Evangelische Impulse Band 3 Mit Gott reden



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»Geheiligt werde dein Name!« (Mt 6,9): Die Heiligung des Namens Gottes ist der Kern der alt- und neutestamentlichen Frömmigkeit, also des Betens und Lebens mit Gott. Das Gottesvolk Israel ist aufgerufen, den Namen Gottes zu heiligen, der es befreit, zu einem Volk gemacht und in das Land der Verheißung geführt hat. Der Name Gottes wird geheiligt, indem Gottes Weisungen befolgt werden. In der christlichen Gemeinde vollzieht sich die Heiligung des Namens Gottes in allen Lebensverhältnissen. Heiligung ist das Werk des Heiligen Geistes in uns und nicht eine Praxis von Menschen, durch die das Heil erwirkt wird. Insofern entspricht die neutestamentliche Frömmigkeit der alttestamentlichen: Es geht darum, Gott die Ehre zu geben in allen Dingen. Bis in die konkreten Hoffnungsinhalte hinein ist dies der Kern biblischer Frömmigkeit: die Auferstehung ist Verwandlung des ganzen Menschen; das Reich Gottes ist das Ziel aller Geschichte; der neue Himmel und die neue Erde sind die Verheißung der neuen Schöpfung, in der Gottes Herrlichkeit erstrahlt. So kommt das Handeln des dreieinigen Gottes zu seinem Ziel. Und wir werden ihn schauen »von Angesicht zu Angesicht« (1 Kor 13, 12).
Literatur zur Orientierung und zum Weiterlesen

Klaus Berger, Ist Gott Person? Ein Weg zum Verstehen des christlichen Gottesbildes, Gütersloh 2004.

Rudolf Bultmann, Welchen Sinn hat es, von Gott zu reden? (1925), in: ders., Neues Testament und christliche Existenz. Theologische Aufsätze, hrsg. von Andreas Lindemann, Tübingen 2002, 1-12.

Ulrich Bröckling, Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform, Frankfurt am Main 2007.

Ingolf U. Dalferth/Philipp Stoellger (Hrsg.), Gott Nennen. Gottes Namen und Gott als Name, Religion in Philosophy and Theology 35, Tübingen 2008.

Gerhard Ebeling, Dogmatik des christlichen Glaubens. Bd. I, Tübingen 1979 (31987), (besonders: § 9 Reden zu Gott, III. Das Sein Gottes als Personsein).

Evangelische Kirche in Deutschland, Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hannover 2008 (EKD-Texte 94).

Reinhard Feldmeier, Hermann Spieckermann, Der Gott der Lebendigen. Eine biblische Gotteslehre, Tübingen 2011.
Gerbard Gloege, Der theologische Personalismus als dogmatisches Problem. Versuch einer Fragestellung, in: ders., Heilsgeschehen und Welt, Theologische Traktate, Bd. 1, Göttingen 1965, 53-76.

Gisbert Greshake, Der dreieine Gott. Eine trinitarische Theologie, Freiburg/Basel/Wien 2007.

Gisbert Greshake, Hinführung zum Glauben an den dreieinen Gott, Freiburg/Basel/Wien 52008.

Gisbert Greshake, Trinität als Inbegriff des christlichen Glaubens, in: Andreas Bsteh (Hrsg.), Christlicher Glaube in der Begegnung mit dem Islam. Zweite Religionstheologische Akademie St. Gabriel, Studien zur Religionstheologie 2, Mödling 1996, 327-342.

Wilfried Härle, Reiner Preul (Hrsg.), Personalität Gottes. Marburger Jahrbuch Theologie XIX, Leipzig 2007.

Ferdinand Hahn, Theologie des Neuen Testaments. Bd. II: Die Einheit des Neuen Testaments. Thematische Darstellung, Tübingen 2002.

