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#12999

Diskussionsvorträge

Biokatalytische Hydroxylierung unter Anwendung des Konzepts der

Andock-/Schutzgruppen

D1 Herfried Griengl,

Anna de Raadt, Markus Florian Klingler, Hedda Katrin Weber, Hans Jörg Weber

Institut für Organische Chemie, Technische Universität Graz

Stremayrgasse 16, 8010 Graz, Österreich
Die biokatalytische Hydroxylierung von Steroiden und Terpenen wurde bereits in großem Umfang zur Darstellung von Verbindungen angewendet, die industrielle und medizinische Bedeutung besitzen. Im Gegensatz dazu ist die Biohydroxylierung im Bereich der synthetischen organischen Chemie zur Darstellung von enantiomerenreinen Produkten als allgemeine synthetische Methode noch wenig entwickelt. Um dem Organiker eine regio- und enantioselektive Methode zur Hydroxylierung nicht-aktivierter Kohlenstoffatome in die Hand zu geben, entwickelten wir das Konzept der Andock-/Schutzgruppen1. Damit sollte es möglich sein, mit wenigen Mikroorganismen organische Verbindungen in möglichst vorhersehbarer Weise selektiv zu hydroxylieren und somit die Notwendigkeit eines Screenings von hunderten Mikroorganismen oder die Anwendung von mikrobiologischen Anreicherungstechniken zu vermeiden. Auch sollte eine gewisse Vorhersagbarkeit der Ergebnisse gegeben sein. Das Prinzip besteht darin, daß an das zu hydroxylierende Substrat eine Gruppe eingeführt wird, von der bekannt ist, daß diese die Akzeptanz des Substrats durch den Mikroorganismus begünstigt. Auch sollen auf diese Weise allfällige durch den Mikroorganismus bedingte Nebenreaktionen unterdrückt und die Handhabung der Substrate erleichtert werden. Eine Anwendung dieses Konzepts auf Carbonsäuren1, Ketone2, Alkohole1 und Aldehyde1 sowie Weiterentwicklungen werden anhand von Beispielen gezeigt.






C.b.=Cunninghamella blakesleeana, B.b.=Beauveria bassiana, M.a.=Mortierella alpina

Literatur:

[1] G. Braunegg, A. de Raadt, S. Feichtenhofer, H. Griengl, I. Kopper, A. Lehmann, H. J. Weber, Angew. Chem. Int. Ed. 1999, 38, 2763.

[2] A. de Raadt, B. Fetz, H. Griengl, M. F. Klingler, I. Kopper, B. Krenn, D. F. Münzer, R. G. Ott, P. Plachota, H. J. Weber, G. Braunegg, W. Mosler, R. Saf, Eur. J. Org. Chem., in press.


Industrielle Oxidationsverfahren mit Luft/O2

D2 Karl Heinz Neumann

Bayer AG Leverkusen, GB Chemikalien,

51368 Leverkusen


Porphyrin-katalysierte Oxidation von Hydroxytoluolen zu Hydroxybenzaldehyden
Die Oxidation von Toluolderivaten mit Luft/O2 führt in der Regel zu aromatischen Carbonsäuren. Diese Reaktion kann meist nicht auf der Aldehydstufe angehalten werden. Aromatische Aldehyde sind jedoch interessante Zwischenstufen zur Herstellung von Pharma- und Pflanzenschutzprodukten, beispielsweise Zimtsäurederivaten.

p
-Hydroxytoluole und o-Hydroxytoluole bilden in diesem Zusammenhang eine Ausnahme und können durch Oxidation mit Luft/O2 im basischen Milieu in Gegenwart eines Eisen- oder Manganporpherin-Komplexes und eines Kupfersalzes als Cokatalysator in hohen Ausbeuten zu den entsprechenden Hydroxybenzaldehyden umgesetzt werden.


Cobalt-katalysierte Oxidation von 9,10-Dihydro-9,10-methanoanthracen-9-carbaldehyden zur Carbonsäure.
9,10-Dihydro-9,10-ethanoanthracen-9-carbonsäuren sind wichtige Zwischenprodukte zur Herstellung von Antidepressiva. Zur Herstellung ist nur die Oxidation des Aldehyds zur Säure mit „Jones-Reagenz“ (CrO3/H2SO4) literaturbekannt. Die Oxidation mit Chromverbindungen im technischen Maßstab ist aus Umweltaspekten heute jedoch möglichst zu vermeiden.

Die Suche nach einem Alternativverfahren wird besonders durch die Tatsache erschwert, dass die 9,10-Dihydro-9,10-ethanoanthracencarbonsäuren unter thermischer Belastung sehr schnell decarboxylieren.

Durch Oxidation der Aldehyde mit Luft(O2) in Gegenwart eines Kobalt- oder Mangan-Katalysators sind die 9,10-Dihydro-9,10-ethanoanthracencarbonsäuren unter sehr milden Bedingungen in hohen Ausbeuten zugänglich.

L
iteratur:

EP 330036, 451 650, 878 459 (Bayer AG)

DE-A-25 56 143, Sunagawa et.al.;Chem. Pharm. Bull 27 (8), 1806-1812 (1979)


Umweltschonende Ozonanwendungen zur Synthese und Produktveredelung sowie zur ressourcenschonenden Rückführung von Prozeßwässern.

D3 Achim Ried, Jörg Mielcke

WEDECO Umweltdienstleistungen GmbH,

Boschstr. 8, 32051 Herford


Ozon ist ein sehr starkes Oxidationsmittel, dessen Redoxpotential mit 2,08 Volt in saurer Lösung angegeben wird. Damit gehört es zu den stärksten Oxidationsmitteln, die im technischen Maßstab zur Anwendung kommen.

Ozonerzeugung [1]

Die verfügbare Technik zur Generation von Ozon hat sich in den letzten Jahren deutlich weiter-entwickelt. Dabei hängt die Effektivität der Ozonerzeugung generell vom verwendeten Speisegas, von der elektrischen Feldstärke, von der Kühlung und vom Design des Ozonerzeugers ab.

Aus getrockneter Luft lassen sich Ozonkonzentrationen von 20-60 g/m³ erzeugen; der Energie-verbrauch bewegt sich zwischen 12 und 18 kW/kg Ozon. Bei gesteigerter Produktion ( > 1kg Ozon/h) können unter Verwendung von Sauerstoff Konzentrationen von 100-190 g Ozon/m³ erreicht werden. Dafür werden je nach Kühlwassertemperatur 6-10 kW Energie benötigt. Typischerweise resultieren damit Produktionskosten von 1,80 - 3,00 DM/kg Ozon.


