„Forschungskolloquium Germanistisches Institut



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Master
„Forschungskolloquium"
Germanistisches Institut
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Karin Pittner


Der Grammatikalisierungsweg

von trotz und entsprechend







Inhalt

0. EINLEITUNG ....................................................................................................................2

1. TEIL: KOMMUNIKATION UND KORPUS ....................................................................4

1.1 DIE VERORTUNG DER CHAT-KOMMUNIKATION .............................................5

1. 2 DAS MANNHEIMER IDS: COSMAS II (CORPUS SEARCH, MANAGEMENT AND ANALYSIS SYSTEM) ........................................................................................... ....6

II. TEIL: PRÄPOSITIONEN IM KONTEXT DER GRAMMATIKALISIFRUNG 7

2. PRÄPOSITION ALLGEMEIN .........................................................................................7 2.1 DIE EINORDNUNG DER PRÄPOSITION ..................................................................7 2.1.1 GRAMMATIKALISIERUNG UND DAS LEHMANNSCHEN MODELL ................8

2.1.2 ETYMOLOGIE, ENTSTEHUNG UND STRUKTUR VON TROTZ UND ENTSPRECHEND 10

2.2. DAS PRINZIP DER MAXIMALEN DIFFERENZI I ;RUNG NACH DI MEOLA 14
2.5 ZWISCHENBILANZ ....................................................................................................15

III. TEIL: KORPUSANALYSE UND ERGEBNISSE ........................................................17

3. FREQUENZ UND TEXTSORTENSPEZIFISCHE VERTEILUNG 17


3. 1 STELLUNGSVARIATION: ALTERNATION VON POST- UND PRÄSTELLUNG 3.2. REKTIONS VARIATION .............................................................................................19

ABSCHLUSSBETRACHTUNG 21

LITERATURVERZEICHNIS 23

ANLAGEN ZUR KORPUSANALYSE .............................................................................................25 ERKLÄRUNG ÜBER SELBSTSTÄNDIGKEIT ....................................................................................31
0. Einleitung
In der vorliegenden Arbeit wird die Wortart Präposition unter Einbeziehung der Grammatikalisierungsforschung fokussiert. Die Grammatikalisierungsforschung untersucht primär die sprachgeschichtliche Herausbildung von Funktionswörtern. Sie kann nicht nur historische Sprachentwicklungen, sondern auch synchrone Sprachzustände beschreiben (vgl. Di Meola 2006: 241). Es ist davon auszugehen, dass in der Gegenwartssprache stärker und schwächer grammatikalisierte Präpositionen verwendet werden, wobei auch unterschiedlich stark grammatikalisierte Varianten ein und derselben Präposition koexistieren können. Der Begriff der Variation wird in dieser Arbeit von zentraler Bedeutung sein. Er verweist darauf, dass einige Präpositionen weiterhin als Inhaltswort, demnach ohne grammatische Funktion, in Form von Substantiven, Verben etc. auftreten können.

Im dritten Teil dieser Arbeit wird es dann beispielsweise um eine Verteilung von entsprechend und trotz auf die Kategorien Funktionswort und Inhaltswort gehen. Die Verteilung wird Ausschluss darüber geben, inwieweit die zu untersuchenden Präpositionen überhaupt als solche in der Schrift- und in der mündlich konzipierten Chat-Sprache vertreten sind. Die Voraussetzungen zur Reanalyse (neue kategoriale Zuordnung), also die Entwicklung vom Inhalts- zum Funktionswort, können dabei nicht unberücksichtigt bleiben.

