Evangelisches Gemeindelexikon



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Stunde, (Konventikel, Privaterbauungs­stunde, Gemeinschaftsversammlung) ge­hört wesensmäßig zum -» Pietismus. Au­ßerhalb der Gottesdienstzeiten findet man sich in Privatwohnung, Gemeinschafts­oder Gemeindehaus zu Bibelbetrachtung und —» Gebet zusammen. Ein Prediger oder Laienbruder (Stundenhalter, Brüdertisch) le­gen die Bibel praktisch, Zeugnis-, z.T. lehr­haft aus. Gelegentlich Feier des Herren­mahls. Das Ziel ist —>• Gemeinschaft und —> Erbauung der Gläubigen nach Apg 2,42 im Sinne des -» Priestertums aller Gläubigen (iPetr 2,5ff-; iKor 14,26). Von T. Untereyck (Mühlheim, 1665) und Ph. J. Spener (Frank­furt, 1670) eingeführt, wurde sie in Zeiten geistlicher Dürre zum Uberwinterungsort bibeltreuen Glaubens und danach zur Brun­nenstube der —> Erweckungs- und —» Ge­meinschaftsbewegung.

Lit.: J. Schmitt, Die Gnade bricht durch, 19583 -H. v. Sauberzweig, Er der Meister, wir die Brüder, 19772 - J. Wallmann, Phil. Jak. Spener und die An­fänge des Pietismus, 1970

Egelkraut

Stundismus

S., russ. stundizm, von (Bibel-)»Stunde« , im weiteren Sinn Benennung der ev. Bewegung in Rußland in der 2. Hälfte des 19. Jh.s, ge­nauer: Bezeichnung der in den 60er Jahren aufgebrochenen ev. Bewegung unter Ukrai­nern durch Einfluß von Bibelstunden deut­scher Bauern in Südrußland, zuerst im Dorf Osnova bei Rohrbach. Zunächst ohne Wil­len zu eigener Organisation, wurden die Stundisten aus der orthodoxen Kirche her- ausgedrängt. Anfänglich theologisch offen, wurden sie durch baptistische Einflüsse ge­prägt (-» Onckens Missionsreise nach Süd­rußland, Hilfen durch Mennoniten-Brü- der). Dem ersten Gesamtkongreß 1884 in Novo Vasil'evka folgte nach vorausgegange­nen örtlichen Behinderungen der Beginn der Verfolgungen im ganzen Russ. Reich bis 1905. Der S. (bedeutendste Vertreter: Mi­chail Ratuschnyj, Ivan Rjaboschapka) wuchs mit den anderen Strömen des ostslavischen Protestantismus, dem Baptismus im Kauka­sus und der Petersburger Erweckung (—» Radstock, -> Paschkov) in den Bünden der -» Baptisten und —» Evangeliumschristen zu­sammen.

Lit.: W. Gutsche, Westl. Quellen des russ. S., 1956 - M. Klimenko, Die Anfänge des Bapt. in Südrußl. (Diss.), 19s7 -H. Brandenburg, Christen im Schat­ten der Macht, 1974 - W. Kahle, Ev. Christen in Rußland und der Sovetunion, 1978

Kahle

Suchtkranke



Die heute immer noch verbreitete morali­sche Ächtung des S. verhindert rechtzeitige Hilfe. Alkoholismus ist seit 1968 juristisch als-Krankheit anerkannt, es besteht Behand- lungskostenübernahmeverpflichtung für

Rentenversicherungsträger oder Kranken­kassen. Verbreitetste Suchtmittel sind Al­kohol, Medikamente, moderne Rauschdro­gen; auch Koffein, Nikotin u.a. können zur Abhängigkeit führen. »Abhängigkeit« wird charakterisiert durch ein unbezwingbares Verlangen nach Selbstverwandlung. Kenn­zeichnend für die Krankheit Alkoholismus ist »heimlicher Beginn« mit relativ geringen Mengen, um im seelischen Bereich Erleich­terung, Vergessen, Durchsetzungsfähigkeit u.ä. Wirkungen zu bekommen. Nach Selbstkontrollverlust, der erst Jahre nach dem Erleichterungstrinken eintritt, ist die Fähigkeit zu gesteuertem Alkoholkonsum für immer verlorengegangen. Einzige Chance zur Gesundung ist jetzt lebensläng­liche Abstinenz.