Synthese und Produktveredelung [2,3]

Im Bereich der organischen Synthese kommt der [3+2] Cycloaddition von Ozon an Olefine die größte Bedeutung zu. Derartige Reaktionen verlaufen unter C-C-Bindungsspaltung sehr spezifisch und eröffnen durch verschiedene Arten der Aufarbeitung der entstandenen Ozonide vielfältige Funktionalitäten in den Produkten. Generell lassen sich hohe Ausbeuten erzielen, auch sind die Spaltprodukte (Sauerstoff und Wasser), die aus dem Ozon selber entstehen, vergleichsweise einfach vom Produkt abzutrennen und kontaminieren die Umwelt nicht.

Großtechnische Anwendungen sind beschrieben, patentiert und Stand der Technik.

Zur Verbesserung der Produktqualität von Kaolin (Steigerung des Weissheitsgrads) (B), einem wichtigen Edukt z.B. für die Papier- und Keramikherstellung, wurden erstmals in Europa zwei Großanlagen (jeweils 30kg Ozon/h) von der WEDECO GmbH installiert. Die Durchsatz-mengen beider Anlagen betragen zusammen ca. 200.000 t/a.

Ebenso kann durch den Ersatz von Chlor durch Ozon im Bereich der Papier- und Zellstoffbleichung wie auch der Desinfektion jährlich ein großer Beitrag zum Schutz der Umwelt geleistet werden, da chlorierte Nebenprodukte (THM, AOX, DBP) nicht in die Umwelt gelangen.
Ressourcenschonende Rückführung von Prozeßwässern [1]

Prozeßwässer (C) sowie viele industrielle Abwässer (D) weisen nach biologischer Reinigung immer noch Anteile von biologisch nicht abbaubaren Substanzen auf. Dieser refraktäre CSB wird häufig von persistenten halogenierten Verbindungen (AOX) begleitet. Zudem können die anfallenden Prozeßwässer noch durch hohe Keimzahlen, durch Färbung oder Geruch belastet sein, was eine wünschenswerte Rückführung ausschließt und die Abreinigung bzw. die Beseitigung erschwert.

Der Einsatz von Ozon stellt ein geeignetes Verfahren dar, um derartige Problemstellungen nachhaltig und umweltfreundlich zu lösen. Die Verringerung des Wasserverbrauchs sowie der Ersatz von Mikrobioziden, chlor- oder bromhaltigen Wasserzusatzstoffen zur Brauchwasser­konditionierung stehen hier besonders im Vordergrund.






Abb.1: Anwendungen von Ozon zur prozeßintegrieten, umweltfreundlichen und wirt­schaftlichen Problemlösung.
Der Einsatz von Ozon zur Edukt- oder Produktveredelung, zur Rückführung von Prozeßwässern oder als wertvoller Synthesebaustein wird in verschiedensten Bereichen der industriellen Fertigung immer öfter diskutiert und zunehmend realisiert werden.
Literatur:

[1] A. Ried, J. Mielcke, M. Kampmann, Industrial Application representing a Process used in the Paper Industry - Ozone treatment of process and waste water , Proceedings of the 2nd International Conference on Oxidation Technologies for Water and Wastewater Treatment, ed.: CUTEC-Institut GmbH, Clausthal-Zellerfeld, 2000.

[2] K. Griesbaum, Organic Ozone Chemistry: Fundamentals and synthetic Potentials, Proceedings of the international Ozone Symposium, Basel, Switzerland, 1999, pp. 313-324.

[3] B.-D. Schober, Industrial Application of Ozonolysis in the Fine Chemical Production, Proceedings of the international Ozone Symposium, Basel, Switzerland, 1999, pp. 325-333.


Regenerierung Schadstoff-beladener Adsorber/Katalysator-Komposite

mit Wasserstoffperoxid

D4 Wolfgang Lutz, Rainer Bertram, Wolfgang Wieker, 1Manfred Jank

WITEGA Angewandte Werkstoff-Forschung gGmbH,

Justus von Liebig.Str. 3, 12489 Berlin



1Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,

Geusaer Straße, 06217 Merseburg


Organische Lösungsmittel werden adsorptiv an Aktivkohle bis auf Restgehalte von wenigen mg pro m3 aus Ablüften entfernt. Das bei ihrer Desorption mit überhitztem Wasserdampf anfallende Wasser/Lösungsmittel-Gemisch wird destillativ aufgearbeitet. Die leichter siedenden Komponenten gehen über Kopf ab, während die schwerer siedenden Verbindungen, wozu insbesondere eine Reihe chlorierter Kohlenwasserstoffe (AOX) zählt, im Sumpf verbleiben.
Um die kostenintensive destillative Abtrennung des Wassers aus dem Sumpf zu vermeiden, wird eine oxidative Zersetzung der AOX an Adsorber/Katalysator-Kompositen mit Wasserstoffperoxid nach vorheriger Adsorption vorgeschlagen [1].
Adsorber/Katalysator-Komposite sind Zeolithe mit Metallen, die über Haftvermittler in Form dünner Schichten von Alumosilicat oder Tonerde auf der Kristalloberfläche fixiert werden.

Zeolith Y und daraus hergestellte Komposite (schematisch dargestellt)


Am Beispiel der Zersetzung von p-Chlorphenol durch Wasserstoffperoxid wurde die Wirksamkeit von mit Platin präparierten Y-Zeolithen, die nach dem Steaming- (DAY-T) und dem Substitutions-Verfahren dealuminiert waren, untersucht. Im Vergleich zu Fenton`s Reagenz wurde eine deutlich verstärkte Ringspaltung und Chloridbildung festgestellt. Auf die üblicherweise in derartigen Verfahren eingesetzte Hilfsenergie, wie UV-Strahlung, konnte verzichtet werden, weil für die Oxidation der organischen Komponenten im adsorbierten Zustand geringere Aktivierungsenergien benötigt wurden.
Literatur:

[1] DE 195 42 170, 31.10.1995, DE 196 54 509, 18.12.1996, DE 197 18 929, 28. 04.1997 DE 197 08 746, 25.02.1997


Elektrochemische Oxidation und Reduktion von Kohlenhydraten und Oleochemikalien

D5 Hans J. Schäfer

Organisch-Chemisches Institut der Universität Münster

Corrensstraße 40, 48149 Münster


Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe nutzt die Syntheseleistung der Natur, schont die begrenzten fossilen Ressourcen und trägt zur Reduktion der CO2-Emission bei. Mit der Elektrosynthese1 wird zusätzlich eine umweltverträgliche Synthesemethode genutzt.