Zusätzlich kann es auf dem Grammatikalisierungsweg einzelner Präpositionen zu Varianten hinsichtlich ihrer Stellung und Rektion kommen. Es wird an dieser Stelle um die zentrale Frage gehen, welche Stellungs- und Rektionsvarianten die Präpositionen entsprechend und trotz aufweisen und ob textsortenspezifische Unterschiede und Unterschiede hinsichtlich gesprochener und mündlich konzipierter Sprache bei ihrer Verwendungsweise auftreten. An Hand dieser Kriterien wird bereits deutlich, dass sich nicht nur die morphologische Form eines Wortes auf seinem Grammatikalisierungsweg, sondern auch die syntaktische Umgebung verändert. Kasusvariation bedeutet in diesem Kontext allerdings laut Di Meola (2006: 246) nicht, dass der Sprecher nicht in der Lage sei, die standardsprachliche Norm zu erfüllen. Kasusalternation ist die Folge von Grammatikalisierungsprozessen. Allerdings soll an Hand der Korpusanalyse aufgezeigt werden, dass es bestimmte Trends und Tendenzen hinsichtlich der Kasusverwendung
innerhalb der Textsorten gibt. Es ist anzunehmen, dass konservativere Sprachbereiche beispielsweise den „alten" Kasus länger beibehalten als innovativere. Kasusalternation tritt in einer Übergangsphase auf, in der man vom Ursprungskasus abweicht und sich dem neuen Kasus annähert.

Es wird davon ausgegangen, dass die Verteilung des neuen Kasus Ausschluss über den jeweiligen Grammatikalisierungsgrad der Präposition gibt.

Bevor ich auf die einzelnen Stufen des Grammatikalisierungsweges eingehe, werde ich im ersten Teil die einzelnen Korpora und ihre Besonderheiten vorstellen. Im Anschluss daran wird im zweiten Teil die Präposition im Kontext der Grammatikalisierung betrachtet. Im letzten Teil wird die Korpusanalyse erfolgen, um bestimmte Trends beobachten zu können.
I. Teil: Kommunikation und Korpus 1. Das Dortmunder Chat-Korpus

Aufbereitung und Format:

„Das Dortmunder Chat-Korpus dokumentiert in Form eines Bestands an Mitschnitten (sog. "Logfiles") die Sprachverwendung und Kommunikation in unterschiedlichen Typen von Chat-Anwendungen und kann als Grundlage und Hilfsmittel sprach- und kommunikationswissenschaftlich motivierter Studien zur synchronen internetbasierten Kommunikation genutzt werden'.

Bei den aufbereiteten Daten handelt es sich um Mitschnitte diverser Chats, die in eine eigens entwickelte XML-Dokumentengrammatik annotiert wurden. Diese Dokumentengrammatik modelliert die in den Logfiles dokumentierten ChatEreignisse als Abfolge von Chat-Beiträgen (messages).2

Die messages wiederum können einem bestimmten Teilnehmer, einem gewissen message-type und verschiedenen Stilelementen zugeordnet werden.3

Für die Durchführung von Suchanfragen stellt das Dortmunder Chat-Korpus die Suchmaske STACCADo (Search Tool for Annotated Chat Corpus Analyses DOrtmund) bereit.4

Zur freien Nutzung kann ein ZIP-Archiv heruntergeladen werden, das einen Teilbestand von 385 Dokumenten in 59.876 Chat-Beiträgen mit 551.762 lfd. Wortformen umfasst.5



Inhalt und Gliederung

Wie bereits oben durch das Zitat erwähnt, gibt es im Dortmunder Chat-Korpus unterschiedliche Anwendungsbereiche, d.h. das Korpus besteht aus Teilkorpora. Es gibt im Dortmunder Chat-Korpus die Grobbereiche „Professionelle Kommunikation" und „Freizeitkommunikation", denen die Teilkorpora „Professionelle Chats" und „Plauder-Chats" entsprechen.

' http://www.chatkorpus.uni-dortmund.de/

2 Vgl. http:/%www.chatkorpus.uni-dortmund.de/030 aufbereitung

'Der Teilnehmer hat einen individuellen Nickname. Die message-topes unterscheiden sich vom Typ „utterance", der Kommunikationsbeiträge in direkter Rede darstellt, vom Typ „action", mit denen Zuschreibungen aus einer fiktiven Außensicht realisiert werden, und systemgenerierten messages

Bei den Stilelementen geht es um Emoticons, Erwähnungen von Nicknames, Adressierungen, AsteriskAusdrücke (siehe hierzu: http://www.chatkorpus.uni-dortmund.de/030_aufbereitung).