Ursachen der Suchtentwicklung liegen vor allem in der mangelhaften Bewältigung von Konflikten aufgrund einer ungenügenden Reifung der Gesamtpersönlichkeit. Persön- lichkeitsnachreifungdes S. ist darum ebenso notwendig wie Abstinenz. Im geistlichen Bereich ist die Lösung der Fragen nach Ver­gebung, Sinn, Ziel und Hoffnung des Lebens entscheidend. Wichtig ist die Einbeziehung der Familienangehörigen, besonders des Ehepartners, in die Therapie. Seelsorgerliche Hilfe sollte durch im Um­gang mit S. Erfahrene geschehen. Gute Dienste tun auch die Selbsthilfegruppen (Zusammenschlüsse ehemaliger Patienten, wie Anonyme Alkoholiker), und die ambu­lanten Behandlungs- und Beratungsstellen. Stationäre Behandlungen werden in ver­schiedenen Fachkrankenhäusern der BRD durchgeführt —> Blaues Kreuz

Lit.: Feuerlein, Alkoholismus-Mißbrauch und Ab­hängigkeit, 197 s - Odermatt, Alkohol heute, 1974 -Rieth, alkoholkrank?, 1977 Rieth

Süddeutsche Vereinigung für Evangeli­sation und Gemeinschaftspflege

1. Geschichte. In Verbindung mit einem öf­fentlichen Bibelkurs wurde die S.V. am 6.1.1910 in Calw als Gemeinschaftsverband innerhalb der Ev. Kirche gegründet. Durch Erweckungen um die Jahrhundertwende wa­ren in Württemberg unter dem Einfluß von J. -» Vetter (-» Zeltmission) und Persönlich­keiten wie E. Schrenk, O. Stockmayer,



  1. Giebler, —» Modersohn und anderen mar­kanten Predigern zahlreiche Gemein­

schaftsgruppen entstanden. Ihre neupietisti- sche Prägung wurde von den älteren Ge­meinschaften teilweise abgelehnt. Der erste Vorsitzende des »Provisorischen Vorstan­des« wurde Pastor H. —> Coerper. Weitere Gründernamen sind: J. Blank, P. Schmid, J. Zimmermann, I. Weisser. Die Laien über­wogen, doch wurden sie bald durch die An­stellung von Predigern und Schwestern der —> Liebenzeller Mission ergänzt. Später ka­men Mitarbeiter von der —> Bahnauer Bru­derschaft, der —> Hensoltshöhe und dem Brüderhaus Tabor dazu. Das rasche Wachs­tum der Kreise erforderte vielerorts eigene Versammlungsräume. 1912 erfolgte der An­schluß der S.V. an den —> Gnadauer Verband.

  1. Anliegen. Erweckliche und erbauliche Verkündigungen; Sammlung und Dienstzu- rüstung erweckter und wiedergeborener Menschen; gezielte Arbeit unter Frauen, Ju­gendlichen (eigener —> EC-Landesverband) und Kindern; ausgedehnte Freizeitarbeit; Seelsorge an Erholungssuchenden in eige­nen Erholungs- und Freizeitheimen; Blät­termission; Förderung der Äußeren —» Mis­sion. Die S.V. ist wesentlicher Träger der Liebenzeller Mission.