Die anodische Decarboxylierung ermöglicht C,C-Verknüpfungen mit einer Vielzahl von Carbon­säuren. Die Reaktionsführung ist einfach und im Maßstab leicht zu vergrößern. Die Möglichkeiten werden an Homo- und Heterokupplungen verschiedener Fett2- und Zucker-carbonsäuren3 gezeigt. Diisopropyliden-ketogulonsäure, ein Zwischenprodukt der technischen Vitamin C-Synthese, wird anodisch nahezu quantitativ zum Uronsäurelacton der L-Xylose 1 decarboxyliert.

Olefine mit elektronenziehenden Substituenten lassen sich kathodisch hydrodimerisieren. Auf diesem Wege wird Acrylnitril technisch mit über 300.000 t/Jahr in Adipodinitril überführt. Mit dieser Methode wurden Ketovinzylzucker und Enonfettsäuren hydrodimerisiert, von letzteren liefert Methyl 9-Oxo-10-undecenoat in 70 % Ausbeute den 1,22-Diester 2.

Alkohole können an der Nickelhydroxid-Elektrode zu Carbonsäuren oxidiert werden4, was an Fettalkoholethoxylaten gezeigt wird5. Das TEMPO+-Kation (2,2,6,6-Tetramethylpiperi-dinyloxy-Kation) vermag selektiv primäre Alkohole in Gegenwart sekundärer zu oxidieren. Durch indirekte Elektrolyse mit TEMPO als Mediator werden aus Methylglycosiden selektiv die entsprechenden Uronsäuren erhalten6.


Literatur:

1 H.J. Schäfer, Kontakte (Merck) 1987, 17-28, 37-49.

2 A. Weiper-Idelmann, M. aus dem Kahmen, H.J. Schäfer, M. Gockeln, Acta Chem. Scand., 1998, 52, 672-682

3 A. Weiper und H.J. Schäfer, Angew. Chem. 1990, 102, 228; Angew. Chem. Int. Ed Engl. 1990, 29, 195; M. Harenbrock, A. Matzeit, H.J. Schäfer, Liebigs Ann. 1996, 55-62.

4 H.J. Schäfer, Topics in Current Chemistry 1987, 142, 102-129.

5 K. Schnatbaum, H.J. Schäfer, GDCh-Monographie, Bd. 3, 1996, S. 235-241.

6 K. Schnatbaum, H.J. Schäfer, Synthesis, 1999, 5, 864-872.

Chemische Synthese einer anorganischen Solarzelle aus CdS / Cu2S – Nanokristallen

D6 P. Schilinsky, D. Godovsky, J. Parisi

Fachbereich Physik, Abteilung Energie- und Halbleiterforschung, Universität Oldenburg,

26111 Oldenburg

W. Caseri, P. Smith

Department für Polymertechnologie, ETH Zürich,

Universitätsstraße 40, 8092 Zürich, Schweiz
Die chemische Synthese von Solarzellen verspricht einen geringeren Energieaufwand als die herkömmlichen Methoden. So wurde von uns eine CdS/Cu2S–Solarzelle, die mit herkömmlichen Methoden Effizienzen von bis zu 11% erreichte [1], auf chemischem Wege hergestellt. Kristalle der Größenordnung von 100 nm berücksichtigen zum einen die geringe Diffusionslänge und bringen zum anderen den Vorteil eines fraktalisierten pn-Überganges [2].

In einer wässrigen Cadmiumacetat-Lösung reagiert dies mit Schwefelwasserstoff zu einer kolloidalen Lösung von 20 nm - 100 nm großen Cadmiumsulfid - Nanokristallen. Hieraus wurden durch Abdampfen des Lösungsmittels 0,1 µm - 3 µm dicke Filme von sich kontaktierenden Nanokristallen hergestellt. Durch Beimengung von bis zu 20% mol. Indiumchlorid in die Ausgangslösung wurde das Cadmiumsulfid dotiert und der spezifische Widerstand nahm bei zunehmender Menge Indium von 104Ohm*cm bis 101Ohm*cm ab.

Aus einer Lösung von [Cu(CH3CN)4]CF3SO3 in Acetonitril wurde mit Schwefelwasserstoff Kupfer(I)sulfid hergestellt. Hieraus wurden wiederum Filme aus untereinander kontaktierten Nanokristallen hergestellt. Beide Filme wurden nacheinander auf einen Frontkontakt (Indiumzinnoxid) aufgetragen und ein Rückkontakt (Kupfer) wurde aufgedampft. Durch dieses Verfahren erhielten wir eine Solarzelle, deren Wirkungsgrad augenblicklich noch untersucht wird.
Literatur:

[1] R.Birkmire,J.Philips,J.Meakin et al, Proc. 16th IEEE Photovoltaic Specialists Conf.,San Diego, CA, 1982, p.214.

[2] D.Godovsky, Springer Series Adv.Pol.Sci 153, s.177.

Ionische Flüssigkeiten – ein aussichtsreiches Lösungsmittelkonzept für Umwelt- und ressourcenschonende Synthesen und Prozesse?

D7 Peter Wasserscheid,

Institut für Technische Chemie und Makromolekulare Chemie der RWTH Aachen,

Worringer Weg 1, 52074 Aachen


Ionische Flüssigkeiten sind bei niedrigen Temperaturen (< 100°C) schmelzende Salze, die eine neuartige Klasse von Lösungsmitteln mit nicht-molekularem, ionischem Charakter darstellen.[1]

Abbildung: Typische Kationen und Anionen zur Bildung ionischer Flüssigkeiten


Im Gegensatz zu flüchtigen, organischen Lösungs- und Extraktionsmitteln besitzen ionische Flüssigkeiten keinen meßbaren Dampfdruck. Ein Verlust des Lösungsmittels durch Verdampfung tritt daher nicht auf. Ökologische und sicherheitstechnische Probleme, die durch das Ausgasen flüchtiger organischer Lösungsmittel entstehen können, lassen sich durch die Verwendung eines nicht-flüchtigen, ionischen Reaktionsmediums vermeiden. Daneben ergeben sich durch die Verwendung ionischer Flüssigkeiten zwei Ansatzpunkte zur Reduzierung des Katalysatorverbrauchs: Zum einen bieten die speziellen Löslichkeitseigenschaften des ionischen Reaktionsmediums häufig die Chance einer zweiphasigen Reaktionsführung. Unter Ausnutzung der Mischungslücke zwischen ionischer Katalysatorphase und Produkten kann in diesem Fall der Katalysator effektiv vom Produkt abgetrennt und mehrfach eingesetzt werden. Zum anderen erlaubt die nicht-flüchtige Natur des ionischen Lösungsmittels eine effektive Produktabtrennung durch Destillation. Auch hier besteht die Möglichkeit, die isolierte, ionische Katalysatorphase wiederzuverwenden. In beiden Fällen wird die Gesamtaktivität des eingesetzten Katalysators gesteigert und der Katalysatorverbrauch bezogen auf das erzeugte Produkt reduziert.

