisten und sonstigen

Verzeichnissen der deutschen Administration auch Häusler, Büdner und

Cossäten erscheinen, die wenig oder gar kein Land, sondern nur eine Bude besaßen.

Ähnliches gilt für die Stadtbewohner.

Dadurch, dass die ehemaligen slaw. RufN die Funktion von HofN und

HausN, später von FamN zu übernehmen hatten, entstand mit dem Aufkommen

der Zweinamigkeit ein Vakuum: Es war die neu entstandene Stelle der Vornamen

(= VorN) zu besetzen. Das geschah fast ausschließlich mit Hilfe christl. und dt.

RufN. Die christl. und dt. Namengebung machte aber nicht bei den VorN halt,

sondern prägte in bedeutendem Maße auch die Gestaltung der sorb. Zunamen

(= ZuN). Damit sind solche dem RufN hinzugefügte PersN gemeint, bei denen

aus den historischen Quellen nicht eindeutig hervorgeht, ob wir es noch mit

BeiN, HofN (genau genommen Hofbesitzernamen) oder schon mit offiziellen,

unveränderlichen, erblichen FamN zu tun haben. Bei der Bildung dieser sorb.

ZuN kam es in großem Umfange zu Hybridisierungen, d. h. zur Bildung von

PersN aus einem nichtslaw. und einem slaw. Element. Auf diesem Wege entstanden

solche Namen wie Haniš < Johannes und Kuniš < Kuonrad, Konrad. Auch

beim Aufkommen deappellativischer ZuN, also vieler Berufs- bzw. Amts- und

Übernamen, macht sich der dt. Einfluß bemerkbar, so bei nso. Bogot, oso. Bohot

< dt. Vogt, nso. Lenik < dt. Lehmann, oso. Butra über das Lehnwort butra < dt.

Butter.

Die Zweinamigkeit und damit die Herausbildung von FamN aus Bei-, Hofund

Hausnamen setzt in der Lausitz im 14. Jh. ein. Die ältesten Einwohnerverzeichnisse,

die fast ausschließlich abgabenpflichtige Hof- und Hausbesitzer erfassen,

so das Zinsregister des Klosters Marienstern (1374–1382), das Landregister

Sorau (1381) und insbesondere die Geschoßlisten der Stadt Bautzen

Familiennamen aus dem Sorbischen im Deutschen

175


(1399–1408), führen bereits eine beträchtliche Anzahl von Personen mit einem

RufN und einem ZuN an. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jh. erlangen diese anfangs

noch unfesten und unverbindlichen ZuN bei allen Bevölkerungsschichten

in Stadt und Land endgültig den offiziellen Status unveränderlicher und erblicher

FamN. Eine entscheidende Rolle in diesem, sich über einen langen Zeitraum hinziehenden

Prozess spielten seit dem ausgehenden 16. Jh. die Kirchenbücher, d. h.

die Tauf-, Trau- und Sterberegister, die erstmals sämtliche Einwohner, auch die

untersten sozialen Schichten, die Knechte und Mägde, die sog. „Hausgenossen“

usw., mit VorN und ZuN schriftlich festhielten.11

3 Die Bildung der Familiennamen

Die morphematische Grundstruktur aller sorb. FamN läßt sich mit der Formel

P0–1 + AB + S0–4 wiedergeben, wobei P = Präfix oder Partikel, AB = anthroponymische

Basis, S = Suffix symbolisieren, während die klein geschriebenen Ziffern

die Zahl der Affixe anzeigen. Am häufigsten ist der Typ P +AB + S mit den

Subtypen 0 + AB + 0 in Mi³, 0 + AB + ak in Milak, Na + AB + 0 in Nagora,

Pod + AB + ka in Podgorka usw. Den Typ P +AB + S + S realisiert ein solcher

Subtyp wie 0 +AB + aš + k in Domašk. Seltener ist der Typ P + AB + S + S +

S mit einem solchen Subtyp wie 0 +AB + iš + k + ec in Juriškec, wobei -ec aus

der ursprünglichen Suffixkombination *-owic hervorging. Die Untergliederung

erfolgt des Weiteren nach den anthroponymischen Basen, ob also ein VollN zu

Grunde liegt wie bei Dalebog, eine KurzF wie bei Dal, ein gekürztes Vollnamenvorderglied,