a http://www.chatkorpus.uni-dortmund.de/040 staccado

5 vgl. http://www.chatkorpus.uni-dortmund.de/050_download


Die „Professionellen Chats" umfassen die Teilbereiche Lehr-/Lernkontexte, Beratungs- und Medienkontexte. Ein Teilkorpus kann dann zum Beispiel das themenbezogene Chat der Studierendenberatung der Ruhr-Universität Bochum sein. Die „Plauder-Chats" wiederum werden unterteilt in „Plauder-Chats im
Medienkontext" (i.d.R. freie Userchats im Rahmen von Chat-Angeboten, bei denen ansonsten Chat-Events mit Politikern, Prominenten und Experten veranstaltet werden) und in „Plauder-Chats außerhalb von Medienkontexten". Beißwenger und Storrer (2005) thematisieren die Unterschiede zwischen den beiden Anwendungsbereichen „Professionell" und „Plauder". Beratungs- und Lehrkontexte zeichnen sich im Gegensatz zum Plaudern durch eine strukturiertere Abwicklung kommunikativen Austausches aus, die bestimmte Chat- Werkzeuge, Konversationsstrategien und Moderationstechniken einfordert und erscheinen demnach seriöser als die Plauder,Chats (vgl. Beißwenger/Storrer 2005: 9).

Insgesamt zeichnet sich der Trend ab, dass ein derartiges Beratungsangebot zahlreich genutzt wird, da der Chat für den Ratsuchenden eine „niedrigschwellige Möglichkeit

der unverbindlichen Kontaktaufnahme zu Beratungsinstitutionen" (Beißwenger/Storrer 2005: 10) darstellt. Die niedrige Schwelle wird insbesondere durch die Anonymität des Users begünstigt. Der User bleibt auf Grund seines Pseudonyms und der „unpersönlichen" Beratungssituation anonym.

1.1 Die Verortung der Chat-Kommunikation

Kilian (vgl. Kilian in Beißwenger/Storrer 2005: 205) beschreibt die ChatKommunikation als Vereinigung von medialer Schriftlichkeit und konzeptioneller Mündlichkeit innerhalb einer dialogischen Interaktion. Mediale Schriftlichkeit ist dann die wahrnehmbare Form für den Kommunikanten. Die Kommunikation wird schriftlich auf einem Träger fixiert, nämlich innerhalb der Bildschirmverlaufsprotokolle (vgl. Beißwenger 2007:3). Chat-Kommunikation ist ein Prozess, bei dem ein Wechsel vom mündlichen Realisierungsmedium auf ein schriftliches stattfindet (vgl. Beißwenger 2007:3). Die Mündlichkeit wird insbesondere durch die Unmittelbarkeit der Übertragung begründet und die

Schriftlichkeit dadurch, dass das „Gesagte" zumindest für kurze Zeit schriftlich fixiert wird (vgl. Beißwenger 2007:3).

Man kann demnach feststellen, dass die Chat-Kommunikation durch einen diskursiven Austausch unter Rückgriff der Kommunikationspartner auf Textformen realisiert wird (vgl Beißwenger 2005: 23). Allerdings kann eine vollständige Synchronisation wie beim face- to- face-Gespräch nicht gewährleistet werden, lediglich das Eingeloggtsein verläuft simultan (vgl. Beißwenger 2005: 23). Die ChatKommunikation kann somit als „eine dem Diskurs nachempfundene eigenständige Kommunikationsform" betrachtet werden (Beißwenger 2005: 23).

Wenn die Chat-Kommunikation diskursorientiert und mündlich konzipiert und spontan-natürlich arrangiert ist, stellt sich die Frage, inwieweit in den Verlaufsprotokollen umgangssprachliche grammatische Strukturen wieder zu finden sind und ob diese gehäuft in „Plauder-Chats" vorzufinden sind, da diese nach Beißwenger und Storrer weniger strukturiert erscheinen und im privaten Gesprächsrahmen stattfinden.

Dem mündlich konzipierten Chat-Korpus wird das Mannheimer IDS-Korpus gegenübergestellt. Hier wird eine Auswahl schriftsprachlicher Teilkorpora getroffen. Es sind Texte aus den Bereichen Presse-, Fachsprachen, Reden und Interviews vertreten.



1.2 Das Mannheimer IDS: COSMAS II (Corpus Search, Management and Analysis System)

Die Korpusrecherche erfolgt bei dem Institut für Sprache (IDS) über das Analysesystem COSMAS 116. Für diese Arbeit wird die Download-Version verwendet.