Ionische Flüssigkeiten ergänzen in sehr attraktiver Weise andere "Green solvent"-Konzepte, wie z.B. die Verwendung von überkritischem CO2 oder Wasser. Während überkritisches CO2 den Bereich der Anwendungen mit unpolaren Lösungsmittel abdeckt, kommen ionische Flüssigkeiten zur Substitution polarer organischer Lösungsmittel in Betracht. Im Unterschied zu Wasser sind ionische Flüssigkeiten sicher auch langfristig wesentlich teurer und werden daher vor allem dort Anwendung finden, wo wässrige Reaktionssysteme ungeeignet sind oder zu großen Problemen führen. In diesem Zusammenhang ist die oft unerwünschte Reaktivität von Wasser gegenüber aktiven Katalysatoren als limitierender Faktor zu nennen. Außerdem ist die Löslichkeit vieler Edukte in Wasser begrenzt.

Im Vortrag werden die oben genannten Aspekte am Beispiel der zweiphasigen Rh-katalysierten Hydroformylierung und der zweiphasigen Ni-katalysierten Oligomerisierung mit ionischen Flüssigkeiten erläutert.

Literatur:

[1] T. Welton, Chem. Rev. 1999, 99, 2071.

Recent Advances in Microwave Assisted Solvent Free Reactions in Organic Synthesis

D8 Nikolai Kuhnert

Department of Chemistry, University of Surrey,

Guildford GU2 5XH, UK


Since the appearance of the first article on the application of microwave irradiation for the acceleration of organic reactions [1], microwaves have been applied to an ever-increasing varieties of uses in organic synthesis. The focus has recently shifted towards solvent free methods wherein neat reactants are converted to pure products in high yields thereby eliminating the use of environmentally sensitive organic solvents [2,3]. This approach is potentially more beneficial than recovery of solvents from conventional reaction systems (a method which invariably results in considerable losses).

R
ecent results from our research will be presented, showing that microwave assisted solvent free conditions can be used in the synthesis of a wide variety of compounds such as ruthenium complexes, perdeuterated fatty acids and five-membered heterocyclic systems such as pyrroles 3-6 (the scheme below illustrates the style), oxazolines, thiazolines and indoles.

The ultimate challenge for any new method or technique in organic synthesis can be measured in its applicability to the total synthesis of a natural product. To our knowledge very few microwave assisted reactions have ever been applied in total synthesis. We will report two examples of the incorporation of microwave assisted protocols in total synthesis projects.
References:

[1] R. Gedye, F. Smith, K. Westaway, H. Ali, L. Baldisera, L. Laberge and J. Rousell, Tetrahedron Lett. 1986, 27, 279.

[2] S. Chaddick, Tetrahedron 1995, 51, 10403.

[3] R. W. Trainor, Aust. J. Chem. 1995, 48, 1665; R. S. Varma, Green Chem. 1999, 1, 43.


Mikroreaktoren in der industriellen Forschung

D9 Otto Wörz

BASF, Ammoniaklaboratorium

67056 Ludwigshafen


Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines chemischen Verfahrens sind die Einsatzstoffkosten, also die Selektivität. Mit den steigenden Rohölpreisen nimmt die Bedeutung der Einsatzstoffkosten immer weiter zu. Es wird also immer wichtiger, möglichst schnell den Reaktortyp zu finden und zu dimensionieren, der für eine bestimmte Reaktion die maximale Selektivität liefert.

In Mikroreaktoren ist das Verhältnis Oberfläche zu Volumen um Größenordnungen höher als in Labor- oder gar Produktionsreaktoren(1). Auch sehr schnelle und stark exotherme Reaktionen können deshalb isotherm durchgeführt werden. Ferner sind die Stofftransportwege extrem kurz. In Mikroreaktoren können deshalb Reaktionen in Regimen untersucht werden, die bisher nicht zugänglich waren. An einer flüssig-flüssig Reaktion und an einer heterogen-katalysierten Gasphasenreaktion wird gezeigt, daß man Erkenntnisse gewinnt, die das Auffinden des optimalen konventionellen Reaktors stark beschleunigen und ein sicheres scaling-up ermöglichen. Darüber hinaus wird in beiden Fällen eine deutlich höhere Selektivität erzielt, d.h. es wird ein Verbesserungspotential aufgezeigt(2) .


Chemische Reaktionen sind sehr verschieden hinsichtlich Reaktionsgeschwindigkeit, Temperatur, Druck, Reaktionswärme, Art und Zahl der Phasen, Korrosivität und vielem anderen mehr. Wir sind deshalb dabei, in der Regel gemeinsam mit Partnern, für alle möglichen Einsatzgebiete Mikroreaktoren zu entwickeln. Hauptziel der Untersuchungen ist immer, Reaktionsbedingungen mit höheren Selektivitäten zu finden. Dies kann auch indirekt dadurch geschehen, daß ein Mechanismus aufgeklärt wird. In einem Fall konnten Zwischenprodukte gefaßt und kinetisch verfolgt werden, die bisher nur postuliert wurden oder gar nicht bekannt waren. In einem anderen Fall konnte das Verhältnis katalytischer zu thermischer Reaktion ermittelt werden. Von Bedeutung kann es auch sein, in Mikroreaktoren mit kleinsten Substanzmengen Versuche unter technisch relevanten Bedingungen durchzuführen. Wir haben bisher acht Reaktionen untersucht, und in allen Fällen haben wir neue, interessante Ergebnisse erhalten, die mit konventioneller Versuchstechnik nicht möglich gewesen wären. Ähnliches berichten andere Arbeitsgruppen in Industrie oder Hochschule(3-5).

