Evangelisches Gemeindelexikon


Heiligungsversammlung Heiligungs- bewegung



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Heiligungsversammlung Heiligungs- bewegung

Heilsarmee

Die Heilsarmee (Salvation Army), 1877-78 von W. —> Booth unter Mithilfe seiner Frau Catherine gegründet, ist eine nach militäri­schem Muster mit Dienstgraden, Unifor­men, Fahnen und Wappen straff organisierte Missions- und Sozialhilfeorganisation. Ent­standen in den Elendsvierteln und unter dem Industrieproletariat Londons, wandte sich die H. der Missionierung der entkirch­lichten Massen zu und kämpfte gegen Kri­minalität, Trunksucht, Prostitution und so­ziales Elend. Gepredigt wurde in Zelten, auf offenen Plätzen, an Straßenecken, in Schup­pen und Wirtschaften. Frauen waren von Anfang an den Männern gleichgestellt. Durch die bürgerliche Gesellschaft und die Kirchen anfänglich verspottet, breitete sich die H. dennoch schnell in England und sei­nen Kolonien, in Nordamerika, Australien, Südafrika und auf dem europäischen Konti­nent aus. In Deutschland, wohin Booth 24 Missionsreisen unternahm, begann die Ar­beit 1886. Hier war vor allem ein ehemaliger Direktor eines Industriebetriebes im Ruhr­gebiet, Jakob Junkers (t 1901) für die Aus­breitung verantwortlich. Heute wirkt die H. in 82 Ländern und Territorien in 109 Spra­chen. Das internationale Hauptquartier, von wo aus der General die Arbeit der ca. 17 000 aktiven Offiziere auf der ganzen Welt leitet, ist in London. Etwa 1400 Kadetten werden auf den Schulen der H. für die Arbeit in ca. 16 500 Corps und Außenposten ausgebildet. Der soziale Dienst der H. ist beeindruckend. So wurden 1975 3 1/2 Mill. Menschen mit Essen versorgt (12 Mill. Mahlzeiten), n 1/2 Mill. Übernachtungen registriert, 250000 Gefangene besucht, 600000 Alkoholikern und fast 2 Mill. Familien geholfen; dazu kommt die Unterhaltung von Alten- und Frauenheimen, Blinden- und Taubstum­menschulen, 3000 Schulen, Einrichtungen der Seemannsmission und der Selbstmord­vorsorge.

Die Lehre der H. findet in ihrem Motto »Blut und Feuer« symbolhaften Ausdruck. Jeder kann durch den Glauben an Christi Versöh­nungstat (= Blut) und die —> Wiedergeburt durch den Hl. —> Geist (= Feuer) gerettet werden. Die einfache, direkte Predigt will ebenso wie das Singen und Musizieren die Hörer zu einer plötzlichen —» Bekehrung bringen. Dazu dient auch die Bußbank, auf der die Sünder vor dem versammelten Corps den Durchbruch der Gnade erleben und be­zeugen sollen. Mit der Einreihung in die Armee beginnt ein Leben der —> Heiligung, d.h. der Enthaltung von Vergnügungen, Al­kohol und Tabak. Das Bestehen der H. führte in England zur Gründung der Church-Army, d.h. einer innerkirchlichen Truppe. Die Notwendigkeit, das Evangelium zu den ent­kirchlichten Menschen zu tragen, haben viele Kirchen von der H. gelernt. Die H. ist Mitglied des ökumenischen Rates der Kir­chen (—» ökumenische Bewegung) und ge­hört gastweise zur —» Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland.