  2. Organisation. Es gibt in den 25 Gemein­schaftsbezirken in Baden-Württemberg ca. 300 Gemeinschaften mit etwa 8000 Besu­chern, 55 Jugendkreise, 300 Kindergruppen und 50 verbandseigene Gemeinschaftssäle bzw. -häuser. Neben 1 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern stehen z.Zt. 25 vollzeitliche Prediger und 15 Schwestern bzw. Gemein­dehelferinnen. Jährlich findet die Hauptkon­ferenz mit etwa 3 000 Besuchern statt; dane­ben Verbandsbrüdertage und Verbandsbrü­derkurse zur geistlichen Orientierung und Zurüstung der Mitarbeiter. Die Mitglieder­versammlung und der aus 8 Personen beste­hende Brüderrat, bilden die Organe. Ein Ge­meinschaftsinspektor und ein geschäftsfüh­render Inspektor vertreten die Anliegen nach innen und außen. Die Geschäftsstelle ist seit Gründung in Stuttgart-Bad Cann­statt.

Lit.: Mitteilungsblatt »nachrichten der SV.« (seit 1914) - Festschrift: 60 lahre Süddeutsche Verei­nigung, 1910-1970 Baur

Südost-Europa-Mission Arbeitsge­

meinschaft ev. Missionen —> Gastarbeiter­mission —> Gnadauer Verband II/6 —» Zigeu­nermission

Sünde



I. Grundsätzliches:

S. ist die Auflehnung des Menschen gegen Gott und das Leben im Ungehorsam gegen seine Gebote. Der Begriff S. führt von der ne­gativen Seite her ins innerste Geheimnis christlicher Lehre und geistigen Seins. Es ist deshalb für unsere ganze Sicht der Welt von weichenstellender Bedeutung, ob wir uns von der biblischen Gottesoffenbarung oder von menschlicher Ideologie die S. definie­ren lassen (K. -» Heim). Will man sich ein Urteil über die Güte einer Theologie bilden, kann man darauf achten, ob darin die S. ernstgenommen oder verharmlost wird. S. ist weder Einbildung noch Mißverständnis oder irgend ein Mangel, sondern Willens­macht, die sich in Feindschaft gegen Gott auflehnt und seine Alleinherrschaft bestrei­tet. Damit greift die S. an die letzten Funda­mente unsichtbarer und sichtbarer Wirk­lichkeit. Wer S. verstandesmäßig zu erklä­ren sucht, beweist, daß er von ihrem Wesen nichts weiß.



n. Erkenntnis und Wesen der Sünde: Erkenntnis der S. gibt es im Lichte Jesu Chri­sti, der durch sein Leben und Sterben Gottes heiligen Willen erfüllt, durch sein Opfer am Kreuz alles Opfern und Sühnen gültig deutet und besiegelt und am Ostermorgen im Auf­erstehungssieg die Pforten der Hölle über­windet. In seinem Lichte erkennen wir:

  1. s. ist in gottes augen so ernst, daß sie nur durch Blutvergießen (Sühnung) behoben und vergeben werden kann (Lev 17,11; Mt 26,8; Hebr 9,22).

  2. WEIL KEIN MENSCH OHNE S. IST (Joh 8,7; RÖm 3,9ff.; Gal 3,22), kann allein Gott S. besiegen (Röm 8,3; Joh 1,29).

  3. GENAU DIES TAT GOTT AUS FREIEM ERBARMEN (Röm 8,3); diese Gnade kostete ihn aber sei­nen eigenen Sohn (Röm 8,32; vgl. Gen 22,12; 2Kor 5,21; Gal 3,13; Mt 27,46; vgl. Jes 52,13-53,12).

  4. WEIL CHRISTUS WIRKLICH AUFERSTANDEN IST, ist der S. das Rückgrat gebrochen (iKor 15,17; Röm 4,25).

  5. QUELLORT DER S. IST DAS MENSCHLICHE HERZ (Gen 6,5; 8,21; Mt 15,19; Jak 1,15). Nichtnur Peripherie und »niedere Triebe der Sinn­lichkeit« (wie Platonismus, —> Aufklärung, —» Idealismus und stellenweise der —> Pie­tismus meinten), sondern unser Wesenskern (Geist) ist von der S. befallen. Aus dieser Mitte bringt die S. ihre Werke hervor (Gal 5,17; Mt 3,io).