Die elektronischen Textmaterialien des Mannheimer IDS wurden von zahlreichen Textgebern' zur Verfügung gestellt und in COSMAS II eingespeist. Letzteres wird als Indizierung bezeichnet. Jedes Korpus wird bei der Indizierung in ein so genanntes

6 http:/lwww.ids-mannheim.de/cosmas2/

' Bei den Textgebern handelt es sich um Zeitungen, Zeitschriften, Verlage, Agenturen etc..
Archiv aufgenommen.' Für die bevorstehende Korpusanalyse wird das Archiv der geschriebenen Sprache verwendet. Es gibt 9 Archive, in denen insgesamt 66 Korpora verwaltet werden.' Als für diese relevant gelten die Teilkorpora Fachsprachenkorpus (FSP), Mannheimer Morgen 2007 (MO7) und das Korpus Reden und Interviews (REI). Diese Korpora sind unterschiedlich umfangreich. Zum Zeitpunkt der Recherche umfasste der Mannheimer Morgen 886, Reden und Interviews 155 und das Fachsprachenkorpus lediglich 8 Texte. Das umfangreichste Korpus ist in den Bereich Presse einzuordnen und wird bei der Analyse auch durch den Begriff Presse gekennzeichnet. Der Fachsprachenkorpus kann als wissenschaftlich, informativ und normativ begriffen werden und wird durch das Kürzel Fach gekennzeichnet Das Korpus Reden und Interviews dürfte sowohl Merkmale der gesprochenen als auch Merkmale der standardnahen Sprache aufweisen.

II. Teil: Präpositionen im Kontext der Grammatikalisierung 2. Präposition allgemein
Die Wortart Präposition besteht aus einer relativ inhomogenen Gruppe von Einzellexemen und Syntagmen. Präpositionen gehören zu den Funktionswörtern, welche andere Wörter und Wortgruppen miteinander verbinden. Darüber hinaus regieren Präpositionen die zugehörige Nominalphrase und formen mit ihr gemeinsam die Satzglied- und die Präpositionalphrase (vgl. Diewald 1997: 65).

Diewald (1997: 65) merkt kritisch an, dass die Bestimmung der Präpositionen unter den oben skizzierten Kriterien als prototypisch und Vereinfachung der sprachlichen Realität gelte. Einige der Präpositionen entsprechen diesem Prototyp, andere nähern sich in unterschiedlichem Grade diesem Prototyp an (vgl. Diewald 1997: 65). Diese Feststellung wird unter dem Gesichtspunkt der Grammatikalisierung systematisiert.



2.1 Die Einordnung derPräposition

8 http:llwww.ids-mannheim.de/cosmas2/projekt/referenz/korpora.htmi,

9
Die Einordnung der Präposition soll in dieser Arbeit zunächst nach Diewald'° erfolgen, die eine Unterscheidung von primären und sekundären Präpositionen vornimmt. Bei dieser Unterteilung soll immer wieder Bezug auf die zu untersuchenden Präpositionen genommen werden.

Die erste Kategorie präsentiert sich als geschlossene Klasse (Kernbestand der Wortart). Die primären Präpositionen drücken die „adverbiale Grundfunktionen" einer Sprache aus. Die Struktur kann folgendermaßen wiedergegeben werden: [P+NP mit Kasusreflexiv] (vgl. Diewald 1997: 66).

Die sekundären Präpositionen hingegen bezeichnet Diewald (1997: 66/67) als offene Klasse, die sich in monolexematische und polylexematische Präpositionen unterteilen lässt. Die monolexematische Kategorie drückt komplexe adverbiale Relationen aus und ist ebenfalls durch die Struktur [P+NP mit Kasusreflexiv] gekennzeichnet oder kann mit von angeschlossen werden (vgl. Diewald 1997: 66). Typische Präpositionen sind anfangs, seitens, zwecks, dank und auch die für diese Arbeit bedeutsamen Präpositionen trotz und entsprechend.

Die polylexematischen Präpositionen drücken Relationen aus, die selten oder nie vollständig grammatikalisiert werden. Die Struktur sieht folgendermaßen aus: [P + relationales Nomen +NP im Genitiv]. Typische Präpositionen sind beispielsweise an Hand, auf Kosten, in Form etc. (vgl. Diewald 1996:66).