versehen mit einem oder zwei Suffixen wie in Daš und Daška. Das

Gesamtsystem, wie es aus Quellen des 14. bis 18. Jh. erschlossen wurde, konstituieren

bei den FamN aus RufN 9 Typen mit ca. 80 Subtypen, bei den FamN aus

Appellativen 4 Typen mit ca. 55 Subtypen.12 Die häufigsten anthroponymischen

Basen bei den FamN aus slaw. RufN sind Dom-, Lub- und Wel-, bei den FamN

aus christl. RufN Han-, Kub- und Jan-, bei den FamN aus dt. RufN Hajn-, Kunund



Her-. Zur Ableitung dienten vor allem die Einzelsuffixe -ik, -und -ak sowie

die Suffixkombinationen -š + -k-, -n + -k-, im Nso. -en + ´c. Insgesamt kommen

Walter Wenzel

176


11 Wenzel 2004, S. 9–11.

12 Wenzel 1987, S. 21–25.

rund 75 verschiedene Einzelsuffixe und 120 Suffixkombinationen zur Anwendung.

Recht häufig erscheint für sorb. -k, -ka oder -ko das unter dt. Einfluß aufgekommene

sekundäre Suffix -ke, so z. B. 1621 Domaschk, auf dems. Hof 1647

Dommaschke; 1671 Domaschka, ders. ebenda Domaschke; 1660 Domko, ders.

ebenda Domke. Präfixe bzw. ursprüngliche Präpositionen finden sich vor allem

bei Wohnstättennamen, so bei Nagora ‘der am Berg Wohnende’, bei Nakonc ‘der

am Ende des Dorfes Wohnende’, bei Podgorka ‘der unterhalb des Berges Wohnende’.

13 Sehr selten sind Namen mit den Negationspartikeln ne- oder ni-, so

Neda, Nerad und Nipraš.

4 Die Bedeutung der Familiennamen

Nach ihrer Grundmotivation lassen sich die sorb. FamN, ähnlich wie die dt., in

5 Gruppen einteilen.

4.1 Familiennamen aus Rufnamen

FamN aus slaw., dt. und christl. RufN entstanden dadurch, dass dem RufN einer

Person der RufN einer anderen (verwandten) Person, im allgemeinen der des Vaters,

hinzugefügt wurde, wodurch ursprünglich eine patronymische Bedeutung

zum Ausdruck kam. So erhielt der Sohn des Andrej den VorN Christoph und den

ZuN Andreick (mit Diminutivsuffix), also ‘der kleine Andrej, der Sohn des Andrej’.

Diese Namengruppe ist am umfangreichsten, vor allem durch die FamN

aus christl. RufN. Wie wir unten noch sehen werden, gelangen mehrere von ihnen

unter die 10 häufigsten sorb. FamN.

4.2 Familiennamen nach der Herkunft

Ein Herkunftsname (= HerkN) kennzeichnete eine Person nach dem Ort, aus dem

sie zugezogen war, so nso. Huraz ‘einer aus dem Dorf Huraz, dt. Auras’. Diese

HerkN aus einem genuin sorb. OrtsN begegnen nur vereinzelt, da die meisten

Familiennamen aus dem Sorbischen im Deutschen

177


13 Wenzel 2004, S. 513f., Karten 8, 9; Wenzel 2005a, 29–39.

Lausitzer HerkN auf eingedeutschten sorb. oder dt. OrtsN beruhen. Ein sorabisierter

dt. OrtsN liegt dem FamN Barbuk zugrunde, von dt. Bärenbrück, nso.