  6. S. KAM IN DIE WELT DURCH DEN UNGEHORSAM DES ERSTEN MENSCHEN (Gen 3; RÖm 5,12;

  1. . Als Strafe dafür wurde der Ackerboden von Gott mit Fluch, die Schöpfung als ganze mit dem Gesetz des Todes belegt. Im An­schluß an Röm 5,12 und Ps 51,7 spricht man seit Augustin von der Erbsünde, d.h. alle Menschen werden ausnahmslos im Zustand des geistlichen Todes (iKor 2,14; Eph 2,1), geboren, ausgeliefert an die Macht der S. (Röm 6,23; 7,10), die ihre Kraft aus dem Ge­setz empfängt (iKor 15,56). Gen 3-11 zeigt ursprünglich und beispielhaft, wie es um den der S. ausgelieferten Menschen bestellt ist. 2Thess 2 tut dasselbe im Blick auf die —» Endzeit.

  1. DER SÜNDENMACHT EIGNET KOSMISCHE DI­MENSION (Eph 6,12; Kol 1,20; iKor I5,24ff.; iPetr 3,19; 4,6). Ihr Reich faßt sich zusam­men im -» Teufel (2Kor 4,4; Joh 14,30).

  2. AUCH DAS -> BÖSE BEKOMMT VON GOTT Seine Zeit zur Ausreifung (Mt 13,36-43), ja muß zum Wachstum der Gläubigen oft als »Dün­gemist« (Luther) dienen (Röm 8,28). Der endzeitliche Kampf muß bis zur —» Wieder­kunft Jesu noch solche Dimensionen an­nehmen, daß darunter »die Kräfte des Him­mels ins Wanken kommen« (Mt 24,29), ein weiterer Hinweis darauf, daß S. nicht auf menschliche Innerlichkeit beschränkt wer­den darf.

  3. DER MENSCH KOMMT VON DER S. NUR LOS durch den Tod, weil dieser ihr Lohn ist (Röm

  1. oder durch Abkehr von bzw. Bekennen der S. (Ps 32,5; ijoh 1,9 —> Beichte) und —» Wiedergeburt zum —» Glauben an Christus. Durch die Lebensverbindung mit ihm wird sein Tod mein Tod und sein Leben mein Le­ben (Joh 3,3; Röm 6,11; 2Kor 5,14; Gal

  1. 20). In der geistgewirkten Liebe des Christen wird jetzt schon etwas vom Sieg Jesu über die Sünde sichtbar (1 Joh 3,8ff.).

  1. AUCH DEN GLAUBENDEN STEHT DER LEIBLICHE TOD noch bevor (Röm 8,iO; 6,23; iKor 15,26). Darum harren sie des Tages, an dem Jesu Sieg in aller Welt offenbar wird (Röm 8,19ff*; Offb 21,1 ff.); diese Sehnsucht ver­stärkt sich durch die Möglichkeit, daß auch Glaubende noch in Sünde fallen können (1 Joh 2,1).

III. AUSBLICK:

Seit der Aufklärung wird die biblische Lehre von der S. durch die —> liberale Theologie be­kämpft. Nicht durch den Tod des Bösen, sondern durch Verstärkung und Veredelung des Guten im Menschen soll dieser aus den »niederen Zuständen« befreit werden. Die­sem Freisinn verwandt sind Mystik und fernöstliche Meditation, denn überall wird eine natürliche Verbindung des menschli­chen Seelentums zu Gott vorausgesetzt. Auch die —» Gruppendynamik geht durch­gehend von einem optimistischen Men­schenbild aus, das die S. nicht ernst nimmt. Dagegen ist es für fast alle erwecklichen Be­wegungen in der Geschichte der Kirche (—» Erweckung) kennzeichnend, daß in ihnen die Erkenntnis der tiefwurzelnden Gebun­denheit des Menschen an die S. aufbricht.

Lit.: J. Müller, Die christliche Lehre von der Sünde, 18776 - K. Heim, Die Weltanschauung der Bibel, 19318 - O. Riecker, Bildung und Heiliger Geist, 1974

Sierszyn



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