2.1.lGrammatikalisierung und das Lehmannschen Modell

Grammatikalisierung beschreibt nach Diewald (1996: 11) den Übergang einer lexikalischen, autonomen Form zu einer grammatischen, unselbständigen Form. Grammatikalisierungsgrad und Autonomie verhalten sich demnach umgekehrt proportional (vgl. Diewald 1997: 22). Der Prozess der Grammatikalisierung erfolgt nicht abrupt und erstreckt sich über einen langen Zeitraum (vgl. Diewald 1997: 11).

Als richtungsweisende Arbeit für die Grammatikalisierungsforschung kann die Studie von Lehmann angeführt werden (vgl. Di Meola 2000: 6). Unter einer autonomen Form versteht Lehmann zunächst ganz allgemein die Freiheit, mit der ein

10 Diewald nimmt bei ihrer Einteilung immer wieder Bezug zu Lehmann.


Zeichen manipuliert werden kann. Das Neue an seinem Modell besteht in einer genaueren Definition des Autonomiebegriffs. Lehmann definiert den Autonomiebegriff unter dem Aspekt Gewicht, Kohäsion und Variabilität (Lehmann nach Di Meola 2000: 6).

Die von Lehmann angeführten Grammatikalisierungsparameter werden mittels einer Tabelle herangezogen. Insgesamt unterscheidet Lehmann jeweils drei Parameter auf paradigmatischer und syntagmatischer Ebene, an Hand derer die Grammatikalisierung eines bestimmten Zeichens quantifizierbar wird (Di Meola 2000: 11).



Tabelle 1: Grammatikalisierungsparameter nach Lehmann




paradigmatisch

syntagmatisch

Gewicht

Kohäsion


Variabilität

Integrität

Paradigmatizität

Paradigmatische Variabilität


Skopus

Fügungsenge

Syntagmatische V.


(Di Meola 2000: 6)
An dieser Stelle soll nun kurz skizziert werden, welche Phänomene sich hinter den einzelnen Parametern verbergen. Zeitgleich wird herausgestellt, durch welchen Grammatikalisierungsgrad jeweils die sekundären Präpositionen gekennzeichnet sind.

Zunächst geht es um die paradigmatische Relationsachse:



Integrität ist der Umfang eines Zeichens gemessen an semantischen und phonologischen Merkmalen. Das Zeichen büßt durch Erosion phonologische und semantische Substanz ein (vgl. Di Meola 2000: 141).

Sekundäre Präpositionen sind im Gegensatz zu primären mehrsilbig.

Im Vergleich zu den primären Präpositionen haben sie größere Integrität und demnach eine geringere Grammatizität (vgl. Diewald 1997: 67).

Paradigmatizität beschreibt den Grad der Eingliederung eines Zeichens in ein Paradigma. Je stärker das Zeichen grammatikalisiert ist, desto höher ist der Grad der Eingliederung (vgl. Diewald 1997: 23).
Paradigmatische Variabilität bedeutet, dass ein autonomes Zeichen frei verwendbar ist. Seine Wahl gegenüber anderen Zeichen ist einzig durch die kommunikative Absicht des Sprechers bedingt (vgl. Diewald 1997: 23).

Die sekundären Präpositionen sind Teilnehmer eines offenen semantischen Feldes mit kausal-instrumentaler Grundbedeutung. Sie sind substituierbar. Ihre Paradigmatizität ist im Vergleich zu den primären geringer und demnach ist auch ihre Grammatizität niedriger (vgl. Diewald 1997: 68):



Auf der syntagmatischen Relationsachse:

Struktureller Skopus: Der Skopus ist die strukturell relevante syntagmatische Umgebung eines Zeichens. Der Skopus kann je nach Größe verschiedene grammatische Ebenen einschließen (Satz, Konstituente, Wortstamm usw.) Autonome Zeichen können sich auf Syntagmen beliebiger Komplexität beziehen. Sekundäre Präpositionen haben einen weiteren Skopus als primäre und sind somit weniger stark grammatikalisiert (vgl. zum Skopus Diewald 1997: 69).