Barbuk. Sehr selten sind, ganz im Gegensatz zum Polnischen (Poln.) und Tschechischen

(Tschech.), FamN auf -ski, z. B. oso. Salowski ‘einer aus Salow, dt. Saalau’,

nso. Jab³onski ‘einer aus Jab³on, dt. Gablenz’.14 Zu den HerkN im weiteren

Sinne zählen die von Stammes-, Völker- und Landesnamen abgeleiteten FamN,

so Serb, Serbin, Sarban ‘Sorbe’, Nimc, NÏmc ‘Deutscher’ und einige andere,

darunter auch Mišnaê ‘einer aus der Stadt oder dem Land Meißen’, Brambor,



Brambora und Brambork ‘einer aus (dem Land) Brandenburg, Brandenburger’.

4.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Wohnstättennamen (= WohnstN) benannten Personen nach der Lage ihres Wohnsitzes

in der Landschaft: an/auf einer Anhöhe oder im Tal, so Nagora, Dolan; bei

Bäumen und Sträuchern, so Buk ‘Buche’, Keê(k) ‘Strauch’; bei einem Walde, so

Gaj(k) ‘Hain, Hag, kleiner Wald’; Dubrawa ‘Eichenwald’. Sehr häufig sind Benennungen

nach der Lage des Hofes in der Siedlung: an deren Rande, am Ende,

so Koncak, Nakonc, Nakoncaê, Skonc, vergleichbar den dt. FamN Amend, Endmann;

in einem Winkel, einer Ecke, so Narožk, Nuglišk, Rohak, entsprechend dt.



Winkler, Eckbauer.15

4.4 Familiennamen nach dem Beruf, der sozialen Stellung,

einem Amt usw.

Berufsnamen (= BerN) sind relativ häufig, so nso. Kowal ‘Schmied’, Kjarcmaê

‘Schenk-, Gastwirt’, Kolasaê und Ko³oôej ‘Stellmacher, Wagner’, Tkalc ‘Weber’,

Twaêc ‘Zimmermann’, Rataj ‘Ackermann’, Lenik ‘Lehmann’, Kosac und

Kosak ‘Kossäte’, Budaê ‘Büdner’; oso. Kowar ‘Schmied’, KorÉmar ‘Schenk-,

Gastwirt’, dazu gleichbedeutendes aus dem Tschech. ins Dt., besonders in die

Oberlausitz eingedrungenes Kret(z)schmar, Kret(z)schmer;16 ferner Ko³odôej

Walter Wenzel

178

14 Wenzel 1996a, S. 97–101; Wenzel 1996b, S. 339–346.



15 Wenzel 2004, S. 513–515, Karten 8–10; Wenzel 2005a, S. 29–39.

16 Wenzel 1994a, S. 22 f., Karten 15, 16.

‘Wagner’, sla ‘Zimmermann’, Smoler ‘Köhler’, Po³lenk ‘Halbhüfner’, Zahrodnik

‘Gärtner’. – Aus Amtsbezeichnungen gingen hervor: Starosta ‘Dorfältester’,



Šo³ta ‘Schulze’, Wicaz ‘Lehmann’, Župan ‘Dorfältester oder Vorsteher einer größeren

Siedlergemeinschaft’, nso. Bogot, oso. Bohot ‘Voigt’.17 Eine Anzahl dieser

BerN, vor allem aus Amtsbezeichnungen hervorgegangene FamN wie Lenik,

Šo³ta, Bogot/Bohot u. a. beruhen auf Lehnwörtern aus dem Dt.18

4.5 Familiennamen aus Übernamen

Umfangreich ist die Gruppe der ÜberN, die im Akt der Namengebung etwas über

auffällige körperliche und charakterliche Eigenheiten eines Menschen aussagten,

über seine Verhaltensweisen, Gewohnheiten, seine Haar- und Hautfarbe, Körperteile

usw.: Krotki ‘kurz’, Mudra ‘klug’, BÏlak, BÏlik ‘weiß’, nso. Carnak, -ik, -,

oso. Èernak, Èornak, Èernik ‘schwarz’, Broda, Brodak ‘Bart’, nso. G³owa,

G³owac, oso. H³owa, H³owaÉ ‘(Groß)kopf’, Nosak, Nosik, Nosk ‘Nase’ u. a.