Wolfgang Ilg, Friedrich Schweitzer, Volker Elsenbast in Verbindung mit Matthias Otte, Konfirmandenarbeit in Deutschland. Empirische Einblicke - Herausforderungen - Perspektiven, Gütersloh 2009.

Wilfried Joest, Ontologie der Person bei Luther, Göttingen 1967.

Eberhard Jüngel, Gott als Geheimnis der Welt. Zur Begründung der Theologie des Gekreuzigten im Streit zwischen Theismus und Atheismus, Tübingen 1982

(82010).



Eberhard Jüngel, Metaphorische Wahrheit. Erwägungen zur theologischen Relevanz der Metapher als Beitrag zur Hermeneutik einer narrativen Theologie, in: ders., Entsprechungen: Gott - Wahrheit - Mensch, Tübingen 1980 (42002), 103-157.

Christian Link, Die Spur des Namens. Zur Funktion und Bedeutung des biblischen Gottesnamens, in: ders., Die Spur des Namens. Wege zur Erkenntnis Gottes und zur Erfahrung der Schöpfung. Theologische Studien, Neu-kirchen-Vluyn 1997, 37-66.

Kornelis H. Miskotte, Biblisches ABC. Wider das unbiblische Bibellesen, Neukirchen-Vluyn 1976.

Holger Oertel, Gesucht wird: Gott? Jugend, Identität und Religion in der Spätmoderne, PThK 14, Gütersloh 2004.

Fritz Oser, Paul Gmünder, Der Mensch - Stufen seiner religiösen Entwicklung. Ein strukturgenetischer Ansatz, Zürich 1984 (Gütersloh 41996).

Paul Ricoeur, Eberhard Jüngel, Metapher. Zur Hermeneutik religiöser Sprache, München 1974.

Franz Rosenzweig, »Der Ewige«. Mendelssohn und der Gottesname (1929), in: ders., Der Mensch und sein Werk. Gesammelte Schriften, Bd. III: Zweistromland. Kleinere Schriften zu Glauben und Denken, hrsg. von Reinhold und Annemarie Mayer Haag 1984, 801-815.

Robert Spaemann, Personen. Versuche über den Unterschied zwischen »etwas« und »jemand«, Stuttgart 1996 (32006).
Paul Tillich, Systematische Theologie I, Berlin 1951 (81987).
Andreas Wagner, Gottes Körper. Zur alttestamentlichen Vorstellung der Menschengestaltigkeit Gottes, Gütersloh 2010.

Christiane Zimmermann, Die Namen des Vaters. Studien zu ausgewählten neutestamentlichen Gottesbezeichnungen vor ihrem frühjüdischen und paganen Sprachhorizont, AJEC 69, Leiden 2007.

Neben der Lutherübersetzung und der neuen Zürcher Bibel werden in dem Votum auch Übersetzungen aus dem hebräischen bzw. griechischen Urtext verwendet, die sich der Arbeit der wissenschaftlichen Exegeten im Ausschuss verdanken.


Mitglieder und Gäste des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (2007 - 2010)

Pfarrer Eko Alberts, Bonn

Professor Dr. Heinrich Assel, Greifswald

Professor Dr. Dr. h.c. Michael Beintker, Münster (Vorsitzender)

Pfarrer Wolfgang Blech, Berlin

Oberkirchenrat Dr. Vicco von Bülow, Hannover

Oberkirchenrat Jürgen Dembek, Kevelaer

Pfarrer Dr. Sven Evers, Ovelgönne-Großenmeer (seit 2009)

Oberkirchenrat Professor Dr. Klaus Grünwaldt, Hannover (2007)

Oberkirchenrat Christoph Hartmann, Magdeburg

Oberkirchenrat Professor Dr. Ulrich Heckel, Stuttgart (seit 2008)

Oberkirchenrat Dr. Martin Heimbucher, Hannover (Geschäftsführung)

Privatdozent Dr. Marco Hofheinz, Siegen (2010)