Es macht jedoch keinen Sinn, alle Reaktionen in Mikroreaktoren zu untersuchen. Interessante Ergebnisse sind nur zu erwarten, wenn die besonderen Eigenschaften des Mikroreaktors für die Reaktion relevant sind. Die Reaktion muß deshalb schnell sein, eine hohe Reaktionsenthalpie haben (exotherm oder endotherm), und sie muß komplex sein. Sie kann einphasig sein, aber bei mehrphasigen Reaktionssystemen sind die Aussichten auf interessante Ergebnisse besonders groß.

Bezüglich einer Produktion in Mikroreaktoren sind wir eher skeptisch. Die economy of scale spricht gegen die just in time Produktion kleiner Mengen. Und für eine world-scale Anlage könnten Hunderte von Millionen Reaktionskanäle erforderlich sein. Die Probleme der Reaktorfertigung, möglicher Verstopfungen und der Verteilung der Reaktanden erscheinen uns prohibitiv. Für realistisch halten wir dagegen einen Schritt vom jetzigen technischen Reaktor im cm-Bereich zu Reaktoren im mm-Bereich. Untersuchungen mit diesem Ziel haben wir begonnen.
Literatur:

(1) W.Ehrfeld,V.Hessel,H.Möbius,K.Russow:“Potential and Realization of Microreactors,“ in „Microsystem Technology for Chemical and Biological Microreactors;“ DECHEMA-

Monographs Vol 132. Verlag Chemie Weinheim(1996),p. 1-28

(2) Otto Wörz:“Wozu Mikroreaktoren?“ Chemie in unserer Zeit, 34(2000),Nr.1

(3) IMRET 1(2,3):“Proceedings of the First(Second, Third) International Conference on Microreaction Technology,“ Springer(Berlin),1998(1999,2000)

(4) J.J.Lerou et al.:“Microfabricated Minichemical Systems:Technical Feasibility“ DECHEMA-Monographs Vol 132, Verlag Chemie Weinheim 1996,p.51-70

G.Wießmeier,K.Schubert,D.Hönicke:““Monolithic Microreactors Possessing Regular Mesopore Systems for the Successful Performance of Heterogeneously Catalysed Reactions,“ in IMRET 1,p.20-26

Schadstoffarme Technologien, Nachwachsende Rohstoffe und Recycling – Wichtige Themenbereiche auch für den Chemieunterricht

D10 Hans Joachim Bader

Johann Wolfgang Goethe-Universität, Fachbereich Chemie, Institut für Didaktik der Chemie Marie-Curie-Str. 11, 60439 Frankfurt
Die Sicherung der Rohstoff- und Energiequellen sowie die Wiederherstellung bzw. Erhaltung einer intakten Umwelt sind eng miteinander verknüpfte Problemkreise, die für alle Menschen von großer Bedeutung sind. Bereits die Schule muss hier grundlegendes Wissen vermitteln und die Lernenden für diese Problematik sensibilisieren.

Eine besondere Rolle kommt dabei dem Chemieunterricht zu: Nur durch die Anwendung chemischen Wissens können Umwelt- und Energieprobleme verstanden und Wege, diese zu lösen, gefunden werden. Dies muß besonders vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die meisten Menschen nur während ihrer Schulzeit systematisch chemische Kenntnisse erwerben. Das Wissen und die Einstellungen, die sie während dieser Zeit erreichen, sind die Grundlage ihres zukünftigen Handelns.

Inhaltlich muss deshalb im Chemieunterricht auf geeignete Weise gezeigt werden, wie


  1. durch neue Synthesewege Möglichkeiten eröffnet werden, chemische Produkte ohne oder nur mit einem Minimum an Neben- und Koppelprodukten herzustellen,

  2. Rohstoffe, speziell petrochemische Rohstoffe, durch Nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden können,

  3. Abfälle wieder- und weiterverwendet werden können, um Energie und Rohstoffe einzusparen,

  4. im Rahmen von Ökobilanzen eine Wertung unterschiedlicher Prozesse und Produkte möglich ist.

In den vergangenen Jahren wurden umfangreiche Arbeiten durchgeführt, mit denen die genannten Themenkomplexe für den Chemieunterricht der Sekundarstufen I und II erschlossen wurden. Dies wird anhand ausgewählter Beispiele verdeutlicht.
Literatur:

1. H. J. Bader, Less Polluting Technologies, Regrowing Resources and Recycling: New Topics in the Teaching of Chemistry, Intern. Newsletter on Chemical Educ. 38 (1992) 12

2. Hans Joachim Bader und Liana Acs: Der PET-Kreislauf - Wie aus alten Kunststoffflaschen neue Kunststoffflaschen werden, NiU (Chemie) 7/32 (1996) 42

3. Insa Melle und Hans Joachim Bader, Das Thema Nachwachsende Rohstoffe in der experimentellen Schulchemie - Eine Übersicht, PRAXIS (Chemie) 45/6 (1996) 16

4. Hans Joachim Bader, Insa Melle und Sabine Nick: Nachwachsende Rohstoffe - Die Natur als chemische Fabrik, Unterrichtsmaterialien für den Bereich der Sekundarstufe I, (Lehrerheft / Overheadfolien / Arbeitsblätter / Schülerheft / Film), Hrsg.: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, Schroedel, Hannover 1997

Biologisch abbaubare Kunststoffe – ein Thema für einen zeitgemäßen Chemieunterricht

D11 Ilka Parchmann, IPN Kiel

Heike Huntemann, Universität Oldenburg
„Plastik auf den Kompost?!“ Diese Aussage steht vermutlich für die meisten Menschen im krassen Gegensatz zu ihren Alltagserfahrungen. Dennoch sind mittlerweile eine Reihe von Kunststoffen entwickelt worden, die auf dem Kompost „entsorgt“ werden könnten. Warum werden nicht mehr Produkte in derartigen Kunststoffe verpackt? Woraus bestehen solche Kunststoffe? Sind sie genauso stabil wie herkömmliche Kunststoffe?