Zahlreiche Namen gehen auf Tierbezeichnungen zurück, so Baran ‘Widder,

Schafbock’, Karas ‘Karausche (ein Fisch)’, Liška ‘Fuchs’, Kokot ‘Hahn’, Komor

‘Mücke’, Kozo³, Kozlik ‘Ziegenbock’, Rak ‘Krebs’, Sykora ‘Meise’, nso.



Cyž, oso. Èiž(ik) ‘Zeisig’; auf Pflanzenbezeichnungen RÏpa ‘Rübe’, Sok ‘Linse’,

nso. Groch ‘Erbse’; auf Bezeichnungen verschiedener Gegenstände, Bekleidungsstücke,

Lebensmittel usw., so Brus(k) ‘Wetzstein’, Bubon ‘Trommel’, Koš

‘Korb’, Cholowa ‘Hose’, Kabat ‘Männerrock, Wams’, Piwo, Piwko ‘Bier’, Ca³ta

‘geflochtene Semmel’. Viele dieser Namen beruhen auf Bezeichnungsübertragung,

d. h. ihnen liegen metaphorische und metonymische Benennungsweisen zu

Grunde. Ein schönes Beispiel für Metonymie enthält die Eintragung vom Jahre

1614 im Cottbuser Kirchenbuch: Hans Bruwar oder Chmelik. Neben dem BerN



Bruwaê ‘(Bier)brauer’ gebrauchte man für dieselbe Person als mittelbaren BerN

die metonymische Benennung Chmjelik, zu nso. chmjel ‘Hopfen’.

Familiennamen aus dem Sorbischen im Deutschen

179


17 Wenzel 1994a, S. 18–26, Karten 1–28; Wenzel 2002a, S. 162–171; Wenzel 2004, S. 510–512,

Karten 3–7.

18 Wenzel 1994/95, S. 45–61.

Walter Wenzel

180

5 Die zeitliche Schichtung der Familiennamen



Namenstratigraphisch gesehen lassen sich obige fünf Gruppen verschiedenen

Zeitschichten zuordnen und in sich chronologisch weiter differenzieren. Unter

den FamN aus RufN bilden die aus slaw. VollN, Kurz- und Koseformen hervorgegangenen

Namen zweifellos die älteste Schicht, im Gegensatz zu den jüngeren,

erst nach der dt. Eroberung aus christl. und dt. RufN abgeleiteten FamN, die

bald die Oberhand gewannen, ohne jedoch den genuin slaw. Rufnamenbestand

ernstlich zu bedrohen. Nur die VollN schwanden fast restlos. Unter den ÜberN

können manche ein sehr hohes Alter besitzen, andere wiederum mögen bedeutend

später entstanden sein. Viele BerN, vor allem aber die HerkN und WohnstN

sind erst im Spätmittelalter und in der beginnenden Neuzeit im Zusammenhang

mit der Durchsetzung der Zweinamigkeit zur Entfaltung gekommen. Diese genetisch

unterschiedlichen Namengruppen flossen spätestens im 18. Jh. zu einem

einheitlichen Bestand an FamN zusammen, der sich dann nicht mehr wesentlich

veränderte.

Die BerN haben ihre Zunahme der wachsenden Arbeitsteilung und Differenzierung

der Gesellschaft zu verdanken, die HerkN der ansteigenden Binnenmigration.

Die WohnstN wiederum stehen in einem ursächlichen Zusammenhang

mit der in den Vordergrund gerückten Neuorientierung in der nunmehr größer gewordenen

Siedlung und dem angrenzenden Gelände sowie mit der während der

dt. Ostsiedlung und des fortschreitenden Landesausbaues sich wandelnden Siedelstruktur,

den neuen Dorf- und Flurformen.19

6 Die räumliche Verbreitung der Familiennamen

Die namengeographischen Untersuchungen ließen eine starke räumliche Differenzierung

der sorb. FamN erkennen.20 Zahlreiche FamN kommen nur in der

Niederlausitz vor, andere wiederum nur in der Oberlausitz.21 Zwischen ihnen bildete

sich eine ausgeprägte Grenzzone heraus, die mit vielen nso.-oso. Mundart-

19 Wenzel 1994b, S. 133–140; Wenzel 2004, S. 514f.

20 Wenzel 1994a, S. 18–52, Karten 1–112; Wenzel 2004, S. 508–519, Karten 1–16.

21 Wenzel 2003, S. 181–187.

isoglossen im Sorbischen Sprachatlas konform geht. Das zeigt u. a. die beigefügte