Fügungsenge: Bei Zunahme der Fügungsenge neigt das Zeichen dazu, mit den Nachbarn in der Zeichenkette eine engere Verbindung einzugehen, beispielsweise durch Klitisierung (vgl. Di Meola 2000:141). Bei sekundären Präpositionen sind zwar, im Vergleich zu primären, keine Fusionen möglich, die Fügungsenge ist dennoch hoch, da die sekundären Präpositionen als feste, idiomatisierte Wendungen gelten, die keine Einschübe oder Veränderungen erlauben (vgl. Diewald 1997: 69).

Stellungsfreiheit/syntagmatische Variabilität bedeutet nach Lehmann, dass autonome Zeichen im Satz frei umstellbar sind. Je stärker der Grammatikalisierungsgrad ist, desto kleiner ist die Stellungsfreiheit (vgl. Diewald 1997: 23).
2.1.2 Etymologie, Entstehung und Struktur von trotz und entsprechend

Folgt man der oben beschriebenen Unterteilung gehören trotz und entsprechend zu den sekundären monolexematischen Präpositionen. Diewald (1997: 119) widmet sich im Besonderen der Präposition trotz, welcher sie die relativ konkrete Bedeutung 'konzessiv' zuschreibt. Die Präposition trotz entstand aus einer polylexematischen BBB

Verbindung, die als Kern das ehemalige Substantiv Trotz enthielt. An dieser Stelle kommt ein weiterer Parameter Lehmanns, die 'paradigmatische Integrität', zum Tragen. Die Präposition trotz war durch eine Abnahme der semantischen und phonologischen Integrität gekennzeichnet (vgl. Diewald 1996: 119). Diewald geht an dieser Stelle nicht näher darauf ein, wodurch genau der semantische und phonologische Verlust gekennzeichnet ist. Trotz ging im 16. Jahrhundert nach Diewald (1996: 120) aus Konstruktionen wie dem König zu[m] Trotz (mit Umstellung) und Trotz sei dem König durch Wegfall der Kopula hervor. Ist der Gebrauch der Präposition im 17.Jahrhundert noch selten, tritt sie im 18. Jahrhundert schon sehr viel häufiger auf (vgl. Diewald 1996: 120).

In Bezug auf die Kasusrektion der Präposition trotz muss angemerkt werden, dass trotz ursprünglich mit dem Dativ auftrat und erst ab dem 18. Jahrhundert verstärkt mit dem Genitiv gebraucht wurde (vgl. Diewald 1996: 120).

Di Meola (2000: 59) unterteilt die Gruppe der Präpositionen in nach für die Grammatikalisierung relevante morphologischen-etymologische Struktur der einzelnen Bindungen, wobei diese Unterscheidung der von Diewald vorgestellten Einteilung in primäre und sekundäre Präpositionen stark ähnelt.

Insgesamt macht Di Meola (2000: 60) für die Wortklasse der Präpositionen drei Gruppen auf:



  1. Präpositionen mit der Form eines Inhaltswortes

  2. Präpositionen mit der Form einer syntaktischen Struktur

  3. Präpositionen mit der Form eines Funktionswortes

Für die vorliegende Arbeit ist nur die erste Wortklasse von Bedeutung. Die erste Gruppe entspricht weitgehend den Kriterien der monolexematischen Präpositionen nach Diewald. Allerdings ergänzt Di Meola die Gruppe explizit um den Aspekt der Heterosemie. Die Präpositionen der ersten Gruppe sehen aus wie Adverbien, Adjektive oder Substantive (vgl. Di Meola 2000: 60). Das bedeutet, dass es formgleiche Gegenstücke in anderen Wortklassen gibt. Entsprechend kann beispielsweise als Verb im Partizip Präsens auftreten. Trotz tritt auch in der Verwendung als Substantiv auf.

Die dritte Gruppe entspricht den primären Präpositionen: Die Präpositionen haben die Form, die man von einer typischen Präposition erwartet. Sie sind synchron nicht


direkt auf eine lexikalische Kategorie oder syntaktische Struktur zurückzuführen (vgl. Di Meola 2000: 60).