Solche und ähnliche Fragen werden in einer Unterrichtseinheit aus der Konzeption Chemie im Kontext aufgegriffen [1]. Diese Konzeption hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Verständnisbasis für anwendungsbezogene chemische Fragestellungen bereits in der Schule zu legen. Der hier zugrundeliegende curriculare Ansatz vermittelt fachspezifische Kenntnisse im Rahmen möglichst authentischer Kontexte (z.B. „Das Wasserstoffauto als Fahrzeug der Zukunft?“ [2], „Die Ozeane und der Treibhauseffekt“ [3], „Kunststoffe auf den Kompost?“ [4]), wendet sie vielfältig in verschiedenen Zusammenhängen an, um sie schließlich aus den konkreten Kontexten heraus zu abstrahieren und so eine situationsunabhängige Wissensgrundlage zu schaffen. Ein wichtiger Aspekt von Chemie im Kontext ist dabei, insbesondere auch aktuelle Forschungsthemen mit in den Unterricht einzubeziehen.

Das Thema „Biologisch abbaubare Kunststoffe“ ist hervorragend als Grundlage einer solchen kontextbezogenen Unterrichtseinheit geeignet [4]. Mittels schulrelevanter Experimente mit biologisch abbaubaren Kunststoffen (Joghurtbecher, Müllbeutel) erfahren die Schülerinnen und Schüler etwas über die stoffliche Zusammensetzung dieser Produkte (Polymilchsäure, Polyesteramide) sowie über den molekularen Aufbau. Der grundlegende Reaktionsmechanismus der Veresterung zur Herstellung der Ausgangsstoffe kann ebenso betrachtet werden wie die Bedingungen des Abbaus. Als ein Aspekt zur Herstellung von Polyesteramiden geht dabei eine neue umwelt- und ressourcenschonende Synthese von Adipinsäure durch Oxidation von Cyclohexen mit Wasserstoffperoxid mit ein (vgl. Poster auf dieser Tagung) [5, 6].
Literatur:

[1] Parchmann, I.; Ralle, B.; Demuth, R.: Chemie im Kontext, Eine Konzeption zum Aufbau und zur Aktivierung fachsystematischer Strukturen in lebensweltorientierten Fragestellungen, MNU 53/3 (2000) S. 132-137

[2] Huntemann, H., Honkomp, H.; Parchmann, I.; Jansen, W.: Die Wasserstoff/Luft-Brennstoffzelle mit Methanolspaltung zur Gewinnung des Wasserstoffs, CHEMKON (2000) im Druck

[3] Paschmann, A. et al.: Die Bedeutung der Ozeane im Kohlenstoffkreislauf, MNU 53/3 (2000) S. 170-175



[4] Huntemann, H.; Parchmann, I.: Biologisch abbaubare Kunststoffe – ein neues Konzept für den Chemieunterricht, CHEMKON 7/1 (2000) S. 15-21

[5] Bolm, C. et al.: Die Suche nach neuen umweltfreundlichen chemischen Prozessen, Angew. Chem. 111/7 (1999) S. 957-959

[6] Sato, K. et al.: A „green“ route to Adipic acid: direct oxidation of cyclohexenes with 30 percent Hydrogen peroxide, Science magazine 281/11 (1998) S. 646-647

Wertstoffgewinnung aus Elektronikschrott und Verbundwerkstoffen – eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Technologie

D12 Jan-Michael Gosau

Adherent Technologies, Inc.

11208 Cochiti SE, Albuquerque, NM 87123


Das Recycling von Elektronikschrott und Verbundwerkstoffen ist mit grossen Schierigkeiten verbunden. Die meisten “Rohstoff”= Abfallströme sind hochgeradig gemischt und verlangen drastische Bedingungen,um sie in nutzbare Bestandteile zu zerlegen. Adherent Technologies, Inc. hat zwei Verfahren entwickelt die nutzbare Rohstofffe aus Elektronikschrott und Kohlefaserverbundwerkstoffen unter wirtschaftlichen Bedingungen und in voll geschlossenen Systemen gewinnen können

Zur Wiederaufbereitung des Elektronikschrotts wird ein Vakuumpyrolysenverfahren genutzt. Zerkleinerte Computer, Kopiermaschinen, oder sonstige elektroniscghe Geräte ohne Bildröhren werden unter Vakuum auf etwa 400 oC erhitzt. Die dabei freiwerdenden Polymerbruchstücke werden kondensiert und können einer destillativen Wiedergewinnung zugeführt werden. Der Rückstand, eine Mischung von Metallen, Glassfasern, Keramik und “Dreck” wird zunächst einer magnetischen und dann einer Eddy-Current Trennung unterworfen; dies isoliert hauptsächlich Eisenmetalle und Aluminium.. Der verbleibende Rest, weniger als 10% der Ursprungsmasse, enthält ueber 90% der Edelmetalle. Ein Extraktionsverfahren erlaubt die Gewinnung von Gold, Palladium und anderen Wertstoffen in nahezu quantitativer Ausbeute. Nur ungefähr 8% der eingesetzten Masse müssen der Deponie zugefürt werden, mit einer noch grösseren Reduzierung im Volumen.

Kohlefaserverbundwerkstoffe enthalten bis zu 70 % Kohlefasern. Diese Fasern stellen einen beträchtlichen Wert dar, selbst kurze Fasern werden mit DM 15/kg gehandelt. ATI’s hat einen nasschemischen Prozess entwickelt der Fasern mit einem Reinheitsgrad von 99.5% wiedergewinnt. Dabei ist es gleichgültig um was fuer eine Polymermatrix es sich handelt; das Verfahren zerlegt Epoxidharze ebenso wie Phenolharze. Als besonderer “Bonus” wird die gewonnene organische Mischung als Wärmetransferflüssigkeit verwendet, so dass im Dauerbetrieb ausser dem Katalysator keine weiteren Chemikalien verbraucht werden.

Beide Prozesse sind einer eingehenden betriebswirtschaftlichen Untersuchung unterworfen worden und sind ohne Abfallgebühren wirtschafltlich tragfähig.


Umweltkennzahlen als Instrumente zur  betrieblichen Umweltleistungs­analyse und Nachhaltigkeitssteuerung

D13 Christian v. Rozycki, Heinz Köser

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,

FB Ingenieurwissenschaften, Lehrstuhl für Umweltschutztechnik (UST);

06099 Halle/Saale
Konkrete quantitative Angaben zu Umwelteinwirkungen und -auswirkungen, Umwelt­leistungen und -zielen gehören zunehmend zu den Ansprüchen, die an das moderne Umweltmanagement von Betrieben gestellt werden. Umweltkennzahlen werden dabei als Instrumente zur Unterstützung von verschiedensten betrieblichen Tätigkeiten gesehen. Das Spek­trum reicht von der operativen Optimierung des einzelnen Produktionsprozesses über die Steuerung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses bis hin zur schrittweisen Annäherung an strategische Ziele wie „nachhaltiges Wirtschaften“. Basierend auf Literatur- und Umwelbericht-Auswertungen sowie einem Projekt zur Etablierung eines DV-gestützten Umwelt­kenn­zahlen­systems in einem größeren pharmazeutischen Betrieb, werden verschiedene Aspekte der Kennzahlenpraxis überblicksartig vorgestellt und an Beispielen erläutert:

Wie grenzen sich Umweltkennzahlen gegen andere Instrumente ab?

