Das „Systemische“ in Satirs Ansatz
Virginia Satir wagte es in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als Sozialarbeiterin in einer von Medizin und „objektiver“ Wissenschaft dominierten Männerwelt neue Wege der Therapie zu beschreiten.
Ihr Ansatz, ganze Familien zu behandeln, verstieß gegen das bis dahin geltende Prinzip der Einzelberatung und -therapie. Virginia Satir berichtet dazu: „Diese frühe Periode war aufregend für diejenigen von uns, die mit Familien zu arbeiten begonnen hatten, denn wir bewegten uns auf völlig neuem Gebiet. Es war ängstigend, sich über die Grenzen des Erlaubten hinauszuwagen, denn wir setzten theoretisch und manchmal buchstäblich unser berufliches Ansehen aufs Spiel“ (Jürgens & Salm, 1984, S. 405).
Satir erarbeitete für sich eine neue Sicht auf die Rolle der Therapeutin: Während im psychoanalytischen Ansatz zu der damaligen Zeit der Blickkontakt zwischen Therapeut und Patient möglichst vermieden wurde, nahm Satir nicht nur aktiv Blickkontakt auf, sondern ging engagiert und emotional zugewandt in Kontakt.
Neu in ihrer Arbeit war auch, dass sie die Beziehungsebene, die Familie als System, in den Blick nahm und zugleich den innerpsychischen Prozessen (Selbstwertkonzept, Bewusstheitsrad) Beachtung schenkte (Tschanz Cooke, 2013, S. 59 f.).
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