Gemeinschaft
Christen sind von Gott »berufen zur G. mit seinem Sohn Jesus Christus« (iKor 1,9). Diese Christusgemeinschaft prägt ihr Leben (vgl. Röm 6,6.8; 8,17; Kol 2,12; 2Tim 2,11 f; 1 Pt 4,13). Sie wird auch verwirklicht und erlebt im —> Abendmahl (iKor 10,16-21). Ihre volle Verwirklichung findet diese G. im —> Reiche Gottes. So wie die Glieder der Gemeinde am Tisch des Herrn vereinigt sind, so werden sie in Ewigkeit beieinander sein (Offb 19,9).
Die G. mit dem Vater und dem Sohn begründet auch die G. der Gläubigen untereinander (1 Joh 1,3-7): —» Sünde zerstört G. Deshalb muß Sünde bekannt werden. Das kann in der —> Beichte geschehen. Beichte ist »der Durchbruch zur Gemeinschaft« (D. —» Bon- hoeffer). Die G. (griech. koinönia) ist nach dem NT nicht nur ein Anteilhaber?, sondern auch ein Anteilgeben (z.B. durch finanzielle Unterstützung, Röm 15,26; 2Kor 8,4; 9,13). Die ntl. G. ist die Einheit von Christusgemeinschaft im Glauben und Bruderschaft in der Liebe (vgl. Apg 2,42; 4,32-37): Der Heilige —» Geist verwandelt eigen-nützige Menschen in gemein-nützige, ich-bezogene in gemeinschafts-fähige Menschen. Dabei läßt der Geist Gottes sie als einzelne leben und bewahrt sie doch vor dem Individualismus, er fügt sie zu einer G. zusammen und läßt sie doch nicht im Kollektiv versinken.
Lit.: Theol. Begriffslexikon zum NT, Bd. I, 1967, S.
Breymaier
Gemeinschaftsbewegung
I Wesen der G.
Mit G. wird der pietistische Neuaufbruch in den ev. Landeskirchen Deutschlands im
letzten Drittel des 19. Jh.s bezeichnet, in dem eine neue Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums vornehmlich für die vom pfarramtlich geordneten Dienst der Kirche nicht erreichten Menschen erwachte und eine neue Form der Sammlung und Betreuung sowie des gemeinsamen Lebens derer, die zum Glauben gekommen sind, sich ausprägte. Der größte Teil der nach Prägung und Geschichte sehr unterschiedlichen innerkirchlichen G. schloß sich im »Deutschen Verband für Gemeinschaftspflege und Evangelisation« zusammen, nach dem Ausgangsort der Gnadauer Konferenzen kurz —> Gnadauer Verband genannt. Das kirchliche Leben im deutschen Protestantismus wurde von dieser Bewegung nachhaltig geprägt. Kennzeichnende Merkmale der G. sind: a) der Ruf zur —» Bekehrung als der einmaligen Umkehr des Menschen aus dem Unglauben zum Glaubensgehorsam aufgrund des Heilsangebotes im Evangelium, welche die tägliche Bußhaltung nicht ausschließt, aber von ihr unterschieden wird; b) die Lehre von der —> Wiedergeburt als das Werk des Heiligen —> Geistes (nicht als besonderer Akt von der Bekehrung zu Gott abgehoben), durch das der Mensch in den Stand der Gotteskindschaft versetzt wird; c) die durch die Gotteskindschaft begründete Bruderschaft der Glaubenden, die sich in gemeinsamer Schriftbetrachtung, im Gebet und im Dienst des Zeugnisses und der Liebe betätigt; d) die Bedeutung des persönlichen und gemeinsamen —» Gebets; e) die Forderung des Bruchs mit der Vergangenheit und der Nachfolge im Gehorsam des Glaubens, der —» Heiligung, die im reformatorischen Sinn in schriftgemäßer Beziehung zur -» Rechtfertigung verstanden wird; f) die Beteiligung der Laien an der Wortverkündigung und die Aktivierung aller Glieder zum Einsatz in der Reichsgottesarbeit; g) Anerkennung der ganzen Heiligen Schrift und der reformatorischen Bekenntnisse ohne starre konfessionelle Abgrenzung. I 1) die Heilige Schrift als Formalprinzip des Glaubens und Lebens (sola scriptura); 2) das Materialprinzip der Reformation: Rechtfertigung des Sünders aus Gnaden durch den Glauben [sola gratia, sola fiele); 3) die Betonung der —> Heilsgewißheit; 4) das —» Priestertum aller Gläubigen; 5) die 3. Weise des Gottesdienstes nach Luthers »Deutsche Messe und Ordnung des Gottesdienstes«: »Diejenigen, so mit Ernst Christen sein wollen und das Evangelium mit Hand und Mund bekennen, müßten mit dem Namen sich einzeichnen und irgendwo in einem Haus allein sich versammeln zum Gebet, zu lesen, zu taufen, das Sakrament zu empfangen und andere christliche Werke zu üben . . .«. b) Mit der Bezeichnung der G. als »Neupietismus« wird ausgedrückt, daß die G. nicht nur im —»■ Pietismus wurzelt, sondern diesen in ihrer zeitgeschichtlichen Situation fortsetzt. In einigen Teilen Deutschlands haben Gemeinschaften aus der Zeit des Pietismus den Rationalismus überdauert und münde ten in die moderne G., besonders die —> »alt- pietistischen Gemeinschaften« in Württemberg. c) Als weitere Wurzel der G. ist die —> Erweckungsbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jh.s zu nennen. Auch aus dieser führten direkte Linien in die moderne G. hinein, d) Neben diesen deutschen Wurzeln der G. sind die Anregungen zu erwähnen, die sie aus dem englisch-amerikanischen Raum empfangen hat: v. a. die im amerikanischen —» Methodismus wurzelnde, u.a. durch —» Finney und -» Moody bestimmte —► Heiligungsbewegung (Konferenzen in Oxford 1874 und Brighton 1875; Vortragsreise von
R. P. Smith in Deutschland; —> Keswick- Konferenzen ab r 87 5). Diese Einflüsse haben neben der Stärkung des Einheitsbewußtseins, mancher erneuernden Belebung und den Anstößen zur Massenevangelisation auch die perfektionistischen Abirrungen in der G. in den Jahren 1904-1909 im Gefolge gehabt. Von nachdrücklichem Einfluß auf die entstehende G. waren auch die Evangelisationen des Deutschamerikaners F. von —» Schlümbach in Deutschland (1882). e). Als Erbe der Reformation, des Pietismus und der Erweckungsbewegung hat die G. deren Anliegen in ihrer Zeitsituation aufgenommen. Diese war bestimmt durch die —> liberale Theologie, den Kulturprotestantismus und die Entkirchlichung der Masse der Industriearbeiter. Wegen unzureichender Erkenntnis der sozialpolitischen Ursachen für die Entkirchlichung der Massen kam es trotz praktischer Berührungspunkte und Gemeinsamkeit in der geistlich-theologischen Ausrichtung nicht zur Zusammenarbeit der
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mit den christlich-sozialen Bemühungen (A. —» Stoecker.)
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