(Quantifizierung, Informationsverdichtung, Aufgaben- und Organisationsbezug)

Welche Kennzahlen eignen sich prinzipiell für welche Anwendungstypen und für wen?

Wie lassen sich Umweltkennzahlen auf Basis existierender betrieblicher DV-Informations­systeme realisieren? Welche praktische Probleme treten bei der Pflege auf?

(SAP-Materialklassifizierung, Kostenstellen, Umfangs-, Einheiten-Probleme)

Sollte man Wirkungsmodelle der Ökobilanzierung für Kennzahlen anwenden?

(Modelle, R-Satz-Modell, Normierung, EDW-Ansatz, Gewichtungsproblem, ISO-14042)

Eignen sich Kennzahlen zur Nachhaltigkeitssteuerung?

(Anforderungen, Nachhaltig­keitsbewusste, -förderer, -sicherer, Stand der Anwendung)

Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt auf den stoff-/energieflussbasierten Kennzahlen (im Gegensatz zu Managementleistungskennzahlen) und orientiert sich weitgehend am Ansatz einer betrieblichen Input-/ Output-Bilanz mit entsprechend differenzierten Öko-Kontenklassen. Die computer-gestützte Realisierung wird als wichtige und notwendige Entwicklungstendenz diskutiert.

Synthesis of 5-substituted annulated -Butenolides and -Lactams: Addition of Organometallic Reagents to Iron-substituted Enals and Derivatives

D14 Karola Rück-Braun, Frank Wierschem

Institut für Organische Chemie der Johannes Gutenberg-Universität

Duesbergweg 10-14, 55099 Mainz


Domino processes in which several bonds are formed in a single reaction sequence are of current interest. Thus, stoichiometric as well as catalytic transition metal mediated reactions cascades have received considerable attention, e.g. for the construction of annulated ring systems.

Reactions of iron-substituted (Z)-enals furnishing lactones or lactams reveal new mechanistic and synthetic aspects for organic synthesis. Dihydropyrrolones have been synthesized from iron-substituted enals and primary amines in a novel titanium-mediated intramolecular reaction cascade.1,2 Domino processes were developed leading to five-membered lactone skeletons by application of appropriate hydride donors.3 Experimental studies support the key role of  alkene hydridoiron intermediates in these transformations.

Reactions of iron-substituted N-sulfonyl azadienes, derived from iron-substituted (Z)-enals and benzene sulfonamide, with Grignard reagents furnish 5-substituted N-sulfonyl-dihydropyrrolones.4,5 By the use of N-sulfinyl azadienes and organometallic reagents unprotected 5-substituted dihydropyrrolones are formed, exclusively.5,6

Reactions of organolithium or Grignard reagents with cyclic iron-substituted enals provide 5 substituted -butenolides.7,8,9


Literatur:

1. K. Rück-Braun, Angew. Chem. 1997, 109, 526 - 528; Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1997, 36, 509 – 511.

2. K. Rück-Braun, T. Martin, M. Mikulás, Chem. Eur. J. 1999, 5, 1028 – 1037.

3. K. Rück-Braun, C. Möller, Chem. Eur. J. 1999, 5, 1038 – 1044.

4. P. Amrhein, D. Schollmeyer, K. Rück-Braun, Organometallics 2000, manuscript accepted for publication.

5. K. Rück-Braun, P. Amrhein, Eur. J. Org. Chem. Microreview, manuscript submitted for publication.

6. P. Amrhein, D. Schollmeyer, K. Rück-Braun, manuscript submitted for publication.

7. C. Möller, M. Mikulás, F. Wierschem, K. Rück-Braun, Synlett 2000, 182 – 184.

8. M. Mikulás, S. Rust, D. Schollmeyer, K. Rück-Braun, Synlett 2000, 185 – 188.

9. M. Mikulás, C. Möller, S. Rust, F. Wierschem, P. Amrhein, K. Rück-Braun, manuscript in preparation.


Eine Gold-katalysierte Arensynthese

D15 Tanja M. Frost, A. Stephen K. Hashmi

Institut für Organische Chemie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt,

Marie-Curie-Str. 11, 60439 Frankfurt am Main




Die Bildung aromatischer Ringe 1 mit definierten Substitutionsmustern aus offenkettigen Substraten hat eine Vielzahl von Anwendungen in der Organischen Synthese gefunden. Als wichtigste Beiträge der Übergangsmetall-Katalyse auf diesem Gebiet sind zu nennen (1) die [2+2+2] Cycloadditionen von Alkinen, entwickelt von Reppe (Ni-Katalysatoren),[1] Vollhardt (Co-Katalysatoren)[2] und anderen Gruppen (Rh-Katalysatoren),[3] als auch (2) die Dötz-Reaktion,[4] die Synthese von Hydrochinonen aus stöchiometrischen Mengen an Vinylcarben-Komplexen, Alkinen und CO sowie (3) die Dimerisierung von 1,3-Eninen (Pd-Katalysatoren).[5]




Wir wollen nun über unsere neue, intramolekulare und Gold-katalysierte Synthese von Arenen 3 aus einem terminalen Alkin und entweder einem Propargylketon (2) oder einem leichter zugänglichen Furan (4) berichten. Die Reaktion verläuft im neutralen Medium und bei Raumtemperatur. Mechanistische Vorschläge für diese Transformationen werden ebenfalls diskutiert.
Literatur:

[1] W. Reppe, N. von Kutepow, A. Magin, Angew. Chem. 1969, 81, 717-723; Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1969, 8, 727-733.

[2] K. P. C. Vollhardt, Angew. Chem. 1984, 96, 525-541; Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1984, 23, 539-556.

[3] R. Grigg, R. Scott, P. Stevenson, Tetrahedron Lett. 1982, 23, 2691-2692. B. Witulski, T. Stengel, Angew. Chem. 1999, 111, 2521-2524; Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1999, 38, 2426-2430.

[4] K. H. Dötz, Angew. Chem. 1984, 96, 573-594; Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1984, 23, 587-608.