Lit.: R. Sandall, The History of the Salvation Army, 3 Bde., London 1947-55 - M. Grüner, Revolutio­näres Christentum, 2 Bde., 1952-54 - Zeitschrift »Der Kriegsruf<< (War Cry) — The Salvation Army Year Book 1977

Geldbach

Heilsgeschichte



  1. Heilsgeschichte und Weltgeschichte

  1. ist nicht eine besondere —> Geschichte neben der Weltgeschichte. Von H. ist viel­mehr zu reden, wenn in bestimmten Situa­tionen der Weltgeschichte das sonst verbor­gene göttliche Handeln, bzw. die sonst ver­borgene göttliche Absicht, durch Offenba­rung in prophetischem Wort erhellt und er­kennbar gemacht wird. Biblische Gotteser­kenntnis impliziert zwar, daß die Ge­schichte aller Menschen Geschichte mit —> Gott ist: Aber nicht in aller Geschichte ist Gottes Tat und Wille auch erkennbar. In bi­blischer Sicht beschränkt sich das heilsg. Verstehen auf den Geschichtsraum —» Isra­els, bzw. —»Jesu Christi und der -» Gemein­de, soweit darin vergangenes, gegenwärtiges oder vorausgesagtes Geschehen prophetisch als Gottes Tat und Absicht erkannt wird. I

sind historische Vorgänge, die aber als heilsg. Geschehen erkannt werden, weil sich darin Gottes geoffenbarter Wille erfüllte (Ex

з, 7ff-; Ex 20,2). Schon die Wanderung Abra­hams erfolgte nach Gen 12,1-3 aufgrund ei­ner Offenbarung, die zugleich Befehl und Verheißung war. Das heilsg. Verständnis, das sich in den Büchern Mose und Josua kundtut, ist die rückschauende Feststellung, daß Israel seine Existenz, seine Befreiung und den Besitz des Landes der Führung und der Treue Gottes zu seinen Verheißungen verdankt (Dtn 6,20-24; 26,6-9; J°s 24>2^-> vgl. Ps 78,1 osf.). Eine weitere heilsg. Tradi­tion ist verbunden mit dem Königtum Da­vids. Sie schließt an den Nathanspruch 2Sam 7 an und führt zu den messianischen Weissagungen der Propheten (Jes 9,7; ii,io; Jer23,5; Ez 34,23; 37,24; Am 9,11; Sach 12,8; vgl. Ps 89,4L; 132,11). Die messianische Verheißung kündet den Heilskönig an, zu­gleich ist sie aber stets auch Hoffnung auf die Befreiung und Wiedergeburt des Volkes Is­rael (Jes 9,2ff.; Jes 11,1 ff.; Jer23,3; Ez37,i sff.,

и. ö.). Letztlich zielt diese Hoffnung auf eine allgemeine Heilszeit (Jes 2,2; 42,1; 45,20; 60,3; 66,i 8; Jer4,2; Sach 2,15; 8,22). Die Zu­kunftsprophetie gibt der heilsg. Betrachtung ein Element der Hoffnung, sie greift als Vi­sion künftigen göttlichen Handelns über die Gegenwart hinaus und gibt der Geschichte eine Zielbestimmung (Teleologie). Prophetie deckt nicht einen unabänderli­chen Schicksalsablauf, ein Fatum, auf, son­dern ist lebendige Begegnung mit Gottes Wort, das dem Menschen eine Zukunft er­öffnet, aber zugleich ein entsprechendes Verhalten fordert, dessen Verweigerung den Verzug oder sogar den Verlust der Verhei­ßung zur Folge haben kann. So hat Gott dem Volk das »Land« gegeben, aber es ist ein Grundmotiv der Gerichtsprophetie, daß Is­rael sein Land, ja seine Zukunft als Gottes Volk verlieren kann, wenn es von seinem Gott abfällt (Dtn 30,15ff.; Jes 5,1-7; Jer


  1. 21; Hos 1,8). Jona muß der Stadt Ninive den baldigen Untergang verkünden. Aber die Buße des Volkes bewirkt, daß das Verhäng­nis aufgehalten wird.