Di Meola (2000: 94) stellt sich in Bezug auf die erste Gruppe die Frage, welche Kriterien zur Reanalyse eines Wortes (Adverb, Substantiv, Verbum) zur Präposition erfüllt sein müssen.

Bei den Substantiven kommt er zu dem Ergebnis, dass das Substantiv typische syntaktische Eigenschaften seiner Wortart für die Reanalyse abgelegt haben muss. Dies wird dann durch folgende Kriterien erfüllt (Di Meola 2000: 94):

die Möglichkeit des Artikelgebrauchs

die attributive Erweiterung

Rektion durch eine Präposition

Darüber hinaus wird die Reanalysetauglichkeit durch die Koordinierbarkeit mit einer typischen Präposition erhöht. Di Meola (2000: 95) führt folgendes Beispiel an:

Trotz oder gerade wegen seiner Fähigkeit wurde seine Kandidatur abgelehnt.

Trotz gilt es als Substantiv, das die wichtigsten Kriterien der Reanalysetauglichkeit erfüllt (vgl. Di Meola 2000: 97).

Bei einem Partizip (entsprechend) ist die Voraussetzung für die Reanalyse in einem spezifischen Kontext erfüllt, wenn die unmittelbare Adjazenz zur NP und die Satzgliedautonomie der NP gegeben sind (vgl. Di Meola 2000: 86).

Darüber hinaus wird die Reanalyse erleichtert, wenn die Partizipformen nicht als Verbpartikel fungieren können und geringes morphologisch-semantisches Gewicht haben. Als Negativbeispiel führt Di Meola (2000: 86) gegenüberliegend oder entlangfahrend an. Darüber hinaus sind Partizipialformen nur in Absolutkonstruktionen, in denen sie nicht flektiert werden können, reanalysierbar. Absolutkonstruktionen im Partizip Präsens sind im Deutschen sehr ungewöhnlich. Kommt eine Partizipialform, entgegen dieser Tendenz, sehr häufig vor, so kann dies als Anzeichen für einen Grammatikalisierungsprozess gedeutet werden. Diese Form tritt dann überwiegend als Postposition auf und kann nun in ihrer neuen Funktion eine verstärkte Verwendung finden bis sie den Status einer Präposition erreicht hat (vgl. Di Meola 2000: 87). Bei entsprechend ist dieser Grammatikalisierungsprozess scheinbar eingetreten. Die Präposition entsprechend kann auch in der strukturfremden Prästellung auftreten.
Die Stellungsvarianz hängt zusätzlich mit dem Kasus zusammen. Nach Di Meola (2006: 90) handelt es sich bei entsprechend um eine Dativ-Präposition, die in Prästellung auch mit dem Genitiv vorkommen kann.

Di Meola (2000: 89/136) schreibt beiden zu untersuchenden Präpositionen einen mittleren Grarnmatikalisierungsgrad, aber nur entsprechend eine Alternation von Post- und Prästellung zu. Da alle Präpositionen mit der Form eines Substantivs in Prästellung stehen, kann trotz das Kriterium der Stellungsvariation nicht erfüllen. Trotz zählt genauso wie entsprechend zu den Dativ-Präpositionen mit Genitivrektion (vgl. Di Meola 2006: 139). Diewald hat die diachrone Entwicklung bereits aufgezeigt.

Di Meola (2000: 204) geht davon aus, dass die Präpositionen im Laufe der Grammatikalisierung zu einem Rektionswechsel bzw. zunächst zu einer Rektionsvariation tendieren. Niedriggradig grammatikalisierte Präpositionen weisen ausschließlich den Ursprungskasus, mittelgradig grammatikalisierte zeichnen sich durch eine Alternation beider Kasus und die hoch grammatikalisierten durch einen Übergang zum strukturfremden Kasus aus (vgl. Di Meola 2000: 204). Wie häufig letztlich die beiden Präpositionen mit dem einen oder dem anderen Kasus gebraucht werden, soll durch die Korpusanalyse herausgestellt werden.