Karte mit der Kowal-Kowaê -Isolexe, die mit der betreffenden appellativischen

Isolexe aus dem Sorbischen Sprachatlas fast genau übereinstimmt.22 Darüber

hinaus treten innerhalb der beiden Sprach- und Namenlandschaften

zahlreiche kleinere und größere Personennamenareale hervor. Die sorb. Arealanthroponomastik

erbrachte viele weiterführende Erkenntnisse, nicht nur für die

sorb. Sprach- und Siedlungsgeschichte, sondern in methodologischer Hinsicht

auch für einen zukünftigen gesamtslawischen anthroponymischen Atlas.23

7 Die Häufigkeit der Familiennamen

In den „Studien zu sorbischen Personennamen“, die insgesamt 25 Kreise auf einem

Territorium erfaßten, das von Wittenberg und Torgau im Westen bis nach

Fürstenberg und Görlitz im Osten, von Zittau im Süden bis nach Beeskow im

Norden reichte, wurden auf der Grundlage von rund 45 000 Belegen aus Quellen

des 14. bis 18. Jh. in 8171 Namenartikeln die Namen von 40 511 Personen untersucht.

24 Hinzu kommen noch weitere 8456 verschiedene Namen mit 48 463

Belegen aus den Niederlausitzer Kirchenbüchern des 16. bis 18. Jh.25 Die statistische

Auswertung bezog auch die anthroponymischen Suffixe und ihre Frequenzen

mit ein, sodass eine Tabelle der 10 häufigsten Suffixe und Suffixkombinationen

erstellt werden konnte.26 Hier sei nur die Liste der zehn häufigsten nso.

und oso. FamN angeführt: Nso. Nowak ‘Neumann’, Kowal ‘Schmied’, Kosac

‘Kossäte, Gärtner’, Juriš ‘Georg’, Koncak ‘Endmann’, Budaê ‘Büdner, Häusler’,



Šejc ‘Schuster’, Ko³oôej ‘Wagner’, Tkalc ‘Weber’, Kja(r)cmaê ‘Gastwirt’; oso.

Nowak ‘Neumann’, Bartuš ‘Bartholomäus’, Šo³ta ‘Schulze’, Hanuš ‘Johannes’,

PÏtšik ‘Peter’, Kral ‘König’, Wicaz ‘Lehmann’, Jank ‘Johannes’, PÏ‘Peter’,

JenÉ ‘Johannes’. Auffällig ist bei einem Vergleich zwischen den nso. und oso.

FamN, dass in beiden Anthroponymien Nowak, eigentlich ein indirekter HerkN,

Familiennamen aus dem Sorbischen im Deutschen

181


22 Wenzel 1994a, S. 22, Karte 13.

23 Wenzel 1998, S. 76–84.

24 Wenzel 1991, S. 5 und 25.

25 Wenzel 2004, S. 506.

26 Wenzel 1992, S. 231.

Walter Wenzel

182

Kowal/Kowaê-Isolexe



Familiennamen aus dem Sorbischen im Deutschen

183


so wie im Poln. und Tschech. an der Spitze steht. Im Nso. herrschen die BerN

vor, im Oso. dagegen die FamN aus christl. RufN. Die statistische Erfassung aller

verschiedenen Namen und die Zahl ihrer Namenträger sowie die Anzahl der

Suffixe bildete die Voraussetzung für eine allseitige Charakterisierung des sorb.

Familiennamenbestandes, ermöglichte die Bestimmung zentraler und peripherer

Erscheinungen und das Erkennen von Entwicklungstendenzen.27



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