  1. Heilsgeschichte im nt

1. DIE GESCHICHTE JESU ALS HEILSEREIGNIS. Die Geschichte Jesu Christi ist nach dem NT die entscheidende heilsg. Wende. Jetzt ist die Zeit des neuen Bundes (1 Kor 11,25; 2Kor 3,6; Hebr 9,1 sff.). Die Wende beruht auf dem,

was als Gottes Rettungstat in ihm offenbar geworden ist: Sein Tod »für uns« (Mt 26,28; Joh 3,16; Röm 3,25; Hebr 9,15; ijoh 4,10), seine Auferweckung als Grund unserer Hoffnung auf das ewige Leben (Joh 11,25; Röm 6,8; iKor 15,22; Hebr 9,15). Endgültig ist in diesem Geschehen die heilsg. Vollen­dung als neue Schöpfung, Auferstehung und Verherrlichung mit Christus offenbar ge­worden.



  1. DIE JUDENCHRISTLICHE MISSION. Auch die -» Mission, d.h. die Verkündigung der Heils­botschaft und durch diese die Sammlung der Gemeinde, ist H.; und wie alle Prophetie ist auch das Evangelium Erhellung göttlicher Heilstat und Absicht, aber auch Aufruf zu entsprechendem Verhalten, d.h. zum —> Glauben, zur Buße, zur —>• Heiligung (Joh 14,1; Apg 16,i; Röm 1,16; Apg 2,38; Röm r 2,1 ff.; Eph 4,22ff. u.ö.) Das —» Heil, zu dem alle gerufen sind, wird jenen zuteil, die durch ihren Glauben in Christus mit Gott ver­söhnt sind (Joh 1,12; 3,18; Röm 3,22; Gal 2,t6; Hebr 3,7-19).

Die erste Mission erging an die Juden in Ju­däa, und die erste Gemeinde war juden­christlich. Sie beabsichtigte nicht, sich vom Judentum zu lösen, sondern hoffte auf die Bekehrung ganz Israels (Apg 2,36). Wenn Je­sus den Juden als der Messias gepredigt wur­de, dann war das ein Bekenntnis zur atl. messianischen Hoffnung. Man hoffte auf die Wiederherstellung des Reiches für Israel (Apg 1,6). Die »Wiederherstellung alles des­sen, was Gott durch den Mund seiner Pro­pheten verkündet hat« (Apg 3,21) ist die messianische Wiedergeburt Israels wie Apg 1,6 (vgl. den gleichen Wortstamm für »wie­derherstellen« in 1,6 und 3,21). Die messia­nische Verkündigung der Propheten kennt keine »Wiederherstellung des All«, sondern die Wiedergeburt Israels, die das Werk des »für euch«, d.h. für Israel »bestimmten Mes­sias Jesus« ist (3,20). »Für euch zuerst« hat Gott seinen Knecht auferweckt (3,26), erst nachher wird aus der Nachkommenschaft Abrahams auch den Heiden das Heil ge­bracht (3,25). Apg 9,31 zeigt den Abschluß der Mission in Judäa, Galiläa und Samaria, und wenn Petrus nachher noch in Lydda und der Saronebene wirkt, so sind das Gebiete, die nach Ez47,i3ff.; Ob 19-20 zum wieder­hergestellten Reich Israel gehören.

Das -» Judenchristentum erwartete die Pa- rusie, d.h. die »Ankunft« (—> »Wiederkunft«) des Herrn. Diese Erwartung stützt sich auf die Verheißung, daß der Herr wie einst in der Wüstenwanderung, so auch in der Heilszeit bei seinem Volk, auf dem Gottesberg Zion »wohnen« wird (Jes 4,5; Ez 37,i5ff.; 37,27; 43,7; Zeph 3,16-18; Sach 14,4-5, vgl. Ps



  1. if.). Jesus verhieß den Zwölfen, daß sie die Stämme Israels regieren werden (Lk 22,30 par.). Er verhieß ihnen auch seine An­wesenheit beim messianischen Mahl (Mt 26,29) und erschien ihnen beim Herrenmahl (Apg 1,4; 10,41). Visionär wird in Hebr

  1. 24 die Gemeinde der Erstgeborenen, d.h. die judenchristliche Gemeinde (vgl. Ex 4/33) gesehen, wie sie auf dem Zion in den heiligen Bereich der Anwesenheit der Himmlischen getreten ist. In diesen Zu­sammenhang gehört auch die Vision vom 1000-jährigen Reich und vom neuen Jerusa­lem (Offb 20 und 21). Die Erscheinungen des Auferstandenen (iKor 15,5-6 u.a.) künde­ten die Offenbarung vor dem ganzen Volk an, wie EZ43; Mi 1,4; Sach 14,4 angekündet.