Pfarrer Dr. Andreas Karras, Görzig

Pastorin Hilke Klüver, Leer

Professor Dr. Matthias Köckert, Berlin

Professor Dr. Dr. h.c. Wolf Krötke, Berlin

Pastor Dr. Bernd Kuschnerus, Bremen

Oberkirchenrätin Dr. Mareile Lasogga, Hannover (seit 2008)

Professor Dr. Andreas Lindemann, Bielefeld

Professor Dr. Michael Meyer-Blanck, Bonn

Landeskirchenrätin Karin Moskon-Raschick, Bielefeld (stellv. Vorsitzende)

Oberkirchenrat Professor Dr. Michael Nüchtern, Karlsruhe (f 2010)

Professor Dr. Georg Plasger, Neunkirchen (bis 2009)

Pfarrer Reinhard Rittner, Oldenburg (bis 2009)

Oberkirchenrat Rainer Schäfer, Speyer

Professor Dr. Peter Scherle, Frankfurt

Oberlandeskirchenrat Dr. Eberhard Stock, Kassel

Professor Dr. Hellmut Zschoch, Wuppertal (seit 2008)
Beschluss der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der EKD

Die Vollkonferenz der UEK nimmt mit großer Dankbarkeit das Votum des Theologischen Ausschusses »Mit Gott reden - von Gott reden. Das Personsein des dreieinigen Gottes« zusammen mit der Einführung von Professor Michael Beintker entgegen. Sie empfiehlt das Votum den Verantwortlichen in den Kirchen und Gemeinden zur Kenntnisnahme und Weitergabe.

Die Vollkonferenz ist davon überzeugt, dass dieses Votum dazu beiträgt, sich über die Rede von Gott zu verständigen und theologisch auskunftsfähig zu werden.

Aus der Diskussion in der Vollkonferenz ergeben sich folgende Perspektiven:

Eine Klärung des christlichen personalen Gottesverständnisses kann dazu helfen, das Gespräch mit Menschen anderer Religionen und Glaubensvorstellungen zu führen. Besonders herausgefordert wird dieses Verständnis durch die Rezeption nicht-personaler Gottesvorstellungen aus buddhistischen oder esoterischen Kontexten und durch die muslimische Kritik an der trinitarisch-personalen Gottesrede.

Eine reflektierte Vergewisserung personaler Gottesrede befähigt auch zur Auseinandersetzung mit atheistischen Argumentationen, die sich gern der Kritik gerade an personalen Gottesvorstellungen bedienen.

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Die Vielfalt biblischer Gottesbilder befreit dazu, in eigenen Bildern von Gott zu reden. Dies fordert dazu heraus, Kriterien für geeignete Metaphern zu finden und naive Identifikationen, die das Bild für das Ganze nehmen, zu vermeiden. Die Bibel selbst hält die Gottesrede im Fluss und koppelt sie im Neuen Testament kritisch an das Bild zurück, in dem Gott uns in Jesus Christus verlässlich begegnet.



Für das Anliegen des Votums, die Gottesrede aus der Begrenzung einer geschlechtlich fixierten männlichen Sprachmetaphorik herauszuführen, können die Ergebnisse der feministischen Theologie und der Gender-Forschung fruchtbar gemacht werden.

Das personale Gottesverständnis kommt im Gottesdienst exemplarisch zum Ausdruck. Es ist lohnend, neben den traditionellen auch neuere Gottesdienstformen unter diesem Aspekt zu betrachten und weiter zu entwickeln.

Das Votum regt dazu an, die Redeweisen von Gott im persönlichen Gebet sowie in Liturgie und Predigt neu zu bedenken.

Die trinitarische personale Gottesrede gehört zum gemeinsamen Gut der christlichen Konfessionen. Der Gestus der Liebe, der die trinitarische Gottesrede durchwirkt, kann als konfessionsverbindende Kraft das ökumenische Gespräch neu beleben.



Hannover, den 10. November 2010





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