[5] S. Saito, M. M. Salter, V. Gevorgyan, N. Tsuboya, K. Tando, Y. Yamamoto, J. Am. Chem. Soc. 1996, 118, 3970-3971.


Selektiver Aufbau quartärer Stereozentren bei Raumtemperatur durch Kupferkatalyse

D16 Jens Christoffers

Institut für Organische Chemie der Technischen Universität Berlin

Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin


Aminosäureamide, die sich von L-Valin, L-Isoleucin und L-tert.-Leucin ableiten, sind ausgezeichnete chirale Auxiliare für den Aufbau von quartären Stereozentren bei Raumtemperatur durch asymmetrische Michael-Reaktionen. Enamine, die aus -Ketoestern und diesen Amiden synthetisiert wurden, lassen sich in einer kupferkatalysierten Reaktion mit Methylvinylketon umsetzen. Nach protischer Hydrolyse werden die Produkte mit Selektivitäten von 90-99% ee und Ausbeuten von 70-90% erhalten [1]. Die Auxiliare lassen sich nach der Aufarbeitung quantitativ zurückgewinnen.

Die hier vorgestellte Methode ist eine wertvolle Ergänzung zur Bimetallkatalyse nach Shibasaki [2], weil erstens basische Reaktionsbedingungen vermieden und zweitens hohe Selektivitäten bereits bei Raumtemperatur erzielt werden. Der Aufbau von quartären Stereozentren mit über 90% ee nach Shibasaki gelingt nur bei –50°C [3].


Literatur:

[1] (a) J. Christoffers, U. Rößler, T. Werner, Eur. J. Org. Chem. 2000, 701; (b) J. Christoffers, A. Mann, Angew. Chem., im Druck.

[2] M. Shibasaki, H. Sasai, T. Arai, Angew. Chem. 1997, 109, 1290.

[3] H. Sasai, E. Emori, T. Arai, M. Shibasaki, Tetrahedron Lett. 1996, 37, 5561.


Selektive radikalische Additionsreaktionen und Radikal-Tandem-Reaktionen von tertiären Aminen

D17 Norbert Hoffmann, Samuel Bertrand, Jean-Pierre Pete

Université de Reims Champagne-Ardenne, Laboratoire de Réactions Sélectives et Applications UMR CNRS 6519, UFR Sciences, B.P. 1039,

51687 Reims, Cedex 02, Frankreich


Die radikalische Addition tertärer Amine an Alkene ist seit langem bekannt.[1] Obwohl aus dieser Reaktion eine Reihe von Verbindungen mit biologischer Aktivität erhalten werden, wurde diese Reaktion bisher kaum für die organische Synthese genutzt, da die Produkte nur in geringer Ausbeute und mit geringer Selektivität isoliert werden konnten. Wir haben eine effiziente photochemische Methode entwickelt, mit der einfache tertäre Amine stereoselektiv und mit hoher Ausbeute an Alkene addiert werden können (Schema 1).[2]



Schema 1

Die neuen Reaktionsbedingungen können auch für Radikal-Tandem-Reaktionen mit tertiären aromatischen Aminen genutzt werden (Schema 2).[3]





Schema 2

Mit Hilfe dieser Reaktionen haben wir eine Reihe stickstoffhaltiger Heterocyclen hergestellt. Außerdem wurde die radikalische Addition als Schlüsselschritt in der asymmetrischen Naturstoffsynthese genutzt.[4]


Literatur:

[1] Cookson, R.C.; de B. Costa, S.M.; Hudec, J. Chem. Commun. 1969, 753; Urry, W.H.; Juveland, O.O. J. Am. Chem. 1958, 80, 3322.

[2] Bertrand, S.; Glapski, C.; Hoffmann, N.; Pete, J.P. Tetrahedron Lett. 1999, 40, 3169; Bertrand, S; Hoffmann, N.; Pete, J.P. Eur. J. Org. Chem. 2000, im Druck.

[3] Bertrand, S.; Hoffmann, N.; Pete, J.P.; Bulach, V. Chem. Comm. 1999, 2291.

[4] Bertrand, S.; Hoffmann, N.; Pete, J.P. Tetrahedron Lett. 1999, 40, 3173

The Natural and Biotech Product Carnitine  a Key Chemical for water-soluble Fine Chemicals and Biodegradable Polymers

D18 B. Kamm*, M. Fischbach**, M. Kamm*, A. Riebel**,

* University of Potsdam, Institute of Organic Chemistry and Structure Elucidation, Research Section Bioorganic Synthetic Chemistry, Research Center Teltow-Seehof,

Kantstrasse 55, D-14513 Teltow, Germany (DE)

** Research Institute of Bioactive Polymer Systems, (biopos e. V.), Research Center Teltow-Seehof,

Kantstrasse 55, D-14513 Teltow, Germany (DE)


Carnitine 1 (1-propanaminium, 3-carboxy-2-hydroxy-N,N,N-trimethyl-, hydroxyde, inner salt), es­pe­cially the L(-)/(R)-(-)-enantiomer 1b is a betaine that can be found in tissue of animals, plants and mi­croorganisms, which firstly was isolated in 1905 from extract of meat. Carnitine 1 has a great physio­logical importance, particularly as an essential cofactor of the fat metabolism and was considered as a vitamin BT for a long time. Today, carnitine is a component of many phar­maceuticals and fitness drinks. The cosmetic industry also shows interest in carnitine com­pounds. In addition to the physio­logical action, 1 also shows “stiffening” effects in muscle tissue. These properties, the optical activity, the good solubility of 1 in protic solvents, such as wa­ter as well as improved availability of 1 via bio­technological processes [1] makes carnitine in­teresting for many areas of chemistry [ 2]. Looking for new water soluble monomers for biologically degradable polymers a series of novel partly not de­scribed carnitine derivatives 2-7 has been synthesized and firstly investigated regarding their ability for oligo- and polymerization. The concept and first results will be presented (Figure 1) [ 3].



Figure 1: Carnitine derivatives for carnitine based oligo- and polymers
References:

[1]

KULLA, H.G.; Enzymatic Hydroxylations in Industrial Application. Chimia, 45 (1991) 81-85

[2]

BERNABEI, I.; et al; The ß-Lactone Route to a Totally Stereoselective Synthesis of Carnitine Derivatives. Chem. Europ. J., 2(7) (1996) 826-31

[3]

Kamm, B.; et al.; Research results of a project of the German Research Association Ka 1457/1-1,1999, In publication and patent application

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