Nach Apg 1,11 erwartete man die Offenba­rung am ölberg. Manche verbanden diese Erwartung mit apokalyptischen Vorstellun­gen von kosmischen Katastrophen, wie schon Nah 1,5; Hab 3,6. So anfänglich auch Paulus (rThess 4,16). Doch wie für alle Ver­heißung, so gilt auch für die Parusie-Erwar- tung, daß sie eine Zukunft eröffnet, aber zu­gleich ein entsprechendes Verhalten ver­langt. Schon im AT ist die Umkehr Bedin­gung des Heils (Jes 55,7; Jer 4,1; 18,8; Hos 14). Jesus droht den Erstgeladenen, daß die Verheißung von ihnen genommen wird, wenn sie dem Ruf nicht folgen (Lk 14,16-24). Petrus macht Apg 2,38ff. -» Be­kehrung zur Voraussetzung für die Rettung des Volkes, und Apg 3,19-20 werden die Ju­den zur Buße aufgefordert, »damit die Zeit der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommt. . .« Aber trotz anfänglicher Mis­sionserfolge hat Israel sich nicht zu Christus bekannt, sondern seine Jünger verfolgt und die Gemeinde zuletzt ausgestoßen. Am Ende der Mission in Judäa herrscht in Jerusa­lem nicht der Messias Jesus, sondern Hero- des Agrippa I, ein König, der sich nach Apg 12 von den Heiden als Gott verehren ließ, also eine antichristliche Gestalt. Parusie und Wiedergeburt Israels gehören zusam­men, deshalb gehören auch die Verstockung Israels und die Nicht-Erfüllung der Parusie- Erwartung zusammen.

  1. PAULUS UND DIE ZEIT DER HEIDENMISSION. Pau­lus wirkte anfänglich in der hellenistisch­judenchristlichen Diaspora-Mission, die schon früh auch Nichtjuden in die Ge­meinde aufnahm (Apg 11,20). Die Apg schil­dert das Ringen um die Juden im »Lande« durch die Jünger-Mission, und in der Dia­spora durch Paulus. Aber mehrmals (Apg 13,46h, 18,5h, 28,26ff.) wird angekündet, daß das Heil den Heiden zuteil wird, wenn Israel sich verstockt. In Rom wendet Paulus sich nur an die Juden (Apg 2 8,17ff.), kündet aber die endgültige Hinwendung zur Hei­denmission an, die damit erst voll einsetzt. Jetzt ist die Zeit der Heidenmission, in der die Gemeinde aus den Völkern gesammelt wird, die nicht unter das —> Gesetz (Israels) getan ist. Nach Röm 9-11 bleibt Israel ver­stockt, bis die Vollzahl der Heiden eingegan­gen ist (11,25), einst aber wird ganz Israel sich bekehren (11,26) und so die Verheißung der Propheten in Erfüllung gehen (vgl. auch Lk 2,32; 21,24; Apg 3,21; Offb 21).