Zur Bestimmung des Grammatikalisierungsgrades von Präpositionen zieht Di Meola neben den Faktoren der Stellungs- und Rektionsvarianz den Grad der Desemantisierung hinzu. Der höchste Grad der Desemantisierung ist dann erreicht, wenn die Bedeutung des ursprünglichen Inhaltwortes nicht mehr erkennbar ist (vgl. Di Meola 2000: 135). I rotz geht ursprünglich auf eine willentliche menschliche Tätigkeit zurück, welche im präpositionalen Gebrauch verloren geht (vgl. Di Meola 2006: 134). Die lexikalische Bedeutung wird demnach verallgemeinert, allerdings wirkt die ursprüngliche Fomn weiter (vgl. Di Meola 2006: 134).

Der Grad der Grammatikalisierung in Bezug auf den Stellungswechsel ist dann am größten, je höher der Anteil der Prästellungsbelege ist (vgl. Di Meola 2000: 137). Hier wird die Annäherung an den Prototyp einer Präposition deutlich, da diese ausschließlich in Prästellung auftreten.

Was den Rektionswechsel betrifft, muss wiederholt gesagt werden, dass bei Präpositionen mittleren Grammatikalisierungsgrades eine Alternation vom struk-

turkonformenBBBBB

turkonformen Dativ und strukturfremden Genitiv vorliegt. Die fokussierten Präpositionen gelten demnach als Dativ-Präpositionen mit Genitivrektion. Entsprechend kann wie oben erwähnt allerdings mit zusätzlichem Stellungswechsel auftreten (vgl. Di Meola: 139). Bei trotz tritt der ursprüngliche Kasus noch in lexikalischen Bildungen wie trotzdem auf.

2.2. Das Prinzip der maximalen Differenzierung nach Di Meola

Für den Parameter der Integrität, der sich mit dem phonologischen und semantischen Verlust beschäftigt, ist außerdem die Veränderung der syntaktischen Umgebung wichtig, auf die Diewald und Lehmann nicht eingehen. Unter dem Begriff „Prinzip der maximalen Differenzierung" subsumiert Di Meola (2000: 144) insgesamt drei Prinzipien, die er als ausschlaggebend für syntaktische Differenzierungsprozesse empfindet und chronologisch auflistet (vgl. Di Meola 2006: 141):



  1. Poststellung > Prästellung

  2. Dativ > Genitiv

  3. abhängige NP > abhängige Nicht-NP.

Von großer Bedeutung ist dabei die Tendenz, Unterschiede zu der Ausgangsstruktur zu maximieren, denn „je mehr sich die relevante syntaktische Umgebung einer Form von der ursprünglichen entfernt, desto höher ist der Grammatikalisierungsgrad der entsprechenden Form (Di Meola 2000: 144).

Die Grundannahme Di Meolas ist demnach, dass sich neben der Form auch die syntaktische Umgebung mit fortschreitender Grammatikalisierung verändert (vgl. Di Meola 2000: 136). Nur so kann letztlich eine Verwechslung zwischen Inhalts- und Funktionswort ausgeschlossen werden (vgl. Di Meola 2000: 144).

Zunächst verändert sich das Erscheinungsbild und der Bedeutungsgehalt der betreffenden Form. Diese Veränderungen werden als morpho-phonologische und semantische Differenzierung bezeichnet (vgl. Di Meola 2006: 142), die drei oben angeführten Phänomene als syntaktische.

Neben der These, die Präposition entferne sich innerhalb des Grammatikalisierungsprozesses von der Ursprungsform, stellt Di Meola (2000: 162) BBB

eine weitere auf. Er geht davon aus, dass eine Annäherung an den Prototyp einer Präposition stattfände. Die wichtigsten prototypischen Eigenschaften sind morphologische Opazität, ausschließliche Verwendung als Funktionswort, semantische und syntaktische Polysemie, Auftreten in Prästellung, Dativ/Akkusativrektion und Klein- und Zusammenschreibung (vgl. Di Meola 2000: 164).

Betrachtet man nun die Präpositionen trotz und entsprechend, kann festgestellt werden, dass hinsichtlich der Rektion eine Abkehr von prototypischen Eigenschaften vorliegt. Di Meola (2000: 163) geht davon aus, dass für markante Charakteristika einer grammatischen Kategorie wie die Stellung das Prinzip der Prototypisierung und für weniger auffällige Charakteristika wie die Kasusrektion das Prinzip der Differenzierung greife.



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