  1. Heilsgeschichtliche Theologie Alle Theologie weist in dem Maß, als ihr Elemente der biblischen H., insbesondere der Geschichte Jesu Christi zugrundeliegen, heilsgeschichtliche Aspekte auf. Die wis­senschaftliche Theologie ist jedoch schon seit dem Altertum stärker durch Prinzipien der platonischen, aristotelischen, später der rationalistischen, idealistischen oder exi- stentialistischen Philosophie geprägt, weil diese eine theologische Systembildung er­möglichten, was für die H. nicht zutrifft. Oft wurden heilsg. Aussagen spekulativ ^u einer theologischen Totalitätsanschauung aus­geweitet. Irenäus sah in der Erlösung in Christus die Wiederherstellung des Urzu­standes. Augustinus sieht die Geschichte im Spannungsfeld von Bürgerschaft Gottes und (gottfeindlicher) Welt. Joachim von Floris erwartete um 1200 den Anbruch eines neuen heilsg. Zeitalters, des Zeitalters des Geistes.

Die altreformierte Bundestheologie ver­stand die Zeit vor und nach Christus im Ge­gensatz von Werkbund und Gnadenbund. Im —> Pietismus übte Joh. Albrecht Bengel (t 1752) durch seine heilsg. Bibelauslegung einen sehr starken Einfluß aus. In einem spekulativen Sinn wurden seine Gedanken dann weitergebildet in der Theosophie von

  1. Chr. Oetinger (f 1782). Heilsgeschichtli­che Theologen im 19. Jh. waren Gottfried —>

Menken und Joh. Chr. Konrad Hofmann (—> Erlanger Theologie), Biblizisten, die heilsg. Theologie als Schriftauslegung betrieben.

Eine in gewissem Sinn heilsg. Theologie re­präsentiert heute Wolfhart Pannenberg, für den die Geschichte Offenbarung ist, aller­dings mehr im Sinn von Hegels Ge­schichts-Universalismus als im biblischen Sinne. In Christus ist für ihn vorwegneh­mend schon sichtbar geworden, was das Ziel der Menschheitsentwicklung sei.

Aber der eigentliche Ort heilsg. Theologie ist nicht die Systematik, sondern die Erzäh­lung biblischer Geschichte, die Schriftaus­legung und die Predigt. Im Raum —> bibli­scher Theologie und Exegese ist denn auch das heilsg. Denken der Bibel am meisten fruchtbar gemacht worden, etwa durch G. von Rad, H. Gese, O. Cullmann, O. Michel und den auch im deutschen Sprachgebiet bekannten Engländer F. F. Bruce.

Lit.: F. F. Bruce, Zwei Testamente - eine Offenba­rung, 1972 - F. Flückiger, Theologie der Geschich­te, 1970-H. Gese, Zur biblischen Theologie, 1977 Flückiger

Heilsgewißheit

Im AT kommt eine Art kollektive H. zum Ausdruck im Vertrauen auf die Bundestreue Gottes, in der er sein erwähltes Volk vor sei­nen Feinden retten wird (Jes 7). Solche H. kann allerdings zu einer falschen Gewißheit entarten, wo man nichts mehr von der heili­gen Gerechtigkeit Gottes weiß (Jer 7,4). Im Judentum zeigte sich solche fragwürdige H. in der Berufung auf die Abstammung von Abraham und seine Verdienste vor Gott (Mt



  1. . Daneben gründete man H. vor allem auf die Erfüllung des Gesetzes. Solche H. ver­führte nicht nur zu einer dem Doppelgebot der Liebe widersprechenden Selbstgerech­tigkeit (Lk 15,25ff.; 16,15; vgl- Röm 10,3), sondern hinterließ auch eine letzte Unge­wißheit, ob denn der Gehorsam auch ausrei­che, um vor Gott zu bestehen (Mt 19,2 5; vgl. Röm 3,1 off.; 9,31).

Indem Jesus gerade Sündern die vergebende Liebe Gottes zusprach (Lk 19,10), wurde in der Annahme dieser Botschaft (—> Bekeh­rung; —» Glaube) für den einzelnen echte H. möglich. Dabei bezieht sich —» Heil im NT nicht nur auf das gegenwärtige Verhältnis zu Gott, sondern hat immer zugleich das - als nah erwartete — Endheil im Blick (iThess i, i o). Der dem Glaubenden verliehene Hl. —> Geist, der in ihm die H. wirkt (Röm 8,14-16), ist Angeld der kommenden Erlö­sung (2Kor 1,22; Eph 1,14). Solange das Ende noch aussteht, ist die Anteilhabe am Heil al­lerdings nicht ungefährdet. Ausdrücklich wird vor falscher Sicherheit gewarnt (Mt 26,41; 24,9-13; vgl. iKor io,i2f.; Phil 2,12f.; Röm ii,20; iTim 4,1; Hebr 6,4ff.; 1 o,26ff.; vgl. als Beispiele für Abfall vom Glauben Phil 3,18; iTim 5,15). Neben den Warnungen aber stehen Verheißungen und Aussagen der Zuversicht (Lk 22,3if.; Joh ro,28; Phil 1,6; iKor 10,13; Röm 8,38f.; 2Tim 2,13).

In der frühen und mittelalterlichen Kirche wurde, vor allem in Abwehr falscher Sicher­heit und sittlicher Laxheit, das eigene Tun des Menschen wieder zunehmend (mit-)be- gründend für die Erlangung des Heils, sei es im Sinne frommer Werke oder mystischer Versenkung. Entsprechend lehnte das Tri- dentinische Konzil 1547 die H. ausdrücklich ab, da niemand wissen könne, wer von Gott erwählt sei (Sessio 6, Cap 12; vgl. Can 15), und noch die moderne kath. Dogmatik spricht in diesem Zusammenhang betont von »Ungewißheit« (L. Ott, Grundriß 294). Demgegenüber fand Luther in der —» Recht­fertigung aus Gnade allein auch die Antwort auf die ihn jahrelang umtreibenden Präde­stinationszweifel und damit zur H. (WA 18,783; vgl. in den späteren luth. Bekennt­nisschriften FC SD XI 45).

In den Linien der -» Reformation ist auch im —» Pietismus die Lehre von der H. stets als zu echtem Glauben wesentlich dazugehörend lebendig gewesen (vgl. Spener, Erkl. d. ehr. Lehre § 423; M. —> Kähler, Wissenschaft d. ehr. Lehre § 497ff. »Abdruck der Erwählung im menschlichen Bewußtsein«).


  1. wird heute dort praktisch ausgeschlos­sen, wo (wie weithin in volkskirchlicher Frömmigkeit) —» Bekehrung abgelehnt wird und das Christsein nur ein »strebend sich bemühen« ist, bei dem das Ziel offen bleibt.

  1. wird aber dort mißverstanden, wo man (wie in manchen Strömungen des Neupie­tismus) aus ihr eine Theorie von der Unver- lierbarkeit des Glaubens nach der Bekeh­rung macht. Ihr widerspricht eindeutig das Zeugnis der ganzen Schrift. Auch foh 10,28 ist so wenig als gleichsam absolute Automa­tik gedacht wie die Zusage der —> Gebetser- hörung 15,7. Hilfreich kann demgegenüber —» Schniewinds im Anschluß an Luther ge­troffene Unterscheidung von H. (= ceititu- do) und Heilssicherheit (= securitas) sein, wobei Sicherheit als Beziehung zu Sachen, Gewißheit als Beziehung zwischen Perso­nen verstanden ist, auf die die Frage nach Si­cherheiten und Garantien ja eher zerstörend als festigend zu wirken pflegt. Heilssicher­heit entsteht im Anschluß an eine Theorie, die mehr aus einer abstrakten Vorstellung von Gottes Allmacht und Unveränderlich­keit als vom biblischen Wort abgeleitet ist.

  1. entsteht im persönlichen Anschluß an Je­sus, der im Zuspruch der Vergebung der Sünden in die Gemeinschaft mit Gott ruft und Anteil an seinem Reich gibt (Kol i,i3f.).

Lit.: J. Schniewind, Gewißheit - nicht Sicherheit, 1935, in: Zur Erneuerung des Christenstandes, 1966

Burkhardt

Heilslieder -» Liedgut


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